Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19321019013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932101901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932101901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-10
- Tag 1932-10-19
-
Monat
1932-10
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1932
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 4S4 S«««4 wurde. Dte Regierung sah sich daher schon Mitt» Jnni »«» nötigt, die Spitzenorgantsattonen der Beamte» und An« gestellten unter eingehender Darlegung her Fiaa«»- n»o Kastenlage auf möglicherweise eintretende Schwierigkeit«» vvrzuberetten. Erfreulicherweise ist «S, insbesondere durch stärkste Drosselung aller Ausgaben, möglich gewesen, noch bis September die Bezüge im allgemeinen in Drittes« tr am 1., 11. und 31. des Monat» zu zahlen. Ende September war e» jedoch unmöglich geworbsn, die für bi« Dtenstbezüae auf Oktober erforderlichen Mittel zu den bisherigen Zah lungsterminen zu beschaffen. Infolgedessen haben sich di« Termine siir die Auszahlung der Oktoberbezüge zwangs läufig um einige Tage hinauSgeschoben. Auch weiterhin wird mit groben Schwierigkeiten zu kämpfen sein; die Regierung hofft aber, daß sich di« Kassen lage nicht noch weiter verschlechtern wirb. Jedenfalls beabsichtigt die Regierung nicht, dnrch grnnt* südliche« Uebergang zur nachträgliche« Gehalt», zahlnng oder durch entsprechende HlnanSschiebnng der Zahlungstermine ein Monatsgehalt oder Teilbetrüge eines solchen zngnnften der Staatskasse et «»«spare« und badnrch eine Kiirznng der Beamten- «nb Angestellten bezüge herbeizusithren. Abg. Dieckmann sDVP.) lehnt die Anträge auf Auf hebung der Notverordnung ab. Seine Partei setze sich für das kühne und grobrügtge Wirtschafts programm der NetchSregterung ein, ohne sich mit asten Einzelheiten einverstanden zu erklären. Bedenken beständen gegen den sozialpolitischen Teil. Abg. Dr. Sckardt lDN.s bemerkt, daß die vohnregelung vom September den Zweck habe, über den Winter htn- wegzuhclsen, die ösfentltchen Kasten zu entlasten und dadurch die Möglichkeit zu schaffen, die Unterstützungen unter Um ständen zu erhöhen. Bessere Vorschläge seien von keiner Sette gemacht worden. Auf keinen Fall sei die Deutsch nationale Volkspartei damit einverstanden, wenn der Ver such gemacht würde, einen Monat Gehalt etnzusparen. Abg. Hardt sDVP.) will in einen Antrag der Sozial demokraten ans volle Gehaltszahlung für die untere Beamtenschaft am Monatsersten dte höheren Beamten ein bezogen wissen. Abg. Kunz sNatsoz.) wünscht, dab sich der genannte An trag auch auf die StaatSangestellten und Gemeindcbeamten erstreckt. Abg. Herrmann sKomm.s begründet sodann einen Gesetz entwurf, nach dem dte G e m e i n d e w a h l e n zusammen mit den Reichstags wählen stattstnden. Abstimmungen sanden nicht mehr statt. Schlub der Sitzung 22,15, Uhr. Nächste Sitzung heute 10 Uhr. Tagesordnung: Abstim mung über die BcratungSgcgenstände der DienStag-Sttzung. — Anfrage und Antrag des Abg. Arndt zur Retchsreform LtNtk UHWtö Ml E-WNMüiMUÜ IßNßltk Abermals bat der Lob einet» der «»gesehenste« Führer de» alten ^sächsischen Heere» von der irdischen Walstatt ab- bernfenr Generalleutnant Rudolsvaeßler, »«letzt sbt» Kriegsende) Ebes de» Stabe» »um stellvertretenden General- kommando de» 13. Armeekorps, von »em hohen, allge meinen Ansehen de» verstorbene« und von der Liebe, die er sich erworben, zeugt« «och einmal