Volltext Seite (XML)
3«. Iahrg Dienstag, 8. Januar 1937 SchilfUeUunz: Diesdin-A., Poll«,ft,. l7, 8«,nras 70711 »klOt» Aetchlftspell«, Druck und Verla«: Termanla vuchdruck«r«I «. Verla« LH. «. D. VNnkek, Pollerstroz« 17. 8«r,r»1 »lvl». Postscheck: vr. IN». Sank: Stadtbank Diroix» vr. X7«7 Im Fall« »an HSHere, Eewatt, «erbot, «tnInNnd«, «etlled» stSrunzc« hat der Bezieher »der tv-rbunglretdend« letn« «» spräche, fall, dl« gellun« In beschrSnklem Umlon««, )«rsp»t«l oder »ich: erschein! !> r i ü l I u n a » o r t IN D I « , d « ». Erscheint ft mal «rchentllch. vionalllcher Bezug,pr«I, durch Trüge« «inschl. >V Pf«, ftp». « Ps«. Trüg«,loh« 1.70; durch dl« Post 1.71 «lnschllehllch P»stllberwelsungog«bllhr, »uziigllch U Ps«. P«st.veft«ll,ekd. Slnplnumm«, 10 Ps«., Sonn. » gestlagrnumm«, AI Ps«. stlbb,st«llungen mllsten splltesten, «In« woch« vor «»lauf der Bezug,z«ll schrlsillch ftelm Verlag «lngegangen sek«. Unser» Drift«, dllrj«» kein« Abbestellung«, enigegrnnthm««. veilageort Dreode», Anzeigenpreis«: dl« lspaltig« » mm breit« geil« I Pi» i sllr Aamilienanzelgen ft Ps« gllr Plahwllnsch« »nne« »l, t*In« iftewlhr leiste» - Nummer 3 SächUche volksMuns Waffenstillstand im Mittelmeer Wortlaut des Abkommens London-Rom Gegenseitige Vekrästigung des status quo im Mtttelmeer London, 4. Inn. Die amtliche Milteilmig der britischen und der italie« Nischen Regierung über den Abschluß des M > t t e l in e e r n d - kommens lnulct wie folgt: folgendes ist der Wortlnut der in Rom nm 2. Innnnr vom italienischen Außenminister und dritischen Botschnsler unter' .zeichneten Erklärung. die Zusicherungen in bezug nu dns Mitlrlmeer betrisst: Die britische Negierung und die Itnlienische Regiernug: Geleitet von dem Wunsch, tm Interesse des allgemeinen Friedens und der Sicherbeit im wachsenden Mnfze zur Besse« rung der Beziehungen zwischen sich und zwischen allen Mittel« nicermnchten beizutrngen. und entschlossen, die Rechte und In teressen dieser Marble zu achten, erkennen nn, das, die Ire! bei« der Einfahrt In das, der Ausfahrt aus und der Durchfahrt durch das Mittel in eer ein lebenswichtiges Interesse sowohl für die verschiedenen Teile des B r i t i s che n R e 1 ch c s als auch siir Italien darstellt, und das; diese Interessen in keiner Weise unvereinbar sind, lehnen jedes Bestreben ab, den Status quo abzuändern oder, soweit sie selbst betrossen sind, diesen nbgeöndert zu srhen, insoweit sich dieser auf die nationale Oberhoheit über Gebiete tm Bereich des Mittelmeeres bezieht, verpflichten sich, die gegenseitigen Rechte und Interessen in dem genannten Gebiet zu achten: verpflichten sich, ihr Bestes zu tun, nm alle Betätigung zu entmutigen, die zu einer Schädigung der guten 'Beziehungen führen könnte, die durch die gegenwärtige Erklärung befestigt (konsolidiert) werden sollen. Diese Erklärung ist dazu bestimmt, die Friedenszicle zu fördern und richtet sich gegen keine andere Macht. Neuer Gewaltakt gegen deutschen Dampfer Der deutsche Dampfer ^plulo" von roten spanischen Fischdampsern anqehalten und beschossen Berlin, 4. Ian. Nach am Sonntag eingegangenen Nachrichten Ist eine weitere Verletzung deutschen Hohettsrechtes durch rote spanische Newasf/.rungsfahrzeuge an der spanischen Nordküste festgestellt worden. Der Kapitän des Dampfers „Pluto" meldet, datz das Schiff am 20. Dezember 2l Seemeilen nördlich von Bilbao von 2 grotzen roten Fischdampfern durch Beschiessung an« gehalten worden Ist und zwei Stunden zur Kursände rung auf Bilbao gezwungen wurde. Hieraus geht hervor, datz die roten Machthaber In Spanien schon seit längerer Zeit Ihren Seestreitkrästen Weisung er teilt haben, gegen deutsche Handelsschiffe vorzu gehen, und zwar offenbar auch dann, wenn sie sich weit autzer- halb der spanischen tzoheitsgewässer befinden. Die» bestätigt ferner, datz der deutsche Damoser „Palo s" gleichfalls weit au- tzcrhalb der spanischen Hoheitsgrenz« aufgebracht worden ist, was von den roten Machthabern bekanntlich abgcleugnet wird. Wie sie lügen! Unglaublich« Verdrehungskunststürke der „Libertö". Berlin, 4. Ian. Die französische Zeitung „Libertö" hat sich einen geradezu unglaublichen Fall böswilliger Berichterstattung und wissent licher Falschmeldung geleistet. Sie gibt in ihrer Sonnabend ausgabe im Fettdruck folgendes angebliches Zitat aus der Ber liner Börsenzeitung wieder: „Es ist eine Schande, mit ansehen zu müssen, wie in Spa nien ein Thälmann-Bataillon, das sich aus deutschen Emigran ten zusammensetzt, gegen Soldaten der Reichswehr kämpft". Tatsächlich hat ein solcher Satz nie in der Börsenzeitung gestanden. - Die „Liberte" knüpft nn obiges Folschzitnt einen gehässigen Kommentar, in dem es u. a. heißt: „Schau, schau, bisher sprach man vorsichtigerweise van deutschen Freiwilligen in Uniform, die Franco zu Hilfe geschickt werden. Der Schleier ist gelüftet. Diejenigen, die noch zweifeln, brauchen sich nur nach zu ver neigen. Die Reichswehr ist offiziell in Spanien vertreten " Bon der Berliner Börsenzeitung ist. wie bereits gesagt, und wie sich unschwer von jedem gutwilligen Leser feststell n läszt. nie ein derartiger Satz veröffentlicht worden. Lediglich zweimal war bisher in der Börsenzeitung von dem „Thäl- maun-Bataitlan" die Rede, und zwar beide Male in dem Leit artikel der Nummer l>00 vom '20. Dezember UR«! unter der Ueberschrift „Die spanische Frage". Die Reichswehr bezw die deutsche Wehrmacht ist selhstaerständlich von der 'Börsenzeitung niemals in irgend einem Zusammenhang mit der Tpaniensrage genannt worden. Um es vor Jedermann deutlich klarzultelleu. in welchem Zusammenhang von dem „Thälmann BMaiil-m" die Rede war. veröffentlichen wir nachstehend die beiden Sätze des obenge nannten Artikels, die sich darauf beziehen: „Die ..Internationale Brigade", das „Bataillon Thälmann", die hei Iran und San Sebastian geschlagenen roten Milizen sind nicht durch die Lust an die Madrider Front gekommen, sondern im grenzen ganzen mit Hilfe französischer Durchreisevisen". — Und an anderer Stelle hcitzt es: „Wo ein „Bataillon Thälmann" mit Waisen in der Hand auftritt, wo die ganze Saaremigration auftaucht und Spanien als Ausfallstellung gegen das nationalsozialistische Deutschland auszubaucn versucht, ivo schlichlich handgreifliche Ucbergriffe gegen Leben und Eigentum deutscher Staatsbürger begangen werden, da bat das. Reich legitime Interessen zu schützen, denn diesen Elementen geht es in Svanien ebensowenig um Spanien wie an der Saar um die Saar". TschanMueliang von der Nankinger Regienm- degnadigt Nanking, 4. Ian. Die Nankinger Zentralregierung