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"S. i?or»«tmna> , Man liebte den Ton wohlwollender Ueberlegenhelt gegenüber den Mädchen in der Bergschule. Er war aber eigentlich nur Formsache, sozusagen des männlichen An. stand» halber. Im Grunde erlebten diese Jungens viel zu nahe die Kräfte und Fähigkeiten der Mädels, als baß sie noch einen großen Unterschied gemacht hätten. Man verstand sich gut miteinander, und die Jungens nahmen den Mädels nur eines übel: daß sie in der Klasse meistens aufmerksamer und ztelbewußter waren. Als Jngeborg wieder In ihr Zimmer kam, war gerade die Post verteilt worden, und sic erkannte sogleich auf ihrem Bries die Handschrift der Mutter. Erfreut kauerte sie sich aus ihr Bett und begann zu lesen. Aber schon nach der ersten Seite verdunkelte sich ihr strahlendes Gesicht, und als ihre Zimmergesährttn sie nach dem Machs für die Sktrn fragte, wurde sic nur grimmig angeknurrt, man störe sie nicht beim Lesen! ES war aber auch eine traurige Neuigkeit, die Mutter da schrieb. Der Bater würde gerade zu Weihnachten ge schäftlich verreisen müsien, so daß die drei allein feiern wür den. Daß man Weihnachten nicht respektierte, wollte Jnge- borg nicht tn den Kopf! Und noch dazu, wenn sie nach Berlin kämen, das hätte Bater doch einrichten müssen! Sie dachte an seinen letzten Besuch tn der Bergschule; er war ihr verändert erschienen, gar nicht mehr der frohe Ka merad . . . Jngeborg steckte seufzend den Brief ein. Als dann Erik kam, um seine Flasche zu holen, erzählte sie ihm von dem Brief der Mutter. Der Junge war zuerst ganz sprachlos vor Enttäuschung, dann aber brach Zorn und Kummer aus ihm heraus. Und er wurde so heftig, daß die Schwester sich nun ihrerseits verpflichtet fühlte, zur Vernunft zu mahnen. Das Ende vom Lied war ein hitziger Streit, und Erik wurde schließlich von den Mädels als Störensried ans dem Zimmer gejagt. Als es nach dem Abendbrot ruhig im Hause wurde, saß Jngeborg noch lange auf und „baute" an einem Bries für den Bater. * Es hatte sich wie von selbst gefügt, das, Walter Bürger jede Woche einen oder zwei Abende bei Peter und Maria verbrachte. Die Beziehungen zwischen ihm und Maria waren freundschaftlich und ehrlich. Die drei Menschen stimmten gut zusammen. Maria gehörte zu den Frauen, die Männerfreundschast respektieren können, sie besaß einen sicheren Instinkt für-die Grenzen der kleinen Gemeinschaft. Für Walter war es immer eine besondere Freude, wenn er die Freunde bei sich zu Gaste hatte, und er war Maria dankbar für die Selbstverständlichkeit, mit der sie dann in seinem Heim die Nolle der Wirtin übernahm. Noch etwas gefiel Walter an Maria: sie hatte eine besondere Gabe, zuzu hören. Und während Peter im Eifer seiner Unterhaltung die Freundin fast zu vergessen schien, glitt Bürgers Blick manchmal nachdenklich und forschend zu ihr hinüber. Eines Abends, als sie zu dritt im Theater waren, kam Bürger auf PeterS Wunsch noch mit hinaus. Maria sah an diesem Abend noch zarter aus als sonst, so daß Walter sie fragte, ob ihr etwas fehle. Nein, sie sei nur sehr müde. Sic legte sich gleich auf den Diwan. Um sic nicht zu stören, zogen sich die Freunde in das angrenzende Zimmer zurück. Maria schlief sofort ein. Plötzlich hörte sie in den Traum hinein ihren Namen nennen, und gleich darauf einen anderen Namen, der diesen Traum jäh zerriß. Jetzt muß ich natürlich aufstchen, zeigen, daß ich wach bin, dachte sic, aber die Glieder wollten ihr nicht gehorchen. Sie