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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.10.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19321018019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932101801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932101801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-10
- Tag 1932-10-18
-
Monat
1932-10
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.10.1932
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Nr. 4S2 Sette S Menskag. 1V. VNober 1SS2 Dresdner NachNcktte«' der Akvms Btt»us»ungsmanlivcr am 13. August. Er schilderte dann Lollävll8ivrtv Ulled Marko „IVLLokkLtrv" mit den jedem verbunden, wenn er Hitler erklärte dann, er und seine werden, was er in >3 Jahren aber einmal die Macht erhalten behalten. in Deutschland jemals ein Explosion eines MnnttionswagenS in Brasilien. Bei einem Eisenbahnunsall in En t r e r i o s explodierte ein Mlinttlonswagcn. Sechs Personen wurden getötet, zwölf verletzt. Antreue im strafrechtlichen Sinn Berlin, 17. Oktober. Der deutschnationale LandtagS- abgeordnete Steuer, der kürzlich als Berichterstatter im Untersuchungsausschuß des Landtages Uber die Preußen kasse sehr schwere Vorwürfe gegen den Minister Dr. Klep per erhoben hat, beschäftigte sich heute vormittag vor Ver tretern der Presse mit den Ausführungen, die Dr. Klepper selnersettS am vergangenen Sonnabend Pressevertretern gegenüber zu -em ganzen Fragenkomplex gemacht hat. Abg. Steuer erklärte, «S sei Dr. Klepper nicht der Vorwurs ge macht worden, daß er sich einen persönlichen Vorteil verschafft habe, sondern die Vorwllrse gingen lediglich darauf hinaus, daß Klepper Gelder der Preußenkasse unzuläs sigen Zielen zugesührt habe. Sein Verhalten müsse im strafrechtlichen Sinne als Untreue gegen das von ihm geleitete Institut gewertet werden. Abg Steuer ging dann im einzelnen auf die Erklärungen Dr. Kleppers zu den fünf in Frage stehenden Fällen «in. ihnen gesucht. Wirtschasts« und finanzpolitischen Maßnahmen der Negierung Papen Vorsitzende des Handels- und JndnstriebciratS Deutschland werde ein Staat demokratischer nahm ... des badischen Zentrums, Dr. Hackelsberger, Stellung. Die Einseitigkeit der Hilfe an die Unternehmerschaft sei ein Kardinalfehler in der Konstruktion des Notprogramms. Die ArbcitSstrecknngspläne und die Lohnkiirznngsmöglichkcitcn seien zweifellos besonders dazu geeignet, in die natürlichen Konkurrenzverhältnisse störend einzuivirkcn. Die Negierung sollte eine Ausdehnung des SnstcmS der Steuerrückvergü tung in Erwägung ziehe». Es würde zweifellos als Akt ausglelchender Gerechtigkeit empfunden werden, wenn auch die Arbeitnehmerschaft einen Teil der hohen St e u e r l a st, die sich ans dem Lohnabzug ergebe, in Form von Stencrscheincn z u r ii ck v e r g tt t c t erhalte. Ein ganz großer Widerspruch in den wirtschaftspolitischen Absichten der Neichsregiernng liege bei den Kontingcntic- r u n g s m a ß n a h m e n. PapenS Agrarhilsc koste uns die Exportchancen und die Zahlungsfähigkeit als Industrie staat. kxtra »t«rß vingockivßt Sparavm Im Vvrdraueti s tz. A-olf Hitler in Ostpreußen Tilsit, 17. Okt. Adolf Hitler hielt heute nachmittag hier eine Wahlrede, in der er sich säst ausschließlich damit hefaftte, seine Haltung am 13. August zu recht fertigen. Er habe es abgelehnt, mitzumachen, weil er die ganze Macht hätte beanspruchen mstssen. Man habe ihn in die Regierung