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Nr. 23. — 28. 1. 37. Sächsische Volkszeitung Seite S l i^r» Ist kor t 8. Fortsetzung. Die Schauspielerin begleitet» mich an die Tür. „Sie benehmen sich sehr nett zu mir", sagte sie, und ich merkte vlötzlich am Klang ihrer Stimme, daß sie doch noch nicht so ruhig war, als es den Anschein gehabt hatte. „Sie sind gut zu mir. So wenig Menschen können wirklich gütig sein." Sie hatte warm und mit stiebendem Gefühl gesprochen: ihr« Worte bedeuteten in ihrer lleberschwenglichkeit ein» Verlegenheit für mich. Wortlos beugt» ich mich über ihr» Hand und küßte sir zum Abschied. Aber sie griff plötzlich nach meinem Arm und hielt mich krampfhaft fest. Ich fühlte ihr» Finger beinah« schmerz haft in meinem Fleisch. Ihre Augen blickten mich verzweifelt an — flehend, wie di« eine« verwundeten Tiere«, da, um jein Leb»n bettelt. „Falk", stieh sie angstvoll hervor, „ich werde in der nächsten Zett vielleicht sehr unglücklich sein — wollen Sie mir betstehen, wollen Sie mir helfen?" Ich war so überrascht, daß ich im ersten Augenblick nicht in der Lag« war, etwa» zu sagen. Al, ich endlich sprechen konnte, bitz sie die Zähne zusammen, um nicht weinen zu müssen, schüttelt» trostlos den Kopf und schloß unvermittelt die Tür. Ach sollte nicht fragen. Langsam stieg ich die Treppe hinab. Zu den Rätseln des Tages kam nun noch dieses: Lisa Harnotk — und ich mutz sagen, daß es dasjenige schien, welches mich am meisten bedrückte. Ich war der Schauspielerin in dieser Stunde in dem alten, nächtlichen Wohnzimmer nähergekommen als in den langen Monaten, die ich sie nun schon kannte, und ihr« Sorgen bedrückten mich mit einem Male mehr als all, meine eigenen. Auf der Straße stand ich eine kleine Sekunde lang un schlüssig. Noch einen Blick warf ich hinauf nach dem ein samen Nachtauge ihres Fensters, dann wanderte ich zu Karl Braumilllers Haus zurück und holte meinen Wagen au» der Einfahrt, in der ich ihn hatte stehenlassen. Für kurze Zeit kam mir aus einem gewissen Verufsinteresse heraus der Gedanke, noch bei der Zeitung vorzufahren und dem Nachtschriftleiter von dem geheimnisvollen Mord Mit teilung zu machen. Da jedoch meine Freund« so stark in den Fall verwickelt waren, hielt mich eine erklärliche Scheu davon ab. Schließlich war ich nicht Angestellter meiner Zeitung, sondern freier Schriftsteller und schrieb mein» Theater« und Konzertkritiken nur au» Liebe zur Sache. Ach fuhr nach Hause. Den ganzen Weg dacht« Ich weniger an die furchtbar« Tat, die uns alle mitgenommen und erschreckt hatte, als an den seltsamen, mir völlig unerklärlichen Eestihlsaus- bruch der schlanken, sonst so ruhigen Lisa Harnolh, ... . Am nächsten Morgen weckte mich das anhaltende Läu ten des Fernsprechers bereits gegen acht Uhr. Eine blei erne Müdigkeit lag auf mir, denn es war immerhin drei geworden, bis ich in das Bett kam, und auch dann hatte ich lange nicht einschlafen können. Franz Braumüller befand sich am Apparat. Sein» Stimme klang besorgt und kummervoll. Ich war überzeugt, daß er die Nacht keinen Schlaf gefunden hatte. „Ach bitte zu entschuldigen" sagte er betrübt, „aber ich brauche so notwendig jemanden, der mir hilft. Wenn es Ihnen mög lich wäre, sich einen Tag für m ch freizumachen, nähmen Sie mir eine Last vom Herzen." Ich sagte sofort zu. „Zwei Sachen sind vor allem seltsam", redete der Alte weiter, und nun erkannte man den Kriminalisten in ihm. „warum kam Engmar Sollich hierher, und wie gelang es ihm, Eintritt in die Wohnung meines Sohnes zu erhalten? Ich habe heute morgen sofort um Urlaub nachgesucht und ihn erhalten — nun heißt es arbeiten, denn Tamm ist zwar ein guter Polizist, aber er klebt am einmal Er kannten. Er hat