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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.11.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141127021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914112702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914112702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-27
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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Settr 2. Nr. 60S. «Venü-Nlwgav^. Leipziger Lageblatt. Freitag. 27. Novemver 1914. in vielen Kreisen in Pari«; Entmutigung breit, worüber der „Figaro" klagt Alle diele Vorgänge zeigen, daß die amtliche Berichterstattung über die kriegerischen Vorgänge eine Henle Sache und es ein gefährlich Ding ist. wenn man die Worte nick» mit den Taten in Einllang bringen kam«. vom östlichen Kriegsschauplatz. In einem Telegramm aus Petersburg schil dert der „Dailn Telegraph" die Lage auf dem russisch deutschen Kriegsscl'auplatz In Worten, die trotz aller aufgewendeten Vorsicht den Riesenerfolg der deutschen Warfen nicht verbergen können. Das Blatt meldet nach der „V. Ztg.": Eine gewisse Unruhe bat sich in P eter s- bürg über die Lage in Ostpreußen und Polen kenntlich gemacht, jedoch ist sic durch uns fehl vor« liegende Beichte vollkommen -erstreikt worden. Die Tatsache, das, der russische Generalissimus den Rückzug seiner Truppen zu gibt, ist ankerst beruhigend, denn man muh annehmen, daß diese Nückzugsbewegungen allein aus strate gischen Gründen erfolgt sind. Es ist zweifellos sehr vernünftig, wenn die Russen di.' deutsche Gegen offensive in ihrem eigenen Lande erwarten, und zwar möglichst weit von der deutsch russischen Grenze ent fernt. da den Deutschen dann keine Eilenhahnlinien mehr zur Verfügung stehen. Was wird das für Gesichter an der Newa geben, wenn die Schläge von Lodz und Lowitsch wirklich be kannt werden, wenn man merkt, daß der russische Rückzug denn doch nicht „strategisch" gewesen ist! Zluqpoftnachrichten aus Przempsl. " Mittels Flicoerpoft beförderte Feldpostkarten aus Przcmysl, die in Wien anlangien, teilen mit: „Uns geht es sehr gut, habt gar keine Sorg e." Vie türkischen unü englischen Streitkräfte in fiegppten. (2 ) Wien, 27. November. Wie aus Kairo ge meldet wird, ist die nach Dscharabad führende Fayumstrahe von den Engländern durch eine lange Linie von, Schanzengräben mit Geschützen gesperrt. Die gegen den Suez kanal vergehende türkische Armee zählt 76 000 Mann unter Izzet Pascha. Dazu kom men 10 000 Beduinen mit 5000 Lastkamelen. Die Türken haben eine Feldeisenbahn nach der wasserreichen Oase El Makel gebaut, die ein aus gezeichneter Stützpunkt der Operationen zur Verteidi gung der ägyptischen Grenze sei. 50 000 Mann unter General Macwell sind längs der Grenze aus gestellt, abgesehen von über das Land verteilten Garnisonen. Die eingeborenen ägyptischen Truppen sind nach dem Sudan verschickt worden, dagegen wurden die bisher im Sudan stehenden Truppen zur Landesverteidigung herangezogen. Der Zükrer des türkischen Heeres. (?.) Konstantinopel, 27. November. Der Ober kommandierende der türkischen Heere, Enver Pascha und der Marineminister Kemal Pascha sind zu den in Aegypten operierenden Truppen ab gereist kanaüische Truppen für Kapstadt, (2) Rotterdam, 27. November. (E > g. Draht nachricht.! Einer „Haagsck^ Courant"-Meldung zufolge sind am 18. "November vier englische Kriegsschiffe mit Transporten kanadischer Truppen nach Kapstadt abgegangen zur Ver stärkung der Garnisonen in Britisch Südafrika. EnSe üer Neutralität Portugals. (2.) Amsterdam, 27. November. (Eigener D r a h t b e r i ch t.s Der portugiesische Gesandte er klärt amtlich in einer Mitteilung an die Preise, die Neutralität Portugals in« europäi schen Kriege ende am 1. Dezember d. I. Ungenügende finlwort der Westmächte an die Schweiz. l-r.) G-ns. 27. November. (Eigener Draht berich t.s Einer „Hcrald"meldnng zufolge geben Frankreich und England keine über den die Kämpfe bei Lodz und Lowitz. In den Kämpfen der Truppen des Generals von Mackensen bei Lod, und Lowitz haben die russische 1. und 2. und Teile der 5. Armee schwere Verluste erlitten. Außer vielen Toten und Verwundeten haben, wie schon gemeldet wurde, die Russen nicht weniger al« 40 000 unverwundet, Gefangene ver loren. 70 Geschütze, 160 Mu nitionswagen, 156 Maschinen gewehre sind von uns erbeutet worden und 30 Geschütze un brauchbar gemacht. Rach der Meldung des großen Haupt quartiers bedeutet dieser Er folg noch immer keine Ent scheidung. Das liegt an dem Eingreiien weiterer starker Kräfte des Feindes von Osten und Süden her. Da aber die feindlichen Angriffe überall ab gewiesen worden sind, so kann min auf «inen für uns durch aus günstigen Ausgang der Kämpfe rechnen. Rahmen der Nentralitätsanerkenaung hinausgehende Garantieerklärung an die Schweiz ab. weil kein w i s s« n tl i ch e s s?!) Ueberfliegen schweizerischen Gebiets stattgefunden habe. Di« fran zösische Regierung wird ihr Bedauern über den Vorfall aussprechen. Ob sich di« Schweiz, die dock eben Garantie ge fordert hat, mit dieser Entschuldlgung zufriedengeben wird, ist sehr zweifelhaft. Vie aufgeklärten Schweizer. Die jüngste Veröffentlichung der „Nordd. Allg. Ztg." über die amtlichen Beweisstück: für den Neu tralitätsbruch Belgiens haben nicht verfehlt, in der Schweiz tiefsten Eindruck zu machen. Allgemein bricht sich di: Erkenntnis Dahn, daß Deutsch land nicht anders handeln konnte, als cs gehandelt hat. So bespricht der „Baseler Anzeiger" unter der Ueberschrift „Vor der Krisis?" die hochgespannte politische Lage und bemerkt u. a.: „Die Verletzungen der Neutralität häuf-n sich. England hatte, wie die Enthüllungen der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" nachweisen, mit Belgien eine Militärionoention geschlossen. Di: Belege hierfür sind denn drückend, daß man dem deutschen General st ab heute recht geben mutz, wenn er behauptet, datz Belgien eine Konvention mit den Gegnern eingrgangen sei." Die „Renen Züricher Nachrichten" werden noch deutlicher, indem sie schreiben: „In seiner Unterredung mit General Jungbluth hat der Vertreter der englischen Regelung Bel gien nicht als souveränen Staat behandelt, son dern als englischen Vasallenstaat. Die belgische Regierung ließ sich das bieten, w.'il st: schon vorher zu weit gegangen war. Man denke sich den gleichen Fall auf die Schweiz angewendtt. Nehmen wir an, in Befürchtung e'nes französischen Durchbruche!) ließe Deutschland dem Bundesrat erklären, cs werde, sobald die Dinge eine ernste Wendung nehmen, mit einer Armee in der Schweiz einmarschieren, ohne erst zu fragen und selbst gegen den Willen d:r letzteren. Und nehmen wir w'iter