nur htneinnehmen wollen, um ihn mund tot zu machen. Die Auswirkungen der Notverordnung habe er durchaus übersehen, und deshalb sei er entschloßen ge wesen, nicht die Scharen der Arbeiter und Bauern hiermit In Zusammenhang zu bringen, würde er doch sonst ihr Ver trauen verloren haben. Hitler begab sich dann im Kraftwagen nach Inster burg. Nachdem er dort in zwei überfüllten Gaststätten ge sprochen hatte, ging die Fahrt nach Königsberg weiter, wo Hitler im größten Saal der Stadt, im Hause der Technik, sprach. Nach nationalsozialistischer Schätzung be trug die Zahl der Zuhörer in dem Saal und auf einem freien Platz aus dem Meßgclände etwa 2ülM. Von lang anhaltendem Beifall begrüßt, nahm Hitler das Wort un erklärte u. a.: Er hätte, für eine Bewegung von 14 Mil- „Das Münster über -er Mui-enaue" Erneuerung des Domes zu Wurzen Durch Wurzen sind wir sonst immer nur durch gefahren, seit Harkort die erste Eisenbahn von Dresden »ach Leipzig führte, aber auch nnsere Väter in der Vor- cisenbahnzeit, die aus der großen Poststraße dahtnzogen. Künftig wird jeder, der Kunstsinn, historisches Gefühl und — Zett hat, in Wurzen aussteigcn und den neuerstan denen Dom besichtigen, der aus einer, man muß schon sagen: Rumpelkammer zu einem stolzen, reinen, ltchthellen Gotteshaus umgcwandclt worden ist. Eine Sehenswürdig keit der sächsischen Lande ist er geworben, gewiß noch immer bescheidener als der hohe Dom zu Meißen oder der als Fürstengruft berühmte Dom zu Freiberg mit seiner gol denen Pforte. Aber dafür ist nun der Dom zu Wurzen der neueste und, man kann das fatale Wort nicht vermeiden: modernste Dom Sachsens. Das soll heißen: Hier wurde nach den geklärten und verantwortungsbewußten Grnnd- sähen der neuzeitlichen Denkmalspflege ein entstelltes Kulturdenkmal alter Zelten zu einer künstlerisch edlen An dachtsstätte der Gegenwart ausgebildet. Es mag verwegen klingen, ein Gotteshaus «ine Rumpelkammer zu nennen. Aber was in diese alte Kirche an Geschmacklosigkeiten, falschen Sttltetlen, unechten Bau- stossen htnetngewttrgt worden war, bgS machte das lange Gebäude zu einer finsteren, schmutzigen, engbrüstigen, ein zigen Verschandelung des ursprünglichen Bauwerkes. Ober kirchenrat Wei dauer, Superintendent von Grimma, er ging sich darüber in berechtigten Klagen, und ihm mit in erster Linie ist eS zu verdanken, baß all dieser Wust auS- gcräumt und die Kirche von außen nnd innen erneuert und in einheitlichem Geiste wlederhergesteNt worden ist. Als romanische PscUerbasilika ist der Dom einst unter dem Meißner Bischof Herwig 1114 gegründet worden. Neben dem Hvchstist Meißen erhielt nur er ein Dom st ist, das heute noch besteht, und das für die Erneuerung die treibende Krast gewesen ist. 15M hatte der Bischof Johann von Saal hausen den Wcstchor angcbaut, durch den die Kirche so ver- längert wurde, daß die beiden Türme, die einst die West seite flankierten, jetzt ungefähr in die Mitte des BaneS zu stehen gekommen sind. Das ergab nnn freilich ein un gewöhnlich langes Kirchenschiff, aber eS fügte dem spät- gvttschen Ausbau dieses Münsters noch eine besonders reiz volle Archjtektnrschönheit an. Die Zeit der Romantik hat in ihrer oberflächlichen Auslassung des gotischen Stils bet einer Erneuerung 1317 18 auch viel gesündigt. Aber nun ist das alles beseitigt und die Kirche völlig neu gemacht worden. Die konstruktiven nnd bauiechnischcu Maßnahmen, die dazu nötig waren, wurde» von Pros. Dr. EmtlHögg