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111. Jahrgang 1917 Nr. 389 ». V«d»kd«a t« amtl.T«!l dl« P«l»z«Il« 70 Pf^ ». an«», vll Ps.; kl«l». A»j«tg«a dl« P«tlU»lI« 2S Pf. «»»wärt« 30 Pf^ <r«lchLftlanjrl,«a «u Platzoollchrtf««» l» Prell« «rhddt. V«llag««: V«fa»ta»fla,« M. 7^ da» Taolrnd »olfchr Poftgrdlhi. Ni»j«l»»»»«r 1« Ps. — So»«. »»» g«stl,,t 1» Pf. S«r»lpr«ch.A»schl»h dkr. l«»S7. >««» uat I«I»4 P»ftfch«ckto»»» 7200. Morgen-Ausgabe Bezugspreis: L W- »t«rt«llddrllch M. dLS: sdr Abh«l«r «»««lllch M. ILO; d,rch »,f«r» *»d»«rtlä«» FttlaUn tu« Hau« gebracht «anatllch M. lM. »l«r»«l. lLhrltch M. S^lO: durch dl« Poft lnuerhalv Deutlchlandl D«Iamt-4Iu1« «««»>>» M. l«. vl«rt«»adrllch M. S.70; Moroea-Aulgad« M. I A»e»»^l»«,«d« M. 0L0. Sonnt-,1-Au«,ob« M. aso «r»«,tltch ta«tlchlt«bllctz P»ftd«ft«ll,«dldr>. SchriM«Ui»>, »» Suschdst»»«»«: 2»ha»»U^I« «»> -rr StLSt Lerprig Freitag, den 3. August Siegreiche NinO in der Mmim Der gebrochene Ansturm in Ränder« Das Wolffsche Bureau melde! amllich: Berlin, 2. August, abends. In Flandern bei Regen wechselnd heftiger Feuerkampf. Im Osten Kampferfolge an Pruth und Sereth, sowie im Suczawa-, Moldawa- und Bi ft ritz-Tal. * * * wtb. Berlin, 2. August. (Draktbsricht.) Am zweiten Tage des großen flandrischen Angriffs vermochlen die Engländer an keiner Stelle vorzudringen, sie buhlen im Gegenteil sogar verschie dentlich Geländcgeivinne des ersten TageS wieder ein. Der 1. August begann mit strömendem Regen und ausfallender Ruhe der englisch französischen Angrisfsariillerie auf der ganzen Front. Diese Er- schöpfungspanse der franko-britischen Artillerie war weniger durch die schlechte Sich» verursacht, als vielmehr eine Folge der tatkräftigen Ab wehrwirkung der deutschen Batterien. Den ganzen Bormittag über rafften sich die Engländer nur zu schwächlichen AngrissShandlungen auf, so zu Patrouillenvorstößen südlich des RieuportkanalS und Teil- angrissen östlich von O o st Taverne, die glatt abgeschlagen wurden. In der Gegend von Hol lebe Ke wurden englische Bereitstellungen rechtzeitig erkannt und ein hier beabsichtigter Angriff durch Bernich- tungSseuer unterbunden. Erst gegen Miltag nahmen die Engländer das Arlilleriefeuer gegen den Angriffsabschnitt des Bortages wieder auf. Um 2 Uhr fehle starkes Zerskörungsfeuer von Bixschoote bis an die LyS ein, das sich von 4 Uhr an gegen den Abschnitt La ngemar ck— Ho Hebe Ke zum Trommelfeuer steigerte. An den um 6,30 Uhr abends einsehcnden starken tiesgegliederten Angriffen beteiligten sich die Franzosen nicht, die sich am 31. 7. dazu hergegeben hotten, neben Australiern, Neuseeländern und anderen englischen Hilfs völkern für ein retn englisches Ziel, die Eroberung der flandrischen Küste, zu Kämpfen. Besonders heftig waren die englischen Angriffe gegen Langemarck. Durch Einsehen von Flammenwerfern beider seits der Babu versuchten sie vorzukommeu; in erbitterte« Nahkümpfea wurden sie sedoch abgewiesen und über den Steen doch zarümge- worfen. Auch an allen anderen Stellen waren di« englischen Angriffe gleich ergebnislos und verlustreich. Bel St. Julien wurde das Herankommen der Engländer bereits durch kräftiges Abwehrfeuer ver hindert. Bei Freezenberg und Westhoch wurde erbittert ge kämpft mit dem Ergebnis, daß die Engländer überall im Gegenstoß geworfen, und an zahlreichen Stellen die deutschen Linie« weiter vor- geschoben werden konnten. Dasselbe Schicksal erlitten dl« britischen Angriffe zwischen Hooge und Hollebeke, wo die vorgehendeu Reihen der