Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914121801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914121801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-18
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Wenn -er Zeppelin über Warschau erscheint. Tin packendes Bild au» dem Leben Warschaus wahrend des Krieges zeichnet Toncetto Pettinato in der „Stampa": „Im ersten Augenblick möchte man glauben, dass man weiter träumt, daß man noch in dem unruhigen Halbschlaf liegt, an den man in diesen Nächten voller Alpdrücken gewöhnt ist. Drei matte Schläge, kaum wahrzunehmen, in weiter Ferne. Dann eine Pause. Es könnte auch ein Dienstmädchen sein, das an einem Fenster Teppiche ausklopft. Ein bißchen früh freilich für solche Hausarbeit. Es beginnt ge rade hell zu werden . . . Ein zweiter Schlag, schon ganz klar. Ich sitze im Bett auf. Nichts. Seltsam. Plötzlich dröhnen aus grösserer Nähe verschiedene Schüsse, schnell, nervös. Kein Zweifel: die Kanon«. Es klingt wie ein Sturmläuten, das man auf der Treppe des Tlockenturms zwischen den dichten Mauern hört. Die Kanone! Ich fühle einen leichten Druck über dem Magen, eine seltsame, angenehme Erregung. Es klingt gebieterisch, feierlich. Man muh sofort hin, aus. Streichhölzer, Strümpfe, Schuhe her! Es scheint, dah sie von den Forts von Wila. nowfeuern. Noch zwei Schüsse, es ist kein Scherz. Seltsam, die Nachrichten von gestern klangen so gut! Wir glaubten sie fern und an ganz anderer Stelle. Aber verlaht Euch nur auf diese Meldungen! Wo habe ich nur die Krawatte hingelegt? Das Feuer wird lebhafter, breitet sich aus. Ich werf« einen Blick auf die Straße: sie ist verlassen, schweig, sam. Ich laufe über den Korridor zur Tür meines Wirts. „Hört Ihr?" „Ich höre." „Das sind sie, die Preuhen." „Teufel auch." „Ein höllisches Feuer." Man beginnt die Stimmen der verschiedenen E«- schütze zu unterscheiden wie bei einer Unterhaltung. Etwas lebhaft, die Unterhaltung. Eins hat einen lauten und Hellen, musikalischen Klang. Ein anderes klingt dumpf wie ein falsches Geldstück. Einig« hinterlassen in der Luft ein langes Nachzittern wie bei einer großen Glocke. Dann sind wieder dumpsere, die schnell und kurz schlagen wie ein erregtes Herz. „Sie werden nicht ausgehen, hoffe ich." „Zch muh doch sehen. Mir scheint, sie sind schon in der Stadt." „Ein Grund mehr, nicht auszugehen." Ruhig zündet sich mein Wirt ein« Zigarette im Bett an, um be quem zu überlegen. Er ist friedlich und auf alles, was da kommt, gefaßt. Die Scheiben zittern. Unter dem Balkon ist die Straße noch immer leer. Der Tag wird Heller. „Wie spät ist es?" „Fast 5", ant wortete der Wirt mit einem Seufzer. „Ich könnte nach wieder einschlafen, und wenn Sie nicht gekom men wären, hätte ich es gar nicht gehört." „Ent schuldigen Sie." Beneidenswert. Jetzt setzen die Maschinengewehre ein. Sie scheinen ganz nah. Ein Hagel von Hellen trockenen Schüssen, die etwas Freches und Hysterisches haben. Man sieht nichts, wie bei den Theaterschlachten, deren Lärm hinter den Kulissen gemacht wird. Der Himmel wird immer leuchtender, wie mit Goldstaub übersät, «r sieht gar nicht drol-end aus. Jetzt entschließt sich auch mein Wirt, ans Fenster zu kommen. „Ich begreife nicht. Wie ist das nur möglich? Sie sollten doch nach so fern sein." „Sie werden mit Eilmärschen ge kommen fein. Eine Ueberrumpelung." „Glauben sie?" „Es ist, als ob sie