machte keine Bewegung. Die Tür war nur angelehnt, so daß Maria jedes Wort verstehen konnte. „Du hast völlig recht", hörte sie Peter sagen, dieser Kon flikt reibt mich aus. Vorige Woche war ich wieder bei Erika draußen. Wir haben abgemacht, daß sie mit den Kindern über Weihnachten verreist." „Du möchtest dich mit deiner Frau wieder aussöhnen?" „Ich fühle, wie ich mich von Maria löse . . ." „Und du kannst eS ihr nicht sagen?" „Es ist noch gar nicht so weit, daß ich es möchte. Aber das eine weiß ich, daß ich Erika wiedcrgcwinnen will." Ter Traum, — wenn man ihn wiederfinden könnte, — nicht weinen . . . natürlich nicht Tante Marianna — der Nachtzug geht gegen zehn — „es ist noch gar nicht so wett, daß ich es möchte." — Hilflos, der Mann zwischen zwei Frauen!— Die Schneiderin wird das Kleid nicht rechtzeitig ltefern können wie ivar doch der blöde Traum? — man müßte den Salon ganz neu tapezieren lassen — Tante Mariann« würde zetern — nicht wichtig — doch, alles wichtig, alles furchtbar wichtig — nicht weinen! „Kannst du verstehen, Walter, daß ich mir erbärmlich vorkomme?" »Sehr gut, aber du wirst dich entscheiden müssen." »Das weiß ich. Aber ich ekle mich vor mir selbst." „Warum gebrauchst du so stark« Worte? Wir sind keine Götter." „Wahrhaftig nicht! WaS wird aus Maria?" „Bequem ist das, bequem!" * „Wetse, ja, so nLts« —" Maria fühlt, wie ihr Herzmuskel sich zusammenkrampft, daß sie kaum atmen kann. Dann ebbt der Krampf ab. und plötzlich sängt st« laut zu lachen an — bas Weinen zu töte», das gewaltsam aus ihr hervorbrechen will, beide Männer stürzen zu ihr hin. Da reckt ihr Peter wie schlastrunken di« Hände entgegen — sogar lächeln kann Maria in diesem Augenblick — und sagt: „Bitte, hilf mir auf. Ich habe so fest geschlafen, etwa» ganz Komisches geträumt. .. „Du hast gelacht . . Sie sieht die Angst tn PeterS Augen. „Ja, eS war so komisch", nun knicken ihr doch di« Beine ein, „ich will zu Bett." Peter stützt die Taumelnde und führt sie hinaus. Bon der Tür aus winkt sie Walter noch zu. „Gute Nacht. Walter, morgen erzähle ich dir meinen Traum." Bürger hebt die Hand, aber er lächelt nicht zurück; tn seinen Augen steht tödlicher Ernst und Begreifen. — Als Peter wieder ins Zimmer trat, sagt« Walter: „Sie steht in der letzten Zett nicht gut aus. Ich glaube, du müßtest ein bißchen auf Maria aufpassen." „Ich hatte ja auch den Eindruck und habe sie schon ge fragt, ob ihr etwas fehlt. Sie sagt, nein. Manchmal habe ich schon gedacht, ob sie nicht doch instinktiv fühlt, waS tn mtr vorgeht." Walter sah den Freund an, und eS schien, als wolle er etivaS sagen. Aber dann stand er plötzlich aus: „Jetzt muß ich gehen, du! ES ist zwei Uhr geworden, und morgen habe ich einen wichtigen Ternrin." Als er schon tn Hut und Mantel in der Tür stand, wandte Walter sich noch einmal zurück und sagte eindringlich: „Also paß ein wenig auf auf Maria. Gute Nacht!" Eh« er in sein Zimmer ging, trat Peter noch an MarlaS Bett. Sie schien zu schlafen. Der Kops lag auf dem nach oben gestreckten Arm — im Profil sah ihr Gesicht klein und kindlich ans. Peter beugte sich über sie, strich ihr das Haar aus der Stirn und sah den Bogen ihres Mundes . . . Die Schlafende rührte sich unter seinem Blick, ivaudte sich ihm mit geschlossenen Augen zu und legte — als sei sie halb er wacht — den Arm um seinen Hals. Er küßte sie auf den Mund, und Maria sagte leise: „Addio, Amico!" Dann drehte Peter bas Licht aus und ging hinaus. Slm andern Morgen