Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141215013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914121501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914121501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-15
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sein 2. Nr. S3S. Mororu-nusaavr. Leipzig« Logedlatt. vtenstsv, lS. vnemdrr 1SI4. . Dusgezetchnetr verfafiaa- -es türkische« Heeres im Kaukasus. Konstantinopel, 14 Dezember. Der „Lanin" ver öffentlicht den Bries eines in den Kämpfen in der Umgebung von Köpriköj leicht verwundeten Osfi« ziers an seine Eltern. Der Brief lautet: Di« Russen vermochten den stürmischen Angriffen der türkischen Truppen nicht jtandzuhalten und fluch« teten. Das türkische Heer ist mit Lebens mitteln und Munition überreich ver sorgt. Fleisch, selbst Kaffee, Zucker und Tee sind im Ueberfluß vorhanden. Es ist festgestellt, das; die Ortschaften, die anfangs von den Russen besetzt und später wieder verlassen wurden, teilweise zerstört und. Der Feind hat in den Ortschaften der Be- völkerung Lebensmittel weggenommen und die hierbei widerstand leistenden Leute mit dem Bajonett nie d e r g e m a ch i. Die Lage des Heere» ist ausgezeichnet Nusfische Gewalttätigkeiten gegen Muselmanen. Konstantinopel, l4 Dezember Rach Berichten des osmanischen Llond aus Rusfland verfolgen die russischen Behörden in schrecklicher weise di« Muselmanen in den Gouvernements Kasan und Orenburg. Auch die türkische Presse und Literatur sei der Verfolgung ausgeletzt. Die strengsten Maßnahmen wurden getroffen, um die Verbreitung des Aufrufs der türkischen Patrioten zu verhindern. Aehnliche Maßnahmen seien im Kaukasus getroffen. Den Muselmanen sei es ver boten. ans dem Kaukasus rns Innere des Landes zu reisen. Der türkische K onsul in Rostow sei mitmuselmanischen Einwohnern verhaftet nnd nach dem Kudangebiet geschafft worden. die entlarvten russischen Lügner. Konstantinopel, 14. Dezember. Die General direktion der Posten und Telegraphen kündigt die Errichtung eines Telcgraphenamtes in Köpriköj an; daraus ist erkennbar, dass entgegen den Mit» »eilungen des russischen Hauptquartiers, bah di« Russen bei Erzerum vorgerückt seien, sich die ganze Gegend um Köpriköj im Besitz der Türken befindet. Dementi griechischer fiussireuungen. Konstantinopel, IN. Dezember. Die „Agence Otto mane" dementiert eine Reihe von durch die grie chisch.' Presse verbreiteten Nachrichten, wie, das; die türkische Regierung zahlreiche russische und französische Kirchen in Moscheen ver wandelt Habe, daß die Behörden die ari.chische Metropolie Aivali geplündert, den Metropoliten ein gekerkert und eine Anzahl Notabler v.rhaftet hätten, das; die Lage in Palästina sehr kritisch sei und die Araber und Kurden Massakers unter den Christen an- r'chteten. Alle diese Nachrichten entbehrten jeder Wahrheit. In Palästina gebe es über Haupt keine Kurden. Amerikas Zlottenbauprogramm. Washington, 11. Dezember. Im Jahresbericht des Marinesekrctärs wird der Bau von zwei Dread noughts, 6 Torpedoboots;er störern, mindestens 8 U n t e r s e e b o o t e n, darunter eines grofzen und eines Kanonenbootes beantragt. der neue Verhandlungstermin gegen -ie -rutschen Merzte in Frankreich. Genf, 14. Dezember. (1§i„. Draht Meldung.» Nach einer Meldung de» „Matt«»" findet die neue Verhandlung gegen die dentichen Mili tärärzte und ranitütsfoldaten am 12. Januar statt. Glänzen-er Eisenbahnausweis. Im Landeseisenbah'irat wurde seitens -er Per waltuug der Preussischen staatseijenbahnen über die tarifarischeu Kriegsmatziiahmen Bericht erstattet, worüber die „Nordd. Allg. Ztg." u. a. mitteilt, datz