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Dte Verteilung der Mandate der ein» zelnen Parteien im neuen Reichstag ScktN AalirnMe StnölMer Von nneorow römtsebon Aorroeponckonten Rom, 8. November Italienisches ^Heater war einmal tonangebend. DaS ist schon lange her. Die Stagtone nnd der Impresario hatten es totaemacht; seit kurzem bcmiiht sich der faschistische Staat, es aus gewerkschaftlicher Grundlage wiederzucrweckcn. Aber noch immer herrscht die Truppe mit einem Star, ist heute da uud morgen dort in gemietetem HauS. Wir rede» nicht von der Oper, die in den Grossstädten nicht vor Weih nachten ansängt; eben wirb der „Eartellone" bekannt, die Liste der Stücke, Künstler und Dirigenten siir dte nächste Etagione. Siu» kann man abonnieren; aber das ist eine sehr teure Angelegenheit! ES gibt sehr gute dramatische Truppen; wer dächte nicht an die Düse und die Grammattca? Heute steht Marta Abba im Vordergrund, dte Künstlerin Ptrandcllos lsie hat auch in Deutschland siir ihn gespielt, und Pirandcllo ist ohne Deutschland nicht denkbar!). Hehl hat sie das neueste Werk des sizilianischen Dichters in Neapel herauSgebracht: „Trovarsi." Trovarst heisst „Sich sinden" und schildert mit grosser psychologischer Feinheit, wie eine geistvolle Schau spielerin dazu kommt, „sich selbst zu spielen", und wie sie verkümmert, als sie cS nicht mehr kann! Die Liebe hat es sie gelehrt; der Geliebte erträgt cS nicht, dass sie nicht nur siir ihn, sondern siir alle „sie selbst" ist, und flieht. Ein echt Pirandclloschcr Satz verdient festgchaltcn zu werden: „So viele Keime sind in u»S, aber nur einer fällt dorthin, wo ei» Baum aus ihm ersteht und nicht mehr von der Stelle kann, siir immer festgchaltcn . . .!" Das Werk hatte im Beisein des Dichters einen starken Erfolg und wird wohl bald auch nach Deutschland kommen. In Nom hatte die — auch in Italien längst nicht mehr neue — Schnitzlcrsche „Liebelei" lhier als „Eristina" ge spielt) ein schönes Debüt siir die lunge Kiki Palmer, Tottorcssa der Medizin und Tochter der grössten Damen schneiderin von Mailand! Die Kritik iiberbot sich in freund- lichcn Ermnnterungen, und das Publikum hatte etwas zum Schwatzen; aber wird Fräulein Dr. Kiki ein Star werden? Italienische Kunst und Kultur werden diesen Monat einen Besuch in Köln machen; das neue „Petrarca-HauS" steht dabei Pate. Am 11. wird das „Ouartctto di Noma" moderne italienische Kammermusik bieten, am 18. singt Bensamino Gigli; cS folgen drei Vorträge. Professor Schneider, Jena, spricht über deutsche Geschichte auf römischem Boden, der erst kürzlich vom Kultusministerium zuritckgctretone Professor Giu liano über italienische Philosophie und der Präsident des römischen Senats, Erz. Fedcrzoni, über faschistische Jugenderziehung. Damit treten die jahrelangen Bemtthun- gen des Oberbürgermeisters Adenauer und verschiedener Kölner Professoren um die deutsch-italienischen Kultur beziehungen in ein neues, aktiveres Stadium, das wohl auch andere Stellen im Reich in gleicher Richtung anspornen wird. Ein Blick auf die Literatur der letzten Jahre beweist, wie stark in den beiden Ländern bas wechselseitige Interesse am geistigen künstlerischen Leben des andere» ist; cs scheint, dass auch der StndentenanStansch zwischen Deutschland und Italien endlich eine ständige Einrichtung werden wirb. ES wäre sehr zu wünschen, denn dte Ungarn und dte Polen haben sich nicht so lange besonnen wie wir, und dte italienischen Universi täten sind bet weitem erschwinglicher als etwa dte eng lische» l Dte Jtaliendcutschen aber wünschen sich schon lange, das; das junge Deutschland