an, der Bundesrat würde diese Ankün digung ohne Protest und Klage bei den Mächten hinnchmen. Würden wir damit nicht Frankreich das Recht geben, im Ernstfall: den Deutschen zuoor- zukommen und vor ihnen den Einmarsch zu voll ziehen? Für di: schweizerische Diskussion dürft« die belgische N e u t r a l i t ä t s f r a g c nunmehr erledigt sein, denn diese Techt«lmecht:leten auch nur entschuldigen, hiehe unsere eigene Neutralität komvromittieren." Lorü Curzons zwölf Gebote. Nach holländischen Blättern hat Lord Curzon, der ehemaltge Vizelönig von Indien, kürzlich in eine: Versammlung in Harrow folgende zwölf Gebote auf gestellt: I. Denkt nicht, daß der Krieg euch persönlich nicht trifft L Uebertrcibt nicht eure Freude bei Sieges nachrichten und auch nicht eure Niedergejchlagenheit, wenn ihr von Niederlagen erfahrt. 3. Laßt euch nicht entnerven durch die Nachteile, die ihr und die Eurigen erleiden werdet. 4. Erschrecktnicht über die so langen und bis weilen so betrübenden Verlustlisten. 5. Glaubt nicht, daß ihr es wißt, wie man den Feldzug führen muß, und daß der General st ad es nicht weiß. 6. Werdet nicht nervös weil das Fortschreiten der Operationen langsam ist. Es kann nicht anders sein auf diesem Kriegstheater. 7. Glaubt nicht alles, was aus Ber lin (!) kommt. 8. Unterschätzt nicht den Feind. 9. Erschöpft euch nicht in Prophezeiungen, welches das Schicksal des Deutschen Kaisers sein wird in dic'er Welt mrd in der andern. 10. Fangt nicht an. Deutschland zu teilen, bevor es erobert ist. II. Hört nicht auf diejenigen, die rufen „Halt!", bevor nicht vollständig das Ziel des Krieges er reicht ist. 12. Lergeßtnrcht, wem, der Krieg beendet ist, diese Lehren. Diese Lehren sind im allgemeinen ganz vernünftig und auch anderwärts beherzigenswert. Sic zeigen, daß man in England schon einige Pflöcke zurückzesteckt hat. Das siebente Gebot hat doppelte Berechtigung, wenn man Berlin durch London ersetzt. Seneralstabechef v. Moltke dal- wieder genesen. Wien, 27. Nov Nach einem Bries des General- stabschess v Moltke, den der Korrespondent der „N. Fr. Presse" eingesehen hat, wird General von Moltke auf Schloß Homburg bald wieder her gestellt sein. Im ganzen deutschen Vaterlande wird man diese Nachricht mit Freuden begrüßen. Vie deutsche Art. 2s Ein Roman aus unseren großen Tagen von Paul Burg. In die Worte hinein, die Elena lallt von dein Urgroßvater sprach, von dein Helden von 1813, der nicht wiedergekehrt war, in das Helle Klingen ihrer vertrauten Stimme hinein grübelte Erhardt dein Rälsal nach: Warum fließen von deiner so klugen und schönen Frau teilte treibenden, frau lichen Kräfte in dich, dein Wert sortzufnhern, die dürre und nnsruchtbare Epoche abzuictzließen? - Waren denn die Frauen damals kerne Frauen, nur tönende Gefäße, 'Menschen mit Marken über den Herzen, gelöste Zungen ohne echte Gefühle? — Oder sind die Frauen heilte auch keine echteren Menschen, diese praktischen Frauen, die männ. liche Wissenschaften und männlichen Svort trei ben, mit uns Männern wie mit guten Kame raden umgehen? — Was sind da Redensarten und was sind wahre Gefühle? Wer kann einer vergangenen Zett ins Herz sehen? — Erhardt erschrak vor den großen Fragen, die sich vor ihn hinstellten. Sv war er heute schon auf dem Ausritt erschrocken, als sich Elena ihm ehrlich und herzlich zngewandt hatte. „Du