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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141221015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914122101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914122101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-21
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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»eue 2. nr. S4S. Morsen-Nusgave. Leipziger TagrdUm. Montag, 2l. veremdrr 1914. Gustav eröffnet. Der König hob darin den eint räch,, gen Willen der nordischen R eiche zur Neutralität hervor und betonte, ivre wünschenswert eine fortgesetzte ge- ineinsame Arbeit zwischen den Rei- chen zum Schutze ,hrcr gemeinsamen Interessen sei. Der König erklärt: ferner, es sei das !eb- lmste Gefühl der Verantwortung vor der Mitwelt und der Nachwelt gewejen, irgend etwas, waszum gemeinsamen Nutzen der drei Völker gereichen tonnte, zu v.'rjäumen, das ihn bewogen habe, die Monarchen Dänemarks und Norwegens zur Be ratung einzuladen. Die Rede König Gustavs wurde von König Haakon und König Christian beantwortet. Beide bezeugten ihre lebhafteste Freude über die Initiative König Gustavs und sprachen die Hoffnung aus, das, die Zusammenkunft gute, segensreiche Folgen für die drei Völker haben möge. Die Zusammenkunft endete am IN. Dezember nach mittags. Die Verhandlung?», zwischen den Köni gen und ihren Ministern des Acußcrn haben nicht nur das bestehende gute Verhältnis der drei nordischen Reiche noch mehr befestigt, sondern es ist auch während der Ver- 1nmdlung.'n die Einigkeit in den beson deren Fragen, die von einer oder der ande ren Leite zur Erwägung vorgelcgt wurden, fest gestellt worden. Schließlich ist man übereingekom men, die so glücklich eingeleitctc gemeinsame Ar beit fortzuführen und zu diesem Zwecke, so oft die Verlzältnisse dazu Beranlastung geben, neue Zu sammenkünfte zwischen drn Vertretern der Regie rungen anzuordncn. Der König von Schweden :,at in Begleitung der .Königin, die gerade über Saßmrz angenommen war, um ll'o llhr die Rückreise nach Stockholm an getreten. Noch einer weiteren, privar:n Meldung erwartet man. oaß man einen Convoy cinrichtcn wolle, das he:>zt dre Kauf fahrteischiffe sollen von c i ne K r ie g s - , chiff eines beliebigen der drei Staaten b e gleitet werden. Die Kriegführenden würden dann nicht mehr das Untenuchungsrecht habens an derseits soll die Begleitung durch ein Kriegsschiff da- für bürgen, daß die Ware für Neutrale bestimmt ist. die /Absetzung des kheöiven durch England. London, 20. Dezember. Das Preßbüro ver öffentlicht folgende Mitteilung: Angesichts des Ver haltens Seiner Hoheit des früheren Khedive von Aegypten Abbas Hilmi Pascha, der sich den Feinden Lev Königs angeschlofsen hat, hat sich die Regierung Seiner Majestät veranlagt ge sehen, ihn des Khediviats zu entsetzen. Die hohe Würde wurde mit dem Titel Sultan von Aegypten, Hoheit, dem Fürsten Hussein Kemal Pascha, dem älteste» lebenden Prinzen der Familie Mehemcd Alis angeboten und von ihm angenommen. Der König hat den neuen Sultan zum Ehreuritter Les Erotzkreuzes des Bathordeus und den Präsidenten des Ministerrates Hussein RuschLi Pascha zum Ehrenritter des Großkreuzes des Ordens vom Heiligen Michael und Heiligen Georg ernannt. London, 26. Dezember. Ein Schreiben des stellvertretenden O b e r k v m in i j s a r s von Acgyp tcn an den Prinzen Hussein besagt: Die britische Regierung betonte bereits wieder