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Dresdner Nachrichten : 19.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193211198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19321119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19321119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-11
- Tag 1932-11-19
-
Monat
1932-11
-
Jahr
1932
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.11.1932
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Nr. 545 Sette« — «Dresdner Nachrichten" — Sonnabend, IS. November ISN Oertliches und Sächsisches Klaffentav Nein, tut das nut, mal wieder so richtig aus Albernheit ohne teglichen Grund gelacht zu habe»! Gemeckert, gewiehert, so wie nur Sechzehnjährige lachen können. Obgleich wir doch beute alle schon dreibig sind. Brrr, ein ganz kleiner Frost schauer rieselt einem doch den Rücken Himmler. Und c» ist nicht wahr, da» man nur drei oder vier stets wieder nach wachsende weide Haare hat, wie man sich «inzureden ver suchte ES sind schon einige mehr, wenn anch nur vereinzelt. Vorgestern abend icdoch waren wir noch mal sechzehn. Und gänzlich verantworlnngsbar und unbeschwert. Denn wir hatten iilasseniag. Den ersten seit unserer Trennung beim Abgang ans der Untersekmida vor vierzehn Jahren. Nur eine von allen war mit mir bis zum Abitur weiter gegangen einige batten das Lchrerinnenseminar, daS da mals noch bestand, besucht, andere daS Fröbelseminar, HauS- haltnngoschulen, kaufmännische Lehranstalten, ein paar waren HanStöchterchen geblieben, bis der Mann sie vom Staub wischen abhvlte Kurz: die Gemeinschaft war zersprengt, das Leben hatte lebe von uns ausgegrisfcn und irgendwie ver arbeitet. Nun batte eine von uns den gliiekltchen Einfall gehabt, dicienigen, die zu ermitteln und erreichbar waren, zu sich «inznlaücn. Wir waren zehn von zweinnddreibig, und lebe wunte etwas von irgendeiner anderen, lo dab wir alle -wei- unddreibig Säiickiale rekonstruieren konnten. Ich kam ziemlich spät hin und war furchtbar gespannt, ob alle mich und ob ich alle wiedererkennen würde. ES klappte haargenau. Zehn gemeinsame KtndheitSiahre sind eben doch nicht wcgznwischen. Aber ein ulkiges Gesllhl ist es. wenn einem der einstige unbezähmbare Klaisenrüpel als kultiviert ruhige, mondäne Dame gegenübersteht. Die Ver änderung sand ich in allen kehr stark. DaS ist ia auch nicht zu verwundern, denn die Sechzehniäbrigkeit bedeutet ia ge rade den einschneidendsten Wendepunkt im Leben dcS Mäd chens Hier beginnt ia eigentlich erst wahrhaft die Zett, wo man sich von den starken und bis dahin fast allein bestimmen den Einflüssen der Eltern und des häuslichen Milieus frei macht und sich aus eigener Kraft und Bestimmung seinen Weg bahn«. Doch sehr schnell war die etwas küble Fremdheit zwischen uns überwunden, und die vielen „Willi ihr denn noch" und „Na. das ivar doch himmlisch" waren die Zaubermäntcl, die uns vierzehn Jabrc znrnckirngcn. lind Trude, die ieht Frau Professor Lohmann ist, hieb wieder PivS wie damals und Frau Direktor Roehler war wieder „Rübe". lind man hatte selber fast vergessen, das; man heule ehrbare Hauskrau und Mutter zweier Kinder ist, oder -all man herb im Berns stellt und Untergebene besellligt. Stolze Mütter llatlen dicke Pllotvgraplliealbcn von illren Sproulingen mitgebracht. Eine von nnS, die drei Semester Jura studierte, dann allerdings heiratete und heute als Hausfrau prima kochen soll — wahrscheinlich nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch — sagte: „Ich beantrage, den ge samten Klattcntag zu Protokoll zu nehmen!" Eine geschäftS- tüclltiae Gmnnastiklehrerin empsalll uns gleich ihre Zirkel. Und