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108 Die Fortsetzungen der Prager Domherren. I24S Zu seiner Zeit wurden auch in Prag viele Häuser für Ordensgeistliche errichtet, nämlich das der Predigermönche i) zum heiligen Clemens, der Minderbrüder 2) zum heiligen Jacob, der armen Schwestern 2) zum heiligen Franciscus, der Templer zum heiligen Laurentius, der Hospitaliter oder Sternritter 4) zum hei ligen Petrus im deutschen Viertel, und noch mehrere Häuser derselben Orden, welche mit Erlaubniß des vorgenannten Königs im böhmischen Reiche errichtet wurden. Im Jahre der göttlichen Menschwerdung 1 249, dem zwan zigsten Regierungsjahre des Königs Wenceslaus, am 31. Juli, nahmen die Edlen und Großen Böhmens den Sohn des Königs, Namens Premisl, als ihren Herzog oder König an 5) und leiste ten ihm auf der Prager Burg den Eid der Treue, ohne daß sein Vater das Mindeste davon wußte. Als er es erfuhr, war es ihm sehr schmerzlich, aber in seiner angeborenen Verschlossen heit ließ er sich nichts anmerken. Im einundzwanzigsten Jahre seiner Regierung kam er aber mit einem zahlreichen Heere Böh men, Oesterreicher und Ungarn nach Böhmen und lagerte sich am 13. Februar s) bei der Burg Wissegrad. Acht Tage darnach brach er wieder auf und überschritt unterhalb des Dorfes Buben mit seinem ganzen Heere ungehindert die Moldau, und als er zu dem Kloster auf dem Berge Syon kam, blieb er einige Tage daselbst, während das Heer um den Berg herum, jenseits des selben und im Kloster Brzewnow lag. Von hier zog er am sechsten Tage vor die Stadt Satec und unterwarf sie ohne Schwert streich, viele Orte aber suchte er mit Brand und Plünderung 1) Dominicaner. — 2) Franciscaner. — 3) Clarissinnen. — 4) Kreuz herren mit dem rothen Stern. — 5) Die unten folgenden Jahrbücher von Prag und Heinrich von Heimburg berichten den Aufstand, wie es richtig ist, zum Jahre 1218. Die Gründe desselben sind nicht genugsam bekannt, immerhin dürfte aber der Umstand, daß König Wenceslaus auf Seiten des Papstes Jnnocenz stand, der größere Theil des böh mischen Adels aber auf jener des abgesehen Kaisers Friderich, wie aus einem Briefe des Papstes vom 5. Mai 1248 ersichtlich wird, nicht ohne Einwirkung geblieben sein. (Vergl. Palacky a. a. O. Ha, 130.) — 0) 1249. — 7) Sie wird hier und in der Folge immer Wltawa genannt, wofür in der UeVersetzung der gewöhnliche Name vor gezogen wurde. —