solltest dich an mich wenden, lieber Erhardt, denn ich bin doch deine Frau, und ich gebe mtr bei Gott alle erdenkliche Mühe, dich und deine Studien zu verstehen. Wenn ich es aufrichtig sagen soll: ich Ham- erkannt, wa - j n Frauen bedeuteten, die du schildern willst. Ich tonnte es dir vielleicht auch aus meine anders geschulte Art mitteilcn, was ich dafür emvsinde .... Aber, aber, lieber Erl>ardt, ich alaube, du würdest mich nicht — — nicht verstehen" Da war er mit Fragen und Bitten in sic aedrungen. Sie blieb bei ihrem Wort. Und deutlich sprach ihn ein stilles Klagen daraus an: Du kannst mich nicht verstehen^ dn bist nicht ich. wie es sein sollte zwischen Mann und Frau Deutlicher hatte sie dann auf dem Heim ritt sich offenbart. „Vielleicht daß einmal ein Erlebnis, ein großes Geschehnis uns so völlig ineinander auf. gehen ließe, dich anders werden ließe, denn du bist immer ein so glücklicher und sorgloser Mensch gewesen. Es ist wohl euch allen Jagemännern mit cuern hellblonden Haaren, euern blauen Augen und roten Barken immer so ergangen, daß die Mädchen sich in euer gesundes und seliges Blau-wciß-rot auf Leben nnd Sterben verliebten. Ihr nahmt sie hin als ein rechtes liebes Gottes geschenk, ein bißchen glücklich und ein bißchen gedankenlos. Und ihr guten Jagemänncr habt eS vielleicht niemals gemerkt, wenn unter diesen verliebten Frauen einmal eine schwere Wege der Erkenntnis ging. Schweres im Herzen durchlebte, durchzittertc an euerer Seite, ihr seligen sonnigen Männer ihr —" Erstaunt, erschreckt war er ihr in die Zügel gesnllen, aber sie hatte seinem forschenden Blick standgcbalten. „Ja, mein guter Erhardt, mir ist cS nämlich schon so ergangen mit dir. Verliebt war ich in dich, grenzenlos, und dn bast mich genommen. Warum auch uictn? Aber jetzt habe ick, dick, lieb, sehr lieb, nicht wie ein junges dummes Mädel liebe ich dich, sondern wie ein Weib, wie deine Lebensgefährtin. Jetzt bist du mein Mann und wirst meinen Kindern Vater sein. Das ist ein Großes, wie icb von allen Frauen gelesen habe, die es erlebten. Erhard», hat sictz denn dein Deuten über mir)), dein Empfinden nicht auch schon einmal gewandelt in uniercr Ede? — Daß es doch gc. scdähe! — Das wird dann wohl die bessere Erkenntnis, das innere Erlsbcn fein, das du nötig hast, denn aus diesen Kräften baut sich alles wahre Erleben auf, meine ich. — Laß uns seht davon aufhören: man spricht besser nicht davon..." Stumm waren sie weilergerirren, bis ihnen dann kurz vor der Stadt das Schicksal unver mutet eine Mahnung gab: Seid menschlicher mit euch, ihr modernen Menschen! Eine Zigeunerin lief zwischen die ruhig trabenden Pferde und pries laut ihre Wahrsage- kunst an. Lächelnd hatte Erhardt das bunte Weib ge währen lassen, aber eine fremde Strenge lag jetzt auf seinem Gesicht, als Elena, nach der ernsthaften Aussprache im Sattel ein wenig übermütig, mit leuchtenden Augen die alte Ex zellenz anrief, die schon mit dem Schlafe kämpfte: „Oma, noch etwas Neues! Wir haben uns von einer Zigeunerin die Zukunft prophezeien lassen." „Elena, dann aber bitte drinnen, sonst weiß es morgen wieder jedes Kind!" mahnte Erhardt und drängte die beiden Frauen ins Zimmer hinein. Die alte Exzellenz stand hochgereckt am Tisch. Ihr weißer Kops reichte Elena bis zur Schulter. Von dein Worte Prophezeiung hatten die alten Augen einen Hellen