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12 Der Kanonikus von Wyssehrad. ii3v mäßiger und vernünftiger Weise zu besitzen. Einige Edle aus dieser Provinz wollten aber, o Schmerz! vom Satan verblendet, mich ermorden, wie weiland ihre Vorfahren meinen Bruder Bra- cizlaus, den weisesten Herzog, getödtet und auch Suatopluk ohne Grund um's Leben gebracht haben. Warum sie aber mich, der ich nur auf den Nutzen des Vaterlandes und auf euere Ehre bedacht war, verderben wollten, weiß ich nicht, indessen konnten sie es, da mir die göttliche Gnade Beistand leistete, nicht voll bringen. Seht ihr denn nicht, wie groß die Verhärtung und Schlechtigkeit ihres Herzens war? denn gerade diejenigen, welchen ich reichlichere Geschenke und Gnade zugewendet, welche ich vor Andern Werth geschätzt und welchen ich einen ehrenvollen Platz an meiner Seite eingeräumt habe, diese waren in ihrer Bosheit auf ineinen Untergang bedacht. Uebrigens möge es euer Ehren gefallen, sie selbst anzuhören, damit es nicht den Schein gewinnt, als verurtheilte ich sie aus Haß oder Ehrgeiz". Darauf wurden die genannten Söhne des Teufels dem Fürsten und der übrigen Versammlung vorgeführt. Jene nun, welchen von ihren Herrn befohlen war, dem Herzog das Leben zu nehmen, konnten ihre Schandthat nicht leugnen, klagten aber in Allem Miroslaus, den Sohn des Johannes, an, auf dessen Befehl Alles, was sie zu thun vorhatten, hätte geschehen sollen, denn sie waren seine Dienstleute. Miroslaus mußte also vor den Augen des Herzogs erscheinen und es wurde befohlen, daß einer der Großen den Fall untersuchen sollte, ob er nämlich durch seine eigene Bosheit oder durch fremde Eingebung dazu gekommen wäre, ein solches Verbrechen auszudenken, und wer das Haupt dieser Verschwörung wäre. Dieser antwortete aber wie folgt: „Gütigster Fürst, ich kann keineswegs das schwere Verbrechen leugnen, welches ich zu meinem größten Unglück im Sinn gehabt habe, aber ich will in euerer und der übrigen Versammelten Gegenwart Alles angeben. Vor einiger Zeit hat mich nämlich einer von Bracizlaus' Rittern, Namens Bolesa, dreimal aufgesucht, um mich zu diesem Verbrechen