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Freitag, «. Rovembrr ivzz kll Gegrünöet 18S6 N»«N«e» Vreldn, 8«inlvttck>ek»t»mm»lnl>mmn: »»»1t Nur ILr NackllgrwrLch«: Nr. »00» SidrUtteNuns «. Ham>lgr,chSIl«sIkNe! Lretdeu-A. t, vioNrnsliaße ßß/t» v«jus»ge»aßr ße, IlgNch »wetm-Nger SußrNimg monaMck, ».«> «k. lstnlchltrßllch 7« Vg. für kris«- lohn), durch Vostbktua DU. «Inlchllebllch dl Pkg. Vostgedllhr lohn« Vost»uItellung4gkdLhr> dt> 1 mal «dchenlllchem verland. Niinrlnummer U> Big., außerhalb Sachlen« lb Big. Unjelsenurelle; Di« rinlualllge 50 mm brelle gelle «b Psg., Illi auswlrl« «o Psg., die »o mm breite NeNamejelle «oa Pfg., außerhalb bbo Ps«. abj. »rllenablchlas It. Tarn, gamlllenanzelsen und Stellengeluche ohne Nabatt tt LI,., außerhalb »» Vll- vllertensebllhr b» Psg. «ubwLrtlze SuftrLge gegen Boraubbeiahlung. Druck » «erlag, Sleplch » Nelchacht, Dresden. Poltlcheck-lkto. I0«>t Dresden Nachdruck nur mit deut!. Quellenangab« lDresdn. Nachr.l »ulilllg. Unverlangt« Schrlltstücke «erden nicht aulbewahrt Hindenburg lehnt Hltlers NerWag ab WlchMtiiM iicuks Rktisidialkadimtt Berlin, 24. Rov. Slaalssekrelär Dr. Meißner hat heute nachmittag lm Auftrag de« Reichspräsidenten in einem Brief an Adolf Hiller dessen Gegenvorschlag auf Be trauung mit dem Kanzleramt einer Präsidlalregierung ablehnend beantwortet. Der Staats sekretär gibt aber im Auftrag de» Reichspräsideulen der Erwartung Ausdruck, daß die Zu sammenarbeit zwischen Hitler und Hindenburg eines Tages doch noch zustande* kommen werde und betont, daß der Reichspräsident jederzeit Herrn Hitler zu einer Aus sprache irgendwelcher Art zur Verfügung flehe. Adolf Hiller Hal den Brief des Staatssekretärs Dr. Meißner umgehend mit einem zwei Seiten langen Schreiben beantwortet. Dieses Schreiben wird in Zusammenhang mit dem Schreiben des Staatssekretärs Dr. Meitzn er veröffentlicht werden. Hindenburgs Gründe Berlin, 24. «Nov. Ueber die Antwort des Reichspräsi denten an Hitler wird sollendes amtliches Kommuntguö ver breitet: In seinem Schreiben vom LS. November 1SSL hat Herr Adolf Hitler es abgelehnt, den ihm erteilten Auftrag der Feststellung einer Parlament«, rischen Mehrheit für eine von ihm zu bildende Regie, rung aus,«führe« und hat seinerseits vorgeschlagen, dab der Herr Reichspräsident ihn ohne Bor b« halte und ohne vorherige Feststellung einer ReichvtagSmehrheit mit der Nil, dnng einer Regierung betrauen und dieser die Prüft» dialvollmachte« zur Verfügung stellen solle. Der Herr Reichspräsident hat dielen Vorschlag abge, lehnt, da er glaube, eS vor dem deutschen Volk nicht vertreten zu können, dem Führer einer Partei, die immer erneut ihre AuSschlicblichkeit betont hat, seine präsidialen Vollmachten zu geben, und da er besllrchten müsse, dab ein von Herrn Hitler gesührteS Prästdialkabinett sich zwangS- läusig zu einer P a r t e i d i kta t u r mit all ihren Folgen einer autzerordentlichen Berschärsnng der Gegensätze im deutschen Volke entwickeln würde, die herbeigcsührt zu haben, der Herr Reichspräsident vor seinem E i d und seinem Gewisse« nicht verantworten könnte. Die Einzelheiten der Verhandlungen der letzten Tage ergeben sich auS dem Schriftwechsel, der im Wortlaut im Laufe des heuttgen Tages verössentlicht werben wird. Empfänge tm Relchspräfibentenpalats vradtmalcknng uoaoror Sorftnor Svdrttttottnog Berlin, 24. Nov. Mit der Veröffentlichung der zwischen