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Freitag, 6. Ammar i»zz 77. Aahrgang. Rr. i» kl! Drahtanschüft! Uacksrlckst«« Dritte« gemlvrecher-Lammelnummer: »»»«1 Kur >ür »achlaelprilchr: Nr. rovll PchNIUeUung u. HaupIgelchäsUsteNei Drttden-«. l, Marlcnstrabi «»/«I »ruck«. P««,«g! Neps» a «ei««»,, Dritten. Polycheck-UIo. I0«8 Drelden Nachdruck nur mU d«u«l.0ueIIenangabe Schrillstück« werden nicht axfbewodr« Gegrünöet 1896 »qr,g»S«»a-r »et »glich »weimaNger Lufieiknng nimraMch ».»0 «k. t«InichNe»ilch 7« Psz. für Drlgir- lohn>, durch Bostbeeug 3.»0 Nl. einschlietltch »« Pf» Postgebühr (ohne Postzustellungggebühr) bet 7 mal wbchentllchem Perfand. Mnielnummer 10 Pfg., auhechalb Sachsen» t» Pfg. «nielgenprelf«! Di« elnlpaltlge ra mm breite gelle b» Pfg., für anewSrt« «o Pfg., die so mm breit« ReNamezelle roo Big., . —.»^.»...1..».^^° auberhalb sag Pfg. ab». Krisenabfchlag It. Laris, Famillenanjelgen und Eteilengeluche ohne Rabatt ' iDretdn. Rache.) zulüstig. Unverlangte Ui Pf», auberhalb »» Pfg. Offertengebühr »0 Pf» PuIwLrtlge Aufträge gegen Lorauibe-ahlung ' Der frühere WA MiWent Evoll-ge 5oo»n ordnet M Tleuyork, 5. Jnnuar. Der 30. Präsidenk der Ver einigten Staaten von Amerika, Calvin Loolidge, ist am Donnerstag im Alter von 61 Jahren ge storben. Cr wurde in seinem Helm von seiner Arau, die vorübergehend abwesend war, tot aufgefunden. Heute morgen hatte Eoolibge sich wie gewöhnlich in sein Büro begeben, mar jedoch gegen IN Uhr wieder nach Hause gegangen. Als er von seiner Kran gesunden wurde, war der Tod vermutlich bereits vor einer Viertelstunde ein getreten. Seit etwa zwei bis drei Wochen hatte Eoolibge unter einer M a g e n e r k r a n k n n g zu leiden. Als Todes ursache wird Herzasfektion angenommen. * Eoolibge wurde am 1. Juli 1872 in dem Bcrgdürschcn Plymouth im Staate Vermont als Sohn eines Farmers gebo ren. Er studierte Mathematik und später Rechtswis senschaften. Im Alter von 27 Jahren war er bereits Präsident einer Bank in Northampton, spä- ter trat er in den Dienst derKommu nalverwaltung, wurde Bürger meister, Senator und schließlich stell vertretender Gouverneur von Massachusetts <101» bis 1vl8j. Als Gouverneur wurde dann Eoo- Udgc über die Grenzen des Staates hinaus durch die Unter drückung des Streiks der Bosto ner Polizisten im Jahre lütv bekannt. Den Gonverneurposten behielt er bis zum März 1021. Damals wurde Harding zum Ml Amur an Präsidenten und Eoolibge zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Als Harding 1» Monate vor Ablauf seiner Amtszeit starb, folgte ihm Coolidge im August 1SSS automatisch «ach der Versagung im Amte nach. Im Sommer 1V24 wurde er sttr die Neuwahl als Kandidat der Republikaner ausgestellt und am 4. November 1V24 mit sehr großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Am 4. März 1ü2ü endete seine Präsidentschaft. Ihm folgte Hoover. Eoolibge zog sich von der Politik zurück und wurde Direktor der Neuyorkcr Lebensversicherungsgescll- schast. Der große Schweiger, so hieß der Präsident, weil er in seiner politischen Tätigkeit und auch im politischen Kampfe die Taktik des Schweigens zur höchsten Kunst ausgebildet hatte, erfreute sich, zumindest in den ersten beiden Dritteln seiner Amtszeit, ganz außerordentlicher Beliebtheit. In jene Zeit fiel die