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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.11.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141130013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914113001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914113001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-30
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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Seile 2. Nr. v07. Morsen-tiusgsdr. Ulums-, 30. Nooemver ldl4. Leipziger Logedtatt. imFalle ei ner Invasiv« au», es sei mich« wünschenswert, diese Angelegenheit vor zeitig in di« Oeffentlichkeit zu bringen Es be stehe jederzeit da» Prinzip, das; die Militärbehörden im gegebenen Falle die Lachen in die Hand nrhmen würden, Gemäß der Haager Konvention würden die Irregulären von Offizieren befehligt werden, die von den Militärbehörden ernannt worden sind. Dir Mitkämpfer würden mit einem deutlich sicht, baren Zeichen versehen werde». Eine flufsämeiöerei Mtcheners. London, 29. November. Lord Kitchener sagte auf eine Anfrage im Oberhaus.', wöchentlich meldeten sich annähernd 30000 (?!) Rekruten, abgesehen von den Regimeiltern, die aus besonderen Bezirken gebildet werden. Er wolle nicht sagen, das; die Zister ausreichend wäre, sondern glaubt, bah die Zeit kommen werbe, wo niel mehr gebraucht würden. Die vermißte Sympatkiekunöflebung. London, 'W. November. In der iliilcrhau? sihung am 27. November sagte Lord tLharleö Beresford über die Soosclstacln an der chi lenischen Kuno: „Tie Marine hat es unangenehm empfunden, daj; das Parlament dem Admiral Craddo ck kein TM m p a i i> i e v o t n m ge widmet Hai. Tie Unterlassung irar vielleicht nn> beabsichtigt. c>radd0tk Ivar einer oee brillantesten englischen Teelenle, innslte jedvili mit untaug lichen Schiffen und mit Reservemannschaften gegen einen überlegenen Focub lämpsen." Es ist eitva-' viel verlangt, einem Admiral für zwei verlorene und einen 'ctnvm' beschädigten 'panzertrenrer eine Tnmvatl.ietnndgebnng zu bereiten. Anfragen unö Antworten im englischen Unterhaus. London, 29. November. Im Unterhaus sagte in der Sitzung vom 26. November in Beantwortung einer Anfrage Marineminister Churchill: Den F l i c g c r o sf i z i e r c u, die die Zeppe lin werke in Friedrichshafen angezriff.'ii haben, sei Instruktion gegeben worden, neutrales Gebiet zu vermeide». Ter auf ihrer Karte vorgeoeichnctc Kurs würde sie nicht über die Schwerz geführt haben. Alenn Luftfahrzeuge in grosser Höhe fliegen, fo sei es auch für eine» erfahrenen Beobachter fast unmöglich, auch nur annähernd den Kurs zu be stimmen, wenn er nicht direkt unter dem Flugzeug stehe. In Seit Pariser Konferenzen von 1910 fei über das Passieren eines neutralen Staates durch Flug zeuge von Kriegführenden kein llebcremkommen er reicht worden. In seiner Antwort auf eine andere Anfrage sagte Sir Edward Grey: Naturalisierten briti schen Untertanen feindlicher Stämme werden Pässe nur dann gewährt, n>cnir iie urkundlich nachtveilen könnten, das; sie die feindliche Staatszugehöriqkcit verloren hätten. Vertagung Ses englischen Parlaments. London, 29 November. Tas Oberhaus hat sich am 27. d. M. bis zum 6. Januar 191.1 ver tagt. London, 29. November. Das Unterhaus vertagte sich bis zum 2. Februar 1915. Bei der Beantragung der Lvertagung sagte Mac Kenna, das Haus könne, wenn sich die Notwendigkeit ergibt, jederzeit innerhalb sechs Togen zu einer besonderen Sitzung eiuberufeu rverden. Der Untergang von Englan-s Prestige. London, 29. Nov. Der Korrespondent der „Times ' in Washington meldet vom 27. November: Nach Berichten aus Amerika ist der Seehandel namentlich an der Westküste durch die Tätigkeit der deutschen Kreuzer auszerordentlich behindert. Die britische Schiffahrt soll nahezu vernichtet sein. Es wäre zwecklos, die Tatsache zu verkennen, das; unsere Unfähigkeit, die See in diesen Teilen von den deutschen Bcrjolgern der Handcls- chiffe zu säubern, eine u ngiinstige Wirk u n g aus unser Prestige zu haben beginnt." Dieses Eingeständnis Pakt allerdings schlecht zu den aufgeblasenen Nedeusartcn des Herrn Churchill. Aum Thema: Gefangenlager. London, 29. November. Das Reuterbüro be richtet: Zwri Beamte des amerikanischen Staatsdepartements, die die Zuständr der Ge fangenlager in England, Deutschland und Oesterreich untersuchen sollen, besuchten das Lager in Newbury wegen der Anschuldigungen bru taler Behandlung, die die Deutsch:» zu erleiden hätten Die Untersuchung ergab keine spur einer schlechten Behandlung, vielmehr stand der Kommandant des Lagers auf bestem Fuß mir den ltzefang.meu. Vie Eröffnung -es rumänistben Parlaments. Bukarest, 29. November. („Agence Roumaine".) Die ordentliche Parlamentssession wurde heute mittag vom König mit einer Thronrede eröffnet Nack einer eingehenden Würdigung der Verdienste des verstorbenen Königs Carol, dessen Verlust im Hinblick auf den Ernst der inter nationalen Lage um so schmerzlicher empfunden wor den sei, sprach der König die Ucborzeugung aus, das; die Abgeordneten, durchdrungen von der Bedeutung der gegenwärtigen Lage, der N e g i e r n n g volle U n t e r st ü tz n n g bei der Erledigung der Gesetz entwürfe leihen würden die von den Umständen ge fordert seien oder den Bedürfnissen der Armee Rechnung tragen sollen. Die Thronrede wurde mit langanbaltendem Beifall ausgenommen. Folgen -es Krieges cegen Aegypten! Der „Dtfch. Tagesztg" wird indirekt ans London gemeldet: Das Erscheinen der Türken am Suez kanal hat bereits seine ersten Wirkungen gezeitigt. Zehn englische Transportschiffe, die, mit indischen Truppen beseht, in Beglei tung einer Anzahl Kreuzer nach Europa fuhren, haben aus drahtlosem Wege während ihrer Fahrt durch das Arabische Meer B:fehl erhalten, nach Bombay z n r ii ck z u k e h r c n. blutige Kämpfe auf Zypern. Konstantinopel, 29. November. Dem „Tanin" wird gemeldet, das; die Engländer, die auf Zypern bald die Mohammedaner, bald die Griechen zu be günstigen pflegten, nunmehr die Griechen gegen die Mohammedaner aufhctzen. An meh reren Orten sei es bereits zu blutigen Kämp fen zwischen Griechen und Mohammedanern ge kommen. Tie Engländer verbreiteten indessen die Nachricht, das; auf der Insel ein Ausstand aus gebrochen sei. Die Marokkaner greifen Fez an. (r.) Nom, 29. November. (Eig. Drahtmeld.) Der Madrider „Imparzial" meldet: Die Stadt Fez ist von den aufständischen Marokkanern ange griffen worden. Ein Deutscher in Marokko kriegsrechtlich erschossen? Das „Verl. Tgbl." meldet: Dt« in Berlin lebende Gattin eines der in Marokko kriegsgefangenen deutschen Kaufleute hat aus Casablanca vom 6. November einen Brief erhalten, demzufolge das Schicksal der von Casablanca weggeschafften deutschen Kolonie sehr traurig ist. Vierzehn Deutsche seien von Sebdu im Bezirk Oran, wohin sie Anfang August verschleppt wurden, am 27. September plötzlich nach Casablanca geholt worden um wegen Spionage und Aufwiegelung der Bevölkerung vor ein Kriegsgericht ge stellt zu werden. Der deutsche Postmeister von Casablanca, P o st a i s i st e n t Seqffert, ist am 5. November bereits erschossen worden. Der Kaufmann M. Witt wurde zu zwei Jahren Ge fängnis verurteilr. Der pariser Justizmord und das