Adolf Hitler und dein Reichspräsidenten gewechselten Schriftstücke und der damit zum Ausdruck gebrachten Be endigung des Versuches einer Kanzlerkandidat»! Hitlers hat die politische Spannung, die während der lebten Tage alte an den Vorgängen mittelbar oder unmittelbar be teiligten Kreise beherrschte, ihren Höhepunkt überschritten. Den wetteren Ereignissen sieht man eigentlich mit wesent lich geringerem Interesse zu. Man ist allgemein der Auf fassung, dab der Zentrumsstthrcr Prälat KaaS der Henle nachmittag vom Reichspräsidenten empfangen wurde, die ihm vorgelcgte Frage, für die er sich bis Freitag Bedenkzeit auSbat, ob noch eine wettere Möglichkeit zur Bildung eines parlamentarischen Kabinetts bestand, verneinen wird. Die Nationalsozialisten haben heute durch den Mund des NcichötagSpräsidentcn erklären lasten, dab sie nicht gewillt sind, ein Kabinett, das nicht unter ihrer Führung steht, zu tolerieren. Ans die Unterstützung der Nationalsozialisten kann also auch KaaS nicht zählen, und weitere parlamentarische Möglichkeiten sind nicht vorhanden. Das Gericht, dab KaaS versuchen könnte, mit den Sozial demokraten in eine Verbindung zu treten, ist voll kommen unbegründet und würde auch den Wünschen deS Reichspräsidenten, der selbstverständlich nicht an ein Zusammenarbeiten mit einer zu den Kommunisten drängenden Sozialdemokratie denkt, widersprechen. Wie cs heibt, wird der Reichspräsident, in dessen Hand wieder die ganze Entscheidung liegt, bereits am Sonnabend oder Sonntag die Folgerungen aus der Lage ziehen. Diese können »ach allgemeiner Ansicht nur in der Rückkehr zum System des Prästdialkabinetts bestehen. Jedoch läbt sich heute noch nicht sagen, ob der Reichspräsident erneut den setzt geschästSfllhrenden Reichs kanzler von Papen mit der Leitung des neuen Präsidial kabinetts betraut. Bei den wenigen Namen, die in diesem Zusammenhang sonst noch genannt werden, handelt eS sich lediglich um Vermutungen, da eine Entscheidung deS Reichspräsidenten sa noch anöstcht und allerfrühestens nach der erneuten Rücksprache mit dem ZentrumSsührcr KaaS getroffen werden wird. Zutreffend dagegen könnte eS sein, dab, falls eine Rückkehr PapcnS erfolgt, das Kabinett in personeller Hinsicht einige Acnderungen auswicsc, da schon vor dem Rücktritt entgegen de» verschiedentlich«» Dementis doch an «tue Umbesetzung der Posten des RcichsernährungS» nud NcichSarheitSministers gedacht war. Ta sedoch positive Anhaltspunkte für die Form der Beendigung der Krise zur Zeit fehlen, wird man guttun, den Gang der Ereignisse ruhig abzuwarten. In den Abendstunden wurden im Rcichöpräsidenten- palais noch folgende Parteiführer empfangen: für die Dentschnationalen Dr. Hugenbcrg, für die Deutsche VolkSpartci Dingeldcy und für die Bayr. BolkSpartci Dr. Schäffer. Zur Entlastung des Reichspräsidenten wurden sic vom Staatssekretär Dr. Meibner über den Stand der Tinge unterrichtet. Weitere Mitteilungen über den Inhalt dieser Besprechungen werden gcmäb dem bisher gepslogenc» Brauch nicht gemacht, sedoch darf man, was die Dcutsckmationale Volkspartei angeht, ans ihrer bisherigen Einstellung schlichen, das, sie sich auch erneut für die Unter stützung eines ausgesprochenen Prästdialkabinetts zur Ver fügung gestellt hat. Ser Brielwetdstl rwltlbm Mtcnbmg und Ml« Berlin, 24. November. Amtlich wird mitgeteilt: In der Unterredung, die am Sonnabend, dem lü. November, zwischen