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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.12.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141218023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914121802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914121802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-18
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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Scue S. Nr. 642. Nbenü-Nnsnsbe. Leipziger Tageblatt. eewcsttigcn Anstrengungen und den großen Erfolgen unierer Truppen in dcnArgonnen ist der Augen- uttlk jedoch hoffentlich nicht mehr lern, in dem unsere 12 er« Mörser ihr dröhnendes Wort wieder sprechen und kurzen Prozeß machen werde n." Zur Kritik -es franzesilchen Helbbuchs. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Dos fron z ö s > j ch e G e l b l> uch, dae, erst jetzt hier eingetrofsen i l, entoult l.'»9 zum Teil umfang reiche Dotuniente, die onenvar zu den» Zwecke aus- gewäblt und urechtgemachi worden sind, um Rutz- land von dem Vorwurf, daß es den Krieg herauf beschworen habe, rein zu waschen und Deutich land die Vcranlworiung zuzuichicben. Es muh vor- behoilen bleiben, au? Einzelheiten der Veröffent lichung nach einer genauen Durchncht zurückzukom- men. Sck>on seht aber kann gesngt werden, da« der dem sranröhichen Kriegl-minister im Mörz 1913 zuge- gaugene angebliche amtliche deutsche Ge he i m b e r, ch r aber eine 2 ernörlung der deutschen Arme. der auch teilweise s-bon die unverdiente Auf merksamkeit der nciuro'en Presse gefunden hat, nichts weiter als e ne o lumpe Erfindung ist. welches die „sicle-.e QuAIe" in. aus der das Atlen- stiick itanimt, wissen wir nicht. Eine amtliche stelle in Deutschland in jedenfalls mit ihm nie besaht ge nauen. Anjchein.no rührt der Geheimbericht von einem französischen Agenten her und die Veröifentlichung in dem Gelbbuche ist nur zu dem Zwecke eriolgt. um Mihnimmuna zwischen Deutsch land und feinen Bundesgenossen hervorzuruien und die ''centralen, namentlich Holland und Dänemark, gegen Deutschland aunuhehe». Die gante -Unwahrheit d'iejes Mach werts wird dadurch gekennzeichnet, dog darin als Ziel der deutschen Politik hingestellt wird, die Herr- ichasl des Deutschtums über die gcnne Welt ausiu- breiten, die kleinen Böller zu unterdrücken und alte Gebiete, die vor Jahrtausenden einmal zum Deut schen Reiche gehört Imben. wie Burgund und Baltikum, für Deutschland zurückzu- er ober II. Kein ernster Mann in Deutsch land har jemals solche Phantasien gehegt. Ebenso lächerlich sind andere in dem ersten Kapitel des Gelbbuches enthaltene Versuche, durch amtliche Berichte sronwsischer Vertreter in Deutsch land eine deutsche Gefahr für den Welt- s ried e n glaublxnt m machen. Unterzieht man die Dokumente, durch die die angeblich seit Zähren vor handene Kriegslast Deutschlands b.