auf der Straße kämpften." „Jetzt auch Gewehrfeuer." Ein Mann ohne Hut rennt über die Strahe der neuen Brücke zu. Zch habe einen Augenblick die Bision der Schlacht an den Häuserecken, an den Fenstern — eines erbitterten, blutigen Ringens. Die schweren Geschütze der Zita delle krachen wie Donner . . . Zm Nebenzimmer beginnt «in Kind zu weinen, mir wird dadurch das Ernste und Außergewöhnliche des Ereignisses zum ersten Male bewußt. „M irscheint, erhandelt sich um einen Zeppelin." Zch hatte auch be reits daran gedacht, aber ich wollte es mir nicht gestehen. „Man sieht jedoch nichts." „Er wird niedrig fliegen. Oder vielleicht fährt er in der Ferne vor über, außerhalb der Schußweite." „Man glaubt aber doch wirklich den Lärm des Kampfes auf den Straßen rn hören?" „Trotchcm . . ." Ausritt g mir wäre es jetzt fast lieber, ich sähe an der Straßenecke die Prcußenhclme auftauchen. „Hören Sie, wie das Feuer im Kreise herumgcyt?" Es ist schrecklich, nichts zu sehen. Plötzlich erblickt das Kind den Feind. „Dort, dort! Zur Rechten, zwischen den beiden Hügeln." Schnell das Fernglas her. Zn der Tat, in dem vergoldeten Dunstschleier schwimmt etwas schwach leuchtendes, unsichtbar. Er rückt langsam gegen den Wiener Bahnhof vor. Seltsam, wie man es wenig lieht! Es ist, als wär« cs in die Luft gezeichnet und dann mit dem Finger ausacwischt. Die Kanonen feuern weiter, aber es ist Munitionsverschwendung! S'c scheinen mir plötzlich ein wenig lächerlich . . . „Zch komme bald wieder." „Wohin gehen Sie? Haben Sie acht! Die Bomben!" Zch stürze hinaus. An der Straßenecke tref'e ich einen Wagen in voMer Fahrt mit einem Offizier darin, der in die Luft starrt. Er eilt zur Station, ich laufe auch dahin . . . Plötzlich kommt von oben her ein Brau, sen. Wirklich, das ist er. Er fährt schräg in geringer Höhe. Er ist so leicht am Himmel, daß man, wenn man ihn betrachtet, ein Gefühl hat, als würde man in die Höhe gehoben. Die sich drehende Schraube glänzt . . . Verschwunden . . . Tin wilder Lärm bricht jenseits der Marschalkowska los. Wahrschein lich eine Bombe Plötzlich werden die Kanonen schwächer, wie Hunde, die müde werden, zu heulen. Allmählich tritt Schweigen ein ... Später laufen lsserüchte über das Ereignis durch die Stadt. Die Zeitungen am Abend sind stumm. Sie warten darauf, daß sie die Nachricht, zurechtgemacht und verbessert, von Petrograd erhalten . . Letzte Depeschen und Ferrrsprechmeldirugeir. Weitere Seschtüfte -es Sun-esrat». Berlin, 17. Dezember. Amtlich wird gemeldet: Zn der heutigen Sitzung des Bundesrates gelangten zur Annahme: Aenderung des Gesetzes betr. die Höchstpreise vom August 1914 usw., die Vor lage betr. Aenderung der Preisliste für Arznei- mittrl, die Vorlage betr. Aenderung der Ge bührenordnung für die Untersuchung des in das Zollinland gehenden Fleisches, der Entwurf von Bestimmungen über die Verwendung der Reichs- mittel, die für die von den Gemeinden eingerichtete Kricgswohl fahrt sp siege bcreitg, stellt sind, d?r Entwurf einer Bekanntmachung über die Ver tretung der Genossen in der Generalversammlung der Erwerbs- und Wirtschaflsgenossrnschaft sowie vsr Entnwrf «tM» vuranntmachanch b«tr. dt« Frist«« du« Wechsel- und Scheckrechts für Elsaß-Lothrtngen, Ost- Preußen usw. Berlin, 17. Dezember. Die Frist zur Erhebung des Protestes mangels Zahlung läuft der solchen Wechseln, die in Elsag-Lothringen, Ostpreußen oder in