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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.12.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141219028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914121902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914121902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-19
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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seue 2. Nr.S44. Kdenü-Llusgave Lrtpzjgrr Lagrblav. Sonnabenü, lS. veremver lS14» d«n Mauem Belgrads zu sehen. Die Vertreter der Mächte der Tripelentente beglück wünschten König Peter M dem ruhmreichen Erfolg der serbischen Armee. Also auch der Vertreter Englands, des frommen Englands, beglückwünscht die Königsmörder! Nun allzu lange wird die Freude der Serben in Belgrad nicht währen. Dafür werden die Oestrreicher schon sorgen. Ihre neue Offensive gegen Serbien ist ja schon angekündigt. Verluste -er englischen Flotte im Gefecht bei -en Zalklan-inseln. (x.) Notterda», 19. Dezember. (Eig. Drahtnachr.) Hlcr eingetroffene englische und französische Zei tungen bestätigen, dass die englische Flotte im G.fecl, t bei den Falklandinseln Ver tu st e erlitten Hal. Di« Londoner „News" veröffent licht einen zensierten Drabtbericht an, New Pork, wonach die dortige Presse mitteilt, daß drei eng lische Schiffe beschädigt wurden und zurzeit für dienstuntauglich gelten. Vie montenegrinijche Aktion steht still. (r.) Wien, 19. Dezember. Die „Südslawische Korrespondenz" meldet aus Ragusa, dasi seit der letzten Beschießung des Lovcen durch eines unserer größten Kampfschiffe die montenegrinische Aktion bisher st i l I g e st a nd e n hat. Zn den letzten Tagen wurde die Beschießung von Cattaro' und einer anderen Position von den Montenegrinern wieder ausgenommen. Die Ergebnisse der artilleristi schen Beschießung waren noch kläglicher als früher. Leb hafte Tätigkeit entwickeln nach wie vor unsere Flieger. Sie erscheinen fast täglich auf dem Lovcen, Antivarl und Cetinje. In den Bergen herrscht starker Schneefall, der das Vorwärtskominen erschwert. Vorgeschobene montenegrinische Posten, die wieder holt kleine Vorstöße unternahmen, wurden leicht ab gewiesen. Tagelang fällt jetzt mitunter kein Schuß. Griechen!«»»- lehnt ab. * Die englische Ncgierungbat nach einer Konstantinopler Meldung des „Berl. Tagebl." nicht nur in Athen ersucht, in Griechenland Frei willige anwerben zu dürfen, sondern auch gebeten, eine Funkspruchsta 1 i on für die Flotte auf Korfu errichten zu dürfen. Beide Bitten wurden von Griechenland abgelehut. fiuffor-erung wehrpflichtiger Numänen zur Eintragung in -ie heeresmatrikel. (r.) Berlin, 19. Dezember. (Eigene Drahtnach richt.) Nach vorliegenden Meldungen find am »5. Dezember im Ausland die wehrpflichtigen Nu mir neu von ihren Konsulaten zur Eintrognna in die bei den Konsularümtern geführten Heeres matrikcl aufgefordert worden. öurgfrie-en? Es wird uns geschrieben: „In dieser großen Zeit, die wix gegenwärtig durchleben, sollte es nichts Kleinliches geben. Das ernsteste Bestreben eines jeden Staatsbürgers müßte jein, alles zu unterlassen, was den „Burgfrieden" in irgendeiner Weise stören könnte. Von dieser Not wendigkeit scheint man jedoch nicht allenthalben über zeugt zu sein, wie ein Fall beweist, der sich jetzt in Plauen i. V. zugetragen hat, Gelegentlich der Jahreshauptversammlung gab der Vorsitzende des Plauener Lehrervereius, Oberlehrer Frommhold, einen kurzen Rückblick auf