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lohn), durch Postbezug d.ro Mk. einlchlleßllch ÜI Pfg. Poftgebahr lohne Postiultrttuna»gkbLhr) bel 7 mal wdchentllchem Kerl and. Mnjclniimmer 10 Pfg., außerhalb Sachlen« I» Pfg. iln»elgenprelfe: Die «Infpalllge so mm breite gelle Sb Pfg., für aubwllrl« 10 Pfg., die oo mm trelte ReNamezelle roo Pfg., außerhalb »so Pfg. abz. lkrlfenablchlag I«. Larlf, klamlllenan,eigen und Slellengefuche ohne Rabat« 1» Plg., außerhalb iS Pfg. vfferlengebllhr so Pfg. «ulwllrtige Aufträge gegen Boraulbezahlung. gemfprecher-Lammelnummer: »srel Rur für Rachtgelvräche: Nr. »00ll Schrlfllellung u. HauptgefchLfttllelle: Dresden - il. 1. Marienllraße SS/li Dresden. Postlchcik-ltto. los« Dresden Nachdruck nur mll deull.Oucllenangabe lDreSdn. Nachr.) »uILfflg. Unverlangte Schriftstücke werden nicht aufbewahrt Roch keine Antwort Sitters an Rapen Dle Sozialdemokraten lehnen die Einladung ab vradhmolaullg ullgoror Vvrllovr Svdrlltlvltnnll Berlin, 16. Nov. Im Nahmen seiner Besprechungen mit den Ftthrern der Parteien hatte der Reichskanzler von Papcn auch die Sozialdemokraten aufgcsordcrt, Bertrcter zu entsenden. Während man bisher glaubte, das» die Sozialdemokraten dieser Einladung auch Folge leisten wurden, saht« am Dienstagnachmittag der Borstand der sozialdemokratischen ReichStagssraktion de» Beschlntz, die Einladung des Kanzlers abznlehnc«. Diese Ablehnung wird in einer längeren Entschlicsmng be gründet, in der cS hcttzt, das, der Kanzler in zwei ReichS- tagsivahlcn zwei vernichtende Absagen erhalten hätte und dah die Verfassung ihm nicht das Recht gebe, wettere Ver handlungen zu führen. Sie verpflichte ihn vielmehr zum Rücktritt. Unter Bezugnahme auf das Vorgehen gegen über Preusien wird dann noch gesagt, das« den Kanzler „sein ganzes Verhalten als Verhandlungspartner für die Sozialdemokratische Partei ungeeignet macht." In den hinter der Negierung stehenden Kreisen, die die Einladung des Kanzlers an die Sozialdemokraten zu einer Besprechung der politischen Lage mit unverhohlenem Rihsallen ausgenommen hatten» weil man sich irgend einen positiven Erfolg von derartigen Verhandlungen nicht versprechen konnte und weil man der Ansicht war, dah Er örterungen mit der Sozialdemokratie nichts mit dem Auf trage des NcichSpräsidenten aiis Schassung einer nationalen Ilonzentratiou zu tun haben könnten, bedauert man eS ziemlich stark, das, der Kanzler sich von den Sozialdemokraten einen Korb geben lieh. Wenn auch zweifellos der gcmähigtc Flügel der Sozial demokratie bereit war, einer Einladung zu Verhandlungen zu folgen, so hat sich aber doch der radikale, aus eine Verschivisterung mit den Kvmmnnisten hindrängendc Flügel der SPD. über alle bisherigen Gebräuche hinw egge seht und durchgedrttckt, das, man dem Kanzler in brüsker Form eine Ablehnung er teilte. In rein politischer Hinsicht bleibt cS allerdings ziem lich gleich, ob die Sozialdemokraten zu einer Besprechung gekommen wären, die doch ohne jedes praktische Ergebnis hätte bleiben müssen, oder ob sie cS vorzichen, überhaupt nicht zu erscheinen. Seitens der NSDAP, haben die aiptlichcn Berliner Stellen bisher noch keinen Bescheid darüber erhalten, ob Adolf Hitler oder ein von ihm bevollmächtigter Vertreter der Einladung des Reichskanzlers zu Verhandlungen Folge geben wird. Aus München ist allerdings die Meldung gekommen, dah Adolf Hitler, der inzwischen aus seinem Landhaus in Berchtesgaden nach München zurttckgckchrt ist, die bäurische Hauptstadt im Lause des Mittwochs zu verlassen gedenke, um sich nach