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38. Iahrg Nummer 31 Sachflsche volksÄuuns «elcheinl I «al «IXtzenlllch. MonaiNcher vezuzeprel» durch lrlg«, «lnlchl « Pfg »r». 10 Psg. Lrllg«rl»h« 1.70; duich dl« Post 1.7» «l»Ick>UebIich P»lilltenoell»ng«g«tll-r, «u-llgllch » VI» Poft-Vellellgeld «l»^l»u»mer 10 Vkll-, Sonn. » 8«sttag,nllmm«r » PI», »»beftellungen mllften spöiegen, «In« Woche Ablauf der v«,^«^lt Ich'Hillch bei« Verlag «In,»gangen leln linier« krilger dllrje» kel« vbbeftellunge» »nlgegennehme». Verla,«oU Dreode«. «nielgrnorell«! dl« IspaMg« » mm »reite 8«»e » vl»! Illr Famlllenonzelge» 1 Psg 81, Platzwllnlch« »na«« »lr t«i«« Sero Ihr lelfte«. SchilftleUung: Dresden»-^ Pollerftr. 17. Zernrns 70711 u. «011 velchSstostell«, Druck und Verlag: Dermonla Buchdrucker«! ». Verlag Ih. , S. Winkel. P-Iterstratze 17, 8-rnrus «017. Postlcheck: «r. 10». van«: StadwaM vr-de« «r. «7S7 Sonnabend, 8. Februar 1937 Zm 8aN, vo» HSHerer SevaU, Verdol, «tutKiender Velrleb» ßSrunge» hat »er «ezleher »der Werbunglrelbend« telu« *» jprllche, lall, dl« Zeitung in belchrilnklem Unilang«, orrl-Ltet oder nicht erlchelnt trrsiillunaoort ist Drei de». Aeue Verhaftungen in Sowjeirnßlanh Bucharin, Ltglanow und Rykow angeklagi Moskau, 5. Febr. Wie im vergangenen Jahr nach dem Sinowjew-Prozetz, so setzte auch diesmal im Gefolge des Trotz kistenprozesses in der ganzen Sowjetunion eine Verhaf tungswelle allergrößten Umfanges ein. An ehemaligen führenden Sowjeipolitikern sind schwerster Kapital- und Staatsverbrechen angcklagt und ohne jeden Zwei fel verhaftet morden: Bucharin, einer der engsten Freunde Lenins und früheres Mitglied des Polit-Büros, zuletzt Chefre dakteur der „Iswestija", Uglanow. früheres Mitglied des bolschewistischen Zentralkomitees und gleichfalls ehemaliger Rechtsoppositioncller, Rykow, Vorgänger Molotoivs im Vorsitz des Volkskommissarcnrates und zuletzt Postkommissar, Preo braschenski. Smilga und der Zorenmörder Belobo rodow, alles drei frühere aktive Anhänger Trotzkis, sowie der frühere Sowjetbotschafter Rakowski. An Angehörigen von führenden „Trotzkisten" und ihnen sonst nahestehenden Personen sind verhaftet: Die Frau Pjata- kows, der jüngere Sohn Trotzkis, Sergej Sedow-Bron- stein, der zuletzt als Ingenieur in einer Maschinenfabrik in Si birien tätig war, ein Neffe Sinowjews mit Namen Sachs, der persönliche Sekretär Radeks, der Sekretär Pjatakows und an dere. An maßgeblichen Funktionären der Sowjet wirtschaft und leitenden Ingenieuren sind der Sabotage be schuldigt und verhaftet: Der Direktor der großen landwirtschaft lichen Maschinenfabrik In Rostow am Don. Glebow, der Chef der Mebletsverwaltung für die einheimische Industrie In Tscher- nigom. Ljubimow, der Leiter der gesamt-sowjetruffischen Gummi- Industrie, Bilker (früher stellvertretender Leiter d'r Berliner Sowjet-Handelsvertretung), Marjassin, offenbar ein Bruder des früheren Staatsbankprnsidenten und hoher Funktionäre des Ural-r Industriegebietes, vier weitere hohe Beamte der Industrie des Ural Gebietes, zwei Baukdirektoren. zwei führende Funk tionäre in der koksv"rarbeitenden Industrie, ferner als angeb liche Mitglieder des westsibiriscben „Verschwörerzentrums" zehn hochgektellte Mirtschaftslunkliongee und Ingenieure. Unter den hohen und höchsten E i se n b a h n b e a m t e n zöktz man insgesamt 2l> Fälle van Verhaftungen. Laut „Is- westiia" wurden vier „Terroristen" in der Akademie der Wissenschaften „entlarvt", während der bereits seit Mo naten verkostete srükere Rektor der Moskauer Universität Fried land der Anführer einer ganzen Gruppe von „terroristischen Hi ¬ storikern" gewesen sein soll. Auch In der Zentrale der Sow jetgewerkschaften wurden angeblich vier „Trotzkisten" entdeckt. Unter den georgischen Nation all st en oder Sepa ratisten werden gleichfalls ein halbes Dutzend Namen genannt, die dem Strafgericht der GPU. nicht entronnen seien. „Terror gruppen" in Moskau, Leningrad, in der Ukraine und an an deren Orten sollen der Presse zufolge in Massen aufgedeckt worden sein. Hinsichtlich der Haftfäll« in der roten Armee wird amtlich lediglich die.Verhaftung des bekannten, früher trotz- kistisch gesinnten Generals Putna zugegeben. Weitere Hastfälle wie der des Adjutanten Tuchatschewskis und andere werden hier wenigstens nicht dementiert. Diese stattliche Liste vermag aber nur eine blasse Vor stellung zu geben von dem Ausmaß der im Gang befindlichen „Säu b c ru n gsa k t i o n". Wie man sicht, bleibt kaum ein Gebiet der Sowjetwirtschaft oder Verwaltung davon unbe rührt. » Radek und Sokolnllow nach Sibirien unterwegs Warschau,!;. Febr. Wie hier bekannt wird, sind Radek, Sokolnikow, Arnold und Strollow unter starker militärischer Bedeckung aus dem Moskauer Zentralgefängnis nach Ner tschinsk in Sibirien geschickt worden. Dieser Ort ist schon in der Zarenzeit bekannt geworden, da In den dortigen Bergwerken russische Revolutionäre Zwangsarbeit leisten mußten. Polen wehrt sich gegen den Bolschewismus 63 Gefängnisurteile. Warschau, 6. Febr. Das Bezirksgericht In Luzk In Wolhy nien verhandelte gegen mehr als 60 Personen, die unter der Anklage umstürzlerischer Tätigkeit und Zugehörigkeit zu der illegalen kommunistischen Partei der Mestukraine standen. 53 Personen erhielten Freiheitsstrafen zwischen 10 und 2 Jahren. Frankreichs Aufrüstung zur See Bau von 5 Großkampsschiffen geplant London, 5. Febr. Wie der Flottcnkorrcspondent des „Daily Telegraph" meldet, werden in Paris zur Zeit zwei ver schiedene Pläne für die französische Floltenrüstung ausgearbeitet. Der erste Plan sehe den Bau von 5 Großkampsschiffen von je 35 000 Tonnen vor. Es würde sich um zusätzliche Schiffe zu den bereits in Bau befindlichen zwei Großkampf- fchifsen handeln Ferner sehe dieser Plan den Bau von zwei Flugzeugträgern von je 15 000 Tonnen, zehn Kreuzern von je 8000 Tonnen und einer Reihe von Zerstörern und U-Booten vor. Insgesamt würden 39 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 273 000 Tonnen gebaut werden. Nach dem 2. Plan würden nur drei Großkampfschisfc jedoch eine entsprechend größere An zahl von kleineren Schiffen in Auftrag gegeben werden, um die gleiche Gcsamttonnage zu erreich"!. Zmmer neue Streiks in Frankreich Besetzung von Arbeitsstätten durch Streikende. Paris, 5. Febr. Fast zwei Drittel der Hafenarbeiter und Packer der großen W a r e n h ä u s e r t n St. D e n i s, bei Paris sind mu Donnerstag in den Ausstand getreten, wie es heißt, wegen der noch immer nicht geregelten Lohnforderungen und der Einführung des Einheitsrahmenvertrages. Der Streik soll jetzt durch das pflichtgemäße Schiedsverfahren beigelegt werden. Eine größere Anzahl Angestellter der Niederlassung der Pari- ser Handelskammer in dem Pariser Vorort Pantin hat ebenfalls den Streik erklärt. Im Laufe des Freitags dürften sich weitere Angestellte anschließen. — In C a s a b l a n c a ist die 800 Mann starke Belegschaft der marokkanischen Zuckerfabrik in den Streik getreten und hat die Arbeitsstätten besetzt. — Die Belegschaft einer Glasfabrik in Asnieres streikt und ver langt eine 25prozentige Lohnerhöhung. Die Fabrikbetriebe sind von den Streikenden besetzt worden. — Der Streik in den e l - sässischen Kaligruben geht weiter, jedoch haben die