hier nicht immer nur durch Post karte» verkaufende Wanderburschen in Erscheinung tritt! Seit dem letzten Sommer hat die „Deutsche Studentenschaft" in Nom einen ständigen Verbindungsmann bet der fascht- stischen Studentenschaft, an den Anfragen über die Berliner Zentrale gerichtet werden können. Auf dem Gebiet des Sports sind unsere Beziehungen zu Italien schon längst die denkbar besten «hoffentlich können wir wirtschaftlich recht bald dasselbe sagen»; dte Auf nahme des WcltnmsllegerS Gronau in Nom hat das wie der einmal sehr deutlich gezeigt. Freilich bedeutet die Lei stung des sympathischen Mecklenburgers mit seiner Dornier- mannschast eben wett mehr als Sport, nnd bas ungewöhn liche Interesse Mussolinis und Balboö -der angeblich in der Stille einen Geschwadcrslng nm die Erde vorbereitet) ging, wie man hören konnte, bis in technische Einzelheiten! Erst im Mai dieses Jahres war Gronau in Rom auf der Ozean- fliegcrtagung gewesen, und Balbo war von seinen Nord- atlantikpläncn so beeindruckt, Last er ihn bald darauf selbst i» Warnemünde besuchte; nun kann er, der Minister, trotz dem der 4. November der italienische WaffcnstillstandStag mit zahllosen Feiern war, mit einem grollen Gefolge hoher italienischer Flicgerossizicre selbst nach Ostia und empfing den Deutschen mit sreundschastlichem Knss, wie es hier unter Wasfcngcfährten Sitte ist. Dieser Empfang an diesem Tage war der treffendste Beweis dafür, wie das neue Italien zwischen Vergangenheit und Zuknnst zu unter scheiden weill! Ein Seitenstück dazu war der lange, be geisterte Bericht des Korrespondenten des „Eorriere della Sera", der den Propaganda»«« Hitlers über Nordwcst- dcutschland mitmachen konnte. ,;Oben fliegt sich'S leicht!" schreibt er doppelsinnig, „bas Schwere ist dte Landung!" Wir sehen es wieder einmal: Diplomatie ist nicht mehr daS Reservatrccht der BotschaftSkanzlelen; der Flieger, der Gelehrte, die Künstlerin, der Kaufmann und auch der Wandervogel müsse» sie mehr oder weniger beherrschen, so bald sic als Träger deutscher Art unter andere Menschen treten; nicht immer wird sie nnS so leicht gemacht wie heute in Italien, das uns ein so starkes reales Gefühl der Ver bundenheit cntgegenbringtl ll. 8r. Raubüberfall auf ein Geschäft Der Hausbesitzer getStet Gelsenkirchen, 8. Nov. Zwei Räuber drangen heute abend in ein Lebensmittelgeschäft im Stadtteil Erle ein, hielten Verkäuferinnen und Kunden mit einem Revolver in Schach und ranbtcn den Inhalt der Tageskasse, deren Höhe noch nicht fcststeht. Aus der Flucht kam den Räubern auf der Haustreppe der Hausbesitzer entgegen, den sie durch Schüsse so schwer verletzten, daft er während der Ein lieferung in das Krankenhaus starb. Die Täter konnten entkommen. LWS««« Arbeitslose »erli«, 8. No». Nach dem Bericht der RelchSanstatt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vom 1«. bis einschliesslich »1. Oktober 1V»S ergeben die Meldungen der Arbeitsämter sür Ende Oktober 1SSS «ine Gesamtzahl von rund S1VS VVÜ Arbeitslose«. Gegenüber Ende September mit einer Arbeitslosen» zahl von k 10S ovo ergibt sich nur eine ganz gering« sitglge Zunahme. Im Borsahre «ar die Zahl der Arbeitslosen zwischen de« beiden Stichtagen von Ende September und Ende Oktober im ganze« nm rund L0V000 gestiegen. Die arbeitsmarktpolttische Bedeutung der Zahlen wird, wie es in dem Bericht weiter heisst, durch dte Gegen überstellung der Entwicklung in den Saisonaullenbernsen nnd derjenigen in den übrigen Berussgruppcn etwas aus gehellt. Während nämlich in den Saisonaullenbernsen die Zahl der Arbeitslosen in der zweiten Hälfte Oktober