Glanz bekommen. „Erzähle!" Elena faßte sic um die Schulter. „Oma, es ist ja zu dumm. Mir hat das Weib gesagt, ich hätte eine lange und lautere Lebenslinie in der Hand. Und Erhardt. . . Du, die Lebenslinie hat sic dir gar nicht gesagt, nicht?" „Ich hatte schon von dem unsinnigen Pro- phctenspruche genug," wehrte er ab. Forschend sah die Greisin dem Enkel ins Gesicttt. „Na, und du? —" „Oma, es soll . .. Na, wie war es doch gleich — ? Deines Urgroßvaters eigener Urenkel tötet dich. Aber du wirst deinem Todfeinde nicht ins Auge schauen. Oma, denk doch bitte nach, was da- für ein barer Unsinn ist! Oder meinst du, weil eS so geheimnisvoll klingt —? Also zählt an den Fin dern ab: Alle Jagemänner haben nur einen ^sohn aehabt. Niemand als Erhardt ist also seines Urgroßvaters eigener Urenkel. Da müßte er sich schon selber ,. Zeftgenommene Spione. (?.) Konstantinopel, 27. November. Sieben als Hodjas verkleidete Fremde wurden von der Polize' festgenommen. Sie wurden einem Kriegsgericht aus geliefert. Bei dieser Gelegenheit erwies sich, daß der erste Deagoman der russischen Vorschuß Dr. An drea, Nikolajewit'ch M « ntelstamm mit sehr bedeutenden Geldmitteln eine aufrührerische Bewegung einzuleiten versucht hatte. Neichsunterstützung für Wöchnerinnen. Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet, hat der B u n d c s r a t in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, allen denjenigen Frauen im Falle der Entbindung sowie für die Zeit nach der Niednkunft aus Reichsmitteln eine außer ordentliche Unterstützung zu gewähren, deren Ehemänner während des gegenwärtigen Krieges Kriegs-, Sanitäts- oder ähn liche Dienste leisten, soweit die Männer zum Kreise der gegen Krankheit versicherten Personen ge hören. Die Unterstützung besteht in Hilfe durch Hebamme oder Arzt, ferner in Wochengeld für acht Wochen in Höhe von 1 >N ans jeden Tag und Stillgeld bis zu zwölf Wochen in Höhe von 50 Pfg. täglich, solang: die Wöchnerin ihren Säugling selbst stillt. Die Wochenhilse wird auch dann gewährt, wenn der Ehemann vei Eintritt in den Kriegsdienst von dem Recht der freiwilligen Weiterversicherung keinen Gebrauch gemacht hat. Ferner sollen die Krankenkassen das gleiche Wochengeld auch den für die eigene Person nersich.'rlen weiblichen Personen leisten. In diesem Falle haben aber die Kasten die Kosten selbst zu tragen. Der Beschluß des Bundes rats erfordert voraussichtlich 2 Millionen Mark für jeden Monat. Er soll sofort in Kraft treten, sobald der Reichstag in seiner bevorstehenden Tagung die erforderlichen Mittel brwUligt hat. Streit um das Gffenhalten üer Kirchen öeiims. (r.) Berlin, 27. November. (Eig. Draht bericht.) In den tirchlichen (Protestant, ch-en) Kreisen der Reichshauptstadt herr.cht eine tiefgehende Erregung über das Verhalten der Kirchenovlstände in Sachen der Os s e n h a 1 t u ng der protestantischen Kirchen während des Krieges. Bekanntlich hatte die Kaiserin unmittelbar nach Kriegsausbruch den Wunsch ausgesprochen, daß bi,e protestantisäjen Kir chen auch an Wochentagen tagsüber zu stiller Andacht geöfsnet bleiben möchten. Später wurden auchAeuße rungen des Kaisers bekannt, in denen der Monarch es als sehr erwünscht bezeichnete, wenn die Kirchen während der Kriegszeit überhaupt offen bleiben würden. Das Konsistorium in Berlin erließ daraus hin eine Verfügung, in