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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.08.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19170830028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1917083002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1917083002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-08
- Tag 1917-08-30
-
Monat
1917-08
-
Jahr
1917
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Seite 2. Nr. 440. Abend-Ausgabe Leipziger Tageblatt Donnerstag, 80. August 1V17 durch das Schicksal, das ihn und sein HauS ereilte, reichlich ge sühnt. Ader was wird das Rußland tun, daS sich vom Zarismus frei machen wollte und von all der Korruption, die er über das unglückliche Land gebracht? Die Moskauer Staatskonferenz war von dem Diktator Kerenski eigens zu dem Zwecke etnberufen, die Vertreter des russischen Volkes für die Wetterführung des Krieges zu gewinnen, und wenn nicht die Enthüllungen im Suchomlinow-Prozeß in letzter Stunde ein Wunder wirken, wird dem .starken Manne' sein Wunsch erfüllt. Die Revolution hätte dann dem nach Freiheit lechzenden russischen Volke nichts gebracht, weder Freiheit noch Frieden, sondern nur neue, ver schärfte Knechtschaft, die das Regiment des Zarismus noch weit in den Schatten stellt, lind doch darf man die Hoffnung nicht aufgeben, daß die Wahrheit dennoch allmählich auch in die wei testen Schichten und in die entlegensten Gegenden des weiten russi schen Reiches dringt und ihre Wirkung ausübt. Uns aber ist vor allem wertvoll: Rußlands Schuld am Weltkrieg und damit die Mitschuld seiner Verbündeten ist für alle Welt jetzt unwiderleglich dargekan, und diese Tatsache wird nun wohl auch die Versuche unserer Feinde, der deutschen Regierung und dem Deutschen Kaiser die Schuld am Weltenbrande aufzubürden, für immer zu Boden schlagen. „Sie sollen ihn nicht haben —" den freien deuischcn Rhein!' So sang in der deutschen Biedermeierzeit, die weist Gott wenig Kriegerisches an sich hatte, der rheinische Dichter Nikolaus Becker. Ez geschah nicht ohne Grund. Becker nannte das Kind beim rechten Rainen, wenn er die französische Begehrlichkeit, die eS immer wieder euf dir kerideutschen Rheinlende abgesehen, mit heiserem Rebengekrächze »ertlich. Er sprach und seng seinen LendS- leuien, unbeschadet de» unkr,ethischen Zeitcherekters, derert «ms der keeie, deß sein sied nlst nid »»IliMüwlich Wurde. And des in einem zer rissenen, uneinigen und dnrum zunächst ohnmächtigen Deutschland. (Endlich kam die große, stolze Zeil der deutschen Wiederauferstehung, für Frankreich ein fürchterlicher Schlag, zur Hälfte mitempfunden von unseren angelsächsischen .Verlern', denen nichts weniger in den Kram vast:?, al; ein geeinigtes Deutschland. Wir wissen: Lebte in den Hirnen französischer Staatsmänner seit 1871 vor allem andern der Revanche gedanke, so gleichzeitig in englischen Köpfen der Wunsch, den deutschen Glichet, der sich nicht mehr nach Englands Belieben in den Schalten steilen liest, je eher desto lieber nicderzuschlagen. DaS sind bekanntlich die tiefsten Ursachen dieses Krieges; sie liegen für jeden verständigen und unparteiischen Beurteiler in aller Welt klar zutage. And dennoch müssen wir und die Well cS immer wieder erleben, dast englische und französische