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Kanonen. Der sozialistische Führer behandelte da« Thema. daß die Anwesenheit der indischen uxd senegalesischen Soldaten in der Armee der Verbündeten beweis:, daß jetzt di« ganze Menschheit für di« Freiheit und die Zivilisation gegen die Deutschen kämpfe. (!) Dazu bemukt der „Vorwärts" ebenso zutref fend wie an«rk:nn«nswcrt: „Ausger:chnet die Inder und Senegalesen kämpfen für die Zivilisation! Der Krieg hat doch in den Köpfen mancher Zeitgenossen arge Verwirrungen angerichtet." Vas eiserne Kreuz für einen Serliner Sozial-emokraten. D Berlin. 22. November. Der Berliner Rechts- nmoalt Dr. Kurt Rosenfeld, der soeben das Eisern« Kreuz :rhalt«n hat, gehörte bisher zum äuß:rsten linken Flügel der Sozialdemokra ten. Dr. Kurt Rosenfeld liegt zurzeit in einem hiesigen Lazarett. Eiserne Kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner vcr. lleyen: der P'stescldwcbcl in« Insailterie.Rcgi ment 179 Knrt Voigt, der Cini.Uiiterofil- zier im Infanterie-Regimem 179 I uliusDö t- schal, beide ans Wurzen, der (Kepcite inl Land» wehr-Zniantcrie-Regiment 106 Lo n > s Otto Frett aus Grinima, der Unteroffizier li^ Re- lerve-Zilfanterie-Reginient 22 Kaufmann Otto «Törn er aus Lredjen, der Soldat im Landwehr. :>nfanterle.Regimeni 12.» Kaufmann Kurt Rinkofeil aus Trebien, de« Hauptmann der Reserve ,m (-renacuenRegzutenl 101 N, Räß- ner, der Rssistenzarz, ini Feidarltlierie.Regl- ment 78 Dr. C wald Hessel ans Möclwih, der Aizeseldwebel der Reserve im Znmnterie--Regi- ment 182 K. Lanzendors, Lehrer in Leip, zig, der Oberleutnant und Kommandant einer Fuhrvar k.Kolvnnc Bankier Felix Reubc r ans Üengefeld, der Leutnant im Infanleric.Regt-» ment 107 Kurt Hans Schönhcrr, ein Enkel des Fabrikbesitzers Louis Lcliönherr in Chemnitz, der Reserbeleutnant iin 6. banr. Land. wehr.Fnfanterie-Negiinent Nealgl)m«ia,.aliehrcr Dr. Alberti, in Zwickau, oer Oisizierstell. Vertreter im Jnsanterie.Ncglincnt 10-1 Postassi- stent Johannes le Petit aus Chemnitz, der Bizeseldwebel im Landwehr-Insantcric.Regimcnt Nr. 104 Max P a r t h n m aus Limvach, der Unlerofiizier im Reserve-Znfanterle.Reginlent 133 Lehrer Ernst Ostar Thier selb er aus Elterlein, der Unteroffizier der Landwehr im Grenadier-Regiment 100 Ernst Schön Herr aus Lngau, der Kriegsfreiwillige im Reseroe- Znfanteric.Regiment 214 Max Eger, Sohn des Bäckermeisters Theodor Cger-Chcmnitz unter gleichzeitiger Beförderung zum Gefreiten-, der Landwehrunterofsizier P aul Leonhardt, Sohn des Maurers ilnd Hausbesitzers Hermann Leonhardt in Cuucrsdovs, der ^anitätsuntcr. oifizier beim 2. Referve-Pionier-Bataillon 12 tzllfred Richter aus Stollberg, der Soldat Hans Fischen dors, Sohn des Strahen. ivärters Fischendors iu Lengefeld, der Kanonier der Reserve im Feldartillerie-Regiinent 78 Paul Wühler aus Lichtenstein, der Offizier- stellvcrtreter ini Jnfanteric-Regiment 105 Erich Nehls, Kassierer der Rcichsbanknebenstclle in Werdau, der Soldat Ernst Seifert, Bursche beim BataillonSstab V1.