den Krieg und führte dabei nach dem Berichte in der „Leipziger Lehrer zeitung" aus: . . Das Verhalten der belgischen Bevölkerung während des Krieges, welche doch einen Religionsunterricht genossen Hot, wie ihn viele in unserm SachsenlanLe haben wollen, zeigt uns. daß die Forderung einer Re form des Religionsunterrichts berechtigt ist. Be stärkt werden wir in dieser Forderung noch durch das Handeln des frommen Englands in dem jetzigen Kriege. W i r wollen nicht derartige Christen, sondern Christen der Tat erziehen . . ." Mit diesen Worten hat Fromnihold ausgesprochen, was sich unseren braven Truppen im Westen aus Schritt und Tritt einprügte und was die überwiegende Mehrzahl der Daheimgebliebenen fühlt und denkt. Anders aber dachte der Bezirksschulinspektor Dr. Spitzner in Plauen, der wegen der obigen Aus führungen ein Dienststrafverfahren gegen Frommhold einleitete. Bei der protokollarischen Vernehmung durch den Polizeirat in Plauen erfuhr er zu seiner nicht geringen Verwunderung aus den Akten, daß nach Meinung des Herrn Dr. Spitzner seine Ausführungen an das Scham lose st eher« «reichten. was anVerdäch tigung des bestehenden Religions unterrichts geschrieben werden konnte. Man darf gespannt sein aus die weitere Entwick lung des Falles. Zunächst hat Oberlehrer Fromm hold bei dem Bezirksschulinspektor angefragt, ob dieser die Aeußerung. dab seine Ausführungen an las Schamloseste heranreichten wirklich getan habe. Daraufhin wurde Oberlehrer Frommhold erneut vor die Echulinipektion geladen und ihm eröffnet, daß der ve rn ehm end e Beamte seine Befugnisse weit überschritten habe und da» dieser n i ch t berechtigt war, die Aeußerung mitzuteilen. — Auch ein Beitrag zu dem Kapitel „Geheimakten! — Weiter eröffnete man ihm, da« ein Besserunnsverfahren gegen ihn gar nicht eingeleitet sei. Wozu aber dann die protokollarische Vernehmung des Vorsitzenden und des Berichterstatters der „Leipz. Lehrerzeitung"? Wenn auch die ganze Staatsaktion wie das Horn berger Schießen ausgeht, so ist durch das unver ständliche Vorgehen Dr. Spitzners in weite Kreise der Lehrerschaft Beunruhigung und Erbitterung getragen worden in einer Zeit, wo uns allen Samm lung und Begeisterung nottut. Zum „Burgfrieden" gehört, daß er von allen gehalten wird." Eiserne Kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen : der Feldiniendanturiekretär beim 17. Armeekorps, Di vision Bredow, Georg Schließer, der Gefreite im Reserve-Iäger-Bataillon -'5 Walter Schuster, Lehrer an der 18. Bezirksschule in Dresden, der Unteroffizier der Reserve im Infanterie-Regiment 178 Richard Friebel, Bureauassistent bei der An stalt für staatliche Schlachtviehversicherung in Dies- den, der Sergeant und Fahnenträger im Infanterie- Regiment 177 Wilhelm Albert Zentsch, der Husar im Husaren-Regiment 18 Schmidt, Melde reiter bei der 63. Infanterie Brigade, der Oberjäger im Reserve-Iäger-Bataillon 25 Paul Gillner, Bczirksausseher des 8. Wohlfahrtspolizeibczirks in Dresden, der Arzt Dr. med. Hugo R, chter, der Vizewachtmeister der Reserve - Funker - Kompa nie des Telegraphen - Bataillons 2 stud ing. Karl H. Göhmann, der 17jährige Kriegsfrei willige 'im Reserve-Iäger-Bataillon 25 Robert Pohl, früherer Schüler der Neustädter Realschule in Dresden (unter gleichzeitiger Beförderung zum Gefreiten), der Leutnant und Adjutant bei der Reserve-Munitionskolonne, Abtg. 23. XU. Reserve- Armeekorps Dr. Ing. Richard Freund, der Kriegsfreiwillige-Gefreitc im 20. bayr. Reserve- Jnfantcrie-Negimcnt Willy