Minister in einem Atem uns als die eroberungslustigen Bedroher Europas hinsteilen und — Deutschlands Beraubung und Zertrümmerung a!S ihre eigenen Kriegrzicle l-ckanntgcben! Wann wäre die Welt jemals dreister und schamloser angelogen worden, als in den Zähren dieses WeltbrandcS bis aus den heutigen Tag durch Staatslenker wie Ribot und Lloyd George und ihre Vorgänger seit 1814? Richt ohne angelsächsische Ermunterung konnte Frankreich sein be gehrliches Auge abermals auf die deutschen Rheinlande werfen. Nicht genug, dast man daS von Haus auS kerndeutsche, vom vierzehnten Lovis geraubte Elsast als französische Erde ansprichk und zurück- verlangt, -- nein, die französischen Falsch- und Vabanqucspieler am StaakSruder haben den alten, auf Eroberung des linken Rheinufers ab- zielenden Plan ihrer Vorgänger alles Ernstes zum ihrigen gemacht! Soweit sic sich dabei heuchlerisch-verschämt maskierten, wurden sie vom deutschen Kanzler Michaelis entlarvt und mußten sich wohl oder übel zu ihren frivolen Absichten bekennen. Wir kennen jetzt dis wirklichen Kriegsziele der Franzosen und Angelsachsen: Wegnahme der Reichs- und Rheinlonde — der letzten zum großen Teile —, Auslösung des übrigen Deutschlands in seine einzelnen Bestandteile, also Zertrümmerung des Reiches und seiner Macht- stellung, und wirtschaftliche Erdrosselung des deutschen Volkes. Das glauben Engländer, Amerikaner und Franzosen auch heute noch er reichen zu können. Dazu soll ihnen, ohne daß sie es alttu deutlich sagen, in erster Linie Entmutigung und Verzweiflung im deutschen Volk« selber verhelfen! Diesem Ziele gilt ihr ebenso eifriges wie gottlob ver gebliches Bemühen. Völker mit frechen Phrasen und heuchlerisch verlogenen Lockungen gewinnen zu wollen, ist zwar seit den Tagen Richards Ul. englische Art, — freilich, die Völker waren und sind auch danach, die sich dadurch täuschen ließen! DaS deutsche Volk in Waffen und daheim weih, was ihm blühen würde, könnte der englische Machiavcll Lloyd George seine und seiner französischen Hörigen KriegS- ziele verwirklichen. Cs ist deshalb ein selbstverständliches Gebot für uns Dahci.ngeblicbcnc, es unseren wasfenkragenden Volksgenossen an mutiger Entschlossenheit und Opferwilligkcil wenigstens einigermaßen glcichzukun. DaS wenigste, was wir tun können, ist, unser wirtschaft- lichcS Dnrchhalten zu sickern, denn dieser Krieg wird nicht nur mit Mordmaschincn, sondern letzten Endes durch Brot und Gold ent- schieden. Nun ist aber daS Fundament unserer wirtschaftlichen Stärke ein möglichst starker Goldbestand der Reichsbank. Möchte deshalb jeder und jede Deutsche nach bestem Können der Reichsbank eine goldene Kugel liefern. Das sind die Geschosse, die welsche Raubgier und eng lische Habsucht siegreich auS dem Felde schlagen werden und uns dem Frieden wirklich näher bringen. l-. * Ter Dresdener Lchrerverein zur Reform der Ersten Stände kammer. Zur Reform der Ersten Ständekammer hat der Dresdener Lehrerverein folgende Entschließung einstimmig Es ist eine eigene Sachs im Leden, daß, wenn man gar nicht an Glück oder Unglück denkt, sondern nur an strenge, sich nicht schonende Pflichterfüllung, das Glück sich von selbst, auch bei entbehrender, mühevoller Lebensweise einstrllt. Will), v. Humboldt. St. Marientag in Gent Von Fr. Willy Frerk. (Nachdruck