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Mttwoch, 8 5to»«mb«r wsr »7. llabrgans. Dresden. Bostlcheck-Kto. 1»«» rretde» Nachdruck nur mit deuU.Luellruangab« < Drrldn. Nach:.» »ulilstg. IliMkNangl« Lchriltstück« werde» nicht «ustewechrt LredtUnichrtst: «nchrichid» «retden Fernlprecher-Sommelnummer: r«»«t Nur lür Nachtaelvrlch«! Nr. »voll vchrikUettun- u. HeudtgelchLsltstelle: Dresden-N. t. Marieustrat« »S/sr loiMdurch Poftiejug «.so MI. elnlchlleßllch »S Psg. Postgedühr (ohne Post,uste«uns»gebühr> del »mnl'wdchenNIchem «eriand. Mnseinummer 10 «k». «njeloenvreile: Die rlnwaltlge 30 mm breite Zeile »» »kg., siir auswiri« so Big., dl« »o mm »reite Nellameseil« 200 Psg., auderhald »so Bla- «»». »rllenablchlag lt. Tarif, .gamlllenanseigen und EteNengeluche ohne Naball Id Plg., «über hol» »L Pl^ vlferienaebühr so Kia. «uswlirtiae «uftrllae aeaen «orausbesahlun» 0ie P^SI-<§«ntre->sttr«sss-»isn in cien Aeberwültlgender Wahlsieg Roosevelts Hoover unterliest mit LS gegen 472 Stimmen - Auch demokratische Parlamentssiegs Reu york. 9. Rov. Der demokratische Präfidentschastskandida«, der Gouverneur Franklin D. Roosevelt, ist mit überwältigender Mehrheit »um Präsidenten der Bereinigten Staaten gewählt worden. Bon den insgesamt KSt Wahlmännerstimmen erhielt Roosevelt 472, Hoover KI». Roosevelt ist «n allen Staaten, außer in Bermont, überlegen. Franklin D. Roosevelt ist der SS. Präsident der Bereinigten Staaten. Auch die Parlamentswahlen ergaben Wahlsiege der Demokraten. Bon den zur Wahl stehenden »4 Senats sißen haben sie bisher 21 erhalten: damit versügen sie im Senat bereits «eßt über k»2 Liste und haben drei Stimmen mehr, als zur einsachen Mehrheit crsorderlich ist. Die Republikaner haben bisher zwei Liste gewonnen. Ihre Stimmen,ahl im Senat beträgt »2. — Bon den 485 Listen des Repräsentantenhauses gewannen die Demokraten nach den bisher cingelaufenen Berichte« 165 und die Republikaner nur 48. Nur 29 unentwegte Freunde der Trockenheit wurden wiedergewählt. Im Staate Neuqork wurde der demokratische Kandidat Lehmann als Nachsolger Roose velts »um Gouverneur gewählt. — Auch bei den Bllrgermeisterwahlen in der Ttadt Neuqork siegte der demokratische Kandidat O Brie« sNachsolger Jimmy WalkerSs. Glückwunschtelegramm Hoovers Neuqork, 0. Nov. Präsident Hoover, der die Wahl ergebnisse in seiner Heimatstadt Palo Alto in Kalifor nien erwartete, sandte Roosevelt folgendes Glückwunsch telegramm: „Beglückwünsche Gie zur Gelegenheit, USA -Lande dienlich sein zu können, und wünsche erfolgreichste Regierungszeit." Roosevelt, der sich mit seiner Mutter, seiner Frau, seinen beiden Löhnen sowie seiner verheirateten Tochter im Biltmore-Hotel aufhielt, dankte in einer Preisekonse renz allen Mithelfern am Wahlersolg. An der Siegesfeier in dem Hotel nahmen 2000 Personen teil, darunter Smit h, Dcmpseu und Tünnen. Als Roosevelt das Hotel ver liest, um nach Hause znrückznkehrcn, wurde ihm von einer ungeheuren Menge begeistert zngeiubclt. Alle Sirenen in seinem Geburtsort Hndc-Park bcgriisttcii das Wahlergebnis. In der Hotels und Restaurants der Stadt Neuyork wird bereits der Sieg Roosevelts gefeiert. Auf dem Broadway werde» Strohpuppen, die Hoover dar stellen, verbrämst. In Ricscuschrtstzcichcu werden am ,.TimeS"-Gebäude die Ergebnisse bckanntgcgeben. Die A l k o h o l s ch m u g g l e r verkaufen wegen der zu er wartenden Aushebung der Prohibition ihre Vorräte aus den St raste». * Neuqork, 8. Nov. Roosevelt hat mit großer Mehrheit auch in den traditionell republikanischen Staa ten Rhode Island, Ohio, Kalifornien, Idaho und Maine gesiegt. Hoover gab um Mitternacht zu, daß er geschlagen worben sei. In der Stadt Neuyork hat Roosevelt 1437281, Hoover 572 831, Norman Thomas sSozialtst) 128 486 Stimmen auf sich vereinigt. — Roosevelt verlor in seinem Wohnsitz- Wahlbezirk Hydcpark. RvolkvellS vormiSsichlilide Ministerlille London, 8. Nov. Der Washingtoner „TimeS"-Norre- spondent bringt solgcudc mutmastlichc Mtnisterliste der Roosevelt-Regierung, die