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Nummer 1S1—Sk. Iahrg Plsr Lrlcheint V mal wlchenlllch. ««natültzn B«zugsp,«l, durch Trüg«! ,In>chl »0 Psg dzw. <0 Plg. Trigerlohn 1.70; durch dl« Post 1.70 elnschll,blich PostllberwrlluugogrbNhr, juzügllch »» Psg. Post.B<stkllg«ld. «Ii^l-Nr. 1V Psg., Sonnabend- u. Festlago-Nr. ro Psg. «lbb-stellungen nMen spZUstrn« «In« W-ch« vor «blaus d«r k«zuss»eli schryUlch beim «erlag «Ingegangen sei«. Unser« rrlge, dllrsen KIn« «bbestellungra «ntgegennehmen. Schrlftl«ltung! Dr««den-A„ PoN«rstr. 17, grrnrus «711U.V0» Seschüstsstell«, Druck und Verlag: S«rmanla Buchdruck«»«! «. Verlag Th. «. S. Winkl. Polkrstraß« 17, lltinruf 71011, P«stlch«cki vr. lor», van«! Stadtbanl vielen «r. «717 Dienstag, IS. Juli 19S7 Im Fall« von HSHerer Eewalt, verboi, «lntretend«r Betrieb» PSrungen ha» d«r Bejieher öd«, Weebungtreibend« kt» Ansprache, sag, di« Zeitung In beschranktem Umsang«, o«r- spLtet oder nicht erscheint. Trsstllung,,,» ist Dr«a»«> Mcltntt van Zeelands abgelehnt Der belgische Iustizminister zurückgetreten König Leopold von Belgien will Regierungskrise vermeiden Brüssel, 13. In«. Ministerpräsident van Zeeland begab sich am Diens tag vormittag zum König, dem er die Mitteilung machte, daß der Iustlzminisier de Laveleqe den unwiderruslichen Entschlich gefccht habe, von seinem Posten zuriickzutreten. Gleichzeitig bot van Zeeland den Rücktritt dergesam» «en Regierung an. Der König hat den Rücktritt des Justlzministers ange« nommen: den Gefamtrücktritt der Regierung sedoch nicht, weil unter den gegenwärtigen Umständen eine Regie- rungskirlse nicht verantwortet werden könne. Er ersuchte den Ministerpräsidenten, auf dem Rücktrittsangebot nicht weiter zu bestehen Der Kabinettsrat, der im Anschlich hieran zusam« mentrat, hat sich dem Wunsche des Königs gefügt. lieber den Nachfolger des bisherigen Justlzministers ist noch nichts bekannt. Aegyptische Ablehnung der englischen Palästinapläne Kairo, 13. Juli. Die Ablehnung, die dl« englischen Palästinapläne in Aegyp ten gefunden hat, wird heute durch einen Artikel untcrstricksen. den das offizielle Wafdorgan „Egehad" veröffentlicht. Der eng lische Teilnngsplan, so schreibt das Blatt, sei für die Juden zwei fellos annehmbar, da er sich auf die einseitige Fortucchmc arabi schen Landes zugunsten der geplanten jüdiscl)«n Staatsgründung Schanghai, 13. Juli. Der st e l I ve r t re r e n d e A u s; en m i n i ste r teilte mit, dich mehrere Regicrungsbeauftragte zwecks Feststellung des Tat bestandes nach Nordchina entsandt wurden. Das Hcranziehen der Truppen der japanischen Kwaulung-Armee, der fünften Di vision aus Japan und die Mobilisierung der 10. Division in Japan selbst zeugten von dem japanischen Plan, die Lage zu verschärfen, was in offenbarem Gegensatz zu dem In Tokio ausgesprochenen Wunsche stehe, eine Verschärfung nicht zuzu lassen. Er habe den japanischen Geschäftsträger davon ver ständigt, das; China keinen Krieg Hervorrufen wolle, aber zum Widerstand entschlossen sei, falls weitere Verletzungen der chinesischen Hoheitsrechte erfolgten. Kämpfe vor der Südmauer pelplngs Peiping, 13. Juli. Hestige Kämpfe sind unmittelbar vor der Südmauer Pel plngs seit Dienstag vormittag im Gange. Ihr Mittelpunkt liegt anscheinend bei der Eisenbahnbrticke der Bahn Peiping — Tientsin, drei km außerhalb der Stadt. Die Brücke wurde von aus Tungchou kommenden japanischen Truppen in Stärke von 100 