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Kirchen in Pari» waren während der Weihnachts zeit überfüllt. 2n ven Hospitälern wurden für die Verwundeten Weihnachtsseste abge halten. Frau Poincar 6 erschien in vielen Häusern der Stadt und verteilte unter den Kindern der Soldaten Geschenke. Mangelnde Zürjorge für die verwundeten in Frankreich. Zürich, 29. Dezember. Der Pariser Dezembcrbries der „Neuen Zürcher Zeitung" schildert u. a. folgendes: Auf Schritt und Tritt wird an di« private W o h l t ä t i g k e i t appelliert. Aber aus den mageren Subskriptionslisten in den Zeitungen ist zu erkennen, wie gross in dem sonst so gebefreudigen Paris d:r Geldmangel geworden ist. Die reichen Klaffen von einst müssen sich ebenso wie die mittleren und unteren einschränken. Die Union «los fomms-8 «Io ?r.ui'N-> bat beispielsweise ein Rund schreiben erlassen, in dem erklärt wird, infolge des Geldmangels müsse demnächst ein Teil ihrer Spitäler für Verwundete geschlossen werden. Ihre Zahl betrug bisher 480 mit 30 000 Betten. Der Ausruf bittet dringend um Natural gaben; aber gerade daran fehlt cs. Die Hilfs- spitälcr des Roten Kreuzes bilden eine wertvolle Er gänzung der Militärspitäler. Diese allein würden ihrer Aufgabe nicht gewachsen sein. Selbst einige groffe Hotels, wie das Elysöe Palace Hotel, sind zu solchen Hilfsspitülern umgewandelt worden, die überall eingerichtet werden, wo irgend Platz vor handen ist. Der österreichische Tagesbericht. Wien, 29. Dezember. Amtlich wird bekannt gegeben: Die russische 8. Armee, die vor etwa einer Woche die Offensive gegen unsere über die Karpathen vorgerückten Kräfte ergriff, hat sich durch Er. gänzungen und frische Divisionen der art verstärkt, daff es geboten schien, unsere Truppen auf diePaffhöhen und in den -kaum von Eorlice zurückzunehmen. Die sonstige Lage im Norden wird hierdurch nicht berührt. Auf dem Balkankriegsschauplatze ent falteten die Montenegriner sine lebhafte, aber erfolglose Tätigkeit. Bei Trebinje wurde ein sckMachc,' Angriff auf unsere Vorfeldstellungen mühe los abch'wiesen und die feindliche Artillerie zum Schweige«? gebracht. Gegen ein starkes Grenzfort der Krir'osije hatten die montenegrinflchen Ge schütze nat urgemätz nicht den geringsten Erfolg. Der S» cllvcrtretcr des Chefs des Eeneralstabes v. Hoefcr, Feldmarschall-Leutnant. Die K r ivosije ist die Landschaft im Hinter lande der .Bucht von Lattaro an der montensgri- nischcn Grenz e. Neue Unterstützung Serbiens -urch -en Vreiverban-k Moskau, 29. Dr zembcr. „Ruffkojc Slomo" hat von offiziöser Seite crs ahrcn, das? die russische Regierung Frankreich und England um die Entsendung von Artillerie und Kavallerie und Uni formen nach Ser" oien ersucht habe. Der rn.arokkanijche flufsian-. Paris, 29 . Dezember. Der „Temps" meldet aus Tanger- . Die Bewegung feindlicher Stämme im Taz'a-Acz-Gcbict hat nachgelassen. Der B rannesstamin nimmt jedoch noch immer eine feindselige Haltung ein. Die Lage im Tadla-Khenifra-Gebiet ist unverändert. Sendboten verbreiten dort falsche Nachrichten (?) üb.'r dieErcig- nisse in Europa und versuchen, die Proklamation desHeiligen Kriegeszur Erregung einer Am- standsbewegung auszunutzcn. Aus dem Tasilelt- und dem M e d d r a - G e bi e t wird die A njam m- lung feindlicher Arabcrtruppcn gemel det, die anscheinend nach Colomb.