holt, daß die Kapitulationen nicht mehr im Einklang mit der Entwickelung des Landes stehen. Die Revision der Verträge soll bis Ende des Krieges verschoben werden. Die britiiche Regierung wird die R e f o r m p o l i t i k fort setzen Sic ist überzeugt, daß eine klarere De finition der Stellung Englands im Lande den Fortschritt und die Selbstverwaltung beschleunigen wird. Die Aushebung der politischen Botmässig leit Aegyptens beweist, das; die Loyalität der ägyptischen Mohammedaner gege n das Kalifat unabhängig von den poli tischen Banden zwischen Aegypten und Konstan tinopel ist Die britische Regierung nimmt größ tes Interesse an der Stärtung und dem Fort schritte der mohammedanischen Einrichtungen Aegyptens. Die britische Regierung vertraut auf die Loyalität, Vernunft und Selbstbeherrschung der ägyptischen Untertanen, um die Aufgabe des kom mandierenden Generals zu erleichtern, der mit Er haltung der Ruhe im Innern und der Verhin- d c r u n g d c r U n t c rst ii tz u n g d c s F e i nde s betraut ist. Wien, 20. Dezember. Das „F r c m d c n b l a t t" erklärt, dasselbe England, das wegen angeblicher Verletzung der Neutralität Belgiens durch Deutsch land sich in den Weltkrieg stürzte, habe einen Ge walt st reich sondergleichen begangen, in dem cs ohne den geringsten Schein eines Rechts anspruchs zu besitzen. Aegypten unter seine Macht brachte und besetzt hielt. Jetzt, da die Türken zur Erhaltung der eigenen Existenz die Waffen zum Kamps gegen den Todfeind des Osmanisckzen Reiches ergriffen haben, wolle England den verzweifelten 'Versuch wagen, den Belcnnern Allahs ein neues geistiges Oberhaupt amzudrängen. Es ist, schließt das Blatt, ein gefährliches Spiel, das die briit'chen Staatsmänner wagen. Der khedive in Wien. Wien, 20. Dezember. Nach der ..Neuen Freien Presse" hatte der Khedive Abdas Hilmi gestern Unterredungen mit dem Grasen Verchtold und dem deutschen Botscl>aftcr von Tschirschky. Ferner besuchte der Khedive den türkischen Botschas- terHilmi Pascha und erhielt dessen Gegenbesuch. Italien wendet sich gegen EnglanS? Nach der „Köln. Zlg." erklärt der dreiverbands freundliche „Sccolo", Italien könne das Protek torat Englands über Aegypten amtlich nicht an erkennen, weil die Anerkennung des von England ge schaffenen Zustandes fine Verletzung dcrNeu tralität und eine amtliche Anerkennung der eng lischen Politik wäre. Amtsantritt -es Zürflen Sülow. Nom, 20. Dezember. der „Ngenzia Stephani",) Fürst Bülow hat heute vormittag mit dein itblichen Zeremoniell dein König fein Bcgl a u. bigungSschreiben überreicht. Hofnagen hatten den Fürsten und die Herren von der Bot schaft von der Billa Malta abgeholt. Bor dem Quirinal begrüßte eine zahlreiche Menschenmenge den Botschafter ehrfurchtsvoll. Ter König emp fing den Fürsten Bülow im Throniaale. Dem Zeremoniell des italienischen Hofes ent sprechend werden hierbei leine Ansprachen gehalten. . Zürfl öülows Mission. zzonstantinopel, 20. Dezember. Der „Lanin" glaubt zu wissen, daß Fürst Bülow auch zu dein Zwecke nach Rom gehe, nm mit der italieni schen Regierung darüber zu verhandeln, was Italien nach Beendigung des Krie ges zun, Ausgleich etwa zu erwartender territorialer Veränderungen in Europa erhal ten solle. GeSrü<kte Stimmung in Serbien. Sofia, 20. Dezember. Ei» von Nisch hier ein getroffener Gewährsmann, der sich über die dortige militärische Lag« sehr genau informiert hat, teilr mit, daß dort nach dein von den Serben errungene» Pyrrhussiege