Auswärtige Amt. Aus Chemnitz wird uns gemeldet: Auf die Protestkundgebung der „Medizinischen Gesellschaft zu Chemnitz" zur Verurteilung der deut schen Aerztc in Frankreich ist vom Auswärti gen Amt in Berlin folgend: Antwort ein gegangen: ^Wegen Aufhebung des gegen deutsche Aerzte und ander: Canitätspersonen in Pari» ergangenen kriegsgerichtlichen Urteils hat Auswärtiges Amt alsbald nach Eintreffen der die Angelegenheit llarstellendcn eidlichen Aussagen Ober stabsarztes Dr. Pust erforderliche Schritt« durch Vermittlung amerikanischer Vertretungen in Bnlin und Paris veranlaßt- Es ist anzu- i, :hmen, das; französische Regierung, sobald sie von Irrtum Kenntnis *rhält, auf dem Urteil französischen Kriegsgerichts beruht, unver züglich vom Amts wegen ei «schreiten wird. Auswärtiges Amt. Japans «eitere Teilnahme am Kriege. Aus Tokio wird dem „Temps" von gestern 1elegraphi:rt: Der japanische Premierminister Graf Okuma erklärte, das; Japans Teilnahme am Kriege mit der Eroberung von Kiantichou nicht abgeschlossen sei. Deutschland müsse damit rechnen, das; es während des Krieges weiter dem japanischen Heere und der Flotte begegnen werde. hul-igung für Hindenburg in Hannover. Hannover, 29. November. Aus Anlaß der Er nennung Hindenburgs zum Generalfeld marschall wurde heute hier auf 'Anregung des Turntlubs ein Huldigungszug veranstaltet, an dem viele Tausende Personen teilnahmen. Der Fest zug bewegte sich mit Musik und Gcsarw nach der Villa Hindenburgs, wo Hauptschriftleiter Hugo der Ge mahlin des GeneralfelSmarschalls die herzlich« st en Glückwünsche auriprach. Die begeistert auf genommene Ansprache schloß mit einem Hoch auf den Genera lseldmarscholl und dessen Gemahlin, die in kurzen, herzlichen Worten für die Ehrung dankte. Mit dem Gesang von „Deinschland, Deutschland über alles" schlok die imposante Kundgebung. An General- seldmarjchall Hindenburg wurde folgendes Telegramm gesandt: „Hannovers dankbare Bevölkerung hat heute in endloser Schar jubelnd Ihrer hochverehrten Ge mahlin die herzlichsten Glückwünsche und die liebe vollste Verehrung zum Ausdruck gebracht. M i t unerschütterlichem Vertrauen auf Eurer Exzellenz weitere glänzende Führung der tapferen Ostarmce sprechen die hannoverschen Mit bürger und Mitbürgerinnen die Herzlichsten Glückwünsche zum Generalfeldmar schall ans " Die Ze!-post. Berlin, 29. November. Zu einer Eingab e des Kriegsausschusses für das Deutsche Papicrfach vom 30. Oktober hat sich, wie wir hören, die Reichs postverwaltung mit der Heeresverwaltung wie folgt erklärt: Die Neichspostverwaltung hat in Ueberein- kommen mit der Heeresverwaltung nicht an erkannt, daeine andere Organisation der Feldpost erforderlich ist. Ins» besondere halten beide Verwaltungen es nicht für an gebracht, Feldpostanstaltcn bei kleineren Truppen abteilungen als den Divisionen cinzurichten. Der Fuhrpark der Feldpost, namentlich der Bestand an Kraftfahrzrugen. ist den Postbedürfnissen ent sprechend verstärkt. Zurzeit sind, abgesehen von den bei eintretendcin Bedarf von Militärseite hilfs- wctsc hergcgebenen Fahrzeugen, etwa 550 Post- kraftwagci, den Feldpostdienststcllen über wiesen. Feldpostbriefe von mehr als 250 Gramm bis500 Gramm werden voraussichtlich alle Monate einmal für die Dauer einer Woche zu gelassen werden. Eine häufigere Zulassung ist nicht angebracht. Die Beförderung von Paketen bis 5 Kilogramm ist vor der Zeit durch die durch Er satztruppenteile und der Etappcnbchörden zulässigen Vermittelung kraft der mit der Heeresverwaltung ge troffenen Vereinbarungen einmal monatlich für acht Tag: zugelassen worden. Die Bestimmungen über