-B6char und Bu Denib vorstoffen wollen. Alle Vorsichtsmaßregeln sind getroffen. To-esurteil gegen einen englischen Kriegsgefangenen. Berlin, 29. Dezember. Der englisch« Kriege gefangene Straffenbahnschaffner William Lons dale, der am 2. Dezember vom Gericht der Inspek tion der immobilen Garde wegen tätlichen Angriffs gegen einen Vorgesetzten im Dienst vor versammelter Mannschaft und im Felde zu 1V Jahren Gefängnis verurteilt worden war, ist heute infolge der Berufung des Gerichtsherrn vom Oberkrieasgericht des Gavdekorps zum Tode verurteilt worden. Der Verhandlungsführer, Geheimer Oberkriegsgerichtsrat Dr. Böder, be merkte in der Urteilsbegründung: Wenn auch einige Momente iür einen mindcrschwcrcn Fall vorliegcn, jo ist doch zu berücksichtigen, dasf der Angeklagte einen sehr schweren Disziplinbruch begangen hat. Es ist ferner zu erwägen, daff die englischen Kriegsgefangenen im allgemeinen sich gegen ihre Vorgesetzten aufsässig und wider spenstig zeigen. Hinzu kommt, daff die englischen Kriegsgefangenen, auch der Angeklagte in dem speziellen Fall, die Befehle des Vorgesetzten, das Feld zu räumen, in verhöhnender Weise nachgeäfft Haven. Es ist weiter zu erwägen, -atz der Angeklagte den Landsturmmann Rump, der als Wachtmann als sein Vorgesetzter galt, zweimal mit geballter Faust, einmal vor die Brust und das zweite Mal vor das Kinn gestotzen hat. Der Verhandlungsführer teilte schliesslich dem Angeklagten mit, datz ihm gegen das Urteil das Rechtsmittel der Revision zustehe. Der Verteidiger Iustizrat Dr. Barn au teilte mit, datz der Angeklagte eine Erklärung, ob er Revision einlogen wolle, sich vorbehalte. Vie ltattenifttze Zlagge über valona. valona, 29. Dezember. (Meldung der „Agenzia Stefani") Heute früh wurde unter der Begeisterung der Bevölkerung die italienische und die alba ll e s t s ch e Flagge auf dem Präfekturpalast geh itzt. Die Landung des Regiments Bcrsaglieri, da» sich an Bord der in der Bucht ankernden Dampfer befindet, steht bevor. Lngttjche» Lockmittel für -en Scheich -er Senusii. (r.) Mailand, 29. Dezember. (E i g. Draht- bericht.) Der „Corricrc della Sera" berichtet aus Kairo: Die englisch-ägyptische Regierung hat dem Groff- seaussrn Ahmad Scharis für di« Aufrecht erhaltung der Neutralität die Kalifenwürde angeboten. Umvür-ige Sehan-iung eines -eutschen Gelehrten in RuKlan-. Wie das „B. T." mitteilt, befindet sich der deutsche Forscher Dr. Oskar Iden-Zeller, der Leiter der deutschen Taimyrlandexpedition in russischer Gefangenschaft, wo er nach seinen eigenen Angaben den größten Entbehrungen und der übelsten Behandlung ausgesetzt ist. Alle seine wertvollen Dokumente, das wissenschaftliche Material, die Photographien usw. wurden nach seiner Verhaftung beschlagnahmt. Der Forscher und seine Fran sollen auf dem Transport nach Irkutsk wie Verbrecher behandelt und aufs ärgste bedroht worden sein. Die Kaiserlich Russische Akademie der Wissenschaften hat gegen die Gefangennahme bei dem russischen Minister des Inneren Protest ein