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Nummer ISS—38. Iahrg LüchfWe o olkssettuns Donnerstag, 22. Juli 1S37 schrllil«tt»n,: Dr,»d«iv«„ polierst,. 11, S«r»riit 70711 ». voll Lelchststostell«, Druck und Verla-! Denuonla vuihdruckerel «. Verla- Itz. «. ». Winkel, Polierstrast, 17, Üeinius 71011, postlche«: «r. 10«, von«: Siadldank vre.de» «r. «707 Irschelnl - mal »Schenilich. Monalllch», vejugeprel, durch lrüger «inlchl. « Psg »,«. <0 Pfg. LrSgerlohn 1.70; durch di« Post 1.7V «inlchiietzlich Postaberweilung-gebvhr, »Ujliglich » Psg. Post-Vestellgeld. Linzel-Nr, 1V P>g., Sonnabend- u. I?estiag«-Nr, « Ps-. libbesteklungen mllsten spülest«», «In« Woch« vor Ablaus d« vezu-s^ll schrisilich b«lin v«rlag «ingegangen sei». Unser« Irl-«, dürs«, kein« ilbbep«llun-e, «nt-e-ennehme». verlagsorl Dre.den. «njelgenpreis«: di« lspaliig« » mm breii« geil« 0 Vl« t >IIr gamllienanjeigen b PI» gllr Plotzwllnsche tSnnen wi, l«in« DkwIH, l«Iste». Zm gall« von HSHerer Dewal», verbot, «Intietender Velried^ sibrungen Hai der Bezieher oder Werbungtietbend« kein« Ansprache, sali, di« Zeitung in b-schiünktem Umsan^, ver- spLIet oder nicht «scheint, kkrsallung«»,« ist vr««»«> VolschafterbespreKungen in London Rätselraten -er englischen Morgenblätter Die Ansicht des pariser „pellt parislen": England zu Zugeständnissen bereit DNB. London, 22. Juli. Graf Grand! bat am Mittwoch den englische» Autzenmi- nister Eden um eine Unterredung, die im Lause des Tages im Foreigii Ossicc stattsand. Nack> dem italienischen Botschafter Grandi empfing Eden am Miltmochnachmillag auch den französischen Botschafter Eor- bin. Die Unterredungen isaden sich, wie,verlautet, aus die letzten Ereignisse im Nichlcinmischungsuntcrausschutz bezogen. Im Zusammenhang mit den gestrigen Unterredun gen Edens mit dem französischen Botschafter einerseits und dem italienischen Botschafter Gras Grandi andererseits befassen sich mehrere Morgenblälter mit dem Stand der 'N i ch I e i n m i s ch u n g s v e r Hand lungen. In diesem Zusammenhang werden die verschieden sten Bermulnngen augestellt. Der diplomatische Korrespondent des „Dailp Telegraph" will im übrigen berichten bannen, das; das britische Kabinett sich gestern mit dem Stillstand in den Verhandlungen beschäftigt habe und das; die Minister über- eiugebommen seien, das; England nicht endlosen Diskussionen znschauen «volle, die doch zu keinem Ergebnis führen würden. Der diplomatische Korrespondent der „Morning Post" schreibt, was man auch immer glaube, in London sei gestern die Ansicht vertreten worden, das; man in absehbarer Zeit zu einer Bereinigung kommen werde, so das; der Unteraus- schus; seine Beratungen morgen wieder ausnehmen könne. Der diplomatische Korrespondent der „Dailp Mail" meint, inen sei gestern zwar zu keiner Einigung über die nächste Sitzung gekommen, der Unterausschus; iverdc aber höchstwahr scheinlich seine Arbeiten morgen wieder nnfnehmen. Eden habe erklärt, das; dem Parlament noch vor Abschlntz seines Tagungs- ablchnillcs non einem endgültigen Fortschritt aus Grund des britischen Planes Bericht erstattet werden müsse. Die Frage die gestern zur Beratung gestanden habe, sei die gewesen, das; die Zngestehung der Rechte Kriegführender sowie die Zurück ziehung der ausländischen Freiwilligen gleichzeitig ins Auge Washington, 22. Juli. Die Luftverkchrsabteilung des Wirtschaslsministeriums veröffentlicht jetzt auf Grund des Befundes des „Hindenburg"- llntersuchungsausschusscs den endgültigen Bericht ii b e r die mutmassliche Ursache des Unglücks. Es wird darin erklärt, das; wahrscheinlich elektrostatische Fun ken eine Mischung von frei ein Wasserstoff und Lust entzündet haben. Man nimmt an, dah die Zellen vier und fünf oder deren unmittelbare Nachbarschaft undicht