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B». llahegang. Re. 52» Dienst««, 8. Rvvrmber 1S32 »«» «. «erla«! LiepiL a «Uchs»«, Dresden. Vostlcheck-lNo. los» Dresden Nachdruck nur ml« deuU.Ouellenangab« IDresdn. Nachr.) zulLNIg. Unverlangl, «ichttpstück, »erde« «tchl austswoh« »ernsprecher-eammelnummeri »Ossi Nur 111« NachlgelvrLchei Nr. »001» LchrMleltun« «. HauvIgelchLItsstellt! Dresdeu.». >, «arteustrai, »s/a» »ch«a»-«»st»r »et Ugllch swetrnallge, Sustellun« «»««Mch ».»» Nit. (eirckchllrMch ro Pf«, für Drlger- !»-»>,durch Voftresu« »ch« Nit. «lnichlietltch »« Pf«. Pastgebü-r ^h«e Vostsustellurrgsgebst-r) bei »mal wbchenlllchem verland. Einzelnummer lo VIg., »uierhalb Eachlens t» Vs«. Anzeigenureil«: Di« «inlpalitg« so mm breit« Zeile 5» vsg-, für auswbrts 1« Vs«., die »o mm b«lt« Nevamezelle »oo vkg-, «uberhaw »»« VI«. ab«. Nrisenablchla« lt. Daris, ssamllienanzeigen und Stellengesuche ahne Rabatt U Vs«» «uhrchalb »i Vs«. Ossertengebllh, so vk«. «usmstriig, blustrii^ ,«,« varausbezahlim». v. Papen berichtet -em Reichspräsidenten Am Mittwoch Kabinkttskstt Mr die Wahl Oraktmoläaug au,«r«r Berlin, 7. Nov. Reichskanzler von Papen erstattete Leute nachmittag dem Reichspräsidenten von Hinden burg Bericht über die politische Lage. Irgendwelche Be schlüsse wurden in dieser Erörterung, in der ganz allgemein -er Wahlausgang besprochen wurde, nach den Mitteilungen unterrichteter Stellen weder vorbereitet, noch gefasst. Da man tn verschiedenen politischen Kreisen eine Wieder- holung der B e r t r a » c n S k u n d g c b u n g des Reichs präsidenten für den Reichskanzler von Papen anläßlich des Wahlausganges vermißt hatte, wird nun an zuständiger Stelle daraus verwiesen, daß der Reichspräsident von Hin denburg tn einer bisher tn seiner Amtszeit noch nicht ge übten Weise dem Reichskanzler erst vor acht Tagen sein persönliches und sachliches Vertrauen zum Ausdruck ge bracht habe, und daß es nur eine Abschwächung be deuten müßte, wenn er seht die gleiche BcrtraucnSknnd- gebung wiederholt hätte. Das Reichskabinett selbst wird voraussichtlich am Mitt woch zu seiner ersten Sitzung nach den Wahlen zu sammentreten. «ul den ArbeitSstosf für die nächste Zeit zu gliedern. Im Vordergrund der Kabtncttsarbciten werden die bisher noch nicht entschiedenen Fragen der A g r a r k o n t t n g e n t e, der subventionierten Betriebe sowie die Probleme, di« sich aus Reichs- und VersasjungSreform er- aeben, stehen. Am Dienstag tritt bekanntlich der Ver- mlsungSauSschub des ReichSrateS wieder zu einer Sitzung zusammen, der am Donnerstag die Vollsitzung des ReichSrateS folgen wird. Die parlamentarischen Möglichkeiten» die sich aus den Wahlen ergeben haben, bilden zwar den Gegen- stand von Erörterungen tn den interessierten politischen Kreisen, jedoch ist vorerst diesen Erörterungen ein Wert nicht brizumcssen. Man wird hier erst einmal die Ftth- luNgnyhme der Parteien abivartcn müssen, ehe man sagen kann, ob gröbere Veränderungen zu erwarten sind. Ob AarUnar 8obrlttl»ltuog das tn LtnkSkretsen kolporti?rte Gerücht, daß der Reichskanzler die Parteien der Rechten und der Mitte bis zum Zentrum und der Bayrischen VolkSpartei sür die Unterstützung der NeichSregterung zu gcivinnen versuchen werde, eine reale Grundlage hat, werden erst die späteren Handlungen der Regierung zeigen. Ein Empfang der Parteiführer durch den Reichskanzler ist» wie wir hören, bisher noch nicht vorgesehen. Ob ein solcher im Lause der nächsten Zeit stattftnden wird, steht noch dahin. Stvei Aufrufe Hitlers München, 7. Nov. Hitler hat zwei wettere Ausrufe an die LA.-Führer und SA.