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Ostttrc^s 5isci/unsrmLs/ic/>ßesiten in Anssis Von »o» «f»»r»f^ßk» Borausgeschickt sei, wer von den Auswanderungslustigen denkt, tn Angola, betreffs Arbeit«, und Lebensweise, da« zu linden, was uns früher die eigenen deutschen Kolonien boten, soll sich nie mit dem ernstliche» Gedanken befassen, nach Angola auszuwandern. Die folgende, kurze Schilderung, die an Hand langer Erfahrungen von Land und Leuten wahrheitsgetreu und ungeschminkt von mir niedergeschrtebcn wurde, soll jedem das Land »nd seine Verhältnisse, mit Sonnen-, aber auch mit Schattenseiten, vor Angen siihren, und zugleich ein Be weis sein, was deutscher Kleitz, Ausdauer «nd «in wenig Anpassungs vermögen auch heute noch im sremdcn Lande geschaffen haben. Angola — wer weif, heute viel mehr von dieser Kolonie als den Namen? Und doch ist diese herrliche Kolonie bereits vierhundert Kahre im Kolonialbesitz der Portugiese». Leider ist die Zivilisation in diesem Lande noch recht langsam fortgeschritten. Der Grund hierfür ist eines teils darin zu finden, das? die Portugiesen vorwiegend nur Händler «nd keine Tropenlandwirte sind. Und andcrntcils ist die Kolonisations kraft des Mutterlandes Portugal eine äußerst geringe. Angola ist zweieinhalbmal so groß, wie das Deutfch« Reich vor dem Kriege war. Es gehört zu deu Ländern, die nach dem Kriege zu AuSwande- rungs- und StcdlnngSzwecken am meisten in den Vordergrund getreten sind. Sv finden wir auch heute schon in Angola in ver schiedenen fieberfreien Hochländern ganze Streifen, die nur von deutschen Kolonisten besiedelt worden sind. Die ängstlich ge wordenen Portugiesen haben nun allerdings dem deutschen Siedler eine Sperrzone vor geschrieben, so daß heute nur aller 10 Kilometer «ine neu« deutfche Siedlung Landberechtigung erhält. Diese Sorge ist aber in jeder Weise ganz unbegründet, denn keiner lebt so fried lich und nett beisammen, wie der deutsche Siedler und der portugiesische Händler. Begünstigt wird dieses Verhältnis noch durch das deutsche Sprachtalent. Es ist nicht nur eine Höslichkettssorm, daß der junge Siedler die Sprache des Landes, worin er als Gast ist, worin er seine Existenz aufbaucn will, spricht, sondern es erleichtert auch sein Fortkommen in unbeschreiblichem Maße. Die Eingeborenen, welche aus der Pflanzung zur Arbeit kommen, sprechen fast alle neben ihrer Stammes- sprachc portugiesisch. Sie arbeiten alle tm Akkord und er halten im Monat k Mark Arbeitslohn «nd tägliche Ver pflegung in Form von einem Kilo Maismehl und einem Stück Trockcnfisch. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß Angola zu den Kolonien gehört, die die billigsten Arbeitskräfte besitzen. Das prachtvoll gut anSgebaute Straßennetz, welches SN nun Kilometer die Kolonie durchzieht, erleichtert von An fang an dem Siedler seine Arbeit. — Die Fertigstellung der Kongo,Eisenbahnlinie, bi« mit Hilf« deutscher Technik und mit englischem Kapital hergestellt wurde, verbindet hente Wcstafrika mit Ostafrtka und mit einem Anschluß an die Union von Südafrika. Lobitobay, das durch diesen gewaltigen Eisenbahn anschluß sich den Namen eines Welthasens der afrikanischen Westküste erworben hat, breitet sich von Tag zu Tag mehr aus. Auch hier zeigt deutsche Technik, was cs heißt, gediegene deutsche Arbeit zu leisten. Der kürzlich beendete Hafen» ausbau, der von einer deutschen Vausirm« geleitet worden ist, fand die größte Bewunderung bei de» Portu giesen und Engländern. Letztere versuchen immer mehr, auch hier britischen Einfluß geltend zu machen. Und dem armen, von Ehtntn durchtränkten Portugiesen wird bald nichts anderes übrigblctben, als seine an nnd für sich schon recht beschränkten Sprachkcnntnisse tn englische Sphären zn leiten. Hoffentlich gelingt ihm dies