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Sreitag, S. August 1S17 8 Leipziger Tageblatt Nr. ruw. Morgen-Ausgabe. Sette 8 Die Kriegsentschloffenhett -er russischen Regierung (r.) Köl», 2. August. (Eigener Drahtberlcht.) Die .Köln. Ztg." meldet auS Amsterdam: An die diplomatischen Ver treter Rußland- bet den Verbandsmächten ist ein telegraphi scher Runderlab Rußland- ergangen. Darin heißt es: «In diesem Augenblick, wo neue- und schwere- Unheil Ruß land trifft, glauben wir unseren Verbündeten, die mit uns dieLast- der bl-herigen Prüfungen geteilt haben, eine in bestimmter Form gefaßte Darlegung unsere- Standpunkte- über die Fortsetzung des Krleaes geben zu müssen. Trotz -er Umwälzungen hak Rußland die Ueberzeugung, -aß e- kein andere- Mittel zur Rettung gäbe, als in Uebereinstimmung mit seinen Verbündeten öl« gemeinschaftliche Betätigung an der Front fortzusehen. Ruß land wird vor keiner Möglichkeit zurückschrecken, die seinen Ent schluß, den Krieg fortzusehen bis zu dem entschei denden Sieg der Grundsätze, die die russische Umwälzung verkündet hat. Gegenüber der von dem Feinde drohenden Gefahr werden an der Schwelle des vierten Kriegsjahres Heer und Volk mit erneutem Mut ihr gewaltiges Erneuerungswerk fortsehen und zugleich den kommenden Feldzug vorberelten. Wir sind überzeugt, daß der Rückzug unseres Heeres nur vorübergehend ist und uns nicht hindern wird, daß es, umgestalket und zu neuem Leben erweckt, zur ge gebenen Zeit den Vormarsch wieder aufnehmen wird zur Ver teidigung des Vaterlandes und der Freiheit, und daß es siegreich das große Werk vollenden wird, für das zu den Waffen zu greifen es gezwungen wurde." Aus dem englischen Unterhaus vib. London, 2. August. (Reutermeldung.) Unterhaus. Nach der Rede Hendersons forderte Mark SykeS Lloyd George auf, eine Erklärung abzugeben, daß die Regierung nicht mit dem Frieden spiele. Wenn sich dieser Eindruck festsetze, würde das ganze Königreich erschüttert werden. Lloyd George erwiderte: Die Regierung selbst ändere nicht im geringsten ihre Ansicht über die einzig möglichen Friedensbedingungen, die mit der Ehre und Sicherung Eng lands im Einklang ständen. Wir beabsichtigen gewiß nicht, an einer Konferenz, wie der geschilderten, teilzunehmen, weder durch Vertreter noch durch Teilnahme eines Mitgliedes der Regierung. Ich sage ferner ohne Zögern, daß wir keiner Parteikonferenz gestalten werden über die Frledensbedinguagea zu entscheiden oder diese zu diktieren. Friedensbcdingungen müssen zur Verantwortung der derzeitigen Regierung gehören. Was Hendersons Stellung be- trifft, sc befand ich mich gerade in Paris, als die Sache erörtert wurde und er und die Arbeiterpartei ihre Beschlüsse faßten. Wir waren nicht in Paris, um die Friedensbedingungen zu erörtern, sondern die besten Methoden zur erfolgreichen Fortsetzung des Krieges, und wir beabsich tigen, die Konferenz der letzten Woche in wenigen Tagen in London fortzusehen. Lloyd George äußerte sich über die Doppelflellung Hendersons als Mitglied der Regierung und Arbeiterführer. Dabei hielten sich die Vorteile als auch die Nachteile die Wage. Henderson wirkte stet- konsequent bei allen Maßregeln zur Fortsetzung des Krieges mit. Dies sei ein Vorteil, der