als wir auseinandergegangen waren und das sechzehn jährige Gänselachen wieder gereifter Beschaulichkeit gewichen war müllte ich doch erkennen, als ich allein in der Strallen- balln nach Hanke fnllr: Unsere „K lalle". die im gleichen Roum von gleichen Lehrkräften gleiches gelernt batte, die nur ein gemeinsames Erleben gekannt hatte, war in Kreise und Klanen zersplittert. Wir hatten soeben drei ausgelassene Stunden noch einmal als Ganzes verlebt. Und doch kann ich mir vvrstellcn. wenn llch nur »wei von nnS irgendwo trelken, wo nicht die „K lalle" als Bindung über illiwn steht, da» sie sich höflich die Hände reichen und sich fremd sind . . . I,. 0.-8. SENS LMw'iMlill fordert beMimlaie Komtimnllmmg Die Pressestelle der LandwirtschgstSkammer teilt mit: Ueber die Kontingentierung -er Einfuhr landwirtschaktlicher Erzeugnisse ist Immer noch keine Entscheidung gefallen. Di« deutsche Grenze steht also wie bisher den landwirtschaitlichen AuSlan-Szufuhren offen, und die auk dem europäischen Markte durch die starke Abkchlienungspolittk aller Länder, insbesondere England- nicht mehr abznletzenden landwirt schaftlichen Erzengnille werden weiterhin die deutschen Grenzen paktieren. Getreu -en Ihr gegebenen Ratschlägen hat die deutsche Lan-wirllchast unter Mühen und Opkern ihre O.ualitälS- und BercdlungSerzeugung au-ge-ehnt. ver vollkommnet und intensiviert: vergebens muhte sie aber bis beute aus einen Schutz dieser mengenmällig gewaltig ge steigerten O.nalitätscrzeuguug warten. Alle devisenwirt schaftlichen Mahnahmen haben die Einfuhr ausländischer Wo« silmüen wir dm Die Gupertntenbentur DreSdrn-Gtadt und brr «uSschub für künstlerische FriebhosSaestaltung bei der Verwaltung be» VltaS-, Trinitatis- und JohanntSsrtedhose» hatten zu einem Vortragsabend „Im Schatten de» Toten sonntags" eingelaben. Gaal und Tribünen de» Verein»- hause», Zinzendorsstrabe, waren voll beseht. Feierliche Orgelkläiige, Präludium und Fug« L-Moll von Joh. Seb. Vach, gespielt von Kantor Her klotz, leiteten die Ver anstaltung ein. Superintendent Ficker sprach sodann einige kurze BegrllhungSworte, in denen er aus da» Ziel de» Abends hinwteS, den Sinn für schöne deutsche Fried» hosSgestaltung zu wecken. Die Dreyssigsch« Sing akademie, die die musikalische Umrahmung übernommen batte, erfreute durch den klangvollen und ausgeglichenen Vortrag von „Ponodrav kuctao sunt" (Davide Perez) und später durch drei Ehoräle von Job. Seb. Bach. Pfarrer Schumann sKreuzktrchej hielt eine Ansprache: „Toten- sonntagSgedauken." Er schilderte, wie in diesen grauen No- vembcrtagen das Sinnen hlnauSzirht zu den Gräbern, den Stätten der Erinnerung und der Mahnung an den eigenen einstigen Tod. ES gelte sllr jeden, rechtzeitig sein HauS zu bestellen. Hierzu gehöre, ein» z« werden mit dem, der über ««» steht. SS sei bedauerlich, dah vielfach auf geistigen Beistand in der letzten Stunde verzichtet werde, insbesondere auch aus da» letzte Abendmahl am Krankenbette, von dem viel Trost auSgche» könne. Dann wandte sich Pfarrer Schumann den» Formen der Erd- und Feuerbestattung zu und setzte sich dafür ein, den Gemrindegesang bei Traucrsetern wieder- ber-usteNen, ebenso wie das Borantragen des Kreuzes. Die FriedhofSbenkmäler seien leider im letzten Jahr- hundert häufig Denkmäler des Unglaubens geworden, zum Teil angefertiat nach Vorbildern, die dem Ehristentum fern stünden. Anch die Sprüche aus ibnen seien ost herzlich schlecht. Man solle die alten, sinnigen Bilder der christlichen Kirche wieder branchen lernen und gehaltvolle Svrüche und Bibel worte, aus denen Trost und Hoffnung komme. RMslttttm »er Atm 4 Im Mittelpunkte be» Abend» stand