gelegt. Zur Krage -er Sefol-ung einberufener Seamter. Amtlich wird gemeldet: Alsbald nach Ausbruch des Krieges ist durch einen Nunderlatz sämtlicher Ressorts die Anordnung ge troffen worden. datz die Besoldungen der zum Kriegsdienst einberujenen Beamten an ihre in der Heimat zurückgebliebenen Angehörigen am «Fällig» kcitstermin auch dann, wenn keine förmliche Qurttung des Beamten vorliegt, ausgerahlt werben können. Es erhob sich die Frage, ob diese Auszahlungen auch not, erfolgen sollen, wenn der Beamte vermitzt wird oder gefangen ist. Die Staatsregierung hatVoriorge getroffen, daffauch in s olchenFäl len an die Ehcsian und die im Haushalt unterhaltenen Nachkommen die bisherigen Bezüge bis aus weiteres fortgezahlt werden. Die betreffenden Angehörigen können also damit rechnen, datz ihnen am kommenden Ouartalsersten nach dieser Richtung hin Schwierig keiten nicht entstehen. Genaue K-rej)en bei Griefen an Kriegsgefangene. Die „Nordd. Allg Ztg." schreibt: Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, gehen dem dänischen Roten Kreuz in Kopenhagen, das sich auch mit der ttebermittlung von Briefen an in Rußland befindliche deutiche Kriegsgefangene besaht, nament lich aus Ost- und Westpreuhen, Posen und Schlesien Briese zur Weiterbeförderung zu, die nur mit un vollkommener Adresse versehen sind. Unter diesen Umständen muhten viele derartige Briese von Kopenhagen an die Absender zwecks Vervollständig gung der Adresse zurückgesandt werden, wodurch ein unnötiger Aufwand an Zeit, Geld und Arbeit eintrat. Den Briejschreibern kann daher im eigenen Interesse nur dringend geraten werten, aus die Adresse möglichst vollständig zu setzen: 1. Armeekorps, Division, Brigade, Regiment, Bataillon, Kompanie des Adressaten, und 2. wenn irgend möglich auch die letzte Schlacht, an der der Adressat teilnahm, oder sonstige Angaben über den Ort, von wo zuletzt Nachrichten über den Geiuchten eintrasen. Eiserne kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen: der Oberleutnant im Pionier-Bataillon 12 Berg direktor C. Ermijch, der Stud. A. Veckert, diensttuend im ))lcierve^F«ldartillerie-Regiment 03, beide Ang»hä»»ge de». Freiberger Korps Montaui»-. in Freiberg, der Leutnant der Reserve im Brigade- Ersatz-Bataillon 25 Dipl.-Jng. Wagner, An gehöriger des Korps Teutonia in Freiberg, der Unteroffizier beim Stabe des Feldartillerie- Regiments 38 Müller, Sohn des Gastwirts Müller in Freiberg, der Leutnant der Reserve in der 2. Landwchr-Pionier-Kompanie des 11. Armeekorps Earl Dietrich, Architekt in Kottbus, Sohn des verstorbenen Fabrikdireklors Dietrich in Freiberg, der Leutnant der Reserve im Feldart.-Regt. 47 Dipl. Jng. A. Stell waag. der Vizefeldwebel im Ins.