von reform, betracht« den Föderalismus aber nicht als Vokabel, ßondern als Inhalt gerade im Hinblick auf das «Reich der Deutschen* in einem kommenden Europa. Nach Ausführungen über einige grundsätzliche Fragen über die deutsche Wirtschaftspolitik schloß Prälat Kaas seine Rebe mit den Worten: Wenn heute drei, vier, fünf politische Führer der verschieben«» Lager den Mut hätten, sich den ausrllttelnben Ernst der Stunde einzügestehen und aus der Erkenntnis des Ernstes zu dem Entschluß vorzustoßen, ihre ganze Autorität und den ganzen Einsatz ihres Fllhrertums zu wagen, um ihre Gefolgschaft ans die Bildung einer deut schen Not- und Mehrheitsgemcinskhaft zu verpflichten, dann wär« die Durchbruchsschlacht deutscher Selbstbesinnung ge schlagen. ES ist auffallend, mit wievielen vorsichtigen und absicht lich dunkel gehaltenen Redewendungen die Gegnerschaft des Zentrums gegen die Reichsregierung umhüllt ist. Das läßt darauf schließen, daß die angebliche Einheitlichkeit der Partei In allen politischen Fragen, wenigstens was die Stellung nahme zu Papen betrifft, keineswegs so groß fein kann, wie sie KaäS aus Wahlkampsgründcn der Oeffcntlichkeit cinreden möchte. , Nach Prälat KaaS bestieg Dr. Vrüntn« das Rednerpult. Er könne eS nicht für erforderlich an sehen, in einem Augenblick, wo eS noch um die Existenz von Millionen gehe, allzu.skrupellos an die Verfassungs reform heranzugehen. Persönlich sei er der Ueberzeugung, baß man noch sehr viel Wasser in den Wein hinrinschütten sah der Haltung dieser bronzenen Leiber, die Erhöhung des Heilands über die Sünder, der teils krasse, teils veredelte Realismus der plastisch voll durchgearbeiteten Leiber an den hohen Kreuzeöschäftcn —, das alles macht diese Golgatha- Gruppe zu einem Kunstwerk ans durchdachter Idee un vollendeter Verkörperung. Vor der Gruppe steht ein Altartisch, der nicht als der übliche an den Opscrstein erinnernde Block gestaltet, sondern in seinem oberen und seinem Stnsentcil durch brochen gearbeitet ist. Durchsichtig Ist auch die bronzene Kanzel, die, wie in alten ttallcnischcn Kirchen, frei in den Raum hlncinragt, von Säulcnbitndcln getragen, mit den Köpfen der Evangelisten und Apostel verziert, zu denen An gehörige des Domkapitels, an bemerkenswertester Stelle Landcöbischof N. JhmclS. Modell gewesen sind. Auch diese Kanzel in Bronze ist neuartig In ihrer Form und aus gezeichnet eingepaßt in die besonderen Bedingungen des KtrchenraumeS. Ungewöhnlich in Form und Idee ist auch die Aus führung des Lesepultes und des Taufbeckens. Das Lese pult wird getragen von einer nackten, sitzenden JüngltngS- gestalt, die plastisch so straff und snmmctrisch geformt ist, -aß sie wie ein Stück Architektur wirkt. Sinnbildlich drückt Ne aus, daß Jugendkrast das Evangelium stützt und trägt. Das Taufbecken hat über sich einen Baldachin auf Säulen bündeln, und dieses schwebende Dach stellt das Sternenzelt mit dem Tierkreis bar, über dem ans einer Art hohem Helm die Tanbe mit dem Oclzweig schwebt. A»S dem Helm fällt künstliches Licht aus den Täufling Ein wenig an alte Brunnen erinnernd, ist doch auch dieses bronzene Taufbecken eine ganz neuartige Gestaltung dieser alten Kirchen einrichtung. Die Schranken der Orgelempore, über der eine neue, nach modernsten mnsiktechnischen Grundsätzen auS- geftthrte, elektrisch angetriebcne Orgel von Jchmlich silbern thront, sind mit zwei singenden Knaben, einem Relief Luthers zwischen ihnen, sind