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Donnerstag, 1. Juli 1SS7 SLchflsche Volkszeitung Nummer 181, Seite 7 Vas Kiiaattt eiaee feütM-saaiLt Herman von Lvtva Livnpo-Lüvolevv IS. Fortsetzung. „Wer find denn diele „Leute"? Eondervar, daß du, «in Zahlmeister der Reichswehr, dick hier so gut mit Fran zosen unterhältst, dich solenn bewirten läßt und dich sogar aus der Fahrt nach Parts befindest?" Sekundenlang standen sie sich noch Auge in Auge ge genüber. Hatz sprühte aus seinem Blick, mit Verachtung und wohlgezieltem Spott betrachtete sie ibn. Dann wandte er sich brüsk von ihr ab und nahm wieder an dem Tisch bet den Franzosen Platz, während andere Gäste setzt nach diesem Intermezzo aufstanden, den Kellner zum Bezahlen riefen und dieses Abteil des Speisewagens verließen, ohne diese kurze, sehr leise Zwiesprache besonders bemerkt oder be- achtet zu haben. Nelly war in ihrer unterdrückten Erregung und frisch aufgewachten Wut über diesen Mann kaum imstande, mit äußerer Haltung den Nest der Mahlzeit mit Stephanie ein zunehmen. Sie merkte, daß am andern Tisch das Gespräch nur sehr tropfenweise floh, und sowohl die Franzosen wie Willy sichtlich den Moment sehnlichst erwarteten, bis die beiden jungen Damen sich ebensafis entfernten. Den Eesallen erwiesen ihnen bald daraus Stephanie und Nelly, nachdem Nelly die Freundin durch ein paar leise hingeworfene Worte im großen Rahmen über dieses Zu- sammenplatzen verständigte. " Sowie beide jungen Damen das Abteil des Speise wagens ebenfalls verlassen hatten und nun niemand mehr zugegen war, steckte das Quartett die Köpse zusammen und eine eifrige, äußerlich trotzdem immer noch gelassene Unter haltung und Besprechung begann, die nun um so unge störter war, als die Kellner abser.viert hatten, um im an deren Abteil bereits die Tische zur Kasfeezeit zu decken. Das war ja ein ganz unangenehmes Zusammentreffen, daß dieser junge Zahlmeister ausgerechnet die verflossene Braut seines Bruders, eine ihm ungünstig gesinnte Person, hier antras! Sie hatte ohne Zweifel seine ganze Situation durchschaut! Willy Kiirtmer überlegte voller Ingrimm. Diese Nelly war jetzt zwar sichtlich auch auf einer Fahrt nach Paris. Aber was hinderte sie, schon von Paris aus unverzüglich Direktiven nach Berlin zu geben, unter wel chen Umständen sie ihm hier eben begegnet war Oder gar direkt an seine süddeutsche Garnison, die ihr wohlbekannt war? Ohne Zweisel würden die Behörden sogleich seine Spur aufnehmen und Detektive hinter ihm her setzen. Er hatte jetzt alles vermeintlich so geschickt eingefädelt und " einen Urlaub dazu ausersehen, für einige Wochen aus dem Gesichtskreis seiner militärischen Vorgesetzten zu kommen. OffizieN war er jetzt im Urlaub bei seinen Eltern In Baden-Baden. Den Eltern aber schrieb er, er ginge nach dem Bodensee. Die Vankunterschlagung damals war ihm im letzten Moment mißlungen. Nein, dieses Mal ließ er eine so günstige Möglichkeit, eine erkleckliche Summe hinten, herum zu verdienen, nicht entschlüpfen und sich vernichten! Was galt ihm die geheime Lieferung von einigen Gelände skizzen, Warenmustern und andrer kleiner militärischer „Geheimnisse"! Wenn er in Paris fertig war, brachte ihn ein Dampfer mit falschem, neuem Paß und neuen falschen Papieren, die man ihm lieferte, in Cherbourg hinaus in die Welt, um draußen unter anderm Namen mit gutem, pekuniärem Hintergrund eine neue Existenz zu beginnen. Nein, diese Nelly mußte sofort nach ihrer Ankunft in Paris unschädlich gemacht werden, nicht etwa töten, nein, es gab ja andere Hilfsmittel. Man packte sie z. V und chloroformierte sie so gründlich, daß sie Tage brauchen würde, um wieder hochzukommen und sich einigermaßen wieder normal zu fühlen. Er