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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.08.1932
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320824028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932082402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932082402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-24
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
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Nr. 3SS Sette 2 — »Dr«d«r Necheichle»'' — Schwere Ktimole In Brattiien „Die srößte Schlacht SüöamertkaS" Buenos Aires, 24. August. Nach amtlichen Meldungen der brasilianischen Regierung aus Rio de Janeiro haben die brasilianischen RegierungStruppen «inen Sieg über die Auf« ständischen an der südlichen Front von Gao Paulo erfochten. Die Ausständischen zogen sich nach schweren Verlusten über fünfzehn Kilometer zurück. Den Berichten zufolge handelt es sich um dte „grüble Schlacht, die jemals auf fttdameri» kanischem Boden ausgekochten wurde" und an der 10000 Mann beteiligt gewesen seien. Die Schlacht endete nach S7ftkudia«r Dauer mit her Vertreibung der Aufständischen aus ihrem hartnäckig verteidigten, befestigten Gebirgslager bet Biktoriono Carmillo. Eine neue Schlacht wirb bei Eopao Bonito erwartet, wohin sich die Ausständtschen zurückgezogen haben. Reue ünruben tu Rio London, 24. Ang. Nach Meldungen aus Rio de Janeiro sind in der Hauptstadt Brasiliens im Anschluß an eine Anil- kriegskundgebnng Unruhen ausgebrochen, die stellenweise noch andauern. ES mußten Truppen mit Maschinen» ge wehren gegen die Menge eingesetzt werden. Bei den Kämpfen wurden mehrere Personen getötet und viel« ver letzt. Vergleich zwischen Argentinien un- Uruguay Buenos Aires, 24. August. Wie aus Montevideo gemeldet wird, ist mit einer baldigen Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Uruguay und Argentinien zu rechnen. Um eine freundschaftliche Beilegung des Streites mit Argentinien herbeizuftthren, beabsichtigt die uruguauanische Negierung, ihren bisherige» Botschafter in Buenos Aires, Aguirre, sowie den bisherigen Außen minister Blanco, die den Argentiniern am wenigsten ge nehm sind, auf anderen Posten zu beschäftigen. Zu diesem Zweck sollen die urngnananischcn Gesandtschaften in Madrid und Rio de Janeiro zu Botschaften erhoben werben. Lin Einsiedler als KMman-er veriMet Dillenburg, 24. Aug. Eine aufsehenerregende Verhaftung wurde heute von der Landsägerei vorgenommen. Unter dem dringenden Verdacht, bereits seit langem in umfangreichem Maß« Falschmünzerei Letrteben zu Laben, wurde der in Westdeutschland weitbekannte Einsiedler R «tneck, der in einer fchachtartigen Behausung in der Näh« der kleinen Ge meinde Seelbach im -reis« Stegen wohnt, dem Unter suchungsrichter vorgesührt. Dte Landjäger«» konnte tn der Behausung de» Einstedler» umfangreiche» Material vor- finden und beschlagnahmen, da» zur Herstellung von Falsch stücke» benutzt worden ist. J«»Hef»«Here soll sich der Einsiedler mit der Her» stellnng falscher Fünf- und Zweimarkstücke beschäftigt Habe«. E» besteht der bringende verdacht, daß Helfershelfer vor handen sind. Reineck war ein« besonder» bet AuSslüglern bekannte Persönlichkeit, die oft seine Einsiedelei besuchten, deren geheimnisvolle» Innere aber nie «tn fremder Fuß betreten durfte. Er lebt« angeblich von dem verkauf von Ansichtspostkarten und den Almosen, die man