-wiesen werden soll, einer näheren Prüfung, so findet man. da» es iich in erster Linie um Berichte der Militär und Marineattachees handelt, die offenbar aus Mitteilun gen von sehr fragwürdigen Agenten beruhen. Würde die deutsche Negierung ebenso verfahren, so liehe üch allein mit solche , Schriftstücken ein dickes Buch uiammensretlen Wir könnten i. B. einen Bericht des Milirärartachees der Kaiserlichen Botschaft in Petersburg vom IN. August ININ ansühren, in dem aus das Znnehmen der aus einen Angriffskrieg mit Deutschland hinzielenden Bestrebungen im russi schen Heere hingewiesen wird. Der Militärattache wurde ui seinem Berichte durch einen Artikel in dem amtlichen russischen Militürorgan „Der Invalide" "eranlaht, der Gedanten^uim l>NNjährigen Jubiläum des altslawischen Sieges über die Teutonen entwickelte. Der altslawische Lieg in einem Angrnss kriege, von dem der Artikel bandelte, und dessen Wiederkehr der Verfasser, der Oberst im russisckxn Generalstabe Eltschaninom. erhoffte, war die Lcblachl bei Tannenberg am 1.">. Juli 1 UO. vom türkischen Kriegsschauplatz. Konstantinopel, 1k. Dezember. (Amtlich.) Die russischen Truppen versuchten unter dem Schutz von Geschützen und Maschinengewehren auf dem linken Uf-r des Tichoruk vorzugehen, wurden al>er nach iii lfiiüiidigeni Kampfe znriickgetrieben. '.'fach oer Schlacht bei 2 arai. die für die türki schen Truppei. glücklich endete, setzten diese die Ver- iolg u u g d e s F eindes ohne Unterlag fort. Die lürkisckv Kavallerie traf 15, Kilometer westlich von K o t n r auf den Feind, griff ihn, ohne das Eintreffen ihrer Infanterie abzuwarten, an und verjagte ihn in der Richtung aus Bazi Kotur. Konstantinopel, 18. Dezember. Der Scheich-iil- Islam bat von Alui Effendi, dem Mufti der Lchafiten in Medina, ein Telegramm aus Damaskus erhalten, in welchem gemeldet wird, dasz der erste Zug aus Medina abgegangen und die Krieger mit der Heiligen Fahne in Damaskus ein getroffen seien. Türkische Truppen vor Suez. (r.) Mailand, 18. Dezember. (Eigene Draht nachricht.) Die römische „Italia" berichtet, datz vor Suez wieder türkische Vortruppen eingetrofsen sind. Die schwache englische Besatzung hat auch bei Suez das Ostuser des Kanals geräumt. Vas englisch französische Slocka-egeschwa-er vor -en Var-anellen. * Basel, 18. Dezember. Nach Meldungen aus Athen besteht das französisch-englische Geschwader, das die Dardanellen blockiert, aus sechs Dreadnoughts, vier eng lischen und zwei französischen, sowie sieben Kreuzern, vier englischen und drei französischen, ferner aus zwei französischen Minenlegern, acht englischen Zerstörern, vier französischen Torpedobooten, Unterseebooten und zahlreichen Transportschiffen. Den Oberbefehl hat ein französischer Admiral. Englische Schifte beschießen türkische Truppen. (x.) Tokio, 18. Dezember. ,Meuter" meldet aus Athen: Ein Telegramm von der Insel Mytilene berichtet, die englische' Flotte habe am Montag die türkischen Truppen beschossen, die an der Nordküjte von Teros zusammengezogen waren. Einzelheiten fehlen noch. kunsiraub -er Englänöer. * Aus Alexandrien in Nom cingetroffcne Reisende haben bestätigt, dasz der gesamte wert volle Inhalt der Museen von Kairo, Bulak und Heliopolis nach Malta und London verschickt worden sei. Die römischen Blätter erheben Widerspruch gegen diese Mahregeln, die entweder ein reiner Kunsiraub oder das Zugeständnis der nnmög lichcn Verteidigung Aegnptens sei. Australien verlangt eine Einschränkung -er japanischen Zlottenoperationen. (2.) Tokio, 18. Dezember. Im Verlauf der Par lamentstagung stellte ein Deputierter auf Grund australischer Angaben fest, daß die australische Bundesregierung verlangt habe, die Opera tionen der japanischen Flotte sollten üch auf den Nanni nördl'ch vom