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AA«s/oä<^-RoM<»t» /AZ? Eo»^ W 6A 11. Fortsetzung. Am Morgen nach dem Abend, an dem sich Kathleen Hcynen mit Inspektor Mills ausgesprochen hatte, erschien Jane Heather zur festgesetzten Stunde im Büro. Als sie in der Garderobe Mantel, Hut und Handschuhe ablegtv, war es ihr, als hörte sie nebenan die Stimme des Rechts« anwalts. Sie näherte sich flink der Tür des Besuchszimmers und fand sie unverschlossen. Stafford war also bereits da. Diese Feststellung kam ihr irgendwie verblüffend und un angenehm, denn bisher war sie immer die erste gewesen, die morgens das Büro betreten hatte. Sie begab sich ins Arbeitszimmer, und sie hatte noch die Türklinke in der Hand, als sie die wütende Stimme des Rechtsanwalts hörte. „Cie wissen, daß ich das nicht dulde . . .!" Jane erschrak, bis sie merkte, daß die Worte nicht ihr galten. Stafford befand sich in seinem Privatzimmer, dessen Tür ein klein wenig osfenstand, und zankte ins Telephon. „Maßnahmen auf eigene Faust dulde ich unter keinen Umständen!" hörte sie ihn wieder schreien. ,,So war es von Anfang an ausgemacht. Eie verderben ja die ganze Geschichte. Wie konnten Sie auf den Einfall kommen, mit dem Auto an der Unterführung zu warten?" Jane schlich ins Besuchszimmer zurück. Es war ihr furchtbar peinlich, Zeuge dieses Zwischenfalls zu sein. „Ich erwarte Sie in einer halben Stunde hier", fuhr Stafford fort. „Die Sache mutz geklärt werden. Jetzt kann ich nicht länger mit Ihnen sprechen, weil die Kuh jeden Augenblick kommen muß. Fertig!" Kuh!, dachte Jane und zog die Brauen hoch. Sollte diese liebliche Bezeichnung etwa gar ihr gelten? Sie lächelte. Dann, als sie die Schritte des Rechtsanwalts hörte, trat sie wieder ins Arbeitszimmer. Er stand mitten im Raum, die Hände in den Hosentaschen und starrte sie grimmig an. „Guten Morgen Mr. Stafford!" sagte sie und beugte flüchtig das dunkle Haupt. Er knurrte etwas, was guten Morgen, unter Um ständen aber auch etwas anderes hätte bedeuten können. „Sind Sie eben erst gekommen?" „Ja", nickte sie. .Kommen Sie immer so pünktlich? Es ist fünf Minu ten über acht Uhr!" Sie sah von ihrer Armbanduhr in das unfreundliche Gesicht des Mannes und dann zu Boden. „Ich bin pünktlich gekommen, Mr. Stafford. Nur ver. weilte ick einen Augenblick in der Garderobe. Ich hörte Sie sprechen und dachte, es sei jemand da." Er sah sie lauernd an. „Haben Sie gehorcht?" Jane schoß das Blut in die Wangen. „Wie können Sie es wagen, mich in dieser Weise zu beschuldigen?" sagte sie mit mehr Schärfe in der Stimme, als sie sich selbst zugetraut hätte. „Sparen Sie sich Ihre entrüsteten Augen", brummte er. „So etwas verfängt bei mir nicht. Und machen Sie, daß Sie Ihr« Arbeit beginnen! Wann wollen Sie mit diesen Akten überhaupt fertig werden?" „Wenn Sie finden, daß es zu langsam geht, so können Sie mir ja den Laufpaß geben", sagte sie ruhig und be herrscht. „Eine Behandlung wie hier kann ich überall fin den. Ich werde mir überlegen, ob ich bis zum Ersten nicht kündige." „Das ist vermutlich kein dummer Einfall", erwiderte Stafford und grinste. „Deswegen brauchen Sie aber nicht zu glauben, daß Sie bis dahin Ihr Bett hier ausschlagen können. Ein bißchen Arbeit möchte ich schon noch sehen. Ich werfe mein Geld nicht auf die Straße." Jane erwiderte nichts auf diese Unverschämtheit, son dern machte sich schweigend an ihre Tätigkeit. Ter Rechts anwalt döste eine Weile zum Fenster hinaus und rauchte eine Zigarette. Dann ließ er sich an seinem Schreibtisch nieder und holte aus einem unverschlossenen