ihm für sein Musizieren gab. Retneck trat kürzlich auch vor Li, breit« Oeffentlichkeit, indem er im Westdeutschen Rundfunk auf von ihm selbst verfertigten Musikinstrumenten spielt«. Sein« Darbietungen wurden viel beachtet und damals al» künst lerisch Hochstehend bezeichnet. MkWese fördern Ml» aus »lern» Sauft Kattowitz, 24. Aug. Schon seit Monaten hatten arbeits lose Bergarbeiter zwischen Hohenlohehtttte und JosephSdorf die zutagegetretene Kohle widerrechtlich gefördert und tn den umliegenden Ortschaften verkauft. Dte Polizei hatte den Auftrag erhalten, diese Notschächte zu sperren und den Kohlenverkauf zu unterbinden. Der Betrieb auf diesen Rotschächten Hatte jedoch scho« einen so großen Umfang angenommen, daß die Polizei dagegen machtlos war. Am DienStagnachmtttag kam eS nun zwischen den «tnheimt- schcn und auswärtigen Arbeitslosen bet dem Kohlenabbau zu Meinungsverschiedenheiten und schließlich zu einer Schlägerei. Dte Arbeitslosen gingen mit Schaufeln und Hacken auseinander los. Erst dem herbeigerufenen Ueberfallkommando gelang eS, die streitenden Parteien auSeinanderzubrtngen. Bet der Schlägerei wurde ein Arbeitsloser an der Hand schwer verletzt. Sin anderer wurde tn einen Schacht geworfen und erlitt mehrere Knochen- brüche. Zahlreiche Arbeitslose wurden leicht verlebt. Am heutigen Morgen versuchten einzelne Gruppen der ArbettS- losen, die Förderung der Kohle wieder aufzunehmen. Die Polizei hatte jedoch da» Gelände umstellt und ließ niemanden hinzu. Mir Nachvriiluna der N»iemva-Nr»-eftes München, 24. Aug. Justizrat Dr. Luetgebrune. der Verteidiger der Beuthener Verurteilten, «rklärte heute dem Breslauer Vertreter des „Völkischen Beobachters", ihm seien neue Beweismittel beigebracht morden, die eS not wendig erscheinen ließen, den Poteinpaprozeß im ordent- lichen Gerichtsverfahren n a ch z u p r!i f e n. ES sei ihm gelungen, sestznstellen, -aß der getötete Pietrzuch am Abend des 9. August zwischen U> und 11 Uhr einen SA.- Mann namens Lowka mit zwölk anderen Kommunisten übersallen habe. Ein Begleiter des Uebersallenen sei zum Gastwirt Lachmann geeilt, bei dem da» SA.-Schutzkoin- mando lag, und habe um Hilfe gebeten. Damit erfahre der Sachverhalt ein« völlig neue Beleuchtung. Der Vorsitzende der nationalsozialistischen NeichStagS- fraktton, Dr. Frick, hat dem Reichskanzler v. Papen ge drahtet: „Namens nationalsozialistischer Neichstagösraktion warne ich angesichts 3M ungesühnter marxistischer Mord taten, zuletzt der Ohlauer, vor Vollstreckung Beuthener Todesurteile." Grneute Kundgebungen in Beuchen Bcnthen, 24. August. Vor dem Beuthener Gerichts- gebäude sammelte sich heute gegen mittag eine große Anzahl uniformierter SA.-Leute unter Führung de» Reichstags abgeordneten Heines an, nm den Stabschef der SA-, R ö h m, zu empfangen, der im Auftrage Adolf Hitlers die im Potcmbaer Prozeß verurteilten SA.-Leute besuchte. In wenigen Minuten hatten sich vor dem Gerichtsgebäude auf dem Kaiser-Franz-Joseph-Plah sowie tn den anliegen den Straßen mehrere tausend Personen angesammelt, so daß die Polizei zur Aufrechterhaltung des Straßenverkehrs zwei Hundertschaften einsetzen mußte. Die SA.