1130. 11 Herzog Sobezlaus des Gebetes halber in die Hauptstadt Prag. Er-hatte die Schuhe abgelegt und andere Kleider i) angezogen, wie der König von Ninive, und wurde bei seinem Einzuge von Allen mit außerordentlichen jEhren- und Freudenbezeugungen empfangen, indem sie, mit Recht über seine Rettung jubelnd, den englischen Lobgesang anstimmten und mit den Glocken läuteten. Nachdem er daselbst sein Gebet verrichtet hatte, kam er auf den Wissegrad und wurde hier von den Kanonikern seines Vaters, des Königs Wratizlaus, mit unbeschreiblicher Freude ausgenom men. Gleichwie aber die Bienen sich um ihre Königin und Mutter zu sammeln pflegen, so kamen des anderen Tages die Großen Böhmens, als sie erfahren, daß ihr Fürst so großer Ge fahr entronnen, auf die höher gelegene Burg des Wissegrad und als sie ihn daselbst fanden, freuten sie sich seines Wohlseins, wie eine Mutter sich ihres einzigen Sohnes freut. Am darauf folgenden Tage versammelte Herzog Sobezlaus die Edlen und die Gemeinen und auch die Prager Domherrn in seiner Pfalz auf dem Wissegrad; auch wir 2) waren zugegen. Bei dieser Ver sammlung war eine große Menge vou Männern, beinahe drei tausend anwesend. Der Fürst der Böhmen selbst stand in unser aller Mitte, und wie ein Sohn, der seinen Vater ob all' seines Ungehorsams um Verzeihung bittet, erhob er seine Stimme und sprach unter Thränen: „O ihr Großen Böhmens, Schilde des böhmischen Landes! ich will mich nicht selbst loben und überheben, aber ich spreche die Wahrheit: so oft ich flüchtig war, ist es mir überall gut gegangen und habe ich alles Nothwendige zur Ge nüge gehabt. Jetzt aber sage ich euch weinend, daß ich bei Leb zeiten meines Bruders und Herzogs Wladizlaus weder durch Krieg noch durch eine andere Gewaltthat dieses Herzogthum und diese Würde erlangt habe, sondern durch die Barmherzigkeit Gottes und durch meines noch lebenden Bruders und euer Aller Wahl, und aus diesem Rechtsgrunde glaube ich, dasselbe recht- >) Bnßkleider. — 2) Die Kanoniker von Wyss-Hrad. >IS0