drei mnstzierende» Englein aus der höheren Balustrade verziert. Gesang und In strumentalmusik sind in den lieblichen Figuren, die nicht im muvkelgeschwellten Barock WrbaS, sondern in glatter und zarter Rundung ihrer Plastik geformt wnrden, anmutig versinnlicht. Zu den Neuschöpsnngen zählt noch das Gestühl für die acht Domherren, bas in zwei Reihen hinter niedrigen Schranken angebracht ist und in seinen bronzenen Rahmcntetlen die Namen und Wappen der zur Zeit der Domerncuernng Im Amt befindlichen Domherren zeigt. Eine große Gedenktafel ist dem Stifter Geheimrat Hermann Ilgen, Ehrenbürger seiner GebnrtSstadt Wurzen, und dem Vorstand der Jlgenstiftung, Staatsminister Dr Krug von Nidda und von Falkenstein gewidmet, deren Büsten außer dem an der Innenseite der Sakristeltttre angebracht Nnd. Alle diese Werke sind von Georg Wrba entworscn und aus- müsse. E» fei nicht möglich, einem Volke di« GtaatSform mit Gewalt auszuzwingen. Konservativ bedeute nicht, restaurationswütig zu sein: eS bedeute vielmehr, die Dinge ihrer organischen Entwicklung zuzustihren und sie reisen zu lassen, um dann rechtzeitig den entscheidenden Schritt tun zu können. Gerade in seiner Heimat Westsalen, wo der Instinkt für da« Konservative vorhanden sei, müßte er aussprechen, baß dieses konservative Denken von dem Denken schärsstens z» unterscheiden sei, wie es heute von der Regierung unter konservativ und christlich propagiert würbe. Brüning wies dann aus die hohe Staatskunst Bis- marckS hin, wobei er hervorhob, wie geschickt der AltretchS- kanzler in der Behandlung des Parlaments gewesen sei. Er habe In den entscheidenden außenpolitischen Situationen niemals die Parteien zurückgestoßen, sondern imyicr Füh lung ' ' " Zu Nonen verantwortlich, sich nicht heute so nnd morgen so entscheiden können. In 13 Jahren seines Kampfes sei er mit allen Mitteln bekämpft worden und habe wiederholt die Verfassung beschwören müssen. Jetzt, wo er legal mit 23ll Sitzen im Reichstag zur Macht habe kommen können, da habe man diese Verfassung als untauglich bezeichnet- Der Ministertitel sei ihm aber zu abgegriffen, als daß er noch etwas Anziehendes für ihn hätte. Er wolle auch heute kein Gehalt: sondern er wolle die Mach t. Wenn die bürger liche Negierung noch zwei Jahre am Ruder bleibe, dann würde alle- zertrümmert ausgebant habe. Menn er würde, dann würde er sie Er glaube nicht, baß Parteiführer mehr Autorität besesfen habe als er, aber diese Autorität sei ihm zugleich Kameradschaft mit seinen Anhängern. Man solle nicht glauben, daß seine Bewegung heute leicht verfallen werde. Ei» Mann wie er könne zu Grunde gehen, aber abtreten werde er niemals. Er werde sich, um an die Macht zu kommen, mit nur die Führung habe. Bewegung hätten mehr gearbeitet, als die heutige Regie rung. Nie, so schloß er, sei ihm eine Entscheidung so leicht geworden, wie das Nein " .. ' " ' ' die Gefahren des Bolschewismus und betonte, seine Bewegung werde weiter bestehen und weiter wachsen, den Kamps zum Stege führen, eingedenk der Opfer und -er Toten. der Technischen Hochschule und Dr.