waren, so das; sich im oberen Hcckteil die genannte Mischung in beträchtlicher Menge bildete. Die offene Flamme sei zuerst am Oberteil des Luftschiffes und in verhältnismätzig grosser Nähe des oberen Seitensteucrs erschienen. Der Bericht weist ferner in diesem Zusammenhang aus die elektrostatische Ladung der Atmosphäre infolge des feuchten Wetters hin und hält es nicht für ausgeschlossen, dass die abgcwarfenen Landungsseile in den vier Minuten, die '.wischen dem Erdkontakt und dem Ausbruch des Feuers foloten, Feuchtigkeit ausnahmen. Die Tkeoric einer Sabotage hält der Bericht für nicht erwiesen. Alle Möglichkeiten feien unter- Das polnische Attentat zieht immer neue Verhaftungen nach fich Warschau, 22. Juli. Die Herausgabe der von Stunde zu Stunde erwarteten amtlichen Verlautbarung über die bisherigen Ergebnisse der Un tersuchung des Bombenattentatcs auf Oberst Koc, die endlich Licht über die Person des Täters und die politischen Hinter gründe des Verbrechens bringen soll, wird immer wieder hin ausgeschoben, da sich der Kreis der vermutlich mittelbar und unmittelbar beteiligten Personen ständig erweitert. Jin Verlauf der letzten 24 Stunden wurde wiederum eine Reihe von Haus suchungen und Verhaftungen sowohl in Warschau als auch in der Provinz durchgeführt. Aus den zahlreichen bisherigen Verhaftungen kann geschlos sen werden, datz der Kreis der an dem Attenlalsversuch betei- ligten Personen sich nicht auf einige wenige Menschen be schränkt, sondern datz hinter dem Anschlag eine grötzcreGruppe stehen mutz, über deren parteipolitische Zu gehörigkeit allerdings vorläufig, wie verlautet, nichts gesagt werden könne, obwohl die Untersuchung auf diesem Gebiete bereits zu bestimmten Ergebnissen geführt habe. Den verant wortlichen Stellen liegt begreiflicherweise sehr viel daran, den für dieses Verbrechen verantwortlichen Kreis bis aus den letzten Mann ausfindig und unschädlich zu machen. Bevor dieses nicht gefotzt werden sollten, so das; man aus diese Weise zu einer schnellen Entscheidung kommen könne. „News Chronicle" setzt sich wie üblich für die spanischen Bolschewisten ein und verlangt, Grotzbritannien solle Valencia das Recht zugestehen, Waffen zu Kausen, ivo cs wolle. „Daily Expretz" meint im Leitartikel, Franco bedränge die Madrider Front, die vielleicht inzwilchen zusammenbrechen werde England sollte sich nicht mehr im Namen der 'Nicht einmischung in Spanien einmischen. Die Spanier allein sollten den Ausgang entscheiden. Alles, was England tun könne, sei, andere Länder dazu zu bringen, dem englischen Beispiel zu folgen. Dann werde die Lage etwas besser aussehen. Die Besprechungen des englischen Anhenministers Eden mit den verschiedenen Botschaftern, um eine Lösung für die sestgefahrenen Nichteinmischungsverhand lungen zu finden, werden von der Pariser Frühprene aufmerk sam verfolgt. Man verzeichnet mit einer gewissen Skepsis die angeblich geplante Bildung von drei technischen Unterausschüs sen, die sich mit je einer der drei Klauseln des enalischen Kom- promis'.vorschlagcs, also Wiederherstellung der Kon trolle. R ü cki b e r u f u n g der Freiwilligen und Zu erkennung der Eigenschaft Kriegführender be fassen sollen. Der „Pelil Varisien" z. B. fragt zweifelnd, ob es möglich sein werde, aus dem Engpas; herauszukommen. Alan wisse, das; die englische Regierung seit jeher eine starke Abnei gung dagegen habe. Verhandlungen wegen Fragen des Vor gehens im einzelnen abznbrecken. Es käme ihr vielmehr auf den Grundgehalt der Aussprache ap Sie habe sich osl in Fra gen der Reihenfolge, in der Probleme zur Aussprache ltanden, persöhnlich gezeigt, um dadurch zu erreichen, das; über den Grundgehalt Klarheit gewonnen werde Es sei daher nicht un möglich. das; London zur Erreichung dieses Zieles geneigt sei. die M ö g l i ch k e i I neuer Zugeständnisse in der Frage des Vorgehens ins Ange zu fassen. sucht worden, einmal eine üutzere Einwirkung, nämlich das Ab senern eines Brandgeschosses, ferner die Anwendung eines star Ken elektrischen Richtslrahls, sowie der Abwurk einer Zündmi- schung durch ein Flugzeug, zum anderen die Möglichkeit einer inneren Einwirkung, darunter die Explosion einer Bombe oder einer Höllenmaschine Bisher lügen für keine dieser Theorien Beweise vor. — Im Verlaus der Untersuchung wurden insge samt !