Mann mit sieben Geschützen, denen der Eintritt in die Stadt verweigert wurde, angegriffen u. nach scharfen Kämpfen besetzt. Der Schauplatz der Kämpfe befindet sich unmittelbar neben dem stark belegten Militärlager der 37. Division der 29. Armee in Nanouan. Wien, 13. Juli. Die Union der Korrespondenten der auswärtigen Presse in Wien gab zu Ehren des Bundeskanzlers Dr. Schuschnigg ein Frühstück, an dem Staatssekretär fiir Aeutzeres Dr. Schmidt, der Leiter des Bundespressedienstes Oberst Adam und zahlreiche Presseattaches, darunter der Presscbeirat der deut schen Gesandtschaft, teilnahmen. Nach einem Trinksvruch des Präsidenten der Union, Reed- London, ergriff Bundeskanzler Dr. Schuschnigg das Wort. Er erklärte, daß man von der österreichischen Politik keine Ucbcrraschungen zu erwarten brauche. Das Ziel seiner Politik sei die Erhaltung des Staates und die Besserung der Lebens mögli ch'k eiten der Bevölkerung. Die Auffassung, so erklärte Dr. Schuschnigg weiter, dah man sich ;»m Neuaufbau des Staates aus irgendeiner Kollektion ein Rezept herausgcsucht habe, sei falsch. Es sei falsch, wenn man behaupte, die Enzyklika „Ouadragesimo anno" sei das Rezept les Neuaufbaues des österreichischen Staates. Das, was in Oesterreich unternommen werde, sei der Versuch, die De- nokratie und den Parlamentarismus zu refor- nieren. stütz«. Di« Zeitung ist der Ansicht, das; die den Juden einge räumte Fläche kaum dem jetzigen Bevölkerungsstand Rechnung trag« und daß dalp:r ein Ausgangspunkt fiir weitere zwangs läufige Ausdehnungstendenzen gegeben sei. Ein eigenes jüdi sches Heer und die Fortdauer der jüdischen Einwanderung kom men, so schreibt düs Blatt, einer Verewigung des Kampfes gleich, wobei des Geldes Waffen eingesetzt werden würden. Das Wafd organ macht dann England den Vorwurf, es beabsichtig«, die zurückgehaltenen Mandate dazu auszunützen, beide Parteien je nach den Erfordernissen der Lage gegeneinander auszuspielen und dadurch die Verantwortung von sich abzuwälzen. Das Blatt schlietzt mit einem Appell an England, sich die arabischen Freund schaften nicht zu verscherzen, da die Araber sonst sich gezwun gen säl-en, anderweitig Hilfe und Verständnis zu suchen. Die amerikanische Gluthitze forderte bisher 345 Todesopfer trotz Gewitter und Wolkenbrüchen. Newyork, 13. Juli. Die Hitzewelle ist trotz schwerer Gewitter, die in verschie denen Gegenden niedcrgingcn, ungebrochen. Die in nunmehr 25 Bundesstaaten herrschende Gluthitze hat bisher 345 Todes opfer gefordert, davon 70 allein im Staate Newyork. In sechs Ortschaften Westvtrginicns riefen Wolkenbrüche eine derartige Ueberschweminung hervor, dah viele Wohnhäuser zerstört und zwei Brücken weggespült wurden. Der "Sachschaden beträgt 1 Million RM. Gin Mißverständnis! Der Zusammenstoss der japanischen Truppen mit den Truppen der 29. Armee dicht an der Südmauer Peipings, ist durch ein Missverständnis entstanden. Auf dem Wege von Tungchou nach Fcngtai in der Nähe des Militärlagers Nanyuan wurden die Japaner von den chinesischen Truppen mit MG.