die Stimmung niedcrgedrü/- ter sei als nach der Niederlage an der Kolubara, da ein: erbittert« Erneuerung der österr- reichifchen Offensive als nahe bevorstehend gilt. Der letzte unerwartete V«rzrvciflungsangrifs der Serben, die gerade frische Munition und Mäntel von Rußland erhalten hatten, sfi erfolgt, als der von der Kriegsleitung herbeigerusene König weinend die Soldaten beschwor, nur noch vier Tage auszuharrcn, da eine große russische Armee, aus den Karpathrn kommend, das serbische Gebiet erreicht habe. Natür lich war das unwahr. Rusfophile Kreise geben zu, daß Rußlands Marsch ous Berlin und Wien end- gülig gescheitert ist. Die Presse konstatiert mit Ge nugtuung die wesentliche Besserung der bulgarisch rumänischen Beziehungen. Allgemeine Wehrpflicht in Holland. Aus dem Haag, 20. Dez. Der Kricgsminister verkündete gestern in der zweiten Kammer, daß er in nächster Zeit einen Gesctzcsvorschlag dem Hause unterbreiten werde, durch den die bis herige Loskaufun g aufgehoben und die allgemeine Wehrpflicht eingcführt wer den soll. (V. Z.) Die indisch-englikhen Truppen von -en Senusii geschlagen. Aus Pera wird der „Dtsch. Tagcsztg." gemeldet: -10 000 Eenussi schlugen die Inder truppen an der ägyptischen West grenze, er beuteten Maschinengewehre und Proviant und dran gen bis östlich der Oase Siwa vor. 20000 Se- nufsi eroberten Kantara. Die Mohammedaner unter den ägyptischen Grenzposten gingen zu den Senussi über. 80 000 Sudanesen gehen siegreich gegen Kar tum vor. Indertruype», die nach Er oberung südlicher ägyptischer Grenzposten den Suda nesen entgegengesandt wurden, meuterten. Schwierige Lage Ser Engländer im SuSan. Wien, 20. Dezember. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Konstantinopel: Im Sudan haben Kämpfe begonnen. Der Hakim von Darfur Ju nius Mollah begann mit 80 000 Mann den Angriff. Die Provinz cl Kab, die zum englisch-ägypti schen Sudan gehört, hat sich erhoben, ebenso die muselmanische Bevölkerung in Abu Raja. Die beunruhigte englische Regierung sandt: indische Truppen über das Rote Meer, die bei den Tiflach inseln und in Cuakin ausgeschifft wurden. Bei die ser Gelegenheit sollen die Inder gemeutert haben, worauf ein englischer Kreuzer den Tiflach- lnrzirk beschoß. Ein Zug, der Truppen von Suakin nach Khartum bringen sollte, wurd: in der Station Tamai von Beduinenscharen an der Weiter fahrt verhindert. Siegreiches Sefecht -er Deutschen in Veutjch-Süüwesiafrika. Kapstadt, 20. Dezember. Das Reutersche Büro meldet: Zn Serub, 30 Meilen östlich von Lüderitzbucht, hat am 1«. Dezember eia Gefecht zwischen einer vordringenden englischen Truppe unter Sir Duncan Mc. Kenzie und deutschen Truppen stattgefunden. Der Kampf, der über zwei Stunden dauerte, endete mit dem Rückzug der Engländer. Vie Kämpfe in Kamerun. London, 20. Dezember. Das Preßbur.'au ver öffentlicht einen Bericht über die letzten Kämpfe in Kamerun, in dem es heißt: Die Engländer rückten langsam an der nörd lichen Bahnlinie vor. Am S. Dezemb:r fand ein icharfcs Gefecht bci Lum statt, einer Ortschaft, die ungefähr 20 Meilen nördlich von Mujuka liegt. Die Engländer verloren an Toten einen Leutnant und dr:iEingeborene, an Verwundeteneinen Leutnant und acht Eingeborene. Am 10. Dezember war die ganze nördliche Bahnlinie i in Besitze der Engländer. Die Eingeborcncnstadt Bare ergab sich: fünf Lokomotiven, eine große Zahl Eisen bahnwagen und zwei Flugzeug: sielen den Eng ländern in die Hände. Am 9. Dezember