durch die A b s p e r r u n g s p o l i r i k Deutschland im wesentlichen auf eigene Füße gestellt war und seinen Güteraustausch von Grund auf neu organi sieren musste. Es kam zu einer vollständigen Veränderung des Güteraustausches und damit auch der Verkehrswege. Vor allem galt es für die Bergung der Ernte und für gleichmässige Verteilung ihrer Erträgnisse über das Reich zu sorgen und augerdem die Rohstoffversorgung wichtiger Industrien zu erleichtern. Diesen Auf gaben ist die Eisenbahnverwaltung durch Gewährung freier Fahrt für Erntearbciter, Tarif- e r m ä s; i g u n g e n für verschiedene Bodenerzeug nisse, Maschinen, Kohlen, Koks usw. entgegen- gekommen. Es wird hervorgehoben, das; die Vorteile der Eisenbahn-Verstaatlichung in dieser Kriegszeit ganz besonders hervorgetreten sind, und datz es als ein glänzender Beweis für die Gesund heit und Widerstandskraft des deutschen Wirt schaftslebens anzusehen ist, wenn die Ein nahmen der Preussischen Staatsbahnen aus dem Güterverkehr im Oktober 1911 gegenüber dem glei chen Monat des Vorjahres, trotz der zahlreichen Tarifermätzigungen nur um 2<> Prozent zurück geblieben sind. Seschlagnahmte Kriegs-Kohfioste. Nach dem Wortlaut der auf Veranlassung der Kriegsrohstoss Abteilung des Kriegsministeriums durch die stellvertretenden Generalkommandos ver fügten Beschlagnahmen lVerfügungsbeschränkungens ist die L i o f e r u n g aus beschlagnahmten Beständen an andere Firmen, die Kriegs materialien Herstellen, zulässig, sofern die Lies« rung lediglich zur Verwendung für Kriegs zwecke erfolgt, und dies durch l»esonders zu tüh rende Belege nachgcwiesen wird, die aufzubewahren nnd. Das Kriegsministerium gibt nunmehr bekannt, Laß für sämtliche Lieferungen aus beschlagnahmten Beständen, die vom 15. Dezember ab ausgeführt wer- den, als ardnungsgemätzc Belege ausschließlich die Beleg scheine angesehen werden, die von der Kriegsrohstosfabtcilung des Kriegsministeriums aus gegeben und durck» Rohstoffkäufcr nach Matz gabe der auf dem Belegschein vermerkten Bestimmungen ordnungsgemäß unterschrieben sind. Formulare für diese Belegscheine lB«1«-scheine zur Entnahm« von Kriegsrohstoffen au» beschlagnahmt«« Beständen) werden von allen Postanstalten 1. und 2. Klasse vom 15. Dezember ab an das Publikum ausgegeben. Eiserne kreuze. Mit den» Eisernen Kreuz wurden ferner aus gezeichnet; der Hauptmann im Feld. Lrttll«rie- Miment 1 Ernst Rößlar (arfttr Klasi«), der Offieierftellvertreter in «ine« Landaxtzr^lnfanterie- ReAmeut Kart EchachOrt, Prokurist der Firma Schachert L Sturm, der Offiziersteklvertreter Kanz- leiaehilfe Wilhelm Blank au» Sä öneberg, der Unteroffizier der Reserve Kursmaklerstellvertreter Theodor Kussel in Berlin, der Leutnant der Landwehr Dtplom-Ingenieur Julius Iaco- dovics, Obertnaenieur der Rhein-Westfälischen Schachtbaugesellschaft in Essen a. d Ruhr, der Amts richter Oberleutnant P a nlBesböhm aus Wohlau. der Rechtsanwalt und Leutnant der Reserve Maluck aus Bartenstein, der Oberleutnant in einem württem- bergischen Regiment Ernst Nies, Oberingenteur des Vereins für Feuerbetrieb und Rauchbekämpfung in Hamburg, der Stabsarzt im Reierve Infanterie- Regiment 18 Dr. med. Theodor Robbers, der Oberleutnant der Reserve in einem Artillerie- Regiment Theodor Behn ler wurde gleich zeitig zum Hauptmann befördert), der Leutnant der Reserve Gustav M e itzner, Lohn des Buch händlers und Hauptmanns a. D. Meitzner in Ham burg. von der Reichsbankhauptstelle in Hamburg, der Leutnant der Reserve Gutzkt, der Leutnant der Reieroe Holsten, der Leuinant der Reserve Burkart und der Kassendiencr Feldwebelleutnant Petersen, der