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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141211013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914121101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914121101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-11
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. S2S. M»rarn-Nus«»vr. neutralen Balkan st aaten zu einem Ein. greifen in den gegenwärtigen Konflikt zugunsten des Dreiverbandes zu veranlassen, als ge scheitert anzusehen. Die Bulgarien gemachten Versprechungen erscheinen als nicht geniigend, und gleiche Schritte in Bukarest versagten gleichfalls. Auch in Athen sckjeint man keine Neigung zu ver spüren, zugunsten Serbien» einzugreifen, zumal für Griechenland, wie bereits betanntgegeben, nur dann eine Biin-nispflicht gegenüber Serbien versiegt, falls dieses von Bulgarien angegrissen wird. Demnach srlx'int Serbien seinem Schicksale end gültig anheim zu fallen. Budapest, 10. Dezember. Der „Bester Lloyd" lägt sich aus Sofia melden, daß die B e m ü Hungen des Dreiverbandes um die Gunst Bul gariens in einer TKrdalnoie gipfelten, in der Bulga ricn territoriale K o m p e ir s a 1 i 0 ne n versprochen wurden für den Fall weiterer strikter "Neutralität und weuere Kompensationen für Len Fall eines Ciugreisens zugunsten des Dreiverbandes. In bezug hieran' wird daraus hingewiejen, daß der rechtmäßige Besitzer der abzutrrtenden Ter ritorien keinerlei Behandlungen mit Bulgarien begonnen habe. Wenn man die Anschauungen der gesamten Oeiientlichleit beurteilen lann, dann wird man auch über die Antwort aus diese Anerbieten nicht im unklaren sei». Bulgarien vor -em Einmarsch in Mazedonien? Budapest, tu. Dezember. Wie „Az Eft" au» Sosia meldet, wird in dortigen maßgebenden Kreisen als bestimmt angenommen, daß die bul garische Armee schon in kürze st er Zeit Be seht erhalten wird, in Serbisch-Mazedonien e i n z « m a r s ch i e r e n. Nachdem dies von den Dreiverdandmächien als ein kriegerischer Akt gegen sie betrachtet wird, ist anzunehmen, daß die Ge sandten des Dreiverbandes sofort nach diesem Er eignis die diplomatischen Beziehungen mit Sofia abbrechen und die bulgarische Hauptstadt ver lassen werden. Rumänien verbietet russischen Truppendurchmarsch. Der „Mein Wests. Ztg." wir- aus Pera ge meldet: Die rumänische Negierung lehnte die For derung Rußlands, russische Truppen durch rumänisches Gebiet »ach Serbien durchziehen zu lassen, a b. Russische Minensperre im Schwarzen Meer. Petersburg, lO. DezcmG'r. sMeldung der Peters burger Tel Agentur.) Die Regierung kündigt an, daß sie sich genötigt sehe, vor den russischen und tür- lischen Küsten und Haien de» Schwarzen Meeres Minen zu legen und daß sie für Un fälle neutraler Schisse nicht haften könne. Vie Unruhen in Rußland. Rom, lt>. Dezember. Ein italienischer Kaufmann, -er aus Odessa nach Messina zuritzkkshrte, überbrachte einen Privatbrief, aus dem die „Viktoria" folgendes mitteiU: Die offiziellen Ausstreuungen über be friedigende innere Zustände Ruß lands, über Einigkeit, Lpferwiliigkeit und Loyali tät sind lügenhaft. Seit Ausbruch dre Krieges hat die antizaristische und r c v o l u t i o n ä r e P r o- paganda, namentlich in Klcinrußland, l»eständige Fortschritte gemacht. — I ek <r t e r i n o » l a w ist der Hauptherd der Bewegung. Bezeichnend ist, daß niemand