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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.08.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320830013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932083001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932083001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-30
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.08.1932
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vienrlag. 30. Uugufi 19LL Dresdner Nachrichten Sie Priimien für Arbeitereinitcllung ) an Widerspruch Möge das Wirt» chastSprogramm für die nächsten zwölf Monate noch so gut ein, das ganze Unternehmen schwebe in der Lust, wenn nicht in Neudeck hinter das Snstem der poli tischen Experimente endlich ein Punkt gemacht werde. Schweres Verkehrsunvlück bei Rostock Rostock, SV. August. Auf der Fahrt von Mivnitz nach Rostock verunglückte der Personenkraftwagen des Jenaer Professor» Dr. Pfeifer. Bei hoher Geschwindigkeit löste sich plötzlich eine Radfelge, so bah der Wagen ins Schleudern geriet und sich überschlug. Einer der Insassen, Regierung», rat a. Dr. Schulze au» Erfurt, erlitt so schwere inner« Verletzungen, baß er auf dem Transport ins Krankenhaus verstarb. Seine Ehefrau und Frau Professor Pfeifer wurden mit erheblichen Verletzungen in eine Rostocker Privatklintk ttbergesührt. Professor Pfeifer selbst, der den Wagen steuerte, blieb unverletzt. Berlin, Sv. Slugust. Die im WirtschastSprogramm der ReichSregterung angckündigten Mabnahmen auf dem Gebiete der Sozialpolitik werden darin liegen, daß die Schlichter er mächtigt werben, in solchen Fällen, in denen -er Nachweis erbracht Ist, -aß zusätzliche Arbeit geschasst werden kann, in die Tartfveriräge etnzugretfen und die Löhne herab, zusehen. Das Existenzminimum der Arbeiter soll in jede« Fall« gewahrt «erde«. Um einen Druck auf «ine Mehreinstelluna von Arbeitern auSzuüben, wird zunächst bis 81. März nächsten Jahre» fol gende Regelung vorgesehen: Die Arbeiter erhalten zunächst für -leersten dreißig Wochen stunden vollen Tariflohn. Entsprechend einer Mehretnstellung von Arbeitern kann der Lohn für die 30. bis 40. Stund« herabgesetzt werden. Wo «ine Neueinstellung von 25 Prozent des Arbeiterstammes vorgenommen ist, kann -lese Lohnermäßigung für die 80. bis 40. Stunde aus 50 Prozent des Tariflohnes festgesetzt werden. Das ReichSarbettSmini- sterium, da» Gegner aller schematischen Lösungen ist. will hierdurch einen indirekten Druck auf die Untrrnehmerschast auSüben, di« Arbeitszeit zu kürzen. Die SteueranrcchnungSscheine, die in der Höhe von 100 Prozent auf die vom 1. Oktober 1V32 bis 80. September 1083 fällige BeförderungSsteuer ausgestellt werden, sollen der Entlastung derReichSbahn dienen und sind in diesem Zusammenhang ein Teil des Arbeitsbeschaffungs programms. NtMmmbnmMtbtim und «eüWat« Berlin, 20. August. Wie znverlässtg verlautet, werben die SteueranrechnungSschetne nicht gleichwertig ausgestellt, sondern es findet eine verschiedenartige Anrechnung der «in- zelnen Steuern statt. Von zuständiger Sette ist bereit» mit- geteilt worden, daß von der Umsatzsteuer, die gegen- wärtig 2 Prozent beträgt, 1 Prozent in Steueranrechnung», scheinen zurttckerstattet werden soll. Für die Gewerbe steuer und GrmnbvermögenSsteuer ist eine An rechnung in Höhe von zwei Fünftel vorgesehen, da- gegen soll die B«s 0 r b e r u n g S st e u e r in Steuer- anrechnungSscheinen voll -urückerstattet werden. Für die BefvrbcrckngSsteuer