-Jng. F. Nötschke sDreSdenj vollzogen. Aber nicht nur, daß Beleuchtung, Heizung, Umbauten nach neuester Technik auSgestthrt wurden, Högg hat mit künstlerischer Einfühlung in die ge schichtlichen Werte und architektonischen Gliederungen des Baues die förderlichsten Veränderungen vorgenommen, Türen versetzt und gotische Fenster eingcschnitten, um Symmetrie und Licht t» das verbaute Ha»S zu bringen. Dazu ist eS sein Verdienst, da« Handwerk für die Aus- flthrung herangezogcn zu haben, nm alle Einzelheiten in zuverlässigster Weise zu gestalten. So ließ er auch den Putz in alter, handwerkögerechter Weise als reinen Wetßkalk- putz innen und außen Herstellen, so daß auch dadurch Hellig keit und Wärmcgesühl entstanden. Vor allem sind aber durch die Arbeit des Architekten die ursprünglichen Na Umverhältnisse wieder- herge stellt. Keine Einbauten stören mehr den freien Blick durch die weiten Räume, der vom Ost- zum Wcstchor schweifen kann, hinauf zu den gotischen Gewölberippen, hin zu der prächtigen Orgelempore. Aus der alten, überlangen katholischen ProzessionSktrche ist nun ein evangelisches Gotteshaus geworden, das von der in die Mitte vorgebauten Kanzel geteilt, aber nicht zertrennt wird. DaS neu« Kirchen gestühl ist so eingerichtet, baß eS mit einer Hanbbewegung umgestellt werden kann, um einmal nach der Kanzel, bet anderen Gelegenheiten nach der Orgel gerichtet zu fein. Für die künstlerische Gestaltung des JnnenraumeS ist Geheimrat Pros. Dr. Georg Wrba allein zuständig ge- rvtfen. Er hat hier Raumteilung, Farbenton der Gewölbe rippen. Ausstellung der Kunstwerke angeordnct und vor allem diese Kunstwerke alle selbst geschaffen. Dieser Ein heit des künstlerischen Gedankens ist in erster Linie der ganz eigenartige, klare und reine Eindruck des Raumes zu banken, der diesem Dom nun für Jahrhunderte den Charakter verleiht. Ein künstlerischer Wille hat hier ge- herrscht, nnd wenn vielen Betrachtern und Ktrchcnbesnchern zuerst manches kühn und vielleicht sogar gewagt erscheinen könnte, fo ist doch kein Zweifel, daß diele neuen Ideen und ihre einheitliche Ausführung den Dom zu Wurzen für jetzt und immer zu einer Sehenswürdigkeit machen, deren Be sonderheiten auch den andächtigen Besucher durch die Größe und Reinheit der Idee im evangelischen Geiste überwältigen werden. Vor den Hellen, hohen, gotischen GlaSfenstern beS Vst- choreS stehen drei schmale, hohe Kreuze, eine Golgatha- Gruppe, die Christus zugleich als den Erlöser und Er lösten zeigt, der dem Schächer zur Rechten und über ihn hinaus den Gläubigen den Weg zum Paradiese kündet, während der bußunfählge Sünder zur Linken in Schmerzen gekrümmt sich vom Heile abwendct. Die Stellung der Velden ans Kreuz geschnürten Schächer gibt der Gruppe im Umriß dramatische Bewegung, während Christus, dellen Körper qualzerstvrt ist wie der Gekreuzigte Grünwalds, im Ans- druck des Gesichtes die reinste Verklärung zeigt. Der Gegen- ' ü ' .. . . -M.« . > I Sar zentrum Mett st» alle MglMkNen Prvgrammrr-e »es Parteiführers KaaS MtiMfter, 17. Okt. Der Führer der deutschen ZentrumS- partet, Prälat KaaS, trat beut« in einer längeren Wahl- red« den Gerüchten über Unstimmigkeiten innerhalb der ZentrumSpartet entgegen und erklärte, die Einigkeit der Partei sei die Frucht grundsätzlich gleichgerichteter Gesin nung, nicht das Zwangsprodukt uniformierenden Drills. Prälat KaaS betonte, das Zentrum habe di« Fehlerquelle des Parteiwesens nnd gewiße Ent» artnngSerscheinungen des Parlamentarismus nie ver. kanntr aber es sei ihm nie eingefallen, die unentbehrlichste Funk- jion der GefinnungSparteten für ein normales politisches Leben zu verkennen. Das Zentrum habe sich nie geweigert, StaatSnotwendig- ketten Rechnung zu tragen, und seine Vertreter hätten dem Reichskanzler in den vergangenen Monaten ausdrücklich