Berlin zu begeben, doch weih man noch nicht, ob er dabei bereit ist, selbst mit dem Reichs kanzler zu verhandeln oder einen seiner Unterführer mit dieser Ausgabe zu betrauen. Da der Neichskanzlcr nach seinen bisherigen Plänen die Absicht hat, bereits am Donnerstag dem Reichs präsidenten einen vorläufigen Bericht über das Er gebnis seiner Verhandlungen mit den Parteien zu erstatten, so nimmt man in politischen Kreisen an, dah bis zu diesem Zeitpunkt auch die Frage der Möglichkeit von Verhand lungen mit der NSDAP, geklärt sein wird. Am Busstage wird der Reichskanzler, wie vorgesehen, die Zentrums vertreter KaaS und IooS, den Führer der Bäurischen BolkSpartei, Dr. Schäffer, sowie den Führer der Deutschen BolkSpartei, Dingcldcy, empfangen. Dle NaltoimlsozlMten zm Lage München, 15. November. Der NcichSpressechcf der NSDAP., Dr- Otto Dietrich, verösfcntlicht in der Mittwochnummcr der NSK. einen Artikel mit der Ueber- schrist: .,P r ä s t d i a l r e g i e r n n g und Verantwort lichkeit." Darin heiht eS nach einem Hinweis aus die Pläne des Herrn v. Papcn unter anderem, die Sünden einer parlamentarischen Negierung habe allein das Volk auSzu- baden. Wen aber treffe die Last der Verantwortung sür den Schaden, den das Versagen einer vom persönlichen Ver trauen des Reichspräsidenten berufenen Präsidialrcgicrung für Volk und Reich anrichte? Für den GcneralfeldmarschaN als Träger eines historischen Namens werde es nicht gleich gültig sein, ob unter seiner Präsibialherrschast der aus dem Volke selbst herauSgewachscncn grohen nationalen Freiheits bewegung die Wege geebnet oder stattdessen dnrch die Ne gierung seines besonderen Vertrauens der Bolschewismus grohgezogen würde. Schon die nächsten Tage würden den Osscnsivgeist und die politische Kampskraft der nationalsozialistischen Be» wegung erneut unter Beweis stellen. Man werde sehen, was die anderen den nationalsozialistischen An« grisfcn noch entgcgcnzuseften haben. Vielleicht hätten sic inzwischen gelernt, dah zu faulen Kom promissen ans Kosten der Natlonalsozialistcn heute noch weniger die Zeit sei als nm 18. August. Das deutsche Volk aber werde erkennen, dah ihm nicht das salschverstandcnc Idol einer Präsidialrcgicrung helfen könne, sondern dah allein die nationalsozialistische Bewegung bas Schicksal Deutschlands in den Händen halte. Je eher diese Erkennt nis auch im NctchSpräsidentcnpalaiS durchdringe, um so besser. Denn nm so weniger brauche sic dann durch die Härte der Tatsachen erzwungen zu werden. Warum DeutWan» Scrrlols Man ablrtmt Die amtliche Stellungnahme Berlin, 15. November. Zu dem französischen Abrüstungs plan erklärt man in Ergänzung der bereits «in DicnStag- Abendblatt bckanntgcgcbcncn Stellungnahme an zuständiger Stelle: Der Plan enthält zwei wesentliche logische Konstruk tionsfehler. Er verbindet Mahnahmcn, die sofort ver wirklicht werben können und mühten mit solchen, deren Durchführung lange Zett erfordern würde. Er macht DicherungSvorschlägc, die eine bereits vollzogene allgemeine Abrüstung und einen gewissen NiistungSauSgleich zwischen allen Staaten zur Voraussetzung habe» mühte«. Die Frage der deutschen Gleichberechtigung aber wirb in dem französischen Plane vollständig ofscngelasfen, und die Verwirklichung der deutschen Ansprüche wird ans eine ungewisse Zukunft verschoben, wenn auch eine Art Rahmen dafür durch den Grundsatz geschaffen wird, bah in allen Staaten dieselbe HcercSorganisation zur Durchführung ge langen soll. Zu den einzelnen Punkten des Planes wird folgendes bemerkt: Kapitel 1 behandelt den