aber auch mit seiner Landes währung, den „Angolares". Ein Geld, wofür sie in Europa heute keinen roten Heller bekommen. Auch Angolas Briefmarken sind wert, hier in Erinnerung tzebracht zu werden. Es gehört zu keiner Seltenheit, daß sechsundsttnsztg Marken uns einem Ueberseebries -u finden sind. Somit dürften die dortigen Postbehörbe» den Rekord im „Stempeln" voll und ganz erlangt haben. Da Angola nur zweieinhalb Tag Dampferfahrt vom Aequator entfernt liegt, muß es als vollkommen „tropisch" angcsprochen werben. Daher werden auch die wenigsten Siedler, sofern sie nicht direkt in den fieberfreien Hoch ländern sich angesiedclt haben, von den verschiedenen Tropen krankheiten nicht verschont bleiben. Um der häufigst verbreiteten Krankheit, dem Malariasieber, vorznbeugen, genügt ein gewissenhaftes Einnchmen von Ehint». Chinin: Manch scmmclwarmem Siedler saust und braust eS t» den Ohren. Und erst nach dem ersten Malaria fieberanfall stellt er überraschenderweise fest, daß sein Das hätte er besser vorher tn Kützschenbroba anSprobieren sollen, bevor er hier den Kampf mit Hnnberten von musizierenden Moskitos ansnimmt. Das von der portu- gicsifchcn Etnivandcrnngsbchörde verlangte Rückfahrschein depot schützt ihn nun wenigstens vor weiteren Enttänschnnge». Eingeborenenfamilie tn Angola Und mit Löwen- und Elefantenabenteuern im Geiste kehrt er, meistens furchtbar auf das Land schimpfend, tn Muttcrö Arme zurück... Ucbrtgcnö ist Malaria heute nur eine „Dekoration", die fast jeder ans den Tropen mit tn die Heimat bringt. Vorausgesetzt, daß sic von Anfang an richtig behandelt worden und nicht in Schwarzwassersieber über gegangen ist. In Angola ist viel Platz in den fieberfreien Hochländer«, wo man vollkommen moökitosrci Kaffee, Bohnen, Mais, Kartoffeln und andere europäische Gemttseartcu bauen kann. Sisal Die königliche Pflanze der Tropen erfordert allerdings tropische« Klima. Da man aber mit Sisal, wenn genügend Kapital für die Errichtung der Maschinenanlagc vorhanden ist, auch heute noch gut verdienen kann, soll man ruhig ein wenig Malaria mit in Kans nehmen. Kaffee Brasilien hat erst kürzlich ti>j Millionen Sack Kaffee vernichten lasse», um dem Ueberangcbot ans dem heutigen Weltmärkte aus dem Wege zu gehen. Und die Ernte dcü Angolakassees hat vorläufig den Weltmarkt noch nicht er reicht. lind wenn er ihn einst erreichen wird, dann sind die „armen" Kasscepslanzer nur zu bedauern. Fünf Kahre und länger sehen sic ihrer Ernte mit Hangen und Bangen entgegen, ohne große Aussicht auf Verdienst. Kn de» soeben schon erwähnten fieberfreien Hoch» ländern ist . Viehzucht noch am rentabelsten. Zumal die heutige Bahnverbindung zu den großen Minen distrikten von Katanka führt, und die schwarzen Arbeiter immer recht gerne ein „großes" Stück gute« Fleisch essen. Die Absatzmöglichkeiten der anderen gesamten Farm produkte, so lauge cs sich nicht um Wcltmarktcrzcngnisse handelt, sind leider noch recht primitiv. Das heißt, sie find zum größten Teil gar nicht zu verkaufen. Und warum? Weil in Angola kein Bargeld vor» Händen ist. Das soll allerdings heute in Europa zum Teil auch sogar schon VorkommenI Aber dafür herrfcht drüben in der Kolonie »ein um so regerer Tauschhandel. So kommen die Eingeborenen in die portugiesischen Kaufladen, die übrigens wie Pilze au« der Erde geschossen und im ganze» Lande verstreut sind, und handeln selbstgebanten Mats, Bohnen oder Negerhirse gegen Tabakpsetsen, oder irgendwelchen europäischen Lalmischmuck ein. Lcovarbcn- oder Löwenfcllc werden gegen bunte Kattunstosse oder andere Kleidungsstücke cingctanscht. In diese buntbedruckte» Fetzen zwängen sic ihre, ost recht schön geformten Gestalte». Und diese Kleidung stempelt sie in den Augen der Europäer, im wahrsten Sinne des Wortes, zum verwahrlosesten