Dümm, der Leut nant der Reserve Hans Sulzberger, zurzeit Ordonnanzoffizier beim Stabe der 19. Ersatzdivision (er befand sich bereits im Besitz des Ritterkreuzes 2. Klasse vom Albrechtsorden mit Schwertern), der Oberjäger der Reserve Johannes Frühner Lehrer in Dresden-Kaditz, der Schütze im Schützen regiment 108 Walter Frenzel, sämtlich aus Dresden. der Unteroffizier der Landwehr im Reserve-Infanterie-Regiment 211 Felix Weiß aus Rodeburg, der Obergefreite im 1. bayr Reserve-Fuß-Artillerie-Regiment Paul Wächter.der Gefreite iin Reserve-Iäger-Bataillon 13 Wilhelm Hofmann, beide aus Wurzen, der Dioisionspfarrer Dr. Specht, der Unteroffizier der Reserve Otto Vogel, beide aus Burkartshain bei Wurzen, der Gefreite im Landwehr-Infanterie- Regiment 101 Ak ax Daniel aus Döbeln, der Ge freite der Reserve im Infanterie-Regiment 182 Paul Fischer aus Freiberg, der Sergeant und Hornist im Reserve-Pionier-Bataillon 12 Büschel aus Eppendorf bei Freiberg <er trug mehrere Ver wundete, darunter seinen Oberleutnant, aus dem Gefecht), der Unterosfizier der Reserve im Schützen- Regiment 108 Postassistent Willy Walther in Sciffen, der Soldat Arno Matthes, Sohn des verstorbenen Kistenfabrikanten Louis Matthes in Rieberschönberg i. E. „Victoria!" „Das Unbeschreibliche, Hier ist es getan!" (r.) Von einem militärische» Mitarbeiter wird uns geschrieben: Der Bericht des Großen Hauptquartiers vom Donnerstag, auf Befehl des Allerhöchsten Kriegs herrn von der Zinne des Königlichen Schlosses zu Berlin verlesen, meldet, daß die von den Russen an gekündigte Offensive gegen Schlesien und Posen völlig zusammcngebrochen sei. Die feindlichen Armeen find in ganz Polen nach hartnäckigen, erbitterten Frontal kämpfen zum Rückzug gezwungen worden. Wohl sind auf den polnischen Schlachtfeldern Ströme deutschen Edelblutes vergossen worden. In dessen, dieses Blut ist nicht umsonst geflossen; es floß im Opfertode für die Zukunft unseres geliebten deut schen Vaterlandes, für die Freiheit von Kind und Kindeskind, im Kampf um den Bestand deutscher Be sitzung. „Die Früchte der Entscheidung lassen sich noch nicht übersehen", so der amtliche Bericht, womit er aus die handgreiflichen Folgen des Sieges hinzielt. Gelingt es uns nunmehr, die Russen im Zentrum über die Weichsel zu vertreiben, so wird ihr Rückzug auf die russischen Flügelarmeen an der ostpreußischen Grenze und in Galizien die Rückwirkung nicht verfehlen können. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz war zuletzt die erfolgreiche Durchführung der Verfolgung der bei Limanow« geschlagenen Russen durch die öster reichisch-ungarischen Truppen besonders bemerkens wert. Sie dringen immer weiter nach Norden vor, und haben eine breite, nach Norden gerichtete Front eingenommen, die von Bochnia, östlich von Krakau, über Iaslo—Krosno—Zaklycon bis Lisko führt. Sie stehen in den wichtigsten der nach Norden führenden Täler und Flußabschnitte, in denen auch die wichtig sten Verbindungsstraßcn laufen. Eine neue starke österreichische Heeresgruppe soll nach den neuesten telegraphischen Mitteilungen noch weiter östlich sieg reich über die Karpathen vorgedrungen sein. Die von ihr benutzten Straßen führen sämtlich in der Richtung aus Lemberg. Die Aufhebung der Be lagerung von Przemysl wird wohl in der aller nächsten Zeit erfolgen, da die Oesterreicher nur noch 50 Kilometer von dieser Stadt entfernt sind. Dieses Vorgehen der Oesterreicher in breiter Front gegen die linke Flanke der Russen hat auch bereits dazu geführt, daß in