sich — wider seinen Willen — kn einen Gedanken verrannt, und wenn er dazu kommt, die Schluß folgerungen zu ziehen, wird er von der Schuld Karls über zeugt jein. Das Ist natürlich Wahnsinn, aber er dürfte seine Beobachtungen so folgerichtig gruppieren, daß eine Verhaftung unausbleiblich ist. Das möchte ich meinem Jungen ersparen. Sie pflichten mir bei?" „Es gibt nichts Unsinnigeres, als Karl mit der Sache irgendwie in Verbindung zu bringen, und wenn ich Helsen kann, stehe ich mit allen Kräften zur Verfügung", erwiderte ich. „was soll zunächst getan werden?" „Ich möchte Klarheit darüber schaffen, warum Sollich herkam", entgegnete er, „das bringt uns sicher einen Schritt weiter. Vielleicht erfahren wir auf diesem Wege den Grund für die Tat — wenn wir diesen erst einmal haben, ist das Weitere nicht mehr schwer. Wollen Sie mit mir nach Breslau fahren?" Ich stimmte zu. Meine Wirtschafterin war schnell benachrichtigt, und eine Stunde später befand ich mich auf dem Bahnhöfe. Die schreckliche Nacht hatte geradezu verheerende Spuren in das Gesicht des Alten gelegt: er sah hinfällig aus wie ein Greis. Was frisch wie immer schien, war das Auge — es zeigte Kampfeslust und den unerschütterlichen Willen zum Sieg.. Ehe wir nach dem Bahnsteig, gingen, kaufte ich einige Bkilinen und schickte sie mit wenigen ermunternden Zeilen an Lisa Harnoth. Es schien mir, sie würde Mitgefühl und Freundschaft nötig haben. Der Zug flog durch die waldreiche Landschaft und hielt nur an wenigen Stationen: wir saßen einander schwei gend gegenüber, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Der Alte schien krampfhaft nach einer Lösung zu suchen, und ich mußte immer und immer wieder an die Äbschiedsworte der Schauspielerin denken, die mir von Minute zu Minute unheilvoller erschienen. Wir kamen gegen Mittag in Breslau an und nah men sofort vom Bahnhof aus eine Taxe, um nach Engmars Wohnung zu fahren, deren Lage Vraumüller von seiner Schwiegertochter erfragt hatte. Der junge Student schien das Freie zu lieben, denn er wohnte ziemlich weit draußen in einem erst in der letzten Zeit entstandenen stedlungs- artigen Vororte. Von der Wirtin brachten wir in Erfahrung, daß Engmar am gestrigen Morgen ein Telegramm erhalten hatte und daraufhin verreist war. Er gab weder an, wo hin er fuhr, noch sprach er von dem Inhalt der Depesche, als er der Wirtin erklärte, er werde in zwei Tagen zu rück sein. Wir durchsuchten den Schreibtisch, und als wir dort nichts sanden, auch das ganz« Zimmer des jungen Mannes, ohne von dem Telegramm nur eine Spur zu entdecken. Bet der Leiche war die Depesche nicht gesunden worden — also mußte der Student sie unterwegs vernichtet haben, wenn sie ihm nicht von dem Mörder abgenommen worden war. Die Briefschaften des jungen Mannes, die Vraumüller durchforschte, um vielleicht von hier aus zu einem Anhalts punkt zu kommen, brachten keinerlei Aufklärung. Wir fuhren also zum Telegraphenamt. Nachdem der Alte sich ausgewiesen und den Sach verhalt vorgetragen hatte, bekamen wir eine Abschrift der Depesche, die Sollichs Abreise veranlaßt hatte. Wir lasen sie natürlich sofort, und es war gut, daß sich ein Stuhl in der Nähe befand. Der Alte hielt den Schlag nicht ans. Es dauerte lange, bis er sich soweit erholt hatte, daß wir das Postgebäude verlassen konnten. „Erwarte dich dringend heute abend In bewußter An gelegenheit", stand in dem Telegramm, „Anwesenheit un bedingt erforderlich. Karl." Wir fuhren mit dem nächsten Zuge zurück und sofort auf das Postamt unserer Heimatstadt- „Wenn e» uns gelingt, die Oriainaldepesch» al« Be- weismittel zu erhalten werden wir darlegen können, daß Karl sie nicht aufgegeben hat", sagte der Alte, „und wir sind ein großes