-Regi- ment 182 Ernfr Stöckel, beide aus Freiberg, der Osfizierstcllvertreter Max W u nd e r l i ch, Bürger schullehrer an der 12. Bürgerschule in Plauen, der Unterarzt F r i tz P e t e r s o h n aus Plauen, Sohn des Schneidermeisters Albin Petersohn; Unter offizier der Reserve Hermann Wolfram aus Plauen, zuletzt Schutzmann in Gera, unter gleich zeitiger Beföroerung zum Zugführer, der Geirette Arno Leihner von Plauen, der Schütze Rudolf Wild. Sohn des Veteranen von 1870/71 Karl Wild <Fa.. Karl E. Wild. Gardinen- und Restergeschäft) Plauen, der Landwehrm. Paul Richard Kober aus Plauen (vier Brüder zogen mit ihm ins Feld, einer davon ist bereits gefallens, der Oberjügcr Tromm ler, Unteroffizier Engelhardt und Schütze Eotth. Winkelmann aus Neumark, der Reservist Oswin Voigt aus Triptis, der Reservist Paul Leb mül l e r aus Greiz, der Postassistent und Osfizier- Stellvertreter Erich Habicht aus Hohenleuben (unter Ernennung zum Kompanieführer), der Vize- Wachtmeister Hugo Edler v. Querfurth aus Cchönheiderhammer, der Soldat Erich Wolke, Sohn des Poftsekretärs Wolke, Plauen, von dem noch zwei Söhne im Felde stehen, der Hauptmann Brand, Kommandeur einer Art.-Mun-Kolonne, Rittergutsbesitzer in Cossengrün (R. ä. L.), der Unteroffizier der Reserve Walter Lorenz aus Rodewisch, der Oberleutnant Professor Ger land vom Weimarer Landsturm-Bataillon, der Vizeseldwebel im Reserve - Infanterie - Regi ment 232 Otto Schulze aus Döllnitz, Kandidat des höheren Lehramts an der Latina der Franckejchen Stiftungen in Halle, der Leutnant in einem Hanno- verschen Trainbataillon Ernst Lingesleben, Sohn des Maurermeisters Lingesleben in Halle, der Oberarzt Dr. Joseph Ziegler, Oberarzt am Virchow-Krankenhaus zu Berlin. Kürs vaterlan- gefallen. . Wie aus den Familiennachrichtcn der vorliegenden Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starben den »Heldentod fürs Vaterland der Jäger der Landwehr Baumeister Oswin Kunze, der Gefreite der Reserve im Infanterie-Regiment 106 Otto Besser, Beamter der Deutschen Bank, Filiale Leipzig. Der König!. Sächs. Militärverein „Kame radschaft Leipzig" widmet seinen auf dem Felde der Ehre gefallenen Mitgliedern Hans Neuhofs und Ernst Gustav Hähnert einen Nachruf. Den Heldentod fürs Vaterland erlitt ferner der Leutnant der Reserve im Husarcn-Regimcnt 19 Alfred Naumann, Ritter des Eisernen Kreuzes. Ferner fielen auf dem Felde der Ehre: der Offi- zierjtcllvertretcr im Landwehrcrsatz Bataillon 100 Dr. Oskar Paul Richter, Assessor beim Amts gericht Reichenau, aus Grauswitz, der Soldat im Infanterie-Regiment 106 Alfred Steide l. Be amtenanwärter beim Rate der Stadt Leipzig (er fiel drei Tage, nachdem sein Bruder, Arthur Steidel, auf dem Feld« der Ehre den Heldentod fürs Vater land erlitt), der Schütze der Reserve im Maschinen- Gewehrzug des Reserve - Infanterie - Regiments Nr. 243 Eduard Reich, der Reservist im Infanterie-Regiment 139 Otto Lerscht, der Reservist im Infanterie Regiment 107 Mar Opitz, der Soldat im Ersatz^Reserve-Landwehr-Imanterie- Regiment 76 Karl Schmidt, der Landwehrmann im Infanterie-Regiment 139 Willy Wünsche, der Schütze in der Maschinengewehrkompante des Infanterie-Regiments 106 Kurt Bohndorf, der Ersatzreservist rm bayrischen Infanterie-Regt» ment 1 Hugo Gerhard, sämtlich aus Leipzig, der Schulamtskandidat Einjährig. Kriegs freiwilliger Gefreiter im Reseroe-Jnjanterie-Regi- ment 241 Max Paul Schulze, der Vizefeld- wedel im Grenaoier-Regiment 101 Karl Schubert, der Vizefeldwebel im Landwehr-Jnsantrrie-Regi- ment 101 Kaufmann Paul Baffler, Mitinhaber der Firma Gebr. Bafzler in Dresden, der Sani äts- feldwevel im