Acquator beschränken. Kapitän von Müller wir- nach Lon-on gebracht? (Eigener Drahtbericht.) Von der holländischen Grenze meldet die „Köln. Ztg.": Der Londoner Berichterstatter des „Allgemeen Handelsblad" vernimmt, dasz demnächst der Kom mandant des Kreuzers „Emden" vonMüller und Prinz v 0 n H 0 h en z 0 l l e r n. der sich als Offi zier an Bord des Kreuzers befand, aus Australien nach London gebracht werden sollen. Wie es heiszt, werden sie aldann in der Kriegsgefangenschaft soviel Freiheit genieszen, wie es den Umstünden nach möglich ist. Vas Eiserne kreuz I. kiasie für -en Reichskanzler. Frankfurt a. M„ 18. Dezember. Die „Franks. Ztg." meldet aus Berlin: Der K aiser hat dem Reichskanzler nach seiner Rückkehr von der Ost front und nach der Sitzung des Reichstages das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Vie Sewokner von Lü-eritzbucht in einem Konzentrationslager. Wie die „Rudolst Landesztg." meldet, ist hierher von einer Deutsch-Südwestafrikanerin ein Brief ge langt, aus dem heroorgeht, dass die Engländer die Bewohner von Liideritzbucht nach Natal in ein Konzentrationslager gebracht haben. Seit 3. Oktober befinden sich viele Lüderitzbuchter Frauen im Lager Eiserne kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen, der Oberstleutnant im Grenadier-Regiment 100 v. W i tz- leben (1. Klasse), der Leutnant der Reserve nnd Bataillonsadjutant in der 10. Ersatz Division Dr. jur. Woermann, Sohn des Geh. Hofrats Pro fessor Dr. Woermann (er erhielt außerdem das Ritter kreuz 2. Klasse mit Schwertern vom Albrechtsorden), der frühere politische Redakteur am „Dresdner An zeiger". jetzt an den „Münchener Neuesten 'Nachrich ten" Dr. Kurt Schmidt, der Vizewachtmeister der Reserve im Telegraphen-Botaiilon 2 Stud. ing. Otto Kretz sch mar, Sohn des Iustizrats Otto Kretzfchmar, der Einf.-Kriegsfreiwillige im Reserve- Iäger-Bataillon 2b Cüppers (der 1-jahrige junge Mann wurde gleichzeitig zum Gefreiten befördert; er war bis Mitte September Schüler des König- Georg-Gpmnasiums zu Dresden), der Einj.-Kriegs- freiwillige Gefreite ini Reserve-Infanterie-Regi- ment 212 Rudolf Mctzner, Obcrsekundaner des Wettin Gnmnasiums zu Dresden, der Leutnant der Reserve im Feld-Artillerie Regiment 28 Walter Schettler, der Gefreite im Fernsprechtrupp des 1<». Bayr. Neseroe-Infanterie-Rcgiments Georg Richter. Sohn des Prokuristen Richter der Firma Anhäuser in Dresden, der Unteroffizier der Landwehr beim Rcserve-Divisicnsstab 23 Kaufmann Rudolf Richter, der Unteroffizier der Reserve im Infanten: Regiment 177 F r i tz Lehmann, sämtlich aus Dresden, der Oberleutnant der Land wehr-Kavallerie und Adjutant beim Stabe der 1. Munitionskolonncn-Abteilung des 3. Armeekorps Dr. Herbert R ohne r, Snndikus der Bergmann- Elektrizitätswrrkc Berlin, der Oberfägcr der R.- jerve im Reserve Iägerbataillon 13 Otto Pöthig, Sohn des Fabrikbesitzers Mar Pöthig in Radeberg, der Einj.