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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.12.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141231024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914123102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914123102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-31
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Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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Seur 2. Nr. 6S3. Lldenü-Kusgadr. Leipzig« LagedlaLt. vonnerstao. 31. veremver 19l4. zerzogS seinen sehr herzlichen Dank für die uamenS der Bukowinaer und der ukrainiscl-en Reichsrats. nnd LandtagSabgeordneteu darge- drachte Ergeb enheitSversicherung ausdrückt und hinzufügl, das; auch für den Erz herzog der begeisterte Empfang in der Buko- wina eine besonders schöne Erinnerung bleiben werde. Große -rutsche Erfolge gegen -ie Englän-er in Kamerun. lr.) Rotterdam. ZI. Dezember. (Eigener Drahtberich t.Z Die Londoner „News" melden mit Genehmigung der Zensur: Zn Kamerun be haupten die Deutschen erfolgreich ihre eingenommenen Stellungen; die Engländer stehen noch bei Majuba. Der rrwartete Aus stand der Eingeborenen ist a n s g e b l i e b e n. Vie Australier bleiben in flegppten. lr.) Kopenhagen, 31. Dezember. Nach einem Telegramm der „Politiken" aus London verbleibt das 20 000 Mann zählende australische Ex- peditionekorps, das ursprünglich bestimmt war, an die europäische Front gebracht zu werden, nach Ausbruch d.»s Tiirkenkrieaes nunmehr i n Aegypten. Die Truppen sind nach den Pyra miden marschiert, wo sie .'in Lager aurgeschlagen haben. Der Suezkanal durch eine Verschwörung gefährdet. Aus Rom wird der „B. Z." gemeldet: Dem „Messaggero" wird aus Port Said berichtet: seit 1 t Tagen wird die Linie Ismailia — Port Said mit größter Strenge überwacht. Den Grund zu dieser scharfen Beaufsichtigung des Personenverkehrs haben zahlreiche Zwischenfälle gegeben, die sich in letzter Zeit ereigneten und die trotz aller Nachforschungen unaufgeklärt blieben. So flogen in rascher Aufeinanderfolge nahe am Suez- Kanal zwei groszc Benzin-Zisternen in die Lust. Das gleiche Los traf eilten Dampfer, der mit dem Wassertransport für die englischen Truppen beauf tragt war. Wenige Stunden später erlitt ein hol ländischer Dampfer an beiden Schrauben und an den Kesseln so schwere Havarien, dasz er ohne rusche Hilfe gesunken wäre. Die-e Vorkomm nisse scheinen die Staatspolizei in dem Verdacht bestärkt zu haben, dasz die Schiffahrt im Kanal von einer geheimen Verschwörung bedroht sei. Denn jetzt werden Tag und Rächt beide User >n ihrer gan zen Länge von zahlreichen Kavallericpatrouillen durchstreift, und wer auf den ersten Anruf nicht stehen bleibt, wild ohne weiteres nicdenzeschosfen. Lin Enkel Garibalüis gefallen. Aus Nom wiro der „V. Z" gemeldet: Zn den Argon neu fiel im Kampfe um einen Schuhen graben Bruno Garibaldi, der dritte der fünf im italienischen Freiwilligen Bataillon dienenden Söhne Nicciotti Garibaldis. Ein Brustichusz streckte ihn bei einem miszlungencn Baionettangrifs nieder. Seine Leiche wurde bisher nicht geborgen. Vepeschenwechsel zwischen öem bayrischen Königspaare unü Sem