verboten.) AuS weiter, weiter Ferne murrt wie ein leises Grollen der Ka nonendonner von Flandern herüber: da draußen ist Krieg irgendwo, in Gent aber feiert man Len Marientag heute. Festlich geputzt slanieren die Genter in d«n schönen Straßen ihrer allen Stadt. ES ist seltsam zweier- lei Volk Larin. Da sieht man elegante DandieS nach der neuesten Mode gekleidet, mit Damen und Dämchen mit offenem Wuschelhaar und hohen, französischen Slöckelhecken geschm.nkt und gepudert, di« ostentativ ftan- ösisch sprechen und die über das deutsche S»ldatenvolk hinwegsehen, als ei es Lust, nichts al» Lust, und da gibt es «nderseils sauber und gilt ärgerlich »ft auch mit dezenter Eleganz gekleidete Männlein und Weid ei«, die sich im breiten behäbigen «Rleemsch' unterhalten, die h!r und X den deutschen Feldgrauen freundlich zunicken und die man in den Abendstunden in der .Konkordia' oder bei .Löonidas' mitten unter dem deutschen Kriegsvolk wiedertrlsft. ES ist die typische Zweiteilung des belgischen Volkes, Les ganzen belgischen Landes in Wallonen und Fran- zosenfrrunde und Flamen, die sich ihr Volkstum und ihre Sprache, ihre Sitten und ihre Gebräuche trotz aller Einflüsse des offiziellen Belgiens erhalten Haden. Nun, zur Zeit, unter der Herrschaft d«S deutschen Gouverneurs, ist .Flämisch' Trumpf. Aeberall in Belgien werden di« flämischen Bestredungen unterstützt, die flämisch« Sprache — eine Mund art des Niederländischen — dem Französischen vorgezogen. An- die Flämrn fühlen das sehr wohl und wissen es zu würdigen. Gewiß, auch sie waren und sind es zum Teil noch heut«, ln ihrer echt flämischen Dick köpfigkeit, mißtrauisch und vorsichtig. An vielen Stellen sind die französischen Firmenschilder entfernt, die Schriften übermalt oder durch flämische erseht. Die flämischen Straßen namen sind betont groß und weithin sichtbar über die kleinen flämisch französischen Straßcnb.lder gehängt, in den größeren Geschäften, da man sonst — mit Rücksicht auf die bessere Kundschaft — nur französisch sprach, wird jetzt die flämische Sprache bevorzugt. So hat die schöne alte Stadt wieder ihr slawisches Aeustere erhalten, wie in den guten alten Zeiten. Nur moderner ist Gent geworden. Diese Stadt, di« jchon um 1540 etwa 225 000 Einwohner zählte und di« auch heut« noch 212 SSO S-ten la »hx» SWUrAL^Lt. 1k Ltt HWgräßt« Stad« NÄrnt; Mt gcsaß!: Für den Fall, dast eine Umgestaltung der Ersten Kammer durch geführt wird, möge auch der sächsischen VotkSschullehrerschaft berechtigte Vertretung zugestanden werden, die auS der freien Wahl der Berufs- genoßen heroorzogehen hat. Das Unterrichts- und das Kultusministe rium sind voneinander zu trennen. Dem selbständigen Unleriichtsministe- rlum ist das gesamte Schulwesen von der Elementarschule diS zur Hoch schule einschließlich der Gewerbe-, Fach- und Fortbildungsschulen zu unterstellen. Der N-Boot.