-Leute riefen „Heraus mit unseren Gefangenen" und sangen national- sozialistische Lieder. — Tie Kundgebungen dauern an. Großfeuer in Basel Basel, 24. August. Ein Grobfeuer, da» seit gestern abend tn den Lagerschuppen und Lagerhäusern aus dem Dreispitz am Rande der Stadt wütet, ist bis heute vormittag noch nicht völlig gelvscht worden. Am schwersten vom Brand betroffen sind die Sperrholzfabrik Braun L Brüning, ein« Schiss- fahrtSagentur und die deutsche Holz, und Kohlenftrma Stro- mener. Heute früh gelang eS, zwei grobe Kassenschränke der Firma Braun L Brüning zu bergen, tn denen sich Bargeld und die Bücher der Firma befanden. Sonderbare EiMllung Lord RvtbermereS London, 24. August. In der „Daily Mail" macht Lord Rothermere die Enthüllung, dab er vor etwa vier Jahren wtederholte und von einflußreicher Seit« stammende Aufforderungen erhalten habe, sich als Kandidat für den ungarischen Thron zur Verfügung zu stellen. Der ungarische politische Schriftsteller Nakosi fei damals eigens nach Schottland gesahren, um ihn zu einer Annahme der Kandidatur zu bewegen. Er habe jedoch abaelehnt, da er es nicht für richtig halte, daß Ungarn «inen aus ländischen Monarchen an der Spitze habe. Schwerer NeckehrSmisall bet Reuimmdrnbura Neubrandenburg, 24. August. Am DienStagnachmtttag ereignete sich auf der Chaussee Neubrandenburg—Neustrelitz ein folgenschwerer VerkehrSunsall, der zwei Menschen das Leben gekostet hat. Der Bauunternehmer Straen aus Burg Stargard stieß mit feinem Motorrad mit einem Ber liner Kraftwagen zusammen. Der Kraftwagen sauste dabet gegen einen Baum. Der Chauffeur des Kraftwagens und der Bauunternehmer Straen wurden tödlich verletzt. Der Filmschauspieler Willi Forst und seine Begleiterin, «ine Wiener Tänzerin, wurden leichter verletzt. rkttttvoch, 2L «AWfi 1«2 Verwen-uns -es Kraftomnibusses zu StveSen -er Schule Zur Erleichterung des Schulbesuches und zur Durchführung von Schulreifen mit gertngen Mitteln hat die A.-G. Kraftverkehr Freistaat Sachsen jetzt folgendes Angebot gemacht, da» eine Herabsetzung der früheren Fahrpreise darstellt. 1. Zur Beförderung von Schülern auf den Staatlichen Krastwagenlinien in den fahrplanmäßig verkehrenden Omni bussen werden ausgegeben: Karten zu 25 Fahrten zum zwölsfachcn einfachen Fahrpreis oder zum sechsfachen Rück- fahrfchetnpreiS; Schülermonatskarten mit 881»*/» Nachlaß von dem ermäßigten Fahrpreis für Erwachsen«? Zwölfer- hefte für Jugendliche zum kechSfachen Gtreckenfahrpr«iS oder zum dreifachen Preis der Rückfahrkarte. 2. Bei Beförderung von Schülern tn Omnibussen nor maler Bauart zu SchukauSslllgen werden im Einvernehmen mit der RetchSpost auf die ermäßigten Tarifsätze für Sonder fahrten noch weiter« 10»/- Ermäßigung gewährt. Hiernach betragen z.B. dte Gebühren für geschlossene Schulausflüge in Sonderomntbussen bi» 100 Kilometer Entfernung bet einer Zeitdauer von über sechs Stunden tn einem Omnibus bl» 10 Sitzplätze pro Kilometer 0,65 NM., bi» 26 Sitzplätze pro Kilometer 0,77 RM., bis »8 Sitzplätze pro Kilometer 0,90 RM. und von 84 und mehr Sitzplätze pro Kilometer 1,94 RM. —* AnS dem Sonsnlatwefe«. Der zum Mexikanischen Wahl-Konsul in Dresden ernannte Guglielmo Baetltert ist tn dieser Eigenschaft anerkannt und zugelassen worden. —* cheiae« 70. v«r»k»s»«a leiert beute varodtrektor i. R. Vern. Hard Gottschal dt, Tittmannstr. Kid. Sr bat sich al« Direktor de» stlldl. Jugendamt«» um dt« Fürsorge sehr verdient gemacht. Auch heut« ist er trotz seine» Aller» noch unermüdltch tn der Wohlfahr«»pflege ehrenamtlich tätig. 