natürlich noch nicht amtlich be stätigt werden kann. Es werden genannt: Staatssekretär des Aenstern: Newton Baker; Staatssekretär des Schatz amtes: Alfred Smith oder Owen Aoung; KrtegSininister: Albert Ritchie; Marinemtnister: MacAdoo: Inneres: der frühere Senator Gilbert Hitchcok; Landwirtschaft: Harry Byrd; Arbeitöminister: Mist Frances Pcrkin«; General staatsanwalt: Senator Thomas Walsh; Gcneralpostmcister: James Farlcy; HandclSintnister: Evans Woollcn oder Melvon Traylcr. Geste amerckantsche Peesfestimmen Neuqork, 8. Nov. Die republikanische „Herald Tri büne" beglückwünscht Roosevelt und bezeichnet das Wahl- crgcbnis als springflntarttge Acustcruug des V o l k s w t l l c » S, der einen Snstcmwcchscl verlange. Das Ergebnis sei eine der letzten Auswirkungen des Weltkrieges. „Time ö" nennt den demokratischen Sieg ein eindrucksvolles Mißtrauensvotum gegen die republika nische Partei und die Hoover-Negierung. Hoffnungen In Parts Paris, 8. Nov. Der Wahlsieg Roosevelts wird von der französischen Presse mit unverhohlener Genugtuung aus genommen, da man von der neuen amerikanische» Negierung eine grundlegende Aenderung der Einstellung zur Schuldc » srage und zur Zollpolitik erwartet. Auch die Aussicht auf baldige Abschaffung des «lkoholverbots und die damit gebotene Gelegenheit für die Ausfuhr fran- zvfischer Weine und Spirituosen wird sehr begrüßt. Der neue PM-ent Der als Sieger hervorgegangene Frankli » Dc l ano Roosevelt ist am 38. Januar 1882 in Hyde-Park im Staate Neuyork geboren. Er ist ein Nett e des ehemaligen Präsidenten Theodore Roosevelt. Nachdem er auf der Harvard-Universität studiert hatte, besuchte er drei Jahre lang die Evlumbia-Law-Schovl und wurde 1887 Rechtsanwalt in Ncnnork. Schon lrüh wandte er sich der Politik zu; im Jahre 1810 wurde er in den Ncuyorker Rapen Höchsten Montag in Dresden Dresden, 9. Nov. Bo« der sächsische« Staats» ka«zlei wird uns gemeldet: Reichskanzler v. Papeo wird am nächste« Montag der sächsischen StaatSregiernug de» angekündigte« Staatsbesuch machen. Daneben wird er dem Lanbtagsvorftand nud dem Rat der Ltadt Dresden einen Besuch machen und an einem Tee» empfang der sächsischen Regierung teiluehme». Außerdem ist ei» Presse-Empsang durch den BezirkSverel» Dresden im Landesverband der sächsischen Preße vorgesehen. Distrikt-Senat gewählt. 1818 trat er aus diesem aus, als er Untersekretär im Martneamt wurde. In dieser Stellung blieb er während des Krieges und gehörte zu Ende des Krieges von Juli bis September 1918 der Inspektion der USA.-Streitkrästc in de» europäischen Gewässern an. Vom Januar bis Februar 1819 leitete er die amerika ¬ nische Demobilisierung in Europa. Im Jahre 1920 wurde er von den Demokraten als Vizepräsident der Ver- einigten Staaten nominiert. Seit 1928 ist er Gouver neur des Staates Neuyork. Vor 11 Jahren wurde Roosevelt von der spinalen Kinderlähmung befallen, die Lähmungen an beide» Fükcn im Geiolge hatte. Seine Füße sind noch heute ge schient, so daß er sich n»r mit Mühe aus Krücken fort bewegen kann. Trotz dieser körperlichen Behinderung ist er aber aus dem Gebiete des Sports außerordentlich aktiv. Er ist noch heute ein beachtlicher Schwimmer und betreibt mit Hingebung den Segelsport. Der amerikanische Kurswechsel Was man nach dem Verlaus des amerikanischen Wahl kampfes annehme» mußte, ist nun eingetreten: Der demo kratische Präsidentschaftskandidat Roosevelt ist mit einer überwältigenden Mehrheit in das höchste Amt der Vereinigten Staaten gewählt worden. Nur ein Neuntel der Wablmänncr hat sich für den bisherigen Präsidenten Hoover entschieden. Er ist geschlagen morden, wie noch nie ein republikanischer Kandidat vor ihm. Dabei must man sich vor Angen halten, daß er vor vier Jahren einen Wahltriumph über seinen damaligen demokratischen Gegner Smith feiern konnte, der ebenso beispiellos in der amerikanischen Geschichte dasteht, wenn man von dem Nationalheros Washington, dem Begründer der amerikanischen Un» abhängigkcit. absicht. Die Wahl Roosevelts