bann ber Vortrag be» Vorsitzenden de» RetchsauSfchulle» für Friedhof und Denkmal, OberrestterungSbaurat Wald» Wenzel. Er schil. dert« die Pflichten, die den Hinterbliebenen und dem Gr- stalten de» Grabmals erwachsen. An ber Art der Totenehrung erkennt man di« innerste Einstellung de» Menschen z« Gemüt», und Ewigkeits werte«. Di« Einheit künstlerischen und kulturellen Auabruck» ist aus den meisten Friedhöfen heute zerstört. Mit Schrecken ver- miht man bei den meisten Grabmalserzeugntsien der letzten Jahrzehnte innere Beziehungen zu den Schlafenden. Fried, hokökunst ist nicht die Sache eine» einzelnen: die den Fried- Hof überwachende Stelle hat daher ein Recht und die Pflicht zur Prüfung. Der Wert eines Grabmal» liegt nicht in den hohen Kosten, sondern e» erhält Wert und Wirkung durch Versinnbildlichung eine» gemütvollen Gedanken», durch gute und werkgerechte Bearbeitung de» Werkstoffe», durch schöne Gestaltung sowie Verwendung guter Schrift- und Schmuck- formen. FriebhosSkunst tst ureigenstes SchassenSgebtct des Handwerks, das wieder stärker herangezogen werden must. Die Gestaltung ber Jnbustrteerzeugntsie gilt es in gute Bahnen zu lenken: Ansätze dazu sind vorhanden. Die Grabmale müssen austerdem der wcsamtmirkung des Fried- Hofes Rechnung tragen. In Dresden stehe man in der Be- zichuna noch zurück hinter Städten wie Hannover, Ham burg, Stettin und anderen, die zum Teil Vorbildliches ae- leistet hätten. Anzustreben sei auch die ungezwungene Ver bindung de» Grabmal» mit der Natur, wobei eine gute Bepslanzung die Hauptrolle spiele. Ehe man sich sür ein Grabmal entfchlieste, setze man sich mit ber FriedhosSver- waltung in Verbindung, die eS genehmigen müsse. An Hand eindrucksvoller Lichtbilder, die Gute» und Schlechte» nebeneinavberstelltcn, erläuterte der Vortragende sodann Weae und Mittel zu künstlerischer Frtedhossacstal- tung. — Mit ber Kantate Domino von Enrico Vossi siir sech-stimmigen Ehor und Orael sand ber Abend, ber zu tie fem Sinnen anregte, seinen Auöklang. Agrarerzeugnisse nach Deutschland nicht in einem ber Kauf- krakt und den Bedürfnissen deS inneren Markte» entsprechen den Mast cinschränkcn können. Im Gegenteil Ist vielfach eine erhebliche Steigerung der Agrareinsuhr lestzustellen. Die Folge der wesentlichen Einsuhritclgernng ausländischer Erzeugnisse war. dast unsere deutschen Bauern die eigenen Erzeugnisse nicht mehr lo» wurden ober nur zu ganz un genügenden Preisen absetzen muhten. Wenn der deutschen Landwirtschaft überhaupt noch ge holfen werden sott, kann die» nur aus dem Wege der be schleunigten Kontingentierung der Einfuhr ge schehen. — Ministerialdirektor Dr. Echelcher, der, wie bereit» kurz gemeldet, zum Leiter der 1. Abteilung de» Mini steriums des Innern ernannt wurde, tst ein Lohn -eS Wirkst Geheimen Rate». Ministerialdirektor a. D. Dr. Lchelcher Er wurde am 2». Januar >883 in Dresden geboren. Nach juristischem Studium und Vorbereitungsdienst wurde er am 1. Januar INI1 zum NegierungSasiessor bei der Amtshanpt- mannschast Plauen ernannt. Am 1. Oktober 1lll7 wurde er ins Ministerium de» Innern berufen, zunächst als Regie- rungörat. später als OberregierungSrat. Am 1». September tb erfolgte keine Ernennung zum AmIShauptmann von Auerbach. Am 1. Februar i»28 wurde er wieder in» Mini sterium de» Innern unter Ernennung zum Ministerialrat berufen. Vom 4. Januar bis 18. April 1N32 war er als säch sischer Beauftragter des ReichSkommissars kür Preisüber wachung tätig. Seit dieser Zeit war er zur Staatskanzlci abgeordnet. — Erleichterte Devisenbestimmungen. Die im Netsever- kehr mit der Schweiz geltenden Devisenbestim mungen erfahren vom >7. November d. I. ab eine weitere Erleichterung. ES ist nunmehr möglich, ohne Genehmi gung einer Devisenbewirtschaftung» st eile bei einer Vertretung des Mitteleuropäischen Reisebüros oder beim Amtlichen Reisebüro der Schweizerischen Bundes bahnen in Berlin Reisekreditbriefe oder Hotelgutschctne b I S zum Betrage von kllll Mark, neben dem die Frei grenze In Anspruch genommen werden kann, je Kalender monat zu erwerben. Der Erwerb wird im Past vermerkst Die Reisekreditbriefe sind nicht übertragbar, haben eine Lanszcit von drei Monaten nnd können nur in der Schweiz eingclvtt werben. Nicht verbrauchte Beträge müssen nach Rückkehr der zuständigen RelchSbantanslalt zum Nückerwero angeboten werben. — Damentee lm Sächsischen Automobilklub. Nachdem daS sportliche Programm des Sächsischen Automobil klubs deS JabreS 1V82 erschöpft ist, folgt sür die Winlcr- saison eine Reihe von gesellschaftlichen Veranstaltungen, die am Freitagnachmittag mit einem Damentee im Hotel Bellevue begannen. Eine gar stattliche Zahl Damen Halle sich dazu eingesunden. An kleinen Tischen, die von herrlichen Blumengebinben überragt waren, nahm man den Tee ein. Frau Professor Wawrziniok hiest über 80 Damen ün Namen de» Präsidiums auf das herzlichste willkommen, be- grllstte als Ehrengäste Frau Ministerpräsident Schieck, Frau Oberst Boltze, Frau Ministerialrat Bareuther - Nitze und Frau Oberstaatsanwalt Viermeh und hob die enge Ber- bunbenheit innerhalb des KlnbS hervor. Eine wertvolle Bc- reichernng erhielt die Veranstaltung durch GesangSvorlräg« von Fräulein Trude Schnell. Sie brachte Lieder sür Sopran mit ihrer wohlgcschulten, klangschönen Stimme zum Vortrag, die von Frau Leonore Pfund komponiert waren und von ihr selbst am Flügel feinsinnig begleitet wurden. Beiden Damen wurde für den gebotenen Kunst- genust lebhafter Beisatt zuteil. — Der Sächsische Automobil klub veranstaltet Freitag den 25. November, im Hotel Bc^e- vue einen Vortragsabend. Präsident Prof. Wawrziniok wird über bas Thema: „Der Pariser Autosalon 1832 nnd automobiltstische Tagcösrage»* einen Lichtbttbervorlrag halten. — Die galdene Hochzeit feiern beute Elsenvahnkekretär st N. Hermann Schneider und Gattin, Feantilnsirasie Sa. — Hitze» Alter. Frau AKlhelmtne verw. Ritter, Schönbrunn- Nrahe 4, früher Vorna-Leipztg, vollendrt am roleirlonniag ihr uctzi- zigste» Lebensjahr. — Am W. November feiert der Gründer der Vlilttäriiilltzenfabrik Otto Dittman», KSnig-wcorg-Allee k>, seinen 80. Geburtstag. Der Sohn erschlug -en Vater Der Mor» tn D-beriett vettärt Da» Krtminalam« teilt mit: Der Mord an dem MntS- anSzttgler Artur Müller in Doberzeit ist geklärt. Der Täter ist der 21 jährige Sohn Kur« des Ermordeten. Er war als Fleischergeselle in Dresden tu Stellung und hat die Tat, die er nach längerem Leugnen zugab, deshalb a«S, geführt, «eil er fürchtete, um das ihm von seinem Vater in Aussicht gestellte Erbteil zu kommen. Der Täter wurde verhaltet und nach dem Polizeipr«, flbium gebrachst Kunst und Wissenschaft Sinfontekonzert tm Opernhaus Adols Busch geigt das Neger-Konzert — Die Eroiea Adolf Busch wieder einmal als Solisten begrüben zu können: das war daS grobe Ereignis dieses Konzert- programinS. Der in aller Welt gefeierte Mcistcrgctger hat im musikalischen Dresden lein ganz besonders dankbares Publikum. Das zeigte schon rein äuberlich der starke Besuch de» Konzertes. Die Vormtttagoveranstaltung war sogar ausverkaust. Adols Busch spielte wieder einmal das Negersche Violinkonzert, ein Werk, das seiner und seines Bruders und des Orchesters Mnsizierlnst so recht die Zügel schienen läut, das aber für das Publikum immer reichlich schwere Kost