die ungemein zahl- reiche Trauerversammlung, die sich gestern nachmittag auf dem Dresdner Garnisonfriebhofe um den Vlumengrschmückten Sara de» Entschlafenen geschart hatte. Dte Fahnen beSMilttär- verein» Feldartillerie Dresden, der Rettenden Artillerie, der Artillerie, Pioniere und Train, der Bereinigung ehemaliger Unteroffizier« de. Reitenden Artillerie, des Stahlhelms iLandeSverband Sachsen) und der. Vereinigung Wurzener Landsleute zu Dresden — vaehler war geborener Wur zener — hielten die Ehrenwache an der Vahr«. Hohe Milt- türS, zum groben Teil in Uniform, erwiesen dem Toten dte letzte Ehrer so u. a. General v. d. Decken, die Generalleut, nant» Vierling, v. Falkenhausen und Fischer, Generalmafor O'Byrn stm Auftrag der Markgrafen von Metben), Gene ralmajor v. Eulitz ssttr den DOV.), Generalmajor Wagner, Oberstleutnant Struve ssttr den Dresdner Rennveretn), Gras Schulenburg, Oberst Brückner sfür den Stahlhelm) und viele andere. Da» TrompeterkorpS de» 4 Arttllerieregiment» der ReiMwehr unter Leitung von Musikmeister Waldau leitete dir Lrauerketrr mit dem Shoral »Jesu» meine Zuversicht- ein. Nach dem Verklingen eines Harmoniumverspiclü hielt Onssr neuer koman 1Z. November SMdtverordnelemvMn! Für die am Sonntag, dem 18. November, statt findenden 'Wahlen von Stadtverordneten ist die Stadt Dresden einschlieklich des selbständigen GutSbeztrkS Albertstadt in 885 Wahlbezirk« eingekeilt: zu wählen sind 75 Stadtverordnete. Die Wahlvorlchläge müssen spätestens Don nerstag, den 27. Oktober, bei dem Gemeindewahl- leiter, Stadtrat Dr. Krumbiegel. Neues Rathaus, An der Kreuzkircke 5, 8. Obergelchok, eingereicht sein. Die Verbindung von Wahlvorsch lägen mutz von den Vertrauensmännern -er Wahlvorschläge oder ihren Stellvertretern übereinstimmend spätestens Sonntag, den 0. November, dem Gemeindewahlleitcr schriftlich erklärt werden. Sie Abnahme ber ArbettStv'en-abl Sine Bestätigung durch den Gewerkschaftsbund Berlin, 18. Okt. Die Statistiken des Allgemeinen Deut schen GewerkschaftS-BundeS ergeben entsprechen den amtliche» Veröffentlichungen ebenfalls eine Abnahme der ArbcitSlosenzahl. Die Zahl der vom ADGB. erfahren Arbeitslosen betrug Ende September 1 KU 788 gegen 118» 813 Ende August, so dab eine Abnahme von 31 525 Personen zu verzeichnen ist. Die Zahl der kurzarbeitenden Gewerkschaftsmitglieder siel von 725 836 aus 701527 Personen, also um 23 86» Personen. Der Reichswehrminisier in Badenweiler. Reichswehr minister v. Schleicher ist in Begleitung seiner Gattin und seines Adjutanten in Badenweiler etngetrossen und im Hotel Römerbad abgesticgen. veZiim des ^ddru<ck8 morgen in der ^bendsuZsssbe Pfarrer Tischer von der DreikönigSktrche die Gedächtnis- rede auf Grund des Bibelsprüche», mit dem vor 8» Jahren auch die Ehe des Dahingeschtedenen eingesegnet worben ist: „Gei getreu bis an den Tod, so will ich dir bi« Krone deS Lebens geben." Ein treuer Mann sei von uns geschieden. Dte Treue habe er gehalten, wie selten einer, seinem engeren und wetteren Baterlande, seinem Soldatenberuse, seiner trauernden Gattin und den Söhnen, seinen Kameraden. Treue und Hilfsbereitschaft habe er aber auch bewiesen seinen Freunden und allen Mitmenschen gegenüber, dte sich hilfesuchend an ihn wandten. Treue habe er auch gehalten der humanistischen Bildungsstätte, die er einst in Wurzen besucht, wie er auch bis zuletzt die Belange des bumant- stlschcn Gymnasiums nach Kräften gefördert habe. Aber auch