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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.11.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141124011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914112401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914112401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-24
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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Sette S. Nr. SS6. Moryen-Nusgsbe. Leipziger Tageblatt. inzudringen, so möchte ich ihr »ur Beruhigung sagen, Latz es in diesen Herzen doch ganz anders aus- stehi, als es die „Times" ihren Lesern auszu» malen beliebt. Nach meiner persönlichen festen Ueber- reugung haben wir in Deutschland allen Grund zum Optimismus. Nie habe ich daran gezweifelt, das? unsere wirtschaftliche Bereit Schaft in diesem Kriege sich unserer militärilchen würdig zur Seite stellt und datz es Deutschland ge lingen wird, seinen schlimmsten, weil mit un edelsten Motiven küinpsenden Feind, nämlich Eng land, n i ed c r , u r i n g e n. Sulgarien un- Serbien. Petersburg. 23. November. Der „Frkf Zig." wird gemeldet: Die in Moskau ersck>einende „Rutzkoje 'Asjesomostt" meldet aus Sofia: Bulgarien bat ein langfristiges Ultimatum an Serbien gerichtet, in dem die Uebcrlassung der von Sulgarien beanspruchten I.'ile Mazedoniens geforocrt wird Hus -er Sobranje. Sofia, 23. November. In der Sobranje kri- ,isicrtc Vizepräsitent Momrschilofs das Pro gramm der Opposition und betonte das un.'r- jchütterliche Per trauen der Mehrheit zu der Politik der Negierung. Er erklärte, die Nu- tralität müsse ausrechtcrhaltcn werden, aber mau müsse auch für alle Möglichkeiten g.rüstcr sein. Auf 'Antrag Monitlchilojfs wurde dann die Debatte bc, icksiosscn. Morgen wird der Ministerpräsident N a - doslawow eine Erklärung namens der Negierung abgcl»cn, Einberufung von Vulgaren un- Rumänen» Berlin, 23. November. lEig. Draht meld.) Nm letzten Freitag sind wieder etwa 8v d u l - g arische Staatsangehörige im militärpslichtiaen Alter aus der Rcichshauptsiadt abgc reist. Auch das rumänische Konsulat bat verein'elt Ein- l»erusungsür-crn an Offiziere des Bcurlaubtenstandes ansgegcben. (r.) Nußifche Minen im Sckwarzen Meere. Petersburg, 22. Nonember. Amtlich wird bc- lanntgcgcbcn: In d.'n K ästen gemässer« des Schwarzen Meeres sind bis auf 20 Seemeilen non der Ost illste an zahlreicl-ea Stellen Minen gelegt. Die Ein- und Ausfahrt in die russisrireu Hirsen des Schwarzen Meeres, in die Mündung des Dnjcpr und Bug und die Meerenge non Th'odosia ist nachts str.'ng verboten. Türkische Vorsichtsmaßregeln. Konstantinopel, 23. November. Wie „Terdschu man-i-Hakkikat" erfährt, werden gemäß einer soeben getroffenen Verfügung die ausländischen fi nanziellen Unternehmungen unter die Auf sicht der Regirriing gestellt. — Es verlautet, das: die in der Türkei wohnenden Angehörigen der feindlichen Staaten gemäß einer von der Regierung gefakten Entschließung von heute an. dort verbinden müssen, wo sic sich gegenwärtig ans- baltcn. Die Verdächtigen werden ansgcwiesen. Folgen -es Ausfuhrverbots für ver'mgr aus England. Amsterdam, 28. November. „Nicuws van den Dag" melden aus Vlaardingcn: Infolge des Aus fuhrverbotes für Heringe aus Eng land ist an einig: Händler neutraler Staaten, die sich in England anshalten, das Ermähn er* aangcn, schleunigst abzn reisen. Oie Geschichte vom ^nackten Flieger". S Berlin, 22. Nov.ml>7r. (Eig. Drahtm.) Die lüeschichtc von dem nackten Flieger ist dieser Tag' in durchaus ernsthafter Weise von d:r „Frks. Ztg." de mentiert worden. Wir haben uns nun noch-, in als an der denkbar zuverlässigsten Stelle erkun digt und können seslstelica, das, dir Geschichte auf da und sorgfältiger Erkundigungen als unwahr :r wiesen worden ist. Das Blatt, das den an geblichen nacttrn Flieger ausgcfragt hat, wird ihm keinen guten Dienst erwies:» haben. Somdenwerfer in Kanton! Franlsnrt a. 23. November Noch einer Petersburger Depesche der „Frankfurter Zeitung" meldet die „Nowoie Wrcmja", das, durch Bomben würfe in Kanton 3V höhere Beamte gc tötet und viele andere verletzt worden sind. Vas Eiserne Kreuz für -en Prinzen zu wie-. Nach einer Meldung des „B. T." wurde Prinz Wilhelm zu Wied, der frühere Fürst von Al banien, der zurzeit beim Stabe einer Gardekorps division steht, mit dem Eisernen Krcuz 2. Klasse ausgezeichnet. Eiserne Kreuze. Tas Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen: der Leutnant der Re.crve im Reserve-Feldattillerie-Regi- incnt 24 Fabrikbesitzer Dr. jur. ^pemer lautzcroem das Ritterkreuz 2 Klasse des A.drechtsordens mit Schwertern), sein Bruder der Leutnant der Reserve in einem Neicrve - Feldartilicrie - Regiment und Ordonnanwssizler bei einem Rejerve-Brigade-Stabe Diplom - Ingenieur W. Spcmcr, der Kom mandeur der Eioppcnbäcterei Kolonne 3. Armee 3. Etappcninipeltton Oskar Job icke lMit- inhabcr der Firma Lange öe 2cdicke), der Leutnant und Adiutant einer fächsi.chen Kavallerie Abteilung Heinrich von Zes ch au und sein Bruder Ooer- leutnant beim Stabe des Husaren- Regiments 20 Wolfgang von Zeichau. sämtlich aus Dresden, der Batieriefü,rer im Futzartillerie Regiment 12 Baumeister Hans Wägner aas Blanwitz, der Haupiinann im Infanterie.Leib-Neginicnt Schild hauer il. und 2. Kt.-ste. außerdem noch die Goldene Tapierkeitsinedaillei. dec Batterie- jührer im Re erve - Feld - Artillerie Regiment tb Oberleutnant der Reserve Erronkausmann Ober der Bizewachlmeister der Landwehr Ernst Gleje. der Ehesarzr des 2. Zuges der 2 Festungssanttäts- kompanie Oberarzt Dr. med. Erich Schneider, sämtlich aus Berlin, der Landtagsabgeordnete Ritt» meister Fritz von B a d i ck e - Fürstenwalde, der Führ.r der großen Bagage beim Stabe der 1. Reserve division Rittergutsbesitzer undRittmeister der Reserve Habedanck Fürs Vaterland gefallen. Wie aus den Familiennachrichten der vorliegen den Ausgabe un eres Blattes ersichtlich ist, sie.en aut dem Felde der Ehre der Referendar Ernn Werner Haberland, Leut. d. R. im 2. lllanenreg. Nr. 18: der Stud. der Rechte Heinrich Barth, Osfizier- sleklvertreter im Res.-Insantcrie-Reglment Nr. 245: der Kassenoote Max Alneü Kurt Kugler. 