Ncserve-Jnfanterie-Regiment 242 Stadt- bezirksausseher Emil Schiefner, der Eriatz- reservist im Reserve » Infanterie - Regiment 241 Kaufmann Albert Kunert, der Gefreite im Neservc-Iäger-Bataillon l2 Buchhalter Oskar Liebmann, sämtlich aus Dresden, der Reservist im österreichischen Landwehr-Regiment 6 Anton Reitzner aus Werdau, der llnterjäger im K. und K. 2. Regiment der Tiroler Kazserjäger Carl Tavenaro ans Plauen, der Soldat im Reserve- Infanterie-Regiment 24» Franz Purfürst aus Plauen, der Gefreite der Reserve Johannes Artur Dörffel aus Mehlteuer (Inhaber der Friedrich-August-Medaille», der Gefreite im Reserve-In»anterie-Regiment 243 N ein- harv Eichelkraut, Gutsbesitzer aus Schönlind, der Kriegsfreiwillige Alexander vonKoeller, ein Neffe des Staatsministers von Koeller in Stettin und Enkelsohn des rruheren Generallandlchastsdiret- tors von Koeller-Schwenz, der Kriegsfreiwillige Primaner ErnstLeipart, Sohn des Vorsitzenden des Deutschen Holzarbeiteroerbands, Theodor Leipart, der Oberleutnant der Landwehr Ak. Gotisch alt, Besitzer einer Spielwarensabrit in Marienberg i. S. Ehre ihrem Andenken! Weitere Mel-ungen. * Ter König von Italien hat ein Dekret unterzeichnet, das anlählich der Geburt der Prinzessin Maria eine sehr weitgehend« Amnestie ver ordnet. * Die Strafkammer in Nürnberg verurteilte den verheirateten, vorbestraften Fabrikarbeiter Georg Albert, der aus Gastwirtschaften fortgesetzt Sammelbüchsen für die Kriegs fürsorge stahl, zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehren verlust. * Nach einer Mitteilung der „Rjetsch" vom 8./21. Dezember sind die liberalen russischen Zei tungen „Ruffkoje Slowo" und „Utro Roffki" mit je 3000 Rubel Strafe belegt worden. „Ruffkoje Slowo" bracht: einen Artikel über den verstorbenen Unterrichtsminister Kaffe, worin wahrscheinlich dessen reaktionäre Politik an gegriffen worden war. * Dem Pariser „Amtsblatt" zufolge beträgt das Erträgnis der Wein ernte.in Frankreich für das Jahr 1914 61853 705 Hektoliter gegen 44 845 731 Hektoliter im Jahre 19)2. Vie Prügelstrafe für plündernde Inder. llebereinstimmcnd haben nicht nur die Berichte und Meldungen deutscher Truppen, sondern auch manche von uns erbeutete Aufzeichnungen des Fein des festgestellt, welch' grausamen Plünde rungen bisweilen französische Ort schaften durch Angehörige der verbündeten Armeen ausgesetzt, waren. Datz.das französische Heer -»isl-st Parau nicht-.schuUckw war, ist durch mehr als ein Aktenstück dargctan worden. Auch die Eng länder haben es nicht verstanden, sich in dieser Hinsicht die Hände reinzuhalten. Am schwersten mögen sie durch die Ausschreitungen ihrer indi schen Truppen belastet sein. Daff cs an solchen Ausschreitungen nicht fehlt, dah Posten und Wacht Mannschaften daran beteiligt waren, erweist der nachstehende vertrauliche Erlas; für die Offiziere des indischen Armeekorps. Er lautet in der ttcbersetzung: Vertraulich. Nr. 3/3 (K) Hauptquartier, Indisches Armeekorps. Datiert 22. Oktober 1914. Memorandum für das Verhalten der Offiziere des Indischen Armeekorps. 