Kaiser. München, :lt. Dezember. Aus Anlasz des Jahres Wechsels har zwischen König Ludwig und dem Kaiser folgender Depescheiumchsel statlgeiunden: Seiner Majestät Kaiser Wilhelm, Groszes Houptguartier. An der Wende des Zahres, in dem Deutjchlano gegen eine Welt von Feinden zum Schwerte greisen mnszte. beseelt uns alle nur ein Gedanke: Möge cs unserer tapferen Armee und unserer helden mütigen Marine gelingen, die G e g ir er nied c r zuringen und möge dem deutschen Volke im neue n Z a h r e in Fried e n gesichert werden, der wert i st der > chwercn Opfer, die es zum Schutze des Vaterlandes freudig auf sich ge nommen hat. Zn der zuversichtlichen Hoffnung, dasz diesem Wunsche Erfüllung beichieden werde, stehen die deutschen Fürsten und Stämme in unerschütterlicher Treue zu Kaiser und Reich. Gott schütze Dich und Dein Haus auch im neuen Jahre. Er erhalte Dir die Kraft im Kampfe für Deutschlands Gröhe und Ehre: er ver- leihe den deutschen Waffen und unserer gerechten Sache den Sieg. Ludwig. Marie Therese. Kaiser Wilhelm erwiderte: Zhren Majestäten dem König und der Königin, München. Euer herzerfreuendes, treues Gedenken anläsz lich des bevorstehenden Zahreswechsels empfing mich heute bei der Rückkehr von einer kurzen Reise. Zch erwidere Eure guten Wünsche von ganzem Herzen für Euch, die Eurigen und das gesamte Bayernland. Zhr sprecht mir aus der Seele, wenn Zhr sagt, wir alle hatten nur den einen Gedanken, dasz dem geliebten Vaterland im neuen Zahre ein Friede ge sichert werde, würdig der gebrachten und noch zu bringenden schweren Opfer. Wie herrlich ist dabei die Gewißheit, dasz die deut schen Fürsten und Stämme in unerschütterlicher Treue zusammenstehcn, um mit Gottes Hilfe durch unsere heldenhaften Truppen den Sieg zu er kämpfen, den wir für die gerechte Sache mit felsen fester Zuversicht erhoffen. Zn herzlicher Freund schaft Wilhel m. Glückwunschtelegramm an üen Kaiser. * Berlin, 3l. Dezember. Magistrat und Stadtverordnete von Berlin haben an den Kaiser ein in warmen Worten gehaltenes G l u ck lv unschtcle g r a m in z u m I a h r e s - wechsel gesandt. Deutsche Kaufleute im neutralen fluslan-e. Einen Beweis von dem Geiste der Opferfreudtgkeit, der unsere deutschen Kaufleute im Auslände dezeelt, gibt ein Brief, der uns aus unserem Leserkreise zur Verfügung gestellt wird und dem wir folgendes ent nehmen: Blumenau, November. lSüdbrasilien) „Wir werden hier jetzt mit englischen Anpreisungen geradezu überschwemmt, die Herren glauben jetzt, in das Geschäft zu kommen, aber weit gcfeHlt. Kein deutscher Kaufmann begeht die Schmach, die Kriegslage zu benutzen, um mit England, un serem grössten Widersacher, Geschäfte zu machen. Sämtliche Offerten wandern vielmehr ohne Ausnahme in den Papierkorb. Wir behelfen uns während des Krieges so gut es geht und be stellen dann nm so reichlicher in Deutschland. Hier herrscht dieselbe zuversichtliche Stimmung wie'im alten Muttcrlande, auch hier heisst es vor allen Dingen durchhalten, und wie cs den An schein lwt,' wird cs auch hier gehen. Gebe Gott, dasz Deut chlond siegreich aus all den Kämpfen hervor geht! Zn brasilianische Zeitungen werfe ich schon leit Monaten keinen Blick mehr, denn diese Presse wird ausschliesstich von englischen und französischen Telcgraphenbüros