die Beschaffenheit der Pakete werden durch die Heeresverwaltung nach den Erfahrungen der ersten beiden Paketwochen geregelt werden. Eiserne kreuze. Mit dem Eisernen kreuz wurden ferner ausge zeichnet: der Oberleutnant und KompaniZührcr im Neserve-Infanteric-Rcglincnt 211 R u d. Döring (er sieht im Dresdner Carolahaus seiner Genesung entgegen): der Gefreite beim Stabe des Landwchr- Infanterie-Regimcnts 101 Albert Lcuthier (unter gleichzeitiger Beförderung zum Unteroffizier): der Leutnant der Reserve im Pionier Bataillon 22 Baumeister LurtAda»,der Leutnant der Reserve im Fußartillerie-Regiment ISErtchWarnstorff: der Feldwebel im Pionier-Bataillon L3 PostasWent Paul Griesbach: der Hauptmann und Kom- panteführer nn Telegraphewbatatllon 7, jwr-eit Füh rer der Feldflicgerabteiluna 38. Fritz Fahneri: der Nizefeldwebel im Reseroe-Infanierie-Regimenr Nr. 211 Paul Grünewald: der Trompeter Vize Wachtmeister im Artillerie-Regiment 18 Paul Petzold. Postassistent am Postamt 30, sämtlich aus Dresden: der ttzefreite der Feldartillcrie Gutspächter Edwin Rudolph und der Gefreite im Ulanen Regiment 17 Oskar Kuhnert, beide aus Borna: der Unteroffizier iu der Maschinengewehr-Abteilung des Reserve Infanterie-Regiments 104 Karl Bret sch n e i d e r aus Limbach: der Unteroffizier im In- fanerie Regiment 105 Willy Kurt Flachs sfsky aus Lbcmnitz-Gablenz, Sohn des Vorstandes der Schützengesellschaft in Bernsdorf, Rich. Flachoffsky (leider ist der Ausgezeichnete an einer später erlitte nen Verwundung gestorben): der Einj.-Freiw.-Unter oifizier im Infanierie-Regiment 104 Paul Rohr, Sohn des Kaufmanns Ernst Rohr in Chemnitz (unter gleichzeitiger Beförderung zum Feldwebel): der Leut nant im Riesaer Pionierbataillon Erich Pötschke, Sohn des Spediteurs Pöt'chke in Döbeln, der Fähn rich im Futzartillerie-Regrment 19 Trubel (unter gleichzeitiger Beförderung zum Leutnant), Sohn des Stadtrars Teubel in Döbeln: der Unteroffizier der Landwehr I Oskar Wiesel aus Döbeln; der Stabsarzt im Infanterie-Regiment 139 Dr. Hof mann: der Einj.-Freiw.-Unteroffizier Erich Möller, Sohn des Tapezierermcisters Möller, beide aus Dobeln: der Feldwebel Otto Schütz katus, ein Sohn des Handschuhmachers Schützkarus in Altenburg: der Lanbwehrmann Siegfried Kirsch aus Zeitz: der Postassistent Gütt ans Meu selwitz: der Gefreite der Reserve tm Infanterie-Regi- mrnt 153 Schmidt aus Pölzig: der Leutnant im Grenadier-Regiment 4 Theobald Pohl, Sohn des früheren Fabrikdirektors Willibald Pohl aus Freiberg: der Kommandeur eines Reserve-Infan terie-Regimcnts Oberst Frantz, früher Bezirkskom mandeur in Plauen (er befindet sich zurzeit zur Ge nesung in Bad Blankenburg): der Leutnant der Re serve Diplom-Ingenieur Burkhardt (zurzeit oer wundst): der jüngste von den drei im Felde stehenden Söhnen der Frau oerw. Burkhardt: der Gefreite Walter Enders aus Plauen: der Gefreite der Landwehr Kurt Vogel, der Sohn des Schmiede Meisters Ferdinand Vogel in Spielmes bei Reuth: der Gefreite der Landwebr im Reserve-Iäger- Dataillon 4 Kaufmann Richard Rockstroh: der Pionier Otto Hartmann, Sohn des Geschirr führers Reinhold Hartmann, beide aus Werdau: der Gefreite im Jäger-Regiment zu Pferde 8 Richard .Dreyhaupt aus Pörsten: der Sanitätssergeant im Insantcrie-Regimcnt 166 Artur Kramer aus Schkölen bei Lützen: der Unteroffizier^im Infanterie- Regiment 36 Otto Petri aus Starsiedel; der Oberleutnant der Landwehr und komvanicführer ü. einem Landwehr-Infanterie-Regiment Bergrat Erd mann ans Zeitz. Vas unsere Soldaten schreiben. Die Kämpfe bei Lille. (Abdruck amtlich genehmigt.) Berliughem, 26. Oktober. „Hochgeehrte Familie