Streikenden das DIrcktionsgebäude geräumt. Gerüchte über neue französische Paktpläne Paris, 5. Febr. Pcrtinax Im „Echo de Paris" wie auch der außenpolitische Schriftleiter der „Humanitü", Peri, der übrigens Mitglied des Auswärtigen Ausschusses der Kammer ist, wollen wissen, daß ein M I l I t ä r a b k o m m e n zwischen Frankreich und Ankara im Entstehen sei. Nach dem „Echo de Paris" soll Frankreich bereits den Staaten der Klei nen Entente und „ohne Zweifel" auch der Türkei einen all gemeinen gegenseitigen Beistandspakt angeboten haben. Der Außenpolitikcr der „Humanitö" behauptet, daß Delbos dieses Militärabkommen als den Ausdruck der Verstärkung des gegen seitigen Beistandes zwischen Frankreich und allen seinen Freun den betrachte. Auch andere Blätter enthalten Kombinationen in dieser Richtung. Britische Antwort an den AichtelnmlschungsauSfchuß London, 5. Febr. Wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Herold" meldet, hat die britische Regierung am Donnerstag dem Nichteinmischungsausschuß ihre Antwort aus seine Anfrage übermittelt. England stimme allen Punkten zu, insbesondere dem allgemeinen Fretwilligouverbot und dem ge planten Kontrollplan. Eden vom König empfangen London, 5. Febr. Außenminister Eden, der, wie bereits berichtet, am Sonnabend einen 14tägigen Erholungsurlaub in Südfrankreich antreten wird, ist am Donnerstabend von König Georg in Audienz empfangen worden. Englische Rüllungsausgaben London, 6. Febr. Am Donnerstag wurde ein Nachtrags haushalt des englischen Innenministeriums über 1403 007 Pfund veröffentlicht. Davon sind 34 500 Pfund für Lustschutzschulung und anderweitige Luftschutzmaßnahmen vorgesehen. Für Ar beiten, die Verteidigungszwecken dienen, ist eine zusätzliche Summe von 54 500 Pfund ausgeworfen, davon 20 000 Pfund für „dringende unvorhergesehene Arbeiten". Einige weitere Posten stehen ebenfalls im Zusammenhang mit der englischen Aufrüstung und mit der Errichtung von staatlichen Rüstungs fabriken. Englisches Regenlschaftggeseh beschlössen London, 5. Februar. Das englisciie Unterhaus uahm am Donnerstagabend das Regentschastsgesetz. das die Einsetzung eines Regenten für die Zeit der Unmündigkeit des 'Monarchen vorsieht, ohne Abstimmung in dritter Lesung an. Einmischung in Spanien Ei« lehrreiche» Kapitel ewropäifcher Geschichte. Spanien war in den napoleonischen Kriegen der An gelpunkt, von dem aus England Napoleons Weltherrschaft zu stürzen unternahm. Spanien gab das entscheidende Bei spiel des Volksaufstandes, das zuerst von den Tirolern, spä ter von den Preußen nachgeahmt wurde. In Spanien hatte es sich noch vor Aspern und noch vor Moskau gezeigt, daß Napoleons Heere auch im Felde nicht unbesiegbar waren. All« militärischen Kräfte, die England zur Verfügung stan den, setzte es daher in seinem ununterbrochenen Krieg gegen Napoleon auf der Pyrenäischen Halbinsel ein. 1814 mar schierten nicht nur die Heere der Preußen, Oestcrreicher, Russen über den Rhein, sondern auch ein englisch-spanisch- portugiesisches Heer unter Wellington über die Pyrenäen nach Frankreich hinein. England konnte hoffen, daß Spa nien, einst sein Hauptgegner, nunmehr ein gefügiges Werk zeug seiner Politik werden würde, wie es Portugal schon längst war. Hatte Spanien io den Anstoß zum Sturz der napoleoni schen Vorherrschaft m Europa gegeben, so sollte es für die im Wiener Kongreß und in der Heiligen Allianz neu er richtete europäische Ordnung zum Sorgenkind werden. Deut lich ist dabei zu beobachten, wie nicht nur Frankreich, das seit dem Antritt der Bourbonen Spanien als seine halbe Domäne betrachtete, sondern auch England sich