Fach ein dünnes Heft hervor, das in einem roten Pappkarton ge schlagen war. In diesem Heftchen pflegte er sehr ost zu studieren. Es war immer schon Janes Absicht gewesen, einmal nachzusehen, was eigentlich darin enthalten war. Bis jetzt war es ihr aber nicht gelungen, ihr Vorhaben aus zuführe». Sie hämmerte auf ihrer Maschine weiter und vertiefte sich wieder in die traurige Geschichte des Mr. Miller. Der Rechtsanwalt blieb eine Weile, in sein Heft vertieft, sitzen, dann erhob er sich, starrte zum Fenster hinunter und rauchte eine Zigarette. Endlich wandte er sich um, und als Jane eben einen frischen Vogen in die Maschine rollte, kam er auf sie zu. „Ich bin vorhin nicht sehr höflich gewesen, Miß Heatyer", fing er mit rauher Stimme an. „Sie sind lange genug da, um zu wissen, daß Eie nicht jedes meiner Worte auf die Goldwaage legen dürfen. Ich will mich nicht ent schuldigen. Ich haste alles Gewinsel. Aber ich will Ihnen wenigstens sagen, daß ich mich in gereizter Stimmung befand. Heute nacht ist in meiner Wohnung eingebrochen worden. Es wurde nichts gestohlen, und das ist eben gerade das Schlimme." Seine Stimme klang heiser, und in seinen Mienen malte sich eine innere Wut. Euvas von seinem sonst so herrischen Auftreten war dahin, und Jane war ohne wei teres bereit, ihm alles zu vergeben. „Dazu kommt noch so eine blödsinnige Sache", fuhr Stafford verbissen fort. „Kurz und gut, ich habe heute einen richtigen Unglückstag. Und da fällt mir gerade noch etwas ein, wonach ich Sie vorhin schon fragen wollte. Misten Sie, was aus meiner alten Zahnbürste ge worden ist?" Jane sah den Fragesteller verblüfft an. „Mir ist von einer alten Zahnbürste nichts bekannt", erwiderte sie einigermaßen fassungslos. „Ich habe draußen eine Toilette." Er wies nach seinem Privatzimmer. „Auf dem Tischchen befand sich die ganze Zeit über eine alte Zahnbürste. Die vermisse ich seit heute morgen." „Davon weiß ich wirklich nichts", versetzte das Mädchen. „Ich habe nie «inen Lvß in Ihr Zimmer gesetzt. Wenn --le mir hundert Pfund geben, ich könnte Ihnen nicht sagen, wie es drinnen aussieht." Er warf einen Blick in ihr offenes Gesicht. »Ich glaub« Ihnen, obwohl ich mir nicht erklären kann, wo die Bürste geblieben ist. Ich haste neue Zahnbürsten, denn ich habe ein sehr empfindliches Zahnfleisch, und neue Bürsten haben bekanntlich harte Borsten. Zum Teufel, es sieht beinahe so aus, als hätte man nicht nur meiner Wohnung, sondern auch meinem Büro heute nacht einen Besuch abgestattet." .Er sah nach der Uhr, die schon beinahe halb neun an zeigte, dann raffte er einen verschlossenen Umschlag von seinem Schreibtisch auf und übergab ihn dem Mädchen. „Bringen Sie das nach Trafalgare Square, -11. Sie wissen schon!" Jane kannte sich aus. Nach dem Trafalgar Square, was hin und zurück eine Stunde Weges ausmachte, wurde sie immer geschickt, wenn Stassord sie aus besonderen Gründen los sein wollte. Sie unterbrach ihre Arbeit, nahm den Umschlag in Empfang und beeilte sich, fortzukommen, um den Rechtsanwalt nicht zu reizen. In der Garderobe nahm sie ihren Hut an sich, den sie draußen aussetzte, wo bei sie kurze Zeit stehenblieb. Das letzte Zimmer auf dieser Gangseite, das unmittel bar neben dem Privatraum Staffords lag, war Nr. 2. An der Tür befand sich ein weißes Schild mit der Aufschrift: I. P. Erayne, Immobilien. Geschäftszeiten nur montags, mittwochs und freitags. Jane sah slüchtig hin, und ihre Gedanken verirrten sich zu dem alten, freundlichen Herrn, mit dem sie verschiedene Male schon geplaudert hatte. Sie empfand den