Bettler. Nur einige von ihnen sind der noch aus der alten Sklavenzeit her stammenden Stammcötracht treu geblieben. Ein breiter Lendenschurz, dem ein rauher, auogedorrtcr Ochscnmagcn oder ein zusammengeschrumpftcs Antilopenscll heruntcrhängt, dient als einziges Beklei dungsstück. Die Frauen und die Mädchen legen schon mehr Wert aus ihre Bekleidung als die Männer. Um ihre Hüsten hängt meistens ein breiter Pcrlenschnrz, der oftmals »och mit kleinen Stückchen von Straußeneicrschalen verziert ist. Sardinenbüchsenössner nnd gebogene Sicherheitsnadeln dienen hier als Ohrringe, trotzdem sie vielleicht besser in die Nase passen würden. Die Haare werden mit einer alten Glasscheibe gekämmt und in unzähligen kleinen Hörnern zusammengeslochtcn, bi« der ganze Hinterkopf mehr dem Hinterteil eines Karakulschafes gleicht, als einem Negcrkopf. Bei festlichen Gelegenheiten werden in dieses „gepflegte" Kopfhaar noch Perlenschnuren und Raurimuschcln hercingewunden. Auch der Lippenstift und der Puder haben nicht nur in London oder Paris Anklang gesunden, sondern sogar in Angola. Nur in etwas anderer Ausführung. Das Lippenrot, welches meistens für das ganze Gesicht und andere Kopfteilc noch Verwendung findet, wird von Rotholzpndcr selbst hcrgcstcllt. Auch „Nivea cream" ist hier in Afrika recht Mode ge worben. Allerdings auch in einer Ersatzform, hergestcllt sehr primitiv aus Rizinus. Hier in Europa soll man dieses köstliche Mittel nur zu „beschleunigtem" Zwecke verwenden! Nach gründlicher Einbalsamierung des ganzen Körpers gleicht diese Schwarze dann einer wandelnden Speckschwarte. Dies ist in Kürze „die Tyrannin Mode in Afrika". Für den Tropengroßwildjägcr bildet Angola ein wahres Jägerparadies. Vorausgesetzt, daß er ein guter Schütze ist. Ter Büffel, dem wir häufig hier begegnen, hat allerdings nicht die fried liche Veranlagung, wie hier in Deutschland der Hirsch, der, wenn er angeschweißt wird, die Flucht ergreift. Der ver wundete Büssel stellt sofort seinen Gegner. Es entsteht ein erbitterter Kampf, wo nur der Tod entscheidet. Der Schwarz büffel ist viel gefährlicher zu jage», als der Löwe, oder sogar als der Elefaut. Letzterer tritt oftmals, nur zwei hundert Meilen von Lobito entfernt, in den angrenzenden Savannen und Hochländern in beträchtlichen Herden auf. Und heute noch geht bas wertvolle Elfenbein von den verschiedenen Elcfantenjägcrn seinen Weg zur Küste und von da nach Europa. Antilope», KuduS, Busch- und Wasserböckc geben die herrlichste Fleischkost aus dem Mittags tisch der Pflanzer. Angola mit seinen „Schwarzen Bergen" mar noch vor ganz kurzer Zeit das Deportationsland für die Verbrecher aus dem Mutterland«: Portugal. Heute hat dies nicht nur aufgchört, sondern man beginnt sogar, diese Verbrecher wieder a«S der Kolonie zu entfernen, um Angola den Charakter einer Strafkolonie zu nchmeir» Um baS Land vor unerwünschten Einwanderern zu be» wahren, hat die portugiesische Behörde jetzt erst kürzlich ein Gesetz erlassen, nach dem von jedem Einwanderer ein Sicherheitsfonds von Sb» Pfund Sterling erhoben wird. Eine Einrichtung, die drüben nur von uns Europäern beglückwünscht wird. Angola soll nicht der Tummelplatz arbcits- und erwerbsloser Existenzen werben. Wer genügend Kapital mitbringt, genügend Er fahrungen sammelt, kann später in Angola sein gutes Aus kommen haben. Ob er Reichtümer erwirbt, hängt in erster Linie von den Weltmarktpreisen ab. Die vorteilhaften Be dingungen, welche die Portugiesen dem deutschen Siedler gewährleisten, haben ihre Wirkung nicht verfehlt. W. H. „Afrikanikus ". sß^o / KarLvn- >ßur vom 7—11. Roromdor »i, Umbsu-Vorgünollgung vLklSnrl «jo« Sauos «ivf M» » — uncj Im 1. Stook Vorkauf SpISlLSUg- <->"», "«Mo««'- SUS al!on Hbtollungsn « wo» tz.li.W»er prugorStru»«« Ling-lng «»uoflui«