0-efr im Lanowehrreserve-Änfanterie-Regrment Nr. 245 und Gustav Otto Thomas, Reservist im Iniant-Regt. Nr. 105. Die Firma Gotthels Michaelis L Co. widmet ihrem 1. Buchnalter Herrn Bruno 2l>lttig, Ge freitem d. L im Reservs-Jirfanterie-Regiment 245, der Bcrband deutscher Prephefefadritanten, Bei- tricbsstelle Leipzig, seinem 2. Expedienten Herrn Waller Ernst einen Nachras. Der Nichl- iiilorporiertcu 'Ausschuß des allgemeinen Studenten- Ausichlrsscs der Universität Leipzig ver liert sein Mitglied Kano med. Johann Hein, die Landsulnnnschasl Eberusria ihren inaktiven Burschen Bernhard Weiner, Ossiziersstellvertreter. Die Bcamten, Beamtinnen un<> Unterbeamten des Kaiser lichen Telegrapheuamtes Leipzig geben bekannt, datz die Postasslstenlen Richard Ni n n o und Johannes DoIge, sowie der Telegrammbejteller Alfred Dost- l e b c n auf dem Felde der Ehre fielen. Ferner sielen aus dem Felde der Ehre: der Re serve-Jäger im Reserve-Iäger-Bataillon 25 Fried rich Wil Helnl Kurt schrödter aus Erfurt: die Soldaten Martin Mletzter. Lehrer in Görlitz, und Sind paed. E r i ch M ießler in Leip zig, wohne der Frau oerrv. Lehrer A Mictzler in Markranstädt: der Leutnant der Reserve im Schützen- Regiment 108 H a n s W e h i n g e r: der Untcrofsi.zier der Reserve im Infanterie-Regiment 103 Baumeister Oswin Steglich, Ritter des Eisernen Kreuzes und Inhaber der Friedrich-August Medaille in Silber der Unteroffizier im Landwehr-Infanterie- Regiment 101 Eand. rer. techn. Gerhard Hicrsche: der Eins-Kriegsfreiwillige im Rrserve- ISger.Bataillon 25 Stud. ing. Heinz Trotz, der Gefreite der Reserve im Feldartillerie-Regiment 23 Fürchtegott Matthes, Hausmeister bei der Berjöhnungskirch« in Dresden-Striesen: der Reservist, Radfahrer und Stabstoch beim Stabe des 2. Bal. des Reserve Insanterie-Regimcilts 24 Kurt Panitz, Ritter des Eisernen Kreuzes: der Wehrmann der 0. gemischten Infanterie-Brigade Eugen Schrauer, samttich aus Dresden: der Reservist im Infanterie- Regiment 107 Paul M ü 1 ler: der Landwehrmann Karl Friedrich Fischer, Sohn des Schlosser meisters Frd. Fischer, nüber des bekannten Plauener Fischerschcu Panoramas, der Landwehrmann Arno Friedr. Wunderlich, der Landwehrmann im Infanterie-Regiment 133 K a r l Rich. Müller, sämtlich aus Plauen; der Reservist im Jnianterie- Regiment 133 P a u l Willy Lchmalfutz, Bäcker meister in Treuen; der Gcsreitt Oskar Iahns- müller, Stickereibesitzer in Uuterwürschnitz; der Seesoldat Fritz Füger aus Falkenstein; der Kriegssreiw llige Ernst Richard Böttcher aus Lengenfeld; der Leutnant ^m Infanterie-Regiment 181. Herbert Futz, Ritter des Ei ernen Kreuzes, aus Kleingräfendorf bei Lauchstädt (besuchte bis 1013 die Oberrcalichulc in Meerane); der Landisturmmann im Schützen-Regiment 108 Hermann Gruschwitz, der Kciccisttciwillig'' im Infanterie-Regiment 133 Rudolf Horb, beide aus Meerane: der Lanv- w-.'hrmann im Inkantcric-Regiment 105 Richard Seide manu, der Musketier bei der Maschinen gcwetuabteilunS des Infanterie-Regiments 75 Os kar Alfred steinbach, beide aus Crimmitschau; der Soldat im Infanterie Regiment 105 MaxP « ul Köcher aus Werdau: der Ersatz-Reservist im In fanterie-Regiment 134 Reinhard Schmidt aus Greiz; der Landwehrmann im Infanterie-Regi ment 132 Emil Lämmer aus Greiz; Dr. Nl ülIer, Dr. Pietzckcr, Bergassessor Claus- nitzer und Dr. Tornau (von der Preussischen Geologischen Landesanstalts; der Untcrosiizier der Reserve im Infanterie Regiment 20 Hans H art- wig Straus, Oberlehrer am Andreas-Realgym nasium: der Untcroff zier der Relerve im Infanterie- Regiment 64 Rechtsanwalt Dr. Hugo Aicher: der G-efreite der Reserve städt. Lehrer Julius Graefe, der Hauptmann der Reserve