Hochblüte der amerikanischen Prosperität mit all ihren Folgeerscheinungen aus wirtschaftlichem und geistigem Gebiet. Die politischen Kreile in Washington wurden durch den unerwarteten Tod des srühcrcn Präsidenten Eoolibge stark überrascht. Den Präsidenten Hoover erreichte die Todes- Nachricht während eines Frühstücks mit Sttmson. Hoover hat sich entschlossen, einen BolkSaufrus herouszugebcn, in dem eine allgemeine BolkStrauer von 80 Tagen gefordert wird. Alle Gebäude haben halbmast geflaggt. Der Kongreß wurde sofort vertagt. Wie noch be kannt wird, soll Eoolidge in den letzten Wochen mehrfach über sein Befinden geklagt haben, ohne daß cr jedoch diesem Zustand große Bedeutung bctgcmcssen hat. Brand aus einem sumMchen il-Boot Paris, 5. Januar. Nach einer Mitteilung des KriegS- martncministerinmS brach Donncrstagnachmittag an Bord des im Hasen von Toulon liegenden französischen Unter seebootes „Fresnel" ein Brand aus. Er konnte von der Mannschaft mit den an Bord befindlichen Löschgeräten erstickt werden. Zwei Matrosen haben leichte Brandwunden erlitten. „SeMWand MM» am Bran» »er Allantlaue" Französische Berleumöer am Werk Paris, 8. Jan. Mährend der französische Minister- Präsident noch gestern den deutschen Seeleuten vom Dampfer „Rubr" für den Opfermut hat danken lassen, mit dem sie beim Brande der „Atlantique" bemüht waren, ihre fran- zösischen Kameraden zu retten, bringt cS die nationalisti sche „Liberts" fertig, allerlei Verleumdungen über deutsche Reedereien in die Welt zu setzen. Das Blatt beruft sich auf Aeußcrungen eines französischen Reeders, den eS jedoch vorsichtshalber ungenannt läßt. Dieser angebliche Gewährsmann will schon vor dem Kriege beobachtet haben, daß von deutschen SchisfahrtSkreiscn Mit glieder sranzösischer Schisssbcsatzungen zu Sabotage akten angeworben worden seien. Die „Action Francatse", bas Blatt der fran zösischen Royalisten, schreibt im Zusammenhänge mit dem Verlust der „Atlantique" und des „Georges Phtlippar", daß die französische Landesverteidigung zwei bedeutende Einheiten des allgemeinen Mobilmachungöplanes ver» liere. Die „Ltberts" bestätigt diese kriegerische Nebenbestim- mung der beiden vernichteten französischen Ricscndampscr und erklärt in diesem Zusammenhang, daß die S p ionagc- abwehr des einen oder anderen Staates, der etwa einen Angriff gegen Frankreich vorbcrcitc, Vorteil durch die Beseitigung dieser beiden Schiffe gehabt haben könne. Aber Frankreich könne doch jetzt nicht als Gegen maßnahme ausländische Schisse in Brand stecken. * Daß «ine derartige Verdächtigung Deutschlands von irgendeiner Seite erfolgen würde, war fast mit Sicherheit vorauSzusehen, sind doch die Deutschen sttr viele Franzosen an allem schuld, was sich an Unliebsamem in Frankreich er- eignet, handele cs sich nun um eine Dcnkiualssprengung, «inen Etsenbahnauschlag oder einen Brand. Vielleicht macht man «nS demnächst auch noch sttr Naturereignisse vcrant- wörtlich. Wir sind geneigt, mit einem Lächeln über diese französische Psychose hinwegzngehe». Politisch ist sie aber keineswegs belanglos, denn nach dem bekannten Satz „etwas bleibt immer hasten" vergiften solche Meldungen die Atmo sphäre trotz nachsölgendcn Dementis. Hänsig werden sie auch vom Ausland krttiklos aus französischen Blättern »her. nommen. Man sollte wahrlich einmal an zuständiger Stelle erwägen, ob cs keine Mittel gibt, mit denen man der ewigen Wiederholung derartiger Ausgeburten sranzösischer Angst phantasien wirksam cntgcgentreten kann. Kein verbrecherischer Anschlag London, 8. Januar. Die „Atlantique" näherte sich am Donnerstagabend, von sechs Schleppern gezogen, langsam der englischen Küste. Man will versuchen, das Wrack nach Wey m outh zn bringen. Die Taue konnten nur am Heck der „Atlantique" befestigt werden, da das vordere Schiss noch teilweise in Brand steht. Am Donnerstagabend liefen Berichte ein, aus denen hcrvorgcht, baß die Bersuche zur Bergung der „Atlantique" an» scheinend vorläufig wieder ansgegeben nmrdem Die „Atlantique" wurde etwa 2"> Kilometer südlich der Nee dl cd bei der Insel Wight in westlicher Richtung treibend gesehen. In ihrer Nähe befanden sich sechs oder sieben Schlepper. Das neue Abtreibcn des DampscrS wird auf den Flntwechsel am Spätnachmittag des Donnerstags -urückgesührt. Jnzwifchcn wird in Cherbourg die Vernehmung der geretteten Besatzung fortgesetzt. Aus den Aussagen der Matrosen und vor allem des zweiten Kapitäns scheint her vorzugehen, daß man einen K urzschl >> ß als Fcuerursachc für möglich hält. Der zweite Kapitän erklärte, daß das Schiff sehr stark geschlingert habe, weil cs weder Passagiere noch Ladung und nur einen Bruchteil seiner üblichen Besatzung an Bord hatte. Mair habe außerdem bereits einmal sestgcstellt. daß bet starkem Schlingern ein elektrischer Draht gerissen sei. HandclSmacinemtnister Meyer scheint ebenfalls zu dieser Auffassung zu neigen. Sr schaltet jedenfalls von vornherein jede« ver» brecherischen Anschlag auS. Er hat außerdem seinem Ministerium Befehl erteilt, an gesichts der schweren Katastrophe, von der die französische Marine betrossen worden sei, halbmast zn flaggen. Di« Zahl der Vermißte« wird nunmehr amtlich mit 1« angegeben. 27 Mann der Be« fatzMü wurden tm Lon-en ins Krankenhaus etngettefert» Heute: 8e!1e 8 un6 9 Waffenstillstandsverlängerung »der Margarmewahlen? Die durch den Aeltcstenrat des Reichstags beschlossene Verschiebung der inncrpolttischcn Entscheidung noch um eine Woche über den Termin hinaus, der als äußerster galt, ist aufschlußreich nach verschiedenen Richtungen. Vor allem ist der mit einer sonderbaren Mehrheit — mit Unter stützung der Linken und bet Stimmenthaltung der National, soztalisten — gesaßte Beschluß ein Zeichen dafür, daß bei allen ausschlaggebenden Faktoren noch immer das Be dürfnis nach Zeitgewinn überwiegt und daß die Zuspitzung der inneren Entwicklung zum Konflikt mit Auflösung und Neuwahlen durchaus noch nicht eine so feststehende und unvcr, weibliche Tatsache ist, wie es nach den öffentlichen Erörte rungen um die Jahreswende schien. Den größten Eifer, den Reichstag sobald als möglich über die Negierung Schleicher zn Gericht sitzen zu lassen, hatten die beiden marxistischen Parteien an den Tag ge legt. Um so mehr mußte cs überraschen, daß sie sich io schnell dem Einwand fügten, daß die RcichStagSauSschüsse längere Zett zur Vorbereitung brauchten: denn durch ihre Zustimmung zu einem säst dreiwöchigen Aufschub haben so wohl die Sozialdemokraten wie die Kommunisten die Agita- tionSwasfe aus der Hand gegeben, die sic in der letzten Zeit mit