Kclloggpakt und dessen Auf bau, in dem in Verbindung mit den bekannten Bestimmungen der Völkerbundssatzungen Sanktionen für den Bruch des KelloggpaktcS gefordert werben, was die Ver einigten Staaten bisher stets abgclchnt haben. WaS die ver- schärfte Anwendung der Bestimmungen des Artikels 10 der Völkcrbnndssahung anlangt, so ist daran zu erinnern, das, England von jeher ein automatisches Inkrafttreten der SanktionSbestimmungen abgelehnt hat. Die vorauSznsehende englische Ablehnung einer Erweiterung des SanktionSsystcmS hat die französische Regie rung dazu geführt, zum Kernpunkt Ihres SIchcrhcttSsvstemS den europäischen kontinentalen NtchtangrtfsS- paktunterAuSschluhEnglandSzu machen. Di« politisch« Hegemonie, b«griinb«t aus militärisch«, Ueberlegenpeit einzeln«« Staaten od«r Staalenbllnd«, »ird hier verewigt. Besonders charakteristisch für die französische Einstellung ist dabei die Bestimmung über bestehende besondere Verein barungen, womit natürlich die Entmilitarisierung des Mhci nlan des gemeint ist, die mit allen sich daran knüpfenden militärischen Konsegucnzen in Geltung bleiben soll. Die Vereinheitlichung der europäischen Festlandarmeen ist wohl der einzige Gedanke mit ge- tnndcm Kern, den der französische Plan enthält. Deutscher seits besteht daher kein Grund, diesen Punkt und den damit verknüpfte» Vorschlag einer besonderen Bölkerbundsarmee abznlehncn. - Sehr zweideutig sind die Ausführungen über die Sonder rechte und die Sonderstellung der Kolonial mächte, da anscheinend die kolonialen Armeen nicht oder nicht wesentlich abzurüstcn brauchen. ES ist darauf hin- zuwciscn, bah der grösste Teil der französischen Kolonialarmce von ctiva 250 mo Mann lange gedienter Truppen nur wenige Dampserstundcn vom französischen Mnttcrlandc entfernt und zum Teil sogar ständig in Frankreich garntsoniert ist. Völlig grotesk mutet der Vorschlag an, das den Miliz armeen zu entziehende schwere Waffe «material unter einer Völkcrbundökontrolle in den einzelnen Ländern selbst zu lagern und jedem Staate nach seinem Ermessen im Fall des Angriffs znr Verfügung zu stellen. Auf diese Weise will eS Frankreich vermeiden, feine ungeheuren Mengen schweren Kriegsmaterials durch Zerstörung, die Deutschland hundertprozentig durch führen muhte» auch nur zu vermindern. ES sichert sich damit ein« Ucberlegenhelt aus dem Gebiete der gnalitattven Rüstung, die dazu dienen müsste, die Ungleichheit zu vermeiden. Zn dein Vorschlag eines Mitte lmecr- pakteö werden sich die interessierten Mächte, insbesondere die angelsächsischen Staaten und Italien, noch eingehend äuhern. Alle Gesichtspunkte einer durchgreifenden und radikalen Abrüstung fehlen völlig. Die tatsächliche Gleichberechtigung und die Sicherheit, bi« au» der allgemeinen Abrüstung ent springt, wird andere« Staaten nicht gewährt. Das Zivi: Berföhnuns Die innerdeutsche Entwicklung bewegt sich im Laufe dieser entscheidungSschwcrcn Tage wieder im Kreislauf von Hossnungslvsigkeit und Niedergeschlagenheit, von nervöser Spannung und lähmendem Zweifel — ein Zustand, der auch für die Zeit vor dem 13. Anglist charakteristisch war und nicht wenig zum Mihcrsolg dieses Tages bcigctragen hat. Erschwerend kommt hinzu, dah leist die Auscinander- sehung um die deutsche Zukunft nach zivct Richtungen ge führt wird: zwischen der NcichSgewalt und den Ländern einerseits, zwischen der Präsidialrcgicrung und den in den Parteien ziisammcngcschlossencn GcsinnungSgcmcinschaften des Volkes anderseits. Die Aussprache mit den Ländern, in deren Mittelpunkt die NcichSrciorm steht, hat