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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.12.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141221022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914122102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914122102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-21
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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Seue 2. Nr. 647. Ntrenü-Nussade. Leipziger Tageblatt. Nr. 127), daß schon lange vor der russischen Mobili sation am vorigen Mittwoch „Schoen die be vorstehende Verkündung des Kriegsgefahr- z ustand es" angekündiqt habe. Diese Mahregel sei von Deutschland getroffen worden, und unter diesem Deckmantel habe Deutschland sofort mit der eigentlichen Mobilisation begonnen. Auch hier hielt sich das Gelbbuch nicht streng an die Tatsachen. Nachdem Deutschland vurch seinen Gesandten in Bern am 27. Juli die Nachricht erhallen halte, daß 80 000 Mann des französischen F r i e d e n s st a n d e s an die sranzösische Ostgrenze vorgeschoben worden waren, bekam der deutsche Botschafter v. Schoen den Auftrag, den französischen Negierung zu sage», daß Deutschland zu S ch u tz m a ß r e g e l n gezwungen sein würde und die „.Kriegs gefahr" werde proklamieren müssen, wenn Frankreich in seinen Kriegsvor bereitungen fortsahrc. Dies bedeute zwar keine Mobilisierung und keine Einderusung, er höhe aber immer bin die Spannung, was uns unerwünscht sei, da wir fortgesetzt auf die Er haltung des Friedens hofften. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schliesst: Diese wenigen Zitate mögen genügen, um den Geist zu kennzeichnen, von dem das französische Gelbbuch getragen ist. Ans dem Material, das es beibringt, ergibt sich, aus wie schwachen Füßen der von der fran zösischen Negierung unternommene Beweis ruht, dasz Deutschland den Mltbrand entfacht habe. §reu-e -er öulgaren über -ie russische Meüertage. * Sofia, 21. Dezember. Das Blatt „Kamband" bespricht die grosse russische Nieder lage und sagt: Die bloße Möglichkeit eines Sieges Rußlands hat ein Zittern bei allen Neu tralen von Norden bis Lüden erregt. Glück licherweise sind die russischen Kerutruppen bereits besiegt. Damit entschwebt diese Gefahr. Beson ders wir Bulgaren freuen nns über die rns fische Niederlage, weil auch Rußland sich über das Unglück Bulgariens freute und weil nunmehr das grösste Hindernis für die Verwirklichung der Ideale des bulgarischen BolteS beseitigt ist. Der Zusammenbruch der russischen Armeen ist nicht unr ein Segen für die ganze K n l t n r w e l t, sondern bedeutet auch die Befreiung des russischen Volkes von de n Netten des Z a r i S m u S. Kriegsmaterial für öulgarien. l/.> Wien, 21. Dezember. In diplomatischen Kreisen misst man einer offiziellen bulgarischen Mel dung Wichtigkeit bei, wonach die Abfahrt eines Schiffes mit Kriegsmaterial für Bulga rien in Wien. Nisch und Bukarest notifiziert wurde. Einwände dagegen könnten nicht er hoben werden, da Serbien viel russische Zu fuhren auf der Donau erhalten hätte. Die Anlzal- lung der Ladungen wäre ein unfreundlicher Akt. Vorwärtsbewegungen -er verbün-eten in NuMch-polen. * Das „Bert. Tagebl." schreibt: 'Nach telegraphi schen Berichten vom galizischen Kriegs schauplatz vollzieht sich das V o r r ü ck c n der Verbündeten in Russisch-Polen bewun dernswert exakt. Unter den Mannschaften des aus das westgalizische Kampsseld abgcschirktcn deut schen T r u p p e n v e r b a n d e s, der gleich nach seiner Ankunft ins Gefecht kam, befanden sich bis NO Prozent Freiwillige. Si: stürmte» in der mehr tägige» Schlacht bei Limanoma die von den Russen befestigten Abhänge von Mordarka mit wahrer Todesverachtung. NuPsche Transportjchlffe auf -er Donau gesunken. (r.) Budapest. 