kommt in erster Linie die Reichs bahn in Betracht. Das Erträgnis der BeförderungSsteuer bei Straßenbahnen und Kleinbahnen ist überaus gering. Bet den Straßenbahnen ist auf Grund de» Vorgehen» de» PreiskommtssarS die Steuer vielfach ermäßigt und erlassen worben. Die noch vorhandenen Prtvatbahnen befinden sich durchweg in einer so schlechten Lage, daß mit einem Steuer aufkommen nicht zu rechnen ist. Insgesamt sind im ver- gangenen Jahre etwa 230 Millionen Reichsmark an Be- fürberuugSfteuern etngegangeu, Für das gegenwärtige Protest -er Gewerkschaften Berlin, 20. Ang. Die Vorstände der Freien Gewerk schaften und Angestelltenverbände haben dem sozialdemokra- tischen „Abend" zufolge an den Reichspräsidenten ein Tele gramm gesandt, in dem sie die Erklärungen des Reichskanz lers in Münster über die Absichten der ReichSregterung als die „tatsächliche Beseitigung des verfassungsmäßig garan tierten TarisrechtS und eine einseitige Bereicherung der Unternehmer auf Kosten der Arbeiter und Angestellten" be zeichnen und an den Reichspräsidenten appellieren, „einer solch beispiellos unsozialen Politik die Zustimmung zu ver- tagen und die verfassungsmäßigen Rechte der Arbeiter und Angestellten zu schützen." Im Zusammenhang hiermit bringt der „Abend" eine Jnsormation aus Kreisen der Freien Ge werkschaften, nach -er -lese -aS Programm Papen» mit Ent schiedenheit ab lehn en und den Plan mit größter SkwstS ausnehmen, Neueinstellungen von Arbeitern mit einer Prä mie von 400 NM. zu belohnen. Man weist darauf hin, daß aller Voraussicht nach allen möglichen Schiebungen Tür un- Tor gevssnet sein wird. SS würde eine Kleinigkeit für die Unternehmer sein, sich zu verabreden, daß einer von ihnen die entlassenen Arbeitskräfte des anderen auknimmt, um sich dafür eine Prämie von 400 NM- pro Kopf jährlich zu sichern. Auch dem Gedanken, eine Minderung der Löhne elntreten zu lasten, al» Belohnung für Einstellung neuer Arbeits kräfte, stehen die Gewerkschaften nach dem „Abend" durchaus ablehnend gegenüber. Sie verweisen auf die Gefahr, daß nach diesem geplanten neuen System der neueingestellte Kol lege den Arbeitern al» ein Minderer ihre» Lohne» erscheinen würbe, al» einer, der den schon Beschäftigten ein Stück von ihrem Brot wegnimmt. Starke Widerstände -er Beleg schaften gegen ein derartiges System seien ganz unvermeidlich« StnSherabsetzunv für amerikanische kurrfttsttve Kredite Neuqork, SS. August. Die amerikanisch«« Bank« gläubiger Deutschlands haben den ZinSfrH für 200 Millionen Dollar von insgesamt 400 Millionen Dollar kurzfristiger Kredite von S v. H. auf d v. H. herabgesetzt. man nach dem erste« Kiud« bi» «eiteren ungeboren, und gerade di« »u «»erhöhter Bildung Geführten sind besonder» unverwendbar, und da« sind t« Durchschnitt die Begabteren. Gerade da» beste Erbgut wird vom NuSsterben am stärksten bedroht. „BildungSwah« — BolkStod", dielen ver- hängntSvollen Zusammenhang habe ich in einem Vortrag näher betrachtet, den ich im Februar tn München in der Deutschen Gesellschaft für Rastenhygiene gehalt«« hab« und der kürzlich bei I. F. Sehmann tnMünchen erschienen ist. Ich möchte durch diese Schrift di« Aufmerksamkeit immer wieder daraus richten, daß die Frage de» VolkSschwunde» bi« schwerwiegendste ist, die es heute und künftig für uns gibt. «» gibt wohl keine Frage unserer Wirtschaft, unserer Politik nach innen und nach außen, unserer Erziehungs gestaltung, zu der ohne aenau« Kenntnis der vokkSbioloat- schen Entwicklung