-12. des Mörser-Regi- ments 12, aus Werdau, der Unteroffizier der Reserve im Infanterie.Reglment 102 Oskar Wiesel aus Meerane, der Hornist im In. fantcrie-Regiinent 179 Willy Äelle (er erhielt erst vor kurzem die Fciedrich-August-Medaille in Silber) «tnd der Bizc,eldwebel im Jrlsanterie-Rc-° giment 133 Karl Ltelzner stunter gleich« zeitiger Beförderung zum Feldwebel-Leutnant), Sohn des Appretnrincisters O. Stelzncr, aus Crimmitschau, der Schütze in der Maschinen. gewehr-Abteilnng 8 Albert Ernst, Sohn dcS Magazinarbeilers Julins Ernst in Borna, der Oberstleutnant «>t einem Landwehr-Insautcric- Regiment auf dem östlichen Kriegsschauplätze Hans Schnr ig, früherer Leiter des „Vogtl. Anzeigers", dessen Sohn vor einiger Zeit das Eiserne Kreuz erhielt, während sein Vater 1870/71 dieselbe Auszeichnung erwarb, der Arzt einer Sanitätskolonnc Dr. Franz Hayn, der Ossi, uerstellvertrcter Rudolf Müller «'unter gleichzeitiger Beförderung zum Leutnant-, der Unteroffizier der Reserve Schutzmann Kretzfch- mar, der Reservist Gustav Arno Le ißner unter gleichzeitiger Beförderung zum Gefreiten^, der Kriegsfreiwillige Karl Ernst Sprtzner, Sohii des Stictmasclünenbesitzers Robert Spitz, ner, sämtlich aus Plauen. Zürs vaterlan- gefallen. Wie aus den Familiennachrichten der vorliegen den Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, widmet die Freie farbcntragende Verbindung „Hrrcynia" ihrem auf dem Felde der Ehre gefallenen inaktiven Burschen Unteroffizier der Reserve im Rcserve-In- ianterie-Regimcnt 241 Cand. matb Paul Haupt mann einen Nachruf. Ferner fielen auf dem Felde der Ehrc^ der Unter offizier im Reserve-Infanterieregiment 215 Klempner meister Karl Rodert Schlade, Schhn des Klvmpnermeisters Friedrich Schlabe, der köizefeld- webel im Infanterieregiment 179 Fritz tcheer, Inhaber des Eisernen Kreuzes, der Gefreite der Land, wehr im Reserve-Infanterieregiment 245 Max Alfred Kurt Kügler, der Einj.-Kriegsfrei- willige im Reserve-Infanterieregiment 78 Willy Lohmann, der Einj. Kriegsfreiwillige im Reserve- Infanterieregiment 24.'» Alfred Keyfer, Sohn des Ober-Postassisrcntcn Alfred Keyfer, der stvehr- mann im Landwehr Infanterieregiment 107 Otto Müller, der Unteroffizier der Landwehr im In- ianterieregimolt 105 Oberpostschaffner Martin Winkler, der Soldat iin Infanterieregiment 179 Arthur Körbel, der Kriegsfreiwillige im In fanterieregiment 245 R ob e r t F r i e s e, der Kriegs freiwillige Lehrer Karl Zcnnig, Sohn des Br- kleidungsaints-Rcndanten Zcnnig, sämtlich aus Leip zig, der Leutnant der Reserve im Ulancuregimcnt 18 Ernst Werner Haberland aus Probstdeuben tr«l Leipzig, der Gefreite der Landwehr im Referve- Infanteriereaiment 107 Lehrer Bernhard Loch mann aus Nerchau, der Unteroffizier im Landwehr- Infanterieregiment l33 Bruno Ihrem ig aus Grimma, dec Unteroffizier der Reserve im Infanterie regiment 133 Assessor Dr. Eduard Dähn«, erster Stadtrat in Glauchau, der Unteroffizirr im I, Regternn-sbäftmeifvr ec tzciegssciiguplstr In Oslirlen ünäkÄen. Ueberall in Polen sind große Kämpfe im Gange, deren Endergebnis noch auslteht. Die gegen Weslpreußen vorpegangenen russischen Truppen,nassen wurden gezwungen, ihren über Mlawa und Lipno annetreienen Rückzug noch weiter rückwärts auszudehnen. Südlich Plozk griffen unsere Truppen starke russische K röste an. In diesen Kämpfen ebenso wie in denen um Lodz und östlich Czenstochau ist noch keine Entscheidung Auch in Galizien finden hartnäckige Kämpfe statt Der versuchte erneuerte Angriff der Ruhen gegen Przemysl wurde unter schweren Verluuen für d«c Russen ohgewiesen. Johannes Gallus, der Unteroffizier im In fanterieregiment 178 Lehrer Otto Brock Hage aus Dresden. Ehre ihrem Andenken! Berichtigung. In dem Artikel „die Höchstpreise vom Standpunkte des Konsumenten aus betrachtet" in der Sonntag ausgabe unieres Blattes «nutz es in der ersten Spalte auf der 3. Seite sinngemäß heißen: Roggen: 4,6 . 