bedient. Was da über Deutsch land zvjammcngelogen wird, und das tagtäglich, ist gar nich: unederzngeben. Wir Ausländsdeutschen hoffen daher, dasz eine der ersten Taten Deutschlands nach siegreichem Friedensschlüsse sein wird, sich frei von diesen erbärmlichen Kabelgcsell- schaften Reuter und Havas zu machen, das ist eine der dringendsten Notwendigkeiten. . ." Gerettete von -em Kreuzer „ Leipzig". * Sechs Offiziere und dreizehn Mann des kleinen Kreuzers „Leipzig" soll, wie der „Köln. Ztg." aus Valparaiso gemeldet wird, der bri tische Kreuzer „Glasgow" in der Schlacht bei den Falklandinseln gerettet haben. Sic seien nach Eng land unterwegs. hinSenburg-Sprn-en. * Altona, !!i. Dc.zembcr. Die städtischen Kollegien bewilligten einstimmig eine Ehrengabe von t l <»00 . V für di: Armeen Hindenburg s. " Mannheim, 3 t. Dezember. Der Mannheimer B ii r g c r a u s s ch u f; bewilligte in seiner gestrigen Sitzung 30 000 V als Beitrag zur Hin den- Wandernde WuN unten. Ich Roma» von Georg Dellavoh. AlS sie vor die .Haustür trat, blieb sie erschrocken stehe». Es schneite, ,o start »iid bubt, das; mau nicht fünf Schritte weit sehen toiinie, und ein scharfer Wind wirbelte die Flocken wild durch die Straße daher. Weit nnd breit kein Wagen oder Schlitten, die Straßenlaternen schimmerten nur matt durch den weißen Schleier. kriseln überlegte noch, ob sie nickst in das Haus znrückkehren sollte, um den Diener um einen Wagen zu schicken, als zwei Llckuer durch den Schncewirbel hcrangelmsch: lame» »iid eine dunkle Masse mit Fauchen und Zischen dicht vor ihr stehen blieb. Gleich darauf hörte sie eine bekannte Stimme. „Was machen Sie denn liier, Fräulein Bernhard? Zn diesem Wetter!" Zwischen dem aufgestülpten Kragen des Pel ze- nnd dem Rand der Dtternnine, wurde das hübsche Gesicht des Barons Bornholm ncknbar. Gisela berichtete von ihrem Mistgeschicl und von ihrer Absicht, nach .Hanse zu geben. Wie, das wusste sie freilich nicht. „Die Dietrichs werden dock» nach .Hanfe lom- men!" sagte Adrian. „Es wird Fran Laura schliesslich einfallen, das; sie einen Gast geladen hat. Kommen Sic, ich gehe mir hinauf und leiste ihnen bei einer Tasse Tec so la, ge <'stscll- schäft." „Nein, nein!" wehrte Gisela. „Mir ist ulte Lust vergangen — ich habe die Einladung auch nur angenommen, weil ich mich so einsam suhlte! DaS ist schon wieder vorüber! Zch möchte wirklich gern nach Hanse!" Adrian Bornholm öffnete rasch die Tür fei nes Automobils nnd sagte: „'Tann bringe ich Sic selbstverstch.dli.h nach Hanse!" Bevor Gisela protestieren tonnte, iaß sie schon im Wagen und das Auro glitt in die weiße Mauer oinein, die sich vor ihm austürmtc. Sie schaute sich erstaunt in dem kleinen Boudoir Znn, das von einer elektrischen Lampe hell er leuchtet war. Allerhand Beguemlichkelten waren vorhanden, — eine Mavpc mit Zeitungen und Broschüren, eine zierliche Uhr tickte zwischen den beiden Fenstern und in einem Behälter von Kristallglas steckte ein großer Straus; blauroter Rose». Baron Bornholm bemerkte ihren erstaunten Rundblick. Er lackste und nahm aus einer Seiten tasche eilte große Bonbonniere, die er Gisela anbot. „Zch bi» ein schrecklich begnemer Mensch, der »Iles mögliche zur .Hand haben muß, nm das Dasein angenehm zn finden." Er