0MlichtS uns Sächsisches Vyvirntsche sSdiksbelehnmg NU «o»l Der RetchSauSschuß für hygienische Volks belehr««» hak auf feiner Mitgliederversammlung am 20. Mat 1i«ü in Bad Harzburg einstimmig eine Entschließung über dt« große Be deutung der hygienischen Volksbelehrung gerade in der heutigen schweren Zett angenommen. Diese Entschließung ist den tn Frage kommenden RetchSbehörden und dem Reichstag zur Kenntnisnahme übermittelt worden. In der vom Landesausschuß für hygienische Volksbelehrung mUgetetUe« Entschließung heißt «s u. a.r . „Je eingreifender ein Abbau auf den verschiedenen Ge bieten der öffentlichen Gesundheitsfürsorge sich vollzieht, um so mehr muß dem einzelnen gezeigt werden, was er selbst im Rahmen des Möglichen für die Erhaltung seiner Ge sundheit tun kann. Die Wege dazu zu zeigen, ist die Aufgabe der hygienischen Volksbelehrung. Sie darf heute nicht nur nicht abgebaut, sondern muß noch tntenftver ge staltet werben. Stehen doch Rückgang der Kindersterblich keit, dte Erfolge bet der Tuberkulosc-Bekämpfung, der erfolg reiche Kampf gegen den Alkoholidmus und gegen die Ge- chlechtSkrankheiten in unmittelbarer Beziehung zur Wirk- amkeit der hygienischen Volksbelehrung. Dte im RelchSauS- chuß für hygienische Volksbelehrung zusammengeschlossenen Sehörden, Organisationen, Verbände richten an dte gesetzgeben den Körperschaften, an die maßgebenden behördlichen Stellen im Reich und in den Ländern die Bitte, gerade tn der Heuti- gen schweren Zeit den Ausgaben der hygienischen Volks belehrung auch weiterhin erhöhte Ausmtrksamkett zu schenken.^ Serdermigen des MMchen LehnaewerbtS In Anwesenheit von Vertretern der Landes- und Kommunalbehörben, der Gewerbekammern und politischer Parteien fand in Planitz «ine au» allen Teilen Mittel- und WestsachsenS gut besuchte Kundgebung der Lohn gewerbetreibenden, insbesondere der vogtlänbischen Stickerei, und Wäsche-Jnbustrie und der erzgebirgtschen Strumpf, und Handschuhindnstrie statt. Der LandeSgeschäftS- führer de» ReichSverbandeS de» Deutschen Lohnaewerbe» legt« die außerordentliche wirtschaftliche Notlage beS säch sischen Lohngewerbes und die berufSstänbischen Forderungen de» Lohngewcrbe» bar. Da» Lohngewerbe verlange unter anderem al» Sofortmaßnahmen Freistellung jeglicher Lohn arbeit von der Umsatzsteuer, allgemeinverbindliche Mindest- entgelte, Abschluß von vohngewerbetarifen, gesetzliche Arbeitszeitregelung und unverzügliche Ausnahme umfassen, der öffentlicher Arbeitsbeschaffung zur Wiederbelebung der Warenmärkte. Ferner seien zu fordern ein einheitliche» Lohngewerberecht sowie dte Inangriffnahme einer durch- greifenden Steuerreform, durch die bgS Lohngewerbe von untragbaren Lasten befreit werde. Aus dem Berliner Kunstleben Alte Herren im Kttnstlerhaus — Sin billiger Kunstladen — Die absolut Iuryfreien — Greferath Der Verein Berliner Künstler versammelt ein halbes Dutzend alter Herren tn seinem Haus an der Tier- gartenstrabe. Einige feiern bet dieser Gelegenheit ihren 70. oder 80. Geburtstag: allen aber ist etwa» Liebenswürdige» und schon halb verschollen Unzeitgemäßes gemeinsam, bas dte Ausstellung ebenso sehenswert wie melancholisch macht lmit einziger Ausnahme von Alfred Pfitzner, dessen hellere Tonflächcn bei halbromantischer Stimmung nicht ganz an genehm beranSfalleni. Was diese Künstler eint und in einem sympathischen Sinne altmodisch erscheinen läßt, ist ihr Treue verhältnis zur Natur und zur Atelierroutine zugleich. DaS Abgestorbene wird von getreuen Händen liebevoll