Geschichte des Königs WenceSlaus. 111 auf die Burg zurück. Des anderen Tages ließ der König den lr-is Thurm an der Brücke und den noch rauchenden Bischosshof, ohne Widerstand zu finden, einnehmen und legte in beide eine starke Besatzung. Darauf berieth er sich mit den Seinigen und indem er den Vertrag, den er mit feinem Sohne und den Edlen des Landes in gutem Glauben abgeschlossen hatte, zum zweitenmale brach, ordnete er sein Heer zur Belagerung der Prager Burg und umstellte sie auf der Ost-, West- und Nordseite mit Kriegern, welche die Belagerung bethätigen und Niemand ein- oder aus- lassen sollten. Auch ließ er schlimme Leute von Jglau kommen, ließ mehrere Belagerungswerkzeuge gegen die Burg aufstellen und befahl den frommen Frauen, ihr Kloster 2) zu verlassen. Einige Edle aber, welche mit ihren Mannen zum Schutz der Burg zurückgelassen waren, widerstanden auf jede mögliche Weise und vertheidigten ihre Mauern wacker mit Bogen und Stein schleudern. Als nun das Fest der Auffahrt der glorreichen Jung frau einfiel, gab der König seinen Rittern und den Bertheidigern der Burg Waffenstillstand, damit keiner seiner Leute oder der Feinde an einem so heiligen Tage irgend ein Ungemach oder eine Verwundung erleiden sollte. Uebrigens wurde keinem Be wohner der Burg gestattet, in die Stadt zu kommen. Die Be lagerten litten also sehr durch Mangel an Wasser, wie an Futter für die Pferde und das Vieh, so zwar, daß wenn die Belagerung sich noch mehrere Tage hingezogen hätte, Menschen, Pferde und Vieh miteinander durch Wasser- und Futtermangel nothwendig zu Grund gegangen wären. Nachdem also das Fest der heiligen Jungfrau in Ruhe und Frieden gefeiert war, hielt der König des anderen Tages sein eigenes Fest, indem er seinen Fürsten geistlichen und weltlichen Standes ein prächtiges Gastmahl gab. An diesem Tage begab er sich in königlichem Schmuck nach der l) Arbeiter in den dortige» Bergwerken, weiche bei der Belagerung behilflich sein Mußten. — 2) Dar Kloster von Sanct Georg, welches bei den B-lagerungsarb-iten im Wege stand. —