Süd polen die Russen an scheinend den Rückzug angetreten haben. Vorgestern berichtete der österreichische Generalstab von rück gängigen Bewegungen, die sich auf der ganzen Front von Krakau bis Petrikau bemcrkbar machten, und jüngst erst war von erfolgreichen Kämpfen gegen die Nachhuten des Feindes die Rede. Ein Zeichen also, daß der schon gemeldete Rückzug weiter durch geführt wurde. Und auch der deutsche Bericht stellte fest, daß die Verbündeten in Südpolen Boden ge wannen. In Nordpolcn werden die Kämpfe von den deutschen Truppen erfolgreich weitergcfiihrt. Diese Erfolge müssen sehr bedeutend gewesen sein, da selbst das letzte amtliche russische Telegramm zugebcn muß, daß die Russen zwischen Lowicz und der Weichsel unter sehr ungünstigen Verhältnissen gefochten haben und schließlich am Abend zum Zurückgehen gezwungen wurden. Wenn dasselbe Telegramm dagegen be hauptet, daß die Russen auf allen übrigen Teilen der Front durch ihre Gegenangriffe deutsche Truppen verschiebungen aufgehalten hätten, so entspricht dies nicht den tatsächlichen Verhältnissen, da auf der gan zen Linie die Verbündeten entscheidende Erfolge er zielt haben. Die vor der feindlichen Uebermacht auf die Süd grenze der Provinz O st preußen zuriickgegangenen deutschen Abteilungen haben ungestört vom Gegner ihre alten Stellungen erreicht, in denen sic, auch star ker Ueberlegenheit gegenüber, erfolgreich Widerstand leisten können. Die Russen scheinen von einem An griffe dagegen abgesehen zu haben. was unsere Sol-aten schreiben. In und aus der „guten Stube". (Abdruck für das „Leipziger Tage blatt genehmigt.) St. Souplct, 15. November. „Sehr geehrte Frau E . . .! Ich bekam heute non Ihnen ein Paketchen mit Schinkensveck, Rauch tabak und Zigarren mit Streichhölzern und sage Ihnen für alle diese schönen Sachen meinen herzlich sten Dank. Wie gut Sie s doch mit uns braven Krie gern meinen. Auch hab ich mit Interesse den Feld pestbrief vom 8. Oktober in unserem „Leipziger Tageblatt" unter der Rubrik „Was unsere Sol daten schreiben" gelesen und merkte gleich in den ersten paar Worten, daß es ja mein an Sie, liebe Frau E . . ., gerichteter Bnes ist. Die Sache macht mir Spaß, denn jetzt geht's uns ja viel bester als damals: unsere Verpflegung ist jetzt ausgezeichnet, und wir leiden keine Not mehr wie damals. Hier sind wir dicht bei dem Dorf Auberive in Reserve, unsere Kompanie ist vorn in der Schützenlinie, wir, der zweite Zug, wie schon gesagt, zur Reserve. Da ist es ganz schön. Zwar liegen wir da auch in der Erde auf Stroh, haben aber extra noch unseren Unterstand, in dem wir uns den Tag über auf halten. Zum Schutz gegen Flieger und die rauhe Witterung hatten wir uns die gute Stube ge baut. So groß wie eine gewöhnliche Küche und so hoch, daß man stehen kann, als Decke ein zerschossenes Scheunentor aus dem zerstörten Dorf Auberive. In der Mitte ein Tisch mit Bänken und Stühlen, links neben meinem Platz ein molliger Ofen. Dies alles stammt aus dem von Einwohnern verlassenen Dorfe. Da findet man kein Fenster, keine Tür mehr. Alle Möbel sind fort. Die Sachen, Wäsche und aller Hausrat, liegen auf dem Hofe. Wo die Häuser wohl durchschossen, aber noch nicht eingestürzt sind, Hausen meist noch unsere braven Jäger, die sich aber zum Schutz gegen die Granaten noch im Hofe eine tiefe Grube ausgehoben und kugelsicher abgedeckt haben, denn in den luftigen Gebäuden ist ja zu wenig Schutz. In den niedergcbrannten und eingestiirzten Gehöften sieht man das Rindvieh noch angekettet