26 Der Kanonikus von Wyssehrad. ilsi tüchtigen Hirten auszusuchen. Daher hielt der genannte Fürst, vom Geiste der Unterscheidung erleuchtet, um nicht länger eines eigenen Bischofs zu entbehren, am 29. September eine Versamm lung in seiner Hauptstadt Prag, bei welcher alle Große Böhmens, Geistliche wie Laien, gegenwärtig waren, indem sie sich zum Feste unseres Patrons, des Märtyrers Wenceslaus daselbst versammelt hatten. Da nun ein der göttlichen Weisheit mißfälliges Ge murmel durch die Versammlung ging, indem Einige diesen, Andere jenen zur bischöflichen Würde vorschlugen und keiner von ihnen tauglich befunden wurde, so wurde endlich der von Ewigkeit her von Gott dazu bestimmte Johannes erwählt. Dieser war da mals Propst der heiligen Kirche auf dem Wissegrad, durch seine äußere Erscheinung vor Allen ausgezeichnet, durch seine Freund lichkeit bei Jedermann beliebt und durch seine übrigen guten Eigenschaften Gott und den Menschen wohlgefällig; er verdiente also vollkommen, zur bischöflichen Würde erhoben und als Hirte und Führer seiner Untergebenen aufgestellt zu werden. Ein unbeständiger Winter, so daß es bald gefror, bald wie im Frühling aufthaute und die Elbe >) zweimal zufror und zwei mal wieder aufging. Die Wltawa?) aber, welche unsere Metro politansitze Prag und Wissegrad durch ihr Bett scheidet, wurde viermal mit Eis überzogen und viermal schmolz es wieder; Schnee gab es wenig. Diese Unbeständigkeit des Wetters begann mit dem Monat November und ließ in keinem Monat des darauf folgenden Jahres nach, nur war sie bei Beginn oder Ausgang eines Monats noch ärger. Endlich erhob sich ain 28. October des folgenden Jahres in der Abendstunde auf der ganzen Welt ein sehr heftiger Sturmwind, welcher bis zur Nacht derart raste, daß er beim Eintritt derselben sowohl steinerne als hölzerne Kirchen, Gebäude, Zäune und Getreidehaufen umwarf, so daß nicht eine Garbe auf der andern blieb, und Bäume des Waldes entwurzelte? 1) Der Fortsetzer nennt sie nicht Laba, wie Cosmas, sondern Aldis. 2) Moldau.