einem Teile Westpreußens zahl bar sind, nach den bisher erlassenen Bundesratsver ordnungen dann ab, wenn vom Ende der im Artikel 41 Absatz 2 der Wechselordnung bestimmten kurzen Protcstsrist an nicht nur di« aus Anlaß des Krieges durch die Bundesratsoerordnung vom 0. August 1914 gewährt« wrtttre Frist von 30 Tagen, sondern im Anschluß daran noch eine zusätzliche Frist von 126 Tagen verstrichen ist. Die Gesamtverlänge rung der Protestfrist beträgt hier also gegenwärtig 150 Tage. Die Verordnungen, in denen die zusätz lich: Frist von 120 Tagen sllr die Grenz gebiete beruht, sind jetzt vom Bundesrat aufge hoben worden. Nach der neuen Verordnung ist zu unterscheiden zwischen Wechseln, b:i denen der Zahlungstag noch vor dem Schluß dieses Jahres eintrttt, und solchen, bei denen er erst später eintritt. Die noch in diesem Jahre fällig werdenden od:r seit Ausbruch des Krieges schon fällig gewordenen Wechsel können b i s zum Ablauf von 5 Monaten nach dem Zah lungstag protestiert werden. In keinem Falle soll jedoch, was für die im August verfallenen Wechsel von Bedeutung ist, die Frist vor dem Ablauf des 1. Februar kommenden Jahvrs enden. Was die Be rechnung der Frist im einzelnen betrifft, so ist nicht ein« fünfmonatig« Verlängerung der in der Wechsel ordnung vorgesehenen kurzen Protestfrist vorgesehen, sondern eine Eesamtprot; st frist von fünf Monaten vom Zahlungstage an be stimmt. In den in Frage kommenden Grenzgebieten läuft damit die Protestfrist für die im alten Jahre fälligen Wechsel nicht vor dem 1. Febniar 1915, für die im neuen Jahre verfallen den nicht vor dem 31. Mai 1915 ab. Von den in Westpreußcn zahlbaren Wechseln sind, wie bisher, berücksichtigt, die in den Kreisen Marien burg, Elbing Stadt und Land, Stuhm, Marien werder, Rosenberg, Graudeuz Stadt und Land, Löbau, Kulm, Straßburg, Thorn Stadt und Land zahlbaren Wechsel, sowie solche im Kreis Danzig zahlbaren Wechsel, die als Wohnort des Bezogenen einen Wohnort angeben, der in Ostpreußen oder in einem der bezeichneten westpreußischen Kreise ge legen ist. Nam einer weiteren die Genossenschaften betreffenden Verordnung des Bundesrats soll, falls in einem Kriegsgerichtsbezirke ein, wenngleich nur vorübergehender Stillstand der Rechtspflege ein getreten ist, die Aussche idung von Genossen schaftern aus der Genossenschaft auch ohne Ein tragung wirksam werden. Dabei soll, um Be weisschwierigkeiten zu vermeiden, nicht kontrolliert werden, ob trotz des Stillstands der Rechtspflege die Eintragung etwa noch möglich gewesen wäre. Die Verpflichtung des Vorstands zu den für die Ein tragungen erforderlichen Anmeldungen bleibt jedoch unberücksichtigt. Eröftnung -er Ausstellung für Venvun-eten- un- Krankenfürsorge. Berlin, 17. Dezember. Heute mittag wurde in der Kuppelhalle des Reichstagsgebäudes die Ausstellung für Verwundeten- und Krankensür'orge im Krieg« in Gegenwart der Prinzessin Eitel Friedrich feierlich eröffnet. In Ver tretung des stellvertretenden Reichskanzlers Erzellenz Delbrück, der dienstlich verhindert war, war Mini sterialdirektor Lewald erschienen. Von den Ver tretern hiesiger Reichs- und Staatsbehörden waren ferner erschienen die Minister des Innern und des Kultus und die Unterstaatssekretäre Drews, Eonze. Dr. Cools sowie der stellver tretende Kriegsminister v. Wandel; von anderen hervorragenden Persönlichkeiten Geheimrat v. Hansemann, Professor Israel, Geheimrat