bedeutet iür Amerika einen politischen Erdrutsch von grösstem Ausmast. Denn gleichzeitig mit seiner Wahl sanden die Er gänzungswahlen zum Repräsentantenhaus und zum Senat statt. I» beiden Parlamente» habet» nunmehr b i e Demokraten gleichfalls eine einwandfreie Mehrheit errungen. Das gleiche gilt für die Wahlen der S t a a t s g o u v e r n e u re der 31 Bundesstaaten, non denen ebenfalls setzt -er überwiegende Teil aus demokrati sche» Parteigänger» besteht. Das bedeutet eine innere Revo lution des gesamte» amerikanischen Staatsapparates. Denn ein groster Teil der Beamtenstcllen wird von der seweils herrschende» Partei aus die Dauer einer Wahlperiode besetzt. Für die meisten Inhaber össcntlichcr Acmter läuft die Dienst zeit im nächsten Jahre ab. Von 750 000 republikanischen Be amten in den Ltaaicn und den Städten wird ein Großteil nunmehr durch Anhänger der demokratische» Partei ersetzt. In den nächsten Monaten wird in Amerika also eine grundlegende Erneuerung des ganzen büro kratischen Apparates vorgcnommen werde». Schon dadurch gewinnt der Sieg der Demokraten eine einschneidende Bedeutung für das ganze amerikanische Vcrwaltunaölebcn. Der Sieg Roosevelts hat auch das auf das schwerste gefährdete Schicksal der demokratischen Partei günstig ent schieden. Amerika kennt bekanntlich das Zwei-Partcien- System. Republikaner und Demokraten sind die zwei großen Parteigruppen, die sich gegenübcrstehen und in der Herr schaft ablösen. Andere Richtungen sind niemals hochgekommen. Nicht einmal eine nennenswerte sozialistische Bewegung konnte sich in diesem, von schwerster Krise heimgcsuchten, stark industrialisierten Land entwickeln. Weitaus das Ueber- gewicht hatten bisher die Republikaner. Die Demokraten haben in der vergangenen Geschichte Amerikas nur zweimal den Präsidenten gestellt. Roosevelt ist der dritte Demokrat, der In das Weiße Haus in Washington ctnzicht. Sein Vor gänger war Wilson, dessen verhängnisvolle Außenpolitik der demokratischen Partei beinahe zum dauernden Ruin ge reicht hätte. Wäre Nooscvclt nicht die Krise als stärkster, ausschlaggebender Bundesgenosse zu Hilfe gekommen, bann wäre die demokratische Partei in Amerika für absehbare Zeit erledigt gewesen. Die amerikanischen Parteien sind nämlich keineswegs wie die deutschen Parteien Weltanschauungs gruppen, sie sind reine Zweckvcrbändc, die die Aufgabe haben, ihren Anhängern politischen und wirtschaftlichen Einfluß so wie die Beherrschung des BerwaltungSapparatcö zu sichern. Derfenigen Gruppe, die cS versteht, diese materialistischen Interessen ihrer Anhänger am besten wahrzunehmen, strömen die einflußreichen Kreise und damit auch die Wähler zu. Da der Einfluß der Demokraten ständig zurückging, verließen nach dem groben Erfolg Hoovers vor vier Jahren zahlreiche prominente Persönlichkeiten das demokratische Lager. Nur ein unvorhergesehenes Ereignis konnte -le Demokraten retten. Und das war die Krise, die Amerika fast ebenso schwer bedrückt wie unser Vaterland. Nicht das bessere Programm hat den Sieg der Demokraten entschieden, sondern allein die Tatsache, daß Amerika bet der Wahl Hoo vers ans dem Höhepunkt wirtschaftlichen Wohlstandes stand und seitdem tief in den Strubel der Wirtschaftskrise gerissen worben ist. Hoover hatte Im Vollgefühl der schier unerschöpflichen Kraftquellen des „Wirtschaftswunders" Amerika allen Bür gern immer größeren Wohlstand versprochen. Aber ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt brache» die ame rikanischen Börsen zusammen, und wenig später hatte die Krise wie eine verheerende Seuche den ehemals kraft strotzenden Wirtschaftvapparat Amerikas zum Einsturz ge bracht. Gewiß ist Hoover siir den Ausbruch eines Elemcn« tarcreignisseS, wie es die Weltwirtschaftskrise Ist nicht ver« antwortlich zu machen. Und doch hat er es durch sein Zau dern und seine Unentschlossenheit verstanden, seine enorme Autorität vollständig zu verwirtschaften. Die wirtschaftlichen Ereignisse wurden bagatellisiert, alle paar Wochen der Um-