nahm den Rosenstrauß ans der Base, trocknete sorgsältig die Stengel ab und legte ihn Gisela ans de» Schoß. „Sind Sir warm genug? Nicht wahr, die Schokolade ist gm — stognai habe ich auch, wenn Sie wollen!" „Nein, nein!" lackte Gisela. „Mein Gott, das ist ja ein ganzes Haus!" „lind Sie. jind bei mir zu Besuch, das ist das neueste daran!" Seine Augen ruhten mit nchtstchem Wohlgefallen auf dem hübschen Ge- flck>t in der dunklen Pelznmrahmnng. „Es ist gut, das; der Elzanffenr bei diesem Schneestnrm nicht so rasch fahren tailn, fonst wäre das Ber gungen zn kurz! Wissen Sie, das; wir schon lange nicht mehr miteinander geplaudert haben? Wo stecken Sie denn, da»'; man Sie nirgends trifft?" „Zn Hanse -" sagte Gisela verlegen. „Tas ist doch wirtlich strafbar! Zch werde dem Ehanfsenr vfeifen, daß er langsamer fahren „Nein!" bat Glsela ängstlich. „Else ist viel leicht schon zn Hause, und sorgt sich um mich—" Das lachende Gesicht des jungen Mannes verfinsterte sich sofort. „Else nnd immer Elie!" sagte er ärgerlich. „Alle Zhe, Gedanien drehen sich'um diele Freun din — für nnch Naben Sie mohl gar nichts übrig?" „O ja — ich bin Zhnen sehr dantbar, da); Sie Mich in diesen; Wetter so hübsch nach Hanse bringen." „Dankbar!" Adrian verzog den NtunL. „Ich hätte doch auf ein bißchen Freundschaft An burg. Spende. — Die Hande lskam.n er für den Kreis Mannheim bewilligte, wie die „Neue Ba dische Landesztg." meldet, in ihrer letzten Plenar sitzung 3000« als Hindenburg-Spende. Eiserne kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten „ferner verliehen: der Oberleutnant und BataiUonsführer im Rejeroe- Jnfanterie-Regiment 242 Ernst Krippendorf, Rechtsanwalt in Riesa, der Leutnant der Reserve im Pionier Bataillon 22 Dip'.-Ing. Hans Richter, der Unterarzt im Reterve-Znfanterie Regiment -10 Dr. Karl Rosenthal aus Dresden, der Offizier stellvertreter im Ersatz-Bataillon des Landwehr- Znlanterie-Regtments 10t Siegfried Hager, Kandidat des höheren Lehramts, der Kriegs gerichtsrat Dr. Walter Zielte, Sohn des Apothekers Zielke in Dresden, der Divistons- piarrer Ungnad, früher in Zwickau, der Kriegsfreiwillige beim Pfadsinderkorps Kurt Schuftenhauer aus O"crwiejenthal lder Aus gezeichnete ist erst 15 Jahre alt>, der llntero fizier im Reierve-Jnfanterte Regiment 102 Fritz Gülts nr ann, der Unteroffizier der Reserve m der Feld- fliegerabteiluna Li des Armeeoberkommandos der 2. Armee Gustav Keller, Inhaber der Firma Wotbemar Keller in Diesden, der Obeljäaer Georg Hirche, Lehrer zu Wahrsoorf, der Oberleutnant der Landwehr in der 1. Artillcric-Munrtionskoton re des b,yr. 3 Armeekorps Ludwig Wirth, Stadt- banomtmann im städtstchen Hochbauamt zu Dresden, der Offizierstellvertreter nn Znf.-Regt. 133 Dipl -Zug. Rudolf PH »kipp, Regierungsbaumeister beim Kgl Landbauamt zu Zwickau, der Leutnant in; Landwehr - Infanterie - Regiment 102 Erich Schwager, Fabrikbesitzer zn Sebnitz i. Sa., der Sergeant im Husaren - Regiment 19 lGrimmal Albert Altentirch, der Lkfizierstellvertrerer im Infanterie-Regiment 147 Atbert Kirmse aus Altenburg, der Unte-mfnter im Infanterie- Regiment 145 Alfred Land mann aus Alten burg (früherer Schüler der Unterosfizierichule zu Ettlingen), der Leutnant der Reicrve im Infanterie- Regiment 139 Ramdohr, Referendar am Land gericht Chemnitz, der Vize»elvwebe1 der Landwehr im Res.