„Lptimismus" der englischen Presse Die englischen Zeitungen vom 17. August 1917 bringen einen Kommentar der Rede von Lloyd George im Unterhaus«, der im allgemeinen die gleiche Inspiration ausweist. Mit groster ^Freude" werden die .beruhigenden' Angaben und Ziffern deS Premier ministers über die englischen Rahrungsmittelvorräte, di« abneh mende Uuterseebootßesshr, den gesteigerten Schiffbau usw. begrüßt. Nachdem dies geschehen ist, lassen es sich alle Zeitungen — wie man merkt, wiederum auf ein einheitliches Signal hin — ange legen sein zu betonen, daß man auf Grund dieser .erfreulichen' Ergebnisse nun aber doch in England keineswegs nachlassen dürfe, sich einzuschränken, zu sparen und die notwendigen Entbehrungen auf sich zu nehmen. Zwischen jenen beiden Leitmotiven aber, von denen das eine optimistisch ist, um zu beruhigen und auf das Aus land Eindruck zu machen, das andere pessimistisch, um ja nicht die zur Kriegsnot nötige Energie einschlafen zu lassen, ist genügend Spielraum vorhanden für Betrachtungen, die mehr oder weniger eine wirkliche Erkenntnis und ein wirkliches Bekenntnis der Sach lage darstellen. Man merkt ganz deutlich, daß einzelne Zeitungen den Fanfaren-OptimismuS von Lloyd George nicht mitmachen keinen. Rur die «Times' und die «Mprning P»st' hallen sich streng an die oben gekennzeichnete, der Presse anscheinend ge gebene Richtlinie. Äagegrn sind folgende Bemerkungen anderer Blätter bemerkenswert: So schreibt die « DailyMaIl': «Es ist ermutigend, wenn man hörk, daß wir in den letzten sechs Monaten nur halb soviel Tonnage verloren haben, wie die Deutschen behaupten, und daß wir die Hoffnung hegen dürfen, vor IahreSschlust 1900 000 Tonnen neuer Fahrzeuge zu bauen oder zu kaufen. Aber eS bleibk die Tatsache, daß unser monatlicher Ncltovcrlust — d. h. die Differenz zwischen den versenkten Schiffen und den ncuerbautcn — im Durchschnitt im letzten halben Jahre L50 000 Tonnen gewesen ist; daß also die Anterscebootgefahr noch nicht überwunden ist; und daß die Schätzung der neuen Tonnage, die zu Ende des Jahres verfügbar sein wird, wie die meisten Schätzungen, wahrscheinlich sich mehr in der Zuversicht als in der Praxis erweisen wird. Ein großer Teil der Roden von Mr. Lloyd George gehörte der Zukunft an, und weder er noch irgend jemand kann garantieren, daß seine Prophezeiungen in Erfüllung gehen werden.' In den «Daily NewS' heißt eS: «Die veröffentlichten Statistiken zeigen, dast unsere Verluste in den sechs Monaten durch glich 2<>0 000 Tonnen betragen haben, wobei der Neubau von den Versenkungen in Abzug gebracht ist. Man kann nicht be haupten, daß ein solcher Rekord Sicherheit aus- -" y ! t. Die Schläge, die das deutsche Unterseeboot unseren See transporten beibringt, sind heftig. Aber diese Tatsache braucht ihrer seits nicht Aushungerung zu bedeuten. Wenn die Versenkungen weiter abnehmen und der Neubau durch die Beihilfe der Bereinigten Staaten von Amerika zu der gemeinsamen Anstrengung erweitert wird, so wird sich die Sachlage stündlich verbessern. Aber das ist notwendiger weise eine Vorbedingung, auf die man sich nicht verlassen kann. Sowohl im A-Bootkrieg als auch im Luftkrieg schwingt das Pendel der Acberlegenheit bald nach dieser, bald nach jener Richtung.' Der «Daily Ehronicle" sagt: «Die Zahlen des Premier ministers befaßen sich nur mit der britischen Tonnage; wir haben keine solchen Zahlen für die Verluste der Schiffe von Ver bündeten und Neutralen, Verluste, die unS fast ebenso durch ihre Einwirkung auf die gesamte TranSportfähigkoit -er Welt treffen. Aber da er gleicherweise keine Ziffern für den ausländischen Schiffbau gab, der in den Vereinigten Staaten und Japan sehr wichtig zu werden verspricht, so must