in der Ukraine den "Ra m e n ..Petrograd" gebraucht. Der Briesschreiber wundert sich, daß ivgar die feindlichen und Sie neu iralen Länder sich der tendenziösen russischen Na mensänderung gehorsam unterwerfen. -- In Er c o r gien lrerrscht eine große Gärung unter den Musel manen. Die revolutionären Parteien sind noch un einig, ob sie sofort oder nach dem Krieg« handeln sollen. („V. Z") Russischer Gewaltakt am türkischen Konsul in Urmia. Konstantinopel, Ui. Dezember. Wie von zuoer- läsnger Seite gemeldet wird, sind die russischen Meinungen unö Stimmungen in Amerika. Rach einem Schreiben von George Lüdcrs- Rcw Pork. II. Die großen Fragen nun, auf rullche die Amerikaner das me'jK Gewicht legen und die sich immer zuerst vordrängen, find zu nächst: Wer yat den Krieg a»gefangen? und dann die Verletzung der Neutralität Belgiens! Das zuerst 'rjchienene englische Wäßbuch ist. wie Dr. Dern bn rg sehr richtig bemerkt („The Sun" II. Oktober) wahr, „tn dem, was es bringt , da es aber gewisse wichtige Dokumente einfach nicht bracht?, gewinnt man beim Lesen d »selben die Ansicht, es sei Deutschland, das den Krieg begonnen l-abe. Auf dies: Weise sind beabsichtigte Verdrehungen zustande gekommen und nachweisbar, und Las gleich! gilt von dem russischen Orangebuch und dem belgischen Granduch. Das deutsche Weißbuch, lveiches hier von drüben aus allgemein verbreitet wurde, wird leider von den Amerika».'»» unbeachtet, ungelesen od.r anae- ziveifelt beiseite gelegt, d'nn die Ansicht, daß Deutsch land der schuldige Teil sei, sitzt noch zu tief bei ihnen, und obgleich cs viele gibt, besonders unter den bess.'ren Aincrilanern, die anderer Ansicht sind, so ist deren Zahl doch eben noch s.-hr gering im Ver gleich zu der großen Masse. Die beschichte späterer Zeiten wird auch hier wohl erst di: wirklich authen tisch« Aufklärung bringen. Immerhin ist ein Interview für die Amerikaner von großem Gewicht, welch:» Henry Whitr bei seiner Rückkehr von Europa gab. („Timr»". !» September ) Mr. Henry White war früher Sekre. tär der amerikanischen Bolsämst in London, dann amerikanische GesandUr in Italien und schließlich in Frankreich, er ist Mer -er höchststehenden und be kanntesten Amerikaner und kehrt« gerade von Deutschland »ueück. Leipziger Militärbehörden gewaltsam in das türkische Konsulat in Urmia eingedrungen und haben den Konsul unter unerhörten Grausamkeiten nach Tiflis gebracht. Einige persische Geschäftsleute wurden in Anklagezustand verseht, unter der Beschul digung. den Kurden Munition geliefert zu haben Bus -er Sotfchast -es Präsidenten Wilson an -en Kongreß. Washington, IN. Dezeml>el In der Botschaft des Präsidenten Wilson an den Kongreß heißt es weiter: Wir besitzen woyl genügend Hilfsquellen, aber wir haben oen großen Irrtum begang««, die Ent wickelung unserer Handelsmarine 'N verhindern. Um diesem Mangel, der sich gerade jetzt sehr empfindlich zeigt, abzuhelfen, schlagen wir den Ankauf aus ländischer Handelsschiffe vor. Hinsicht ich der Landesverteidigung sagt die Botschaft: Wir sind zwar gerüstet, wir müssen uns aber in der Stunde der Gefahr auf die maile n geübte Bürgerschaft verlassen. Die richtige Politik ist, ein System zu schaffen, durch das jeder ireiwillia sich meldende Bürger mit dem Gebrauch der Waffen «sw vertraut gemacht wird. Das ist aber das Aeußersie, was gefordert werden kann. Ein» starke