Oberstabsarzt Dr F. Jacobsen aus Hamburg, Chefarzt eines Kriegslazaretts auf dem östlichen Kriegsschauplatz, der Leutnant der Re« serve bei den Schleswiger Husaren Edwin Buich, zugeteilt dem Fußartillerie-Reg. 20, sein Bruder, der Arzt beim 2. westsäl. Pionier-Reg. 7 Dr Oscar Busch, beide aus Hamburg, der Hauptmann in einem Reserve Regiment Gerhard Arntzen, ein Sohn des Königsberger dänischen Konsuls Arntzen, ll. Klasse, sein Bruder, der Flieaeroffizier Georg Arntzen hat sich dieselbe Auszeichnung bereits früher erworben), der Stabsarzt Georg Zollen köpf bei einer Sanitütskompanie im Felde, der Direktor Walther Zollentopf- Neumark Westpr., Ober leutnant bei dem Stabe eines Generol'.ommandos im Felde, der Domünenpächtcr Arthur Zolleu- kopf«Grawten, Leutnant bei einem Infanterie-Re giment im Felde lBrüder des Königsberger Gewerbe rats ZoUenkopf). Zürs vaterlan- gefallen. Wie au» den Familiennachrichten der oor1l«g-.m- den Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starben den Heldentod für» Vaterland: der Kriegsfreiwillige Arno Busch, Amtsrichter in Magdeburg. Sohn des Reichsgerichtsrats Bisich in Leipzig; der Ein;.- llntcroffizier im JnfanterieRegimcnt IW Hans Jäger; der Kanonier der Reserve im Garde-Feld- Artillerie-Regiment Hugo Schinke, Maschinen meister der Firma Metzger <L Wittig; der Kriegsfrei willige Josef Schm tz aus Bonn, Mitglied des Vereins katholischer Kaufleute. Der Leipziger Turn verein Westvorstadt gibt den Soldatentod seiner Mit glieder Albert Thiimler, Walter Hilde brandt, Erich Winge, Felix Seidel, Karl Döring und Hans B öde mann bekannt. Die Sängerschaft Arion zeigt an, datz ihr inaktiver Bursche, der Kriegsfreiwillige im Infanterie-Regi ment 242 Stud. rer. nat. Martin Stübner sein Leben fürs Vaterland lietz. Den Heldentod erlitt ferner der Eins.-Kriegsfreiwillige im Reseroe-Jnfan- terie-Regiment 24-1 Erich Schuster ans Forst i. L., Beamter der Firma Holzwarth k, Co. in Leipzig. Ehre ihrem Andenken! weitere Meldungen. Die bulgarische Negierung hat den Vorschlag der hellenischen Reyierung aus Einsetzung einer gemisch ten, aus Offizieren gebildete Kommission zur Prüfung der Ursachen der kleinen Konflikte an der griechisch-bulgarischen Grenze an genommen. * Als jüngster Soldat un ganzen deutschen Heere starb jetzt auf dem Schlachtfelde in Nordfrank reich der Kriegsfreiwillige Peter Pirn, der als Jüngling von 14 Jahren 8 Monaten begeistert zu den Fahnen geeilt war. * In Rom sand am Sonntag eine Versa m m - lung einiger hundert Neutralitätsfreunde statt. Die Abgeordneten Bclomonte und Vinai sprachen unter lebhaftem Beifall. * Ernst von Wolzogen, der sich bei Aus bruch des Krieges als Freiwilliger zu den Fahnen meldete und unlängst mit einer Landsturmabteilung ins Feld entsandt war, wurde zum Hauptmann befördert. Der Busritt zu -ea Artilleriestellungen. Aus dcni Hauptquartier im Osten, 9. Dezember. (/,.) Um 9 fassen wir zu Pferde, um zu den Ar tilleriestellungen hinauszurnten. Der Morgen hatte «ich erst so hell angelassen, datz ich meinen Regen mantel, der über das Haferstroh gelegt als Bettlaken gedient hatte, am Deckenbalken hängen ließ. Die Pferde stach sämtlich d:r Haf«r; besonders der Fuchs des Divisionsadjutanten, Majors K., der neben mir ritt, hatte Len Teufel im Leibe. Er tänzelte wie eine Primaballerina die grundlosen Lchmwcge entlang und schlug die braune Suppe der Dorfstratzen wie ein Koch den Eierschnee, so oatz sie nach allen Seiten hochspritzte. Von Süden l>er klang starkes Artillerieseuer. Die Russen wollten sich offenbar in den Besitz von Darkchmen setzen, bezahlten aber die unerlaubten Vorstösse gestern und