wußte, daß seine drei Helfershelfer, die von feinen eigentlichen Auftraggebern und Hintermännern in Paris ihm entgegengeschickt waren, immer und überall Mittel hatten, um unauffällig andere Persönlichkeiten in ihrem Interesse vorzuschteben und diese in Aktion treten zu lassen, wenn dem beabsichtigten Plan eine Stockung oder gar Hin derung drohte. Und nachdem dieser Zwischenfall von dem Viereck leise und vorsichtig erörtert worden war, trennten sich alle Vier. Einer von ihnen ging durch den ganzen Zug bis ans letzte Abteil und holte durch einen unauffälligen Wink eine Dame aus einem Abteil auf den Gang hinaus, die in Begleitung eines etwa fünfjährigen Mädchens reiste. Ihr gab er in ein paar kurzen Worten seine Direktiven und Befehls zur Ausführung. Dann verschwand er, nachdem ein Kollege von ihm noch das Abteil von Stephanie und Nelly unaussällig in Erfahrung gebracht halte. Man hatte sich dem Ziel bis auf etwa eine Stunde vor Paris genähert, als auf einer Station eine Dame mit einem etwa fünfjährigen Mädchen im Gange vor dem Ab teil von Stephanie und Nelly vorbeiqing, hineinblickte und dann, mit einem aufleuchtenden freundlichen Blicke fragte, ob hier wohl noch zwei Plätze frei seien? Ah, die Damen führen wohl auch »ach Paris? Und seien „auch" Deutsche? Dabei verstaute sie bereits ihr Gepäck in das obere Netz. Nelly, mit der Höflichkeit der Berlinerin, war ihr dabei behilflich. Die Fremde erging sich in Dankeswortcn. Ach, sie habe hier jetzt einsteigen müssen, stiege heute schon zum zweiten Male um und sei froh, wenn sie nun bis Paris sitzenbleiben könne. Sie wartete die Wirkung ihrer Worte ab und war zufrieden, als kein Einwurf der beiden Damen ihr sagte, daß sie sie ja bereits schon vorher in einem der allerletzten Abteile des Zuges bemerkt haben. Tatsächlich schienen beide Damen nicht bis zu den letzten Wagen auf dem Gange durchpromeniert zu sein. Stephanie war wieder nur aus ihr Gehör angewiesen. Sie vernahm eine nicht unsympathische Frauenstimme, die den etwas rauhen Oberländer Dialekt aus dem südlichsten Winkel des Elsaß an der Schweizer Grenze sprach. Da zwischen erklang ab und zu die Stimme eines kleinen Mädchens. Nelly war im ganzen eine reservierte Natur, aber hier geriet sie doch allmählich in ein Gespräch mit der fremden Dame, die erzählte, sie sei Modistin, führe jedes Jahr min destens zweimal nach Paris, um neue Modellhüte anzusehen und anzukaufen. Dadurch wußte sie natürlich sehr gut in Paris Bescheid. Besonders in Dingen, die Damen inter essierten. Sehr günstige Bezugsquellen für Hüte und Kleider wußte sie, und Nelly hätte nicht eine aus schicke Toilette stets bedachte junge Berlinerin fein müssen, wenn ihr diese Reisebekanntschaft nicht ganz gut gepaßt hätte. Sa gab ein Wort das andere. Nelly waren die Er« zählungen der Fremden über Paris willkommen. Wohl hatte auch sie die französische Landeshauptstadt vor einigen Jahren schon etwas kennengelernt, als sie eine kränkliche Verwandte zu begleiten halt«. Aber sie war doch nicht so« viel herumgekommen, und man hatte bei den Verwandten logiert. Jetzt war sie mit Stephanie st» dem Entschluß nach Paris gereist, sich am Be' ''of im tzotelnachweis nach einer ihren Verhältnissen zusa^...sen Unterkunft umzusehen. Ob die Dame ihnen ein gutbllrgerliches Hotel aus ihren Erfahrungen herausempfehlen könne, hörte Stephanie nach einer Weile Nelly fragen, als die Dame auf draußen bereits vorbeihufchend« Vorortbahnhöfe von Paris hin wies. Aber gewiß, meinte die andere, sie steige seit Jahr und Tag immer im selben Hotel ab. das sich als gut bewährt habe, preiswert sei, da es ausschließlich Gäste aus der wohl habenden französischen Provinz bei sich sähe, keine inter nationale