1. Nach den Bestimmungen des Indischen Armee- Gesetzes 8 45a kann auf körperliche Züchti gung von einem Kriegsgericht zu Recht erkannt werden bei jedem Verstoff, der von einer diesem Gesetz unterstehenden Militärperson vom Feldwebel leutnant abwärts im aktiven Dienst verübt worden ist. Auf Grund der Befehls-Sammlung des Indi schen Armeekorps dürfen jedoch solche Urteile nur gegen solche Personen gefällt werden, die schuldig befunden wurden: s) Grober Verstöffe gegen Person oder Eigen tum von Bewohnern des Landes, nach 8 41 des Indischen Armee-Gesetzes. b) Einbruch in ein Haus zwecks Plünderung oder Plündern, sei es nach (a) oder nach 8 25 (j) desselben Gesetzes. c) Plündern als Posten oder auf Wache usw., nach 8 26 (c) des Indischen Armee-Gesetzes. ck) Unehrenhaftes Betragen, nach 8 31 des Indischen Armee-Gesetzes. 2. Offiziere, die ein summarisches Generalkricgs- gericht berufen, sollen stets dafür sorgen nach 8 98 (1) (c), daff, wenn der Urteilsjpruch auf körperliche Züchtigung lautet, die Prozeßakten ihnen zur Bestäti gung zugejandt werden. Mit Ausnahme der Fälle, in denen die Ueberweisung in berechtigter Berück sichtigung der Erfordernisse des Dienstes nicht aus führbar ist, sollen alle solche Fälle dem General auditeur des Indischen Armeekorps unterbreitet werden zum Vortrag vor der Bestätigung. 3. Körperliche Züchtigung, auf Grund des 8 24 (2) d«s Indischen Armee-Gesetzes, soll auf di« Fälle beschränkt bleiben, in welchen sich Personen Ver gehen laut obenerwähnten Absatzes (1) zuschulden ' kommen liegen. 4. Körprrliche Züchtigung darf nicht in Gegenwart von britischen oder ande ren europäischen Truppen oder Zivi listen vollzogen werden. 5. Nach der Ansicht des Armeekorpskommandan ten sollte Raub in diesem Lande sehr streng bestraft werden; di« verhängt« Strafe sollte deshalb nicht unter der Höchststrafe bleiben. 6. Ein Exemplar dies:» Befehls soll im Besitz jedes britischen Offiziers der Artillerie und der In dischen Formationen im Indischen Armeekorps sein. Ein Exemplar soll bei jedem Kriegsgericht, das unter Indischem Militärgejetz in dem Armeekorps abg:halten wird, vorhanden sein. W. E. O'Leary, Oberst, Stellvertretender G:neraladjut<rnt, Indisches Armeekorps. Die Ausschreitungen müssen schwer gewesen sein, sollen sie die hier getroffenen Maffnahmen cinigcr- maffcn begreiflich erscheinen lassen. Denn es han delt sich um nichts Geringeres als dies: England bringt den indischen Truppen gegen- über die Prügelstrafe in Anwendung. Di« Fälle, in denen sie zu verhängen fst, findet man in dem Erlaß aufgezählt. Und so etwas tut das selbe England, das über den preuffischen „Mili tarismus" zu Gericht sitzt. Richt da» leiseste Emp finden scheint sich dort dafür zu regen, baff man die eigenen Truppen entehrt, ind:m inan sie Seite an Seite mit Soldaten in den Kampf ziehen lätzt, an denen Prügelstrafen vollzogen werden. Freilich — nach äugen wahrt England den An stand. Das versteht es immer vortrefflich, das tut es auch hier. So ist es denn im gewissen Sinne Las Bezeichn:nde in dem Erlaff, daff die Anord nung getroffen wird: in Gegenwart briti scher oder europäischer Truppen und Zivilisten darf die Prügelstrafe nicht vollzogen werden! Was iin verborgenen ge schieht, belastet das Gewissen dieser Kulturträger nicht. Insgeheim