-Jnf.-Neg. 244 Otto Mehner, Postschaffner aus Chemnitz, der Vlzcfetdwebel im Znf.-Reg 182 Kurt Steiner aus Harthau, der Feldproviant- meister beim Dioisions-Prov antamt der 40. Division (19. Armeekorps) Eichwakb aus Cbeinnitz, der Unteroffizier der Reserve im Infanterie-Regiment 104 Kurt Löschner, Sohn des Lederhändlers Löjchncr in Chemnitz, der Unteroffizier der Reierve im Re serve - Infanterie > Regiment 244, Fermprechtruppe, Willy Weber, Svhn des Herrn C. B. Weber in Neukirchen bei Chemnitz, der Unterosfiner der Reserve im Brigade-Ersatz-Bataillon 46 Posamentenvor arbeiter HuaoD rech sek aus Neundori, der Unter offizier im Reieroc-Infanterie-Negiment 201 Kurt Schreyer aus Cheinnitz-Cappel. Weitere Mel-ungen. * Die Kaiserin hat nach dem „B. T." den im Orangerie-Lazarett untergebrachten Verwunde ten zweimal wöchentlich Hofwagen zu Rund fahrten zur Verfügung gestellt. * tteber den Krieg in den deutschen Schutzgebieten ist vom Reichskokonialamt eine zweite Mitteilung ergangen, die in zusammcnfassen- der Darstellung alle die kriegerischen Ereignisse auf führt, die im einzelnen der Oeffentlichkeit bereits durch das Wölfische Büro mitgctcilt worden sind. ".Zn Hagenau lEtsaß) trafen gestern über Genf etwa 120 Frauen und Kinder von Beamten aus Altmünstcrol ein, die vou den Franzosen nach Bel fort, später nach Besan^on gebracht worden waren. /kn SorS eines unserer Kreuzer. Die „Münchener Z.'itung" erhält folgendes in teressante Stimmungsbild von einem Ober matrosen : Still liegt ein Kreuzer im sicheren Hafen, ruhig und friedlich. Wohl keiner der müßige»; Strand bummler würde es für möglich halten, daß der Kreuzer wenige Stunden später einen Kampf auf Lebe»; und Tod zu bestehen hat. Die Besatzung geht ihrem alltägliche»; Dienst nach, und auch si: ahnt nichts von alledem, was ihr in kurzer Zeit bevor steht. Einige bnmineln müßig an Bord umher, und gegenseitig stellen sic sich Frage»;, ob und wann das Schiff wohl in See geht und wohin. — Da kommt ein Boot längsseits und gibt einen Brief ab. Der wachthabende Offizier erhält Befehl, keinen Mann der B.'satzung noch an Land gehen zu lassen. Die Alarmglocken werden probiert, die Bereitschafts munition wird gemannt und das Schiff gefechts bereit gemacht. Es ist 2 Uhr nachmittags. Neugierige Frage»; der Mannschaft werden laut. Der Sturmball auf der Signalstation verkündet schlechtes Wettrr. Es wird darauf Vcsebl gegeben, das Schiff seefest zu surren, d. h. sämtliche lose Gegenstände unter Deck zu bringen oder an Deck festzubinden. Jetzt folgt ein Befehl dem andern, di: vom Bootsmannsmaaten der Wache wciterargebcn wer den: Alle Nkan»; umzie!»«n für die Nacht (Anzug blau): Geschütze klarmachen für die Nacht; die ersten Nummern der ersten Krregswache sich klar machen; die ersten Nummern aufziehcn usw. Ein gar emsiges Treibe»; beginnt jetzt an Deck; jeder einzelne bemüht sich, den gegebenen Befehlen jo schneit wie möglich nachzukommcn. Die Dunkel heit nimmt allmählich zu, und ein weiterer Befehl lautet: Zweite Kriegswache Schiff abblenden. Jeder Mann an Bord kennt genau seine Station, und im Zeitraum von wenigen Minuten ist nicht der geringste Lichtschimmer mehr von außen zu sehen, der zum Verräter werde»; könnte. 