- und Gcschühfeucr empfangen. Ein Volltreffer brachte zwei Lastautos mit Munition und Benzin zur Explosion. Wie bisher alle Zusammentreffen endete auch dieses mit erheb lichen Verlusten und dem Rückzug der zahlenmä ssig stark unterlegenen japanischen Truppen. » Erklärungen des japanischen und chinesischen Vertreters in Washington Washington, 13. Juli. Wie das Staatsdepartement bekanntgab, sprachen am Montag sowohl der japanische Botschafter Saito als auch der chinesische Botschaftsrat vor und gaben Erklärungen zu den Er eignissen in Nordchina ab. Im Lame der sich ergebenden Un terhaltungen wurde beiden gegenüber die Ansicht zum Ausdruck gebracht, dah ein bewaffneter Konslikt zwischen Japan und China ein schwerer Schlag für die Sache des Friedens und des Weltfortschrittcs sein würde. In diesem Zusammenhang kam der Bundeskanzler auch auf die Forderung nach Wahlen in Oesterreich zu sprechen und sagte: „Vielfach hört man aus der Bevölkerung in Oesterreich, soweit sie politisch interessiert ist, den Wunsch heraus, es möge zu Wahlen geschritten werden, es mögen die Wahlen in den Berufsständen durchgeführt werden. Ein solcher Wunsch ist insbesondere aus Arbeiterkreisen laut geworden. Ich weiche diesem Wunsch nicht aus. Natürlich, wir sind für Wahlen, aber nicht Isoliert für einen Sektor, sondern für alle, nicht nur für einen Teil, sondern auch für die anderen, für alle Berufsstände gleichzeitig." Erst wenn die neue Verfassung endgültig fertiggestellt sei, werde, so erklärte Dr. Schuschnigg weiter, der Augenblick ge kommen sein, zu beurteilen, was sich bewährt habe und was reformbedürftig sei. Der Bundeskanzler gab dann noch seinem Optimismus über die künftige Entwicklung Europas Ausdruck, Indem er erklärte dah seiner Ueberzcugung nach der Gedanke der notwendigen Erhaltung des Friedens in allen europäischen und außereuropäischen Regierungen fest verwurzelt sei „Oer nördliche Friede" Japans Kamps um Nordchina Der Name Peiping bedeutet: „Der nördliche Friede." Ist dieser Friede jetzt ernstlich bedroht? Zweifellos bedeutet die Entsendung japanischer Truppenverstärkungen nach Nordchina und die Betrauung des Generalinspcktors für das Militärerziehungswesen, Generalleutnant Katsuti, mit dem Kommando über die dortigen japanischen Garnisonen, die am Sonntag vom Tokioter Kabinett beschlossen wurden, eine Verschärfung der Situation. Man mus; sich aber davor hüten, die asiatische Diplomatie mit europäischen Matz stäben zu messen. Auch der Amur-Zwischenfall hat trotz seines bedrohlichen Charakters nicht zu einer Explosion, son dern in eben dem Augenblick zur Wiederaufnahme der Ver handlungen geführt, als die Sprache der Waffen die ultima ratio zu sein schien. Allerdings darf man einschränkend auch nicht übersehen, datz von Tokio aus betrachtet ein inter« esjenmätziger Unterschied besteht zwischen einem japanisch- sowjetrussischen und einem japanisch-chinesischen Zwischen fall. Wenn nun auch die Verhandlungen in dem lapanisch-chinesischen Konslikt soeben abgebrochen wur den, so bedeutet das noch keineswegs das Ende der diplo matischen Bemühungen. Man wird vielmehr seine beson dere Aufmerksamkeit auf jenen Satz in dem Kommunique über die Tokioter Kabinettssihung lenken müssen, in dem davon gesprochen wird, datz Japan gewillt bleibt, auf eine friedliche Lösung und eine Begrenzung des Zwischenfalls hinzuwirken. Es ist schließlich ja auch nicht das erste Mal, datz der Friede in Nordchina bedroht schien. LVährend der ersten Nachkriegszeit störten ihn die Kämpfe chinesischer Generäle, und er war nicht gesichert, als die alte Residenz mandschuri scher Kaiser den Rang als Regierungssitz des Gesamtreickes verlor, als Peking, die „nördliche Hauptstadt", sich di« Umbenennung in Peiping, den „nördlichen Frieden", ge fallen lasten mutzte. Denn gerade jetzt, und