21. D.'zember. Wie aus Buka rest gemeldet wird, find zwei russische Transportschiffe mit Munition für Serbien auf der Donau explodiert und gesunken. Die Mannschaften wurden gerettet. Ein -änischer General über -en Krieg. (/.) Kopenhagen, 21. Dezember. Der dänische Ge neral Nie uw en Huis veröffentlicht in der „Na» tionaltidrnde" Betrachtungen über die Kriegs däne r, worin er aussührt, dasz die Deutschen in Belgien, Frankreich und Polen überall sehr starke Stellungen einnchmen, und dasz es für die drei ver bündeten Mächte mit sehr groszen Opfern verbunden sein würde, die Deuticifen hinauszuwerfen. Es werde eine lange Zeit erfordern, bis man eine kräftige Rheinsront erreicht und iin Osten Schlesien von dem russischen Heer überschwemmt werden kann. Deutsch land habe in der Einjährig-Freiwilligen-Institution .inen großen Vorteil. Jährlich werden 1OOOO Mann davon ausgebildet, die mit dem tüchtigen Unter» osfizierstand zusammen eine ausgezeichnete Reserve bilden, um die Offizicrsverluste auszufüllcn. Deutsch land sei bisher imstande gewesen, überall den tsieg- nern die Stange zu halten. Die Kriegsdauer werde hauptsächlich davon «dhängen, ob dieses Verhältnis fortgesetzt werde, und das deutsche Volk unausgesetzt den Mut bewahren kann. Wahrscheinlich werde der Krieg wenigstens bis zum Sommer hinein nn- hakrcn. Die türkischen Truppen in Teheran. fi-.) Mailand, 21. Dezember. (E > g e n e Draht nachricht.) „Unionc" meldet: Die türkische Ge sandtschaft in Teheran wurde mit Zustim mung der persischen Regierung von türkischen Truppen besetzt. Zur VreikönigsAusammenkunft in Malmö. * Stockholm, 2l. Dezember. Alle Blätter bc- iprechen die amtliche Meldung über di« Drei- k ä n r gszu s a in m e n k u n f t in Ak alinö und drücken ihre grosze Befriedigung darüber aus, dasz das gute Verhältnis zwischen den drei Völkern noch mehr befestigt, das; Einigkeit in besonderen fra gen gemeinsamen Interesses erreicht worden ist, und dasz die gemeinsame Arbeit in weniger feierlichen Formen noch fortgesetzt werden solle. Die Zusammen kunft in Malmö wird als eine Kundgebung der Einigkeit und des Friedenswillens und als ein dem ganzen Norden willkommenes Weih nachtsgeschenk charakterisiert. — „Stockholms Dag- blad" jagt: Die amtliche Meldung gibt keine An deutung, daß man bei der Zusammenkunft neue groß politische Zttkunftslinien gezeichnet hat. Die Fest stellung des g e m c i u j a nie n F r i e d e n s w i l, l e ns, der guten Nachbarlichkeit und der fortgesetzten gemeinsamen Arbeit sind aber ganz erhebliche Er folge und berechtige» gewiß zu allgemeiner Zu- iriedeuheit. Nicht zum wenigsten in Dänemark und Norwegen har die hochgesinnte Initiative Kenig Gustavs wärmste und auirichtigstc Anerken nung geerntet. Es ist ein offenes Geheimnis, dasz die Initiative in erster Linie König Gustav persönlich uzuschreibcn ist. Aus der Eröffnungsrede König Gustavs geht klar und deutlich