-Männcr sowie an die Amtswalter der Partei gerichtet. ES heißt darin u. a.: »Ich danke auch für die ungeheure Arbeit tn diesem bisher schwersten Kampfe unserer Bewegung. Ich weiß, mit wieviel Opfern und Leid, Sorge und Entbehrung Ihr kämpfen mußtet, daß Ihr Ueber- menschlicheS geleistet habt und daß viele sich nach Ruhe sehnen. Ich kann dies verstehen, aber ich kann eS nicht zu geben. Wir alle glaube», unser Höchstes getan zu haben. Wir müssen uns überwinden und noch mehr leisten. Der Kamps muß und wird zu Ende geführt werden, bis unser Gegner am Ende doch vernichtet ist. Ich bestimm« da- her folgendes: Die SA. »nd SS. haben sofort tm engsten Einvernehmen mit der politischen Propagandaleitung der Partei die Arbeit und den Kamps erneut auszunehmen? SteWS.mImwtEtukruImiatetAMStaO Berlin, 7. Nov. Die neugewählte kommunistische NetchS- tagSsraktion hat die sofortige Einberufung des Reichstages verlangt. Sie wird u. a. einvrtngen ein Miß trauensvotum gegen das Gesamtkabinett und einen Antrag, die tm Verlause des VerkchrSarbctterstreikS Inhaftierten freizulassen und alle durch die ordentlichen oder Sonder gerichte gefällten Urteile aufzuheben. Rottvvn-ise Aolgerunyen Was wtr bet der ersten Betrachtung des Wahlergebnisses vorauSgesagt haben, ist prompt eingetrossen: Alle Parteien sind vom AuSgang des ü. November befriedigt Soweit der Grund zur Befriedigung nicht in den eigenen Erfolgen gegeben ist, findet jede einzelne Anlaß, sich am Schaden des Nachbarn zu ergötzen. Solche Nutzanwendungen mögen recht gut für den Hausgebrauch letn, sie können aber den un- voreingenommc>»en Politiker nicht über die tatsächlichen Veränderungen tn den politischen Kräfteverhältnissen Hinweg täuschen. Ungetrübt ist eigentlich nur die Freude der Kommunisten. Außer ihnen bleiben die bürgerlichen Rechts parteien die einzigen Gewinner, doch läßt der Ernst der Gesamtlage auch bei ihnen keine echte SiegeSsttmmung auf kommen. Den Sozialdemokraten wird die Freude am nationalsozialistischen Rückgang durch die eigenen, ver hältnismäßig nicht viel geringeren Verluste vergällt Die Nationalsoztaltsten schließlich trösten sich damit, daß sie sich unter ungünstigsten Umständen wacker geschlagen haben und daß ihre Machtstellung in dieser Feuerprobe unerschüttert geblieben ist. Lassen sich diese Erläuterungen vom Parteienstandpunkt auch verstehen, so kann man das gleiche nicht von der ersten Erklärung der RctchSrcgierung sagen, die das Wahlergebnis ebenfalls zu ihren Gunsten auSlegt. ES ist anzunehmen, daß dieser Optimismus des ersten Augenblicks vom weiteren Verlauf der Dinge nicht gerechtfertigt wirb. Wenn das Prästdtalkabtnett auch zunächst vom Druck der schwarz, braunen Mehrheit befreit ist, so hat es doch wenig damit gewonnen, baß es im neuen Reichstag vielleicht 7ö statt kl) Anhänger und an die KO« Gegner findet. Der in der Regierungserklärung gemachte Versuch, die Nicht wähler für die Negierung in Anspruch zu nehmen, ist für die praktische Politik ein untaugliches Mittel und nicht einmal ausreichend, um eine theoretische Regierungs mehrheit auch nur annähernd zu konstruieren. So leicht kann man sich die Aufgabe, den Knoten der deutschen Innen politik zu lösen, nicht machen. Wenn es weiter als die Absicht der Negierung bezeichnet wird, die Arbeitsfähigkeit des neuen Reichstages an seiner Stellungnahme zur Ver- fassungSreform zu prüfen und sein Schicksal davon abhängig zu machen — das scheint schon die erste Drohung mit einer neuen Auflösung zu sein! — so dürften sich auch gegen diesen Plan Widerstände erheben. Vor der Abstimmung über die BerfassungSänbcrung stünden wahrscheinlich Mißtrauens voten und Anträge auf Aushebung von Notverordnungen, denen die Negierung nicht auSweichen kann, wenn sich nicht der