ein treuer Shrist sei mit ihm hetmgegangen, dem sicherlich dte Krone de» ewigen Lebens beschteoen sein werde: «ein treuer Mann wird viel gcsegnetl" Mit kurzen, markigen Worten de» Abschied» und beS Dankes legte sodann eine lange Reihe von Vertretern der verschiedenen Körperschaften, denen Vaehler — zum groben Teil al» Ehrenmitglied — angehört hat, Vlumen- und Lor- beerkränze am Sarge nieder. ES sprach je ein Abgeordneter der Bereinigung der Offiziere und Beamten beS I.K.S. Feld- artillerte-RegtmentS, de» Sächsischen OsstzterSverctnS. der OsstzterSveretntgung der Rettenden Abteilung der K. S. Artillerie, der VfftzterSvereintgung de» 12. Fcldartillcrie- Regiment», de» Dresdner RennveretnS, der Bereinigung Wurzener Landsleute, des Deutschen JagbschuyvereinS ldessen Ehrenvorsitzender der Verstorbene gewesen ist», der eri« m»d Rette«»« Artillerie, »«, izter« der Reitenden Artillerie un ser, vom Stahlhelm. eine» Trauermarsche», «lgesttmmt nrde der Sarg htnaudgetraae« zur letzten Ruhestätte. Gebet, Segen, Vaterunser und dte üblichen drei Hände Erbe. — dann erklang »« Ehren de» Toten -um letzten Abschied der Parademarsch eine» der von ihm einst- mal» geführten Felbartillrrte-Rrgtmrnter. — yn de« Ruhestand trat Vberregteru«g»vet«rinärrat Dr. phtl. Söhre tn Dresden nach Erreichung der Alter», grenze. In mehr al» vierzigjährigem Staat»dtenst in Preußen und Sachsen, darunter über 27 Jahre al» Bezirks- tterarzt tn Großenhain, ist er dte letzten Jahre Abteilung«. Vorstand tm LanbrSgesundhettSamt«, Ministerium de» Innern, gewesen. - «itnraülsenkchastNth« «eseäschast Fsi». Die vorgeschichtlich« «btellung verleg» t-re Sitzung vom w. vktotzer aus Sonnabend, den SS. Oktober, nach Radebeul in da» Karl-May-Museum. Dort spreche» Patt» Frank und Herm. Dengle» über die „Technik der Primniven". — NgtDtlP... chektio, Wilder «kann. Heute so Uhr «» „Wilden Mann" »ssentlich« Versammlung mit Dr. ». Leer», Berlin. Thema: „Marxismus, Papen-Regierung und wir." — Verkehr»»»?»»«. Sn der fünften Nachmittaa»liunbe waren am Vilder-Mann-Verg zwei Kraslradfahrer zujammengestoben und erheblich verletz» worden. Aus der Annenstratze würbe «Ine Svlährlge Frau vom Auto angesahren und schwer verletzt in» Krankenhau» gebracht. Sn der schien Abendstunde wurde aus der W'nterdergNrabe «ine »SILHrlge AuswSrterln »ddlich vom Her,- schlag betrojsen. — Unwetter über DreSbe». Sn der achte» Abendstunde de» Di«n»tag tobte über der Stad« ein heftige» Unwetter. Schwer« Regenböen wechselten ad mit Stürmen, dir an verschiedenen Pllltzen der Stadt Schilden verursachten. So mutzt« dir Feuer wehr In den Abendstunden unzählige Male audrücken, um umgestürzte und entwurzelte Bäume, sowie herabgrstltrzt« Dachziegel au» dem Weg« zu räumen. »ttMtznMi« Mm Alltdk m» MoterrMr vor einigen Tagen «mrde«, wie bereit» kurz gemeldet, in Berlin am Koppenvlatz zwei In «gen, die sich an einem A «to in verdächtiger Weife z« schassen machten, von Poltzeibeamten angehalten. Die Jnnge« erzählten »«nächst, daß sie ans Dresden seien. Ein ihnen ««bekannter Mann hätte sie in seinem Wagen mit nach Berlin genommen. Man habe versprochen, Ne nach Dresden zurückzubringe»; in Ber- ltn hätte sie aber der Unbekannte sitzen laste«. Die Nachsorschnnaen ber Polizei ergaben sedoch ei« -an, andere» Bild. In Wirklichkeit halten die beiden Burschen am 1». Oktober vo, dem Renen Rathan» in Dresden einen DKW-Wagen gestohlen «ud waren um 10 Uhr abends von Dresden