hervor, das; die Zu sammenkunft ihm eine Herzens- und Gewisscnsjache gewesen ist. und das; er von einem starken Gefühl der Königspslicht und Königsverantwortung ge leitet wurde, wovon das schwedische Volt schon vor her in diesem Jahre eine Probe gesehen hat. Ohne Unterschied der Parteien und Nationali- läteu vereinigen sich heute alle Einwohner der nordstchen Reiche in dem von ihren Königen zu Be ginn der Verhandlung ausgesprochenen Wunsch, das; die Zusammenkunft in Malmö und Las Ergebnis der Verhandlungen z u m g emci n i a m e n G l ü ck führen möchten. Peters Srauttadrt. Eine Geschichte aus den steirischen Bergen von 8s Ernst N. von Dombrowski. Als wir bei der Hütte eintrasen, hie» ub Loisl de» Gemsboct aistb echeu lind iviiitte Peier, mit mir zu koiilmeii. Ich wollte ein paar Worte ungestört iliiler vier Augen mit ihm sprechen. „Jetzt sag mir die Wahrheit, Peter, ohne irgend etwas zu verschweigen — wie hat das nut dir so kommen können?" Peter blickte auf. ,,G>rä' Herr - und ivann's glei mei letzte Stund' wär' — setzt tn»nt i's nit sagen." „Tu wirst das doch tun müssen. Denn wenn irgend etwas dein Unglück mildern kann, so ist es »nr ein ganz oiienes Geständnis. Du weisst, ich hab' oich immer gern gehabt, du wirst also mit mir leichter reden, als vor Gericht." Cs flog wie ein Schauer durch die kraft strotzende Gestatt. Gnä' Herr, i kann's nit. Nit lster und nit beim Gericht. Was mit mir g'schehen innf;, soll gschehn." Peter hatte in einem Gemisch von Re signation nnd Trotz gesprochen, nnd ich sah, Latz ich auf diese Art zu keinem Ziele kommen würde; deshalb trachtete ich, ihn aut einer anderen Seite zu fassen. „Peter, der Loist Hal nur was oon einem Mädel erzählt. Ist die List janstd daran?" Da weitete sich Peters Brust, die Hände krampften sich znsanuneil nnd saft drohend ries er in mühsam verlmttenec Leidenschaft: „Um Gottcswillcn, gnä' Herr, den Nain' nennen S' nit — die Lisl — mein Gott im Himmel, die Lisl!" Er brach mit tramvihatt nnterdrncktem Anfschtnchzeil ab. Nach einer Pause hob ick; wieder an. .Dann sag mir jetzt nur eins: Bist dn drin iin Herzen noch der ehrliche Kerl, der dn früher immer warst? Hat dich nnr irgendein Unglück, irgend eine Gewalt, die stärker war als du, in diese schreckliche Lage gebracht? — Also — red' jetzt. Darf dir ein »anständiger Mensch noch die Hand geben, ja oder nein?" Peter sah mich voll an. „Bei Gott nnd alle Heiligen, gnä' Herr, a Schuft bin i nit!" Dieser Bin- log nicht nnd hiermit war mein Entschluß gefasst. Ma» Hal oft die irrsahriing gemacht, daß selbst halbverlorene Individuen, die nur aus niedrigen Interessen nach dem Wildererstutzen statt nach einem ehrlichen Werk, zeug gegriffen hatten, zu brauchbaren, pflicht- treuen Menschen wurden, wenn man ihnen ük. st genhest bot, »US Berns zu erfüllen, was sie bisher als Verbrechen geübt halten; mir selbst war dieses Experiment zweimal geglückt, ich hatte nur ans zwei ehemaligen Raubschntzen vorzügliche Jäger erzogen nnd ich zweifelte keine» Augenblick, das; liier, wo es sich gar nicht nm einen Wilderer gewöhnlicher Sorte handelte, der Eriolg nicht ansbleiben tonnte. „Also dann hör' mich an. Ich will dich jetzt gar nichts weiter fragen nnd warten, bis dn mir einmal von selber alles sagst. Was henke geschehen ist, weis; ich nicht mehr, es soll ver gessen sein. Aber der Loisl hat eine Erbschaft