Ferdi, nand Fritze, Ritter des Eisernen Kreuzes (Be amte: der Bergmann Metallurgique-Automobrl-Ver- kaufs Gesellschaft m. b. H.j, der Leutnant der Reserve Maler Robert Harries, der Redakteur Dr. jur. Franz Ledermann vom Verlage Ullstein L Co., der Kriegsfreiwillige im Grenadier-Regiment 12 Bankbeamter Martin Kiesel, Sohn des Geh. Ltudienrats Professor Dr. Gustav Kiesel, sämtlich aus Berlin: der Leutnant im Grenadier-Regiment 4 Joachim Friedrich von Livonius, Ritter des Eisernen Kreuzes. Sohn des Herrn Oskar von Livonius in Reust ettin, der Vizefeldwebel der Re serve im Infanterie-Regiment 45 Bergreferendar Kurt Sand, Ritter des Eisernen Kreuzes, ältester Sohn des Sanitätsrats Sank» in Berlin: der Bür germeister der G-emeinde Richrath-Reusrath (Rhein land) Felix Metzmacher: der Fahnenjunker im Fcldartillerie-Re^im.'nt 52 Siegfried Bost, der zweite auf dem Held« der Ehre gefallene Sohn des Iustizrats Votz in Birnbaum; der Unteroffizier der Reserve im Grenadier-Regiment 3 Kand. med. E r win Erdtmann, Sohn des Gymnaiialdircktors Erdtmann in Lotzen. Ehre ihrem Andenken! Weitere Mel-ungen. Aus Rom wird der ^Deutschen Tageszeitung" berichtet: Italien gewährt der Regierung Al baniens ein zinsloses Darlehen von acht Millionen Lire. 2- Die serbischen Behörden versuchen, die ans Alt- Serbien kommenden Bauern in Neuserdien anzusiedeln, indem sie rbncn die von den ge flüchteten mazedonischen Landsleuten verlassenen Ge höfte zur Verfügung stellen. Ter Erzbischof von Köln Kardinal v. Hart mann bat, der Köln. Bolksztg." zufolge, aus Len ihn. zur Verfügung siebenden Mitteln dem Berliner Kriegsausschutz für warme Unterkleidung Iv'üin Marl überwiesen, mit der Bitte, die Kölner Regimenter besonders zu berücksichtigen. vlrnsw«, 24. Novrmdrr lSl4. kriegsbilöer aus <dsten. Bon Pol Lindenberg. Kriegsberichterstatter. (Nachdruck verboten.) XXII. Armee Oberkommando-Ost, 20. November. Bei Bakarlazewo war«, wo ich von einer Anhöhe dem Angriff unserer wackeren Grauen beiwohnen konnte. Ein Fesselballon ward herbeigcbracht; wie eine geknickte Leberwurst hing das merkwürdig ge formte gelbe Ding in der Lust und erregte allgemeine Aufmerksamkeit, auch des Oberbefehlshabers, in dessen Beglertauto ich an der Fahrt zur Front teil genommen. Das war eine günstige Gelegenheit, eine lang gehegte Bitte zu äujzern: „Exzellenz, ich möchte so furchtbar gern mal eiuen Flug mit einem unserer Flieger-Offiziere machen. Ma» sagte mir, Ew. Exzellenz mutzten dazu die Genrhmi- gung erteilen. Wie dankbar wäre ich Ew. Exzellenz, wenn ich jene Absicht ausführen dürste!" Der Kommandierende zögerte etwas: „Sie wissen, die Sache tonn auch mal schief ablaufen." „Ja. Ew. Exzellenz, aber trotzdem und alledem — ich würde mich über die Erlaubnis unendlich freuen!" „Na gut, in Gottes Namen, und viel Glück!" — Allerhand kriegerische Ereignisse, ein heftiger Fiebcransall. schlecht Wetter, Uebersiedlung nach einem anderen Ort tarnen dazwischen, bis endlich mein Wunsch verwirklicht ward. Auf dem Flugplatz zu früher Morgen stunde. In mächtigen Felten sind die Rumpler Eindecker, die sich mit ihren Mercedes-Motoren in diesem Feldzuge außerordentlich bewährt haben, untergebrucht. Pesten sichern den Platz, der zu einer Rennbahn gehört und von dem aus nun täglich, wenn's irgendwie das