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58 Der Mönch von Sazawa. ivss anstatt seiner die Herrschaft. Zu dieser Zeit ging die Prophe zeiung des Vaters Procopius in Erfüllung. Auf Antrieb des Teufels begannen nämlich viele Neider am Hofe des Fürsten, den Abt Vitus und seine Brüder zu verfolgen, machten, um sie zu schädigen, boshafte Erfindungen und lagen den Fürsten mit ihren Lügen in den Ohren, indem sie manchfachen Tadel gegen die Brüder vorbrachten. Sie sagten nämlich, durch die slavonische Schrift wären dieselben offenbar einer ketzerischen und heuchleri schen Secte verfallen und ganz gottlos; auch hörten sie nicht auf, zu behaupten, daß es deshalb nur lobenswürdig wäre, sie zu vertreiben und an ihrer Stelle einen Abt und Brüder der latei nischen Weise einzusetzen. O Neid, du unheilbares und garstiges Laster! O abscheulicher Neid, aus jeglicher Bosheit zusammen gesetzt, du unauslöschliches Feuer! Aber wahrhaftig, wie ein Kleid von den Motten verzehrt wird, so auch der, welcher den Neid hegt; jene aber, welche er beneidet, macht er nur noch glänzender. Abt Vitus sammelte also die Brüder, welche durch das Band der Liebe verbunden waren, und zog mit ihnen in das Land der Hünen y fort. Hier habe ich es für der Mühe werth gehalten, eines der vielen Wunder des heiligen Mannes in gedrängter und wahrheitsgetreuer Darstellung dem wohlwollen den Andenken der Gläubigen aufzubewahren, welches die Gnade unseres Herrn wegen der Verdienste des Heiligen nach dessen Tod zu wirken sich gewürdigt hat. Nachdem nämlich Abt Vitus mit seinem Vetter Emmeram und den Brüdern, welche durch das Band der Liebe verbunden waren, in die Fremde, in's Land der Hünen, gezogen war, setzte der erwähnte Herzog nach dem eigenen Rath seiner Freunde einen Deutschen als Abt ein, einen Mann voll grober Anmaßung. Als sich dieser in der ersten Nacht nach seiner Ankunft, wie es der Brauch ist, zum Morgen gottesdienst begeben wollte und sich der Kirchenthüre näherte, er schien ihm, an der Thüre des Bethauses angelehnt, der heilige 1) Ungarn. —