dem Herrn Reichspräsidenten und Herrn Adolf Hitler stattfand, erklärt« Herr Hitler, dab er seine Bewegung nur sttr eine Kabinett zur Ver- ügung stellen würde, an besten Spitze er selbst stände, ferner gab er der Erwartung Ausdruck, dab er in Be- prcchungen mit den Parteien eine Basis finden werbe, aus »er er und eine von ihm zu bildende neue Negierung ein Ermächtigungsgesetz vom Reichstag bekommen werde. Daher fühlt? sich der Herr Reichspräsident ver pflichtet, die Bildung einer MchrheitSregterung unter Hitlers Führung zu versuchen. Bei seiner zweite« Besprechung am Montag, dem 2l. November, vormittags, übergab der Herr Reichs, Präsident daher Herr« Adolf Hitler die solgende formulierte Erklärung: „Sie «listen, dab ich den Gedanken eines Präsidiak- kabinettS vertrete. Ich verstehe unter einem Präsidial kabinett ein Kabinett, das nicht von einem Parteiführer, sondern von einem überparteilichen Manne geführt wird und dab dieser Mann eine Person meines be sonderen Vertrauens ist. Sie haben erklärt, dab Sie ihr« Bewegung »u»r für «in Kabinett »ur Verfügung stellen könnten, an besten Spitze Sie, der Parteiführer, stehen würden. Wenn ich auch diesen Ihren Gedanken ein- tche, so mub Ich verlangen, dab ein solches Kabinett eine Mehrheit im Reichstag hat. Deshalb ersuche ich Sie. als den Führer der stärksten Partei, fcstzustellen, ob und unter welchen Bedingungen Sie sür eine von Ihnen ge führte Negierung eine sichere, arbeitsfähige Mehrheit mit festem, einheitlichem Arbeitsprogramm lm Reichstag haben würden. — Ich bitte Sie um Ihre Antwort bis Don nerstagabend." Aus Anfrage vou Herr« Hitler stellte der Herr Reichs« Präsident folgend« Voraussetzungen fest sür eine Regie» rnngö» und MehrheitSbildung, die er Herrn Hitler schriftlich formuliert übergab: ,^. Sachlich: Festlegung eines WirtschastS- Programms - keine Wiederkehr des Dualismus Reich und Preuben — keine Ein schränkung des Artikels 48. 2. Persönlich behalte Ich mir die endgültige Zustimmung zu einer Ministerliste vor. Die Ve- sevung des Auswärtigen Amtes und des Reichswehr- Ministerium» ist in Wahrung meiner versastungS- mäbigen Rechte als völkerrechtlicher Vertreter des lSertsetz««» fleh« «eite BZ Die Tue bleidt offen Die Verhandlungen des Reichspräsidenten v. Hinden burg mit dem Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Adolf Hitler, die am letzten Sonnabend so hoffnungsvoll eingeleitet wurden, sind am Donnerstag nachmittag mit der ablehnenden Antwort des Reichspräsi denten aus den letzten Vorschlag des Führers der National sozialisten gescheitert. ES wird niemanden im natio nalen Lager geben, der diese Entwicklung nicht auf das tiefste bedauerte. Denn die Lage, in der sich unser Vater land auben-, inner- und wirtschaftspolitisch befindet, lässt einen Zustand der Ungewissheit, in den wir nun unfehlbar wieder zu gleiten drohen, als nahezu unerträglich er^ scheinen. Welches die Gründe sür ein Scheitern der Ver handlungen gewesen sind, läbt sich diesmal an Hand der aus getauschten Schriftstücke unschwer fcststcllen. Insofern haben die langwierigen brieflichen Auseinandersetzungen, die in den letzten Tagen angesichts der aus beiden Seiten gewahrten Vertraulichkeit die Geduld der Oesfentlichkcit au' eine harte Probe stellten, zweifellos ihr Gutes. Gerade im Hinblick aus das tragische Scheitern des ersten Versuchs vom 18. August, der nationalsozialistischen