heute mit zirka 1100 Gefangenen. Auch in der Nähe hörte man Kanonendonner, d»r von russischer Seite zum Teil dem rauchenden Schornstein galt, zum Teil ein Absuchen des Geländes nach unseren Artilleriestellungen darstcllte. Es ist das bei »ns streng verpönte „Streuen". Was dem Auge, dem scharfen Scherenfernrohr oder selbst dem Flieger un sichtbar bleibt, sollen die blinden Brummer auf finden. die zu diesem Zwecke über alle möglichen Höhen und Tiefen des bergigen Geländes ausgestrrut werden. Aber selbst, wenn einer von ihnen einen Zu fallstreffer macht, kann er ihn seinem Absender nicht m.'hr melden, weil er im Augenblick des Aufschlagens „krepiert", falls er nicht schon bei der Ausreise ein toter Mann war. Ein solcher fiel dieser Tag: auf einen Prellstein in einem Gehöft. Es war eine schwere Granate au» einem 1ö-Zentimeter-G«schiitz. Was dem Laien schirr unglaublich scheint, geschah; das mit einem dynamit, starken Sprengstoff geladene Gcjchotz zersplitterte, ahn« zu explodieren. Ein Feuerwerker nahm es darauf sachverständig auseinander, um es als Beweis stück beim Stabe abzuliefern. Wie am Zünder noch abzulesen, war es auf Uber 7000 Meter Entfernung al-geschossen worden. Wir waren vom W:g« abgebogen, ritten steil in eine Wiesenkoppel hinab und lietzen die Pferde in der Deckung eines bewaldeten Berges zurück; denn unterwegs waren einige der schioarzgrauen Erd fontänen nicht weit von uns aufgeiprungen, und auch hier war Las Sausen der eisernen Luftpakete deutlich genug zu vernehm'n. Wir durckMritten eine Schonung und kamen bald auf «ine Art Erdtreppe, di« Mischen den kräftigen jungen Fichten gerade auf Vie Höhe -InaukMrte. Da» hügelig« Waltaeläiüie erinnert« mich lebhaft an da» Vorland de, Riesen- getirge». nnr datz statt do» Kamm«» «in» wett ga- Heut ist ein Ausritt nach L diesmal in Be ¬ gleitung von Exzellenz F. und des Gcneraloberarztes zur Besichtigung eines in einem Bauernhause ein gerichteten Feldlazaretts, das sonst so dicht hin.er der Front nicht vorgesehen ist, hier aber vor treffliche Dienste leistet, insofern es den weiten Transport vermeidet, so datz leichter Verwundete und Erkrankte bald in die Front zurück können, während schwer Verletzte rasch in gute Pflege kommen und die weite Wagensahrt ihren Zustand nicht gefährdet. Auf dem Hofe brodelte eine Feldküche, aus der wir einen Teller Sauerkrautsuppe mit Schweinefleisch und Kartoffeln zum Proben erhielten. Es schmeckte aber so vorzüglich, datz wir fast den ganzen Inhalt des Tellers verzehrten. Die in Ostpreußen allgemeine Sitte, di« Gemüse in Form von Suppe zu geniesten, scheint mir übrigens sehr nachahmenswert. Auf die- sein Hofe wurde, wie auf einem andern, an dem wir vorüberkamen, von unseren Soldaten mit dem Göpel gedroschen: eine sehr dankenswerte Anordnung der Militärbehörde in den von ihren Bewohnern ver lassenen Wirtschaften. Das Getreide wird, sofern es nicht am Ort selbst gebraucht wird, weiter in» Land hineintransporti«rt und den betreffenden Besitzern autgeschrieben. Hinter der Scheune stand einer d«r Trinkwasserberctter, die sich im Feld« so vortrefflich bewähren und selbst aus verschmutzten Tümpeln brauchbares und keimfreies Trinkwasser Herstellen. Das Wasser wurde auch hier au» einer Entenpfütze gepumpt. Es wird in einem Kessel auf 110 Grad er wärmt. geht dann durch einen Bimssteinfilter, einen Röhrenfilter und endlich durch eine Watteschicht, und kommt völlig klar wieder zum Vorschein. Der Appa rat liefert unter normalen Umständen 600 Liter am Tage. Das Wasser wird in klein« Blechtonnen ar- füllt, deren einige auch jeden Krankentransport be gleiten. Jedenfalls kann man immer