Wetter erlaubt, das Rennen durch die Lüfte unternommen wird. Eine Zellwand wird zurückgeschlagen, unser Flugzeug, das so leicht und gefällig ausjchaut, hinausgerollt, in die Nabe eines hölzernen Pavillons, der einst den Preisrichtern zum Aufenthalt gedient. Prüfenden Auges mustert mein Flugzeugführer, Leutnant C., einer unterer unternehmungslustigsten und umsichtigsten Militär slieger, der schon manch' wichtigste Meldung unserer Heeresleitung gebracht und sich redlich das Eiserne Kreuz verdient, den Eindecker, mit lieoeoollem Aus druck in seinem hübschen, freundlich-offenen Gesicht „Eine gute Maschine," lobte er. „hat mir in all diesen Monaten treu gedient, mich noch nicht ein ein ziges Mal im Stich gelassen, trotz recht gewagter Flüge, auch bet festem Sturm. Sie verdient, datz sic das Abbild Les Eisernen — (das bekanntlich als Er kennungsztlchcn sämtliche deutsche Militär-Flugzeuge haben) trägt. Sehen Sie her," und er wies auf eine Anzahl mit einem zierlichen schwarzweitzroten Kreise umgebener Kugelspuren im Rumpf und in den Trag flächen, „das alles sind russische Andenken. Gewehr- und Maschinengewehrschüsse. Ja, richtig," setzte er hinzu, „es ist ja Ihr erster Flug überhaupt! Also, wenn irgend was passiert, nur Ruhe behalten und auf dem Sitz verbleiben. Die russischen Kugeln sind Sic ja schon gewöhnt, die von unten tun uns nichts, sie kommen durch die Panzerung des Benzintanks nicht durch. Unangenehm können die seitlichen wer den, na, dann sichen Sic den Kopf etwas ein. Sie sitzen ja sowieso wie in einem Schneckenhäuschen" Und nach einer Minute satz ich nach turnerischem Klettern in dem „Schneckenhäuschen", auf dem vorn b'findlichen Beobachtersitz, während hinter mir als Führer Leutnant E. Platz genommen. Dor Pro pellcr, von dem ich durch «ine Zelluloidschsibo ge trennt war, begann seine Drehungen, die immer hastiger, immer rasender wurden, der Motor sprang an, die Klötze vor den Rädern des Apparates wur den sortgestotzen, di: Monteure liegen den Schwanz des Flugzruges los, durch letzteres ging ein stets heftigeres Rackern und Ruckern, dos man im ganzen Körper verspürte, toller und toller wurde das Dröhnen, während die Maschine gegen d:n Wind über den Rasen rollte. Ein leichtes Schwanken nach rechts und links, der Eindecker hob sich, erst langsam, dann schneller und schneller, tiefrr und tiefer schien die Erde unter uns niederzusinken! Jetzt schwebten wir in ruhig sicherem Fluge da hin. Ein herrliches, in dieser Weise noch nie empfundenes Gefühl der Freiheit, des Losgelöstseins von allem Irdischen durchströmte mich! Versunken war im Nu all der Jammer, all das Leid, all das Ringen und Streben da unten, erhaben dünkte man Die Plagegeister des Sezirkskommanöos. Grotzes Hauptquartier im Oste«, tt>. Nov l/.) Was l-al ein Bezirkstömmando im Kriege 'n tun? Seine eigentliche Ausgabe besteht darin, oie crsorderlicbcn Nachschüt>e au Soldaten auszuheben und an ihre Bestiminuiizsorte zn senden. Aber es lann so kommen, batz um diese Hauptarbeit sich eine Fülle von f>iel'enarl<'i>en rankt und sie überwuchert wie die Wicke den Roggen, jo datz am Ende kaum noch eine Achrc herausguckl. Der Herr Beziilsadjutaut hat einen wichtigen Brief zu schreiben. Er breitet einen Bogen aus, a»cht die Feder ein Da klingelt dos