23,6 --- 108,56 ./X p Hektar Weizen: 5,4 .6.28,6 -- 154,44 .6 p Hektar Gerste: .5,7 .6.25,5 --- 145,35 .6 p. Hektar. weitere Meldungen. Die holländische Regierung hat die Aus- fuhr von schwefelsaurein Ammoniak ver bot: n. Dem früher«,« deutschen Gesandte«« in Bukarest, Freiherr,« von Waldthausen, ist bei seinem Sw.üden aus dem Staatsdienst, wie der „Rcichsanzcigcr" «neidet, der Kronenordcn 1. Klasse verliehen worden. Die „Times" meldet aus Washington von, 20. November: Die kolumbischc Gesandtschaft erklär«, daß dec britische und der französische Gesandte in Bogota mit den von der Regierung zur Siche rung der Neutralität des kolumbischcn funrent-r le graphischen Systems unter nommenen Schritten einverstanden seien. Das Reuter-Büro meldet: Di« Türke« hat frei willig eine Erklärung über den Vorfall in Smyrna abgegeben. Die Amtskreise in Washington halten diese Erklärung für befriedigend. * Die kanadische Regierung beschloß, 50 000 M ann ständig unter den Fahnen zu halten, um über stärk-re Reserven zu verfügen. Mit -er .Karlsruhe" auf -em Kaperzug. Von Hermann Rothe. unsere,« nach Holland entsandten Sonderbericht erstatter. Amsterdam, 17. November 1914. (2.) Eine» fesselnden Bericht von seinen Erleb nissen, der trotz des ernsten Hintergrundes nicht ohne Spaß ist, gibt der soeben hier eingetrosfene Kapitän des niederländischen Schiffes „Maria" D. Jonker. Die „Maria" war ein Scyraubcndampfer von 6200 Tons und befand sich mit einer für England be stimmten Ladung Getreide auf der Fahrt von Süd amerika nach Belfast. D. Jonker war erst Erster Steuermann aus der „Maria" gewesen. Der Kapi tän war aber unterwegs — ohne daß es jemand ge merkt hatte — über Bord gefallen, und so trat der Erzähler an Stelle des Kapitäns. Am 1. September hatte das Schiff den Hafen von Punta Arenas verlassen, fuhr an der Küste von Südamerika entlang bis Pernambuco und wurde ain 18. September des Nachts von dem englischen Kveu zer „Tanopus" angehalten. Da der englische Kapitän sah, daß das Schiff eine Ladung für Eng land an Bord hatte, ließ er es weitersahren, riet aber dem Kapitän der Maria", ja sehr aus der Hur vor den deutschen Schiffen zu iein. Kaum hatte der Schranbcndampser jedoch das Eiland Fernando No ronha passiert, als auch schon am Morgen des 21.S«p rembcr — zum größten Schreck des Kapitäns — ein deutscher Kreuzer austauchte und der „Maria" das Zeichen zum «toppen gab. Bald kam auch eine be waffnete Schaluppe aus das Schiff zu. Einige Offi ziere stiegen an Bord, sahen die Papiere durch, und als sie feststetkle», daß eine Labung Weizen für Eng land an Bord war, gaben sie Mr. Jonker zu ver stehen. daß er mir der Besatzung sofort das Schiff zu verlassen hätte, da cs in die Luft gesprengt würde. Jeder durfte fein Eigentum mitnehmcn, jedoch nichts, was zum Schiffe gehörte. Der Kreuzer, der dieses Schiff angehalten h«>tte, war drc „Karlsruhe" von der ein Teil der Deiatzunq Maßregeln zur Sprengung der „Maria" «ros. Es wurden einige Bodcnbretter losgemacht, hinten und vorn Dynamit patronen gelegt und nach kurzer Zeit verschwand der Dampfer in der Flut des Meeres. Die Besatzung der ..Maria" wurde nun nach dem norddeutschen Schiss „Er« selb" gebracht. Die „Ceeseld" gehörte zu «inen« d«r Schiffe, die der „Karlsruhe" folgten und dazu dienten, die Bciatzun gen der erbeuteten Schiffe aufzunehm«n. Diese Schiffe waren alio Wohnschifsc. Als Mr. Jonker mit seiner Besatzung an Bord der „Crefeld" kam, wurden sie von etwa 120 englischen Matrosen empfangen, die die Besatzung von vier, non der „Karlsruhe" erbeuteten englischen Schissen gebildet hatten. Alle wurden an Bord ausgesucht böslich behandelt. Mit noch drei anderen Kapitänen erhielt Mr. Jonker «ine Kabine erster Klasse. Di« Engländer mußten alle ver sprechen, keine Waffen gegen Deutsche und Oester reicher zu führen. Von den Niederländern wurde natürlich dieses Versprechen nicht verlangt. In zwischen war ein cngllsihes Schiff ain Horizont er schienen, auf das die „Karlsruhe" sofort Jagd machte. 