wieder in und hinter der Front beobachten, Last von feiten der Militär behörden nichts unterbleibt, was unseren Soldaten da» Leben erleichtern und sie gegen vermeidbare Ge fahren schützen kann Rudolf von Koschützki, Kriegsberichterstatter. wellt? Landschaft vor den Augen lag, als wir auf d« Höhe anlangten. Lin hochgewachsener Artillerie offizier kam uns entgegen und führte un» zu d«m Unterstand, der erst aus wenige Schritte zwischen den Bäumen zu sehen war. Wir stiegen die „Trepp«" hinab. Unten stand ein eisernes Oefchen in einem fußhohen Strohieppick». ringsherum waren niedrige Sitze, und unter der Decke ein zweibandhoher Spalt, aus dem man weit ins Land sah. Mit blostem Auge war nutzer einigen Gehöften und einem Wege nichts Besonderes zu erkennen. Sobald man aber durch eines der beiden -cherenfernrohrc blickte, zeigten sich allerhand Leben und kriegerische Bewegungen. Rechts am Berge stand eine Batterie in Stellung, davor die Linien der Schützengräben, die teilweise noch im Ausbau begriffen waren, denn es lagen Stapel Heller Bretter davor und andere wurden vom Wege herauf getragen. Auf dem Wege selbst gingen einige Bauersleute entlang, um nach ihren im Feuerberetche gelegenen Höfen zu sehen. Die Sehnsucht der Ver triebenen nach ihren Wohn- und Arbeitsstätten ist so grotz, datz die eigentliche Kriegsgefahr nur die wenigsten vertreiben wiird-e. Nur die Furcht vor der völkerrechtswidrigen Gewaltsamkeit der Russen ver anlasste die allgemeine Flucht der Zivilbevölkerung. Inzwischen hatte ein mit Schnee vermischter Regen eingesetzt, und wie aus Kommando hörte die russische Kanonade auf. Die Empfindlichkeit der Russen geg«» nasse und kalte Witterung macht sich bet jeder Ge- legvnheit geltend. Infolgedessen war auch aus unserer Seite nicht viel zu tun. Der Telephonist lehnte be haglich in seinem Winkel, al» wir wieder ans Tages licht stiegen, »m den „Richtkreis" zu betrachten, jene scharfsinnige Erfindung, die dazu diente, kilo meterweit entfernte Geschütze auf noch viel ent ferntere Ziele zu richten. Der Kanonier an der Kanone sieht ja das Ziel fast nie mehr. Er steht mit seiner kostbaren Wasfe möglichst gedeckt in einer Talmulde, während der Batteriechef von einer Höhe oder einem Dache aus die Richtung und Entfernung jedes einzelnen Schusses angibt und seine Wirkung beobachtet. Auch ein frisch gezimmertes Häuschen stand hier oben zwischen den Fichten. Dach und Wände waren indes von Schrapnellkugeln so durch löchert, Last es keinen besondere einladenden Eindruck machte. Wir stiegen die stile Schneise wieder hinab und statteten der ichweron Batterie einen Besuch ab. Sie war durch eine gering« Korrektur der natürlichen Umgebung so geschickt verdeckt worden, datz sie erst auf ganz kurz« Entfernung sichtbar wurde. Auch hier lagen die Kanoniere in ihren Erdwohnungen und blinzelten in das natzkolte Wetter, ob sich nicht irgendeine Unternehmung auftun möchte. Ob sie nicht aus die zahlreichen Fasanen Jagd machten, die überall an den Waldrändern und in den Schonungen zu sehen sind, fragte ich. „Wir nicht. Aber cs sind Wilddiebe unterwegs, die wir ab und zu knallen hören und hoffentlich bald einen davon erwischen", sagte unser Führer. Man hatte uns die Pferde nachgebracht, und wir stiegen in den nassen Sattel, um den Heimweg an zutreten. Unterwegs trafen wir Exzellenz El. mit seinem Brigadestabc. Er erzählte, dast gestern Leut nant von K—sch von der Maschincngewehrabteilung zum zweiten Male verwundet worden sei, weil er sich wie viele zu sorglos dem feindlichen Feuer ausgesetzt hatte. Eine Knteverletzung. die den mir bekannten tüchtigen Offizier nicht zu lange