Telephon. Hallo! Hier Bezirkslommando!" „Ick wollte mei nen, datz an der Bahnniecke, einen Kilometer nörd lich von Obclijchlen, ein totes Pferd liegt, könnten Sie das vielleicht beerdigen lassen'.' . . „Wo liegt Las Pferd? Nördlich von schön. Soll be ¬ sorgt werden Ich schick' nachmittag ein paar Land stürmer hin. Adieu." Der Herr Adjutant taucht tue Feder ein. Es klingelt wieder. „Hier, Hotel Schwar- er Bär. In Zimmer Nr. 7 sind rugsiche Karten ge- tunden woiden. Ich möchte bitten, sie abholen zu lassen." „Schön. Noch was? Schlug" Znzwiichen Ot eine Ordonnanz ins Zimmer getreten. ..>>rr Moltercibesitzcr Zernien möchte Herrn Oberleutnant iprechcn." „Bitte." Hett Zermeit: „Herr Ober Leutnant, ich wollte mal fragen, ob ich nicht Benzin für meinen Motor betommen cönnte. Ich kann tonn meinen Betrieb nicht fortjetzen Butter wird —" „Benzin kann nicht ac>gegeben werden. Ganz un möglicki. Aber lassen Sie Ihren '.Rotor für Benzol emrichten. Das können Sie Haden." Herr Zermeit tratst sich hinter dem Ohr. „Na. wenn's nicht anders lieht. Wo kann ich das Benzol holen lassen?" — Eine Dame in Trauer löst den Molkereibesitzer ab. Zhr Sohn ist hier im Krankenhaus geitorbrn. Sie bittet nm Ueberfiihr.cna der Leiche nach Berlin. Ihr wird Hilfe zugesagt. Telegramme an die zuständioe L.inienkommandanlur und die Eiscnbahndir.ktioi,. Mitteilung an den Baonbosskommandanrcn. Der Wagen wird bestellt. Eine Frau tritt herein. ..Ach, Herr Hauptmann, ich möchte ichön bitten um eine Bescheinigung, datz rch kein« Miete zahlen darf." „Worum dürfen Eie denn kein« Miet« zahlen?" ,La, Herr Hauptmann, es ist ja Krieg. Und da denke ich, darf man doch leibe Miete zahlen." „Diese Bescheinigung kann ich Ihnen nicht ausstellen. Gibt's überhaupt nicht. Sonst möchte ich selbst ganz gern eine haben Ja. tut mir leid." Jetzt schnell an den Bries. Vier Zeilen glücke». Dl« Feder kommt in Schwung. Ader es ist Markttag. Ein altes Wleich kommt herein, sielst sich geheimnisvoll um. tritt ganz nahe und flüstert: „Ich wollt' man einen Baterlandsverläter anzeigen. Ist mein Nachbar, ich kenn' ihn ganz ge nau. Der verrät das Vaterland an die Russen, Herr Major, das können Sie glauben, das tut er." „Was haben Sie für Beweise? Warum denken Sie das?" ..Selten Sie mal. Herr Major, das ist so'n schlechter Mensch. Der sieht blotz immer, wo er einem Meir ichen etwas avhängen kann. Und wo er in der Nacht ist. das weitz man auch nicht." ,.So, das wissen Sie nicht. Sagen Sie mal, mit dem haben Sie wohl schon viel Aer^er gehabt?" „Al»er ja, Herr Major. Seit zehn Zähren. Datz ich noch leb', ist ein reines Wunder. So ein schlechter Mensch, wie das ist. Reine uuicht gönnt der einem andern, reine nuscht, Herr Major." „Wie l)eitzt dieser schlechte Mensch denn? So — na nn gch'n Sie man. Das übrige wird sich finden." Telephon. ..Hier, der Hausverwalter von der GolLaper Straße 150. Ich wollte nur sagen, datz der Schornstein im Nebcnhcusie stark raucht «nd gefegt werden mutz. Es ist Gefahr im Überzüge." „In welchem Hause?" „Nr. 150." — Der Vermieter eines gefallenen Offiziers kommt und wrlangt die Miete für die laut Vertrag noch ein Kalbes Jahr lausende Mietszeit. Es wird ihm be deutet, oatz der Bczirkskommandeur kein Gerichts Vollzieher ist. datz übrigens »er Krieg kein Grund sei, die