10 Der Kanonikus von Wyssehrad. ns» mir nach dem Leben streben. Bringet sie, wie ihr mir soeben versprochen habt, ungestraft vor meinen Thron, damit wir sowohl in Betreff des offenbaren wie auch des nur vermutheten Verraths die Wahrheit besser und klarer erkennen können." Einer der selben wurde mit einem beinahe zwei Ellen langen Speer und einem vergifteten Dolch ergriffen, der andere aber entkam durch die Flucht. Darauf rief Herzog Sobezlaus, gleich Salomo durch göttliche Barmherzigkeit erleuchtet, einige seiner Jäger herbei und sprach zu ihnen, indem er die eigentliche Wahrheit verheimlichte: „Einem meiner Waffenträger wurde ein Mantelsack gestohlen, laßt also Spürhunde los, damit sie die Spur des Diebs ver folgen". Jene machten sich, den Befehl des Herrn in Ehren haltend, schnell auf, nahmen ihn in einem Dorfe fest und brach ten ihn, der ein vergiftetes Schwert hatte, gebunden zum Herzog. Dieser sprach die verruchten Mörder in Gegenwart der böhmischen Großen wie folgt an: „Warum und auf wessen Befehl habt ihr ein so großes und schweres Verbrechen begehen wollen? Wessen Leute seid ihr?" Die Söhne der Bosheit konnten ihren ab scheulichen Anschlag nicht leugnen, und so gab sich denn der eine als einen Mann des Miroslaus, Sohnes des Grafen Johannes, der andere als einen solchen Strezimirs, seines jüngeren Bruders, an. Diese Worte waren aber nur der Eingang zu der verfluch ten' Rede : „O guter und barmherziger Fürst, wenn du den Grund und Hergang zu wissen verlangst, so verhält sich die Sache nach Entfernung jeglichen Lügengewebes also: Miroslaus hat uns Unglückliche geschickt, um deinem ruhmvollen Leben ein Ende zu machen". Miroslaus aber, der sich bei der Reisegesellschaft be fand, wurde mit harten Banden belegt, wogegen Strezimir nach dem Rathe seines Bruders unter dein Vorwände, seine Mutter läge schwer krank, vom Herzog die Erlaubniß erbeten hatte, den Zug zu verlaßen und nach Hause zu gehen. Derselbe wurde in einem Dorfe gleichfalls verhaftet und beide Brüder auf den Wifsegrad gebracht. Nachdem dies geschehen war, begab sich