-Freiwillige im Reserve Iägerbataillon 20 Fritz K i eh li ch, Sohn des Buchbinderin ststcrs Kicfzlich in Freiberg, der Hilfslehrer an der 3. Bür gerschule in Freiberg Erich Haubold, Sohn des Hüttenbiiroassistenten Haubold, der Musikmeister im Infanterie-Regiment 182 H. Thiele aus Freiberg, der Oberstleutnant Albert von Römer aus Blasewitz, mobiler Vahnhofskommandant, der Leuch nant der Reserve im Feldartillerie-Regiment 77 Rechtsanwalt Dr. Erich Enzmann, der Ober jäger im Reserve - Iägerbataillon 13 Moritz Schildbach. Expedient beim Kgl. Brandversiche rungsamt Chemnitz, der Gefreite in einer Reserve- Fernsprechabteilung Walter F ö r st e r aus Burk hardtsdorf, der Soldat im Injanterie-R.giment 100 Johannes Weber aus Chemnitz, der Soldat August Altmann, Sohn des Privatmanns Alt mann in Annaberg. Noch einmal vom „nackten Zlieger". * Vor einiger Zeit ging eine zuerst vom „B e r l. Lokal-An z." berichtete Geschichte durch die Presse, wonach ein englischer Flieger einen kriegsgefangenen deutscizen Soldaten gezwungen habe, sein Flugzeug zu besteigen und mit ihm über die deutschen Stel lungen zu fliegen, die er dun Engländer verraten sollte, nnd zwar sei d.'r deutsche Soldat vorher seiner ganzen Kleidung beraubt worden und habe voll ständig nackt den Flug mitmachen müssen. Daher die in den Blättern wicderkehrende Ueb'rschrist: Der nackte Flieger, die dann auch über Leit artikeln erschien, die den grausigen Stoff weitKver- arbeiteten. Leider ist ja die Sucht nach möglichst grausigen und schauerlichen Geschichten überall zu beobachten, und es gibt eine Presse, die, statt diese Gier zu dämpfen, sie bei jeder Gelegenheit zu be friedigen jucht. Als ob der Krieg nicht schon grausige Vorkommnisse genug lieferte! Die Geschichte vom nackten Flieger wurde ange- zweiselt. Wir liegen durch unser« Berliner Ver treter bei der zu Auskunftserteilungen ermächtigten Berliner Amtsstelle Erkundigungen einziehen, und unterm 23. Rovember meldete er uns, datz ihm die Sache als unrichtig bezeichnt worden sei, und e» fügte hinzu, daß man dem Soldaten durch die Be handlung in dec Presse leinen Gefallen getan have. Es wurde tatsächlich eine amrlick>e Untersuchung cingel.'itet; der in einem Lazarett in Plagwitz lie gende Kriegsfreiwillige mit Namen Erich Callies wurde unter Eid vernommen und ein Protokoll an gefertigt. Dieses Protokoll wurde am Mittwoch an die Presse versandt mit dem ausdrücklichen Vermerk: „Nicht vor Freitag nachmittag 3 Uhr zu veröffem- Frettsg, 18. veremver l9l4. lichen." Der „Berl. L 0 k. - An z." hat sich um diesen Vermerk nicht gekümmert oder hat ihn übersehen: er brachte die Veröffentlichung berrtts in seiner Donnerstagnummer. In der Einleitung wird nun behauptet: die eidliche Vernehmung habe rrgeben, das, er zwar nicht nackend fliegen mutzte , diese Frage sei aber von untergeordneter Bedeutung angesichts der hier zutage getretenen sonstigen Handlungsweise der Engländer. Wir erlauben uns hier einzuwenden, dasz in der Presse doch wahrhaftig nicht darüber gestritten lvurd', ob die sonstige Be Handlung des deutschen Soldaten milder oder schär fer zu beurteilen gewesen wäre. Nirgenwo ist v<-> zweifelt worden, datz die Behandlung des gefangenen Soldaten über die Matzen gemein und niederträchtig war. Der auf ihn ausgeübte Zwang, das Flugzeug zu besteigen und die Stellungen der Deutschen zu verraten, widerfpricht, wie angeführt wird, dem Kriegsrechk. Callies wurde nach s.'inen Angaben wiederholt mit Koldenstötzen und Schlägen in das Gesicht misshandelt, schlecht verpflegt, auf dem Flugr fror er erbärmlich, und das Verhör vor den eng lischen Offizieren glich einer Marter. Zum Glück konnte er entfliehen: aber die Grausamkeit der Eng ländcr hatte ihn zum schwcrkranken Manne