wallet lloer den indischen Trup pe»» di: Knute — und vor den Aug«n der Welt spielt England die Rolle des Retters vor preuffischem Militarismus. Vie tapfere Wacht im ostpreußischen „Entenfchnabel". Unser nach dem Osten entsandter, vom Groszen Eeneralstab genehmigter Kriegsbericht erstatter, Herr Rudolf von Koschützki, schickt uns aus dem Hauptquartier im Osten folgenden Bericht vom 26 De emberlOlt: Auf der 1000 km langen Kampslinie von Memel bis zu den Karpathen hat das grofze Gewitter sich über dem unglücklichen Polen zusammengezooen. Nicht die Millionen der Manner und Rosse allein — die Kräfte der ganzen Natur sind vor den Kriegs wagen geschirrt, und mit einer Anspannung, die keiner Steigerung mehr »ähig ist, prallen die Ge walten aus Stahl und Wut auseinander, messen sich die Kräfte der Leiber und Geister, ichäumen Ströme von Blut und Leben, von feurigem Willen und Todesnot über das Feld. Die Völter blicken aus Ost und West auf die rasende Kriegswolke, sie halten den Atem an und lauschen, wohin sie sich wenden will, sie strecken die Arme nach jeder kleinen Nachricht. Aber nichts Einzelnes dringt herüber. Man sieht nur die Wolle sich langsam Yinwälzen über das un glückliche Polen. Noch ist nicht Zeit zum Reden dort unten, wo nur der Wille und die Tat herrscht, und keine Faser etwas anderes weih, als den Schlag zu führen und abzuwehren. Und so stiegen die Gedanken weiter, die lange Linie hinab und hinauf, ob auch die Grenzen geschützt, oder der Feind dort abgezogen und alles leer und stumm ist? Die nördlichsten 100 Kilometer fuhr ich dieser Tage hinauf, von Tilsit nach Memel. Erst eine Strecke am „Strom" hin, wie die Memel hierzulande genannt wird. Hunderte von Flücht lingen arbeiten dort an den Wehren Zuweilen schiebt sich der Panzerzug über die lange Brücke vor, gleitet eine Flottille wachsam um die Bahnen. Noch hebt und senkt sich der Weg über die langen ost- preuffischen Bodenwellen. Dann wird es eben: die fruchtbare Niederung beginnt, einer der Landkreise, deren Ortschaften nur aus Dörfern bestehen. Wären alle Wintersaaten aufgegangen, die in Friedens jahren hier stehen, würde es erfreulich genug aus sehen. Die Roggenfelder, die rechtzeitig besät werden konnten, sichen so üppig, wie kaum in anderen Gegenden; die Dörfer sind fast alle un versehrt; nur eins haben die Ruffen verbrannt. Aus den Häusern feuernde Patrouillen sind diesem Ort wie so manchem anderen zum Verhängnis ge worden Die Behauptung, daff Einwohner die Schützen waren, ist nicht so schnell zu widerlegen wie der rote Hahn auf dre Dörfer fliegt. Und was geschehen ist, davon wird im Kriege nicht groh ge sprochen. Die Straffe führt über die Eilge, dre in sanftem Bogen südwärts fliesst, während „der Strom" ebenfalls seinen Namen ändert und nordwärts als Russtrom in ein sumpfiges Gelände übergeht. Die Aecker werden von Wiesen abgelöst, alle Häuser stehen auf künstlichen Hügeln und niemand wird hier begraben, der nicht bei Lebzeiten drei Fuder Erde auf deir Friedhof gefahren hat. Auch die Stratze erhebt sich zu einem Damm, und wo sie sich senkt, um dem Hochwasser Durchlaff zu gewähren, geht ein Laufsteg mit Geländer nebenher. Die