bedeutet. An den Schwierigkeiten, die eS der Anssanung bereitet, hat sich unserem Empfinden nach nichts geändert: wir sind ihm in der Beziehung nicht näher gekommen, seit wir es an gleicher Stelle von den gleichen AiiSsührenden beim Dresdner Reger-Fest vor fast genau acht fahren Hörle«. ES wirkt bei etwa cinstüiidtger Dauer immer noch wie eine grobe breisätzige Stusonic mit obligater Violine. Schwer bleibt eö vor allem, sich tu ber krausen Architektonik deS ersten Satzes znrechtzuilndcn. selbst wenn man ans dem Lesen der Partitur welb, dab er fast pedantisch genau dem klassischen Lonatcnschema folgt. Ein Glück, dab wenigstens im reichen Mabe Einzrlschvnheiten sich ein prägen, lyrische gesangvolle Momente vor allem, die von einem solchen Meistergeigcr getragen doppelt bezwingende Gestalt gewinnen. Allerdings nehmen sie anderseits dem nun ganz lyrisch eingestellten zweiten Largo-Satz ein wenig den Wind aus den Segeln. Wundervoll die „nnendliche" Melodie, tn ber dieses Largo innig und tics dahtnschwärmt. prächtig anch gleich zu Anfang immer wieder die von Reger so geliebte Gegenüberstellung gedämpften »nd freien Saitenklanges. Aber allgemach entschwinden die Linien, zumal schärfere Gegensätze nicht anskommcn. tn- Uferlose, Jenseitige. Man ist richtig froh, wenn dann endlich mit dem Finale etwas „irdischere" Töne anklingcn. Der wiewohl skurrile Humor dieses Latzes erschlicht sich immer wieder schon des halb leichter, weil hier doch anch ein bibchen mehr sencS virinoS konzcrthaste Wesen hervortritt, das man bei einer Komposition mit einem Solisten nun einmal erwartet. Tie Solisteiilcistuiig aber, die Adolf Busch vollbringt, wenn er diese- Konzert geigt, grenzt an daS Fabelhafte. Schon rein als GedachtntStat. Wie kann man so etwa» nicht nur auswendig lernen, sondern auch bis ins letzte Sech- zehntel — man fühlt das mehr, als man es nachzupriisen vermag — derart überlegen technisch nnd geistig beherrschen? Dabei entfaltete diesmal Adols Busch auch getgentechnisch, obivohl in der Beziehung das Konzert zwar höchste An forderungen stellt, aber nicht eigentlich dankbar tst, alle Tugenden höchster Meisterschaft. Man sühlt förmlich: er „spielte" daS Konzert nicht, er „warb" dafür mit dem Ein satz seiner ganzen Musikcrpcrsönlichkeit, mit seinem edlen deutschen GesangSton, seinen furchtlosen Passagenkünsten, seinem kraftvollen Doppelgrisssptel. Er warb basttr und mit ihm warb sein Bruder Fritz als Dirigent: denn beide lieben dieses Werk und sind tle« durchdrungen vom Glauben an seine Bedeutung. Und da auch das Orchester sich diese Einstellung zu eigen machte, er gab sich ein stilvolles Zusammenmusizieren von vollendeter Geschlossenheit. WaS insbesondere dem Largo durch Klang kultur, durch feinst abgetönte Ptantssiinowirkungen, durch machtvolle HerauSarbeitung der groben Steigerung inmitten nur irgend an WirkiingSmvglichkeit abzngewtnncn ist, wurde verwirklicht. So ergab sich trotz allem „Wenn und Aber", das an die Komposition als solch« geknüpft erschien, ein grober und starker, ein ungewöhnlicher Eindruck. Der Auftakt dazu mar dementsprechend fast ein wenig zu leicht gewogen in Form der schon bekannten kleinen Lustspielouvertürc von Vusont, die so etwas wie modernisierter Mozart sein möchte, aber nur Sehnsucht nach wirklichem Mozart erweckt. Ganz anders ber AnSklang, die „Eroiea" von Beethoven: da» konnte auch nach dem vorangegangenen Erlebnis die Krönung der Spielsolge werden und wurde es auch. Zumal auch hier ber berühmte Gast noch Diener am Werke war: denn Adols Vnsch setzte sich vergnügt und bescheiden neben Konzertmeister Dahmen an» erst« Pult der Orchestergeiger