etwas Brauchbares gesagt werben könnte. »tiüwburg an den UeMtschen vmurneereüi «Lnster, SO. klug. Au» Anlaß der autzerordeutliche« Generalversammlung de» Westfälischen Bauernverein» tu Münster übersandte Präsident Dieckmann dem ReichSpräsibenten von Hindenburg ein Telegramm, da» fol- aenben Wortlaut hat: „Die zur außerordentliche« Tagung in Münster vereinten Mitglieder des Westfälischen Bauern» verein» sind mit begeisterter Zustimmung den AuSführun- gen de» Reichskanzler» gefolgt. Sie versichern dem Reich», kanzler bei der Ausführung seiner «usbaupläne nach Kräften vertrauensvolle Mitarbeit. Ew. Erzellen» spricht der West fälische Bauernverein Dank und Vertrauen für zielklare Führung auf dem Weg zu Deutschland» Gesundung au». Gezeichnet Dieckmann, Präsident." Die Antwort de» Reichspräsidenten hat folgenden Wort» laut: „Den tn Münster versammelten Mitgliedern de» West» Mischen Bauernvereine» sage ich für di« mir übermittelten Wünsche meinen herzlichsten Dank. All« aufbauwilltgen Kräfte müssen tn jetziger ernster Zeit besonder» treu zu- iammenhalten. Mit herzlichen Grüßen gezeichnet von Hin denburg, Reichspräsident." Günstiger Sin-ruck tn -er City Loudon, 20. August. DaS WlrtschastSprogramm der ReichSregterung hat in der Londoner Eity einen durchaus günstigen Eindruck hervorgerusen. Dies zeigt sich auch tn einem leichten Anziehen der deutschen Werte auf dem Son- boner Effektenmarkt«. Besondere Zufriedenheit wirb über die Aussichten aus eine baldige Herabsetzung de» Reich», bankdtSkont», den Beschluß, keinerlei Währung»- oder SntwertungSversuche mit der Reichsmark burchzusühren und über da» Fallentassen de» Gedanken» einer ZwangSanleihe > zum Ausdruck gebracht. Die Thüringer Revterunoserktärung Weimar, SO. August. Das neue Thüringer Kabinett teilte am Montag die Regierungserklärung über die Grund- ätze fertig, nach denen die LandeSverwaltung künftig gc- llhrt werben soll. Die StaatSregterung betrachte e» als hr« erst« und vornehmste Ausgabe, da» Zusammenwirken aller wertvollen Kräfte Herbetzuführen. Sie bekenne sich dabei rückhaltlos zur nationalen und völkischen StaatSaus- sassung. Soziales Verständnis und soziale Gerechtigkeit würben für sie stets selbstverständliche Leitsätze ihre» Han- dein» sein. Die Selbständigkeit de» Lande» Thüringen soll aus das allerentschiedenste verteidigt und vertreten werben. Schutz und Sicherheit von Eigentum und Person, Förderung aller Zweige der Wirtschaft, Beschaffung von Arbeit und Brot werde die GtaatSregie unverzüglich und mit aller Zähigkeit sich angelegen sein lasten. Aus» entschiedenste be kenne sich die StaatSregterung für Aufrechterhaltung de» BerusSbeamtentumS. Eingedenk der überragenden Tra- ditton des Landes Thüringen werde die Regierung eS wei- terhin als ihre größte Pflicht betrachten, dem deutschen Ge danken ans allen Gebieten der Volkserziehung und der Kunslbildung »um stärksten Ausdruck zu verhelfen. Ablehnung auf -er Linken Betrachtet man nun die Stimmen der Linksblätter, so ist zunächst da» von Interest«, wa» da» Zentrumsorgan, die „Germania", zum Ausdruck bringt. Dieses Blatt weist zu nächst darauf hin, daß ein grundsätzlich veränderter AuS- gangSpunkt der MirtschastSmaßnahmen dem Kabinett Papen die Möglichkeit gebe, wesentlich kühnere Pläne zu fasten, als sie vor kurzem noch ins Auge genommen werden durs- ten. Das Blatt geht dann tn längeren AuSführunae» auf die einzelnen Programmpunkte ein und betont bei der Besprechung der SteurranrechnungSscheine, baß