32 Tage ist dann Kapitän Jonker an Bord der „Lrcscld" gewesen und Hut an den Kaperfahrtcn der „Karlsruhe" als Zuschauer teilgcnoinmen. Stets war gutes Wetter, und immer bliel»en die Schiffe guf eiir dis zwar Grad südlicher Breite. Nicht weniger als dreizehn Schiffe hat er von der „Karlsruhe" ver nichten sehen. Manchmal dauerte es ziemlich lange, ehe ein Schiff versank, und oft nahm cs di« sonder barsten Stellungen dabei ein, Die „Karlsruhe" versorgte sich mit dein Proviant der Schlachtvpfer, besonders Mit kondensierter Milch, Whisky usw. Die „Indrani" wurde nicht zum Sinken gebracht, da sie eine Ladung bester englischer Kohlen an Bord hatte. Allmählich wurde es sehr voll ans der ..Crefeld" und den anderen „Wohnfchiffen". Selbst zwei Damen, die Frau und Schwiegermutter des Kapitäns der „Lynrewan" kamen an Bord. Alle hatten die sonderbarste Kleidung an. Da alles so bald als möglich das erbeutete Schiff verlassen mußte, trua manch«r einen Wintermantel mit Strohhut oder weißen Helmhnt usw. Bei der Erbeutung der „Cer vantes" spielte sich auch ein tragikomischer Vorfall ab. Ein betrunkener Matrsfe wollte zu gern noch eine Flasche Whiskn vom Schiff holen. Ohne weiteres iprang er ins Meer und schwamm nach der „Cervan tes". Obwohl es dort von Haifischen wimmelte, wurde er dennoch vom deutschen Schiff lebendig aus der Flut gefischt. Er hatte aber einen so starken Rausch, daß er trotzdem nicht nüchtern geworden war. Wiederholt hieß es. daß die unfreiwilligen Mit reisenden an Land gesetzt werden sollten und wenn die Musik an Bord spielte, sagten die Matrosen, cs werde zum Abschiednehmen gespielt. Dennoch kam der 22. Oktober Heron, ehe die „Crefeld" in den spa nischen Hasen Santa Cruz auf den Kanarischen In seln einlief. Es waren 439 Personen an Bord. „Ich freue mich", so schloß Kapitän Jonker seine Erzählung, „nach so viel Monaten abenteuerlicher Fahrten gesund und munter in Amsterdam wieder angekommen zu sein." Ium Zusammentritt -es Lan-tags. Dem Landtage, der am 24 November zu einer kurzen Tagung zusammentritt, sind, wie schon kurz gemeldet, drei K önigliche Dekrete zugegangen. Das Dekret Nr. 1 betrifft den Entwurf eines Gesetzes über die Aufnahme einer Staatsanleihe. Das Finanzministerium wird ermächtigt, die Bar bestände der Finanzhauptkasse um 200 Mill. M ark durch Aufnahme einer oder mehrerer ver zinslicher Anleihen in dem zur Beschaffung dieser Summe erforderlichen Nennbeträge zu verstärken. In der Begründung des Entwurfes heißt es: Ter den« Deutschen Reiche ausgedrungene Krieg äußert sich in seinen Wirkungen auch rm Staats haushalte des Königreichs Sachsen. Die im Etat für die Finanzperiode 1914,15 veranschlagten Staatseinnah ni en erleiden erhebliche A usfälle. Dies gilt vor allein von den Ein nahmen aus dem Betriebe der Staatseifenbahnen sowie aus den direkten und indirekten Lanves- jieuern. Aber auch andere Staatseinkünfte, nament lich die Erträge der Hüttenwerke, der Porzellan manufaktur, der Landeslotterie, der allgemeinen Kasscnverwaltung, der Lotterie - Darlehnskasse iowlc die Einnahmen aus Gerichts- und Vcrwaltungsgebühren werden von mehr oder weniger hohen Ausfällen betroffen. Den Mindereinnahmen gegenüber ist «in