wurde ein englischer Leutnant schwer verwundet. An der Oü bahn wurde bei Edea am 26. November eine französische Kundjchafterabtcilung angegriffen: sic verlor zwei Offiziere und 29 Eingeborene an Toten, ein Unteroffizier erlog feinen Wunden, 15 Eingeborene wurden verwundet. An der nige rischen Grenze fanden nur kleinere Scharmützel statt, in denen ein englischer Offi zier tödlich verwundet wurde. Es gelang d:n Deutschen nicht, über die Grenze vorzn. dringen. (?) In Nordkamcrun stieß eine englische Truppe auf eine deutsche Strcifabtcilung bci Gcia, nördlich von Manua. Aus englischer S:ite wurden ein Leutnant und ein europäischer Freiwilliger ge tötet. Schließung einer Zuukenflation in Kolumbien. Bogota. 10. Dezember. Auf Antrag des Leut, schcn Gesandten hat die Regierung von Ko« lumbien, um zu vermeiden, daß das Land der Neutralitätsverletzung beschuldigt werde, die Fun ke n s p r u ch st cr t i o n Car1hagcna ge schlossen. Der letzte öurenführer gefangen. Loudon, 2V. Dezember. Dos Reuterbüro meldet aus Pretoria: Der letzte Führer der Aufständischen im Freistaat, Onroy, ist gefangengenom. men worden. Eine Serbe Lektion. Budapest, 20. Dezember. „Pcster Lloyd" meloct aus Wien: Die „Gazette de Lausanne" ver öffentlicht «inen Leitartikel, der in der Form einer Wiedergabe von Aeußcrungcn eines angeblichen ehe maligen österreichisch-ungarischen Dl, plo malen für die Trennung der Sache der Akonarchie von derjenigen Deutschlands und für den Abschluß eines Separatfriedens cintritt. Es lei vor allem fcsrgestellt, sagt oie Meldung des „Pcster Lloyd" hierzu, daß wir an die Existenz dieses angeblichen östcrreichijä^ungarischen Diplomaten absolut nicht glauben. Sollten wir uns aber darin doch täuschen, so bleibt nur die Annahme übrig, daß dieser sonderbare Schwärmer schon seit Jahren jeglichen Kontakt mit seiner Heimat verloren hat, cr würde sonst kaum auf so unsinnige Gedanken verfallen. Viel wahrsck?einlichcr dünkt uns aber die Annahme, saß cs sich hier um einen jener englisch-französischen Versuchs ballons handelt, die schon seit Monaten unaus gesetzt in Blättern der Entente- und in einem Teile der neutralen Press« aufgetaucht sind und bei denen der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Es ist un nötig, zu sagen, daß dieser neueste Versuch ebenso fruchtlos bleiben wird wie alle seine Vorgänger, die in den verschiedensten Formen sich bemühten, einen Keil zwischen Oesterrcickr-Ungarn und Deutsch land zu treiben. Bei diesem Anlaß sei noch bemerkt, daß auch an den verschiedenen Nachrichten über Sonderbestrebungen ganz Ungarns oder einzelner ungarischer Parteien, denen Wünsche nach einem Separatfrieden nachgcsagt werden, kein wahres Wort ist. Diese Meldungen haben in Ungarn bloß die Wirkung erzielt, teils Heiterkeit, teils Entrüstung zu erwecken. Die hervorragendsten Führer der Opposition, wie die Grafen Andrassy und Apponyi, haben im Parlament, in Versammlungen und publizistisch mit beredten Worten die Recht mäßigkeit der Kriegsführung der Monarchie ge kennzeichnet. Zwischen der Regierungs- und der oppositionellen Presse Ungarns wird in diesen Tagen, soweit es sich um Fragen der äußeren Politik handelt, auch das kritischste Auge nicht den leisesten Unter schied bemerken. Noch , ein Hochverräter. Paris, 20. Dezember. Der Rcichstagsabgeordncte für Metz, Dr. Weill, ist am 3. August als Kriegs freiwilliger in die französische Armee eingetreten. Er erklärt, er sei überzeugt, dadurch das