sich zunächst im RcichSrat und dann als Wirkung des KanzlcrbesucheS in Dresden hossiinngSvollcr gestaltet. ES herrscht nicht mehr der schroffe Ton des NichtverstehenS, der von bäurischer Seite aus angeschlagen worden ivar, und cö ist vor allem die Gefahr abgcwcndet, die in dem Versuch lag, die berech tigten föderalistischen Sorgen der süd- und mitteldeutschen Negierungen als Vorspann für das Intrigenspiel der Ber liner Schattcnregicrung Braun-Scvcring zu benutzen. Deren Schicksal ist von dem der NeichSrcsorm sauber ab getrennt, und die ernsthaften Zusicherungen des Reichskanz lers, das, die endgültige Ncnordnnng im Innern nicht über Artikel 48, sondern über den NeichSrat unter entscheidender Mitwirkung der Länder erfolgen werde, haben die Erörte rungen in eine ruhigere und vertrauensvollere Atmosphäre gelenkt. In Sachse» haben die dahingehenden Versicherungen PapcnS einen guten Eindruck hinterlassen, wie man über haupt bet uns geneigt ist, ihm nicht ohne Grund böse Ab sichten gegen die Selbständigkeit der Länder zn unterstellen» während eS sich noch nicht klar übersehen lässt, wie sich die süddeutsche Fronde im weiteren Laus der Entwicklung ein stellt und ob dort nicht die ZcntrnmSseindschaft der führen den Männer gegen die Person des Reichskanzlers die Ober hand behält. Viel schwieriger und weniger hofsnnngSvoll gestalten sich die auf das Ziel der nationalen Konzentration gerichtete» Verhandlungen des Reichskanzlers mit den Parteien. ES besteht zwar vom Zentrum bis zu den Nationalsozia listen. also auf einer genügend breiten Basis, Ucbcrcinstim- mung über die Hauptfragen, über die Notwendigkeit, die autoritäre Staatsführung zu sichern, Auswüchse der formalen Demokratie zu beschneiden, die Verfassung zu erneuern, die Arbeitslosigkeit znrttckzudräugen und in der Auhcn- und Wchrpolitik gegenüber allen Versuchungen eines vorzeitigen EinschwenkcnS auf die Linie der Genfer Politik festzu bleiben. Neber die anzuwendcndcn Mittel und die für ihre Anwendung geeigneten Persönlichkeiten herrscht dagegen völlige Uneinigkeit. Ist das aber ein Grund, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen und den Versuch der natio nalen Einigung als gescheitert zu erklären, bevor er noch richtig begonnen hat? Man darf nicht vergessen, dah die jetzigen Besprechungen des Kanzlers mit den Parteiführern nur die Anbahnung der von anderer Seite zu treffen de» Entscheidung sind, allerdings auf einem Umweg, dessen Zweckmässigkeit sehr umstritten ist. Der Reichskanzler will im Nahmen seines Auftrages bekanntlich zunächst feststellen, ob und inwieweit die Parteien bereit sind, an seinem Kabinett und an seinem Programm mitzuarbciten. Die Antwort ist bereits in der NcichStagSabstimmung vom 12. September und nochmals im Wahlergebnis des 0. No- vcmber erteilt worben. Sie ist völlig verneinend aus gefallen, und nichts berechtigt zu der Annahme, dah die Nationalsozialisten oder das Zentrum bereit wären, morgen das Gegenteil von dem zn tun, was sic gestern im Wahl kampf als Richtschnur ihres Handelns proklamiert haben. Darum verursachen die lausenden Besprechungen mit den Parteiführern nicht nur unnötigen Zeitverlust, sondern ent zünden auch alte Streitfragen aufs neue und lausen Ge fahr, die vorhandenen Aussichten aus die nationale Eini gung dadurch zu verschütten, das, sich die Debatte im Kampf um den gegenseitigen Prcstigestandpnnkt erschöpft, bevor noch über das Sachliche gesprochen worden ist. Hängt doch im Augenblick das Schicksal der nationalen Einigung an dem Heute: I^itenkclie tlm8ckau Seite IZ