die Zusicherung gegeben, baß sie ihn in seinen Bemühungen, mit den Nationalsozialisten zu einer Verständigung zu kommen, in keiner Weise stören würden. Seit wann aber seien solche Verhandlungen, wenn der Reichskanzler sie führe, „Wege zur nationalen Konzentration", und wenn ander« sie führten, deren Sachlichkeit nicht minder zweifelhaft sei wie die leine, politische Kultstcnspiele"? In den Verhandlungen mit den Nationalsozialisten habe das Zentrum zu verhindern gesucht, daß eS im Reichs- tag von vornherein zu einer Aushebung der Notverord nungen kommen sollte. Desgleichen hätten sie durch diese Verhandlungen auch die Abstimmung über ein Miß trauensvotum zunächst einmal htnauszuschteben versucht. Eine offene, sachlich und psychologisch richtig an- -esetzte Auseinandersetzung mit dem Rcick>Stag hätte die rein negativen nnd destruktiven Elemente des Parlamentes ent larvt und isoliert, hätte die ehrlich positiv gerichteten, wenn auch in der Einzelkritik unbequemen Ausbaukräfte geweckt nnd gesammelt, hätte die formale Abstimmungsniederlage in «inen sachliche » Sieg wandeln können, wenn auch nicht siir dieses Kabinett so wie cs war, so doch sltr eine andere, über die Mängel, Lücken und Schwächen des jetzigen Papen- kabinetts hinausgcwachsenc Negierung, die nach Ausfällung deS Zentrums hierdurch an innerer Volksverbundenheit ge wonnen hätte, ohne an Fuhrerantorität »nb Führerwillen etwas preiSzugcbcn. Das Zentrum kämpfe nicht für Personen oder gegen Personen um ihrer selbst willen. Es bejahe den richtig verstandenen autoritären Staat, «ende sich aber gegen den Mißbrauch, der mit diesem Wort «lS Deckadresse für Neaktton und VolkSstaatverneinung ge trieben werde. Deutschland werde ein Staat demokratischer -irun-haltung sein, oder es werde nicht sein. Ter Konflikt mit dem Parlament allein genüge für einen Reichskanzler nicht, um ein Bismarck zu werden. Prälat KaaS kritisierte ausführlich die außenpolitische Taktik der Reichsregierung, der er vorwarf, wesentliche Ziele deutschen Rechts un internationaler Gerechtigkeit mit agitatorischen Rücksichten zu verkoppeln. Das sogenannte Ve r t r a n e n S a b k o m m e n von Lausanne sei das Gegenteil eines Erfolges. ES sei ein ZwangSmoratortnm, ja Sperrfeuer für jede aktive, wenn auch noch so friedliche deutsche Außenpolitik. Die Wirtschafts politik der Regierung glaubt Prälat KaaS mit der Zeit beS U-Boot-Krieges vergleichen zu können, wo man den Glauben -er Masten durch gemeldete Scheinerfolge ausrecht- zuerhalte» suchte. Die Enttäuschung sei um so größer und explosiver gewesen. Die Negierung habe eS versäumt, bet dem Start ihres WirtschastSprogrammS an die Sicherung der Staatösinanzcn zu denken. Zwischen dem System Brüning und dem neuen System bestehe augenscheinlich ein erheblicher Unterschied an Zahl und Tempo der Aktionen, aber auch an Qualität und Neise der Leistungen. In dem Bemühen, durch eine mehr oder minder gewaltsame Interpretation der Verfassung ihre Existenz in der gegenwärtigen Führung und Zusammensetzung zn sichern, treibe die Reichsregierung einem Zustand zu, der znr fortschreitenden Erschütterung der Rechtsgrundlage nnd der Autorität dcS Staates führe. Im letzten Teile seiner Rebe entwickelte Prälat KaaS ausführlich das Programm der ZentrumSpartei. Tie Negierung müsse der lebende Ausdruck beS Volkes sein. Auch das Zentrum sei für eine gründliche Reichs-
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