Stück vorwärtsgekommen: wir besitzen die Handschrift de» Mörders I" Aber auch hier wartete unter eine große Enttäuschung. Das Telegramm war durch den Fernsprecher aufgegeben worden I Was wir hatten, war die Handschrift der Telepho nistin und die Anschlußnummer dessen, der da» Tele gramm durchgesagt hatte. Es war die Nummer von Karl Braumllllers Büro! Ach dachte, mich träje der Schlag. Der Alte nickte bekümmert vor sich hin. „Ich hab« gewußt, daß es schwer sein wird", sagt« er nach einer langen Weile notdürftig gefaßt, „und es wäre verdächtig gewesen, wenn es gleich auf den ersten Anhieb geklappt hatte. Der Mörder hat alles weggeräumt, was am Tatorte überhaupt von den Geschehnissen zeugte. Das seht einen ruhigen, überlegenden Geist und eine außergewöhnliche Klugheit voraus. Daß ein jolcher Mensch nicht durch eine Fernsprech nummer zu fasten ist, hätten wir wissen können. Kommen Sie!" WohiA?" '.Nach dem Büro meines Sohnes. Ich sagte ihm nicht, daß ich Nachforschungen anstellen würde, aber nun glaube ich, daß wir mit ihm sprechen müßen." „Sind Sie der Meinung, daß er das Telegramm tat- sächlich abgesandt hat?" Der Alte schüttelte den Kovs. „Es wäre natürlich möglich — er konnte irgend etwa« mit Engmar zu verhandeln haben, das seine Anwesenheit notwendig machte. Aber dann hätte er uns das gestern mitgeteilt. Daß er unschuldig ist, nehmen wir beide al- feststehend an — warum, in aller Welt, hätte er seine Ver abredung mit dem Studenten verschweigen sollen?" Wir machten uns auf den Weg. Karl Vraumüller besaß in der Stadtmitte zwei große, lichte Büroräume, deren einer ihm als Zeichenraum diente, während in dem anderen eine Schreibkraft saß, die seinen Schriftwechsel erledigte. Er verdiente recht gut und konnte mit den Ergebnissen seiner Tätigkeit zufrieden sein, denn jeine Entwürfe waren ihrer Eigenart wegen besonders zug kräftig und darum ziemlich gefragt. Die junge Dame, die seine Büroarbeiten erlodigte, eine nichtssagende, wenig geistreich« Blondine, kannte ich von verschiedenen früheren Besuchen. Als wir eintraten, stutzte der Alte und zuckte erregt zusammen. Aus dem Zeichens»«! tönten uns Stimme« entgegen. Zwei Männer sprachen miteinander. Der eine war Karl. Die andere Stimme schien Tamms selbst sicherer Baß. „Er hat es sehr eilig", sagte Vraumüller, und neben Sorge um seinen Sohn schwang ehrliche Bewunderung übe, die Tatkraft des anderen in seiner Stimme, „weiß der Teufel, was e, da schon wieder gibt!" Tamm schien ärgerlich, al« wir den Raum betraten, und war sicher durch uns in einer für ihn wichtigen Fest stellung gestört worden. Für Karl bedeutete unser Erschei nen ein« Erlösung, das sah man deutlich an seinem Ge- sichtsausdruck. „Haben Sie die Mittagszeitungen schon gelesen?" fragte der Inspektor brummend. „Gegen Morgen ist dt« Sach» bekanntgeworden, und nun sucht alles nach der, Lösung. Bi» zum Abend werden wir di« üblichen Brief« von mindesten» hundert Leuten bekommen, die alle etwa», gesehen und gehört haben wollen, dann dürfte vor laut«r Spuren nicht mehr viel zu finden sein." ' „Ja", entgegnete der Alte, und ich fürchtete, er würde in feiner EhrliHett sofort von dem Telegramm zu reden beginnen. Der Inspektor bewegte sich in seiner Untersuchung zwangsläufig in einer Linie, die zu Karl hinfllhrte, und die Sache mit der Depesche würde ihn auf dieser Linie vor- wärtstreiben — sehr zum Schaden für meinen Freund. „Wir haben sogar schon so etwas wie einen Tatgrund", redete Tamm grimmig und blickte den jungen Vraumüller abschätzend an, al» wolle er ergründen, wie weit er ihm trauen dürfe, „der Tote ist vor ganz kurzer Zeit in ein» Lebensversicherung eingekauft worden." Der Alte fuhr betroffen hoch. „Wieviel?" stieb er aufgeregt