konserviert und als fortlebend behandelt. Nicht, dab ein grober Prozent satz von Zeitgenossen darin unentwegt sein Ideal verehrt, macht sie wertvoller. Aber hinter diesen Künstlergruppen steht dte Entwicklung de» 10. Jahrhunderts: in den sechziger bis achtziger Jahren hat ihre Naturanschauung so bedeutende Erscheinungen wie Lelbl, Schuch, Hagemeister, ja noch Diez oder Schönleber hervorgebracht. Der siebzigjährige Curt Aghte ist wohl der Umfassendste und Nobelste in dieser Art Braunmalerei von „malerischen" Motiven, tn denen das Großbürgertum seit 1870 den Sinn seines Naturerlebens sah. W i l h e l m B e ck m a n n f8O Jahre alt) versucht in sttd- lichen Landschaften sich der unumgänglichen Helligkeit anzu nähern; Ernst Henseler, achtzigjährig, vertieft sich in haarfeines Detail; HanS Hartig gehört zu den Romantikern des norddeutschen KleinstabtbildeS. Ein sehr glücklicher Gedanke ist von dem RetchSver» bandbtlbenderKünstlertn Deutschland burchgeführt worden: man hat einen leerstehenden Laben Unter den Linden, Ecke Charlottenstraße, gemietet und verkauft dort Kunstwerke der Mitglieder zu außerordentlich niedrigen Preisen: Graphiken von 5 Mark an, Aquarelle von 25, Oel- gemälde und Kletnskulpturen um 100 und nicht höher al» 2»O Mark. Alle Spesen fallen fort, da die Künstler selbst ab wechselnd als Verkäufer amtieren und Labenmiet« nicht ge zahlt zu werden braucht. Die Folge ist, baß täglich einige Sachen verkauft werden. Nach und nach sollen noch mehr leerstehende Läden tn verschiedenen Stadtteilen gemietet werben. Wenn nun noch bedeutende Künstler sich entschließen könnten, kleinere Arbeiten zu ganz niedrigen Preisen dort auSzvstellen, so würbe der eigentliche Sinn dieser sozialen Maßnahme sich erfüllen: gute Kunst an den Mann zu bringen. Die Iuryfreien haben tn ihrem Hau» am Platz der Republik abermals eine „Allgemeine Unabhängige Aus stellung" eröffnet, b. h. eine juryfret« Schau mit Verlosung der Wandplähe an die Einsender. Dank dieser gewollten Des organisation ist es nicht leicht, die paar Körner auS der ziem lich uferlosen Dtlettantenspreu herauSzusuchen. Unter den Malerinnen bemerkt man vortreffliche Arbeiten von Su sanne Etsendteck, die ihr Niveau hält, Annot, deren Ponybtld eine geniale Leistung von imposanter und ver führerischer KompostttonSlostgkett darstellt, und von Jma Breu sing; als Unbekanntere treten Gerda Ewer- bcck mit Landschaften von interessanter Kletntetltgkett und PaulaGrünfelb auf, deren Mädchen mit Katze in schön empfundenen Farbslächen sich aufbaut. Bet den Malern tritt als Neuerscheinung Joses Steiner auf mit drei aus gezeichneten Halbsiguren tn Gouache von origineller und naiver Farbigkeit, Kallmann mit Männerköpfen von starkem Ausdruck und RicharbHoffmüller.ber Burk hart« Farbenplasttzttät auf Hellem Grunde Wiedererstehen läßt; sonst H. SanbkuhlS klar und eckig gezeichnet« Um risse von Apostelftguren für dte neue Kirche am Hohen- zollernplatz, in Sgraffitotechntk gedacht. Am 18. August feierte der rheinisch« Maler Johann Greferath seinen 60. Geburt-tag, einer der frischesten und modernsten Landschafter der Düsseldorfer, «inst Mitstreiter von Olaf Jernberg, künstlerisch aber stärker und mit Glück von CSzanne beeinflußt, ein Mann, der sich niemals vor drängte und darum im Reich nicht nach Gebühr bekannt wurde, der aber mit seinem rheinischen Temperament und seiner unbekümmerten Lust an bewegter