vor der Raufe liegend zu einem unförmlichen Etwas zu sammengeschmort — der Schrecken des Krieges . . . Wenn man allein durch so ein verwüstetes Dorf wan dert auf der Suche nach Master, kommt schließlich an der zerschossenen Kirche vorbei und hört die Töne der Orgel, wie mir's das erstemal erging, da wird's einem selbst schwummerig für den ersten Augenblick. Man ist aber durch den Feldzug gegen solche Sachen abgehärtet und macht sich aus ihnen nichts mehr. Jetzt, am 5. November, sah ich, wie unsere Artillerie einen französi chen Doppel decker herunterschoß, ein unvergeßlicher Augenblick. Seit vorgestern bin ich nun in St. Souvlet, hier arbeite ich mit dem Kompanie schuhmacher zusammen, da hält man's aus bei dem regnerischen Wetter. Heute abend feuerten mal wieder die Franzosen in dies Dorf. Das bubberte in den Häusern. Was macht denn mein kleiner Helmut? Der wird. seinen Vater schön vermissen. Na, hoffentlich dauert'? nicht mehr so lange, denn wir Deutschen haben.ja schon große Erfolg« gehabt, und wir wollen Gott bitten, daß es so weitergeht. Ich bin noch gut auf dem Posten und habe mich, nachdem unsere Verpflegung so gut geworden ist, erholt und fühle mich so kräftig wie früher. Mit Eßware bin ich nun gut versorgt, und daß ist für uns Krieger eine Beruhigung. . . Dank für Lkebesfocken. Aus Metz wird der „Frkf. Ztg." ein Gedicht zu gesandt, Las ein zwölfjähriges Mädchen von einem Landwehrmann aus Polen erhielt, der die von der Kleinen gestrickten Li:besgabcnsocken bekommen hatte. Sie hatte eine Tafel Schokolade hineingenäht, auf die sie ihren Namen gesetzt, und hatte um einen Gruß des Empfängers gebeten. Den sandt: er ihr nun in dem folgenden hübschen Poem: Klein Manschen, die Kompanie Machte heute morgen 'ne Lotterie; Wollne Sachen und Liebesgaben Waren in Hülle und Fülle zu haben. Und Fortuna, di: holde Maus, Fand für mich just das heraus. Was Du mit fleißigen Fingern gestrick. Und mich von Herzen hast beglückt; Denn wisse: in diesem Lausepolen Lief ich seit Wochen auf blanken Sohlen, Fror bedenklich an allen Zeh n, Klapperte fröstelnd beim Gehen und Stehn. Und das ist ein Unglück, denn, kleine Mari«, Der oberste Lehrsatz der Strategie Heißt: Füße warm und bas Pulver trocken, Da kommen als Retter Deine Socken. Schmiegen sich weich um die beiden Flosse«. Sitzen dabei wie angegossen, Und spenden mir, Du ilebs Schätzchen, Dazu auch noch Schokoladeplätzchcn. Das ist doch mehr, als erwanen kann Ein männermordend.'r Landwchrmann. Darum. Mariechen, für Deine Spende Küß ich im Geist Deine fleißigen Händ' Und schwöre Dir und den deutschen Frauen, Daß wir die Russen mächtig verhauen. Damit ihr lieben Mädel und Kindel Nimmer müßt zittern vor diesem Gesindel. Und spenden mir, Du lieb.'s Schätzchen, Einst wieder zurück in d?r Heimat Haus Und ziehe wie einst durch Dein trautes Lünd hcn, Dann küj; ich in Wahrheit Dir die Händchen. Und sage manierlich auch wieder Sic, Zu Dir, Du gute, kleine Marie. Mit 1 000 000 000 Dank Kl. Lorenz. 