Engländer durch das flankierende Feuer der Deutschen süd lich der LyS schwerste Berluste erlitten. Die englischen Angriffe ließen überall die Entschlossenheit des ersten Angriffstages vermissen. Mühsam und schwerfällig stapften ihre Sturmwelle» durch den aufgew^chten Boden vor. Immer uneder ge- r.elen sie in flankierendes Feuer, so daß ihre Kraft und ihr Angriffs geist gebrochen waren, ehe der deutsch« Gegenstoß sie mit unwiderstehlicher Wucht lraf Bei der Wiedereroberung der am Bormittag des 31. Juli teilweise aufgegebenen deutschen Stellungen konnte ein Ileberblick über de erschreckend hohen Berluste gewonnen werden mit denen die Engländer ihre geringen sobald wieder verlorenen Geländegewinne bezahlten. DaS Trichterfeld der Abwe^zone ist mit englischen Ge fallenen übersät, die oft in dichten Reihen niedergemäht wurden. Im Osten blieb auch am 1. August die Vorwärtsbewegung der deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen in Ostgaltzien und der Bukowina lebendig. Im Winkel zwischen Zbrucz und Dnsestr wurde die letzte russische Nachhut nach erbittertem Wider stand bei Wygoda geworfen. Damit ist dieser Flußwinkel von den Russen so gut wie gesäubert. Auch südlich der Dnjestr haben sich tte Streitkräfte der Verbündeten bereits im zähen Vordringen bis nah« an die Reichsgrenze vorgeschoben. Im Nordwesten und Westen von Czernowitz sind heftige Kämpfe beiderseits des Pruth sowie süd lich bis über den rumänischen Sereth hinaus im Gange. Auch in den Karpakhentälern find die Verbündeten im weiteren Dorschreilen. Im Tale des Kleinen Sereth ist Mol dauisch Banila durchschritten. Im Suczawa-Tal versuchen die Russen, in der Talenge zwischen Saleu und Falken noch zu halten, um unser Eindringen in das Becken von Radauh zu verhindern. Welker südlich läuft die erveichle Linie über das Dorf Zvgreni im Bistrlhatal, den M t. Tomnatic, dieObctna Rata und den M t. Omulu i, bis sie etwa 30 Kilometer südlich von Dorna Walra in die alte Karpalhenfronl einmündek. Der Kaiser an Hindenburg vtd. Berlin, 2. August. (Amtlich.) Der Kaiser sandle an den Generalfeldmarschall von Hindenburg folgendes Tele- gramm: «Es ist Mir ein herzliches Bedürfnis, Ihnen, Mein lieber Feldmarfchall, am Schluffe des drillen Jahres dieses gewaltigsten aller Kriege, in dem Sie fortgesetzt mit glänzender Feldherrn- kunst der Aebermacht der Feinde getrotzt und unserem Heere den Sieg zum Siege gebahnt haben, von neuem Meinen nie ver löschenden kaiserlichen Dank auszudrücken, indem Ich Ihnen hier mit das Kreuz und den Stern der Großkomture Meines könig lichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern verleihe. Die Ordensabzeichen werden Ihnen unmittelbar zugehen. Wilhelm l. k.» Die Kämpfe am Damenweg <r.) Don der Schweizer Grenze, 2. August. (Draht- bericht unseres Soaderd erlchterstatterS.) Der .Carrier« della Sera' kündigt eine «ene Schlacht an der Aisne an. Di« Franzosen seien entschloffe», die Kämpf« auf der Hochebene von Cra - onne z» einem günstigen Abschluß z« führe», während die Deutsche« ihrerseits nicht im entferntesten die Absicht bekonde«, die Partie für sich als verloren zu betrachten. (r.) Don der Schweizer Grenze, 2. August. (Drahtber. unseres Sonderberichter st alters.) Wie der Züricher .Tagesanzeiqer' berichtet, werden in die Kämpfe am Damenwege fortgesetzt stärkere Kräfte von beiden Seiten verstrickt, so daß sich hier, ob gewollt oder ungewollt, eine große Schlacht zu entwickeln scheint. König Friedrich August an seine Armee An meine