Vorgang vom 12. September wiederholen soll. Da die Verfassung aber eine mehrmalige Reichstagsauslösung aus demselben Grunde ausdrücklich untersagt, ist etne Fortsetzung der KonfltktSpolitik mit dem Parlament über diesen Augen blick hinaus nur durch irgendeine Form des „Staatsstreiches von oben" denkbar. Aber auch bann, wenn man annimmt, bah die Taktik der Regierung glückt und baß es ihr gelingt, die VerfassungSvorlage tm Reichstag zur Abstimmung zu bringen, ist noch keine legale Lösung abzusehen. Auch bet der neuen Zusammensetzung des Reichstages ist die Ablehnung sicher. Der Weg über den RetchSrat ist verfassungsrechtlich stark umstritten und überdies durch die Folgen beS Leipziger Urteils versperrt. Wenn die Regierung also ihre Verfassungs änderung nicht einfach außerhalb der verfassungsmäßigen Möglichkeiten durch Verordnung tn Kraft setzen will, bletbt thr nur die Möglichkeit, die vom Parlament abgelehnte Vorlage durch den Reichspräsidenten zum Volksentscheid stellen zu lassen. Aus-den Ergebnissen des 6. November läßt sich leicht errechnen, daß sic auch aus diesem Weg einer sicheren Niederlage entgegenginge. So liegen die Dinge, wenn man sie realpolittsch und nicht nach den eigenen Wünschen beurteilt. Sie sordern gebieterischer denn je die Zusammenfassung aller nationalen Kräfte in der Verantwortung und Macht- Verteilung. Wenn sich die bisherigen Gegner tn ihren ersten Erklärungen nach der Wahl aus ihre» Standpunkt versteifen, dann ist das als taktischer Zug zu bewerten, um günstige Ausgangsstellungen sür die allseitig als notwendig emp- funbenen Verhandlungen zu schaffen. Die nächste Entscheidung liegt jetzt weder bet Papen noch bet Hitler, sondern wieder beim Reichspräsidenten. Sein politisches Leitmotiv heißt Einigung. Darum ist anzunehmen, daß er seinen Ver such vom 18. August unter den veränderten Umständen wiederholen wirb. Das bürste ihm um so leichter fallen, als nach dem WahlauSsall für ihn keine Veranlassung vor liegt, von dem guten Gedanken der Präsibtalregterung ab- zuwetchen und in bas System der Parteikoalitionen zurück- zufallen. Auch tn der von Brüning begründeten und von Papen fortgesetzten Regternngösorm ist eine Lösung wohl möglich, wenn nur überall der gute Wille zur wirklichen nationalen Konzentration -um Durchbruch kommt. Aller dings nur unter der Bedingung, daß Personensragen nicht zu Prestigefragen gemacht werden. In diesem schwierigsten Punkt ist sür beide Seiten Klugheit und Mäßigung geboren. Die nationale Eintgnng darf nicht wieder an einem Namen scheitern. Der Reichskanzler hat tn seiner Rund- funkrebe am Freitag selbst gesagt: „ES geht nicht darum, ob der Mann Hitler, Papen ober Brüning heißt, sondern darum, baß wtr uns zusammenftnben, um bi« Lebens- grnndlagen de» deutschen Volkes zu sichern." Aus Grund Der Berliner BeMMretk abgebrochen Ab Dtenstao wie-er voller Betrieb vraütmolünng auaaror Sorllnar Soüriltlvltuog Berlin, 7. Nov. Aus Anlaß des Berliner BerkehrSstretkS wurden vom Bernehmungsrichter im Berliner Polizeiprä sidium gegen 8V Personen Haftbefehle wegen Landfriedens bruches, schweren LandsricdenSbrucheS oder wegen Trans portgefährdung erlassen. Die weniger schwerwiegenden Fälle werben von dem Etnzelrichtcr tm Polizeipräsidium in den nächsten Tagen abgeurtcilt werden. In sechs Fällen hat die Staatsanwaltschaft gegen insgesamt zehn Personen die Haupt. Verhandlung vor dem Sondergcrtcht wegen Transport gefährdung bzw. schweren LandfricbcnSbruchs beantragt. Dl« Wiederaufnahme des Verkehrs hat im Laufe des MoutaguachmittagS erhebliche Fortschritte gemacht, da sich Arbeitswillige in großer Zahl meldeten. Am Nachmittag verkehrten bereits 67 Straßenbahnlinien