gemacht und geht ans meinem Dienst, ich brauch' einen neuen Jäger, auf den ich mich verlassen kann. Willst du der sein?" „I — gnä Herr — i soll --?" ,,^a, du. Sa ist meine Hand schlägst dn ein?" Peter starrte mich erst verständnislos an, dann, alv er erkannte, das; cs mit mir Ernst war, sank er in die Knie nnd wollte mir, weinend wie cin kleines Kind, die Hände küssen. Ich aber wusste, dast ick) in dieser Stunde einen Men schen gerettet und einen neuen Jäger gewonnen hatte, wie sie der liebe Gott nur in seiner besten Laune schasst. Loisl war eben mit dem Antbrechen des st'>emsbocles sertig geworden, als Peter die Tür anfriv nnd rn stürmendem Laus ans dem Tal- weg sortstnrzle. Loisl svrang nu» ivildem Fluch empor, aber ich hielt ihn zurück. „Loisl, du warst mir immer ein treuer T jener, jetzt verlange ich den letzten Dienst von dir. Du schweigst über alles, was dn Henle gesehen Imst, nnd diesen Gcmsbock hab' ich geschossen. Ver standen?" Nein, Lvisls sperrangelweit offener Mund bewies deutlich, das; er mich nicht verstand, auch späterhin nicht, als ick; ihm alles erklärte. Aber er fügte sich murrend und knurrend, sandle nur noch eilt paar Heiße Segenswünsche für das schönere Geschlecht zum Himmel, und er hat ge- schwiegen. Erst em Ia»r später kam ich wieder nach meinem Revier. Infolge widriger Zufälle halte ick' die Halmcnbal; und die Bkattzeit versäumen müssen, aber zur Gemsbruuft war ich da, und Peter »»wartete mich lenctstend m seiner neuen Wurde als rvolckbrstalltcr Jäger, auf dem Bahn- lwf. „Grüß Gott. Peter! Na, lebt der schwarze Bock noch?" „Woll, woll, gnä' Herr, jetztcn fcho no, aber i stoss', nimmer lang'/ Die Lage Italiens im Mittelmeer. * Nach einem Telegramm der „Köln. Ztg." aus Zürich reichte der Abgeordnete Cailli eine Interpellation «in mit der Bitte um Aus kunft, wie die L e a e Italiens im Mittel - mecr sich durch das englische Protektorat über Aegypten gestalte. Der Hochverrat -es früheren Reichstags- abgeor-neten Vr. Weill. Ueber den Hochverrat des früheren Reichstags abgeordneten Dr. Weill ist kein Wort zu verlieren. Die vaterlandsverräterische Handlungsweise des früheren Vertreters von Metz im Reichstage richtet sich selbst. Der „Vorwärts" bemerkt zu der Meldung: Die Nachricht, in so bestimmter Form sie auch auftritt, findet in allen bisher wiederholt von uns angestellten Ermittelungen über das Schicksal Weills keine Bestätigung. Falls wider Erwarten die Meldung doch richtig sein sollte, müsste Weills Verhalten natürlich scharfe Verurteilung finden. Aum Zall Oftwal-. Als Entgegnung des Geheimrats Ostwald auf die Erklärung des Rektors und des Senats der Uni versität Leipzig sind folgend.' Mitteilungen zu be trachten, die Ostwald im „B. T." veröffentlicht: „Ich bin während meines Aufenthaltes in Schwe den im Oktober d. I. niemals öffentlich auf getreten und habe keinerlei Ansprachen oder Vorträge vor einem engeren oder weiteren Publikum gehalten. Jene Aeufz erring ei von mir, welche mit dem Bericht der „Deutschen Tages zeitung" in Zusammenhang gebracht werden können, find in einem Gespräch mit einem schwedischen Journalisten gefallen, das ohne Zeugen in einem Privatzimmer stattgefunden hat. Nachfolgend teile ich aus dem Gedächtnis den in Betracht kom menden Teil des Gespräches mit, wobei ich natürlich für den exakten Wortlaut nicht einstehcn kann. In dem