nach Berlin gefahren, wo Ne am nächsten Tage » Uhr früh eintraien. I« ihrer Bealeitnna besand sich noch «in dritter vnrtch«, «tn ent, laufen«» Fttrsorgezögling. Dieser «ntzte in verlin genau Bescheid «nd kannte auch «inen Händler, der de« ge» stohlenen Wagen abnehmen sollte. Nach ihre« Eintreffen in Berlin setzten sie sich sofort mit ihm tn «erbiudnna, aber das Geschäft kam dnrch das Singreisen der Polizei nicht z«, stand«. Die beiden vurschen halten beabsichtigt, am Abend i n Berlin ein Aut» z« stehlen, mit dem sie bann nach Dresden zurstckfahren wollten. Net ihrem Verhör dnrch di« Polizei stellte sich heraus, baß sie in Gemeinschaft mit vier gleichaltrigen Jungen — zwischen 14 «nd 1ö Jahren — in der letzten Zett in Dresden außer dem DKW.-Wagen «och sechs Motorräder ge- stöhlen hatten. Zwei von diesen Jugendlichen haben mit den gestohlenen Motorrädern znnächst eine Reise in den Har, L'. schieden«» Verstecken bewahrt. Die beiden Rädelsführer sind die 18 Vzw. 18 Jahre alten Gymnasiasten Ludwig K. und Werner L. Die von ihnen angeführte Diebesbande ist schon vor längeren Wochen ber Dresdner Polizei ausgefallen. Man stellte damals fest, baß diese Jungen die gestohlenen Krafträder auf einem freien Gelände außerhalb ber Stadt vergruben. Kurz hinter einander wurden fünf Mitglieder dieser Diebe», organtsatton in Dresden s e st g e n p m m e n. Nur Ludwig K. und Werner L. wurden rechtzeitig vor der Polizei gewarnt. lueti «»» »pvriniNnuv NU Nveevn-, Vnmvn- unv NuN«„toN« SoNottoliteavo 21 :: lol. 1372Ü regimentern in Vorpostenstellung vor den Toren Leipzig»; er wußte davon, daß König Friedrich von Württemberg seinem Oberbefehlshaber den geheimen Befehl gegeben habe, sich von der französischen Armee zu trennen, wenn e» schief gehen sollte. Da er glaubte, das vorauSzuseben. ging er kurz entschlossen zu den Verbündeten über, freilich mit dem Vor behalt, daß er ohne wettere Befehle seine» Königs die Sache der Verbündeten nicht ergreifen könne. Der Kaiser von Oesterreich soll ihm geantwortet haben: „Seien'» ruhig, ich werd'» aus mich nehmen!" Gleichwohl durfte sich Graf Normann später nicht in Württemberg sehen lasten. Schäfer hat sich von diesem Ereignis wohl nur anregen lasten. Er vertiefte es und wendete e» sozusagen nach innen, aller ber möglichen Einwendungen bewußt, die sich unter allen Umständen gegen militärische Meuterei machen lasten. Er stellte einen krtegSerprobten Oberst Bauer in den Mittel punkt der Handlung, einen Soldaten, an dem seine Leute wie an einem Vater hängen, einen Militär, ber es sogar gewagt hat, seinen König zur Aufgabe des Bündnisse» mit Napoleon schriftlich aufzusordern. Jetzt, an dem kritischen Morgen, steht er an bedrohtester Stelle zwischen Holzhausen und Probstheida, mit stark aufgertebener Truppe, tn der schon ein Geist des Unmutes schwelt. Seine Posten sangen einen Bauern ab, ber ein Faß Schnaps transportiert, den Soldaten «ine willkommene Beute. Aber dieser Bauer ver steht eö, dte Soldaten zu bereden und ihnen begreiflich zu machem baß sie aus der falschen Sette stehen. Deutsche gegen Deutsche, wo es um dte deutsche Sache gehtl Nicht alle be- greifen, was die „deutsche Sache" ist, aber ihre Gesinnung ist tn wilde Gärung gekommen, bis «in htuzutretenber Offizier dem Fuhrmann den Mantel abreißt und ihn al- preußischen Jägerosstzter entlarvt. Der anwesende sran- zösische Generat verlangt die sosorttge Erschießung des Spion», aber Oberst Bauer