vollends seit der Schaffung eines von Japan abhängigen Kaiserreiches Mandschukuo ist Nordchina nicht zur Ruhe gekommen. Die fünf nordchinesischen Provinzen, dies gewaltige und menschenreiche Gebiet, liegen in der Fortsetzungslinie des großen Vormarsches, den Japan, militärisch, politisch, wirt schaftlich, antrat, als es die Mandschurei von dem chinesi- fchen Reiche vollends lostrennte uird in den eigenen Macht kreis einbezog. Man weiß, unter welcher fast ununter brochenen Abfolge von Kämpfen, Verhandlungen, Vorstößen und Rückschlägen dies Eindringen der japanischen Macht in China begann, stockte, vertagt und immer wieder ausgenom men wurde. Der Mandschurei wurde die — nicht mehr mandschurische — Provinz Jehol angegliedert; die „Unab hängigkeit" ganz Nordchinas wurde nicht lange danach von Japan gefordert. Die ausweichende chinesische Staatskunst verstand es, eine Entscheidung oder den offenen Kampf bi? auf weiteres zu vermeiden. Es wäre seltsam, wenn diese Taktik plötzlich ihre Wirksamkeit verloren haben sollte. Allerdings droht — auch nicht zum ersten Male — diesmal die Besetzung Peipings durch die Japaner Wirklichkeit zu werde». Sollte sie Ereignis werden, so würde sie mindestens als Sinnbild das Völkerschickjal sichtbar machen, das sich, mittelbar alle Länder der Erde berührend, in Ostasien voll zieht. Ein Sinnbild, zunächst. Es wäre gegen die Bedeutung eines solchen Ereignisses kein Einwand, wiese man darauf hin, datz Peiping ja ohnehin fast in der unmittelbaren Wetterzone chinesisch - japanischer Auseinandersetzungen liegt, und datz ohnehin japanische Truppen in der früheren Kaiserstadt, vertragsgemäß, ihren Standort haben. Denn Japan gehörte zu den Mächten, die, wie England, Frank reich, Rußland, Deutschland und die Vereinigten Staaten, nach Beendigung des „Boxerkriegs" das Recht erwirkt hat- ten, in Peking und Tientsin Garnisonen zu halten: zur Sicherung ihrer wirtschaftspolitischen Sonderbesugnisse, der „offenen Tür" und. nicht zum wenigsten: der Bezahlung der dem chinesischen Reich auferlegten Kontribution von 40l) Mill. Tael. Diese Abgabe Chinas sollte durch eine Teil» beschlagnahme der — zu solchem Zweck erhöhten — Hasen» zölle gesichert werden: damals nahezu der einzigen Ein» nahmcqueile. aus der der Neichshaushalt als solcher be« stritten wurde. Die Gemeinschaft der Sieger, deren vereinigt« Kontingente (an der Spitze die Japaner) ins Pekinger Ee« sandtschastsviertel eingezogen waren, währte freilich nicht lange. Man kehrte zur altgewohnten Uebung zurück, dl« „offene Tür" grundsätzlich offen zu halten, während man zugleich danach trachtete, sie den Wettbewerbern nicht zu weit zu öffnen. Man hatte Vertragshäfen, Pachtgebiet« und, vor allem, die Fremdenrechte, die man im heutigen China die „ungleichen Verträge" nennt. Aus Grund dieser Vorrechte, der Bedingungen des Boxersriedens und der Finanzausficht über China, die er gestattete, wurde der Wettkampf der Mächte um den chinesischen Markt noch leb» Hafter als vor dem Boxeraufstand; nur die Mittel, auch die politischen, waren je nach der Lage der einzelnen Macht ver schieden. Zuerst verrichteten die Amerikaner aui ibren Erklärung -es chinesischen Außenministeriums ,Lhlna will keinen Krieg, ist aber izum Widerstand gegen weitere Verletzung chinesischer Soheltsrechte entschlossen" Schuschnigg über das Ziel seiner Politik Erhaltung des Staates und Vesserung der Lebensmöglichkeiten seiner Bevölkerung