hervor (Fortsetzung 'w.u.l Lragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige Leute Dreimal „Othello" F. v. B. in D. — „In der Sonntagsbeilage erzählen Sie eine Anekdote, auf welch seltsame Weise die Musik von Ros sinis „Othello" zustandegekommen sei. Hat denn auch Rossini «inen „Othello" geschrieben? Ich kenne nur einen „Othello" von Verdi!" — Das klingt ganz nach der Vermutung, als habe der Er zähler jener Anekdote die ehrenwerte Schristleitung ein wenig „aus den Besen geladen". Eine solche Vermutung träfe aber nicht zu. Tatsächlich hat auch Rossini einen „Othello" kompo niert, und zwar lange vor Verdi. 1818, als Rossini seinen Othello schrieb, war Verdi genau drei Jahre alt. Rossinis „Othello" ist im gleichen Jahre entstanden wie sein berühmtestes Werk, „Der Barbier von Sevilla". Obwohl also Rossinis „Othello" einer Zeit blühender Schaffenskraft entstammt, ist er doch neben dem von Verdi vergessen worden. Den Grund dafür sehe ich vor allem darin, daß die Meisterung des Othello-Stoffes, der von tiefstem menschlichen Leid, von irrgefiihrter Liebe und betrogener Treue berichtet, volle Lcbensreife und Erfahrung erfordert. Auch Shakespeare hat ja den „Othello" am Ende seines Schaffen geformt. Rossini aber war, als er seinen „Othello" komponierte, ganze 24 Jahre alt! Verdi wiederum hat erst als 74jähriger (1887) den Othello-Stoss ergriffen; es ist die vorletzte in oer Reihe seiner großen Opern geworden. Seine reife Kunst, die damals von dem kongenialen Textdichter Boito glücklich er gänzt wurde, hat ein solches Meisterwerk geschaffen, daß wir heute, wenn wir oon der Oper „Othello" reden, nur eine »icincn: die von Verdi! Erinnerung an Eduard VN. O. S in L. — „Wir sprachen neulich über die Entwicklung Europas vor dem Kriege und die Rolle, die der englische König Eduard Vll., der Großvater des jetzigen Königs, dabei gespielt hat. Während ich die Ansicht vertrat, Eduard VII. habe in der damaligen Entwicklung eine sehr tätige Rolle gespielt, behaup tete mein Freund, Eduard Vll. sei außenpolitisch wenig interes siert gewesen. Er wollte irgendwo gelesen haben, schon als Princc of Wales sei Eduard nie über außenpolitische Fragen orientiert gewesen." — Deinem Freunde hat sein Gedächtnis einen kleinen Streich gespielt. Allerdings wird in der — sehr umfangreichen — Li teratur über Eduard Vll. verschiedentlich berichtet, er sei wäh rend seiner Zeit als Prince of Wales häufig über wichtige außenpolitische Fragen überhaupt nicht unterrichtet gewesen. Die Ursache dafür war keineswegs mangelndes Interesse, son dern im Gegenteil eine gewisse Besorgnis seiner Mutter, der Königin Viktoria, und ihrer Minister vor dem allzugroßen In teresse des Prinzen. Diese Zurückhaltung hat der Prinz ost als schmerzlich empfunden und sich darüber Freunden gegenüber geäußert. Eduard VII. ist erst als üvjähriger zur Regierung ge kommen; die politische Aktivität aber, die er dann entfaltete, war trotzdem eine außerordentliche. Seine Reisen, sein per sönliches Geschick in der Behandlung der maßgebenden Männer hat viel dazu beigetragen, die europäische Lage vor dem Kriege in ihren Grundzügen zu bestimmen. Nichts wäre verkehrter, als die außenpolitische Aktivität Eduard Vll. zu bezweiseln. Nur selten hat ein englischer Souverän im Rahmen der einmal vorhandenen verfassungsmäßigen Beschränkungen einen so gro ßen Einfluß auf die Außenpolitik des Landes zu nehmen ge wußt wie er. — Die besten Bücher über diesen Herrscher sind wohl: Sir Sidney Lee „Eduard Vll." und I. A. Farrer „Eurck päische Politik unter Eduard VII." Der Junge itzt sein „zweites Frühstück" nicht . .. G. M. in D. — „Mein Junge macht mir Sorge: Er itzt leit einiger Zeit das Frühstiicksbrot