8odrsidM4sot»wov Lkeriedmz n (»rimmnstobo 81r. 24. lei. 12982. Le Peters ürsuttavi't. Eine Geschichte aus den steirischen Bergen von öj Ernst R. von Dombrowski. (indlich zwang tim die Not; totmatt, halbver hungert meldete er fick, wieder zur Arbeit. Nur Sonntags irrte er immer noch umher oder saß stundenlang bei dem Marterl und quälte siel, mit bitteren Vorwürfen darüber, das; er damal-? der LiSl nicht irachgeeilt sei und sie fick» selbst über lassen lMte. So kam der Herbst heran. Die hochgelegenen Hütten leerten sich, das Vieh wurde ,zn Tal getrieben. Dafür rüsteten sich die einsam ge wordenen, verschneiten Hoch la gen zur Ho.ozeii ihres stolzesten Lohnes, des GemSbvckes, welcher schon in seinem vielbegebrlen Freicrjck'mnck, dem weißbereimten Bart, prangte. Um diese Zeit traf Peter zufällig wieder mit der Fclbermirl zusammen, die einen ihrer lichten Tage hatte. „No," wandle sie sich an ihn, „hast die List uo nit gfunden auf» SchodcrspitZ?" Aber diesmal sagte sie das nicht im Wahn sinn, sie blinzelte Peter dabei schlau an, und hielt ihn zurück, als er sich unwillig von iyr abwendcu wollte. Seit ihrem Unglück hegte die Mirl einen tödlichen >.ws> gegen alles, was mit der Jagd zusammenhing, sie zerstörte Salzlecken, ris; die Heubündel aus den Futterraufen, verdarb Birsch und Ansitz, wo sie nur konnte und war bei all dem Unfug, unter dem auch ich manchmal zu leiden hatte, kaum je zu fassen. Vergeblich versuchte ich es, ein friedliches Abkommen mit ihr zu treffen, sie nabm das Geld. das ,ch ihr bol. wünschte MU niil eö!,.nutzem ttuinsen viel Glück zu dem nächsten Bock und niet» ,ln Unwesen nach wie vor. Als sw nun an jenem Tage Peter sah, schoß ihr der Gedanke durch den Kopf, sich feiner zu ihren Zwecken zu bedienen. „Lauf nur nit glei davon und hör mi lieber an," rief fie ihm zu. „Heut nacht is mir die Lisl erschienen, sie lebt no und i wisset aa, wie du s' kriegen tnnnst." „Las; mi aus mit dcine Hexenkunst, die brauch i nit," entgegnete Peter unwirsch und wandte sich abermals zum Gehen. „Nix Hexenkunst, dös gangct in der schönsten Ordnung! Darfst bloß als srummer Christ zur heiligen Mutter Gottes auf Mariazell wallfahren gehn und mußt es bitten, daß sic dir Hilst. Uma- snnst tut s' es nit, aber wann da ikr halt was niitbringcn tatst, recht was Rars, was ihr a Freud machet, nachher ganget's gwiß!" „Möchr wissen was, i hab sa selber nix." „Za schau, der Batsner Franz drcnt in Gat- lachminkel iS aa an armer Teufe! und wie er nit bat zu die Kaiserlichen*) wollen, da hat er halt der Muttergottes an Gamsbart bracht, und sixt, richti Ham j' ealun nit gbaltcn, wann er glei a Gndsiackl is. Freili," fügte sic mit lauerndem Blick hinzu, „dei Sach is schwer, da müssets scho a sakrischer Bart sein, aner, der was seine fufzig Gulden wert iS." ,,'Z hab nit amal an um fünf Sechferln." „Aber i wisset an. Droben am Schober, der schwarze Gams bock, waaßl derielbige, dem was die Zager bereits zivaa Zahr nmasunst nach- renna, der hat an solcbernen! Gestern haa i 'n gsehn, i sag dir, dem wachcll der Bart übers Blatt vt»a grad wie a (Harbert Habern und wann er flüchli wird, schauts ans, wie wann der Tcixel uva schwarze Flügcrln hart mit weiße Spitzen. Da reichen bereits fufzig Gulden nit." Jetzt fuhr Peter auf. „Was geht denn mi der Bock an! Bin i epper a Raubschfitz?" „Marand Anna!" rief die Alle, förmlich beleidigt tuend, „a Naubscoutz, wann si s um a Gfchcnk für die heilige Jungfrau dreht? — Aber Peter, s Wildbra» darfst nit bhaltcn, sixt, dös wär nacher die Sünd. Dös bringst zu nur und hinter meiner Keuschen graben wir's in der Nacht *) Zum Milttür. ein, nacher darf ta Mr nick, nit sagen, daß du a Raubschütz bist." „Laß mi aus — wanu'S wahr is, daß der Teufel auf der Welt hinter die Leut her is, nacher bist du sei Adjutant!" Während Peter in Hellem Zorn über die Alte weilerschritt, blickte ihin diese mit dem Kopfe wackelnd und kichernd nach, als ob sie hätte jagen »vollen: „Schimpf nur zu! Hinter dem schwarzen Bock wird halt do bald no aner mehr