wesentlicher Rückgang der im Etat vorgesehenen Ausgad en nicht zu erwarten. Insbesondere hat sich die Not wendigkeit ergeben, die finanziell besonders ins Ge wicht fallende Bautätigkeit des Staates auf allen Gebieten der Verwaltung, soweit möglich, nicht nur ausrechtzucrhalten, sondern sogar zu beschleu nigen und zu erweitern, um Aufträge für In dustrie, Gewerbe und Handwerk zu schaffen und Arbeitslosen unmittelbar oder mittelbar Beschäfti gung zu gewähren. Es ist daher zu erwarten, datz Vas Rcchnungsiahr 1914 und wahrscheinlich auch dar Rechnungsjahr 1915 mit FehlbatrSgen avschließen werden. Der Umfang der Fehlsummen kann erst beim Abschlüsse der Rechnungen festaestellt werden und läßt sich zur zeit noch nicht übersehen. Schon jetzt aber bedarf es der Bereitstellung von Mitteln, um die Ein nahmeausfälle des Staates auszugleichen und die Zentralkaffe des Staates — die Finanzhauptkasse — instand zu setzen, die im Etat bewilligten Ausgaben auch fernerhin zu leisten. Da bei ist zu beachten, daß auch dann, wenn dem Reiche der Frieden erhalten geblieben wäre, während der laufenden Finanzperiode etwa 50 Millionen Mark zur Bestreitung von Ausgaben des außerordentlichen Etats hätten flüssig gemacht werden müssen. Bei der Bemessung des Betrags, um den die Be triebsmittel der Finanzhauptkasse zu verstärken jein werden, sind aber weiter auch solche Ausgaben zu berücksichtigen, die durch den Krieg neu ver anlaßt sind oder noch veranlaßt werden. Die Aus gaben laßen sich zurzeit nicht erschöpfend aufzählen und zu einem großen Teil nicht genau beziffern Das Maß des Bedürfnisses kann sich ändern und neue Bedürfnisse können hervortreten. Bei zahlreichen Aufwendungen handelt es sich nicht um endgültige Verausgabungen, sondern um rückzahlbare Vorschüsse und Darlehen, insbesondere nm solche an Gemeinden und höhere Kommunalverbände. Es ist deshalb noch nicht möglich, den Ständen über die bereits bewirkten und die künftigen Kriegs ausgaben einen Nachtragsetat vorzulegen. Die in Frage kommenden Mehrausgaben werden vielmehr vorläufig teilsaußeretatmäßig zu verrechnen teils als lleberschrcitungcn etatmäßiger Ausgaben zu verschreiben, teils als Akivvor- schüsfe aus dem Staatsvermögen zu behandeln fein Das Dekret Nr. 2 betrifft eine auf Grund der Verfassnngsurkunde erlassene Ver ordnung zur Erhaltung von Anwart schaften aus der kn a p ps ch a «t l i ch c n Krankenversicherung und zur Sicherung der Leistungsfähigkeit der Knapp'chaftskrankenkassen. Das Dekret Nr. 3 betrifft einen Gesetzentwurf über die Wählerlisten für die Wahlen zur zweiten Kammer. Darnach bedarf es bei Eriatzwahlen für die Zweite Kammer, die vor Ablauf der gegen wärtigen Wahlperioden notwendig werden, einer neuen Ausstellung und Auslegung der Wähler listen nicht keine Sereicherungl Es wird uns geschrieben: Unter den Fragen, die den soeben für ein« Sitzung zusanrmcntretenden sächsischen Land tag beschäftigen müssen, ill die der Höchstpreise oder, allgemeiner gesagt, die des wirtschaftlichen Schutzes gegen unberechtigte Preistreibereien :ine der wich tigsten. Die grundlegende Überlegung, die Binsenwahrheit auf der alle weiteren Maßnahmen beruhen müssen, ist die, daß der Krieg von jedem Bürger Opfer fordert. Fordern kann und fordern muß. Es ist schlechterdings widersinnig, daß in Kriegszeiten sich jemand — rechtlich oder widerrechtlich — bereichert. Es widerstrebt jedem Gerechtigkeitsgefühl daß der eine Teil der Bevölkerung Opfer des Blutes und Opfer des Gutes bringt, während ein anderer nicht iiur behaglich