verließ er wie immer früh das Haus und ging fort, ohne Maria zu wecken. Gegen mittag klingelte das Telephon, und Maria dachte sofort an Walter. Sie begriff, daß noch einmal alles darauf aukam, stark zu sei», und ihre Stimme klang klar und ruhig, als sie sich meldete. „Hier ist Walter. Ich bin nach dem Termin in eurer Gegend, da könnten wir doch zusammen eßen." Seine Morte klangen unfrei und verlegen. Maria dankte, sie habe garade heute fo viel Stunden zu geben; aber es sei lieb von ihm. daran zu denken. Ob er nicht statt dessen abends auf ein Stündchen kommen wolle, aber nicht vor zehn Uhr. So ruhig und unbefangen sprach Maria, daß Walter getäuscht wurde und sich sagte, daß sein Verdacht von gestern abend doch falsch gewesen sein müsse; er versprach zu kommen. Maria telephonierte erst mit dem Reisebüro und gab dann ein Telegramm auf. Das Packen ging sehr schnell, es blieb noch Zeit, alle Schüler schriftlich zu verständigen. Die letzte Stunde, bevor Peter nach Hause kam, lag Maria auf dem Diwan, regungslos — mit weiten, offenen Augen. Dann zog sie Hut und Mantel an und ging zum Schreibtisch, man mußte doch Peter verständigen . . . Sie sand nicht gleich einen Zettel, da nahm sie den Kalcndcrblock und schrieb unter die Zahl nur zwei Worte: Addio — amico! ttud legte den Block in die Mitte des Tisches. Ohne sich noch einmal umzuschen, ging sie schnell hinaus. ES war neun Uhr abends. Maria wußte, daß Peter nicht vor zehn Uhr kommen würde. Als sie vor dem An halter Bahnhof stand, war eS noch zu srüh für die Abfahrt. Sie setzte sich in den Wartesaal. Und als ginge diese einsame Abreiie doch über ihre Kräfte, kam es wie Zwang Uber sie, wenigsten» zu einem Menschen zu reden.. Di« ließ sich «tu« Postkarte bringen, adressiert« an Bürger und schrieb baraufr „Ich fahr« seht nach Verona, laß «» dir gut gehe«, Walter!", Darunter klein und fast unleserlich ihren Namen. Peter kam mit Walter, der schon vor der verschlostenerr Tür gewartet hatte, in dl« Wohnung und fand die Wort« auf dem Kalender. Daß er in diesem Augenblick nicht allein war, daß sein bester Freund neben ihm stand, war der letzte Liebesdienst, den er von Maria empfing. Erika saß in ihrem Atelier und arbeitete, al» Hilde kam, um sie zu einem Spaziergang abzuholen. Da da» Licht -um Malen doch nicht mehr günstig war, willigt« sie gern ein, mitzuaehen. Als die Freundinnen die Straße htnuntergingen, be merkte Hilde: „Du stehst so nachdenklich au» heute und so — ich weiß nicht recht, wie ich » nennen soll, — hast du dich über etwa» aufgeregt?" > „Peter mar heute bei mir." „Und?" „Er erzählte mtr, baß Maria abgereist tst . . . für immer." „Sie ist ganz weg von ihm? Wieso, wa» tst denn vor gefallen?" , „Mehr weiß ich auch nicht. ES muß plötzlich aekvmmen sein. Er war noch sehr verstört. Ich mochte mO fragen." „Natürlich." Hilde verstummte. Sie gingen unwillkür lich schneller, dem Grünewald zu. „Und jetzt will er sich wohl mit dir wieder auSsöhnen?" So schroff und feindselig klang die Frage, daß Erika erstaunt aussah. „Wir haben davon überhaupt nicht gesprochen. Du weißt doch, daß es sich darum nicht mehr handelt." „Warum besucht er dich also? Ich sehe wirklich nicht ein, zu was das noch gut sein soll.? „Und was soll eS schaden?" „Mehr als du denkst." „Was hast du eigentlich gegen Peter?" „Nichts — ober doch. Ich kann es nicht erklären." „Du hast doch früher selber mit mtr gewünscht, daß die Scheidung nicht zustande käme." „Ja, früher, da kannte