Busley, Präsident der ständigen Ausstellungs kommission. sowie der Polizeipräsident von Berlin v. Jagow. Der dem Ernst der Zeit entsprechende feierliche Akt wurde durch einen Gesang des Dom chores eingeleitet, dem sich Fräulein Margret zur Rieden mit Liedern anschloß. Zunächst be grüßte Generaldirektor Dr. Kirchner di« Erschienenen namens des Arbeitsausschusses. Zm Namen der Heeresverwaltung sprach sodann Generalarzt Dr. Palzow, hierauf ergriff der Generalstabsarzt der Marine Erzellenz o. Schmidt das Wort. Schließ lich begrüßte der Ehrenpräsident des Arbeitsaus schusses Herzog zu Drachenberg, Fürst zu Hatzfeld namens der freiwilligen Krankenpzlege die Erschienenen und erklärte sodann nach einem Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin die Ausstellung für eröffnet. Nachdem der Domchor und ebenfalls Fräulein zur Rieden mit ernsten Gesängen den Er- öffnunosakt geschlossen hatten, folgte unter Führung des Geschäftsleiters der Ausstellung. Assessors Schönecker, ein Rundgang der Prinzessin Eitel Friedrich und der übrigen Gäste durch die Ausstellung. krlegsfürsorge -er Sta-t Vresüen. Dresden, 17. Dezember. (Eig. Drahtber.) Die Stadtverordneten bewilligten heute abend, einem Antrag des Rates entsprechend, 3 Millio nen Mark für Zwecke der Kriegsfürsorge. Außer dem stimmten sie dem Ortsgesetze zu über die Nichtbobauung der Zwingeranlagen, die durch Vertrag mit dem Finanzministerium fest gelegt worden ist anläßlich der Bewilligung eines Beitrages von Vs Millionen Mark für den Galerie neubau. Das Ortsgesetz und der Antrag haben den Zweck, die dauernde Schönheit der Zwingeranlage, für die seinerzeit der nationalliberale Abgeordnete Hettner so lebhaft mit Erfolg eingetreten ist, zu sichern. Vertagung -er hessischen Kammern. Darmstadt, 17. Dezember. Die Kammern haben sich nach Erledigung der vorliegenden Ge setzentwürfe auf unbestimmte Zeit ver tagt. Am Schluß der Sitzung der beiden Kammern teilte der Staatsminister von Ewald noch folgendes Telegramm des Großherzogs mit: Wollen Sie den beiden Kammern der Stände meinen aufrichtigen Dank für die an mich ge richteten Worte zum Ausdruck bringen. Möge der wahrhaft patriotische Entschluß, die gewal tige Entfaltung einmütiger deutscher Kraft mit jedem Opfer bis zum endgültigen Liege fördern und unterstützen zu wollen, von Gottes Segen zu Deutschlands unantastbarer Größe gekrönt werden und möge es unserer ge meinsamen Arbeit gelingen, in meinem Hessen lande für alles »Gut und Blut, welches es freu dig und opferwillig für das große Werk ein gesetzt hat, neue Kraft und frisches Leben zu erwecken. Das ist der Wunsch, welche» ich aus tiefstem Herze« meinem geliebten Volke in schwerer und großer Zeit darbringe. Ernst Ludwig. Zürft Lütow über seine Mission. (r.) Mailand, 17. Dezember. Der Berliner Korrespondent der Turiner „Stampa" wurde vom Fürsten Bülow empfangen. Der Korrespondent er klärte sich in der Lage, Mitteilen zu können, daß die Mission Bülows über die ganze Kriegszeit dauern werde; er dementierte auch entschieden, daß Fürst Bülow die Aufgabe habe, Italien zur Beteiligung am Krieg an der Seite seiner Verbündeten zu veranlassen. Das Gerücht stamme von denjenigen her, die ein Inter- esse daran haben, Bülow von Rom fernzuhalten. die Kämpfe in Nor-po!en UN- Galizien. 