Karawanserei sei und auch ein gutes Restaurant führe Nelly fragte Stephanie leise um ihre Meinung, als die Fremde ihr den Gefallen tat, mit dem Töchterchen auf den Gang hinauszutreten, um bereits draußen einen ihrer Handkoffer zu placieren. Ob man nicht auch diefes Hotel wählen falle? Eie wiederholte alle die eben erhaltenen Vorzüge. Es war Stephanie nur angenehm, wenn man nicht bei der Ankunft unnütz viel Zeit verlor durch Suchen einer Unterkunft. Zudem war man nun über die ungefähren Preise unterrichtet. Man beabsichtigte ja überhaupt, nur anderthalb Ruhetage in Paris zu bleiben und dann süd wärts über Bordeaux und die Pyrenäen nach Spanien Hin einzufahren. „Die Dame macht wirklich einen sehr sympathischen Eindruck", meinte Nelly. ..und es ist sicher für uns günstig, wenn sie gut in Paris Bescheid weiß. Ich mutz dir ganz offen sagen, ich würde mir sehr gern mindestens^ein Kleid und einen neuen Hut in Paris kaufen, „Tue das", stimmte Stephanie zu, der selbst alle Freude an ihrer Kleidung vergangen war, seitdem sie ihr Augenlicht verloren hatte. „Man rühmt ja den Spanie rinnen großen Geschmack nach. Ich verstehe es, wenn du in guter Aufmachung nach Spanien kommen willst. Tue alles, was du möchtest! Ich bin ja so froh, daß du mich überhaupt begleitest." Die Dame, sie stellte sich jetzt vor und nannte sich ein« Frau Gressier, war durchaus bereit, beiden jungen Damen im gleickzcn Hotel ein Zimmer zu verschaffen, falls noch Platz vorhanden sei. Und so nahm man denn bei der An- knnst am Nordbahnhof ein größeres Auto, in dem die drei Damen und das kleine Mädchen und das gemeinsame Ge päck Platz fanden, da beide Freundinnen sich mit ihrem Gepäck aus das notwendigste beschränkten. Stephanie und Nelly saßen Hand in Hand. Es kam Stephanie alles vor wie ein Traum. Sic befand sich jetzt in Paris und war auf dem Wege »ach Spanien. Und wenn sie nochmals viele, viele Kilometer zuriickgelcgt hatten, dann würde der Moment kommen, in den« sie wie der die Stimme von Verenguer hören durfte! Es war ein ziemlich weiter Weg. Alan durchquerte den Hanptteil von Paris vom Nordbahnhos bis zum süd lich gelegenen Bahnhof Orleans. Als das Auto hielt, kletterte Fran Gressier sogleich behende hinaus und erklärte den beiden Damen, sie woll' sich eben beim Hotelier er kundigen. ob auch noch ein Zimmer für die Damen frei sei. Sie werde ihnen unverzüglich Bescheid sagen, man möge aus alle Fälle das Auto noch nicht entlohnen. lFortletzung iolgt.i Hollywood-Küsse, eine schlechte Mischung. Eine Umfrage unter den Filmschauspielerinnen in Holly wood über den Geschmack von Männerbüssen hatte ein in teressantes Ergebnis. Die Schauspielerinnen miesen darauf hin, daß ein Kuh für sie kein Vergnügen, sondern eine Arbeitsbe- tängung sei, außerdem vereinigen sich bei den meisten Männer küssen ein merkwürdiger Duft von schlechter Schminke und altem Tabak Diese Mischung trage keineswegs dazu bei, das Küssen In Hollywood sympathischer zu machen. Merkwürdige Hochzeltsfltten. Ein amerikanischer Forscher, Dr. Dickey, der Gelegenheit hatte, die Sitten der am Orinoko wohnhaften Guaharibos-Fn- dlaner zu studieren, berichtet über die wohl einzig dastehenden Hochzeitsgebräuche bei diesem Stamme. Am Morgen der Hoch zeit überreicht der Bräutigam mitsamt den übrigen Brautge schenken dem künftigen Schwleqerpapa eine handliche Keule. Mit dieser empfängt er — als Probe sür Ihre Qualität — von dem lieben Papa einen fürchterlich:» Schlag auf den Kopf. Mit diesem Streich ist die Eheschließung besiegelt, und der junge Ehemann taumelt nun mit schmerzendem Schädel am Arm sei ner nunmehrigen Gattin davon, der als erste Tätigkeit In Ihrem ehelichen Leben die Aufgabe zusällt, den Herrn Gemahl von seinen