herscin!" Peter befand sich »cm diese Zeit schon seit Wochen in trostloser Verfassung, lieber Lisls Verlust kam er noch immer nicht hinweg, er konnte sich jetzt nicht mehr wie früher in einen» befreienden Aerger über sie hineinrcden, er wußte nicht, was mit ihr geschehen nuo ob er berechtigt war, einen Vorwurf gegen sie zu erheben, und seit er sie an seiner Brust gehalten, hatte sich die früher kaum eingestandene Jugendneigung in ihm zu einer verzehrenden Leidenschaft ge. steigert. Dazu traten äußere Sorgen. Die ita lienische Holzfirma, die in dem ausgedehnten Gemeindebesitz und auf den benachbarten Herr schaften seit fünf Jahren große Schlägerungen durchgeführt hatte, war mir diesen zu Ende ge langt, und jo gab es hier im Winter leine aus reichende Arbeit für ihn. Gr hätte solche in einer anderen Gegend suchen müßen, dazu fehlte ihm jedoch die (Energie und vor allein wollte er nicht fort, weil noch immer eine leise Hoff, nung an Lisls Heimkehr in ihm lebte. Da war er mit der Felbcrmirl zusainmengctrofsen. An- fangs wies er den Gedanken, sein der Mutter geleistetes Gelöbnis zu brechen, und zum Wilde rer zu werden, sei es »nit diesem oder jenem Zweck, »veit von sich; aber das Gift, das »hin die Alle eingeträufelt, fräs; weiter. Ganz frei von Aberglauben war auch Peter nicht. Gleich den meisten naivfrommen Gemütern hatte er bisher niemals über religiöse Fragen nachgedacht, und so erschien ilnn nach einiger Zeit dio Absicht, die Fürbitte der Muttergottes durch eine gestoh len« Gabe zu erlangen, gar nicht mehr so unge heuerlich. (Ls tain ihm nicht zum Bewußtsein, wie sehr er hiermit das Heiligste, was eS für ihn gab, herabsetztc und besudelte. Sein Vor haben zollte dem doppelten guten Zweck dienen, der Muttergottes eine Freude zu bereiten und List zu Helsen, da tonnte die Sünde so groß nicht sein, wenn es überhauvt eine Sünde war; Petor wäre lieber Hungers gestorben, als daß er sich an fremdem Gut vergriffen hätte, aber das Wildern betrachtete er im Grunde genom men ebensowenig als gemeinen Diebstahl wie ir gend jemand anderes unter der Gebirgsbevvlkc- rung. Höchstens seine Freundschaft zu dein Jagerloisl hätte ibn von dem verhängnisvollen Schritt abhalten lönncn; mit der war es jedoch zu (inde. Der Loist batte ihm in seinem Weiber, baß nom ein paarmal ernste Vorstellungen wegen seiner Trauer um die Lisl gemacht und über diese; nm seinen Worten mehr Nachdruck zu ver leihen, allerlei Verdächtigungen ausgesproclzen; da hatte er sich nur mit knapper Not einem wuch. Ligen Faustschlag zu entziehen vermocht, und seit diesem Auftritt waren die ehemaligen Freunde endgültig geschieden. Nun paßte eS P.ter ganz gut, dem Loisl einen Schabernack spiele»! zu können und ihm den schwarzen Gemsbock, mit dessen sicherem Bestätigen er sich seit Wochen mühte, vor der Nase »vegzuholen. Ab und zu stiegen Peter wohl noch Bedenken auf, und zweimal war er nahe daran, zum Pfarrer zu gehen und sich bei diesem Rat einzu holen: aber beidemal kehrte er wieder in der Befürchtung um, der Pfarrer könnte ihm sein Vorhaben als sündhaft bezeichnen und hätte er cs unter dem Zwange der Verhältnisse trotz dem ansgefiihrt, dann erst hätte er nach seinen Begri'st.i' eine wirttiche Sünde auf sich geladen. Auch anfjcbiebcn tief, sich der gefährliche Gang nicht länger, denn Percr hatte eriahren, daß Ich in den nächsten Tagen eintreten solttc, um acht Tage auf Bartgams zu Hirschen. (Fortsetzung in der Soimt«v<m»-ed«Z
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