's Gravenhage, 17. Dezember. (Eigener Draht be richt.) Der Petersburger Korrespondent des „Daily Chronicle" drahtet: Während an der Strecke Jlowo—Lowicz noch heftige Kämpfe tobten, haben die Deutschen abermals eine Umzinge lungsbewegung im Norden zur Bedrohung der rechten russischen Flank« ausgesiihrt, die Russen waren deshalb erneut zu einer Rückzugs bewegung gezwungen, zumal da ein sehr starker Truppenteil in der Richtung Kernoz nach Sohazew gegen das russische Zentrum »orgeworfen wurde. Am Bzurafluß entwickelte sich ein heftiger Kampf, in dem schwere deutsche Ar tillerie gegen die verschanzten Stellungen der Russen in Aktion trat. In Gal zien wurden stärkere Truppenabteilungen zur Rücken- und Flankendeckung gegen die durch die Karpathen anrückenden Oester reicher dirigiert, wodurch allerdings die russischen Streitkräfte bei Krakau etwas ge schwächt wurden. Siegesfeier in Lerlin. Auf Veranlassung des Oberkommandos in den Marken füllt heute Freitag aus Anlaß des ent scheidenden Sieges im Osten in sämtlichen Schulen Groß-Berlins der Schulunter richt aus. Di« Schüler und Schülerinnen müssen aber die Lehranstalten zu gewohnter Stunde auf suchen, da besondere Siegesfeiern abgehalten werden. Außerdem hat das Oberkommando ange- ordnrt, daß in Groß-Berlin geflaggt werden soll. Siegesjubel in Stuttgart. (r) Stuttgart, 17. Dezember. (Eigener Draht bericht.) Großer S i ege s j ub e l durchbraust die Sta>t anläßlich der neuesten Kriegsnachrichten. Von allen Kirchen klingt das Geläute der Glocken. Von den Dächern der Häuser wehen die Fahnen. Eine große Menschenmenge zog vor das Königs schloß und sang vaterländische Lieder. vle -rutsche Ztotten-emonftratkon vor -er englischen Küste. sr.) 's Gravenhage, 17. Dezember. (Eig. Drahtber.) Ueber den Ernst de» deutschen An griffs aus die englische Küste bringen Abenddepeschen jetzt mehr Einzelheiten. Eine Privatmeldung besagt, daß nach den „Daily News" in Scarborough jede Straße mehr oder weniger stark gelitten habe; eine Granate fuhr durch 3 Häuserdächer, deren Balken aus der Straße zerschmetterten. Zwei angli kanische und eine katholische Kirche sind schwer be schädigt. Di« Kraikenhausabteilung der Bade anstalt, in der belgisch« Soldaten lagen, wurde zer stört, doch niemand ernstlich verletzi. Die Gas behälter zu Hartlepool waren prächtige Zielscheiben; in zwei Minuten waren sie durchlöchert, das ausströmende Gas entzündete sich, worauf «ine Explosion erfolgte. Da, Zollhaus und zwanzig Be- amtenhäuser wurden zerstört. Häuser in der Nähe des Bahnhofe«, der nur leicht beschädigt ist, haben stark gelitten. Der westliche Teil der historischen Abtei liegt in Trümmern. In Hartlepool sind vierzig Häuser völlig dem Erdboden gleich gemacht, Große Geschäftshäuser haben Löcher wie Eisen bahntunnels. Verschiedene Geschoss« explodier ten nicht, so daß man 39-Zentimeter-Kaliber der deutschen Geschütze feststellen konnte. Vie Verluste -es englischen Expe-itionskorps. London, 17. Dezember. Das N-' te . B lrv meldet, daß das -ngiische Expeditionskorps bis zum 14. Dezember 3871 Offiziere ver löre» habe, nämlich 1133 Tote, 222', Verwun dete, 513 Vermißte oder Gefangene. Bis zum 11. November hatten die Verluste 2420 Offi ziere betragen. Die Verlustliste nennt 15 Ge nerale, 108 Obersten, 322 Majore, 1123 Hauptleute und 2303 Leutnants. Vie Minengefahr in -er Nor-fee. London, 17. Dezember. Der Dampfer „City" brachte in Tyne 12 Ueberlebende des Dampfers „Elterwater" ein, der gestern nachmittag