Kopfschmerzen zu Hellen. Väumchen rverden „gefroren". In den Vereinigten Staaten, wo man zur Zeit mit der Ausforstung gewaltiger Gebiete beschäftigt ist, haben sich die Fachleute auch vielfach mit dem Problem zu befassen, Bäume in Gegenden za verpflanzen, die klimatisch ganz neue Air- fyrderungen an sie stellen. Man hat dabei die Erfabrung machen müssen, daß cs besonders schwierig ist. an die Ebene gewöhnte Bäume in Gebirgsgegenden grohzuziehen. Der kali fornische Forstmann V. P Greendyke hat nun ein Verfahren erfunden, das diese Baumsorten in so hohem Maße sür ihre neue Bestimmung geeignet macht: die jungen Bäumchen werden zuerst längere Zeit in einem Kühlhaus ausbewahrt, das bei großer Luftfeuchtigkeit eine ständige Temperatur von 0 Grad besitzt. Diese Vorbereitungszeit setzt die Väumchen, wie die Erfahrung jetzt gezeigt hat, tatsächlich in den Stand, sich dem Kasten feuchten Gebirgsklima schnell und ohne Schaden anzu- vasfen; Verluste waren bei den „gefrorenen" Bäumen so gut wie überhaupt nicht zu beklagen. Telephonieren aus der Luft. Sieuyork, im Juli. Line interessante Neuerung im ameri kanischen Flugverkehr will die Fluggesellschaft Northwest Air lines «Insühren. Der Generalleiter der Gesellschast hat soeben bekanntgegeben, daß für di« Jlugzeugpasfctgiere ein Jcrnsprech- dienst gepiant sei, der den Fahrgästen während des Fluges zur versügung stehen und es ihnen ermöglichen wird, mit Ange hörigen und Bekannten dauernd in Verbindung zu bleibxn. Der Generalleitrr erklärt«, daß für di« Flugzeugführer schon seit Jahren Telephonoerbindung mit der Erd« bestehe. Jetzt werde aber erstmalig in der Fluggeschichte auch für di« Fahrgäste ,i» Fernsprechdtenst eingerichtet werden. Bauplatz am Waldesrand / Im Geviert ragen Stangen auf, und die Buchen peitjchen an Ihnen umher, als ob sie die neue Nachbarschaft nicht dulden wollten. Aus der höchsten Stange sitzt eine Amsel und lingi die vier ersten Tön« des Freijchützliedes: „Und ob die Wolke sie verhülle". Di« Zementmaschine rattert; halbnackte MSnn«r schieben ihr Gemisch auf eisernen Karren über schmale Bretter hinunter zu den Maurern. Aus «inen, Lastwagen werden durchlöcherte Backsteine geschoben und neben der Maschine ausgesetzt; sie klir ren aneinander. Ein funkelnagelneuer Kraftwagen stößt an, fchneppt seinen Kasten hoch und schüttel fruchten Sand aus. Ein blühender Hcckenrosenbusch bricht mitten entzwei und verschwin det zur Hälfte unterm Sand. Aus vielen gebräunten Nucken gleißt dir Sonne. Ein Bursch hiipsl aus den Sand, bricht sich «in Röslein, steckt » zwischen die blankgezeiltrn Zähne und springt an seinen Karren. „Und ob die Wo d « singt die schwarze Amsel hoch auf der Stangenspitz« und übertönt Motoren und Hämmer. Von den Waldwlefen her weht der Dust des frischen Heues. Der neue Kraftwagen wirst «ine Wolke verbrauchten Benzins aus, hebt feinen Kasten, rast davon, und der Heugeruch treibt den Gestank in wirbelnden Schwaden dem Wagen nach und verbreitet sich wieder über dl« emsigen Rücken. Schwellend und verebbend tobt die Zementmajchln« und kreischt knirschend umher; sie beißt mit ihren Zähnen aus Sand und Kieselstein. Di« Sonne steht schon tief, die Schatten der Stangen fallen schräg über die Grund mauer... von der Stadt her kommt «in« einfach gekleidete Frau mit einem Knaben. Der Knabe springt, wir er den Sandhaufen sieht, voraus und hüpft mit bloßen Füßen darauf. Er fällt auf di« Knie, er kugelt herab, er krallt die Hände voll des feuchten Sandes und wirst die beiden Ballen, di« in der Lust sosort zer- stieben, der Mutter entgegen. „Braucht ihr den Sand jetzt?" fragte die Frau. „Warum? Wollen Eie ihn mttnehmen? Wenn Sie sich das Seil vollbinden wollen, haben wir nix dagegen