Dr. B . . .! Im Besitz Ihres herrlichen Geschenkes spreche ich in der größten Freude meinen besten Dank aus, ich kann es Ihnen nicht schreiben, wie es einen freut, wenn mau etwas ans der Heimat bekommt! Wir haben schon schwere Tage erlebt. Wir lagen, als ich Ihnen d'c letzte Karte schrieb, noch bei St. Marie a. Py. Es liegt wohl 50 Kilometer nordöstlich Chatons. Wir wurden hier nachts durch andere Truppen ersetzt (hier waren unsere Verluste gering) und zurückgeno.u men uiw marschierten im Rücken unserer Front avi Lille, das erneut von den Franzosen besetzt wir und griffen es Montag, den 12. Oktober an uns hatten bereits abends 9 Uhr erreicht, datz^ die Festung uns übergeben wurde. Die Fran zoscn hatten es vorge<zogen, bei Nacht und Nebel zu verschwinden, um sich mit von Calais'heranrückenden Engländern zu vereinigen, muhten aber trotzdem 4500 Gesangeite uns überlassen. Wir hatten bei der 12. Kompanie 8 Tote und etliche Verwundete. Ich hatte Patrouille, hatte aber mit den 6 Mann unsere Kompanie verloren und mich der 12. angeschlagen. Nachmittags während einer Gcfechtspaufe lamen wir wieder zu unserer Kompanie, die I>atte nur 1 Toten und 1 Verwundeten. In Anbetracht des Erfolges keine aUzugroßen Opfer, trotzdem natürlich manchs anders Kompanie mehr gelitten hatte. Nun kamen aber ichwere Tage, mir machten uns am anderen Morgen an die Verfolgung des Feindes ffunrt unü Wrienscbaft. Leipzig, 30. November. Neues Theater. (Neu einstudiert „Königs- linder".! Wem die Schönheit allezeit ein neuer, lunger Traum ist, dem er unentwegt nachgsyt, aus des; er ihn endlich ganz ausdeute und im engen Her'ens- ichrcin sich bewahre, wem sich altes auch nur Anschein bare in Natur und Mensch zu Leben und Bedeutung erschliesst, daß er Teil hat und Teil nimmt an allein, was ist, — der mag sich zu den Könistskindern zählen. Aber wenige sind ihrer, denen es glückt, sich als In dividualisten und Idealisten zu behaupte». Viele inten wohl am Lvege danieder uitd schwermütig lässt dann die Totenglocke ihr: „Verdorben, gestorbenl" er klingen. Das ist wohl der Sinn des Märchens, zu dem Humperdinck sein« scköne. in dem ersten und dritten Bilde vornehmlich stimmungsreich«: Müht schrieb, die trotz jener zu „Hänlel und Gretel^ das beste Geschenk seiner Muse ist. Der Haupleindruck des gestrigen Abends lvar in erster Linie dem Instrumen laten zu danken. Die Partitur ist von ausgezeichnet ster Arbeit, die Orchestrierung von ausgesuchter, ebenso charakteristischer wie poetischer Klangwirkung, und Otto Lohses und oes Orchesters Verdienst war es, dies aufs neue nachdrücklich zu bezeugen, und di: mannigfaltigen Elemente Hum;»erdinckscher Kunst zu formender Kraft zu erwecken. Es war eine hoch künstlerische Produktion, ein Stück vergeistigter und verinnerlichter Arbeit und ein Umwandelungsakt, der wundervolle Blüten und Früchte brachte. Gg Marions Bühnenleitung bewabrte treu die von früher bekannten, dichterisch uns fardia aufs slim mungsvollste abgetönten Szenen bilder. H. Lihmanns Könlgssohn zeichnete sich aus durch verständiges Spiel und überaus seine Gcsangsbehandlunq. nur schien zuweilen ein größeres Tonoolumrn und ekstatisch erhobcncrcs Sichausbreiten erwünscht Elly Gladitfch rettete voll Selbstverleugnung die Vorstellung: die Würdigung ihrer Leistung als Gänsemagd sei auf später verschoben. Am Abend tauchte die dankbare Erinnerung an das Ehepaar Schroth-Marr wieder auf. besten Könkg"s'''derpaar mirMch von poetischem Glanz verklärt war An Stelle des vertraglich be urlaubten A. Ke.se saug Julius vom Scheidt Kölns den Spiclmann so vortrefflich, das; man seine recht