gemachr. Wie es im Protokoll heisst, mutzte einmal die eidlich Vernehmung im Lazarett unterbrochen werden, weil er hohes Fieber hatte. — Wer wird den Un glücklichen nicht bedauern, und wer möchte nicht wünschen, datz die an ihm verübten Schändlichkeitei' an jenen gewissenlosen Quälern vergolten würde. Zn der Beurteilung dieser Hand lung war man indes auch ohne Proto koll einig. Davon war der Streit nicht aus gegangen. Der Streit war entstanden, weil einige Blätter die Tatsache, datz er bis auf di: Haut aus gezogen und nackt zur Mitfahrt gezwungen worden sei, zum eigentlichen Gegenstand ihrer Entrüstung und schauerlicher Betrachtungen gemacht hatten. Diese Tatsache hat aber Herr Callies selbst dahin berichtigt, datz sic — nicht wahr sei. Er sagt laut Protokoll: „Ich trug die volle Futzbekleiduna, Hose und Unterhose, zwei baumwollene Eigentumshemdev und ein« rote wollene Jack?" Den Uniformsrock hatte er allerdings auszichen müssen. Wogegen man üch mit Recht wandte, war lediglich die in der Presse hcrvortretende llebrrtret bungssucht, der das Geschick des Soldaten nicht schlimm genug war, und die deshalb einen be sonders widerwärtigen Umstand zur Hauptsache machte. Dieses Aufgreifrn von Widerwärtigkeiten und Gräßlichkeiten kann aber nicht scharf genug vei urteilt werden. Der Kri.'g erschüttert alle Gemüter er beschäftigt ohne Aufhören die Phantasie dec Volkes und namentlich unserer Kinder. Es ist wahr lich nicht notwendig, den Eindruck des Schrecklichen und Grausigen noch durch Zutaten zu steigern. Für diese üble und schädliche Art, an sich schon unerhörte Vorgänge noch besonders phantastisch „auszu schmücken", ist die Geschichte vom „nackten Flieger ein typischer Fall. Sodrsibinrsvdilioll LkeriMiA II. XiiI»«»IiNr. strkmmal8ebv 8tr. 24. Toi. 12989. 8er Vie leimten Kriegsiizeiirieiitkii laFliek 211 erkalten. ein VorruZ, 6er 6em Publikum von 6en beiprüßer Leitungen einrig uncl allein von «lern IiStprlKvr rLLvdlrU (borgen- u. ^ben6au8^al)el geboten vvircl. llestsllunxen neirmon un8sre IrLsevInnen, rilialsn unck cklv 6v8ebükt88t8Ne. ckobanni8- ira88e 8, jeckorrolt entxoxen. Peters graulladrt. Eine Geschichte ans den steirischen Bergen von !s Ernst N. von Dombrowski. Peter blickte ans List nieder, die wie zu rleiii erstarrt dasaß, nnd er sah zum erstenmal, "is; sie schön ivar: sie war es in ihrer herben '.'eiblicksteit, die in diesem Augenblick das trotzige lind überwand. Roch nach der Kirche war er stellos in den Waid gelansen, hatte sich schon ein vaar Slnnden hernmgettieben nnd ganz un- absichtlich den Weg nach dem Marterl ein geschlagen. ohne zu ahnen, das? er List dort liessen lönnte. Als er sie erblickte, schon ihm die Absicht durch den Kops, ihr mit harten, höhnenden Warten von dem auch iu ihm fest slehendeil (Lutschins?, seine Heimat zn verlassen nnd davon Kenntnis zn geben, das? er wegen ihr sortging, aber nicht etwa, weil es ihm nncr tragisch erschien, von ibr nicht heachlet zn wer den, sondern nur, nm ibr zn zeigen, wie gänzlich gleichgültig sie ihm geworden ivar, wie gerne er sie. dem Erstbesten gönnte, der an einer solchen albernen Zierpuppe tüefallen sand. Peter konnte nicht lügen nnd jetzt hätte er kein solches Wort mehr über die Lippen gebracht, jetzt wußte er, das? dieses Mädel zn ihm gehörte, das? er sie nicht lassen konnte und durfte