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14 Der Kanonkus von Wysschrad. 30 hörte Folter; sie wurden nämlich fest auf ein Rad geflochten und nachdem ihnen die Augen ausgerissen, die Hände und die Zunge abgeschnitten und alle Gebeine gebrochen waren, endeten sie ihr erbärmliches Leben auf Pfählen, welche zu diesem Zwecke hergerich tet waren. Kriwosud aber, der Vatersbruder des Miroslavs, und zwei Andere, deren einer Wacemil, der andere Heinrich hieß — diese waren nämlich von Miroslavs vor dem Herzog und der er wähnten Versammlung angeklagt — gingen, zum Gottesgericht verurtheilt, zu Prag über Eisen'), wurden vom Allmächtigen ver- urtheilt und als in Wahrheit schuldig befunden, weshalb man beschloß, daß sie die Todesstrafe erleiden sollten; endlich wurden sie am 23. Juni auf dem Marktplatze mit dem Beil enthauptet. Der Capellan Bosik war unter der übrigen Volksmenge gleichsam als Zuschauer gegenwärtig. Ich weiß aber nicht, ob er gekom men ist, um den auf ihn geworfenen Verdacht von sich abzn- wälzen, oder ob ihn der Teufel, wie er der Anstifter dieses Handels und in Allem sein Führer war, auch hieher geführt hat, um den Untergang seiner Spießgesellen zu sehen, indem er nicht wollte, daß sein Streiter noch länger ferne von ihnen herumirre. Denn er, der vorher im Bewußtsein seiner That unstät wie ein Verbannter war, erschien plötzlich durch Gottes Fügung offen vor Aller Augen. Als ihn einer der Großen erblickte, nahm er ihn fest und führte ihn zum Herzog, und über die Sache befragt, widersprach er in nichts der Aussage seiner Gefährten; er wurde daher mit einer Kette gefesselt und dem Hofmeier 2) des Herzogs zur Bewachung übergeben, In der darauffolgenden Woche aber, am 30. Juni, wurde Bracizlaus geblendet. Am 8. October dieses Jahres sah man einen Augenblick lang, nämlich gegen Sonnenuntergang, eine Erscheinung wie eine Schlange durch ganz Böhmen und andere Orte fliegen. Darauf wurde von Einigen in der Morgenstunde ein anderes außerordent- l) Glühendes. — 2) Nach Palacky (a. a. O. Hrr, 18) der nächste nach dem Pfalzgrafen. —