man heute nicht bet jeder Gelegenheit den Kassandraruf brr Inflation anzustimmen brauche und solle. Dafür seien die hier in Betracht kommenden Beträge auch trotz ihrer absoluten Höhe zu gering. E» »erb« aber ««bedingt «ot»e«dig sei«, mit »er» schärfte» Ansmerksamkeit darüber z« wachen, baß ei« Rbgleiten aus gesährliche Wege verhindert werd«. Im übrigen müsse man hier die weiteren Einzelheiten des RegierungSplaneS abwarten. Zu den übrigen Punkten er klärt da» Blatt, daß auch die Auflockerung de» TarisschematiSmuS nicht ohne wettere» zu be klagen sei. Diese» Urteil ist um so tnterestanter, al» der TarisschematiSmuS bekanntlich tn der Politik eine» Zen- trumSmttgltede», de» damaligen ArbettSmtntster» Braun», seinen Anfang nahm. Die „Germania" kommt zu dem Er gebnis, baß nach der Rede de» Reichskanzler» über die Wirt- schaftSpoltttk der Regierung noch zahlretcheFragen und Zweifel behoben werben müßten. Diese Un sicherheit sei um so bedauerlicher, al» auch über die polt- tischen Absichten, Wege und Ziele der jetzigen Regierung keine genügende Klarheit bestehe. Vollkommene Ablehnung finden bi« ReglernngSplän« bei« sozialdemokratische« „vorwärts", der von „dilettantischen Plänen" zur Ankurbelung -er Wirt schaft spricht und darüber hinaus all das, was der Reichs- kanzler am Sonntag in Münster sagte, als ein „Pro gramm de» BerfassungSbrucheS" bezeichnet. Die Regierungspläne seien „weit- und volkSfremder A r t". Ein derartiges Urteil nimmt sich, man mag »u den Plänen -e» Kabinett» stehen wie man will, im Munde ge rade de» „Vorwärts" doch recht eigenartig au». Gerade da» sozialdemokratische Zentralorga» hätte den allergeringsten Anlaß, von „volkSsremder Art" zu sprechen. Die demokratische Presse geht tn ihrer Ablehnung de» RegierungSprogrammS nicht so weit wie der „Vorwärts". So bescheinigt das „v. T " dem Reichskanzler, daß sein gan» ze» Programm zwar „keineswegs gegen Kritik und Vor behalt gefeit sei, sich aber doch im ganzen von -tlettanttschen Experimenten sernhalte und zeige, baß der Kanzler, der im Juni noch sehr vage Vorstellungen von -er Aufgabe seiner Regierung hatte, inzwischen einiges hinzugelernt hat". Da gegen reihe sich im Politischen Widerspruch n der VorstellungSwelt de» Kanzler». 3 Die MMme des zwili-Menale-MneS Hoftnunoen un- De-enken vrabtmolckung uusoror AsrUuer SvürUtlvltuog Berlin, 20. August. Da» vom Reichskanzler von Papen »in Sonntag in Münster entwickelte WirtschastSprogramm so wie die politischen Absichten der Negierung, -ie sich daraus ergeben, sin-et heute in der Berliner Presse eincsehrein- gehende Erörterung. Besonders interessant sin- naturgemäß -ie Kommentare der N e ch t S b l ä t t e r. Dir „Berliner Börsenzeitung" bezeichnet da» Regierungs programm als „großzügig, verantwortung»sreu-ta un mutig. -en Ausgangspunkt für die Abwehr noch ichlim- meren Elends und die Grundlage für -ie Belebung -er deutschen Wirtschaft, für den deutschen Wiederaufbau und di« Linderung der Arbeitslosigkeit". DaS NegierungSprogramm erhalte besondere Bedeutung durch da» Bekenntnis zu d«r Privatwirtschaft nnd ZU der Bedeutung -er privaten Initiative. Man müsse auch anssprechen, -aß -er Zeitpunkt für die Verkündung eines neuen Programm» gegenwärtig durch die internatio nal« wirtschaftliche Entwicklung günstiger sei al» noch vor einigen Monaten. DaS Blatt gebt dann auch aus da» politische Vorhaben der Regierung näher ein. ES müsse durchaus angenommen werden, ,chaß -er Reichspräsi dent -er Negierung Papen