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5lr. 26. — 81. 1. 37. Sächsische Volkszeitung Seite 16 1^18» ist lort v Fortsetzung. Frau Ruth war nicht in der Lage zu antworten. „Sie sind sein Freund, Falk — sie werden mir und ihm helfen!" Ich dachte an die Frau die das Telegramm an Eng- mar Sollich sandte, die viel, wenn nicht gar alles wußte, und, wenn auch unbeabsichtigt oder gar gegen ihren Willen, teil an der Sache hatte. Ich mußte fetzt sprechen. Alles war mitzutetlen: die Aussage der Steno typistin, jedes der Worte, das die Schauspielerin gesprochen hatte Ich wußte das und — schwieg. Ich betrog mich selbst. Natürlich konnte und würde ich diese Seite der Angelegenheit weiter verfolgen. Für mich allein. Wenn es notwendig war zu reden, konnte ich es immer noch tun. „Natürlich stehe ich zur Verfügung", erwiderte ich. „Jederzeit. Ich werde alle» tun, um Karl« Unschuld zu erweisen. Die Ehre meines Freundes geht auch mich etwas an." Ich sagte das und wagte den Alten dabei nicht an- zublicken, so schämte ich mich. Braumüller war mit einem Male sehr ruhig. Er setzte sich, schlug die Beine übereinander und steckte eine Zigarre an. Die Dinger, die er rauchte, waren schwarz und schwer. Es gehörte ein starker, gesunder Mann dazu. Er war jetzt nur noch Berufsmensch. „Daß die Tat in dieser Wohnung begangen wurde, steht fest", sagte er überlegend. „Ebenso, daß der Mörder mit der Art und Weise polizeilicher Untersuchungen wohl vertraut war. Es gehört allerhand Scharfsinn dazu, sämt liche Spuren so zu beseitigen, daß nicht der geringste An- Haltspunkt bleibt. Ich habe Hunderte von Fällen bearbei tet, kleine und auch große. Sehr ost ist es mir gelungen, der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen. Immer — und wenn der Täter noch so gerissen war — ist es ihm unmög lich gewesen, alles vorauszusehen. Kein Mensch ist in der Lage, jede Möglichkeit, die eintreten könnte, zu berechnen. Ein Mord ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Verstehen Sie. was ich sagen will? Wir müssen ganz ein fach etwas finden — und wenn es auch nur der Teil einer Andeutung ist. Tamm hat gesucht. Ich werde noch sorg- fälliger sein. Und wenn es die ganze Nacht dauert — Ruth wird unter den obwaltenden Umständen sowieso nicht schlafen können." Es war eine lange Rede, und sie besagte im eigent lichen nichts. Aber ich fühlte ihre Notwendigkeit. Ein Mensch hatte sich durch Worte freigemacht, um zum Wohle einer Sache wieder am Anfang stehen zu können. Braumüller erhob sich. Er schritt in das Badezimmer hinüber. Ich folgte ihm. „Engmar muß sich hier aufgehalten haben, als der Mörder in die Wohnung kam", sagte er und stand lange reglos. Dann begann er eine genaue Untersuchung des Raumes. Ich habe in meinen Romanen oft Detektive Mordstellen untersuchen lassen, und sie taten das wie an dere Nomandetektive auch: sie blickten mit blitzenden, schar fen Augen um, nichts entging ihrem Adlerblick, und sie fanden dort, wo andere vor ihnen schon unzählige Male gesucht hatten, etwas sehr Wichtiges, was bisher immer überleben worden war. Eine Kleinigkeit nur. Aber mit ihrer Hilfe entwickelten sie dann im letzten Kapitel des Nomanes den Hergang der Tat und fingen den Mörder. Es schien mehr oder weniger ein Kinderspiel. Bei Braumüller war es keineswegs leicht. Es gab eine sehr schwierige, ungemein anstrengende und langsame Arbeit, dieses schrittmäßige, zentimeterweise Vorgehen. Ganz zum Schluß lnach mindestens zwei Stunden) stand der Alte vor der Innenseite der Tiir und betrachtete sie zweifelnd: es schien, als fürchte er sich, etwas zu vermuten, was sich ihm unwillkürlich aufdrängte. Ich