Vorliebe angewandt hatten, die Behauptung nämlich, daß nur die Nationalsozialisten durch ihre „Zanderpolttik" die innere Entscheidung verzögerten, um ihre innere Un sicherheit zu verbergen. Ihre gemeinsame Taktik ging dar aus hinaus, die NSDAP, als den größten Feind im Augenblick einer inneren Krise überraschend vor die Ent- schciduug zu stellen, in der Erwartung, daß die Schlagkraft der nationalsozialistischen Bewegung unter diesen Umständen erheblich gemindert würde. Aus dieser Absicht spricht deut lich die Hoffnung der Marxisten, daß die von ihnen er wartete Schwächung der Hitlcrpartct in geringerem Maß der bürgerlichen Rechten und in größerem Umfang dem Linksradikalismus zugute kommen würde, eine Ansicht, die sich übrigens mit Hitlers eigenen Ausführungen zur Recht fertigung seiner Oppositionspolitik deckt und zum Teil schon durch die Erfahrungen der letzten NcichStagSwahl bestätigt worben ist. Damals ist der nationalsozialistische Stimmen- Verlust zwar nicht als Gewinn der Linken ausgetreten, aber doch nur zu einem Viertel als Zuwachs sttr die Rechte und im übrigen als Verstärkung des Heeres der NIchtwählcr, das sich immer als bester Bundesgenosse der Linken er wiesen hat. Solche Ucberlcgungen mögen auch dafür mltbcstimmend sein, daß die NeichSregiernng selbst in ihrem Ver halten durchaus nicht das ihr angedichtete Bestreben zeigt, die innere Entscheidung kurzfristig herbcizuftthrcu und der NSDAP, von sich ans Schwierigkeiten zn bereiten. Sie hat auch vom außenpolitischen Standpunkt kein Interesse daran, daß sic in die unangenehme Lage verseht wird, die schwie rigen Verhandlungen über die Gleichberechtigung mit einer geschwächten NechtSfront und einem gestärkten Linksblock im Rücken führen zu müssen. Veranlaßt doch schon die Mög- lichkeit einer solchen Entwicklung den Pazifismus in Deutsch land, unsere wchrpolitischcn Forderungen frecher als je zu sabotieren. AuS allen diesen Gründen scheint Reichskanzler v. Schleicher nicht erpicht darauf zu sein, deu Knoten der inneren Schwierigkeiten mit dem Schwert zu dnrchhauen. DaS Verhalten seines Vertreters im Aeltcstenrat deutet vielmehr darauf hin, daß cr mit einer kurzfristigen Tolerie rung sehr einverstanden ist, wie sic zunächst in der weiteren Verschiebung des NeichStagStcrminS zum Ausdruck kam und in anderer Form auch nach dem 24. Jannar wiederholt werden könnte. Auch Gründe, die innerhalb des Kabinett« liegen, sprechen für eine solche abwartende Haltung. Die offenkundigen Schwierigkeiten des EtatSauöglcichcS, ge wiße Reibungen bet den Nemtthnngcn nm die Arbeits beschaffung und nicht zuletzt der noch tobende Kamps um Butter und Margarine lassen cS auch der Negierung nicht geraten erscheinen, sich vor der Klärung dieser Fragen mit dem Reichstag auScinandcrzusctzcn. Gerade weil die Sozial demokratie neuerdings darauf zu brennen scheint, schnell stens einen M a r g a r t n e - W a h l k a m p s zu entfesseln, in dem bas „wichtigste und billigste VolkSnahrungSmittel" den Ausschlag geben soll, kann es weder Im Interesse der Negierung noch der nationalen Parteien liegen, ihr dieses bequeme Stichwort für Gedankenarme in die Hand zu spielen. AIS weiteres retardierendes Moment gelten die am 1ö. Januar stattsindendcn LandtagSwahlen in Lippe- ver D O G Krastsakret