Armee! Zum dritten Male jährt sich heute der Tag, an dem der größte, gewaltigste Krieg der Weltgeschichte begonnen hat. Noch immer stellt er an jeden einzelnen die größten Anforderungen in körperlicher und geistiger Beziehung. Heute kann ich aber mit freudigem Stolze aussprechen: Auch im dritten Kriegs- jahre hat meine Armee auf allen Kriegsschauplätzen in Frank reich, Belgien, Rußland, Galizien, Rumänien und Mazedonien im vollsten Maße ihre Pflicht getan und Schulter an Schulter mit den anderen deutschen Stämmen und den Truppenteilen unserer Ver bündeten die Angriffe übermächtiger feindlicher Masten siegreich abgeschlagen. Mik besonderem Stolze gedenke ich heute des glor reichen Anteils des größten Teiles der Armee an den beispiellos schweren Kämpfen an der Somme von Juli bis Dezember vorigen Jahres. Steht die Armee auch trauernd am Grabe manches Helden und wackeren Kameraden, so hat sie doch von neuem ge zeigt, daß noch der alte Heldengeist in ihr fortlebt. Mit Freuden benutze ich daher die Gelegenheit, um am heutigen Tage allen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften meinen wärmsten Dank und meine vollste Anerkennungfür ihren Hel denmut und ihre unvergleichliche Haltung während des jetzt ver flossenen Jahres auszusprechen. Auch die Heimat ist stolz auf ihre Söhne im Felde, die sie vor dem schweren Unglücke eines Krieges im eigenen Lande bewahrt haben. Im vergangenen Jahre sah es bisweilen so aus, als ob das Ende des Krieges nicht mehr ferne sei. Gott der allmächtige Lenker aller irdischen Dinge hat es an ders gefügt. Ich hab« das feste Vertraue» zur Armee, daß sie in-em uns aufgezwougenen vierte» KrtegSjahre ihre Pflicht voll und ganz ton wird, bis wir mit Gottes Hilfe einen Frieden erkämpft haben, der den unendlichen Opfern an Gnk und Blut voll und ganz entspricht. Den 2. August 1917. Friedrich August. Die Wirkungen der deutschen Offensive (r.) Don der Schweizer Grenze, 2. August. (Draht- be richt unseres Sonderberichterstatters.) Der .Zürcher Tagesanzelger" meldet, die Einnahme vonZaleszczk iunddasUeber- schreikeu der beharabischen Grenze durch deutsche Korps bringt die noch in der Bukowina zurückgebliebenen Russen la die schwierigste Lag«, zu mal auch noch der Widerstand bei Kimpolong an der Südgrenze der Bukowina abzubröckeln beginnt. : (Inzwischen stehen unsere Trappen bereits vor Klmpolang. D. Schrifll.) Die rumänische Heeres leitung betrachtet diese Entwicklung mit wachsender Besorgnis und hat infolgedessen ihre EntlastungSoffeasive im Puknatale wieder eingestellt. Auf der russischen Nordfront stockt deshalb dle Gegenoffensive, weil alle Truppen schleunigst nach der Südweflfront verschoben werden. tu. Amsterdam, 2. August. (Drahtbericht.) Der Stockholmer Korrespondent des .Handelsblad' berichtet: Die Stadt Kamoues- Podolsk in der Ukraine ist von Deserteuren, die sich weigern, an die Front zurückzukehren, überfüllt. Russische Matrosen rissen das schwedische Wappen vom schwedischen KonsulakSgebäude in Abo« herunter. Die russische Regierung hak versprochen, die Schuldigen zu bestrafen und dem Konsul Genugtuung zu geben. In Moskau sind infolge eines Brandes für 3 Millionen Rubel Baumwolle und für 2 Millionen Tabak vernichtet worden. In verschiedenen Gouverne ments Rußlands sind BezugSkarkea für Kleider und Manu- faklurwaren eingesührl worden. (r.) Stockholm, 2. August. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Die militärisch« Lage ln Po- doll en wird von russischer Seite als ganz trostlos beurteilt. Das Lebensmikkelministerium führt, wie die .Rjetsch' nach Informationen aus dem Generalstab mitteilt, schleunigst die Bergung der Ernte hinter der Front durch. Oesterr. - ungar. Heeresbericht "tb. Wien, 2. August. Amtlich wird gemeldet: Oestttcher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarfchatts von Mackenfen Keine besonderen Ereignisse. Heeresfront des Generalobersten Erzherzog Joseph Der Feind griff beiderseits des Cafinu-Tales zu wieder holten Malen an; unsere tapferen Truppen blieben im Gegenstoß und in stundenlangen andauernden Nahkämpfen Sieger. Die russisch-rumänischen Divisionen mußten unter schweren Verlusten in ihre Stellungen zurückweichen. Die Armee det General obersten von Koeoeß gewinnt unter Kämpfen Raum. Die Höhen östlich von Dragoiesfa in der Dreitänderecke und die Gegend von Kimpolung find in unserer Hand. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern Die Streitkräfte des Generalobersten von Boehm-Ermolli dringen unmittelbar südlich des Dnjestr gegen die russische Grenze vor. Der Mündungswinkel des Zbrucz wurde zum größten Teil vom Feinde gesäubert. Italienischer Kriegsschauplatz und Balkan Nichts zu melden. ..... Der Chef des Generalstabes. Die politischen Parteien in Kroatien-Slawonien Von Rudolf Brandsch-Hermannstadt, Mitglied des ungarischen Reichstages. Kroatien und seine Hauptstadt Agram sind heute Brennpunkte dersüdslawischenFrage. Der kroatische Landtag in Agram ist die einzige südslawische Vertretung, die politische Arbeit leistet. Bei der hohen Bedeutung des Problems, um das es sich hier handelt, verdient diese Arbeit erhöhte Beachtung. Das politische Leben beherrscht gegenwärtig die kro atisch- serbische Koalition, die aus der selbständigen Kroaten- und auch der selbständigen Scrbcnparlei besteht. Nach innen haben die beiden Parteien wohl ihre, dem Bedürfnis der Völker entsprechende, selbständige Organisation, treten aber sonst voll ständig als einheitliche Partei auf. Die Koalition vereinigt jene politischen Schichten der Serben und Kroaten, die trotz der kon fessionellen und einiger kultureller Unterschiede zwischen den beiden Gruppen auf dem Standpunkt der Einheit des serbo kroatischen Volkes stehen; eine Entwicklung, der, wenn nicht alles trügt, die Zukunft gehört. In staatsrechtlicher Beziehung erkennt die Partei, zuletzt ausdrücklich in ihrer Adresse an den König im April dieses Jahres, den ungarisch-kroatischen Ausgleich von 1868 an. Ihre sonstigen politischen Ziele gehen aus jener Adresse nicht sehr klar hervor. Es wird nur allgemein von der Verwirklichung des nationalen Ideals aller Kroaten ohne Unterschied des Be kenntnisses und des Namens gesprochen. Trotz dieser begreif lichen Zurückhaltung kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden — das hat mir letzthin auch ein ausführliches Gespräch mit einem Abgeordneten der Koalition bestätigt —, daß die Koalition eine Angliederung Bosniens, der Herzegowina und Dalmatiens an Kroatien-Slawonien und damit die Aufnahme dieser Gebiete in das Reich -er SLefanskrone erhofft. Es scheint mir weiterhin auch festzustehen, daß die ungarische Regierung diesen Plänen nicht gegnerisch gcgenüberstcht und daß gerade diese Uebereinstimmung dazu geführt hat, daß sich die Koalition so be reitwillig zum unionistischen Programm bekannte. In der Partei spielen dle aktiven und temperamentvollen Serben eine ausschlaggebende Rolle. Es hat vor dem Krieg Elemente in der Partei gegeben, die Beziehungen zu