ständig in die inneren Verhältnisse Spaniens einmischte, wobei es nicht nur als Vorkämpfer des Liberalismus aufirat, son dern zugleich auch seine eigenen handelspolitischen Inter essen aus das beste zu wahren verstand. Die unter englischer Beihilfe geschaffene Verfassnng von 1812 war im spanischen Volke keineswegs beliebt. Und als am 14. Mai 1814 Fer dinand Vll. seinen Einzug in Madrid hielt, wurde er mit dem brausenden Jubelruf: „Es lebe der absolute König" empfangen. Der größte Teil des Volkes war zufrieden, daß die auf die spanischen Verhältnisse gar nicht passende liberale Verfassung wieder verschwand. Unzufrieden war nur die städtische Intelligenz und die von England her eingeführte Freimaurerei. 1820 brach eine Militärrevolte aus, zunächst in Eadix, die auch aus Madrid Übergriff und den König zwang, die alte Verfassung der Cortes wieder-' herzustellen. Auf dem Lande erhob sich dagegen die ioge- nannte apostolische Partei, die auch eine „Armee des Glau bens" in das Feld stellte und eine Regentschaft im Namen des gefangenen Königs errichtete In Madrid aber ging der Prozeß der Radikalisierung immer weiter, schon da mals gab es exaltierte demokratische Fraktionen, die sich bezeichnenderweise Communeros und Descami'ados (Obne- Heinden-Sansculotten) nannten. Schließlich entschloß sich die Heilige Allianz, die ja zum Schutze des monarchischen Prinzips gegründet war, einzufchreiten und in Spanien die Ordnung wiederherzustellen. Auf dem Kongreß in Verona wurde 1822 Frankreich das Mandat übertragen, in Spa nien die königliche Autorität wiederherzustellen. England, das formell der Heiligen Allianz nicht angehörte, aber durch Wellington in Verona vertreten war, protestierte, es berief auch nicht, wie die andern europäischen Mächte, sei nen Gesandten aus Madrid ab. Noch im selben Jahrs folgte auf den konservativen Außenminister Lord Castlereagh, der der Kontiuentalpoli- tik zuneigte, der liberale Außenminister Canning. Mit Mißvergnügen sah Canning das Einrücken der Franzosen in Spanien und die Wiederherstellung der alten Ordnung. Als Eegenzug begünstigte er die Aufständischen in Spanisch- Südamerika und erklärte am 1. Januar 1825 die völker rechtliche Anerkennung der siidamerikanischen Freistaaten, eine Maßnahme, die sich auch handelspolitisch für England sehr vorteilhaft auswirkte. Cannings Politik war bewußt gegen die konservative Politik der kontinentalen Mächte gerichtet, er bekannte sich zum „Prinzip der Nichtein mischung", er betonte, Englands Aufgabe sei es, für vernünftige Freiheit in der ganzen Welt zu sorgen. Prak tisch bedeutete diese Nichteinmischung aber Unterstützung aller revolutionären liberalen Kräfte in Europa, nicht nur durch Geld, gewährtes Asyl für politische Flüchtlinge, son dern auch durch tatsächliches Eingreifen der britischen Flotte und Entsendung von Heeren. Wirksam werden konnte freilich diese Politik erst, al» nach der Iulirevolution in Frankreich ein Regime mit ähn lichen Tendenzen zur Herrschaft gekommen rvar. In Spanien war es inzwischen zu Thronstreitigkeiten gekommen. Ferdinand Vll., dessen zwei erste Ehen kin derlos geblielwn waren, hatte von seiner dritten Frau Cristina eine Tochter namens Isabella. Zu ihren Gunsten änderte er die Thronfolgeordnung Spaniens, die bisher nach dem Kitzchen Gesetz die Nachfolge von Frauen ans- schloß, um. Dagegen wehrte sich fein Bruder Carlos der b'?/>en.i)e rechtmäßige Thronerbe. Diese Thronsolgestreilig- keit hatte an und für sich die auswärtigen Mächte nickis angehen sollen, aber Don Carlos war zugleich da-, §»auvt der urena monarchischen und kalbolijchen Banat der Aooslo-