nicht mehr, das ich ihm In die Schule mitgcbe. Das wundert mich um so mehr, als er sonst ein folgsamer Junge Ist. Zu Hause hat er beim Frühstück und Mittagsbrot e» auch noch nie an Appetit fehlen lassen. Wie gewöhnt man ihm nur die Unart ab, das Frühstiicksbrot ver trocknen zu lassen?" — Sehr einfach, liebe Mutter: Indem Du Ihm keines mit gibst! Wenn er dann wirklich in der Schule Hunger empfindet, wird er sehr rasch wieder welches verlangen — und es dann auch verzehren! Einen Hnng igen, der aus das Essen vergisst, hat es noch nie gegeben. Auch Dein Junge würde die Butter brote, die Du ihm so fürsorglich zurechtgemacht hast, sicher nicht vertrocknen lassen, wenn er nicht vom ersten Frühstück her noch satt wäre. Darüber solltest Du nicht schelten, sondern Dich freuen. Denn das sogenannte „zweite" Frühstück ist wirklich keine Lebensnotwendigkeit; weder für Erwachsene noch sür Kinder. E» ist viel gesünder, srüh am FrUhstiickstisch ordent lich vorzulegen und dann zu Mittag wieder richtig zu essen, als noch ein drittes Mal dazwischen den Magen zu beladen, Wer sick) so von früh auf gewöhnt, der verdaut viel besser —' und kann In der Zeit zwischen den Mahlzeiten flotter arbeiten. Also spare die bösen Worte, wenn Dein Junge sein Früh« stiicksbrot nicht itzt! Du bringst den Kleinen sonst blotz aus den Gedanken, das Frühstücksbrot — in den Papierkorb in der Schule zu werfen. Jeder Schuldiener kann Dir verraten, daß sehr, sehr viele Kinder diese wirkliche Unart sich angewöhnt haben. An einer solchen Verwüstung der wichtigsten Gabe Got tes wirst Du nicht mithelfen wollen. Wenn also Dein Junge sein Frühstiicksbrot in der Schule nicht itzt, aber bei den Haupt mahlzeiten guten Appetit entwickelt — dann latz ruhig da» Schulfrtthstück fort! Deinem Jungen wird es wohltun. Dir aber sparst Du Aerger und — Geld! „Weisheit aus dem Raucher-Abteil" N. Z. In L. — „Kleine Weisheit aus dem Raucher-Abteil" war die Reklame einer Zigarettenfirma überschrieben, die kürz lich In vielen Zeitschriften und Zeitungen zu sehen war. Eine Zeichnung zeigte auf der einen Seite das Raucher-Abteil mit lauter gutaussehenden Herren, auf der anderen Seite eine Sammlung von besseren Mitzgeburtcn — das sollte das Nicht raucher-Abteil sein. Ueberschreitet eine solche Darstellung nicht etwas den Rahmen des guten Geschmacks?" — Natürlich bist Du Nichtraucher, mein Lieber, und also In Deinem Urteil über eine solche Reklame von vornherein be fangen. Der Himmel bewahre uns vor dem Gedanken, datz aus ber Reklame jeder Einschlag von Humor ausscheiden miitztel Natürlich ist zu jeder möglichen Karikatur ein Urbild in der Wirklichkeit denkbar. Wenn man also auf die Empfindlichkeit aller dieser Urbilder Rücksicht nehmen wollte, müsste man Kari katuren überhaupt aus der Reklame ausschatten. Gewitz war das von Dir getadelte Reklamebild nicht besonders geschmackvoll. Auch die Karikatur muß die Wirklichkeit wenigstens andeuten. Und In Wirklichkeit fahren eben In den Raucher-Abteilen nicht nur kraftstrotzende Riesen und In den Nichtraucher-Abteilen nicht nur Anwärter für ein Rarltäten-Kabinett. Schließlich ist die Zahl der Nichtraucher unter den Sportsleutcn nicht ganz unbeträchtlich. Aber gerade wenn Du Dir bewußt bist, datz eine solche Nichtraucher-Karikatur Dich In keiner Weise trisft, brauchst Du Dich eben einfach nickt getroffen zu fühlen und kannst mit heiterem Lächeln über die kleine Störung zur Tagesordnung übergehen. Humor ist Immer besser als Miesepetrlgkeit. Auch wenn er einmal ein bißchen Uber die Stränge schlägt. Man soll nicht hinter jeder Karikatur eine Bosheit vermuten — auch dann nicht, wenn man eine Karikatur einmal wirklich als danebengelungen betrachten muh ... Marabu.