durch eine Mine in die Luft gesprengt wurde. Die Mannschaft der „City" sagt auS, daß sie später noch zwei Dampfer habe in die Luft flie gen sehen. Vie hin-us in Frankreich erfahren -ie verkün-ung -es Heiligen Kriege». Zürich, 17. Dezember. Der „Matin" veröffent licht ein Faksimile von Aufrufen in Sanskritschrift, die die deutschen Flie ger auf die Schützengräben der Hindus herab geworfen haben. Die Aufrufe teilen den Hindus nach der Uebcrsetzung des Sanskritforschers Levy die Proklamation des Heiligen Krieges mit. Sulgarien erteilt -em Vreiverban-e abermals einen Kord. sr.) Sofia, 17. Dezember. (Eigener Draht bericht.) Die hiesigen Gesandten d«r Entente mächte haben vor einigen Tagen in offizieller Form der bulgarischen Regierung folgende Vorschläge gemacht: 1. Der Dreiverband stellt Bulgarien gewisse Gebietsabtretungen als Entschädigung in Aussicht, fall, Bulgarien seine Neu tralität auch auf Rumänien und Griechenland für den Fall ausdehnt, daß diese beiden Staaten sich zu aktivem Eingreifen in den Kri«g auf der Sette des Dreiverbandes ent schließen würden. 2. Die Entschädigung würde eine nam hafte Erhöhung erfahren, wenn Bulgarien sich bereiterklärt, aktiv gegen die Türkei oder gegen Oesterreich-Ungarn vorzu gehen. In diesem Fall würd: Bulgarien auch auf die finanzielle Hilf« Großbritanniens rechn«« dürfen. Diese vorschläg« wurde« von Bulgarien ent» schieden abgelehnt, da di« bulgarische Re gierung bestimmt« Nachrichten hätte, daß weder Serbien noch Griechenland oder Rumänien sich zu den von Bulgarien beanspruchte« Gebietsabtretungen bereiterkliirt hätte«. kußlan-s Zinanzschivierigkeitra. Petersburg, 17. Dezember. Zn einer im Finanz Ministerium unter dem Vorsitz des Finanzmintsters abgehaltenen Konferenz, an der Abgeordnete des Bürsenkomitees und der grüßten Banken beider Hauptstädte teilnahmen, wurde sestgestcllt, daß die mißlichen Umstände für den nationalen Kredit beinahe überwunden seien, daß die Handels bezieh» na en mit den befreundeten und neutralen Ländern eingeschränkt seien und daß neue Mittel und Wege für die Ausfuhr lebhaft gesucht würden. Es ergaben sich einige lnur? D. Red.) Schwierigkeiten aus Mangel an ausländischen Zahlungsmitteln, die für die Einfuhr von Rohstoffen für industrielle Erzeug nisse erforderlich sind, wie z. B. von Baumwolle. Wolle und Kautschuk. Glücklicherweise seien die aus ländischen Häuser damit einverstanden, die Zahlung in ausländischer Währung zu stunden. Nichts destoweniger werde der Finan'ml"isier. der alle Maß nahmen treffe, um seine Barbestände im Auslande aunufüllen. nicht verfehlen, einen angemessenen Teil dieser Hilfsmittel der nationalen Industrie zur Ver fügung zu stellen. Zn der Konferenz wurde schließ lich gewünscht, daß der Flnanzminlster die Aus fuhr erleichtern möae. indem er den Expor teuren einen Kredit bei der Staatsbank eröffne, und ferner leine Hi^ie d"»l leihe, um e'n Abkommen mit aussändischen Banken in Geschäften mit aus ländischen Zahlungsmitteln herzustellen. Nussiges Preisausschreiben über -ie verwen-ung -es Alkohols l Petersburg, 17. Dezember. Da» Finanzministe rium bat bedeutende Mittel bewilligt für die Orga nisation eines internationalen (!) Wett bewerbs zur Auffindung neuer Gebiete der t e ch- nischen Verwendung von Alkohol. Für Entdeckungen auf diesem Gebiete sollen Preise bis zu 100 WO Rubel bestimmt werden. Türkisches Vemeati eines russischen