Belgrad pflogen. Diese Beziehungen wären, wenn der Krieg sie nicht unterbrochen hätte, für die Partei leicht verhängnisvoll geworden. Bekanntlich sind diese Zusammenhänge auch im ungarischen Reichstag zur Sprache gekommen, indem ein oppositioneller Ab geordneter der Regierung vorwarf, mit einer illoyalen Partei oaktiert zu haben. Es war dabei die Rede von einer Konfidenten liste, die in Belgrad gefunden wurde und auf der die Namen von Abgeordneten der Koalition ständen. Eine Stühe der Koalition im Agramer Landtag bildet auch das Dutzend der Unionisten, meist Träger guter, alter Namen, die sich von den Fesseln der Parteidisziplin aus persönlichen und sonstigen Gründen frcihaltcn wollen. Diese Unionisten können zum Teil als die Ueberreste der Nationalpartei aus der Zeit Khuen-Hedervarys angesehen werden. Der jetzige ungarische Minister für Kroatien, Hidegheti, der übrigens als kein großer Freund der Koalition gilt, kann zu dieser Gruppe gezählt werden. Alle übrigen Parteien Kroatien-Slawoniens stehen diesen beiden Gruppen in Opposition gegenüber, die oft sehr heftig ist und nicht immer angenehme Formen aufweist. Die radikale Serbenpartei, die bereits 1907 aus der Koalition austrat und in ihren Zielen sich über eine kaum verhüllte irredentistische Kaka- skrophalpolitik nicht erheben wollte, spielt heute im öffentlichen Leben keine sichtbare Rolle mehr. Nicht viel mehr hat auch die Bauernpartei des Abgeordneten Radics zu bedeuten, die lediglich von der Beweglichkeit und Intelligenz ihres Führers und Gründers lebt. Dagegen entwickeln die beidenkroatlschen Rechtsparteien, die Skarcsevics — und Frankpartei, eine rege politische Tätigkeit. Sie sind Trialisten. Das ist der Haupt punkt ihres Programms, der ln der Adresse, die von der Partei im Landtag an den König geschickt wurde, klar zum Ausbruch kommt. Sie erstreben die Unabhängigkeit von Ungarn und die Er richtung eines südslawischen Reiches unter Habsburgs Szepter, in dem alle kroatischen und slawischen Länder vereinigt werden sollen. Es ist im wesentlichen das Programm von 1912, das in Laibach von den Delegierten der Kroaten und Slowenen be schlossen wurde. Daß die beiden Parteien trotz ihres gemein samen Programms sich nicht vereinigen, scheint im wesentlichen auf persönlichen Ursachen beruhen. Ein Mitglied der Koalition, also ein Gegner, kennzeichnete mir die Parteien so: Die Starcse- vicsianer sind die Ehrlichen, die an ihr Programm glauben und seine Verwirklichung für möglich halten; die Frankianer betreiben ihre Politik nur aus persönlichen Gründen, um Differenzen der Gegner und verwickelte Situationen auszunuhen und ihre Am bitionen zu befriedigen. Diese etwas scharfe Musterung eines serbischen Gegners dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, daß die Frankpartei einen klerikalen Anstrich hat und gegen die Serben aggressiver auftritt, während die Starcsevicspartei liberaler und toleranter ist. Aller dings sind beide Parteien im Grundsatz darin einig, dast Kroaten und Serben zwei verschiedene Nationen sind. Ob diese Parteien eine Zukunft haben, möchte ich fast bezweifeln. Ihr Programm kann nicht verwirklicht werden, solange sich die Monarchie und das ganze Deutschtum den freien Weg zur Adria offen halten will. Das Dogma der Einheit von Kroaten und Slowenen ist auch nach Ansicht der überwiegenden Mehrheit der Kroaten und selbstredend aller Serben heute eine Utopie. Immerhin haben diese .kroa tischen Rechtsparteien' in Kroatien-Slawonien noch festen Boden.