der es die Erwartung aus sprach, dnß die Kirchenvorstände das Ofsenbleibcn vec Kirchen während des Krieges anordnen würden. Trotzdem ist bis heute noch keine Berliner Kirche an Wochentagen geöffnet worden, so datz nunmehr der Oberkommandierende der M a r k en sich veranlaßt sah, für die Militärkirchen das Osfenhalten zu befehlen. Die übrigen Kirchen Vorstände verharren in ihrer absoluten Ablehnung so wohl den kaiserlichen Wünschen als auch der An regung des Konsistoriums gegenüber. Nunmehr ist, wie wir erfahren, von einem großen Kreis der An gehörigen der Landeskirche eine gemeinsame Vorstellung an allerhöchster Stelle in die Wege geleitet worden, um einen Zu stand zu beenden, der sich zu einem großen kirchlichen Aerger in Berlin auszugestalten droht. Neu eingelieferte Kriegsgefangene. (2.) Berlin. 27. November. (Eigener Draht bericht.) In den Gefangenenlagern der Mark Brandenburg sind in der Zeit vom 1. bis 15. November 6400 neue Kriegsgefan gene eingeliefert worden, darunter der gefangen genommene Gouverneur von Marsch an. Eiserne kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen, der Hauptmann und Kompaniechef im Reserve-Jn- fanterie-Regimenr 241 Ernst Schuhmann, der Kriegsfreiw.llige im Res Fcldartillerie Regiment 68 Paul Hürnig, der Unteroffizier im Infanterie- Regiment 1s)5 MaxBäbelich der Fetdwebet ttn Rejerve-Jnfanterie-Regiment 241 Staotbezirksauf- SvkrvldmLsvdilion LkElmz ,i. Urlmmrttseüe 8tr. 24. t'vl. 12989. Ke, „Das ist ja sinnlos! Wie könnt ihr denn denken, daß ich . . . ! Nem, so etwas tut keiner, der Jagemann l)eißt." Zornia stand Erhardt vor den beiden Frauen. Begütigend schlang Elena den Arm um thn und zog ihn mit sich. „Komm: ich bin so müde Henle von all dem Reden und Denken. Gute Nacht, liebe Oma!" Die alte Frau nickte ihnen zu und nahm ihre Kerze vom Tisch, von der sie sich nicht ' trennen konnte, allen netten Lichtarten zum Trotz. Sie war cs gewöhnt, noch eine gute Weile rn Selbstgesprächen durch ihre Stube zu wandeln nnd auch noch einige Zeit wach im Bett zu liegen. Dann löschte sie das Licht, faltete die Hände und schltef mit ihrem Gotte ein. Seit vielen, vielen Jahren. Die große Stube mit den drei Fenstern und die lange, schmale, cinfenstrige Kammer wa- rcn der alr.cn Exzellenz von Jagemann ureigenes Reich. Hier hätte noch kein neuer Geschmack Einzug gehcfttcn. Duftige Schleiervorhänge mit braunsamtencn Schleifen hüllten zierlich die weißen Fenster ein. Rings von den Wänden grüßte Bild neben Bild. Und in weicher Mase rung glänzte der birkene Stuhl und Tisch, ge schweifte Lehnen, mollige Polster luden züm Träumen ein. In dein schlanken Kronleuchter prangten vier Kerzen, und die alte Exzellenz hielt darauf, datz sie immer hell und froh flamm-- ten. Oft mußte Reinhardt aus den Trittstuhl steigen und mit der Lichtscherc hantieren. In diesem Reiche gab die alte Freifrau von Jagemann jeden Abend und jeden Morgen ihren Erinnerungen Audienz. Sie konnte lange Zeil vor einem der alten dunklen Porträte stehen und Zwiegespräche mit den vertrauten Gesichtern halten. Darum nanuten sic auch in der Residenz daS Reich der alten Frau die Ahnengaleric und sic selber die Groß-Siegelbewahrcrin. Bei den meisten freilich hieß sie einfach und ehrenvoll die ,^Oma". (Fortsetzung in der Murgenausgabe.) -
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