bildet zuvor etn Standgericht, bas dem Preußen, ber sein Leben verloren sieht, Gelegenheit gibt, mit flammenden Worten di« Sache des Vaterlandes zu führen. Trotz allem Entgegenkommen in der Gesinnung muß der Oberst das Todesurteil fällen, bittet aber um Gnade bet dem französischen General. Al» dte versagt wird, weigert sich der Oberst, den Befehl zur Erschießung zu erteilen, und muß seinen Degen abgeben. Nun ist die Truppe slihrer- lo»; ber Preuße wird nicht erschossen, sondern entflieht; ein Hauptmann wird erschlagen; die anderen Offiziere bereden den Obersten, sie zu den Preußen hinttberzuführen. Schließ- ltch gibt er den Befehl hierzu, erschießt sich aber selbst, weil er seinen Treueid gebrochen hat. Der Kampf zwischen Pflicht und Neiguim stm Sinne Kant») fordert diesen deutschen Offizier als Opfer. Er löst bas tragische Problem im gleichen Sinn«, wie eS in noch entscheidenderer Lage General York tat, der seinen Kops dar- bot für die Selbständigkeit seine» Handeln» bet Tauroggen. Dte Frag«: Wa» steht höher, ber militärische Gehorsam ober ber Ruf be» Vaterlandes? wird von diesem Oberst Bauer für sein« Truppe nach dem Vorgang der Sachsen beant- «ortet, deren Ueberganq zu den Verbündeten kur- vorher gemeldet worden ist; für sich selbst trifft er dte Entscheidung: Sühne -es Ungehorsam» durch den eigenen Tod. Eine solche Entscheidung ist nur aus der historischen Situation heraus zu verstehen und anzuerkennen. Ehe nicht Napoleons Gewaltherrschaft den deutschen VaterlandSgetst, den Begriss «tne» deutschen Gemeinwesens überhaupt erst hervorgerusen hatte, konnte eine solche EntschetdungSsrage gar nicht austauchen. Heute muß e» un» aber geradezu als der innerste Kern be» Freiheitskrieges erscheinen, dab die Flamme de» Nationalbewubtsein» allen Widerstand, jedes Bedenken aufzehrte und bi« deutschen HtlfSvölker Napoleons, die ihm zu so vielen Stegen verholfen hatten, htnüberrtß aus die richtige Sette, aus dte Sette des eigenen Volkes. Und wie gegen diese geschichtliche Tatsache — trotz allen Rückschlägen, die später kamen — kein theoretischer Einwand von Verrat und Meuteret stanbhalten kann, so reißt auch die dramatische Darstellurm «ine» solchen historischen Konfliktes durch bi« Macht beS GesühlS alle Hörer und Zuschauer auf die vaterländische Sette. E» ist hoch zu rühmen an Schäfers Schauspiel, daß er kein« Schwierigkeiten be» Problems um- geht und seinen sührenden Helben nicht al» bedenkenlosen Haudegen htnstellt, ber bet drohender Gefahr flugs »um Feinde überläuft, — baß er vielmehr seinen Oberst Bauer mit ber ganzen Schwere der militärischen Verantwortlichkeit und dem ganzen Schmer» dr» tragischen Konfliktes belaste», der thm aufgebürdei wird. Sein Zögern und Zaubern ist nicht ber Ausdruck einer vor der Entscheidung bangenden Schwäche, sondern ber innere Ablauf eines Kampfes, den er für alle bte anderen mit tn sich zum Ende führen muß. Dadurch erhebt er sich z« tragischer Größe und trägt auch bas ganze Stück mit hoch, da» ohne diese Vertiefung tm Charakter eben nur eine geschichtlich nicht ganz wahre Episode wäre. Es würde «tn leichte» fein, auS-ustthren, wie unwahr- schetnlich nicht nur da» Austauchen de» preußischen Jäger- osftzter» unter den feindlichen Truppen kurz vor dem An- griff, viel mehr noch seine ausführliche Verteidigung vor dem Standgericht tn Gegenwart des französischen Generals wäre, ber gewiß eine solche Werbung für die Sache Deutsch- lanbs nicht