6 Uhr abends. — D:r Befehl: Beide Wachen „klar zum Manöver" läßt jeden wissen, daß das Schiff jetzt den Hafen vertagt. Die Leine»; werden losgcmacht, und das Schiff kommt in Bewegung. Richt mit Tllcherschwcnkcn und Aüschiedsrufen, mit Musik und Gesang, sondern still uns ruhig wie ein lebloser Sck>atten verläßt das Schiff den Hafrn. Viele möge»; sich gedacht haben: Ob ich wohl wieder zurückkomme? — Mit Recht! — Denn wieviel Ge fahren ist doch ein Schiff in Kriegszeiten ausgesetzt? Sturm, Riffe, Zusammenstoß mit anderen Fahr zeugen; das Gefährlichste ist jedoch eine Mine oder ein von einem Unterseeboot heimtückisch abgejchossc- ner Torpedo. 8 Uhr abends. — Es ist schon vollkommen dunkel, so saß man kaum die Hand vor Augen sehen kann. Di: Kriegsfreiwache begibt sich auf ihre Schlafplätze (mit der Hängematte an Deck), während die Kriegs wachen Geschütze und Ausguck besetzen. Viele Augen paare suchen die Finsternis zu durchbohren, und alles in Sicht Kommende wird dem Kommandostand ge meldet. Gegen 10 Uhr wird Meldung gemacht: 200 Grad ein dunkler Punkt. Es ist ein abgeblendetes Fahrzeug, und zwar in ganz geringer Entsrrnung. Freund oder Feind? — Alarm! — Alles besetzt seine Station in; selben Augenblick. Eine unbeschreibliche Spannung beherrscht die ganze Besatzung. Es wird ein Erkennungssignal gemacht mit bunten Lampen. — Es erfolgt keine Antwort. — Also Feind! Schon leuchten die Scheinwerfrr. — „An die Ge schütze! — Richtung 200 Grad! — Entfernung 1200 Grad! — Schieber rechts 12! — Feuern! — 1100! — Feuern! — Feuern! —" — Ein wundervolles Bild, aber ein gefährliches. — Die Mannschaft be hält eine bewunderungswürdige Ruhe, als ob alles nur eine Uebung wäre. Da-; feindliche Fahr zeug ergreift die Flucht. „Scheinwerfer blen ¬ den!" — Torpedoboot abgeschlagen! — Kriegswache Ruhe! — Alles ist wieder vorbei. — Die Kriegs- frciwache bogibt sich wieder auf ihre Schlafplätze, und in ein:r Viertelstunde ist wieder alles still und ruhig wie vordem. ZelSpostliebe. Ein kleines SilvZtergefchichtchen. Bon Este o. Steinkellcr. Nachdruck verboten. Wie sie sich kennen gelernt haben? Ach, eigent lich anr nicht! Gerade nur eine halbe Stunde haben sie sich gesehen, während sei»; Regiment durch den Balinbof transportiert wurde, auf dein Lieselotte Liebesgabe»; verteilte, lieber einen Becher brüh heiße»; .Kaffee nnd cin mangelhaft belegtes Brötchen hinweg lachten seine Auge»; sie an. „Zch habe selten jo gut gegeßen, gnädiges Fräu lein!" versicherte er glaubwürdig. Und Lieselotte lachte ihn wieder an, und wrc's so ist, bald wäre»; sie in schönster Unterhaltung, und Sodrsldm^sodinou strimnm'i^eßv 8tr. 24. l'ol. 12989. Ib- spruch — wissen Sie noch, wie wir uns nist der Treppe znn; erstenmal begegnet sind? Also bin ich Zhr ältester Freund hier, nnd Sic könn te»; mir schon hier n»»d da ein Plnudcrslündckien schenke»;!" „Dazu findet s;ch selten Gelegenheit," sagte Gisela ei;; wenig verlegen. „Wir — wir gehen so wenig in Gesellschaft —" „Da sollten »vir wirklich diesen 'Abend aus- uützen nnd ihn vergnügt beschließen," meinte Bornholm lebhaft. „Wissen Sie was? Wir gehen in ein kleines, nettes Restaurant nnd soupieren dort!" „Das schickt fick» doch nicht!" Gisela