nötigenfalls aus dem Wege einer abermaligen Auslösung des Reichstages -ie Möglichkeit schasst, die von Gayl un- Bracht begonnene innere Neueinrichtung -es StaatShause» fortzusehen und -en vom Reichskanzler angekttndigten großen Versuch -er An kurbelung -er deutschen Wirtschaft -urchzusühren". Die „Kreuzzeitung" erklärt, baß die jetzige Programm, erklärung des Reichskanzlers an sich schon eine Tat sei. Sie kündige ein Tatprogramm an, wie man rS im Nachkriegs- deutschland in solcher Größe nie gesehen habe, wie eS aber der Notlage des Volkes entspreche. Entscheidend sei, daß die Regierung nach langen Vorarbeiten überhaupt einen Weg zur Finanzierung der Arbeitsbeschaffung gefunden zu haben glaube, und daß sie entschlossen sei, diesen Weg un beirrt zu gehen. „Jetzt gilt eS", schreibt da» Blatt weiter, „alle» Besscrwtsscnwollen beiseite zu lassen und diesen ersten großen Versuch zur Lösung de» Zentralproblem» der deut schen Politik entschlossen mitzugehen. Ein anderer Weg ist vorläufig nicht gegeben. Ein Weg aber muß gegangen wer- den. Also muß jeder, der nur an Deutschland denkt, bereit lein, die Regierung aus diesem Wege zu unterstützen. Damit ist nicht gesagt, daß jeder, der nur an Deutschland denkt, nunmehr willenlos der Negierung Papen auf diesem Wege zu folgen hätte. Vielmehr ist bei aller grundsätzlichen Be- jahung dieses Weges die Ansgabe nunmehr die, durch eine positiv« Kritik und durch positive Vorschläge daran mttzuarbeiten, daß Fehler aus diesem Wege vermieden werden. Wa» als Fehler zu bezeichnen sei, werde sich im einzelnen jederzeit scststellen lasten, wenn man den Maßstab anlege, den Papen selbst angelegt wissen wolle: Denkt nur an Deutschland!" Tie „Dentsche Zeitung" faßt ihre Meinung über da» vom Kanzler verkündete Programm dahin zusammen, baß das von Herrn von Papen Verkündete von einer neuen, auf Werksgemeinschaft htnztelenden Betriebsverfassung gekrönt sein müsse. DaS sei so wichtig, -aß Herr von Papen diese neue Betriebsverfassung, wenn er sie beabsichtige, an gesagt hätte. Sie sei tn jeder Beziehung außerordentlich wichtig. Jetzt seien die Menschen tn ihrem Denken tn un geheurem Mabe politisch beschäftigt. Diele Spannung Ihre» Denkens müsse gelöst werden. Entweder bleibe die Politik Lebensinhalt, oder die Politik werbe gebrochen. DaS sei eine ZukunftSsrag« unserer Wirtschaftsform. Bleibe dte Politik Lebensinhalt, dann werde die Wirt schaft politisch gemacht, das heißt, der Sozialismus komm«. Oder der Betrieb werde Lebensinhalt, und daS sei di« WerkSgemeinschaft. Herr von Papen vertraue auf den Konjunkturaufschwung, der gleich um die Ecke biegen solle und den eS nun geeint zu empfangen gelte, als ob die Konjunktur ein übertrdtscheS Wesen sei. „Wir finden, daß ein« Regierung sich nicht auf solche magische Voraussetzungen einstellen sollte. Herr Brüning hat sie schon teuer bezahlen müssen. Wenn die Konjnnktnr nun nicht kommt? Dan« geht Herr von Papen, «nd dann werden extreme An» schauungen maßgebend. Tie „Deutsche Tageszeitung" spricht zwar auch Bedenken gegen daS NegierungSprogramm aus, jedoch nicht tn so starkem Maße, wie eS die „Deutsche Zeitung" tut. Man könne dem Projekt der Regserung dte Originalität und die Kühnheit der Konzeption, schreibt daS der Landwirtschaft be kanntlich sehr nahestehende Blatt, nicht bestreiten. ES basiere in seiner Vorwegnahme späterer Steuersenkungen auf der Vorstellung, daß die Wirtschaft am Tiefpunkt -er Krise an- gekommen sei und daß auf solche Weise dieser