weiter, und »war um 28 000, zugenommen hat, ist sie in den über wiegend von der Konjunktur abhängigen Berussgruppcn um rund vsooo gefallen. In der NcrgleichSzeit des Vorjahres dagegen stieg die Arbeitslosigkeit in allen Ve- rusSgrnppen, da sich mit einer wesentlich stärkeren saison- mässigen Verschlechterung »och ein konjnnktnrcllcs Absinkeu verband. Im Freiwillige« Arbeitsdienst waren Ende Oktober etwa rsoooo junge Menschen beschäftigt, also noch um etwa 40 000 mehr als Ende September. Ihre Zahl ist in der angegebenen Gesamtzahl der Arbeits losen enthalten. Die Zahl der Notstands arbeiter hat mit schätzungsweise VN MO Ende Oktober den Stand vom Vormonat noch etwas überschritten. Vier LandesarbeitSämtcr hatten entgegen der all gemeinen Tendenz in der zweiten Oktobcrhälste ein An wachsen der Arbeitslosigkeit hauptsächlich infolge des Rück ganges der Beschäftigung in der L a » d w i r t s ch a s t zu verzeichnen, und zwar Ostprcubcn. Brandenburg, Pommern und in geringerem Malle Hessen. Die Besserung des Be schäftigungsgrades, die in den anderen Bezirken bemerkbar war, war besonders beachtlich in Mitteldeutschland, Sachsen, Rheinland und Westfale». Wie der Berliner Streik -ulainmenbraK Berlin, 8. November. Die nationalsozialistische Betriebs- zcllenorgantsation veröffentlicht im „Nacht-Angriss" eine Er klärung zum Abbruch des Berliner Verkchröstretks, in der es u. a. heisst: „In den ersten vier Tagen wurde der Streik so exakt durchgeführt, das, alle Gegenmasmahmen der BVG. und der Polizeibehörden ohne jeden Erfolg blieben. Am vierten Streiktage gelang es den Führern der freigewerk- schastlichcn Richtung, einen Teil ihrer Anhänger zur Arbeits aufnahme zu bewegen. Am fünften Strciktage, am Montag, dem 7. November, schickten auch dte Kommunisten durch ihre NGO.-Funktionäre unter allerlei Vorwänden ihre Anhänger in die Betriebe und stellten dadurch den Erfolg in Frage. Am Montagabend versammelten die Kommunisten durch ihre revolutionäre Gewcrkschaftöoppositio» noch den Rest ihrer Anhänger und erklärten unter allerlei lendenlahmen Aus reden den Streik sür beendet. — Die Nationalsozia listen hielten daS Banner des Kampfes bis zum D t c n S t a g m i t ta g hoch, und nur die Feststellung der Tatsache, das, die Führung der RGO. und der freien Ge werkschaften die Arbcitcrsrvnt verraten hatten und den ehr lich gemeinten Wirtschastskamps der Arbeiterschaft sabotierten, veranlasste die Nationalsozialisten auch ihrerseits, den nun mehr aussichtslos gewordenen Kamps ab- znbrechen." - . Der Berliner Polizeipräsident spricht in einem Erlas, den Beamten der politischen und der Schutzpolizei für das von ihnen in den Tagen des VerkchrSstreikeS Geleistete seinen Dank und seine besondere Anerkennung aus. Die Leich« Gertrud Bindernagels zur Beerdigung frei» gegeben. Die Trauerfeicr und Beerdigung der Sängerin Gertrud Bindernagel findet am Donnerstagnachmittag 8 Uhr aus dem Waldsriedhos an der Berliner Hecr- strabe statt. Lollävll8lvrto Atled Aiuks „VlLsekkLtiv" kxtre» »tnrk «lngnrtissst Sparsam Im VardrauvN Schmiere, Theater und Kino in England Bet -en richtigen „Ensliib Mayers" Sic kennen doch des alten Strlese Theatcrgruppe, diese seine, allessptclende Schmiere. Sie reist von Ort -n Ort, eine der ewig ruhelosen Gesellschaften, die das Schicksal bnnt durcheinandcrgewttrfelt hat. Oder des Caniv leichtlebige Truppe, dte in ihren Reihen grolle, versteckte Talente birgt. Genau dieselbe Theaterromantik herrscht heute noch drüben in England. Mit bepackten Wohnwagen und einer klepprlgen Leitcrkarre ziehen die Mimen durch die Kleinstädte und die