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3 Giovanni Francesco Barbieri. Himmel als Deckengemälde (jetzt durch eine Kopie ersetzt; das Original ist nach England ge kommen); fürdieChiesa delleConvertite daselbst die biissende Magdalena, welcher zwei Engel die Werkzeuge der Marter Christi zeigen (jetzt in der Gal. des Vatikans). Das letzte Werk des Künstlers in Rom war ein Deckenbild im Pa lazzo Costaguti (früherPatrizi), an dessen Aus schmückung auch Domenichino und Albani be theiligt waren: der eingeschläferte Rinaldo, von Armida entführt. Nach dem Tode Gregor’s XV. (1623) kehrte B. nach Cento zurück. Unter den Arbeiten der nächstfolgenden Zeit war eine der ersten »die Himmelfahrt der Maria«, für Allessandro Ta- nara in Bologna gemalt (jetzt in der Ermitage zu Pbter sbürg). Eine Darstellung der Maria im Tempel, ein kleines, auf Kupfer gemaltes Bild, welches Domenico Fabri in Cento um diese Zeit erwarb, kaufte B. später, weil es ihm be sonders werth war, von demselben zurück. Um die nämliche Zeit malte er eine Semiramis, die an den König von England gesandt wurde. Die Einladung des Letzteren, nach London zu kom men, lehnte B. ab. Im J. 1626 erhielt er den Auftrag, die vonMo- razzone begonnene malerische Ausschmückung der Kuppel des Doms von Piacenza zu Ende zu führen. Morazzone war Uber der Arbeit ge storben und hatte nur die Figuren zweier Pro pheten vollendet, in zwei von den acht durch Rippen getrennten Abtheilungen der Kuppel; B. malte in den übrigen sechs Kuppelfeldern sechs andere Prophetengestalten, unterhalb der Kuppel in den Pendentifs zwischen den Fenster bögen sitzende Sibyllen und an den Wand flächen: die Verkündigung, die Anbetung der Hirten, die Beschneidung und die Flucht nach Ägypten. An Kraft der farbigen Wirkung stehen diese Fresken, die B. in dem kurzen Zeitraum von zwei Jahren ausführte, gegen die erwähnten Malereien in der Villa Ludovisi nicht zurück; die Bravour, mit der sie behandelt sind, zeigt die Technik des Künstlers auf der Höhe ihrer Entwicklung. Nach seiner Rückkehr in die Heimat waren, neben einer Anzahl Altartafeln (unter diesen Christus, nach der Auferstehung der Mutter er scheinend , gemalt für das dortige Oratorio del Nome diDio), die Hauptarbeiten Barbieri’s ein Wandgemälde in der Casa Sampieri »der Kampf des Herkules und Antäus« und die bekannte Darstellung des Todes der Dido; von der letz teren , die für die Königin von Frankreich be stimmt war, lioss Kardinal Bernardino Spada eine Kopie fertigen, die später, nach Calvi’s Bericht (s. d. Lit.), von B. selbst vollständig überarbeitet wurde, » so dass sie als ein zweites Original gelten kann« (befindet sich noch jetzt in der Gal. Spada zu Rom). Die Komposition des Bildes ist unbedeutend, Ausdruck und Hal tung der Figuren ohne wahres inneres Leben, das Kolorit jedoch auch hier von grosser Kraft und harmonischer Wirkung. — Von anderen Ge mälden aus dieser Zeit sind zu nennen: Das Mar tyrium des hl.Bartholomeus, gemalt für denKar- dinal Girolamo Colonna, Erzbischof vonBologna; Abigail und David (in Versen beschrieben von Girolamo Porti 1636), gegenwärtig in der Gal. Barberini zu Rom; Esther und Ahasver, gemalt im Auftrag des Kardinals Santo Onofrio, Bruder des Papstes Urban VIII., jetzt gleichfalls in der Gal. Barberini zu Rom. Vielfach war der Künstler, schon seit dem Jahre 1618, und namentlich nach seiner Rück kehr von Piacenza, auch für Reggio und Modena beschäftigt; Campori hat nach Ur kunden seine Beziehungen zu diesen Städten und seine zahlreichen Werke für dieselben chro nologisch zusammengestellt. Von diesen Bildern sind ausser denjenigen, die in öffentliche Ga lerien übergegangen und im unten folgenden Verzeichniss angeführt sind, folgende Kirchen gemälde hervorzuheben. In Reggio : Christus am Kreuze mit Maria Magdalena und Heiligen in der Kirche Maria della Ghiara (bestellt 1628; bezahlt mit 500 Dukaten'und dem Ehrengeschenk einer goldenen Kette mit Medaillon); Himmel fahrt Mariä mit den hh. Petrus und Hieronymus im Dom in der Kapelle Giroldi (1626); Martyrium des hl. Jakob d. Ä. in S. Pietro (1627); Heim suchung Mariä und Martyrium der hh. Johannes und Paulus, ebenfalls in der Kapelle Giroldi des Domes (bestellt von Paolo Messori, vollendet 1632); Glorie des hl. Apollinaris in S. Agostino (1660). In Mode na: Maria in der Herrlichkeit mit den hh. Johannes (dem Evangelisten) un Gregor in S. Vincenzo (1630); die anderen Ge mälde Guercino’s für dortige Kirchen scheinen, soweit sie nicht in Galerien Ubergeführt sind, verschollen. Der Meister, 1633 vom Herzog Fran cesco I. nach Modena berufen, malte dort auch dessen Bildniss und das seiner Gemalin Maria Farnese (gegenwärtig in Privatbesitz zu Pia cenza) . Auch blieb ihm fernerhin die Gunst der Fürsten von Este erhalten; als ihm 1649 der Bruder gestorben war, sandte der Herzog Fran cesco seinen Wagen nach Bologna und Hess den bekümmerten Künstler, um ihm Trost und Zer streuung zu gewähren, nach Modena kommen, wo derselbe einige Monate mit seinen Schülern Aug. Mich. Colonna, Ag. Mitelli, G. M. Calepini und Bart. Gennari verweilte. — Auch für Carpi und Guastalla hatte er um jene Zeit eine Anzahl von Bestellungen auszuführen. Die Berühmtheit des Künstlers bewies eine zweite Berufung ins Ausland, die er 1639 erhielt; Ludwig XHI. von Frankreich liess ihn unter glänzenden Anerbietungen auffordern, nach Paris zu kommen; auch diese Einladung lehnte er ab und blieb, jenen Aufenthalt in Modena und eine Reise nach Bologna abgerechnet, bis 1642 in Cento. Die Unruhen, die in diesem Jahre in Folge von Streitigkeiten zwischen Papst Urban VIII. 1*