und spielte da» Werk mit al» echter srendtg «nd ehrfürchtig dem Genius huldigender Musikant«. Und so eine Geige mehr im Orchester: da» macht schon etwas aus, sogar bet der Dresdner Staatskapelle. Wir erinnern un» einer Zett, da wir einmal ausrichttg erschrocken waren über die nüchtern«, neue „sachliche" Art, mit der Fritz Busch die „Eroiea" dirigierte. Diese Zett liegt weit zurück. Heute hat sich Busch längst zurttckgesnnden zum echten edlen Pathos Beethovenschen Stil». Ohne Ueber- spitznng der Tempi — den Trauermarsch nicht sentimentalisch verschleppt, das Scherzo nicht Virtuosenhast übereilt — dabet stets, uns gerade tn den Ecksähen, voll beherrschter Klang srenbe und beglückender Klarheit, baute sich daS Werk aus, in dem mit kraftvoller HerauSarbcitung aller Gegensätze lebensvoll gestaltetem Final« seinen natürlichen Höhepunkt findend. (Eine kleine Zwischensrag« nur: Sollt« man nicht tn der wuchtigen ungarischen 6-Moll-Episode ein bibchen breiter werden, obivohl kein Nttarüando basteht? Die alten wagnerischen Becthovendirigentcn haben s so gemacht.) Ein warme herzliche Begeisterung der Hörenden war der beste Dank sür bas schöne Kvnzert. Dr. Eugen Schmitz. Rcstden'cheasße Eine O p e r e t t e n - E r st a u s s it h r u n g, die ans- schliebllch ans Dresdner Boden herauSaewachsen ist lnutc am Freitagabend eine besonders grobe Zahl hiesiger Theaterfreunde nach dem R e s t d e n z t h e a t e r gelockt. Tic Neuheit nennt sich: „Der Stein der Welsen" und hat zum musikalischen Urheber den geschätzten Dresdner Pia nisten und Konservatortumvhochschnllehrer Rndols Fei ger!, während da» heitere Textbuch ebensalls von zwei Dresdnern, Augusta Werner nnd Dr. Johannes Spin ner, stammt. Di« Handlung führt tn» >8. Jahrhundert zu rück, als noch Wunderdoktoren durch deutsche Lande zogen und der abergläubischen Menge ihre LcbenSclixtere, Liebes tränke, Verjüngungsmittcl und geheimnisvolle Medikamente gegen Gebreste aller Art marktschreierisch anszuschwatzcn wnbten. Etwa die Mitte haltend zwischen Singspiel und BurleSk«, lallen die Tcxtvenasier eine lange Reibe heilerer Klelnstadtbilder vvrüberziehen. an deren Ende nicht weniger als vier recht gegensätzliche Liebespaare sich znsamniensinden, und zwar unter mehr oder weniger starker Vermittlung des „Doktors" BombastuS und seines pfiffigen FamnlnS Anw- niuS. Dab nebenbei anch ein stets „umnebelter" Serenissi mus durch eine gehörige Dosis Echnnpstabak von seinem Hirnleiben gehellt und Serenissimi ganze Armee vom Wun derdoktor mit prima Stiefelwichse beliefert wird, soll als Kostpröbchen des OverettenwitzeS Wibbegicriaen nicht vor- enthalten werden. Der Inhalt deS neuen Stückes regt also durchaus nicht aus. obschon er zuweilen auch zu recht brgsit- sehen Mitteln ber Publikumsbclustlgnng greift. (Siehe 8. Akt mit seinen nicht ganz delikaten Nebenwtrkunacn der Elixiere!) Weit mehr geistige» Flnlbum al» an» dem etwas lianS- backenen Tertbncbe strömt an- ber Muttk Rndols Fei- gerl». So schickt ber Komponist seinem Werkchen eine recht gefällige, nach allen Regeln der Knust aearbcltete On"er- türe voraus, die mit Recht lebhaft beklatscht wurde. Auch »m wetteren verlanse des Singspiels begegnete man des öfteren recht netten melodischen Einfällen, die entschieden auch von einer gewillen humoristischen Begabung be» Kom ponisten zeugten und durch die zum Teil sogar recht ori ginell« instrumentale Etnkletbung da» Interesse und bas Wohlgefallen be» Musiker» wachrnfen mubwn. Solches gilt etwa von dem Solbatenchor be» ersten Akte», von dem Traumltcb ber KommandantcnStochter Jutta, von dem
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