Pferde müffen im Frühling oft kilometerweit bis zum Bauch im Wasser gehen. Die Eilge ist vor 44 Jahren reguliert und mit hohen Dämmen ver sehen worden. Sie haben unseren Truppen schon wiederholt als Brustwehr gegen die Ruffen gedient, die von Süden her in den nördlichen Zipzel des Reiches einzudringen versuchten. Gebaut aber haben den Damm die Anno 70 gefangenen Franzoien. Unser Kraftwagen verlangsamt seine Fahrt. Zu unserer Linken liegt das weite Breds uller Moor, die Rewrvation eines aussterbcnden Geschlechtes von Riesen. Ob sie heut wohl zu sehen sind, die vorsint flutlichen Gestalten mic Len gezackten Schaufeln auf dem Haupte, doppelt so aroff und schwer wie Pferde — die Elche? Endlos dehnt sich die gelbe Fläche des Moores vor dem blaugrauen Bande des Jvenhorster Forstes. Hier und da steht eine magere Kiefer in den leichten Nebelschleiern, die zuweilen ein Sonnen strahl durchleuchtet. Am Wege entlang, vor dem Wilozaun, wehren Kiefern und Erlen strecken weile Len Ausblick. Jetzt kommt eine grögere Lücke. Kaum zwanzig Schritte hinter dem Wildzaun liegen drei Elche, braun und unbeweglich wie Torthausen. Ein Stück weiter stehen zwei in den ziehenden Nebelschleiern wie erstarrte groffe Gespenster. Der Wagen halt, wir stehen auf, um besser zu sehen, der Wagenlenker trompetet auf seiner Hupe. Aber keiner der R»esrn bewegt sich. Als träumten sie noch von den Zeiten her, da es keine Menschen gab, einen Traum aus einer früheren Erd epoche, so glotzen die fabelhaften Schädel zu uns herüber. Nur einer geht drei Schritte nach links und beginnt zu äsen; seltsam stehen die weihen Hinterläufe unter dem moorsarbenen Gesellen. Weiter! Aus dem Diluvium zur Gegenwart zurück. Zur Linken liegt eine lange Reihe mooriger Wurzel stöcke vor dem Erlenwald Das letzte Eisrreiben hat den ganzen Waldrand eingedrückt Dort tauchen die ersten Häuser von Ruff auf mit ihren blutroten und hellgrünen Holzwänden, wie sie die Litauer lieben. Unser Wagen rasselt auf die Fähre, die von zwei Männern am Drahtseil herübergezogen wird, Näm lich über die Skirwieth; denn „der Strom" hat sich abermals in zwei Arme geteilt und seinen Ramen geändert. Rechts, an dem breiteren Arm ist reges Leben. Hier hat sich ein Proviantamt eingerichtet, das Heu und Stroh aufkaust und in groffen„Beudak" genannten Kähnen verstaut, während ein Beamter der Landwirtschaftskammer ein ebensolches Fahrzeug mit Schweinen und Kalbern belädt. Unaurdörlich kommen die Bauern ans den umliegenden Mooren, um ihre Waren abzulieiern. Die Kälber werden an Leibgurten in den Schiffsbauch hinabgelassen, wo sie sich zu Hunderten drängen, groffe, fette Tiere mit Milch gemästet. Auf dem Berliner Markt werden sie mit den höchsten Preisen bezahlt, Wärter gehen zwilchen ihnen herum, um sie zu tränken; die benach barten Schweine bekommen ein paar Zentner Kar toffeln mit auf die Reise, von denen sie fressen können, soviel sie mögen, wenn sic erst auf ihrer glatten Rutschbahn unten gelandet sind. In Ruff ist militärisches Treiben. Von hier wird die Verteidigung des nördlichsten Reichsripfels mit Umsicht und Tatkraft geleitet, so daff bl»her nur unbeträchtliche Grenzverletzungen