weiterlebt, sondern sogar un. gewöhnlichen Nutzen aus der allgemeinen Notlag:' zieht. Nur eine ganz unangebrachte Zimperlichkeit kann hier schweigen oder beschönigen. Es ist eine ge meinsame politische Pflicht der Regierung und aller Parteien, gegen Eigensucht schonungslos vorzugehen Der der sächsischen Regierung nahestehende Wölfi sche Landesdicnst hatte kürzlich einen herzhaften An ruf an die Landwirte gerichtet, in dem der Satz steht, „man würde an der vaterländischen G.'sinnuna mancher Landwirte einigermaßen irre werden", wenn man von gewissen einzelnen Fällen unberechtig ten Eigennutzes höre. Das klingt nicht angenehm: aber daß darin k.nne Verunglimpfung der Landwirte im allgemeinen liegt, ist doch völlig klar. Zweifellos wäre es freilich richtiger gewesen, die tatsächlich fen gestellten Einzelfälle mit Anführung der Namen be- kanntzuaeben, wi: man es mit dem Fuhrwerksbesitzc- in Freiberg getan hat, der sich weigerte, einen ver wundeten Offizier ins Lazarett zu fahren. Das meinen wir, wäre wohl auch dem sächsischen Landes- kulturrate reckt gewesen: denn dann wäre auch er in der Sage, die fraglichen Leute von sich gebührend ab- zuschütt:ln. An den Pranger gehören solche Menschen und man soll sie einzeln treffen. Sei es, wer es sei! Wer sich jetzt zu unrecht be reichert, darf und soll dieses Erwerbes nicht froh werden. „Das Land", das Organ Prof. Sohnr.'ys sieht die Ursache der Verteuerung der Lebensmittel in dem Zwischenhandel und in der Spekulation Nun gut, so möge der Staat mit seinen Machtmitteln hier eingreifen. Ebenso wichtig wie die Ernährung ist die Ver sorgung mit Kleidung. Luder sind wir ja hierin vom Auslande abhängig, und die Preise für Rohstoffe lassen sich nicht so bestimmt einschränken wie die der Lebensmittel. Viel Unzufriedenheit aber besteht in den beteiligten Kreisen darüber, wie d'.o Preis« für die Wolle in die Höhe geschnellt sind. Die Verhältnisse liegen hier ja natürlich v:rwickelter als bei den Landeserzeugnissen: immerhin wird eine ge naue Nachprüfung durch Sachverständige im öffent lichen Interesse gefordert werden müssen. Und das soll mit jeder zulässigen Rücksichtslosigkeit geschehen. Vor allem wird darauf geachtet werden müssen, ob die guten Preise, die die Heeresv.rwaltung bezahlt, vor allem für die Erhaltung guter Arbeitslöhne, wo zu sie doch zuerst bestimmt sind, od:r für den Ver dienst der Wollhändler verwendet worden sind und veruendet werden. Di« Gründung einer ehrenamt lichen Wollzentralc weist ja darauf hin, daß ein Ein- gr.'ifcn nötig war. Die Oeffentlichkeit wird dieser dankbar sein, wenn sic es ermöglichte, unserem Volke, vor allem unserem Heere, die nötige Kleidung zu sichern, ohne daß unrechter Verdienst irgendwo Heben bleibt, ll.'ber die Wirksamkeit wird man ja wohl gelegentlich ausführlich hören. Ebenso wichtig ist die Gestaltung des Leder in arlt cs. Bei der Eroberung Antwerpens sind größere Massen von Häuten in unsere Händ: ge fallen. Sic sind den rechtmäßigen Besitzern nicht ge nommen worden: diese sollen den angemessenen Preis dafür erhalten. Man darf wohl annehmcn, daß auch hier das allgemstne Interesse dadurch ge wahrt worden ist, daß man diese Häute ohne wei teren Preisausschlag in di« Heereswerkstätten ge bracht oder dem Kleinbetrieb zugängig gemacht hat. Od:r wären sie Gegenstand der Spekulation ge- worden'? hnwiß ist der Eingriff der Staats oder Militär gewalt in wirtschaftliche Dinge für manchen un bequem. Aber der Krieg zerbricht das, was sonst gilt. Und die Furcht vor de« Schemen de» Staat-