saß auf dem Rand der Badewanne, mit trüben und unerfreulichen Ge danken beschäftigt. Plötzlich rief er mich heran. „Ich traute mich nicht, den Schluß zu ziehen, der hier einzig möglich scheint", sagte er aufgeregt, „wollen Sie bitte hersehen: was ist das?" Er wie» mit dem Finger auf die obere Fläche der in streng einfachem Stil gehaltenen, oben beinahe flachen Messingklinke. Ich beugte mich tief über da» blinkend«, erst kürzlich blankgeputzte Metall. Es wies eine längsgehende, nicht auffallende und drei etwas stärkere, aber auch nicht allzudeutliche Schürfungen auf. Dann zeigte er mit dem Finger eine dicht über der Klinke, ungefähr in deren Mitte liegende Stelle an dem weißen Lack der Tür. „Beschunden", sagte ich, „kleine Sprünge in der Lack fläche und eine länglich-runde Stelle in der Mitte." (Das Ganze war nur ungefähr sechs Millimeter groß!) Er nickte. „Was folgern Sie daraus?" Er schüttelte den Kops. „Ich möchte gern, daß Sie die Folgerungen ziehen — Sie sind unbefangener und haben keine vorgefaßte Meinung." In diesem Augenblick kam mir die Erkenntnis so schlagartig, daß mir das Blut vom Herzen zum Kopf strömte und ich einige Augenblicke warten mußte, bis ich in der Lage war zu reden. „Auf dieser Türklinke hat ein Mensch gestanden!" rief ich jetzt erregt. „Er hat von seinem unsicheren Standort aus durch das Oberlichtfenster der Tür in das Schlaf zimmer htneingeblickt!" „Ja", entgegnete der Alte, „das ist die einzig mög liche Folgerung. Die Längsschramme ist beim vorsichtigen Hinaufsteigen entstanden, die Ouerschrammen beim schnellen Hinunterspringen, und die gesprungene Stelle im Lack ist von der Fußspitze heroorgerufen worden." „Er muß sich oben festgehalten haben", stieß ich aufge regt hervor, „wenn auch nur mit den Fingerspitzen an den Rändern der Scheibenfassung. Wir wollen eine Leiter holen." Der Gedanke an die Entfernung aller Spuren machte mich mit einem Male wieder mutlos. „Er hat sicher auch dort oben alles abgewtscht", entgeg nete ich betrübt, „es ist zwecklos." . ..Nein", erwiderte Braumüller sixqesbewnbt. „das war nicht der Mörder, der dort oben stand — er hätte versucht, auch die Schrammen zu entfernen, wenn sie durch ihn ver ursacht worden wären. Aber er hat nur die Fingerab drücke weggewischt. Von den Schürfungen wußte er, daß sie nicht durch ihn verursacht wurden, und glaubte, sie seien alt. Das beweist, daß nicht er es war, der auf der Klinke stand. Wir können ferner annehmen, daß er überhaupt nichts davon wußte." „Engmar Sollich hat sich also rastert, hörte verdächtige Geräusche im Nebenzimmer und stieg auf die Klinke, um zu beobachten?" „Sie vergessen den Rasterpinsel! Er hätte ihn weglegen müssen, um htnaufzusteigen. Aber der Pinsel ist nicht da. Das beweist, daß der junge Mann mit dem Pinsel in der Hand hinausging, um dem Mörder zu öffnen." «Um Gottes willen!" Ich verstand plötzlich. „Sie wollen sagen, daß noch ein dritter Mensch hier drinnen war?" Der Alte nickte ruhig. „Jawohl. Ein Dritter! Wir werden ihn finden, und der Fall wird gelöst sein." Ich konnte vor Aufregung kaum sprechen. „Ein dritter Mensch", rief ich heiser, „jemand, der durch das Oberlichtfenster zugesehen hat, wie der Junge er mordet wurde!" Braumüller schüttelte den Kovf. Er war sehr ernst. „Das glaube ich nicht" erwiderte er langsam, „denn dann müßte er mit dem Schwager meines Sohnes zugleich gekommen sein, wäre mit ihm bekannt gewesen und hätte bestimmt alles getan, ihm zu helfen. Dieser Dritte ist später gekommen — als es vorüber war. Vielleicht hat er die Wegschaffung der Leiche beobachtet." „Herr im Himmel", stieß ich entsetzt hervor, „Lisa