seine Angabe als eine im allgemeinen annehmbare Grundlage zur Einschätzung der Sachlage betrachtet werden.' Der «Manchester Guardian' endlich schreibt: .Di« Ziffern sind freilich erschreckend hoch, aber sie werden durch Neubau aus geglichen. Der Premierminister vermindert dadurch, daß er Neubau und Zukauf mitrechnet, die Nettoverluste für August auf 175 000 Tonnen oder ungefähr ein Drittel der deutschen Behauptungen. Wir sind nicht sicher, inwieweit er berechtigt ist, Schisse, die hinzugekaust worden sind, abzuziehen, denn schließlich ist es doch nicht das Eigentum an dem Schiff, daS den Ausschlag gibt, nachdem der uneingeschränkte Anterseebootkrieg eingesetzt hat, sondern die Gesamttonnage der Welt. Auch befriedigen uns nicht die Ziffern über den Neu bau, da dieselben sehr stark gesteigert werben müssen. Denn wir leben nicht vom Brot allein, sondern (immerhin biS zu einem gewißen Grade) von den Gewinnen deS SchiffahrtSgewerbes. Die ernsteste Frage in dem Anterseebootkrieg ist nicht die Lage, die während des Kriege- durch den selben hervorgerufen wird, sondern die Lage nach dem Kriege.' Diese Aeuherungen müßen genügen, um zu zeigen, daß die englische Presse, so willig sie der vorgezeichneten Linie «Optimis mus, aber gleichzeitig unablässige Energie zum Durchhalten" folgt. ihre eigenen Zweifel und Bedenken hat, die Lloyd George durch seine Rede nicht beseitigte. Lr konnte diese nicht beseitigen, denn selbst nach seinen eigenen beschönigenden und irreführenden Angaben bleiben die Wirkungen der Unterseeboote immer noch für England erschreckend genug. Wat an Abhilfe versprochen wird, liegt, wie et einzelne englische Blätter mehr oder weniger deutlich autsprechen, in der Zu » unst. Allet in allem kann man den Eindruck, den man auS der englischen Presse gewinnt, dahin zusammenfaffen, daß die Rede von Lloyd George ihr wohl den An laß zu Beruhlgungtartikeln, nicht aber eine wirkliche Beruhigung gegeben hat. Unsere Getreideernte Man schreibt uns: Die Frühdruschprämien haben die Wirkung gehabt, daß in Liefern Jahre eia lieber blick. über das Ernteergebnis weil früher ermöglich rst, als la den letzten Jahren. Im großen und ganze«, "arf man unsere Ernte als eine Mitlelernte bezeichnen, teilweise liegt bas Ergebnis darunter, teilweise haben sich aber auch dir Schädigungen der Notreife als nicht so erheblich herauSgestellt, als vielfach befürchtet wurde. Sollen wir blS zur nächsten Ernte mit unserem Brotgetreide durchholten, dann ist auch in diesem Jahre grösttc Sparsamkeit erforderlich. Wenn Liese aber walten wird, besteht kein Zweifel, daß wir vor einem Mangel an Brot unter allen Umständen geschützt sind. In vielen Frühdrusch - gebieten hat die Ablieferung des Korns bereit- einen sehr großen Amfang angenommen, vielfach wurde schon mehr als die Hälfte der Ern:e auSgcdroschen und abgeliesert. Hierdurch ist der Reichtgetreidestelle die Uebersicht übe- den zu erwartenden Gcsamternleertrag wesentlich er leichtert, so dast für die Bemessung der Brotration schon jetzt ein ziemlich zuverlässiger Maßstab vor liegt. Es ist zutreffend, daß die über Erwarten großen Mengen »en Kern, die unter dem Einfluß der Frühdruschprämien zur Ablieferung gelangten, teilweise Schwierigkeiten in der Unter bringung »erur sicht haben. Zu Befürchtungen, wie sie