Mandat eines sozialdemokratischen elsaß-lothringischen Abgeordne ten pflichtgemäß erfüllt zu haben. Vie täglichen Sesamtkoflen des Krieges. Poes Guyot, der frühere fran'ösischc Arbeits minister, hat die täglichen Kriegslasten sämtlicher kriegführenden Mächte soeben mit nicht weniger als 3-K) Millionen Franken berechnet. Dieser Anschlag ist willkürlich und phantastisch. Der Berliner Nationalökonom Professor Julius Wolf stellt dem gegenüber in einer eben veröffentlichten Schritt „Die Krieasrechnung" (Verlag Georg Reimer, Berlin, fest, daß sie mit rund 150 Millionen Mark ange setzt werden dürfen. Deutschland ist daran mit ungefähr 35 Millionen Mark beteiligt Nach Julius Wolf sind die Kosten des ersten Kriegsmonats in Deutschland 2'/. Milliarden Mark gcweien. die Kosten pro Monat weiterhin berechnen sich mit etwa 1 Milliarde. Oie Aarenfamilie in Woronesch. Woronesch, 20. DezemLer. Der Zar ist aus Nowotjchersk angekommcn. Die Zarin ist mit den Prinzessinnen Olga und Tatjana aus Clzarkow hierher gekommen. Der Zar und die Zarin besuchten Lazarette, wo der Zar an die Verwundeten Auszeichnungen verteilte. Um 6 Uhr abends erfolgte die Abreise. (Woronesch liegt rund 500 Kilometer südlich von Moskau. Die Red.) wie Sie Nusien lügen. Eine neue russische Lüge ist aufgedcckt. Die rus sische Negierung hatte, wie erinnerlich, die Frei lassung des Barons von Korff, des Gouver neurs von Warschau, gefordert, weil dieser als Beauftragter des russifchen Roten Kreuzes ge reist sei. Diese nette Lüge wirk» durch die Erzählung des jetzigen Landsturmseldwebcls Franz Bochinger aus Wien widerlegt, der für feine wackere Beteili gung an der Gefangennahme Korffs das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse erhielt. Bochinger, der nach dem „B. T." der sogenannten Wiener Etappenkom- panie bci der Armee Hindenburg zuaeteilt war. er zählt über die Gefangennahme des Barons Korff in der „Rcichspost" folgendes: „Ich bekam als Gefreiter das Kommando über eine Feldwache von zehn Mann, die ihren Posten in der Nähe von Kntno in Russisch-Polen erhielt. Wir hatten da eine Straße zu bewachen. In der Nacht vom 15. auf den 16. November sahen wir und eine deutsche Feldwache plötzlich von der Ferne auf der Straße ein Lichtchen auftauchcn, das rasch an- wachfcnd immer näher lam. Es war ein Auto mobil. An der Metallkokardc des Chauffeurs erkannten wir, daß cr cin Russe war. Andere Automobile folgten. Wir riefen ihnen „Halt'." zu. Es waren 1". Automobile. Wir raich darauf los. Es waren lauter russische Offiziere drin. Wir geschwind an die Wagentürcn. aus denen aber auch schon Schüsse krachten. Ich war mit den Meinen an die ersten Automobile hcranqcjvrungcn. Ich selbst kam an das dritte, wo wir alsbald mit den Kolben Fenster und Türen ein schlagen mußten, da sich die Insassen wütend verteidigten. Schon waren drei meiner Wiener Landstürmer er schossen. Da jpranq der Wagcnlenter des dritten Autos mich von rückwärts an, in der Hand cin dolch artiges Messer. Ich fahre rasch herum, und während er ausgreifend mit seinem Messer mich am rechten Arm verletzt, stoß« ich auch schon mit meinem Bajonett zu und mache ihn nieder. Infolge der Verwundung wurde ich dann kurze Zeit vewußtlkos, so daß ich von den weiteren Vorgängen nichts mehr sah. Als ich wieder zu «mr kam, waren die Insassen aller dreizehn Autos bereits in unserer Gewalt: 28 russische Offiziere; And cin deuiiwcr Oberstleutnant kam fröhlich aut uns zu und rief: ..Wißt