sich auS seiner Verbindung mit der organi sierten Arbeiterschaft ergebe. Einige Abgeordnete glaubten, daß diese Verbindung unglücklich sei, aber das HauS müsse erwägen, ob es wün- schenswert sei, daß man davon abginge. Die Regierung werde eben falls die Frage erwägen und auch die französischen Minister, die sich in derselben Lage befänden, um Rat fragen. Ich verzweifelte nie an der Sache der Alliierten und bin überzeugt, daß Rußland sich erholen wird. Die Männer der jetzigen russischen Regierung wollen die Kraft Rußlands organisieren, um gegen Deutschland zu Kämpfen, aber sie haben mit fast umidenoiadllchea Schwierigkeiten zu tun. Man müsse auf Rußland Rücksicht nehmen, um nicht die unheil vollen Einflüsse zu fördern, die in Rußland gegen die Sache der Alliierten am Werke sind. Man muß Rußland Gelegenheit geben, sich wiederherzustellen. Lloyd George forderte das Haus auf, die Ein heit nach außen zu wahren. Von England hingen die Alliierten inehr ab, als von einem anderen Lande. «Wenn wir," sagte er, «be ginnen, uns zu trennen und zu spalten, und einen wertvollen Kollegen nach dem anderen in die Arme derer zu werfen, die für pazifistische Ziele Kämpfen, dann muß ich wirklich an unserem Siege verzweifeln." Deutsche« Entgegenkommen gegen Norwegen Zur Aufbringung des Dampfers «Thorunn" "tb.Berlin, 2. August. (Amtlich.) Die seit längerer Zett zwischen der deutschen und der norwegischen Regierung schweben den Verhandlungen über den Fall de- norwegischen Dampfers «Thorunn" sind nunmehr zum Abschluß gelangt und haben zu folgenden Ergebnissen geführt: Den Haupkgegenstand der Meinungsverschiedenheit zwischen beiden Regierungen bildete die Frage, ob die Aufbringung des «Tho runn" innerhalb oder außerhalb der Dreiseemeilengrenze stattfand. Diese Meinungsverschiedenheit ist wesentlich dem Zustand zuzuschreiben, daß die Berechnung der Grenzlinie der Terrlkorialgewässer in Nor wegen nach anderen Grundsätzen erfolgt als in Deutschland. Nach den norwegischerseits angestellten Berechnungen ist daS Schiff innerhalb der Dreiseemeilengrenze aufgebracht worden; danach wäre die Aufbringung vom norwegischen Standpunkte aus nicht gerechtfertigt, selbst wenn man davon absieht, daß Norwegen im all gemeinen eine territoriale Zone von vier Meilen in Anspruch nimmt. Anderseits hat daS zuständige deutsche Kriegsgericht in seinem Urteil über den Widerstand der Besatzung des «Thorunn" gegen daS Prisenkommand» festgestellt, daß, nach deutschen Grund- sähen gerechnet, die Aufbringung außerhalb der Dreiseemeilengrenze sialtfand. Hiernach war, wie auch die norwegische Regierung zugibt, die Aufbringung nach den Bestimmungen der deutschen Prisenordnung gerechtfertigt. Es ist zu bedauern, daß das Schiff, daß von der nor- wegischen Regierung befrachtet und bestimmt war, «ine Ladung Heu einem notleidenden norwegischen Landestrll zuzuführen, durch Auf bringung verhindert wurde, seine Bestimmung zu erreichen. Das Fahr- zeug hatte aber nicht die vorgeschriebenen Legitimationspapiere an Bord; auch hatte der Kommandant des deutschen ll-BooteS bei der Auf- bringung keine Kenntnis davon, daß der «Thorunn" von der norwegi schen Regierung, mit Heu an Bord, nach Norwegen befrachtet war. Ebensowenig hatten