mit insgesamt 710 Wagen, während sonst, tm normalen Fall, 1008 tn Betrieb sind. Auch derHoch. und Untergrund- bahnverkehr kam im verstärkten Umfange in Gang. Der OmntbnSverkehr wurde auf 16 Linien mit 20« Fahrzeugen bestritten. Ab 8 Uhr abends wurde der Verkehr aus Sicherheitsgründen allmählich wieder eingestellt, so baß I gegen v Uhr die letzten Bahnen verkehrten. Da sich der Ver kehr wieder einigermaßen etnsptclte, konnte am Montag schon darauf verzichtet werden, sämtliche Fahrzeuge mit I Polizetschutz zu versehen. Lediglich die Fahrzeuge, die durch besonders gefährdete Gegenden fuhren, wurden noch durch Polizetbcamte begleitet. Am Dienstag soll aus sämtlich«« Straßenbahn, und Omuibuslinien der gesamte Verkehr wieder fahr, planmäßig burchgesührt «erden. Im weiteren Verlauf des heutigen Tages sind dem Ber- nehmunaSrtchter tm Polizeipräsidium abermals 60 Personen vorgcftthrt worden, die im Zusammenhang mit Ausschrei tungen gegen Straßenbahnwagen festgenommen worden waren. Gegen 20 Sistierte wurde Hastbefehl wegen Land- srtedcnSbrucheS und versuchter Transportgefährdung er lassen. Dte Streikleitungen blasen ab Berlin,?. Nov. Zwischen dem kommnutfttsche« «nd dem nationalsozialistisch«« Flügel der Lei tung d«S Berliner Berkehrsftreiks ist, wie «ine Mitteilung von kommunistisch«» Seit« erkenne« läßt, ein Konslikt anSgebrochen. Die Nationalsozialist«« habe« mit der ve, gründung, daß die revolutionär« GewerkschastSopposition den Streik verraten habe, ihren Anhänger« die Wiederansnahm« der Arbeit empfohlen. Die kommnnistische Streikleitung teilt mit» baß sie den Berliner BerkehrSstreik nunmehr abbreche. SS ist so, mit damit zu rechne«, daß der Verkehr bei der BVG. am Dienstag invollemUmsang «iederansgenomme« «ird. Erbittktttt WWkanwi tn Amerika Mte Anstrengungen »er ttandtdaten Neuyork» 7. Nov. Der amerikanische Wahlkampf wird von den Parteien mit ungewöhnlicher Erbitterung geführt. Man nimmt an, daß am Dienstag etwa 41 Millionen amerikanische Wähler zu den Wahlurnen gehen werden. Die Aussichten für Roosevelt haben sich weiter ge bessert, da die meisten Republikaner und zahlreiche bisher zögernde Industrielle und Bankiers sich für ihn er- klärt haben. Senator Borah hat sich bisher nicht fest- gelegt, dürfte aber voraussichtlich sür Hoover stimmen. In Wallstreet stehen die Wett«« 7:1 sür Roosevelt. Präsident Hoover richtete am Montagabend auf seiner Fahrt tn seine Heimatstadt Palo Alto ans dem Salonwagen von einer einsamen Eisenbahnstation tn den Rocky Moun tain» einen letzten Radioappell an die Wähler. Cooltdge, Roosevelt, Smith und Garner sprachen gleichfalls tm Rund- funk und behandelten die für Amerika wichtigen Fragen der Prohibition, der Schutzzölle und des Wiederaufbaues brr Wirtschaft. — Man erwartet übrigens allgemein etne« starken Stimmenzuwachs für den sozialistischen Kandidaten Thomas. Dte demokratische U-Bahnreklame hämmert dem Publikum ein: „Freut Such, daß das Schlimmste vorüber ist", oder: „Nur noch wenige Monate Hoover-Regierung." Großes Aussehen erregte es, daß weiße Studenten zum ersten Male tm Neuyorker Negerviertel Harlem einen großen Propaganbaumzug zugunsten beS sozialistischen schwarzen NepräsentantenyauSkandidaten Großwaythe organisierten. Am DtenStag «erden in den vereinigte« Staate« ge, «ählt: Der Präsident, der Vizepräsident, die Senatoren in »I «nd di« Abgeordneten in 47 Staate«, serner die Go», oerneure in 14 und verschiedene Beamt« in »S Staate«. Anßerdem findet in 11 Bundesstaaten «ine Prvhidi, ttonSabftimmnng statt. Man rechnet allgemein mit einem großen Steg NoosevcltS, weniger wegen seiner über- zeugenden Argumente als wegen Mißstimmung gegen das bisherige System.