oder gar dauernd dienstuntauglich macht. Es ist pspchologisch durchaus erklärlich, und ich mache selbst die Erfahrung, dast einen das Eesühl Ler Gefahr allmählich verlässt, wenn so viele Geschosse, ohne zu treffen, vorüber fliegen. Erst kürzlich an den masurischen Seen sagten mir zwei Infanterieöfsiziere, die fast täglich im Feuer stehen, übereinstimmend, sie hätten das Gefühl, datz sie nicht getroffen werden könnten, obwohl fami liäre Offiziere beider Kompanien bereit» gefallen waren. Es war keine Spur von Ruhmsucht oder Frivolität in diesen beiden Menschen. Sie sprachen eiinach ihre Ueberzeugung oder vielmehr ihr Gefühl aus. Desto nötiger ist es, dast sich besonders dle jüngeren Offiziere wenigstens verstandesmäßig an die Gefahr erinnern und ihr nicht nutzlos in die Arme laufen. Denn es kommen ja genug Stunden, in denen die Dera-btunq der Gefahr notwendig und von grösster Bedeutung für den Erfolg ist. Der Regen war inzwischen aufs Lebendige durch gesickert, und als auf dem Stoppel ein lllanenritt- ineister in Galopp überging, begann bald ein allge meines Rennen, bei dem die braunen Erdklöste bäum hoch neben den Hufen auff'.ogen, so dast man gut tat, den Mund nicht zu öffnen. Vor unserer Kate trafen wir die vagabondierenden Ferkel, diesmal vier an der Zahl, die Brotreste, Kartoffel- und andere Ab fälle frästen und hierort» die Stelle der Strasten- reiniger übernommen haben, wie die wilden Hunde im Orient. Ein dreifarbiges Kätzchen hatte in zwischen unsere Sardinenbüchse ausgeleckt und sah be haglich schnurrend auf der Ofenbank. Es hält un sere Stube so unverbrüchlich kür sein Jagdgebiet, wie das schwarze Kätzchen die unserer Burschen und das graue die Wohnung des Feldgendarmen. Leider hat der Wind unsere Hühnerleiter umgeworfen und die ganze sinnreiche Einrichtung demoliert. Vie lllafihliefiaag Satums durch -le Türken. Der russisch« Landungsversuch bei Ba- tum, um diese durch die Türken «tngeschlossene S«e- festuna -u entsetzen, beleuchtet, wie der Korresp. „Heer und Politik" von militärischer Seite geschrieben wird, di- Sachlage auf dem ruffisch-türkischen Kriegsschau platze in bemerkenswerter Art. Man kann wohl an nehmen, dast der Landungsversuch mit dem Besuch des Zaren in Tiflis zusammenhängt, da die Russen alles dran gesetzt haben werden, um dem Zaren einen Sieg vorführen zu können. Es ist ihnen aber nicht ge glückt. Die russisch« Landung erfolgte unter dem Schutz der Kriegsschiffe bet Eonia, südlich von Datum, zwischen Batum und Makrial an der Küste des Schwarzen Meeres. Durch einen Angriff gegen die tüni.che Flanke lollte Batum von oem eqecueu R uze. den die Türken hier bereits geschlossen haben, befreit werden. Wir ersehen daraus, datz die türkischen Fort schritte hier sehr grotz sein müssen. Tatsächlich haben die Türken bereits trotz der russischen Siegesmeldun gen ihre Kräfte sehr weit vorgeschoben. Durch den Sieg am Tschoruk-Flusse hatten sie sich bereits vor acht Tagen den 2veg nach der Küste geöffnet. Durch weitere Vorstöße von Portischcha bis zum Aüscharitz. Flusse haben sie nun ihre Front hinausgejchoben, so Latz Batum keinerlei Verbindung mehr mit dem Lande hat. Diese militärischen Operationen der Türken haben dadurch ihre grösste Bedeutung, datz Batum der Endpunkt der wichtigen Bahnlinie Ba tum—Tiflis- Baku ist. Die grotzen Petroleumquellen Bakus schicken die Ware nach Batum, von wo aus das Petroleum ver frachtet wird. Der Petroleumhandel bildet Len Lebensnerv dieser Hafenstadt. Die meisten Bewohner Batum» leben von den Oe.quellen Bakus, die >n e ner grohen Anzahl von Röhrenleitungen das Petroleum in die grotzen Oeltanks von