nach einer Mitteilung der norwegischen Regierung di« Kommandanten der norwegischen Torpedoboote hiervon Kenntnis, so baß sie außerstande waren, diese Tatsache dem Kommandanten d«S deutschen Unterseebootes gegenüber geltend zu machen. Nachdem daS erwähnte kriegsgerichtliche Urteil den Widerstund eines Teile- der Besatzung des «Thorunn" gegen die prisenrechtlichen Maßnahmen der deutschen Seestreilkräfte festgestellt hatte, wär« aus diesem Grunde das Schiff durch die deutsche PrisengerichtSbarkett ver urteilt worden. Di« deutsch« Regierung hat sich aber entschlossen, del der ganzen Sachlage und auf Grund der vorstehend wiedergegebenen Verhandlungen da- Schiff ohne weitere- frei za lassen. Das milttarifierte Amerika u,td. Washington, 2. August. (Drahtberlcht.) Nach einer Reukermeldung hat der Senat einen Antrag angenommen, der dahin geht, den Präsidenten zu Verhandlungen mit den Allilerlcn über die Anwendung de- DienstpflichtgeseheSauf die in Amerika ansässigen Untertanen au- den alliierten Ländern aufzufordern. (r.) Kopenhagen, 2. August. (Drahtbericht der «Nat.-Ztg.') «Politiken' meldet an- Pari-: Zu« ersten Male ln diesem Kriege sind amerikanische Truppen im Feuer gewesen. Die Vereinigten Staaten nehmen jetzt an -en Frontkämpfen teil; denn an der letzten französischen Offensive (gemeint sind offenbar die jüngsten Kämpfe am Damenweg und in der West- Lhampagne. D. Schriftltg.) waren auch amerikanische Truppen beteiligt. Die Schlacht i« Rändern (r.) Von der Schweizer Grenze, 2. Augost. (Drahtber. unseres Sonderberichterstatter-.) Der «Schweizer Preß telegraph" meldet au- Malland: Die Alillerieschlacht in Flandern tobte in de» letzten Tagen w» einer solche« Heftigkeit, daß nach einem Be richt de- Vertreters de- «Secolo" in London da- fortwährende Donner rollen der Kanonen auf den Hügeln der Umgebung von London gut ver nehmbar war and di« Häuser der Badeort« am Kanal erzitterten. (r.) B o » der SchweizerSrenz«, 2. August. (Drahtd « r. nnsere- Sonderberichterstatter-.) In ihren neuesten Be trachtungen zur Kriegslage betonen die Schweizer Militärkritiker über einstimmend, daß der groß« Schlag der Entente im Westen, den gewisse französische Blätter als kriegsentscheidend ankündigten und von dem Lloyd George selbst, wie er den Pressevertretern gegenüber erklärte, eine Wendung der gesamten Kriegslage versprach, an der eisernen Wlderstand-Kxaft der deutsche« Verteidiger gescheitert ist. Die mili tärischen Berichterstatter stellen noch fest, daß der große Angriff auf einer Front von rund 53 Kilometer erfolgt sei, doch sei in dem 18 Kilo meter breiten Abschnitt von Rieuport bl- zur Meeresküste, wo sich da- lleberschwemmungsgediet der Pser aosbreitet, nur demonstriert worden. (r.) Don der Schweizer Grenze, 2. August. (Draht bericht unseres Sonderberichlerstatte rs.) Die «Zürcher Post" meldet auS Rom: Der Pariser Korrespondent der «Tribuna" be richtet, daß er anläßlich eines Besuches an der Westfront habe feststellcn müssen, daß die englischen Offiziere teilweise kriegSmüde und all gemein der Ansicht seien, der Krieg gehe noch in diesem Jahre zu Ende, obwohl gleichzeitig für alle Eventualitäten für einen neuen Winter feldzug gearbeitet werde. (r.) Haag, 2. August. (Drahtbericht -es «B. T.".) Reuter meldet von dem ersten Offensivtag der Engländer: «An zahl reichen Stellen sind wir über die «Zser gegangen. Die Art, wie unsere Truppen sich mitten im feindlichen Feuer Brücken schlugen, war unübertrefflich. Eine einzige Division schlug an einem Tage 14 Brücken." Reuter macht sich dann darüber Gedanken, warum die Deutschen ihre erste Linie nicht kräftiger verteidigt hätten, da sie doch wußten, daß ein Angriff bevorstand. Sie hätten ihre Truppen nur verschoben, aber nicht ergänzt. 3m übrigen sei zwar die erste Linie durch die Beschießung sozusagen ganz freigelcgt worden, dafür lagen aber viel deutsche Truppen mit einer Menge Maschinengewehre in den Granatkrichtern. Die Fran zosen hätten 29 Brücken über die Mer geschlagen und seien weit vor gerückt. Der Sonderkorrespondent der «Times" berechnet die Angriffs front auf ungefähr 13 Kilometer, ausgehend von der Um- gegend von Warneton um den Bogen bei Vpern bis Boestnghe. Weiter heißt es: «Die Kolontalkruppen sind diesmal im ganzen geschont worden. Der Kamm der letzten vier Hügel wurde trotz schärfster Gegen- wehr im Sturm genommen. Die, versteckt aufgestellten Maschinen- gewehre haben wieder verheerend gewirkt." «Daily Ehronicle" weist durch ihre Augenzeugen daraufhin, daß die Deutschen an verschiedenen Stellen mit ihrer schweren Artillerie sich bis aufs äußerste zur Wehr setzten, um diesen un geheuren Angriff aufzuhalten. Man rechnet mit ei ner all- mählichen Zunahme des Widerstandes des Fei ndes. DaS Wetter ist ungünstig. Luftwahrnehmung kaum möglich. Die bis herigen Berichte der englischen Krtegskorrespondenten tragen nicht die Unbekümmertheit und Siegessicherheit zur Schau, die früher üblich war. In Holland werden die lang erwarteten Ereignisse an dieser nächsten Front mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Es handelt sich ja um das Schicksal von Antwerpen, Ostende und Zeebrügge, von wo in letzter Zeit fast täglich Geschützdonner herüberkönte. Das außerge- wöhnllch schlechte Wetter, daS vorgestern hier einsehte, läßt vermuten, daß dieser Faktor auch in Flandern seine Wirkung ausübk. Peru (r.) Frankfurt a. M-, 2. August. (Eigener Draht berlcht.) AuS Bern wird der «Franks. Ztg." berichtet: Der «Agencia American«' zufolge wurde -er Kongreß der Re publik Peru vom Präsidenten mit einer Neutralitäts erklärung und im Hinblick auf die guten Beziehungen zu allen fremden Ländern, eröffnet. Der Präsident bezeichnete die wirtschaftliche Lage de- Landes als vorzüglich, da die Ausfuhr etwa 400 Millionen Tonnen, die Einfuhr 200 Millionen aus machte. Feindliche Kriegsberichte Englischer Heeresbericht vom 1. August: ES regnete den ganzen Tag über. Durch eine erfolgreiche örtliche Unternehmung an unserer neuen Schlachlfront wurde unsere Linie an der Straße von Zillebeke nach Zandvoorde ein wenig vorgeschoben. Am linken Flügel unseres An griffes gewannen unsere Alliierten auf dem Ostufer des Tjserkanals weiter Gelände. Nachts wurden gegen unsere neue Stellung östlich und nordöstlich von Dpern zwischen Wefthoek und St. Julien von starken feindlichen Kräften heftige Gegenangriffe unternommen. Unsere Truppen widerstanden wiederholten feindlichen Versuchen, uns von einer wichtigen Stellung