volkreichen Dörfer. Ein gaukelnder Basazzo. mit gestreiften Hosenbeinen nnd einer entsetzlich roten Nase tänzelt vor der Bande nnd kündigt laut schreiend die Sensation des Tages an: „Heute abend Galavorstellung!" Gellend klingt sein singendes „coino anci soo". Ans einem grollen, seifigen Leinc- wandpaket hat er die Preise ausgezeichnet, und in kühnen Worten spricht er von der ganz besonderen Schau, die man zu sehen bekomme. Das melancholische Pferdchen und der immerwährend nickende Esel ziehen treu und zufrieden den kleinen Wohn wagen. El» Asse hüpft sidel auf dem Dache umher, während ein gescheckter Papagei zufrieden auf einer Schaukel baumelt. Der Vater der Schausptelergruppc kutschiert, der Sohn spielt den Bajazzo, die Mutter kocht den Tee. die Tochter sucht durch rollende Augen, vom Fenster des Fuhrwerkes aus, die liebe MannSwelt anzulocken. Zivet oder drei Knechte helfen die Karren mit schieben, denn das Land ist wellig, und wieviel Mal am Tage heisst eS. mit kräftig anzupacken. Dies sind die „kntzlisk piaysr«". Wir kennen aus Schriften und Quellen, das, die englischen Schauspieler welt berühmte und gereiste Leute waren, die ihr Handwerk ver standen und dte sogar wegweisend für die Schauspielkunst aus dem Kontinent wurden. Noch heute ziehen sie herum, baue» ihre wackligen Zeltbuben auf oder gastiere» irgendwo in einem Hause. Geld verdienen kann man dabet n'cht mehr, kaum das, man dte Unkosten deckt Mi« viel Optimismus geht «in solcher Herr Direktor ins Werk, aber man wartet ans «inen reichen Lord, der eine kleine Beihilfe spendet, und dann gcht'S wieder weiter. Aber diese Gönner sind in letzter Zeit bedenklich rar geworden, ivt- mir ein Mime oben am Loch Tay in Schottland sagte. Am Abend wurde die angekünbigt« Galavorstellnng ab- kehalten. Zuerst war man sich nicht schlüssig, ob man Uber- yaupt ansangen sollte, da der Himmel bedenklich voller Wol» keu hlrrs, und mau -acht«, -aß -er Reg« — »ran spielt im Freien — vielleicht di« ganze Geschichte umschmettzen würde. Aber man muh Wahrscheinlichkettsrechner, Draufgänger und Optimist sein. Der Titel der Stücke ist mir entfallen. Man spielt« eine Komödie und ein Drama. Beides Einakter. Das Lustspiel war leidlich, vertauschte Rollen, etivas Eifersucht und Ränke, verwickelte Momente, aber doch Schlusscfsekt: „Nappy onst". DaS Drama ivar ähnlich, auch dachte „er" erst, dah „sie" ihn liebe, aber schliesslich merkte „er", das, cS doch nicht der Fall war, so kam «ine packende Eifersuchtsszene mit viel Pathos und Verrenkungen zustande. Degen wurden gezogen szuerst wollte der eine absolut nicht aus der Scheide heraus); nur daS Dazwtschenwerfcn der Heldin rettete die fatale Situation. Aber endlich kam cS doch zu einem dramatischen Schluss, sonst wäre doch das ganze kein Trauerspiel geworden. Der richtige Liebhaber wird von seinen Rivalen meuchlings ermordet, schreiend stürzt das „s^vostNsart" entseelt zu Boden. Vorhang. Darauf Wimmern und Wehklagen beim Publikum. Niemand klatscht. Die Artisten treten vor und verneigen sich tief vor de» geschätzten Zuhörern. Die Kasse war gut. die wagen sind herein. Bor Hunderten von Jahren spielten sie schon so, und so mancher, der dann phantastische Verträge mit hohen An- sprüchcn unterschreiben konnte, hat tn ihren Reihen ge- standen und bann Karriere gemacht. Auf dxn Jahr- oder Wochcnmärkten stehen dte Bänkel sänger. An einer Holzbttbne lehnt ein phantastisch ge- kleidetcr Mann, etwas Falstass und ein wenig Bajazzo, der grauenvolle Geschichten eines vergessenen Ritters zu ver künden weiß. Mit einem langen Holzstock zeigt er auf dte Bilder, die