ganze Plan den Charakter der Wiederankurbelung habe. Daß tn der ganzen Regelung diese» Projektes stark« Anreize für iudividnalwirtschastlich« Initiative liegen, sei ohne Zweifel. Wein, deren Erfolg sich begegne mit Erfolgen auf dem Gebiete der vom Kanzler angekttndig- ten V e r w a l t u n g s r e s o r m ", mit der Drosselung der verhängnisvollen Züchtung eines akademischen Pro letariat», so könnten tn der Tat die Voraussetzungen gegeben sein sttr einen Wiederaufstieg der Wirtschaft, von dem dann hoffentlich ihr notleidendster Teil, die Landwirt schaft, nicht erst zuletzt prosttiere. Der dem deutschnationalen Parteiführer Hugenverg besonder» nahestehende „Berliner Lokalanzeiger" hebt her vor, daß zum ersten Male tn der Nachkriegszeit ein Wirt- schaftöprogramm vorgelegt wird, da» den positiven Versuch macht, tn dte Näder der wirtschaftlichen Entwicklung tn Deutschland mit starker Hand einzugreifcn und den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Man könne der ReichSregterung tn mehrfacher Beziehung ein psychologische» Verständnis nicht absprechen. Sie habe sehr rasch die Entwicklung, die sich an den Rohstoffmärkten anbahnt, erkannt und daraus die jetzt einzig richtige Folgerung gezogen. „Wenn e» den Anschein hat, baß dte Weltkonjunktur sich bessert, bann ist e» «tn außerordentlich großer Gewinn für eine Volkswirtschaft, wen» der Staat nachhtlst und dem Schlitten der Wirtschaft gewissermaßen einen kleinen Stoß gibt. Nicht anders ist das wirtschaftliche Programm, da» ja nur sür eine UebergangSzett, für eine Anlaufpertobe, »ilt, zu werten. Jahr wird mit einer BeförderungSsteuer tn Höhe von rund 200 Millionen Reichsmark gerechnet. Wen« bl«s« 200 Millionen Reichsmark ber Reichs bahn i« «»rechn «ngSscheinen voll »«rückerstattet werden, so ist sie tn ber Lage, damit et« verstärktes ArbeitSbeschassungSprogramm dnrchzusühren, da» sich im wesentlichen auf Obcrbauarbeiten und Erneue- rungSarbetten erstrecken dürfte. Diese» Programm könnte alsdann tn dem gleichen Umfange durchgesührt werben wie da» de» Vorjahres aus Grund ber steuerfreien Reichsbahn anleihe. Dte Reichsbahn sicht sich gegenwärtig gezwungen, eine Entscheidung über die Kündigung von 8000 bi» 10 000 saisonmäßig beschäftigten Arbeitern zu treffen. Diese Arbeiter brauchten nicht entlassen zu werben, und eine Neu einstellung von etwa 20 000 Arbeitern könnte erfolgen, wenn dte finanziellen Voraussetzungen hierfür durch die ReichSregterung auf dem gekennzeichneten Wege geschaffen werben. Nr.40S Setter mit allen Gewerben für WohnungSherstellung. In da» enger werdende BerusSseld schiebt sich dte Jugend au» den noch starken VorkriegSjabren, die man in vielfach über höhter Zahl durch die BtlbungSwege sich hat drängen laste«. Der biologische Volksschwund bat auch ein« qualita tive Seite. Gerade dte immerhin doch auSgelesenen Masten derer, die studiert haben, sind ohne praktische Berufsaussicht und tn erster Linie dem Fluche ewiger Arbeitslosigkeit ausgesetzt. Sie können keine Familien gründen und werden biologisch ansgelöscht. Nur die Hilfsschulelternschaft hat als einzige Volksgruppe ungeschivächten Nachwuchs! Die Gorge um die Zukunft der Kinder treibt di« Eltern zu Sicherungen in Gestalt überhöhten BtlbungSauswanbeS, ber Wettbewerb der BerufSgruppen führt zu übersteigerten Vorbildung»-, anforderungen. Und gerade hier liegt ein verderblicher Zu sammenhang: au» Sorge um die Zukunft der Kinder laßt
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