in der Preße zum Ausdruck gekommen sind, es könnte Getreide infolge unzureichender Lagerung in größerem Umfangs verderben, liegt kein Anlast vor. Die Trockenheit während der Erntezeit hat in dieser Beziehung sehr günstige Wirkungen gehabt. Die politische Lage irr Ungarn wib. Budapest, 30. August. (Ung. Korrespondenz-Bureau.) Graf Johann Zichy wird demnächst mit dem Ministerpräsi denten Wekerle in Unterhandlungen eintreteit. In politischen Kreisen sieht man den Verhandlungen mit größtem Interesse ent gegen, weil Zichy der Regierung Wekerle größere Sym pathie entgegenbringt als der Regierung Esterhazys, waS man damit begründet daß Zichy vor zwei Monaten bereit gewesen wäre, dem Kabinett Wekerle beizukreten, wenn Wekerle damals mit der Kabinettsbildung betraut worden wäre. In der nationalen Ar beitspartei schätzt man die Zahl der etwiagen Anhänger Zichys gering, in Regierungskreisen dagegen hofft man, baß es Wekerle gelingt, eine solche Grundlage zu finden, die einer Gruppe der na tionalen Arbeitspartei die Unterstützung -er Regierung Wekerle ermöglichen. Politische Nachrichten ' Zusammentritt des preußischen Landtages. Die .Neue Gesell schafkliche Korrespondenz' berichtet: Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, wird der preußische Landtag am 9. Oktober seine Arbcilcn wieder aufnehmen. Man nimmt als sicher an, daß ihm die Wahlreformvorlage sogleich unterbreitet werden wird. Ob da mit eine Vorlage über eine Neueinteilung der Wahlkreise und eine Reform des Herrenhauses verbunden sein wird, steht noch dahin. — Der Haushaltsplan für 19l8 wird dem Landtage im Oktober noch nicht zugehen, sondern frühestens erst im Dezember. Auch mit dem Wohnungsgesch wird sich der Landtag zu befaßen haben, dos, wie er innerlich, im Sommer am Widerstande des Herrenhauses scheiterte. Da-, neben sollen noch mehrere kleinere Kriogsvorlagen eingebracht werAni Mit einer Wiedereinbringung der vielumstrittenen Fl de ikom kniff'-^ Vorlage rechnet man nicht mehr. — Das Herrenhaus dürfte sein« Beratungen erst im Dezember wieder aufnehmen. * Der anhalklsche Landtag hat am Dienstag die Vorlage bett, die Abänderung der Grundsätze für die Gewährung laufender Kriegs beihilfen an die etatmäßig angestellten und ständig beschäftigten Staatsbeamten sowie die bei der Justizverwaltung ständig beschäftigten Kanzleigchilfen angenommen. Sämtliche Redner arkannten die Not- Wendigkeit einer Erhöhung der Kriegsbeihilfcn als ourch die wirtschaft, liche Not geboten an, wünschten jedoch zum größten Teile eine stärkere Anlehnung an die betreffenden preußischen Bestimmungen. Die Vor lage wurde an die Etatskommission verwiesen. Der Landtag trat dann weiter in die zweite Lesung des Gesetzentwurfs belreffrnd die För derung des Klcinwohnungswesens ein. Der Abgeordnete Dr. Cohn berichtete in eingehender Weise über die Ausschußverhand lungen, die während der Vertagung deS Landtages startgefunden hatten. Eine in der Kommission an die Negierung gestellte Anfrage, ob das Gesetz sich nicht nur auf di« Neubauten von Kleinwohnungen, sondern auch auf die Umgestaltung alter Wohnungen in Kleinwohnungen be ziehe, wurde von der Regierung bejahend beantwortet. Nach eingehen der Erörterung über den grundlegenden ß 1 des Gesetzes wurde das ganze Gesetz ln seinen einzelnen Paragraphen einstimmig angenommen. Hermann Eichfeld -f. Der Landschaftsmaler Profeßor Hermann Eichfeld, der Direktor der Großh. Gemäldegalerie in Mannheim, ist, wie uns gemeldet wird, daselbst nach längerem Leiden, 72 Jahre alt, ge storben. In Karlsruhe als der Sohn eines angesehenen Kaufmanns geboren, erwarb er 1878 als Offizier das Eisern« Kreuz, widmet« llch dann In Stuttgart und in München bei Wenglein dem Studium der Malerei und unternahm wiederholte Studienreisen nach Oberitalien. 