idr, wen ihr gefangen habt?" Wir antworteten: ..Nein." ..Es ist Baron Korff, der Gouverneur von Warschau." Ich konnte mich nicht enthalten zu rufen: „Ist das ein patfchetcr Kerl, läßt der sich so fangen! Ein allgemeines Gelächter folgte, und der Oberleut nant bemerkte lächelnd: „Der hat einen guten Humor!" Fcststell>'n möchte ich noch, daß die russische Behauptung, der Gouverneur sei unter dem Schutze des Roten Kreuzes gefahren und müße deshalb freigelassen werden, unwahr ist. Die Autos trugen keine Zeichen, die Herren keine Binde n." Eiserne kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen: Der Kommandeur des Infanterie-Regiments 102, Oberst v. Ze schau (1. Klasse). d:r Poriepeefähnrich in der Melüerciterabtcilung des 19. Armeekorps Andrcas v. Zeschau, der Oberleutnant im In - santeric-R.'gimcnt 211, Stadtverordneter Rechts anwalt Dr. Georg Kaiser, der Hauptmann im Reseroe-Feldartillcnc-Rcgimem 58 Adolf Gut wasser, der El.'ktromontcur im Rescrve-Infan- tcric-Regimcnt 21! Kriegsfreiwilliger Georg Albert Wolf von Wolffersdors, der Oberlcui nant im Infanterie-Regiment 131 Rcaicrungsami- mann Rudolf Besch orncr, der Unteroffizier der Reserve im Infanterie-Regiment 101 Ja hn, der Unteroffizier der Reserve im Pionier-Bataillon 27 Monteur Pau! Lindner, sämtlich aus Dresden: der Unteroffizier der Reserve im Reserve-Infantene Regiment 10:! Ernst Rahn aus Boigtshain bei Wurzen, der Soldat im Infanterie-Regiment !79 Kurt Held 1 aus Wurzen, der Redakteur des „Hohcnslein-Ernftthaler Anzeigers" Dagobert CuIp, der Leiter d:r „Luganer Zeitung" Oswald Meyer, der Leutnant der Reserve im Feld- artill.rie-Regt. 32 Walter Becker- Hainichen, der Feldwebel im Infanterie-Regiment 104 HugoOtto (er erhielt außerdeyi die Militär-St.-Heinrichs. Medaille in Silber), der Dizeseldwebcl im Infan terie-Regiment 101 Max Ki:ßling (er erhielt gleichzeitig die Militär-St.-Heinrichs-Medaille ver liehen), der Vizefeldwebel im Infanteri.'-Regi ment 81 Ede lbert Richard Richter, der Unteroffizier der Reserve im Infanterie-Regiment 10, Karl Loose, der Unteroffizier und Hoboist im Infanterie-Regiment 60 Erich Osterburg, der Soldat beim Regimentsstab des Infanterie Regi ments 101 Ernst Pöhle, der Soldat im Infan terie-Regiment 101 Alfred Ehinger (er rrhiclt außerdem die Silberne St.-Hcinrichs-Medaille), sämtlich aus Ehemnitz: der Gefreite im Rcf:rve--Gre- nadier-Regiment 100 Paul Berger aus Reichen brand, der Unteroffizier der Reserve Bruno Her- mannStöhr aus Plauen (unter gleichzeitiger Be förderung zum Vizcfcldwebcl), der Gefreite d. R. Walter Mockcr, Sohn des Stickmaschinenbesitzers William Mockcr, aus Plauen. Leider ist der Tapfire bereits Anfang September gefallen. Ein Bruder von ihm. Jäger d. R. Albert Moer, erhielt die cileiche Auszeichnung: außer ihm steht noch ein dritter Sohn der Familie im Felde. Vas unsere Soldaten schreiben. Wie eine deutsche Division drei Tage lang vier feindliche Armeekorps aufhielt. (Abdruck amtlich genehmigt.) Baudesincourt b. Reims, 17. Oktober. „Meine ljeden Herren Vorgesetzten und Kollegen!" Eine größere Freude, als in unserer gegenwärtigen Stellung und jetzigen Ver pflegungsweise aus der Heimat eine Tafel Schoko lade zu erhalten, gibt es wohl kaum, und ich brauche wohl nicht erst den „Luftsprung" zu schildern, als 'ch heure morgen, als Viclbcneideter, sogar in den Le sitz von zwei Tafeln gelangte, noch dazu von solch vorzüglicher Qualität. Dank — tauiend Dank für diese süße