schaute ihn mit rrsrlirvckenen 'Augen an. „Das — das geht doch nicht —" „Warna; nicht? Wir sind zwei junge Men schen, einsame Mensche»; — ich bin es wenigst »o heute gewiß — warum sollen wir nickst de»; Augenblick genießen?" Er war näßer an die nnwstlkürstch Znriick- weichende herangerückt und faßte nach ihrer Hand. Die Allgen noch immer groß und aist ;ßn gerichtet, zog sie sich weiter zurück, die Hände auf den Rücken legend. „Gisela!" bat er. „Seien Sie doch ein we nig gut zu mir! Liebe, süße Gisela!" Er versuchte den Arni um sie zu legen. Sie warf sich nach vorn nnd erl-aschtc de»;'Gninini- ball der Pfeife — ein greller Laut, lind das Auto stand mit einen; Ruck still. „Was mache»; Sic?" „Lassen Sie mich anssteigen!" stammelie Gi sela. „Zch will gehen — es ist gewiß nicht mehr weit —" „Ungefähr noch zwei Drittel des Weges! Und Sic kommen bei dem Schneesturm nicht zehn Schritte weit und verirren sich noch oben drein! Es wäre gewissenlos von nur, wenn ich das zugeven würde!" Er nalnn das Svrachrohr und rief den; Ehanffenr e;ne»; Bereist zu. Ta- Auto achte sich schnaufend wieder in Bewegung. Bornholm nahm die 'Mütze ab und fuhr sich unmutig durch die dichte», krause» Haare. Als sein Blick aus Giselas blasses Gesicht siel, ! und er ihre Augen feucht sah, verflog der Aerger und machte einer aufrichtigen Reue Platz. j „Verzeihen Sie mir," sagte er herzlich. „Es ist ein dummes Mißverständnis gewesen nnd ich trabe mich schleckst benommen. Verzeihen Sie mir nnd tragen S;e nur es nicht nach!" Er streckte ihr die Hand hin und Gisela legte nach kurzem Zögerst ihre Finger hinein. „Und unsere Freundschaft hat nicht gelitten? Das iß lieb von Zhnen! Warn; darf ich das Plauderstündchen nach ho! en'?" „Ich bin wolst viel zu .Hanse —" meinte Gisela zögernd, „aber wenn Else nicht da ist —" „Ach, schon wieder Elie! Hängen Sie denn so unzertrennlich mit dieser jungen Dame zu sammen?" „Eigenstich ja!" seufzte Gisela. „Zch bin so inrstistam und unselbständig, jo gewohnt, das; Elfi alles anordnet nnd abmacht. Sie. versteht alles so viel besser als ich." „Ta-:^ glauben Sie nur! Werden Sie selb ständig. Sre sehe»; ja. die Freundin gibt Ihnen Gelegenheit genug dazu!" „Sic ist jetzt sehe in Anspruch genommen—" „Zch weiß! Dee Gouverneur!" Bornholm hatte das so seltsam gesagt, das; Gisela eine stammende Röte ins Gesicht stieg. Ihre ganze Scher; vergessend, umklammerte sie m»t beidcu Händen de»; Arn; des jungen Mannes. „Sic glaube»; doch nicht — Sie »vollen doch nicht sagen — das; Else —" Ei.; grenzenloses Gefühl der Beschämung wallte in ihr aus und verschloß ihr den Mund. Adrian hatte sie verstanden. Er dachte einen Augenblick mit gefurchten Brauen nach und schilt- teltc den Kopf. „Nein!" sagte er. „Zch glaube nicht! Bor allem, weil ich ^ascha Karovwity kenne! DaS ist kein Mann vou Gefühlen und an Liaisons findet er keinen Geschmack — hat auch keine Zeit dazu!" Gisela atmete auf. Aber ihre Auge»; trübten sich, als der junge 'Mann i.inzuseplc: „Uno wenn? Was wäre dabei?" Ein Laut des Unwillens Kes; ihr; verstum men. Er tstitte ;ne gedacht, daß dtese sanften, braunen Augen so zornig funkeln könnten. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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