solange und hemmungslos zulasten würbe. Aber e» spricht für dte dichterische Kraft Schäfer», baß man gegen alle Bedenke« mttgeht, von ber Macht der phrasenlosen, aus höchster Not geborenen vaterländischen Gesinnung fort gerissen wirb. Und dies« innere Kraft seiner Dichtung steigert sich tn der militärisch kaum vorstellbaren Zügellosigkeit ber Soldaten bi» zu dem Höhepunkte, wo der Oberst seinen zurückerhaltenen Degen »erbrtchti Da brach denn auch dte mitfühlende Begeisterung ganz unaufhaltsam durch und be- siegelte auch den Schluß mit dem Opfertob de» Obersten durch geradezu brausende Zustimmung be» ganzen vollen Hause». Schon nach dem zweiten Akte snachbem ber erste ohne Beifall geblieben war) erhielt bi« Dichtung und die Dar stellung so andauernde und stark« Kundgebung be» Mit- gehen», daß der Dichter sich »eigen mußte. Zuletzt wurden mit Klatschen, Trampeln und Zurufen wohl «tn« Viertel- stunde lang ber Dichter, der Spielleiter Gielen und dte Hauptdarsteller tn ungewöhnlichstem Mabe geleiert. Die Ausführung war aber auch eine jener wundervoll sorgsamen und nach innen dringenden Verlebendigungen «ine» Dramas, bas literarisch gar nicht ungewöhnlich gebaut ist, wie bas Schauspielhaus solche zu schassen versteht. Dte Dämmerstimmung der Nachtszcne in ber Leipziger Tief ebene, ber WtrklichkcttSton in den Reden ber übermüdeten und entmutigten Soldaten, dte Schäfer ruhig in ber Feld- sprach« de» Weltkrieges reden läßt, dte ganz unschausptele- rische, ganz natürlich scheinende Art, wie die einzelnen Leute da» zerrissene Gespräch führen, dann die Spannung des Standgerichte», zuletzt da» Durcheinander ber Meuteret — alles bas wirb mit einer überwältigenden Echtheit gegeben. Wie sich bte Einzelgestalten Herausheben: bl« Gestalten ber Offiziere, Paulsen, Kletnoschegg, Ziegler, Gel dern; Kottenkamps rauhe Bärbeißigkeit, Hell- bergS jugendliche Empfindsamkeit, bte Verschiedenheit ber Typen be« Wo« st er, Grtep, Posse, Schröder, das ist individuelle Kunst tn der Mast«. Geistig überlegen steht bann dte Helle Intelligenz Paul HosfmannS, beS preußischen Offiziers, dazwischen und blendet mit auf klärenden Lichtern; zu einer beschetben-stolzen Haltung rasst er sich bann vor seinen Richtern auf und wirb zu einem klugen, klaren, glühenden Verkünder ber Vaterlandsliebe, niemals ttrabenhast im Ausdruck seiner Ueberzeugung, «in edler Vertreter ber damaligen freiwilligen Bekämpf« Napoleon». Wie versteht e» Lu t S R a t n e r, die schwierige Stellung be» französischen Generals tn dieser gespannten Lage doch durch Klugheit und schnelle Diplomatie glaubhaft zu machen. Mittelpunkt der Darstellung wie des Drama» ist aber Friedrich Lindner al» Oberst Bauer, «tne deutsche Gestalt, ein warmes Herz, etn echter Soldat. Man kann kaum mehr sagen, als baß durch sein« Deutung ber tiefer« Sinn, der ganz« Konflikt, auch wo man ihn tyeore- ttsch finden könnte, bte Blutwärme be» wahren Leben», dte ergreifende Echtheit leidender Menschlichkeit erhielt. Dr. FeltxZtmmermann. Kunst UN- Wissenschaft 1. Großes Stnsontelonzert mti -er Bhllharm-tite Ladmlg diriglert - «lttrlsch al» Solist Zwei neue Bekanntschaften galt es an diesem Abend zu machen. Die erst« war der Solist, der Verliner StaatS- opern-T«nor Marcel! Wlttrisch. Er ist ein« der beliebtesten Schallplatten- und Rundfunksängrr mrd als solcher natürlich auch i» Dresden wie tn all« Wett «Inges
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)