'Er gehörte zu den Mitbegründern der Münchner Sezession, die seine Werke 1909 mit der Goldenen Medaille auszeichnete. 1912 berief ihn der Grohherzog von Baden zum Direktor der Mannheimer Valerie; er unterzog sie einer vollständigen Neuordnung und bot in den wertvollen Ausstellungen ihrer Kupferstich- und Holzschnittsammlungen oom Besten -er Kunst älterer Zeiten. Sein« Malwets« beruht einesteils auf dem gediegenen Können, das die Tradition WangleinS und die Llerschule auszeichnete, andrrnteits auch ans der Einwirkung der Franzosen Lourbeks und Lorots. Indem er beide Richtungen sich geistig Z« eigen machte, schuf er sich «inen eigenen Stil, der bei aller amnotiaen Fein- Helt in den Studien llch doch auch, wie in den .Kalköfen an der Isar', zu Großem einporzUyeven vermocht« und In bestem Sinn« deutsch mr persönlich wirkte. X- tl- Di« deutfch« Studienreise de« Hofkurglheaterdttektors Hofrat von Millen kovich ist jetzt nach dreiwöchiger Dauer deendet worden. Sie führt« ihn nach Berlin, München, Dresden, Stuttgart, Mannheim, Frankfurt a. M., Wiesbaden und Weimar. Hofrat v. Mil- lenkovich hat dabei di« Gelegenheit wahraenommen, mit dem Studium deutscher Dühnenverhältniß« einen Besuch bei einzelnen deutschen Schriftstellern zu verdinden. Der österreichisch« Schriftsteller Dr. I, K. Nddlslyp wurde sH Lektor für des HokbmgHesü« »«pflichtet. Flandre — Verzeihung in der «Flanderenstraat' — und die Kuchen, schlemmer und Liebhaber eines guten Bohnenkaffees im Teeraum von Läonidas, dem Treffpunkt aller derer, die Freude an Süßigkeiten und — an ffandrischn Mädeln haben. Beides gibt es hier in Hülle und Fülle. In zwei sorgsam getrennten Lagern, rechts und Unks vom Mit- telgange, sitzen unsere Feldgrauen — Offiziere und Mannschaften — und die holde und — manchmal auch unholde Weiblichkeit Gent». Man mustert sich gegenseitig, dann und wann fliegt auch «in Wikwort von Tisch zu Tisch und wird belacht und begutachtet, wenn dte Unkenntnis der Sprache dle richtige Deutung nicht zuläßt. Hier war es, wo ich zum ersten Male den Mann sah, des Name in vieler Mund« ist, den «roten Kampfflieger' Frhrn. v. Manfred von Richkhofen. Er saß inmitten einer Grupp« von Offizieren, den Kopf wegen einer leichten, inzwischen geheilten Dewundung noch im Wickelverband and trank in aller Ruh feinen Kaffee, eifrig unter die Lupe genommen von all d«n Gästen ringsum. Draußen aber strömte flandrischer Regen in die Festespracht des heiligen Tages von Sankt Marien. ihren großartigen Blumenzüchtereten und ihrer blühenden Textilindu strie ein vergrößertes belgisches Erfurt. Dle Besetzung Gents durch die deutschen Truppen hat in der Stadl nicht allzuviel geändert. Alan hat eine Anzahl Geschäft« geschloßen, den Besuch einer gew ßen Zahl belgisch-französischer CafLs den deutschen Hceresangehörigrn verboten und hat die Nahrungsmtttelzufuhr geregelt, sonst ist äußerlich alles beim alten geblieben. Wie in königlich-belgischen Zetten sorgt der bclg sche uniformierte Schuhmann in den Straßen für Ordnung, die Straßenbahn ist auf allen Linien im Brtr ebe, und auf den Marktplätzen um den alten Gravensteen herum, auf dem Sl.