Geschichte des Königs Wenceslaus. 113 verfügte er sich nach dem Rath seiner Getreuen am Freitag den 20. August, um die Zeit der Morgen-Dämmerung zu Fuß auf die Prager Burg, nachdem vorher die gesammte frühere Besatzung entfernt war, wurde am Thore von den Prälaten und dem Klerus in feierlichem Zuge eingeholt und unter Hymnen und Lob gesängen und dem Geläute der großen Glocken der Hauptkirche iu die Kirche geleitet, wobei das Volk und die anwesenden Edlen „Hospodin pomiluy ny"') sangen. Während seines Aufenthaltes auf der Burg bestätigte er dem Herrn Bischof und den Dom herren alle Freiheiten, um welche sie gebeten, und händigte dem Bischof eine mit den königlichen Siegeln versehene Abschrift der Urkunde ein. Der König blieb aber drei Tage auf der Burg und nach dem er Alles nach seinem Gutdünken geordnet hatte, verließ er dieselbe am vierten Tage, welcher der 24. August war, in aller Frühe und nahm seinen Weg nach den Burgen, welche er früher gewöhnlich bewohnt hatte. Als er aber vier Wochen später aus der Tyrow?) genannten Burg verweilte, kam sein Sohn mit einigen Edlen zu ihm, um für sich und seine Getreuen noch weitere Gnaden zu erbitten, wie er es ihm und den Edlen durch mehrere Boten verheißen hatte, wenn sie sich ihm auf der ge nannten Burg stellen würden. Der König aber ergriff die Ge legenheit, welche er sich schon längst ausgedacht hatte, seinen Sohn und einige Edle in der Burg festzunehmen, und, seiner Verheißungen gänzlich uneingedenk, schickte er seinen Sohn zur Bewachung auf eine sehr feste Burg,'') die Edlen des Landes aber schickte er auf die Prager Burg mit dem gemessensten Be fehl, sie paarweise und in Ketten in die einzelnen Kerkerzellen zu werfen. I) „Herr sei uns gnädig, Uebersetzung von Kchric eleison. — 2) T-yrow, kr. Pilsen. — !>) Pfraumberg. — 1249