ha« beschlossen, T s ch a n g h j u c l i a n g, der von einem Sonderkriegsgericht zu 10 Jahre» Gefängnis verurteilt worden war. zu begna digen. Leben der meisten vordem in Spanien lebenden Deutschen in Sicherheit gebracht worden wäre. Auedde ist nach Durchführung eines S ch e i n p r o z e s s e s ermordet worden. Solche Schcinprozesse nach Moskauer Mu ster sind'ein starker Beweis dafür, wer heute im roten Spanütk tatsächlich die Regierungsgewalt ausübt. Diese Terrorherr schast bemassneter Boischewisten-Banden kann in keiner Weise mehr als eine Form staatlicher Ordnung angesehen werden. Wie der „Petit Parisien" mitteilt, wird der rote spanische General Martinez Monje wegen der andauernden Nieder lagen der roten Streitkräfte in dem von ihm befehligten Ab schnitt vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Der Fall Guedde erweist aufs neue, datz das Leben Deutscher tm roten Spanten heute vogelfrei ist. Erfreulicherweise hat ja die Mehrzahl der vordem in Spanien lebenden Deutschen rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden können. Dns ivar durch die Entsendung der deutschen Kriegs schiffe möglich, deren Fahrt von gewissen Teilen der au»län- vischn Presse so böswillig kommentiert worden ist. Wie nötig die Entsendung dieser Kriegsschisse war, zeigt die Erschietzung Gueddes auso neue. 'Man erinnert sich, datz schon bei Beginn des bolschewistischen Terrors in Spanien drei Deutsche in Kata lonien wurden. Die Zahl dieser Mordtaten wäre zweifellos viel grötzer geworden, wenn nicht rechtzeitig da» Ein Reichsdeutscher in Bilbao erschossen Gin neuer Llebergriff der roten Machthaber in Aordfpanlen Salamanca, 4. Ian. Erst jetzt wird aus zuverlässiger Quelle bekannt, datz Ende November der Reichsdeutsche Lothar Guedde von den roten Machthabern in Bilbao in einem Scheinverfahren zum Tode verurteilt und erschossen wurde. Begründet wurde d ese unge heuerliche Maßnahme damit, datz Guedde der Organi ation der spanischen galange angehört habe. Rach Berichten von Augen zeugen ging der Deutsch« heldenhaft in den Tod. Bei der Er- schietzung erhob er den rechten Arm zum Deutschen Grutz und rief: „Heil Hitler! Es lebe Deutschlandl Es lebe Spanien!" Die Erschietzung kann nur als seiger Mord bezeichnet werden. Das Gentleman-Agreement Die englisch-italienischen Verhandlungen, die seit dem bekannten Interview Mussolinis in der „Daily Mail" nach einem gewissen Zögern begonnen wurden und auf eine Neuregelung des italienisch engNschen Verhält nisses in Mittelmeer abzielten, haben am Sonnabend zur Unterzeichnung eines Gentleman-Agreements ge führt. wie es non Mussolini seinerzeit umrissen worden war. Damit hat ein Problem seine Lösung gefunden, das seit dem abessinischen Krieg wie ein Schatten über den englisch-italienischen Beziehungen lag. Die im Palazzo Chigi zwischen Auszenminister Ciano und dem Botschafter Drummond ausgetauschten Schrift stücke enthalten gegenseitige Zusicherungen der beiden Negierungen hinsichtlich des Mittelmeerbeckens.