Wunsch, Stafford möchte so sein wie Mr. Erayne. Mit einem leisen Seufzer hastete sie die Treppe hinunter. Auf halber Höhe kam ihr eine Dame in elegantem Frühjahrsmantel entgegen. Jane grüßt« mit tiefer Ver neigung des Kopfes. Lady Shene gehörte ebenfalls zum Kundenkreis des Rechtsanwalts und erschien ziemlich oft im Hause. Die noch junge Dame grüßte kurz zurück. Ihr Gesicht war bleich und schien voll schlecht verhehlter Unruhe. Das Mädchen schritt gedankenlos aus dem Hause. Ob Lady Shene cs war, der Stafford am Telephon Vorwürfe gemacht hatte? Es schien ihr sehr wahrscheinlich, zumal der Besuch der Shene auch zeitlich mit dem vom Rechts anwalt am Telephon geforderten Termin zufammentraf. Und Jane konnte sich sehr gut vorstellen, daß Stassord auch der Dame gegenüber keinerlei Höflichkeit an den Tag legte. Jemand grüßte sie laut und herzlich, indes sie nach einem Omnibus Ausschau hielt. Sie drehte den Kopf, und ein Leuchten ging über ihr Gesicht. „Guten Morgen, Mr. Grayne!" Sie ergriff die Hand, die ihr der Mann freudig entgcgcnhielt. „Heute kommen Eie aber ein bißchen spät?" „Heute hab« ich überhaupt keine Lust, zu arbeiten", ver setzte Erayne und lachte. „Ich hole mir nur ein paar Papiere und fahre wieder nach Rice Garden." Sie wechselten noch ein paar Worte zusammen, und darüber wurde Janes Herz wieder froh und hell. Tann verabschiedeten sie sich. Sie fuhr »ach dem Trafalgar Square, wo sie den Umschlag einem Kollegen Staffords aushändigte. Bis sie nach Oxford Street zurückkam, war eine volle Stunde vergangen. Lady SlMe befand sich noch im Büro. Jane konnte ihre Stimme durch die geschlossene Tür des Arbeits zimmers vernehmen, als sie in der Garderobe ihren Hut ablegte. »Ihre ganzen Vorwürfe sind ungerecht. Ich tue, was ich kann. Aber das Mädchen lebt so furchtbar zurück gezogen, daß ein Anschluß einfach nicht herbeizuführen ist. Von Maßnahmen auf eigene Faust zu sprechen, ist lächer lich. Und im übrigen lasse ich mir da keine Vorschriften machen. Entweder habe ich in derlei Kleinigkeiten frei« Hand oder ich verzichte auf di« ganze Sache." «Foriielzung wlat > Dunkle Existenzen Frankfurt a. R., Al. August. In einem Im Zentrum der Stadt gelegenen Bürohnus wurde vor einiger Zeit ein Büro gemietet, für das sich nach einigen Wochen die Kriminalpolizei interessierte. Der Geschäftsführer Horst Michal vermittelte angeblich für eine englische Gesellschaft Risikoversicherungen «on Fernlasttransportcn. Als Repräsentant der Gesellschaft irat ein Dr. Rüder auf, in dessen Begleitung der Bruder Michals weilte. Zwei Firmen, die ein Versicherungsinteresse hatten, zahlten mehrere tausend Mark Prämie an Michal und mutzten nachher erfahren, daß eine Versicherung überhaupt nicht abgeschlossen worden und ihr Geld In den Taschen der drei Genannten verschwunden war. die sich In den Nachtstun den lebhaft für den großstädtischen Barbetrieb interessierten. Michal kaufte auch rin Auto unter Eigentumsvorbehalt und verschleuderte es für fünfzig Mark, was ihm zu der Betrugs anklage auch eine solche wegen Unterschlagung eintrug. In der Berhandlung vor der Große» Strafkammer stellte der Angeklagte sein Verhalten so dar, als habe er ein reelles Unternehmen ausziehen wollen, da er aber kein Geld gehabt und sich solches erst verschaffen mußte, so sei er zunächst nicht den geraden Weg gegangen. In der Verhandlung kam zur Sprache, daß jener Dr. Röder in Wirklichkeit ein von Karls ruhe steckbrieflich gesuchter Mann namens Studinger ist, der im Verdacht steht, in Karlsruhe einen Polizeibeaniten ermor det zu haben. Auch