Spende! Daheim kann inan sich gar nicht vorstcllen, was hier Schokolade bedeutet, und ich selbst wie viele andere von uns haben diese früher auch als „Leckerei" bezeichnet. Doch ganz ab gesehen von dem Nährwert, bildet die Schokolade hier unser einziges Zubrot und wird nicht zuletzt als erfolgreiches medizinisches Mittel bci Durchfällen, die bei unserer Lebensweise sehr oft auitreten, bc nutzt. Zu kaufen bekommen wir (wie alles andere) in den vorderen Linien natürlich auch keine, und des lmlb herrscht immer großer Jubel, wenn einer vom Geschütz bei einem angekommenen „dicken Brieschen" Schokolade vorfindct. Meine Freude war übrigens um so stärker, da ich das Paketchen erhielt, als ich vorn vom Beoboch- tungsstand des Hauptmanns kam, bei dem ich mich als— zum Gefreiten ernannt — melden konnte und niir vom Zugführer neben der üblichen Gratulation auch noch oie Grüße aus der Heimat (von meiner Frau war gerade auch ein Brief dabei) gespendet wurden. Also nochmals aufrichtigen Dank! Wie alle in der Heimat, wird cs wohl die Herren interessieren, wenn ich hier versuchen werde, eines meiner Erlebnisse zu schildern. Vorausschicken will ich noch die Bitte, es nicht als Ruhmredigkeit anzu sehen, wenn mein eigenes „Ich" öfter in den Vorder grund kommt. Obwohl -vir in Belgien schon einige !ogcnannte Gefechte mit Franttireurbandcn hinter uns hatten, erfolgte unsere eigentliche Feuer taufe doch erst am 9. September, dafür aocr desto gründlicher. Laut meines Kriegstagebuches erfolgte der Ab marsch aus dem Biwak bei Norme« 1,45 vorm. nach der ersten Feuerstellung dieses Tages bei Cor- nautre. Gegen 9 Uhr eröffnen wir das Feuer gegen verdeckte feindliche Arlillcric. die vorläufig nur die vor uns liegenden 107er (Reserve) begrüßen. Schon fliegen aber einzelne Sprcngstücke und fecnd lichc Infantcriegcschosse zwischen unsere lve,chüye hindurch, und wir sind schon ganz stolz, endlich die Feuertaufe erhalten zu haben. Leider forderte eine tückische Infantcriekugel gleich ein teures Leben. Es war unser Adjutant, cin beliebter Offizier mit vor nehmem Charakter. Schnell genug ging's — cr wollte gerade unserm „Alten" eine Meldung machen, mitten drin hustet er plötzlich, als sei ihm etwas rn den Hals gekommen — er taumelt nach vorn und war erledigt für diese Welt. Als wir gegen >1 Uhr unsere Stellung wechseln, jehen wir beim Abfahreu einen kleinen Hügel mit schlichtem Holzkrcuz lang am in der Ferne verichwinden — der „Erste" von uns — und ernster und verbissener waren wir alle geworden. Und schon gab's Gelegenheit, unserer Wut Luft -u machen. Im Schutze der kleinen Anhöhe erfolgt Flankenmarsch: „Batterie zum Feuer ha aalt! Protzt ab!" und „Geschütz vor! OffeneFeuerstellungausSchütz«,, vor dem Dorfe!" klingt der Befehl. Hei! wi: das ging, und schon sausten unsere Karren die Anhöhe hinan, über die die blauen Bohnen der Rothmcn zischten. Mancher zog fa den Kopf cin, von dem man es nicht gedacht und der es nicht zeigen durste, aber für uns war dieses Auffahren so etwas, besonders für uns Richtkanonier« — >o Auae in Auge mit der Bande — hier konnten wir wieder mal zeigen, wie deutsche Kanonen treffen konnten. „Plauz" saust das cr tc SArapnell auf 1100 Meter hinüber - da hinter —, plauz 1200 Meter — davor. „Eine Gruppe 1250 Meter!" Schon hatten wir die Luderfch — man merkt eine Stockung drüben, von uns gehen einige „Schleier" Infanterie sprungweise vor — «och -wei
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