- Vor ihrer Unterzeichnung wurden zwischen Eiano und Drum mond Noten ausgelauscht, in denen Italien versichert, datz es die Integrität Spaniens und seiner Mit te l m e e r i n se l n anerkennt. Aus dem Wortlaut des Abkommens geht hervor, das; England und Italien die Unantastbarkeit ihres gegenwärtigen Besitzstandes und die Lebenswichtigkeit ihrer Interessen im Mittelmeer aner kennen. Die'Freiheit der Schiffahrt im Mittel- meer wird gleichfalls non beiden Machten garantiert. So werden die Interessen des neugegründeten italieni schen Imperiums und die des englischen Weltreiches ab gegrenzt und sozusagen parallel geschaltet. Das Abkom men steht gewissermaßen unter dem Motto „Solidarität der Imperien", es soll zu einer Zusammenarbeit der bei den Nationen führen, gegen b'-nen dritten Staat ge richtet sein, und es enthält ais Verpflichtung, in Zukunft alles auszuschalten, was das nunmehr in Formeln ge brachte Verhältnis stören könnte. Diese gegenseitige Bekr itigung des status guo im Mittelmeer stellt gewissermaszen einen Waf fenstillstand zwischen London und Nom aar, der eine Periode der Feindseligkeit abschließen soll, aie der cches- sinische Krieg in beiden Ländern ausaelöit hatte. England hatte damals die Maschinerie des Völkerbundes in Gang zu setzen versucht und einen wirtschaftlichen Belagerungs zustand gegen.Italien vom Zaune gebrochen, aus dem das saschist'che Italien aber schließlich als Sieger hervorging. Auch die größte englische Floktenkonzentration m Mittel meer und die englischen Beistandsabkommen mit den übri gen Miktelmeermächten konnten die Machiverschiebung in Ostafrika zugunsten Italiens nicht aufhallen, geschweige denn hinausschiebcn. England verlor, und Nom hatte den Naum und die Bewegungsfreiheit errungen, die für ein Imperium not wendig sind. England hat aus der neuen Lage dann bald die Konsequenzen gezogen und sich verhältnismäßig rasch bereitgefunden, sich die „Lebensader des Empire" garan tieren zu lassen von einem Partner, den es damit zu gleich als gleichberechtigt im Mittelmeerraume anerkann te. Nach der Unterzeichnung dieses englisch-italienischen Uebereinkommens ist es wohl keine Frage mehr, Satz England in kurzer Zeit die Annexion Abessiniens durch Italien de sure anerkennt. Dann wäre ein weiteres Hin dernis für eine italienisch-englische Erwarmung wegge räumt. Die italienische Presse, die das Gentleman-Agree ment als neues Verdienst Mussolinis freudig begrüßt — ohne deshalb überschwenglich zu werden — betont, daß es vor allem auf den Geist ankomme, in dem man in Zukunft die in dem neuen Uebereinkommen niedergeleg ten Zusicherungen auslegt und einhält. Und das ist zwei fellos ein wesentlicher Punkt. Von der Haltung, die man in Rom und in London in Zukunft einnimmt, wird es ab hängen, ob aus dem jetzt abgeschlossenen Waffenstillstand ein wahrhafter Friedensschluh wird. Bon Deutschland wird die Bereinigung der engliscl)- italienischen Beziehungen im Mittelmeer aufrichtig be grüßt als ein Beitrag zur Entspannung der europäischen Lage überhaupt. Eine englisch-italienische Annäherung entspricht durciMis den Grundlinien der Politik des Deut schen Reiches. Datz das Gentleman-Agreement nicht im geringsten die deutsch-italienische Freund- schaf t und Zusammenarebit beeinträchtigt, wird von der italienischen Presse mit besonderem 'Nachdruck hervorge hoben. Einmütig erklären die italienischen Blätter, datz das neue Abkommen nichts an der Tatsache ändere, datz das Wort Mussolinis von der „Achse Rom —Berlin^ das Grundprinzip der italienischen Außenpolitik bleibt.