ich dich auch noch nicht so . . ." Erikas Gesicht bekam einen Zug von Verschlossenheit, als sie erwiderte: „Ich mag nicht streiten. Und auch nicht mehr darüber reden. Du bist ungerecht und überstehst die Dinge auch nicht." Hilde wurde blaß und sagte hastig: „Wenn du lieber allein sein willst, kann ich ja verschwinden." „Aber, Mädel, waS hast du denn heute! Ich bitt« dich, sei vernünftig. Jetzt gehen wir tn die kleine Konditorei da hinten und trinken Kaffee." Erika ahnte, waS tn Hilde vorging, aber sie wollt« eS nicht ausgesprochen haben. Mit dieser törichten Eifersucht mußte Hilde allein fertig werden. Darüber reden, hätte geheißen, sie ernst zu nehmen, und gerade bas wollte Erika nicht. Als sie am Tisch saßen, fragte Hilde: «Wann fährst du zu den Kindern?" „Nächste Woche", antwortete Erika glücklich, „und dann reise ich mit ihnen nach Krummhübel. Wir bleibe« über Weihnachten dort. — Du fährst nach Hause?" „Ja", der unfrohe Ausdruck wich nicht aus Hildes Ge sicht, „es wird nicht sehr erquicklich werben, so wie ich mit Bater stehe. Er kann eS mtr eben nicht verzeihen, daß ich es vorgezogen habe, mich in Berlin allein durchzuschlagen, anstatt tn seiner Obhut zu bleiben." Erika sah die Freundin mit herzlicher Teilnahme an. ES tat weh, nicht helfen zu können. Sie wußte, wie Hilde manchmal unter ihrem selbständigew Junaaesellenleben litt. „Hilde — ich habe dich.schon manchmal fragen wollen — warum denkst du nicht ans Heiraten?" „Um GotteSwillen, das wäre mein Letzte»! Ich habe doch meinen Beruf, den ich liebe. Ich bin mein eigener Herr und kann tun und lassen, was ich will ..." „Und hast du so viel von deiner Freiheit?" Erika faßte Hildes Hand und sah sie an: ,Hch fürchte, du machst dir etwas vor, wie so viele von uns." Hilde antwortete, dem Blick ausweichend, ,Hch versteh« nicht, warum du dem Heiraten noch das Wort redest, gerade du." „Ich könnte mtr meine Ehe aus meinem vergangenen Leben nicht fortdenke», auch wenn sie jetzt zu Ende ist. Und die Kinder!" „Aber in all den Jahren haft du deine eigensten Mög lichkeiten vernachlässige» müssen." „Vielleicht hätte ich eS nicht brauchen. Nimm an, ich hätte eS falsch angefangen. Ich weiß nicht, ob es so war. Aber wer sagt dir, daß die eigensten Möglichkeiten gerade das Wichtigste sind? Heute sind sie für mich der AuSweg ge worden. Aber eines sage ich dir: wenn ich wählen müßte zwischen meiner Maleret und den Kindern — ich rührte keinen Pinsel mehr an." iNortkevuna tolgtt ru spsrislisisksn. Orsscisn--^. WsUstrsüelL Stott „ Krause IVlssssr, Sabvln, I-Üffsl Nsklvlsrvn jscisr ärt Leküttsefiufis 8ekilitt8ekuks o. krotrsrt DTunel« PVaUalrava 1, Loks ^/iiscimtfsr Strsks (am poatplatr) farnsprsobsr 14397 Segrünllet 1829 WWWW^ vnääige krau, es ivar clock möglich einen dlagenkalter, weicher «sie viust nicht kochlliüchi un«i «sie inneren Organe nicht schölllgt, ru konsüuleren vevor Sie ein neues Korsett oller Korselett kauten, probieren Sie bitte meine neuen dlollesie. 81e slnä entrückt über lbre k-Igur. ver vorstekenlle »lagen unll l.elb verachwlnllen. Ihre kstgur änller« sich Im »lomen». pistr unll k-adrlrier, selbst. ick 1S-- -u<-k msm NMMiiMM-, lolim-, AW» ItttiMMÜM ->ci. nm ml°k in I O-H Stoffs ! Ausverkauf in Ssumwoliwrusn u.WSsoiis, bsginnonci Il/Ionlag, rtan 7. ktovamdar, bistst iiinsn in ciisssk 2sit cisr Sslciknsppiisit sins nis wiscisk- ksiiksncis Sslsgsniisit, n vrlrklleksr Qualltstsursro »s b-ck-nnt dliNg slnruckseksn s Dßütren Sie die Stunde!