Harnoth!" „Möglich", entgegnete der Kommissar, „ist alles. Die Tatsache, daß wir sie hier in der Wohnung fanden, spricht dafür. Aber versetzen Sie sich in die Seele einer Frau! Sie verstehen ja genügend davon. Sie kam natürlich nicht hierher, um irgend etwas im Badezimmer zu erledigen. Sie kann höchstens hinein geflohen sein, als der Mörder kam. Frauen sind neugierig, das ist bekannt. Aber keine Frau wird auf eine Türklinke steigen, wenn nebenan etwas Ent setzliches geschieht — aus lauter Neugierde und nur, um dieses Entsetzliche zu sehen! Eine Frau schreit bei so etwas wie wahnsinnig, oder sie versteckt sich vor Furcht in der äußersten Ecke des Raumes." Es war, als fiele mir ein Stein vom Herzen. Ich hatte sprechen und dem Alten von dem Telegramm erzählen wollen. Nun die Gefahr ebenso plötzlich wieder vorüber war, unterließ ich es. Wenn man mich nach den Gründen meines Schweigens gefragt hätte, wäre ich nicht in der Lage gewesen, sie anzugeben. Heute weiß ich sie natürlich. „Was nun?" fragte ich und hatte im stillen Furcht vor dem, was der Kommissar noch sagen würde. Aber er schüttelte den Kopf. „Ich halte unsere Entdeckung für so schwerwiegend, daß ich erst einmal alle Folgerungen in Ruhe überdenken möchte, die sich daraus ergeben", erwiderte er, „und ich schlage deshalb vor, für heute ein Ende zu machen. Es ist unmöglich, daß Ruth in dieser Nacht allein bleibt. Si« würde sich zu Tode ängstigen. Ich nehme sie zu mir nach Hause. Da es immerhin schon ziemlich spät und der Weg nach Ihrem Häuschen weit ist, schlage ich vor, Sie über nachten ebenfalls bei mir." Ich dankte. Wir schleppten eine Leiter herbei. Der Alte stieg hinauf und untersuchte den oberen Rand des Türfutters. „Es ist nichts", sagte er schon nach kurzer Zeit müde, „das einzige, was sich sehen läßt, ist, daß tatsächlich jemand auf der Klinke stand und sich hier oben festhielt. Aber der Mensch hat beim Hinabspringen die Finger quer Uber da« Holz gezogen — man steht längliche, entstaubte Striche. Zum Abnehmen von Fingerspuren sind sie völlig unbrauchbar." Wir gingen. Mein Wagen stand in einer öffentlichen Garage, und es machte mir nichts aus, jetzt die kleine Fahrt bis zu mir hinaus zu unternehmen. Ich wußte, sie würde meinen Nerven gut tun. Daher begleitete ich die beiden bis zur Wohnung des Alten, holte mein Auto und fuhr in die Nacht hinaus. Es war gegen zwölf Uhr. Meine Gedanken weil ten bet jener seltsamen Spur an der Klinke, die wir gefunden, und bei Lisa Harnoth. Die Tatsache, daß die Schauspielerin auf irgendeine unglückliche Weise mit den Ereignissen de» Mordtages verbunden war, ängstigt« mich und machte mein Wesen bedrückt. Als ich vor dem Rotaschenvorplatz in den Hof einbog, fiel das Scheinwerserlicht meiner Laternen auf das Strauchwerk, in dem gestern der Tote gelegen hatte, und e§ schien mir, als befände sich irgend etwas in seiner Nähe, das bisher nicht dort gewesen sei. Es leuchtete weiß und auffallend in dem grellen Licht der Lampen. -Fortsetzung folgt.) HM HM Uaupilsger. 8iift88tr. 8 Wottinsrstr. 24 Telefon 28716 L»«»«runs »IInn L»««tt VnIInn mövigk 6ei^«n1>»um-"l«r vreacken, OrUnestr. 9 l u. ,11« 2uk«t>8r. 8»ltei>, Loa«a, Ltui «te. pr«i»v. nur vom m»»n, zVerlr-tiitt« t. 6k>««o1>»u äml Smittl«'«' ««»»ntoNUitllnilIlIlire Mr Damen un6 sperren Mfiklli 0oj0Wsf »Illll. vojlMV Nel'nbarck^tr. 711. - Nu» 10898 ll»u« 0»„« 22 — f,rn,pr,<:>i,r 2007« lockerns ssnItSro Installation 2sntralbolrungon Üas- unck IVaesorversorgung Sauklompnsrol W« KM! Villielm jlsvredke Töpfermeister Df««» I I Otenarbeiten aller Krt reelle u. saubere veckienung Telekon 1464S. 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