Eedankengange besteht dagegen keinerlei Zwei fel. Man erkennt, wie durch ,fortlassung und Ver gröberung aus dem sachlichen Hinweis auf bekannte Tatbestände dieses Produkt des Journalisten ent stand: Journalist: Sie haben sich in den letzten Jahren vorwiegend dem Monismus gewidmet- Diese Tätigkeit muß wohl jetzt aushören, da in Ihrem Lande eine starke religiöse Be wegung ausgetreten ist. Ostwa l d: Das ist in solchen Zeiten immer so; der Krieg erweckt vorhanoenc atavistische Gefühle und steigert ihren Ausdruck. So machen sich auch die religiösen Instinkte geltend. Sie wissen viel leicht. das; ich außerdem Internationalist und Pazi fist bin. Ich muß alle diese vorgeschrittenen Kul turarbeiten bis zum Frieden zurücktreten lassen, da wir jetzt im unmittelbaren Dienst der Zeit stehen. Journalist: Die religiöse Bewegung scheint in Deutschland besonders stark zu sein. La auch die amtlichen Veröffentlichungen reli giösen Charakter annehmen. Ostwald: Da sind Sie im Irrtum. Sie verwechseln vermutlich die persönlichen Aeußerungen unseres Kaisers mit den amtlichen Kundgebungen. In den Kriegs berichten der Obersten Heeresleitung ist meines Erinnerns nur einmal von „Gottes Hilfe" die Rede gewesen. Alle übrigen Berichte enthalten nur sachliche Mitteilungen. In den Aeußerungen des Kaisers dagegen tritt wie schon immer das religiöse Element aus seinem persönlichen Ver hältnis zu Kott stärker in den Vordergrund." G>eheimrat Ostwald fügte noch hinzu: „Es besteht gegenwärtig ein Interesse daran, folgende Daten zestzulegen: Die Niederschrift des Gespräches hat An fang Dezember stattgesunden. Am 11. Dezember ist sie neben weiterem Aufk l ä r u n g s in ä t e r i a l in Leipzig den amtlichen Stellen vorgelegt worden. Am 13. Dezember hatte ich den Text den beiden Leipziger Vertretern des „Berliner Tage blattes" nnd der „Vosfischen Zeitung" übergeben, in hibierte aber die Veröffentlichung aus den schon an „Wo hast da ihn denn'?" „In der Scharten unterm Schoderfpitz — ivie voriges Jahr!" Und am Abend war cs endlich gelungen, nach vierjährigem Bemühen hatte ich dem ka pitalen Einsiedler die Kugel ans das Blalt gesetzt. Ich stand vor ihm wie immer in solchen Fällen: DaS Herz voll überqnellcndcr Weidmannslnst, aber bedrückt durch einen unabweislichen leisen Vorwurf, ein herrliches Wunderwerk der Natur vernichtet zu haben. Das Schooergebiet kam mir ivie verödet vor, wenn ich daran dachte, das; es nun nicht mehr dieser Stammvater feiner stol zesten Bewohner durchzog, von dem auf Meilen runde gesprochen wurde. Aber diesmal überwog doch die Freude an der Beute und die Freude au Peters kindischem Jubel. Ich halte mich in keiner Weise in ihm geirrt, er war seinem schwierigen Beruf während des ganzen Jahres mit auf opferndster Pflichttreue uachgecommcn und mit dem Bestätigen dieses kapitalen Wildes hakte er sein Meisterstück als Jäger geliefert, der ge. strengste Lehrvriiiz hätte ihm den Freibrief nicht voreiilhalten dürfen! Als wir daun am Herdfeucr der Almhütte beisammen saßen und mit köstlichem Avpettt un ser Abendbrot verzehrten, sagte ick; zu chm: „Du, Peter, jetzt möcitte ich aber Loch wissen, ivie. voriges Jahr alles gekommen ist. Hrl, deut' nur, heul' ist der recht»' Tag dazu." Und Peter sagte mir alles, alles, was ich hier iviedererzählt, und auch, das; mit der Lisl unge trübtes Gluck in seiner kleinen Keusche