Flotte haben wir immer als wichtiges Verteidiqungsmittel angesehen. Aum ^usiizmor- an -em Konsul Bhlers. London, 1ä. Dezember. Das Preßbureau teilt zu dem Prozeß gegen den deutschen Konsul Ahlers mit, daß die Verurteilung zum Tode das einzige Urteil war, das der Richter rechtmäßig fällen konnte, nachdem Ahlers des Hochverrats schuldig befunden worden war. Falls die höhere Instanz das Urteil bestätigt, kann der Staatssekretär des Innern eine Aenderung desselben in Zwangsarbeit oder Gefängnis empfehlen. lWar denn das aber wirklich „Hochverrat", was Konsul Ahlers getan'? Die Red.) Hamburg, 10. D^ember. sEig. Draht der.. Der deutsch« Konsul Ahlers, der von einem eng. lischen Gericht wegen Hochverrats zum Tode ver. urteilt ist. weil er dentsckren Landsleuten zur Flucht aus England verholfen hat, hat im Verhör geäußert, daß er naturalisiert sei. aber in seinem Herzen ein Deutscher geblieben wäre. Die Richter konnten auf Grund der bestehenden Bestimmungen nur das Todesurteil aussprcchen, rieten aber selb't zur Einlegung der Berufung. Nach der Revision wird voraussichtlich das Urteil, selbst wenn es be stätigt werden sollte, vom Minister des Innern in Zwangsarbeit umgewandelt werden. Wie ver laut:! ist Ahlers aus Hamburg gebürtig und hat auch in Hamburg noch Verwandte. Er lebte seit Al Jahren in Engla nd und hat sich bereits tm Jahre 1005 dort naturalisieren lassen. Er ist auch mit einer Hamburgerin verheiratet und Vater von drei Kindern. Bei seiner Verhaftung hat man zu nächst a u ch se i n : Familie mit ins Gefängnis geworfen, doch sind feine Frau und Kinder später wieder freigelasscn worden. Eine Unterre-ung mit Liman von San-ers. Budapest. 10. Dezember. ..Pesti Hirlap" veröffent licht eine Unterredung seines Konstantinopeler Korrespondenten mit dem Chef der deutschen Militär mission, Generalleutnant Liman von Sanders, der ausführte: InAegypten stehen bis jetzt nur türkische Vortruppen. Desto erfreulicher ist es, daß diese schon große Erfolge errungen haben und ihre Vorpostcn bis zum Suezkanal vorgedrun gen sind, doch ist die Lage in Aegypten nicht leicht, denn die Engländer kämpfen nicht bloß mit Soldaten, sondern auch mit Geld, Be stechung und Spionen. Durch die draht lose Telegraphie sind sie in steter Verbin dung mit der Flotte. Sie können jeden Schritt der Türken überwachen. Wir können jedoch mit Recht hoffen, daß wir trotz aller Hindernisse mit den Engländern in Aegypten fertig werden. Die Stimmung ist ihnen nicht günstig. Es werden unausgesetzt kleinere oder größere Aufstände ge meldet. Die türkische Armee hat sich seit dem Balkankriege sehr gebessert, insbesondere hat man Sorgfalt darauf verwendet, daß der Verpslegungs- und Sanitätsdienst tadellos funktioniert. Auch mit dem Minister des Innern Talaat B e i hatte der Korrespondent eine Unterredung. Der Minister sagte: Wir sind mit allen neutralen Staaten Tageblatt. in einem ausgezeichneten Verhältnis- mit Bulga- rien verbindet uns enge Freundschaft. Nachahmenswerte» Sesipiel. Der Oberpräsident der Provinz Hannover hat laut „Hann. Tour. ' durch einen Erlaß die Landräte der Provinz ersucht, bei den L a nd w i r t e n, die Kar toffeln zu rück halten, diese mit Beschlag zu belegen. Austritt aus -er Internationalen preß'Moziation. Dresden, 10. Dezember. lE i g. Drahtmeld.) Der Verein Dresdner Presse hat seinen Austritt aus der I n t c r n a