218 Jahrbücher von Prag III. Gelehrten nur mißfallen und Manchem auch Langeweile verur sachen würde, so kurz als möglich auseinandersetzen, wobei ich aber bemerke, daß der Leser, so oft sich ihm bei dem hier Aus geschriebenen ein Zweifel ergiebt, in dem weiter oben Verzeich nten Aufklärung zu suchen hat, weil dort Alles ausführlicher angeführt ist. i) Nach der geometrischen Einteilung der Erdoberfläche nimmt Asien unter seinem Namen die Hälfte derselben ein, die andere Hälfte Africa und Europa. In Europa liegt Germanien, in dessen nördlichem Theile man Böhmen findet, in welches ein Mann Namens Bohemns mit wenigen Gefährten eingewandert und nach welchem das ganze Land Böhmen genannt sein soll. Dieser Bohemns gründete um den Berg Rzip und zwischen den Flüssen Ohra?) und Wltava^) die ersten Wohnsitze. Später lebte ein gewisser Crochko, der gleichen Stammes war, und zu welchem sowohl die Leute seiner Sippschaft wie auch jene des ganzen Volkes kamen, um Rechtsstreitigkeiten entscheiden zu lassen. Dieser Mann hatte keinen Sohn, aber drei Töchter, welche Wahr sagerinnen waren und deren älteste Kazy, die zweite Tetka und die jüngste Liubussie hieß. Diese Liubussie, obgleich die jüngste, ragte doch durch große Klugheit hervor. Nach ihres Vaters Tod wurde sie vom ganzen Volke in gemeinsamer Berathung zur Richterin erwählt. Zu eben dieser Zeit entstand aber unter dem Volke ein großer Streit, und als man die Klagen vor die Herrin brachte und um raschere Entscheidung bat, soll sie geantwortet haben: („Um ein Urtheil zu sprechen, ist Kenntniß des Falles Vonnöthen, denn ohne solche Kenntniß könnten Unschuldige ver urteilt werden.") Sie konnte also nicht sofort ihrem Begehren genügen. Darauf fing das Volk an, seine Herrin und ihre Urtheilssprüche zu verachten, indem es sagte, jedwede Frau eigne 1) Das Nachstehende bis zu den Worten „lebt und regiert wird" ist mit Aus schluß der eingeklammerten Stellen dem ersten Buche des Cosmas von Prag entnommen. — 2) Der untere Theil der Eger. — 3) Moldau. —