I" antwortet« der Märtelmann und lacht« dte jung« Frau behaglich an. „Das grad ntt", versetzte die Frau, „aver wenn mein Bub «in Weilchen hier spielen könnt', bl» ich mein Seil voll habe, wär' ich Ihnen dankbar." Der Mörtrlmann riß einen Hebel feiner Maschine um und nickt« der Frau stumm zurück: ich hab nix dagegen, aber ein« Verantwortung übernehm' ich nicht! Der Knabe hat die Arme auf dem Abhang des Sande» aus gebreitet, als wolle er den Sand an» Herz drücken, und di« Mutter verschwindet mit ihrem Seil in den Wald. „Und ob dl. Wo " ruft die Amsel, aber das Kind hört diesen Ruf nicht. Es scharrt mit kleinen Händen den Sand oben am Rand nach dem Abhang zu, bi» der verschüttet« Rosen strauch an seine aufrechte Hälfte «mporschnrllt. L, patscht mtt den Händen, «» trampelt mit den Füßen leine» Abhang seft von Nikolaus Schwarzkopf und zieht nun mtt einem Holzstäbchen eine tiefe Furche herunter, herüber, hinauf und rundum Da ist ein Königreich umrissen, dicht neben der Mörtclmaschine Das Kind kniet in seinem Reich, ängstlich bedacht, daß di« Füße den Burggraben nicht zerstören, und beginnt zu bauen. Dicht bei den Hundsrosen wächst rin Turm heran, verjüng« sich nach oben, verzockt sich am Rand, und eine Fahne möchte gleich ousgcpslanzt werden, ein« Fahne. Ein Hölzchen liegt da. ein wilder Meerrettich steht am Weg: im Husch ist die Fahne des Hochsommers fertig, und weht auf dem Turm. Ein Haus, massiv gleich dem Turm, klotzt sich auf, rin Herrschastshaus mit hohem Dach. Winzige Hölzchen deuten drei'Fcnsterreihen an, eine Treppe führt nach zwei Sei ten herunter. Die Trepp« weckt einen Gedanken in dem Kind: es stellt aus leinen Turm ein Hölzchen. Es winkt dem Hölzchen, und ich weiß: das Kind sieht einen Soldaten da oben stehen, hört ein Horn, und der Feind scheint nahe. Ein Hölzchen steckt das Kind schräg in den Schloßhos: der Burgherr reitet an! Viele Hölzchen steckt es hinterdrein, silbern« Panzer glitzern in der Sonne, Fahnen wehen, Trompeten schmettern, Hunde heu len, Böller krachen, und der Sommer wuchert umher. Am Burg, tor draußen bäumt sich ein Pferd, etne Lanz« rennt vergeblich gegen dt« Brück«, hundert Reiter stürmen an, aber dt« Zugbrücke hebt sich nicht. . Die Sonne tappt auf den Schuppenpanzern, Staub wirbelt empor, Hengst« wiehern, Hunde heulen... Indes das tolle Leben sich da entfacht, sieht das Kind, daß die Schloßmauer schlecht bewehrt ist, und baut Türme ein. Baut Ställe neben da» Haus, pflastert den weiten Hof, gräbt einen Brunnen, schlängelt außen am Turm «ine breite Trepp« hinan, pflanzt viele Sommersahnen auf und steckt Heckenrose» vom Tor bis zur Treppe . . . „Und ob die Wo", singt die schwarze Amfel auf der Stange. Der Bauherr kommt mit dem Baumeister daher. Sie schauen in di« knisternde Rolle ihrer Pläne und bleiben am Sand haufen stehen. Das Kind starrt zu ihnen auf, aber sie halten ihre Rolle auseinander und bereden sich. „Mein lieber Herr Pfuhl", sagt der Bauherr, „wenden Sie sich doch einmal an dieses Kind: Ich kann mir diese Säulen aus Stein nicht leisten! Wir müssen sie au» Zement zusammen« backen!" „Hm", erwidert Herr Pfuhl, der Baumeister, „das Kind braucht mich nicht, es hat Marmar und Gold in Hülle und Fülle." „Jawohl", entgegnete der Bauherr, „Eie sind zu spät auf dt« Welt gekommen." ,Hder zu früh?", antwortet der Baumeister und lächelt nach der Amsel zu. Da» Kind macht eine kleine Scherbe z» einer Zugbrücke und hängt vom Wilden Wein, der nebenan kraucht, zwei Ranken an, die festen Kette» dieser Brücke. Di« Männer gehen weiter, der Mörtelmann aber geht hinzu. Er hat die Schippe in der Hand, «in« wirkliche Schipp«, ,Heine Mutter braucht aber lana. bl« sie da» Seil voll ball", sagt er, „geh doch und hilf ihr.