Bewegung den ihrer Gröbe entsprechenden Einslub auf die Geschick- des Staates cinzuräumen, wird sich die dokumentarische Festlegung der Geschehnisse der letzten Tage als wertvoll erweisen. Damals standen subjektive Behauptungen, Meinungen und Auf fassungen gegeneinander, die niemand, anbei den unmittel bar Beteiligten, auf ihre obscktive Nichtigkeit nachprttfen konnten. Diesmal sprechen die Dokumente selbst, und sie sind der gesamten Ocfscntlichkeit zugängig gemacht, die sich ihr eigenes Urteil nun uneingeschränkt bilden kann. Das ist gut so, denn es ist wohl heute einmütige Uevcrzeugung aller, dab mit dem ergebnislosen Abschlub der Verhandlungen am Donnerstag das letzte Mort nicht gesprochen wor den sein darf, dab vielmehr die Verhandlungen, sobald sich die Gemüter etwas beruhigt und die Wogen der Erregung geglättet haben, nach nüchterner Prüfung der Ergebnisse dieser ersten VerhandlungSphase erneut ausgenommen wer den wüsten. Hinreichend klar dürste nun sein, wenn man sich den Verlaus dieser, an sich widersprechenden und verwirrenden Meldungen so reichen Tage vergegenwärtigt, dab der Reichs präsident Hitler als den Führer der grössten Partei beauf tragt hatte, ein Kabinett zu bilden, das sich auf eine parla mentarische Mehrheit stützen konnte. Also kein sog. Präsidialkabinctt. Hitler selbst erklärte dem Reichspräsiden ten am Sonnabend, das, er sür ein von ihm zu bildendes Kabinett sogar ein Ermächtigungsgesetz von einer NcichStagSmehrhett zu bekommen hoffe. Einer Betrauung Hitlers mit dem NcichSkanzlcramt wäre ans parlamentari scher Grundlage demnach nichts mehr im Wege gestanden, wenn Hitler nicht die fünf Voraussetzungen, die der Reichs präsident für die Kabinettsbildung stellte, als unvereinbar mit einer parlamentarischen Negierung erschienen wäre,». Hitler glaubte, das, namentlich der Punkt, der aus endgültige Beseitigung dcöDualiSmus zwischen Reick, und Preuben gerichtet war, mit einem parlamentarischen Auftrag unver einbar sei, weil Zentrum und Bayrische Volks partei einer solchen NcgierungSausgabe niemals zu- flimmcn würden, eine parlamentarische Mehrheit also nicht zu erlangen gewesen wäre. Bedauerlicherweise konnte gerade in diesem wichtigen Punkt keine Einheitlichkeit der Auf fassungen erzielt werden. Der Reichspräsident glaubt sedoch auf Grund seiner ersten Unterredung mit den Führern des Zentrums und der Bayrischen VolkSpartci scststcllen zu können, dab auch diese Parteien keine Wieder herstellung des Dualismus in alten Formen wünschten, sondern diese Frage vielmehr für eine Fehl konstruktion der Weimarer Verfassung hielten. Die Nationalsozialisten betonten demgegenüber, dab nach ihrem Eindruck sür das Zentrum die Vereinigung von Kanzleramt und preusstschcm Ministerpräsiblum in einer Person nicht tragbar sein würde. DaS mag richtig sein. Aber sollte eS nicht andere Möglichkeiten geben, den Dualismus zu besei tigen? Beispielsweise in der Form, das, der ncuzuwählcnde prcubische Ministerpräsident dem NeichSkabinett als Vize kanzler angchört? ES ist wirklich nicht einznlchen, warum diese Lösung nicht die Billigung des Zentrums finden kann. Gerade in diesem Punkte folltc von den beteiligten Parteien in den nächsten Tagen Klarheit geschaffen wer ben. Denn wenn sich der hier bestehende Gegensatz zur Zu friedenheit aller bereinigen liebe, warum sollten dann Ver» ver O IHO -Kraftkalirel 8eite 9 unä Iv