postnumerando zohlbnrc Miete im voraus ein zukassieren. Jetzt tritt eine verhältnismäßige Ruhe ein, das heisst cs kommen nur selche Leute, für deren An liegen eine stereotype 'Antwort ein für alttmal fest steht Frauen wollen Kohl« haben, wenigstens io Zentner jede. „Zum Kohlcverkaufen ist der Kcnttmcinn da. Gehen Sie zum Kaufmann. Erst, ivenn Sie dort keine Kohle bekommen, oder der Kauf mann zu hohen Preis fordert, kommen Sie wieder. Dann können Sie durch die Garnisonv«rwaltung welche bekommen." Ebensogrotz oder noch größer ick die Nachfrage nach Petroleum. Mit Petroleum kannen. LPciisertrügen. Milchkannen kommen sic an gerückt. Unzählige Fragen kaufen unterdessen mit der Post ein. wo der cohn. Bruder, Mann sich äugen blicklich befindet, ob er noch lebt, tot oder verwuno.t ist ujw. In der Hälitc der Fälle fehlt die Angabe des Truppenteils. Ti« Frage ist nicht zu beant worten. Ebenso grotz ist die Schwierigkeit gegen über d«n massenhaften Gesuchen um eine Ünter- stützungsbe'cheinigung. Jeder einjiczogene Mrnn be kommt einen GeiteNungsbcfehl M't einem onbän sen den Adichnitt. der vom Truppenteil gestempelt wird, sobald sich der Mann gestellt hat. Diesen Abschnitt soll der Verheiratete an seine Frau schicken, damit sie daraufhin ihr- Kriegsunttrstützung «rhält Aber nur 50 Proz. der Männer kommen im Drange der kriege rischen Ereignisse dazu, diese schwierige postalische Operation auszuführen. Nun ioll das Bezirks kommando «inen Ersatz schassen. Dazu braucht das B«zirkskommairdo alrer Alter oder Truppenteil des Mannes, um ihn in den Listen auszusindcn. Es hat außer dem Landsturm 12 000 Mann in Konirolle. Aiio Rückfragen, Zeitverlust, Entrüstung der Frau, deren Verständnis für bürokratische Nottvendigkeile'r nur gering ist. „Herr Oberleutnant, ich bitte um «cnen Frcifahr scki«in nach Wernigerode." „Ich möchte einen Frei fahrschein nach Straßburg." „Herr Oberleutnant, ich will mich als Kriegsireiwilliaer in Hannover melden. Könnte ich vielleicht einen Freifa! schein dahin b« kommen?" .Freifahrschein« werden nicht verabfolgt. Es gehen Bergungszügc. die die Flüchtlinge ohne Fahrichein mitnehmcn. Als Kriegsfreiwilliger wollen Si« sich melden? 2starnm so weit? Melden Sie sich drüben in der Kaiern« und verteidigen Sie Ihre Heimat. Ist das nicht bester? Sehen sie wohl. Geizen Sie mal rüber ,zum Feldwebel." Jetzt gerät das Telephon wieder in Aufregung. Ein« Frau will wissen, ob Gotoap noch frei vom Feinde sei. Antwort unmöglich. Ein Landwirt wünscht gefangene Russen zum Dreschen und Kar- tosfelhacken. Werden ihm gestellt. Mit Landsturm bewachung. Ob die Notbrücke bei Judschen 200 Zent ner tragen kann, fragt ein Herr, der Liebesgaben zu den Truppen bringt. „Probieren Sic's. Im Kriege hält ja alles mehr aus als im Frieden. Wird wohl geben Belastungsprobe liegt nicht vor." Der Ober kommandant non Gumbinnen meldet, daß für 6000 . ck Beutegegenständc zur Abholung bereitliegcn. Der Gemeindevorsteher von Obelischken hat gar ein !