der Bruder des Angeklagten Michal stand unter diesem Verdacht, er ist inzwischen aus dem Leben ge schieden und wurde bei Speyer aus dem Rhein gelandet. Ge gen den Angeklagten Michal erkannte das Gericht auf 15 Mo nate und 2 Wochen Gefängnis, da der Angeklagte in unver antwortlicher Weise an den Geschäftsleuten gehandelt habe und ein Mann sei, der zu Hochstapeleien neige. Männer um Hildegard Gefängnis für eine Heiratsschwindlerin. „Patzdreckiqer Dries ekelt mich an stop Telegramm auch stop HIldeaavd stop." Die Vorgänge, die zu diesem Radiotele- gramm geführt hatten, erfuhr man in einer Verhandlung vor dem Beniner Schnellschöfsengericht gegen die 87jährige Hildegard D., die sich wegen Betruges verantworten mußte. Die erst« Ehe der Anaeklagten ivar schon nctch kurzer Dauer geschieden worden, weil Hildegard einen sehr leichten Lebens wandel führte und es mit der Treue nicht genau nahm. Bald ging sic aber wieder in einem Ehehafen vor Anker. Dieses Glück dauerte zwar etwas länger als das erste, aber der Frei heitsdrang der Angeklagten führt« dann doch wieder zur Trcn- nung. Eines Abends lernte die herrenlose Hildegard auf dem Potsdam-! Platz den 68jährigen Kaufmann Dr. Sch. aus Phila delphia kennen, der sich heftig in sic verliebte. Hildegard er zählte ihrem neuen Verehrer, daß sie zwar noch nicht geschieden sei, aber gern bereit sein würde, di« alte Welt zu verlassen und in Amerika mit ihm «In neues Leben zu beginnen. Der Ame rikaner nahm die Sache ernst und schrieb aus seiner Heimat, in die er inzwischen wieder zurückgekehrt war, feurige Liebes briefe an Hildegard. Voller Sehnsucht teilte er ihr mit. daß sie nach Nevada kommen solle, denn dort wäre cs furchtbar einfach, geschieden zu werden. Im Verlauf« der Verhandlungen verriet der Zeuge Dr. Sch. einiges über dieses Sctreidunasvara- dies. Angeblich ist es dort möglich, sogar in Abwesenheit des Schc-idungspartners nach nur sechswöchigem Aufenthalt eine Ehe gesetzlich zu lösen, während man in Kalifornien immerhin drei Jahre anfällig sein muß, um den gleichen Zweck zu erreichen. Das Scheidnngsurteil sott auch, wie der Zeuge weiter sagte, sür Ausländer Gültigkeit haben. Alles hatte der verliebte Amerikaner vorbereitet. Er halt« sogar seiner Hildegard 2000 Mark übermittelt, damit sic ein Vermögen nachiveisen konnte, um keine Schwierigkeiten bei der Einreise in USA. zu hal»en. Die Angeklagte verbrauchte al>er dieses Geld zusammen mit einem inngen Mann, den sie inzwi schen kennengeiernt hatte. Auch 660 Mark, die Dr. Sch sodann übersandte, verpulverte sie auf die gleiche Weise. Der ferne Liebhaber schrieb mehrere dringend« Brief« und «in Telegramm, und Hildegard faß!« ihre inzwischen erkalteten Geiühle in der oben erwähnten Nadiodepesche zusammen. Das war dem Ame rikaner zu viel, und er erstattete Anzeige. In Hohenlncken, wo Hildegard froh« Ferientag« verlebte, wurde sie verhaftet Sie erhielt fünf Monat« Gesängnis. — Ihr zweiter Mann hat er klärt. daß er ihr alles verzeihen und sie wieder bei sich aus nehmen würde. Horlhy wieder völlig genesen Budapest, 26 August. Ministerpräsident von Daranyi ist nach mehrwöchigem Erholungsaufenthalt aus Oesterreich nach Budapest zurückgekehrt. Der Reichs verweser, der völlig wiederhcrgcstellt von Mödöllö nach Budapest gekommen ist, hat gestern vormittag den Ministerpräsidenten zu einer längeren Audienz empfangen. „Glück und Glas" Leopold wölflinas Witwe klagt gegen Habsburg Das Schicksal einer roinantischen Liebesbeirat Wieder ist ein vielbeachteter Habsburgerprozeß nach ein jähriger Dauer nun