er höchstwahrscheinlich selbst gemalt hat, und singt von Feen, Hexen, verfallenen Schlössern und einem Lord, der mit seinem Rotz tn eine tiefe Schlucht gefallen sei. Dazu jammert ein knarrender Leierkasten. Wundervollste Grnselftimmung. Dte Frau des SchaubudenbesiherS ver kauft kleine Pennyheftchen, tn denen die Schicksale der Bild- Helden spannend berichtet werben. Die zahlreichen Zu- Hörer kaufen gut, denn für viele in den kleinen Städten bildet die wandernde Theatcrgruppe ober ein heiserer Bänkelsänger die einzige Abwechslung von des Tages ewiger Plackerei. Dte Leutchen droben sind doch so ge nügsam, und da« bisschen Theater, bas man ihnen vormacht, finden sie grandios. In den unbedeutenden Provinzstädten ist es fast ebenso. Man findet selten ein ständiges Theater. Go ist man voll kommen ans umherretsenbe Gruppen angewiesen. Da» Publikum ist nicht sehr verwöhnt, deshalb ist es für einen geschickten Wanderdtrektor ein Leichtes, den Geschmack der Leut« aus den Heinen Städtchen und Dörfchen auf bas Beste zu befriedigen. Man ist höchst genügsam und be scheiden. Stiicke, die den berüchtigten „gcschnndcnen Raub ritter" und ähnliche Schmarren bei weitem in den Schatten stellen, sind an der Tagesordnung, werden mit wachsender Begeisterung angchört und beklatscht. Alle Welt freut sich aus das Komme« der Gruppe, «ud wenn sic mit Sack nnd Pack anrückt, dann jubelt nnd jauchzt alles, selbst daS „Hurra" der Schulkinder klingt lauter, als beim Heran nahen einer Parade Dudelsackpfeifer. Man spielt aber nicht nur Gruselstücke und Schauer spiele. Es wurde mir gesagt, das; man manchmal sogar Shakespeare ausstihrt. „Macbeth" und „Der Kauf mann von Venedig" seien oft dte Zugnummern und Kassen magnete gewesen. Dte kleinen Schmieren müssen selbst verständlich der Kosten wegen aus Massenszenen verzichten, aber man kann ja kürzen, um dem Ensemble mehr ent- gcgenzukommcn. England ist daS Reich Marlowes nnd Shakespeares. Aber wo nnd wann werden ihre Werke aufgestthrt? Nehmen wir die Sptelpläne der britischen Theater zur Hand, so müssen wir mit Grauen seststellen, das; ein ganz geringer Prozentsatz der gespielten Stücke „klassisch" sind. Von deutschen Wecken überhaupt zu schweigen. Dte „non-stop-rovuo" hat alles verdrängt. Nahezu nichts konnte ihr widerstehen. Geht man tn London die Strassen entlang, so bekommt man ost farbcnschretende Zettelchen in dte Hand gedrückt, die zn einer verführerischen Revne oder einer blöden und albernen Groteske etnladcn. Die Direktoren rechnen mit der VcrgnitgungSlust nnd dem Sinnenkitzel ihrer Mitmenschen. Dabei ist viel Geld zu verdienen, und derartige Theater sind tatsächlich vollbesetzt. Ehrfurchtsvoll steht man vor dem „Lnceum". dem be kannten Londoner Theater. Das Gebäude ist natürlich äusserst fad und als Schauspielhaus überhaupt nicht zu er kennen. Man kann nur den Bau und die beranströmenben Personen betrachten, denn dte Eintrittspreise, die man vor her eingehend bestaunt hat, stellen Höhenrekorde bar, die man al» Student unmöglich erklimmen kann DaS „Lnceum" ist da» Eldorado der eleganten Welt. „Lord L und Komtesse B, begleitet vom Duke of Z, besuchten ge stern . . .", solches und AehnlichcS wird man dann am folgenden Tage in der gut orientierten „Times" lesen. Inder, mit kunstvoll gewickelten Turbanen und eigen sinnigen Zwirbelbärten, besuchen die Vorstellungen Bril lanten und Diamanten funkeln. Privatdetektive scheinen zu Dutzenden umherzuschwtrren. So ging es den ganzen Sommer hindurch. Aber «icht immer ist da» Publikum so theaterhungrim Zwei Konkurrenten haben sich brettgemacht, die vielleicht