auf dem hochgelegenen Gelände, das wir gestern in dieser Gegend genommen hatten, zu vertreiben, aber unter dem Druck der feindlichen Angriffe und nach hartnäckigem Kampfe wurden wir ge- zwangen, unsere vorgeschobenen Truppen aus dem Dorfe St. Julien zurückzuziehen. Besonders erbittert wurde um den Besitz des Dorfes Wefthoek gekämpft, dessen westlichen Rand unsere Truppen jetzt halten. Nachmittags griff der Feind wieder bei der Eisenbahn Ppern—Roulers an. Bei einem zweiten Angriffsversuch gelang es ihm, in unsere vor geschobene Stellung auf schmaler Front cinzudringen. Der Kampf ist noch im Gange. Die Zahl der gestern von den britischen Truppen ge- machten Gefangenen übertrifft, soweit bis jeh bekannt wurde, 5000, darunter 95 Offiziere; außerdem wurden ein paar Kanonen sowie eine Anzahl Maschinengewehre und Grabenmörser erbeutet, aber die genauen Zahlen können nicht festgestellt werden. Gestern blieben, obgleich das Wetter das Fliegen fast unmöglich machte, unsere Flugzeuge den ganzen Tag über in Fühlung mit unserer vorgehenden Infanterie. Auch feindliche Flugplätze, Transporte und Infanterie wurden mit Bomben und Maschinengewehr erfolgreich an gegriffen. Die wenigen feindlichen Flugzeuge, die zu fliegen versuchten, wurden angegriffen und sechs abgeschossen. Drei unserer Apparate werden vermißt. Die Zahl der im Juli gemachten deutschen Gefangenen beträgt 4039, darunter 88 Offiziere. Die Zahl schließt di« Gefangenen ein, die bei den gestrigen Unternehmungen gemacht wurden und die Sammel- stallon um 6 Uhr abends erreicht hatten. DaS erbeutete Gerät schloß 8 Feldgeschütze, 53 Maschinengewehre und 32 Gradenmörser ein. Russischer Heere-bericht vom 31. Juli. Westfront: Feindliche Ab teilungen, die südlich von Hustatyn auf daS östliche Ufer des Pruth über gegangen waren, bemächtigten sich zweier Linien unserer Gräben, wur den aber nach erbittertem Bajon.»Kampf wieder zurückgeworfen. Darauf stellten wir die vorige Lage wieder her. Versuche des Feindes, den Pruth bei Tukliany und Pobfiliplsh zu überschreiten, scheiterten. Ebenso wiesen wir feindliche Angriffe bei Zermanowko ab. Infolge eines feindlichen Vorstoßes räumten unsere Truppen Zalcszycki. Süd lich deS Dnjestr ergriff der Feind auf der Front Zalcszycki—Sniatyn die Offensive. Er griff unsere Stellungen an, und nach einer Reihe von zähen Kämpfen, bei denen unsere Stellungen mehrfach den Besitzer wechselten, gelang eS ihm, unsere Truppen in der Gegend von Doro- schouh und Zastowna und bei Werentschanka und Croschepy zurück zutreiben. Bei den letzten Kämpfen zeichneten sich da- 10. finnisch« Schühenregimenk sowie bat Infanterieregiment ProSkurow, dat fast alle Offiziere verlor, besonders auS. An der übrigen Front Gewehr- feuer. Letzte Iri-tml-rWeil Drohende» Angewttter in der französische« Kammer ivtb. Bern, 2. August. (Drahtberlcht.) Die französisch« Kammer zeigte gestern, wie Lyoner Blätter melden, große Unruhe. Ribot wurde hiervon benachrichtigt und traf mit Painlev« im Parlament ein. Sofort nach Ankunft RibotS erklärte Renaudel, er wünsche die Regierung über ihre allgemeine Politik so schnell als möglich zu inter pellieren. Ribot erklärte, er sei bereit, die Interpellation auf heute anseken zu