durch dir Entscheidung des Zivillandgcrichts Wien beendet worden. Die Witwe von Leopold Wölfling, dem ehemaligen Erzherzog Leopold Ferdinand von Oesterreich-Tos cana, brachte nach dem Ableben des Erzherzogs, der vor Jah resfrist in Berlin in größter Annut starb, eine Klage gegen den Erzherzog Josef Ferdinand von Habsburg-Lothringen ein, die sich aus einen im Jahre 1603 geschlossenen Vertrag stützte Dort hatte sich die Familie des Erzherzogs verpflichtet, Leopold Wölfling eine Iahresapanage von -10 000 Kronen zu bezahlen. In der Klage wird iveiter behauptet, daß laut Vertrag nach dem Tode Wölflings die Hälfte dieses Betrages seiner W live zukommen sollte. Frau Wölfling begehrte nun die Nachzahlung von 16000 und eine Monatsrente von 1000 Schilling. Von selten des beklagten Erzherzogs wurde eingewendet, daß die Rente lediglich Leopold Wölfling und niemals seinen Rechtsnachfol gern zugesichcrt wurde. Außerdem wurde eingcwendct, daß die Ehe seit 1907 nicht mehr bestanden habe und daher auch die Klägerin nicht als Witwe im rechtlichen Sinne anzusehen sei. Ueberdics habe sie im Laufe der Zeit 10 000 Goldkrone» er kalten. Tatsächlich hat das Gericht die Klage der Witwe Leo pold Wölflings abgewiesen. In diesem Prozeß wurde die romantisch« Liebesgeschichte des ehemaligen Erzherzogs Leopold Ferdinand wieder aufge rollt, der wegen der Heirat mit dem schönen, „aber bürgerlichen" Mädchen Wilhelmine Adamovich auf Befehl Kaiser Franz Josefs auf alle Throyrcchte, Ehrenstellen und Titel verzichten mutzte und dem außerdem die Verpflichtung auscrleg« mar, außerhalb Oesterreichs zu leben. Der Erzherzog, der de» bürger lichen Namen Leopold Wölfling annahm, heiratete Im Juli 1903 in der Schweiz; doch ging die El)« nach vier Jahren in Brüche. Frau Wölfling ist heute eine sechzig Jahre alte Frau, eine verwahrloste Bettlersigur, in deren verhärmten und ver runzeltem Gesicht keine Spur der einstigen Schönheit mehr zu erkennen ist. Am Rande der Großstadt, in Simmering, lebt sie in einem kleinen, fensterlosen Raum eines Zinshauses, der nur einen alten Kasten, einen zersetzten Lederdivan, einen Tisch und einen Sessel enthält Seit vier Jahren bezieht sie gnadenweise eine Pfründe von 32 Schilling von der Gemeinde Wien und eine Kleinrente von 15 Schilling, also zusammen 47 Schilling, etwa 24 Mark. Nach ihrer Scheidung im Jahre 1907 lebte sic von dem Geld aus dein Verkauf einer Villa, die ihr seinerzeit der Erz herzog zum Geschenk gemacht hatte. Sie lebte an verschiedenen Orten und siedelte sich im Jahre 1913 in Wien an. Allmählich zerschmolz der Rest des Vermögens, die letzten Schmuckstücke und die Möbel wurden verkauft; und als auch ihre Schwester sie infolge der Wirtschaftskrise nicht mehr unterstützen konnte, fand sic Im Obdachlosenasyl im 10. Wiener Gemeindebezirk Unterkunft. Hier lebte sic bis zum Jahre 1933, zu welcher Zeit Ihr die provisorische Pfründe zugesprochen wurde. Durch die Abweisung der Klage ist nun dieser Frau, um derentwillen einst ein Erzherzog auf alle Vorrechte seines Standes verzichtete, die letzte Hoffnung auf eine materielle Unterstützung von feiten ihrer einstigen hohen Verwandten geschwunden, und die Welt erlebt das Schauspiel, daß die Frau eines Habsburgers in ihren Grcisenjahren in Wien als Bettlerin lebt. Hauptschristleiter: Georg Winkel. veksniwartlich fiii Inhalt inh VUdci: ««arg Winkel in Irc»d<n. veranlwoktllchrr »»)«lgk«l«N«: Ih««h«k Winkel in Dk««d«n. »r»« »«» v«rl«z: l»«r»anla vn-hdi»««»! Di«»d«n, P-IUYtiah« l7. D. A. Vll 37: Uber 4000. - Z. Zt. Ist Preisliste Nr. 4 gültig.