>7 Personen vernommen. Von zuständiger deutscher Teste wird hierzu milgeteilt, das; die eingehenden und weitreichenden Untersuchungen der nom Reichsminisler der Luftfahrt Generaloberst Göring einge setzten Kommission noch nicht nbocschtossen sind. Wie bereits gemeldet, erstrecken sich diese Arbeiten insbesondere auch aus Laboratoriumsversuche in der Drahtlos elektrischen und luit elektrischen Versuchsstation Gräfelsing bei München, in der Deutschen Versuchsanstalt sür Luftfahrt in Adler'-Koi und bei dem Luslschifsbau Zeppelin. Znr gegebenen Zeit wird hierüber noch berichtet werden. gelungen ist, wird mit einer amtlichen Bekanntgabe der Ergeb nisse der Untersuchung kaum zu rechnen sein. Die Sektion der Leiche ergab, datz die Explosion in einem Augenblick erfolgt sein mutz, als sich der Täler in kniender Haltung befand. Wahrscheinlich wollte er gerade die Bombe unmittelbar vor der Einfahrt des Tores eingraben, das übri gens verschlossen war. denn sein Kops, die Hände und der 'Brust kasten wurden durch die Explosion vollständig zerrissen, während der Unterleib und die Beine fast unverletzt blieben. Man nimmt an, datz der Täter die Bombe mit der Hand eingraben wollte, da man an den Fingern Spuren von Sand fand. Er hatte sich dafür offenbar den Augenblick ausgesucht, in dem sich der pa trouillierende Polizeibeamte nach Abschreiten des Weges gerade in das Haus begeben hatte, um zu melden, datz alles in Ord nung sei. Eine Erklärung des Botschafters Dieühoff Deutschland im Jernostkonsiikt neutral. Washington, 22. Juli. Der deutsche Botschafter Di« ckhoff suchte Autzenminister Hüll aus und erklärte ihm, datz die Reichsregierung Im chlne- sisch-japanischen Konsltkt eine strikt neutrale Haltung einnehme und ebenso wie di« Verelnigten Staaten von Amerika eine bal dige Beilegung erhoff«. Der Vater -es Rundfunks Zum Tode Marconis Kein Name aus der Welt der angewandten Wissen schaft ist nach dem des vielseitigen und unerschöpflichen Er findeigenies Edison wohl so bekannt, so berühmt und, um es einmal so zu jagen: so „Begriff" geworden wie der des jetzt dahingegangenen Marconi. Dieser Italiener war von anderer Art als der Amerikaner, der aus hundert Gebieten erfolgreich und nicht weniger umwälzend gearbeitet, er funden und entdeckt hat. Marconi hat sich mehr als vier Jahrzehnte auf ein Gebiet im wesentlichen beschränkt! einen Bezirk der Technik freilich, der Heute, wie sehr er auch erforscht und schon ausgenutzt sei, noch bei weitem nicht ausgeschöpst ist. Aber was er der Menschheit in Zukunft auch noch als Geschenk bieten wird, immer werden die Empfangenden, die Findenden und Schassenden den grasten Schatten Marconis über sich iclnvebend iuüren. Marconi wie Edison hätten allerdings das Glück, als Beciuihende und Erfolgreiche aus Fundamentes aufbauen zu können, die andere, die mehr Forscher und Theoretiker als Auswerter und Praktiker waren, gelegt hatten. 