Natur zu den sympathischsten Erscheinungen deutscher Maleret zu rech nen ist. Paul F. Schmidt. Kunst un» Wissenschaft Dte Galzhur-ee Festspiele Dem Festspielbesucher waren in btesen letzten Wochen allerhand Ueberraschungen beschert: Ueber vterzehn schön« Tage ohne Schnürlregen, neben den berühmten Nockerln Salzburg» größte Spezialität, wollen hier viel heißen. „Die Frau ohne Schatten" von Richard Straub, deren Srstaufslihrung mit Wiener und Dresdner Kräften unter Llemen» Krauß in diesen Tagen stattfand, hat von allen Opern «rstaunlicherwetle den bisher stärksten äußeren Erfolg davongetragen. Darüber waren sich mde» all« Kenner einig, daß dieser in erster Linie der großartigen Wiedergabe zu verdanken war. Völker und die Urtuleae al» Kaiser paar, die Rllnger als Amme, Manowarba und Lotte Leh mann als Färberpaar — sede mitwirkenbe Kraft gab ihr Bestes und suchte die Leistungen de» anderen womöglich zu übertresfen. Die Szene leitete Wallerstein; mit Geschick ver stand man sich de» aus Wien entsandten Bühnenrahmrn» zu bedienen. Ein« andere Neuausnahme in die Festspielsolaen betraf Webers .Oberon" in Gustav MahlerS Bearbei tung, die sich in Kürzungen, Umstellungen und Textüber- feilungen auSgewirkt hat und von Bruno Walter, einem liebevollen Sachwalter der glanzvollen Partitur, noch mehr poltert worden ist. Wegen der Bllderbogenhanblung wird da» Werk trotzdem für den siebenden Spielplan schwerlich zu retten sein, am ehesten noch seine gelegentlich« Berücksichti gung bet derartigen Musikfesten verantwortet werben können. Menn man tn Salzburg auch nicht mit allen Ein fällen des Spielleiter» Fran, Ludwig Hörth einverstanden sein konnte, so war doch der Gesamteindruck der Ausführung bank der herrlichen Musik, einzelnen farbig wundervoll be wegten Bildern OSkar Strnad», der von Margarethe Wall mann geleiteten charakteristischen Tänze und nicht zuletzt bank einer vorteilhaften Besetzung der Einzelrollen sehr stark: voran die unvergleichliche Maria Müller al» Rezta, Lotte Schöne als Oberon, Helge RoSwaeng« al» Hüon; au» der Reihe der kürzeren Partien hob sich Maria Levo, tari al» lieblich singendes erste» Meermädchen rühmlich hervor. Derselben künstlerischen Oberleitung untersteht heue» wieder die prächtige Vorführung der »Za über flöte". Fast durchweg ideal besetzt die Hauptrollen mit den Damen Gerhart «Königin der Nacht), Schöne iPamina) und Eisinger (Papagena) und den Herren RoSwaenge fTamtno), Hamme» fPapageno) und Mayr, aber auch mit erlesenen Damen- und Knabenterzetten ldi« Lebotari an der Spitze). Den stärksten Eindruck überhaupt nahm man aber — trotz der immer noch ungebührlichen Verbretterung des Stücke» durch bi« Tänze der Wallmanngruppe — wieder au» der wundervollen Wiedergabe de» Gluckschen .Orpheus" mit fort. Walter vermag für bi« Erhabenheit dieser Musik «tn« bezwingend« innere Schau auszubrtngen und bringt sie in reinster Sttlform -u ergreifender Wirkung. Seinem künstlerischen Willen bienen auf der Bühne in geradezu priesterlicher Weise drei GefangSkräkte von überragendem Können: bi« Onegin al- unvergleichlicher Orpheus, dte Müller al» Wunschbild einer Eurnbtke und die Cebotari al» entzückender Ero». Im übrigen «st da» Bild de» Festspielhauses im Hin blick auf dte Bühnenwerke, mit Ausnahme de» noch zu er- wartenden .Fidelio", der diesmal R. Straub zufallen wirb»
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