realistisch derbe Erscheinung darüber gern übersehen mochte. Tinen stark wirkenden Gegensatz zu del, beiden ideal gefaßten Hauptgestalten bildeten jene des Pfahlbürgertums. Aus ihrer Menge traten L. Stadleggers keifende Here, A. Bernhardts ilirtende Wirtstochter, L. Schlägers robuste Magd, Ä. Kunzes Holzhacker und E. Alberts Descnbinder bezeichnend hervor, und auf allerliebste Weise fand sich Ch. Kleist mit dem Besenbindertöchterlcin ab. bm<ron ^cgnitr. Klavierabend von Te-lemaque Lambrino. Beetho ven ist es, der in unserer Zeit immer wieder in den Vordergrund tritt, er, der das Leben nach allen Seiten hin eindringlich beleuchtet. Freuen wir uns dessen und betrachten es nicht als Einseitigkeit, wie es auch schon von gewissen Seiten geichchcn ist. Auch der bekannte Künstler spielte zu Beginn seines Kla vierabends, den er zugunsten der Krieasnotspende gab, zwei Becthovensonaten, Opus 109 (E-Dur) und Opus 110 (As-Dur), zwei von jenen, die man einst als unverständlich schalt und heute verständnisvoll genießt. Was man in der Ausführung dieser Sonaten bei Lambrino erlebte, war höchst erfreulich. Aus dem ehemaligen Stürmer und Dränger ist ein wertvoller Musiker geworden, besten schon je unfehl bare Technik sich ungemein verfeinert, im Anichlag d.rs Höck^tc erreicht hat. und der vor allem zeichnerisch die Werke mit allen möglichen Schattierungen dar stellt. Die angenehm« Ruhe und Labei innere Reg famkeit, die sich allen Ansprüchen des Komponisten auch innerlich fügte, ließen die Beethovcnsonaten außerordentlich eindringlich erscheinen. Mil starker Kraft kam auch die an die Ausführung noch der gei stigcn Seite hin anspruchsvolle Fis-Moli-sonate von Nob. Schumann zur Darstellung. Wie er hier das kraftvolle Wollen des Komponisten und die mitunter eintretende Zurückhaltung nachemoiand. wie er vo. allem den letzten Satz energisch und klar darstellte, war höchst anerkennenswert. Zuletzt zeigte er seine glänzende, vornehme Technik in den beiden Stücken von Prahm», dem Capriccio Opus 76 (H-Moll) und dem Scherzo Opus 1 (EsstNolls. Mit Recht erntete er großen Beifall und man hätte gern ein stärker be suchtes Haus geseben. Krtur Zeblexel. IV. Miisttaliiche Uuterhaltung im Haris« TMa Sebmidt-Zieqlrr. Den outen Zweck zu fördern, näm l;w Leu i erleidenden Musikern unserer Muntstadt das Los zu lindern, hätte man gern eine regere Teil nahme gewünscht von feiten des Publikums, das in guten Zeiten sich erfreuen ließ durch Frau Musikas Diener. Ihrer in schlechten Zeiten auch sich zu erin nern ist Pzlicht. Möchten sich zu dem letzten Kammer- musikaüeno, morgen in vierzehn Tagen, noch einmal alle die recht zahlreich einsinden, die ein freundliches Geschick davor bewahrte, auf Almosen hoffen zu müssen. Frau Tilla Schmidt Ziegler brachte nicht nur ihr Heim dar zugunsten d:r Veranstaltungen, sie sorgte auch für abwechslungsreich: Programme und erwies sich selbst als Pianistin von besten Eigen schaften. Als V.gleiLerin unterstützte sie diesmal die volle Wirkung, die der Gesang d:s Herrn Reinhold Gerhardt ausübtc. Einen Baßbariton von edelstem Klang und gleichmäßiger Schulung, der berechnend alle Rcsonanzmöglichteiten der stimmlichen Organe verwertet, nennt der jtigige Künstler jein «ig:n. Fleiß und lebhaftts Durchdringen d:s Vortrags objektes nach Seite des Technischen sowohl als des Geistigen ließen seine Wiedergaben Schubertschcr und Schumaunjcher Lied.'r erkennen. „Grenzen der Menschheit", „Der Musrnsohn" und „Aus dem Rhein" liegen ihm am besten, nicht zu vergehen den „Freisinn". Als einer der berufensten Flötisten gilt mit Reckst Herr Marimil. Schwerster: im Verein mit Herrn Professor St. Krehl bot er eine weniger be kannte Sonare von Bach, mit dem lieblichen „Sici liano" besonders verständnisinnige Zustimmung weckend Stephan Krehl wiederum als Komponisten ,u begegnen, war sehr erfreulich. Seine Miniaturen iür das Pianoforte zu zwei als auch zu vier Händen rollten viel mehr gespielt werden, sie sind ebenso interessant wie dankbar. Fleißige Spieler die über lhythmiiche Festigkeit und Anschlagsnuanccn oerni gen, können damit ihr Repertoire erweitern und bessern und sind eines Erfolges leitens ihrer Zu hörer stets sicher. „Die Bilder aus dem Orient" (Tille Schmidt-Ziegler und Stephan Krehl> um schließt ein gemeinsamer Rahmen. Die gewollte und absichtliche Monotonie ist von starker Eindringlich keit, steigert sich im Fellackientanz zu schriller Wir kung, übt mit den steten leeren Quinten einen exotischen Reiz aus und gibt zum Schluß im „Tür kischen Marsch" ein anichuuliches Bild. Querpfeife und Schellentrommel reden auch ihr Würtlein drein. Tie beiden Spieler nabmen B.dacht auch aus die ileiuftc Finesse, jo oaß nichts non den bunten Stein chen dieser morgcniändischen Mosaiken verloren ging. L. 8. * Veröffentlichung der Miniaturen der Brüsseler „Etundendüchcr". Ungewötznlich schöne Buchnnnia turen nennt die Brüsseler Bibliothek ihr eigen, und es ist unbegreZlich und tief bedauerlich, daß selb, Kunstfreunde so wenig davon wußten. Es ist so viel erlesene Schönheit in den Brüsseler Miniaturen verborgen, daß man gern von einer Veröffentlichung Eugene Vachas Kenntnis nimmt, die einem größeren Kreise diese Welt zarte: und frommer Schönbeit näher dringen will. Es sind besonders die sog. „Siundeitvücher", die unsere Bewunderung heraus fordern müssen. Was in Bachas Album an Minia turen veröffentlicht wird, läßt uns wahrlich bedauern, das; man alle diese vergessene Schönheit bis her achtlos und gleichgültig in den Archiven der Brüsseler Bibliothek hat verstauben lassen. Es handelt sich um die Entdeckung einer wahren Wunderwelt. Ehrfürchtig nimmt man die herrlichen Blätter aus dem „Stundenbuch unserer tieben Frau" in die Hand, das heute den zwanzig fachen Wert dessen besitzt, wofür es vor sechzig Jahren erhältlich war Ein Prunkstück der Famitie Hennessy, dürfte (ein Wert heule mit 10br:90 Fr. nur gering veranschlagt sein Immer neue Herrlichkeiten breitet dann Buschas Veröffentlichung aus. La ist das wunderschöne Stundenbuck, des 2otzan»es von Berry, weiter die hochberühmte Chronik des Hennegaus, die wir 2ean Wanguclin verdanken, und schließlich das Ancldotenüuh des Johannes Manie!. Dies letztere köstliche Werkchen hat üdngens eine «lgene Geschichte. Aus dem Besitz des Herzogs von Burgund kam es an Maximilian oon Oesterreich, der die weltberühmte burgundische Bibliothek wegen seines chronischen Geldmangels an Wucherer vertaufte. ' Ein Werk Sven Hedins über das deutsche Volk. Wie wir erfahren, iäneibt Sven Hedin für einen hiesigen Verlag zu Weihnachten et» dein deutschen Heere gewidmetes Volksbuch unter dem Titel »Ein Volk in Waisen", worin er die während seines Aufenthaltes auf den Kriegsschauplätzen und in Deutschland selbst gewonnenen Eindrücke verarbeitet. * Zwischen den Schlachten. Das zweite Heft der Kriegslieberscnnmlung Julius Babs (Morawe und Schfffelt, Bcrli-i fst unlängst erschienen und b.strängt ,vn gru.m Eindruck dec ersten Hostes. Bab wählt mit sichet.'» Geschick, und es ist manches 'Wert volle in dem Hefte zu finden. Am tiefsten wirten wiederum die Gedichte Unbekannter. Der tüchtigen Sammlung ist Verbreitung zu wünschen.
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