>«rrciil0ies Auto in seiner Gemarkung stehen. Wird alles geholt. — Nun geht die Tür wieder. Ein Tankwagensührer mit Benzin jucht händeringend sein Eiienbabn- bataillon. Ein Offizier sucht seinen Truppenteil. In beiden Fällen muß die Etappcninipektion angeklingelt werden. Eine Fran kommt: ..Ich möchte ichön bitten um eine Bescheinigung, daß Szittkehmcu amtlich ge räumt worden ist." „Liebe Frau, das kann ich nicht: woher »oll ich das wissen, was der Gemeindevorsteher von Szittkehmcu angeordnet hat?" „Na ja, aber ,ch muf, doch eine Bescheinigung haben." Ein Flüchtling will seine Pferde für einen anständigen Preis ver kaufen. „Gehen Sie nach der Ulanenkaserne. Dort kauft die Militärverwaltung heut Pferde. Wenn Sie st« dort nicht loswerden, übernimmt sic die Land- win,chaftstamm«r gegen Bcjchelniaung." Ein Land mann tappt auf schweren Stiefeln herein. „Ich hätte 70 Zentner Kartoffeln zu verkaufen." „lvehen Sie zum Landsturmbataillon oder zur Strafanstalt. Dort werden Kartoffeln gebraucht." Ein Mann will um ziehen und Pferde dazu haben. In der Villa P. ist eiagebrochcn worden. Das Bezirkskommando soll die Täter ergreifen lasten. Sehr schwer, jemand zo ergreifen, den man nicht kennt! Stellen wir eineu Pesten vor die Tür. — Ein verwundeter Offizier im Westen wünscht Schadenersatzfeststellung in seiner durch die Rusten verwüsteten Wohnung. Was tun? Wie das Fehlen von Dingen feststellen, von deren Vorhandensein mau nichts weiß. Bleibt nichts anderes, als den Hausrat des Herrn zusammenpacken und zur Besichtigung und Feststellung des Fehlenden nach dem Westen schicken Geschieht. Auch das? Der wichtige Brief des Adjutanten ist inzwischen bis zur dritten Seite geschrieben, Mittag ist heran gekommen, die vielen Versprengten, die den Gang füllten, um ihre Löhnung zu empfangen, haben sich verlaufen, es ist ziemliche Stille eingetreten. Abe: nach ist die Prüfung des Geduldigen nicht zu End-:. Ein Kriegsberichterstatter erscheint auf d«m Plan, nennt seinen Namen und beginnt sein Anliegen: Ein Zcitungsverlag hat ihm 1500 ^ck zu ostpreussisch . Hilfeleistung überwiesen. Die Gemeinden, denen er die Summe erst zugedacht, existieren zurzeit nicht, weil sie auf der Flucht sind und ihre Oorigkeit nick aufzutrciben ist. Das Geld soll aber nicht auf der Bärenhaut liegen, sondern helfen, irgendwem. AP - hat der Mann von der Feder beschlossen, 50 oder 100 Landwehrmänner, die im Felde stehen, bei d.> Ostpreutzischcn Kriegsoersicberung einzukausen. uno zwar Leute mit vielen Kindern, ihrem Beruf na-li voraussichtlich vermögenslos und vom Lande stam mend, weil dir Landleute im Kriege am meisten zn leiden haben, und — nach der Meinung Leg Bericht erstatter» — das menschenmögliche geschehen mutz, u"i die Leute auf dem Lande festzubalten. das Land nach dem Kriege io dicht wt« möglich zu besiedeln. Denn die Zukunft des deutschen Volkes liege zu drei Vier teln auf dem Acker, wie er wiederholt nachgewie'en habe. . . . Kurz, es ist ein Steckenpferd des Bericht erstatters, und Las Bezirkskommando mutz daran glauben, mutz eine lange Liste solcher Landarbeiter und Handwerker vom Dorfe, die im Felde sind, ans- stellen. Es Hai auch d ese Ausgabe in wenigen Tagen g« löst, das vortreffliche Bezirkskommando, nicht ohne dem Hrrrn unter die Nas« zu reiben, der Wievielte in der bunten Reihe jenes vormittag« er gewesen und datz er die Absendung des wichtigen Briefes schließlich doch noch verzögert bat. Wae alle» kicr mit wahrheitsgetreu zu Protokoll gibt' Der erwähnte Kriegsberichterstatter Rndslk ». Kofchvtti.
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