und das? er ihr in Gedanken nur immer unrecht getan, nm sich gewaltsam von diesem Zwang zu lösen. irr legte ihr ganz jactzte die Hand ans die blonden Flechten und sagte nur: „I bin froh, daßi i di troffen hab, LiSl, so tann i dir do Bhüt Gott sagen, eh daß i fort- geh." „Wohin wilsst denn?" „Dös waaß i no selber nit IS ja aa ganz glei. A Holzknccht, der was in si hat, stndt alleweil Arbeit." „Aber warum - ilt't denn fort?" „I hab' dir's nit sagen wollen. Aber wann du mi a so fragst — wegen deiner, LiSl. Weil » <eh, das; d» die ganze Freud am Leben ver loren hast, datz du nimmer die alte LiSl bist. und weil i dir nit Helsen kann, so gern i mvcht." Mit einem Anflug ihres alten Trotzes ent gegnete Lisl: „I bin so, wie i alleweil war, lind wegen meiner darfst scho bleiben, weil i fortgeh." „Du willst aa fort, du?" Lisl bis? sich die Lippen, wider Willen hatte sie ihren Gntschlus; verraten: „Ja. Aber red' nir davon." „Zn wem sollet denn i was sagen?" Dann fugte er nach einer Panse hinzu: „Hältst es nimmer ans bei der Taut ?" „Dös is mei' Sach, warum i geh'." Peter schwieg eine Weile, dann setzte er sich ihr m'genübcr. „Lisl, hör' mi jetzt ganz stad an. Du und i, wir zwei Ham schlechte Tag ghabt, einer durch'n andern — sei nur stad, es is so — und wann ivir zwei fetzt auseinander gehn, einer dahin, der andre dorthin, wird's nit besser, denn wir ghören zsamm. Weisst no, wie wir gstritten Ham als klaane Fratzen hier am selbigen Platzl?" Lisl fuhr ans: „Dadran brauchst mi nit erinnern!" „O ia, grad dadran! Uns beide hat der Herrgott gstrast für unfern Hochmut, aber durch die «Straf tann alles no gut werden, wann nnr du willst Wir san zwa arme Hascher, aber inng nnd start und 's ganze Leben Hain wir no vor uns nnd altes Glück, es wart' ja nnr drauf, das? wir's jetzt packen und obilragen in mei klaue Keuschen und 's nimmer anssi lassen! Wir Ham fortlanfcn wollen, aner vor'm andern, weil wir Angst g habt Ham, das? wir uns sonst halten bis zum Tod, und wir Ham bis heut glaubt, das; der Has; besser is als die Lieb — i glaub's nimmer, i sag dir's frei wie 's is, und wann du mir alei wieder ins Gsicln lachst: I hab di lieb, Lisl, wie nix auf der Welt!" LiSl stand langsam auf und streckte Peter die Hand hin. „Bhnt di Golt, Peier." Dann wollte sie an ihm vorbei. Ta sprang Peter auf. „Lisl, nm Gottes willen — hast denn du ka anders Wörtl für mi? Lo willst gehn?!" In einem Gemisch von innerer Quai und künstlich bewahrtem Trotz erwiderte sie: „Glaubst leicht, i könnt's aushalten, wann uns die Leut ausspotten, mi nnd di?" „Die Leut! Mein Gott, lebt man denn für die Leut und nit für si selber? Jetzt hast di verraten, wann dn nix anders waafst, dann hast du mi lieb nnd da las? i di nit, mein ghörst vor Gott nnd der Welt! Las? die Leut reden und spotten hinter nnserm Rucken, so viel s' wollen, nnd wann uns aner kommt — Lisi, schau her die Hand, dir tut lauer was, wann i 'S Recht hab, das; i mi hinstell für di, i will di halten wi was Heiliges, was mir der Himmel gschenkt hat — Lisl, schau her, hier bist dahoam, hier bei mir, nnd da bist besser aufghoben, als wenn die ganze Steiermark dein wär!" Er schlug sich dröhnend aus die Brust, und wie er so dastand in der jubelnden Herrlichkeit seiner kraftstrotzenden Jugend, schrie Lisl schluck; zend ans und im nächsten Augenblick