-Pharaild^s- Plaats und dem Groenselmarkt herrscht ein Leben und Treiben, wie je aus deutschen Märkten in Friedenszeiten. Lachend und die blanken Zähne zeigen- hocken die blonden flandrischen MeiSjeS mit ihren plum pen „Kioffkes" und das Röckchen hoch ausgeschürzt zwischen ihren hoch beladenen Körben unter den leinenen Rlcfenschirmen. Ansere deutschen Hausfrauen würden staunen, wenn sie die Fülle des Angebots sähen. In großen Körben liegen da Gurken und Zwiebeln, Pflaumen und Bir nen, alle Arien Kohl, Salate, Erbsen und Kürbisse aufgehäuft, schier unermeßlich ist die Fülle der rotbäckigen Tomaten und der duftenden Aepfel, daS Auge inog sich kaum satt sehen an diesen Bergen von Obst und Gemüsen. Dabei sind die Preise so, daß jedermann das Gewünschte erstehen kann, ohne allzutief in den Geldbeutel greifen zu müßen. Bir nen, gelb und saftig, kosten das Pfund 20 Pfennige, süß« dicke Pflau men vierzig Pfennig«. Eine leichte weiche, aber gutschäumende hollän dische Seif« und gute Kern- und Toiletteseifen werden zu billigen Prei sen von Strahenhändlern auf der Straße verkauft, und wenn man einiges Geld onwenden w ll, ist auch Bohnenkaffee, Kakao und Schoko lade noch überall zu baden. Heute aber ist Festtaq, da sind di« meisten Läden geschlossen und hat das Sladlvolk sein FesttagSgewand angezogen. In dichten Scharen streben die Genter dem hohen Portale von «Eint DaafS' zu. Es ist di« alt«, im zehnten Jahrhundert begonnene Abteikirch« von Saint Bavo, deren gewaltig-massiver Turm eines der Wahrzeichen von Gent ist. Ein« dichtgedrängte gläubige Meng« kniet in den harten Betstühlen vor Lein in gelbe Selbe gekleideten Priester, der segnend seine Hände ausbreitet, und bittet um Gnade und Frieden. Von allen Türmen läuten io Glocken, voll und rein hallt chr tiefer Klang über di« schöne Stadt, un nur ganz leise mischt aut der Fern« der Krieg seinen Donner ln das Geläut« des Friedens. Gegen Abend zieht ein Wetter herauf, dicht und schwer kriechen^ die schwarzen Wolken am Himmel empor: das beübmt«, von uns-r-n Feldgrauen so gefürchtete, flandrische Wetter. Wenn di« ersten Tropfen des täglichen Genter Regenschauers die Straßen näßen, dann flüchtet sich alles in höchster Elle in einet der vielen EasäS oder Restau rants. Dann trifft man die deutschen Feinschmecker und dt« Freunde outen Dortmunder Bieres, Offizier« und Soldaten, hilssdienstpftichU« schüss mied« N die sl für . bah ,Se heute Zwei soll o baut al« T auch Koh 25 A neu« zustin den * Kami Diü in de Heer« D 2 städl öffnet Z Dekrc Die 5 zogest 8 10 - Anna gemäs E Titel d'.e Ic kulcs' o.cmüs spurig Sumn HI«r o A Kamn 25 M N Ant > über lieft v sing i der, kanzst die de 1917 daß si habe. V Allge abend im Zi Genei und d der I ihren Zri <- line polnis geschv dem c. Sinn« 43j 3 sich s< womö den e bitter, die k< Stille gewor einsan sie wc willen immer Leid v würde wiede, Lösun, nachte ü bei je L durch« ebenso bekhs
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