einge- zogen war. Vor mir lag der zusammeugebuudctte Bart des schwarzen Bockes. Ich strich über das feine Haar und lächelte Peter au. „Du, weisst du, was wir mit dein Bart machen? Den schenken wir der List, sie soll ihn gut aushebcn, und wenn sie einen Buben kriegt, soll der ihn einmal tragen und ein so braver Jäger werden ivie sein Vater. Ja?" Peter sprang auf und warf unwillkürlich einen Blick in der Richtung des Tales. „Das hast' denn'?" „Gnä' Herr — 'leicht iS er scho da?" „Wer denn?" „Der Buaü" „Wer?" Nun et zählte mir Peter hastend, seine Lisl sähe Mutlcrsrcudeil entgegen, wohl schon in dieser Nacht. „Und da bist du schlechter Kerl fort? Warum hast du mir denn nichts davon gesagt, wir hätten ja den schwarzen Bock rnhig noch einen Tag leben Lassen können!" Rlontsy, 21. veremver 1914. gedeuteten Gründen, die inzwischen erledigt sind. Am 20. Dezember erfuhr ich aus den Zeitungen die Mißbilligung, welch« Rektor und Senat der Universität Leipzig lder ich seit acht Jahren nicht mehr angehöre) über mich ausge,prochen haben. Ich habe Grund zu der Voraussetzung, daß einigen der Herren noch dem Kriege ihr Verhalten leid tun wird." Eiserne kreuze. Mit dem Eisernen Kreuz wurden ferner aus gezeichnet: der Hauptmann im Feldartillerie-Regi» ment 19 Spieß auü Erfurt (1. Klasse). der Vize feldwebel im Infanterie-Regiment 32 Willy Schulze aus Schmölln, der Soldat^im Neserve- Jntanterie-Regunent 6!j Etzold aus Schmölln, der Gefreite Gardist Edwin Müller aus Langendors bei Mumsdorf, der Reservist With. Arendt aus Zeitz, der Oifizierstellverrreter Poäasfistent Felix P ohle aus Taupadel, der Unieiv fizier der Reserve im Imanterie-Regiment 153 Theo Wanner, der Schlosser Eduard Müller aus Meuselwitz, der Unteroffizier im Nescrve-Inianterle-Negiment 101 Kaufmann Guido Arnold aus Annaberg <er befindet sich zurzeit in einem Lazarett m Leipzig), der Unteroffizier Johannes Vhenn aus Berga, der Hauptmann der Reserve im 2nfanterie-Regr- ment Iti Landgerichtsrat Dr. Vogt aus Ecra ll. Klasse), der Hauptmann und Kompanieführer im Pionier-Bataillon 11 Garcke aus Greiz il Klasse», der Gefreite im Feldartillerie-Negiment 55 Marrin Schäfer aus Gera, der Unleroifizier der Reserve Walter Sebastian aus Schmölln, der Jager PaukDietrich aus Pitzzneck, der Kriegsfreiwillige Student Walter Kroß topf aus 'Neustadt <Orla>, der Wehrmann im Rescrve-Insanterie-Reglmeiit 22l Otto Möbius, der Unlermfizier rin Vrigade- Eriatz-Bataillon 83 Reinhard Neupert aus Pforten, der Rittmeister Lallen aus Königsberg ll, Klasse), der Hauptmann vom Truppeniommando Tilsit Rosenhagen (1. Klasse), der Stabsarzt Dr. Alfred Peyser aus Er,arlottenburg, der Unter arzt Dr. med. V. v. d. Reis, Medizinalpraltikant im Krankenhaus zu Lichter;elde-West, der Leutnant d. R. in einem Inf-Re!. Konrad Braun, ^elretär bei derStaats.chulcenverwal.ung, derUntcroffizie» d N. Wilhelm Zahn, Inspektor der Abteilung Nord ost der Patzenhofer-Brauerei, der Hauptmann und Adjutant beim Stabe einer Eüenbahnoirektton Karl Gronewaldt, Sohn de«- Stadtverordneten Karl Gronewaldt, sämtlich aus Berlin, der Haupt mann im Füsilier-Regiment 35 E d m u n d L e u f; en, bisher Direktor des Tauentzienbades in Berlin, der Oberleutnant in einem bayr. Feldartillerie-Rc iment Dr. Alfred List. Prokurist des Bankt auscs S. Bleichröder, der Obergefreite Hans Leuckcrt, Ruderwart der