lag sie ibm zn Füssen und nmtrampfte seine Knie. Er ris; sie empor, hob sie hoch in die Luft und presste sic jauchzend an sich, dass ihr die Sinne vergingen. Aber plötzlich stemmte sie die Fäuste gegen ihn, entwand sich aalglatt seinem Arm, und ebe er sie wieder fassen tonnte, stürmte sie über die Almfläche und weiter durch das Almroscn- gcstrüpp fort wie ein gehetztes Reh. Er sali ihr sprachlos nach, ries ihren Rainen, wollte ihr nachslürzcn, doch blieb er nach ein paar Schrillen wieder stehen und sonniges Leuch ten lag aus seinen Zügen. „Lisl!" jauchzte er noch einmal in die AbcndsliUe, dann stieg er langsam den Berg hinab im Bollbcwufst- sein seines jungen Glücks. Peter wußte nun, datz Lisl an ihm hing wie er an ihr, und das genügte ihm, um nickt den geringsten Zweifel an der Inknnft zu hegen, sie lag vor seinem Hoffen wie ein ansgcscklagenes Buck voll goldiger Vertu issung. E'' ahnte nickt, das; der glückliche Augenblick, der ihm als Ende alles Zwiespaltes erschien, in Lisls trotz ihrer gesunden Ursprünglichkeit doch viel tomvlizier- teren Natur eine ganz andere Wirkung ausaelöst hatte als in seinem durch die tiefe leidenschaft liche Neigung nur auf einen Ton gestimmten Wesen. List ivar, einem unklaren Drange folgend, sortgelanfen. Atemlos, mit zersetzten Kiewern fand sie sich in ihrem Stübchen, und nun erst begannen ihre bis dahin wirr durcheinander wir belnden Gedanken ihr selbst zn deuten, weshaU sie sich von Peter losgerifscn und weshalb ihi Entschluß, ziellos in die weste Welt zu gehen, jetzt fester stand denn je. Nicht wegen des Ge redes der Leute, da hatte Peter recht. Es war etwas ganz anderes. Sic hatte ihre Mutter früh verloren, ihr Vater lief; sic über seinen Sorgen anfwachfen wie ein junges Füllen, und als er versuchen wollte, ihr einen Zaum anzu legen, war es zu spät, das irützreise, eigenwillig. Kind erwies sich stärker als er. List kannte die Begriffe Gehorchen und Sichjllgen nicht, und als sie unter der Langhofbänerin eiserne Fuchtel geriet, steigerte der zwang, sich äußerlich beugen zn müssen, nnr ihre wilde Unootmässtgtcit. Run hatte sie heute erkannt, das; cs doch einen Herrn über ihr gab, den Peter; nein, nicht ihn.'aber ihre Liebe zu ihm, die, lange niedcrgehaltcii. plötzlich den Damm ihrer Selbstherrlichkeit brach und ihr Herz überströmen lies; in demütiger Hin gäbe. List schluchzte in ohnmächtigem Zorn über sich selbst. Nun hatte sie sich verloren, sie ge hörte nicht mehr sich, wenn sie blieb; sie fühlte, daß sie immer wieder Weib sein müsste vor seiner Männlichkeit, nnd noch fehlte ihr die Kraft, diese Schwäche zn bekennen nnd sic als das schönste Gnadengeschenk der Natur hinzunchmen. Im In «ersten zerwühlt und aufgcpcitscht, wäre Lisl in dieser Stunde fähig gewesen, sich dem erst besten Mann an den Hals zu werfen, nur nicht ihm, gegen den sie sich bisher unbewußt und jetzt bewußt wild ausbänmte, weil jeder (Je danke an ihn ihr immer wieder die Empfindung gab, daß sie ihm untertan sei mit Leib und Seele. Sie schrie nach ihm, und wollte sie diesen Schrei ersticken und wieder frei jein, dann durfte sie ihn nie mehr vor sich sehen, wie heute, so strahlend im Siegerbewnsstsein, so jauchzend, lvcil er sie sein wähnte, sein wußte. (Fortsetzung in der Morgellausgad«.)
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