lassen. — Anläßlich der Erörterungen über die Interpellation Burssou, wegen der Schiffahrt-politik der Regierung, wobei die ein fache Tagesordnung mit 200 gegen 157 Stimmen angenommen wurde, schreiben «Humanite" und «Journal du Peuple", die Regierung besitze eine Kammermehrheit nicht mehr. — Renau del schreibt» er wisse nicht, wie sich die Abstimmung verteile, aber man sehe, daß frühere Minister und Ministerpräsidenten bei den Zwischen- rufen der Sozialisten ostentalio Beifall spendeten. Auf jeden Fall seien die Stimmenthaltungen so zahlreich, daß sie auf eine verwirrte und unsichere Lage und aus ein parlamentarisches Unbehagen schließen ließen, das Tag für Tag zunehme. — «Journal du Peuple" schreibt: «Die Zahl der Stimmenthaltungen ist ungeheuer. Sie dürfte 200 Stimmen betragen. Unsere Regierung ist sehr krank." Wechsel in der russischen Heeresleitung wtb. Petersburg, 2. August. (Drahtberlcht.) Reuler meldet: Brussilow hat der provisorischen Regierung seine Entlassung angeboten. Kornilow wurde zum Ober befehlshaber über die russische Armee ernannt. Tscheremisow, der bisher die 8. russische Armee befehligt hat, wird Oberbe fehlshaber an der Südwestfront. Die finnische Frage (r.) Don der Schweizer Grenze, 2. August. (Draht- b «richt unseres Sonderberichterstatter-.) Die «Reue Zürcher Zeitung" meldet aus Petersburg; Die Beziehungen zwischen HelsingforS und Petersburg bleiben noch gespannt. Dem vom finnischen Landtage geäußerten Wunsche auf Zurückziehcn der russischen Truppen aus Finnland hat die russische Regierung nicht ent sprochen; sie beschloß im Gegenteil eine Verstärkung der russi schen Garnisonen in Finnland. Wilsons Knebel für Holland (r.) Von der Schweizer Grenze, 2. August. (Drahtder. unseres Sonderberich ter st atte rs.) Laut «Berner Tagblatt" meldet «United Preß" aus Washington: 60 holländischen Schiffen wurde die Lebensmittelladung verweigert, weil Holland an geblich durch die Lebensmitteleinfuhr aus Amerika seine eigene Aus fuhr nach Deutschland ersetze. Vorsichtige Haltung des Vatikans (r.) Don der Schweizer Grenze, 2. August. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Die «Neuen Zürcher Nachrichten" melden aus Rom: Der Kardinal-Staats sekretär erklärte, daß es derVatikan nach wie vor entschieden ablehne, auf Friedensdemonstrationen in einer Weise zu ant worten. die ihm als einseitige Parteinahme für diese oder jene kriegführende Mächtegruppe ausgelegt werden könnte. Die italienischen Kriegshetzer mit England unzufrieden vvtb. Bern, 2. August. (Drahtbericht.) .Corriere della Sera" ver- urtcilt die Rede Balfours, der eS für falsch und schändlich erklärte, Flicdcnsbedingungen anzugebcn. Nach dem großen Blutvergießen könnten die Alliierten keinen Frieden annehmcn, der nicht eine Ver änderung der Karte Europas auf Grund des NaOonalikätenprinzips mit sich bringe. Ein Teil der Alliierten müsse auf Kosten Deutschlands, die anderen auf Kosten Oesterreich-Ungarns befriedigt werden. Der Kampf müsse daher bis zum Siege der Alliierten forlgeführt werden. Für den Friedensschluß müsse eine der Hauptbedingungen die Zer stückelung Oesterreichs sein, das die Wünsche Italiens, Serbiens, Ru mäniens und Polens erfüllen müsse. Das Blatt stellt ferner fest, daß