Ein bruchs in -ie var-anellen. Konstantinopel, 17. Dezember. Das Osmanische Jnformationsbllo dementiert amtlich in katego rischer Weise di« Gerüchte, wonach die Darda nellen von den Russen, die angeblich in diese ein gedrungen seien, beschossen worden seien, oder daß die Russen Trapezunt neuerdings bombar diert hätten. — Das Osmanische Informations büro erhielt aus verschiedenen Städten Anato liens Telegramme, in denen Bewunderung für den Heldenmut der deutschen Marine in der Schlacht bei den Falklandinseln ausgedrückt wird. Vie , schwarze Lifte* -er Selgier. Brüssel, 17. Dezember. Unterm 11. Dezember hat das Neuterbüro aus Paris gemeldet: Ein neuer Be weis dafür, daß die Deutschen beim Einbruch in Belgien mit Vorbedacht zu Werke gingen, wird da durch erbracht, daß sich eine schwarze Lifte vorgefunden hat, auf der die Namen bekannter Belgier vorkamrn. Diese Liste war vor einem Zahle durch den Zen trumsabgeordneten für Köln Karl Trimborn aufgestellt worden, der gegenwärtig der deutschen Zivilverwaltung in Brüssel angehört. Hierzu erklärt Zustizrat Trimborn folgendes: „Freilich habe ich vor Jahresfrist anläßlich des Todesfalles meines Schwieger sohnes eine Zusammenstellung der Adressen meiner in Belgien wohnenden zahl reichen Verwandten und näheren Be kannten behufs Versendung von Todes anzeigen gemacht. Einen anderen Zweck hat diele Zii'awmenstellung niemals gehabt. Eine andere Liste habe ich niemals ausgestellt, namentlich keine schwarze Liste", die ich an irgendeine Person oder Stelle Hütte gelangen lassen. sgez.) Trimborn, Zustizrat." Explosion im Kaiser-Vilhelm-Inftitut. Berlin, 17. Dezember. Im Kaiser-Wilhelm- Justitut in Dahlem explodierte ein Glasgefäß. Der Abteilungsvorsteher Professor Dr. Otto Sackur wurde durch Glassplitter so schwer verletzt, daß er wenige Stunden nach der Katastrophe verstarb. Dem Stellvertreter des Direktors, Professor Dr. Gerhard Jost wurde die rechte Hand ab gerissen, er befindet sich im Krankenhause in Lichterfelde Der Direktor, Geheimrat Prof. Dr. Fritz Hader, der im Augenblick der Explosion den Raum betrat, ist unverletzt geblieben. Das Gebäude und der Raum haben keine Beschädigungen erlitten. IuU«8 Mütlmvr» Kaiser!, ouck lisni^l. llok-pl»uokort»sadrllt nut riüxsi M riLllivo». tuinmttn >1! m mlti VeüinMirmninr. n!«M » ürüssel 1VI0 voll äow.,Or08SSa kreis" —- - GG» Lelpal» 1S1L (Intern. v»uk»ok»u»»1«!Iuur) liünixl. 8iieii8. 8tsstMvi8 UM- Unser, gestrig« Ab«adau»gab« »mfatzt 4 Sette», di« vorliegend« A»»»ab« 12 Seite», zusamme» tv Zeiten. KauvtschnsUeirrr: Lr. Beruh. Wrltrnberarr. Pkrannvolllich« Lchr,stle,ier: für Politik Tr. Brno Günther; für die vanoelSzeitung Tüalthrr Lchindter; für V«lp»iger und i'Zchsiichc Angelegenheiten Arnel» güut«; lär Kunst und Äillen- ichaft Er. Frtrhrich -«brecht: tu» Musik Guge« Leänih; Gericht g. Huurleth; kür die Arife«, Lider« und Verkehr» eilung ru»»l» »eher. — gar den »N^I,enteil Helur. Buller. Verla,: Letv»i««r ru««htut». »«ieUlchai« mit beschränkter haslun». Druck: Fischer ch Kürftrn. Sämtlich in Leivtig. Zuschriften sind nicht periänlich ,i, adressieren, sondern an den Verla;, di« Vedultio» »drr dir Gelckästrftell« dr« Leipziger Tageblattes. GeseUichast mit beschränkter Haltung. »u richten. U«»,rl«»,t»n Manul»,tht«, E lkK da» «ück- Port» deiiafS-rn. Für^kfb«^hrrm,^ind Nicket« »ich lein,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)