'Als Guglielmo Marconi in sehr jungen Jahren, kaum zwanzig Jahre alt, zum ersten Male eine kurze Wegstrecke drahtlos überbrückte, kannte er die grundlegenden Arbeiten und Er kenntnisse von Heinrich Hertz, dem Bonner Phxükcr, der im Iahrq kksti ein Jahr vor Marconis erstem Erfolg, noch nicht !!7 Jahre alt, gestorben war. Die „Hertzschen Wellen" sind ein fester wissenschaftlicher Begins geworden, auf ihnen beruht im Kerne alles, was die Funktechnik seitdem ge schaffen hat. Das Problem der lleberwindung des Naumes ohne Draht lag damals, in den letzten Jahren des vorigen Jahr hunderts, tatsächlich gleichsam ,in der Lust". Gleichzeitig mit Marconi waren in sehr veci Hs., enen Ländern der Erde Männer der exakten Wissenschau und -er Technik an seiner Lösung beschäftigt. Der eine und der andere war dieser Löiung, also der praktischen Anwendung der an sich nicht mehr anzweiselbaren Erkenntnisse aus das reale Leben fast so nahe wie Marconi. 'Aber le«, - drin in die Wirlli st reit des Tages zu wagen, «ich gegen alle Zweifel und Widerstände durchzusetzen. blieb ihm Vorbehalten: das war seine fruchttragende Tat, das Ergebnis aus Können und Kühnheit, Weitblick und Phantasie. Erfindungen, die in das Gesicht der Welt einen neuen Zug graben, dieses Antlitz umgestalten, scheinen den Rück blickenden oft selbstverständliche Resultate, weil die Zeit reif für sie war. Mit den Eciindern ist cs aber nicht anders als mit den Feldherren, denen gleich starke Armeen und die Ausgeglichenheit der Steilung die gleichen Sieges aussichten geben: der eine hat den Funken, der zündet, der eine nur findet den Entjchlust, der die Schlacht entscheidet, und das erst yiacht seine Gröste, macht die Tal aus. Mar conis Ruhm ist es, das in die Wirtlichkeit gestosten zu haben, was Wirklichkeit werden wollte. Die Telegraphie ohne Draht, der Rundfunk und was immer heute schon Allgemeinbcsitz der gesamten Menschheit ist und es künftig noch werden wird, alle diese Geschenke, die wie leine anderen uns von dem Magisckzen im Reich der Technik immer noch wie im Geheimnis künden, alles das wird aus Marconi als feinen Ahnherrn verweisen, heute und immer. Dieser Mann hat sich nicht mit der ersten Erfindung und ihrer in jahrzchntewährender Arbeit erzielten Ver vollkommnung zufrieden gegeben. Im Jahre id!>.', be gannen die ersten Bersuche des jungen Studenten. Ein Jahr danach ging er nach England, in dem seine Ideen zuerst Widerhall auch bei Praktikern sanden. Schnell ging jetzt die Steigerung der lnnkentelegraphijch überbrückten Strecken vor sich; 18!>!> wurde der Aermel-Kanal aus diese damals nur Eingeweihten verständliche Weile überwun den, 1!>01 war es schon der Atlantische Ozcan Marconi erkannte sehr bald auch die wirtjchastlichen Möglichkeiten dieser seiner Erfindung, und er fand auch die Männer, die ihm vertrauten und an ihn glaubten. Diese Zusammen arbeit gestaltete sich von Jahr zu Jahr fruchtbarer, die Entwicklung ging rapiden Schritt: es dauerte nicht lange, und die ersten Schiffe erhielten eine Ausrüstung sür draht loses Senden und Empfangen. Wer müsste den technisch interessierten Menschen unserer Gegenwart sagen, was das ür die Weltschiffahrt bedeutete, wieviel Segen diese Er- indung schuf und noch immer schasst, wieviel echten Dank ie in abertausend Herze» erweckte. Marconi ist später bahnbrechend geworden in der Tech nik der kurzen Wellen: immer wieder erregte er das Stau nen und die Bewunderung der Welt, ob es ihm gelang, über mehr als 20l>00 Kilometer zwischen England und Australien, also über den halben Erdball, die erste draht lose Verbindung herzustellen, ob er im Jahre tltüli von feiner berühmten Jacht „Elektra", die ihm viele Jahre da liebste Laboratorium war, im Hasen von Genua aus in Sidney die Beleuchtung einer grasen An-''e""na telegraphisch" aufslammcn liest. Bor zehn Jahren Nat Marconi von der Leitung der grosten nach il-m bcna. c « Leiellschckit in London zurück, um sich ausj.hliestlich st.neu Die mutmaßliche Mache des „Slndenbula^UnMckeS Amerikanische Untersuchung abgeschlossen Die deutschen Untersuchungen werden fortaesetzt