die Beschwerden, die es in den letzten Tagen gegen di« englischen Staatsmänner erhoben habe, erfolgt seien, weil die italienischen For derungen nicht in die gleiche Linie mit den Ansprüchen anderer gestellt worden seien. In der Rede Balfours müsse man einen neuen Beweis dafür erblicken. DaS Problem, für das Italien blute, habe Balfour überhaupt nicht berührt. — «Idea Nazionale" erklärt: «Die letzten Aus führungen Eecils werden durch die Rede Balfours hinsichtlich Italiens noch verschlimmert, um so mehr, als Balfour die Erklärungen während deS Aufenthalts Sonnincs in London abgegeben habe." Rückreise des Kanzlers aus Wien rvtb. Wien» 2. August. (Drahtbericht.) Reichskanzler Dr. Michaelis wurde heute mittag vom Kaiser und der Kaiserin in besonderen Audienzen empfangen. Hierauf fand beim Kaiserpaar ein Frühstück statt. wtb. Wien» 2. August. (Drahtbericht.) Heute abend fand beim deutschen Botschafter Grafen Wedel und dessen Gemahlin ein Abendessen statt, an dem Reichskanzler Dr. Michaelis mit den Herren feiner Begleitung, Direktor Deutelmoser und die Mit glieder der Botschaft teilnahmen. Außerdem waren geladen der Erste Obersthofmeister Prinz Konrad zu Hohenlohe, Minister des Reicheren Graf Czernin und dessen Gemahlin, Chef des General stabes von Arz, der k. u. k. Botschafter in Berlin Prinz Gottfried zu Hohenlohe und Gemahlin, der k. u. k. Botschafter Freiherr von Müller, der preußische General von Cramon, sowie die Ge sandten Bayerns und Sachsens und Generalkonsul Graf Fürsten berg. — Um 9 Uhr 40 Minunten abends reisten der Reichskanzler und die ihn begleitenden Herren nach Berlin zurück. Reichstagsersatzwahl ivtb. Freiburg l. Br., 2. August. (Drahtbericht.) Bei der heutigen Reichstagsersahwahl im 4. badischen Relchstagswahlkreis wurde für den verstorbenen Abgeordneten Dr. Blankenhorn (natl.) der Bürgermeister von Lörrach, Kugelmeler (natl.), mit 3242 abgegebenen Stimmen gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt. Wetterbeobachtungen in Leipzig August Lofttemp L«ls!»r in-il- feuckn. 'vr<n. TrmpEkak^Estrrm« um 18 adh«.0Uhr M«II.rz»stand Allgemeiner W«tt«roeria> s 1. abends OU. 2. früh 7 U. 2.nachm.2^i. -24,3 -16,0 -23,6 45 76 47 Höchste T. -^27,0 Tiefste T. -s-16,6 Nieberschi. OL heiter lr»ü>«n »rlb Soan«»sch«l» Vorliegend l heiter« r und tro<drn« ) Witt«r»n, Kirchliche Nachrichten Israelitisch« Religionvgemelnde z« Leipzig. SatkdatgotteS- dlenst Freitag abend 8 Uhr. Sonnabend vormittag 81» Uhr. Talmud-Thora-Synagoge, Ketlstraße 4. Freitag Abendgebet 8 Uhr. Sonnabend Morgengebet 81» Uhr. Minchagedet 41» Uhr. Sabbatausgang vi« Uhr. Unsere gestrige Adendau-gad« umfaßt - Seiten, ay die vorliegende An-gab« 8 Seiteu. zusammen Hauptschrtftleiter: Hans Schaack (auf Urlaub an der Front) B«ra»iw»rMch«r SchrtM«tt«r >ür PoUIi» Br«»» Spdo«: lür di« Hand«I«j«tln»a t. B. Pot S«id«l: ISr Leipziger »nd iächstlch« Ängelegrnh«»«» B»d«rt Bitztchd»; für Niuift und LYI«nIchatl D». Friedrich Srdeecht; siir Mufti, 0»«»» S»^Utz: slr »«richt, Sport. B.II«, B仫r »»d v«rd»hr 2«»«« Kaarf«lk — Ftlr d«» Anj»Ig«nt«U H«l»rich öols«r. Drxd »»d V,rt«z: L«tppG»r I,a«dI«N v», AoUch^l» 0 p-«Iltch i« L»ip, B»rlt»«r SchrtsN«tt»»g: Vr. Bich«» Botz», Dr,«d»«r Schristi«N«»p B«„» Sch»l;r.