Batum entsenden, die hier in einer großen Anzahl vorhanden sind. Batum selbst ist für einen langen Festungskrieg von den Russen nicht genügend vorbereitet worden. Es wurde nach dem Rtstsffch-Türki.chen Kriege zwar zum Frei Hafen erklärt, aber schon im Jahre 1886 befestig». In Friedenszelten steht hier ein Regiment Infan terie, ferner befinden sich hier zwei Festungsartsilerie Regimenter und zwei Pionier-Bataillons. Durch den Rückzug eines Teiles der russischen Truppen aus Ba tum wird die Garnison jetzt erheblich größer sein. Auch die geringen und veralteten Festungswerke, denen nur wenige moderne Befestigungen angefüg» wurden, dürften jetzt eine Verstärkung erhaben haben. Die Türken sind wiederum dadurch bedeutend iu Vorteil, datz sie jetzt bereits im Besitz der Hügel sind, die Batum im Osten umgrenzen. Sowohl von Nord osten als auch von der See her wurden bereits russische Versuche gemacht, Patum von der Linschlie tzung durch die Türken zu befreien Alle diese Ver suche mißglückten aber wie der jüngst gemeldete Lan dungsversuch. Die Wege und Pässe, die von Batum aus an den Flußläufen entlang in das Innere des Landes führen und neue russische Truppen heranführen könnten, sind bereits im Besitz der Türken. Es scheint also, als ab Rußland nicht mehr im stände wäre, den wichtigen Hafen aus den Händen der Türken zu befreien. Schon in den nächsten Tagen muß sich das Schicksal Datums entscheiden. Es sei noch bemerkt, daß die Hafenstadt bis zum Berliner Kongresse im Jahre 1878 türkischer Besitz war. Sic würde also, wenn sie jetzt wiederum in die Hände der Türken fiele, nur 36 Jahr« unter russischer Herr schäft gewesen sein. Zranzöfisthe verleum-ung -es Stabes -er 1. firmee. Die „Agence Fournier" hat vor einiger Zeit eine aus -em „Journal" stammende Schilderung der an geblichen Verwüstung des Ortes Senlis und der Plünderung des Schlosses Lhamant ver breitet. — Danach sollte sich der Stab des Generals v. Kluck, des Führers der I. Armee, der schlimmsten Ausschreitungen schuldig ge macht haben. Aus dem Wust unsinniger An jchuldigungen führen wir nach der „Nordd. Allg Ztg." nur foloendes an: „Was trug sich während der Dauer der Bc setzung des Schlosses Chamant zu? Welchen Sve nen infernalischer Orgien überliessen sich die Offiziere? Es ist leicht aus dem bejam mernswerten Zustand zu schließen, in dem das Schloß nach der Abreise des Generalstabes vor gefunden wurde. Kein Zimmer ist davon verschont geblieben, durchwühlt und beschmutzt zu werden Manche von den Offizieren des Generalstabes hatten sogar die Roheit, diese traurigen Leistungen zu „bescheinigen". Die Türen der Zimmer, wo sic gewohnt haben, zeigen noch jetzt die unverschämte» Namenszüge der Leutnants v. Wense und v. Schliffen. Der General v. Kluck mußte de» Vorsitz bei den Freuden dieses Festes führen." Wie di« amtlich« Untersuchung ergebe» hat, ist jedes Wort diese» Berichtes eins Luge. Da- Lckutr bei Erkältungen »oun» r«r«» «L« roawton anZtsckanllan ILrankkatt«» Kiatat kormsmint veil «» llla Roatackungskeima svakt«rk«n) in lAunä unck Kacken vernicklet, so llao sie nickt in» Uörperinnere glanzen können. H4«kr al» 10000 /^«rrt« Kaden »ein« vor- K«u8«nä« Wirkung destätiot. — bläker«» über V»s«n unck Mrkune oes korrnamlnt» eatkillt äle kür cki» Oesunokeltsvkleg« über- au» vicktio« vrosckür« .vnsicktoar« keinär.', äi« da! /Vokorllerung ckurck postkart« von Sauer L Öie^ verltn 4S O4, krleärickrtr. LZ1, ko»t»n!o» v»r»anllt vlrll. >V»r kormensiot oock nickt kennt, varlang« «In« Qratwprod«. ran>Mtt»tssaIckp»»»dtt«r.p»cku»T«» In all« k^potkeken «oll vrogerlao.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)