Rndergeselljchaft „Undine" in Berlin, der Ersatzreservin Easimrr von Szpinger, Sohn des Hofopernsängers L von Szpinger in Weimar, der Zahlmeister im Infanterie-Regiment 105 Earl Müller. weitere Mel-ungen. * Der Nationalliberale Verein für Leipzig und Umgebung hielt am Freitag, den 18. Dezember 1911 im Bor.enrestaurant eine Sitzung seiner Vertrauens männer und Vertreter zum sächsischen Vertretcrtage ab. Die Versammlung war stark besucht; von Len nationalliberalen Landtagsabgeordneten Leipzigs waren Dr. Steche und Rechtsanwalt Dr. Zöphci er schienen. 2m Mittelpunkt des Interesses stand ein Vortrag des Reichstagsabgeordneten Iujiizrats Dr. Ioh. Junck über die beiden K r i e g s ta gungen des Reichstages. Darin wurde auch die gesamte innerpolitiiche Situation beleuchtet, wie sie sich seit Kriegsbeginn so arundstürzend gewandelt hat. An den Vortrag schloß sich eine angeregte Aussprache, an der sich auch die beiden genannten Laiidlags- abgeordneten beteiligten. »WEM» Ml «»M» SviirvibMLSvbivoil LkttiMrz ». LnkeliSr. 6rttnnini8e!lo 8tr. 24. k'ol. 12989. Lei „Aber gar la Idee! Sie kennen d' List nit, gna' Here, die is frei resch und sie wär mir sauber' kommen, wann i hält' dahoam bleiben wollen. Ueberhaupt, mei Schwester is bei ihr, nnd da fahlt si nix!" „Na gut, aber da wollen wir uns morgen früh den Birschgang schenken und nachschaun, ivic's gegangen ist!" Wir krochen in das Heu und stiegen am frühen Morgen hurtig zu'Tal. Jetzt hatte cs der Peter doch eilig, cs wurde mir nicht leicht, Schritt mit ihm zu halten. Unterwegs erzählte er mir noch, seine Schwester habe ihm ver sprochen, am Giebel der Keusche ein Sigual anzu bringen, wenn alles glücklich verlausen sei, ein weißes Fähnchen für ein Mädel, ein roies für einen Buben. Endlich trennte uns nur mehr ein vorstelfen- dcr Riegel oom Anblick der Hütte, und als wir an seiner Ecke anlangten, blieb P»uer sprach los stehen. Daun wies er mit der Hand nach dem Giebel und stotterte: „Gnä' Herr, da schau» S' uni — a weiß's Fahn'l und a rot's! Iuchhuhuhu!!" Und mitsamt den» schweren Bock stürmte er in drei Meter langen Sätzen davon. Knapp vor Peters Tür begegnete mir der Loisl. „Küß' d' Hand, gii.i Herr ia aber sich i denn recht, dös is ja do der schwarze Bock givesn, den was der Peter a.n Buckel gfiabt hat?" „Freilich is er's, Loisl." „Kreuz Sakra, i gratulier aa reckst schö, Weidmannsheil! Aber was is denn der Peter so gloffn, is cpper was passiert?" „Na, wie man's nimmt. Zwilling' hat der Peter gekriegt, henk' nacht!" „Marand Joses, der arme Teufel! Schgn S', gnä' Herr, das; i recht hab — alles Unglück kimlnt von die Weibslcut! 2 mei, o mei, der arme Peter!" Der arme Pelcr stand derweil an Lisls Lager und blickte strahlend bald auf diese, bald auf die zwei krebsroten Dinger in der Wi ge. Ich legte der Lisl den Geuisvart auf die Decke, nickte ihr zu und sagte: „Da, Frau Lisl, was damit iS, weiß der Peter schon!" Tann ging ich hinaus, die glücklichen Leutchen sollten allein sein. Eben stieg die ^onne wieder über der Scho- derscharte empor und vom Morgengold umflossen blickte der gewaltige Gipfel so ruhig ru erhabe ner Teilnahmslosigkeit nach der kleinen Hütte hinab, wie damals in die Schlucht, in der Peter- Vater lag, und wie damals in der Scharte auf Peters jetzt längst gesühnte Schuld. --- Ende. —
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