t i on a le n Pr e ß- Assoziation erklärt, weil er es mit seiner vaterländischen Gesinnung und Ehre für unvereinbar hält, länger« Gemeinschait mit der deutschfeindlichen Presse zu unterhalten, die in den vergangenen Monaten einen Lügenseldzua gegen uns geführt hat, und weil nach Friedcnsschluß ein Zusammenarbeiten mit der Press« unserer Feinde ausgeschlossen erscheint. Ein Serufskonsul unter -er Anklage -er versuchten Spionage. Am 18. Dezember verhandelt der 2. Strafsenat des Reichsgerichts gegen den früheren fran zösischen Bernfskonsul George Fuchs aus Nürn berg und oen Tiefbauarbeiter, früheren Seejoldaten ersten Aufgebots Georg Schwanz! aus Amberg, Vie des versuchten Verrats militärischer Geheimnisse an geklagt sind. Eilerae Kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen: der Hauptmann der Reserve und Bataillonsführer Karl Schell, Mitinhaber des Bankhauses Hugo Schell in Stettin (1. Klasse), der Berliner Aero naut Dr. Hermann Elias. Mitglied des Ver eins deutscher Sportpresse (1. Klasse), der Fluglehrer Feldwebel der Reserve Erich Kulisch aus Ber lin sl. Klasse, er erhielt di' Auszeichnung vom Kaiser persönlich überreicht), der Sanitätsunteroffi- zier im Reseroe-Infanterie-Regiment 10:> Erich Winkler aus Werdau, der Kriegsfrciwillia« im Reserve Jäger-Bataillon Ni Stud. rer. math. Paul Schneider, Angehöriger des Korps Franconia in Freiberg, der Kriegsfreiwillige Gefreiter im In- ianterie Regiment 182 Dachdeckermeister Siebert aus Freiberg, der Leutnant der Reserve Dr. jur. Arinin Kahl, Stadtamtmann in Plauen. Sohn des Bismarckhistorikers Studienrats Dr. Horst Kohl in Leipzig-Co., der Gefreite Lehrer Ernst Quell, der Landwehrmann Bernhard Wunderlich, sämtlich aus Plauen, der Leutnant der Reserve Kurt Zshmisch, Sohn des Rosenziichtereibesitzers Roderr Zehmiich aus Weischlitz, der Offizierst.'llver- treter Paul Fröbisch, Referendar aus Auerbach, der Gefreite Otto Kraft aus Pausa (unter gleich- zeitiger Beförderung zum Unteroffizier), der Offi- zierstellvcrtretrr Walter Schlatt aus Klingcn- rkal (bereits mit der Friedrich - August- Medaille in Silber ausgezeichnet), der Gutsbesitzer Ernst Ebert aus Rebesgrün, der Stabsarzt von der Heyden aus Greiz, der Ser geant im Reserve-Infanterie-Regiment 66 Martin P ferj^r »u». Leutnant Ler-Reservi: im Iniantcrke-Regimertt M-^Kand. jrrr: Willi Mar graf. der Leutnant der Reserve Dr. Gerth, beide Angehörige der Burschenschaft im A. d. B. Lheruscia- Iena, der Lffizierstelloettreter im bayr. Infanterie- Regiment 19 Dr. phil. Otta Wille, Sohn des Optikers Karl Wille in Jena, der Oberst Lan dauer (1. Klasse), der Major von der Haardt im Feldartillerie-Regiment 47 in Fulda (1. Klasse), der Vizefeldwebel der Reserve im Reseroe-In- fanterie-Regiment 107 Heinrich Hoßfeld. Sohn des Geh. Iustizrats Hoszfeld in Meiningen (Kriegs teilnehmer von 1870/71), der Leutnant im In fanterie Regiment 95 Schweitzer (er erhielt außerdem das Ritterkreuz 2. Klasse des Sachsen- Ernesttnischen Hausordens mit Schwertern), der Oberleutnant im Landwehr-Infanterie-Rcgiment 82 Amtsrichter Köhler aus Auma, der Oberarzt im Feldartillerie-Regiment 7 Dr. H a n s N o c c o, Sohn des Universitäts-Tanzlehrers Emil Rocco, der Kriegsfreiwillige Gefreite tm Fcldarrillerie-Regi- ment 75 Feine, Sohn des Geh. Konnstorialrats Professor I). Feine, der Stabsarzt in einem Feld lazarett im Osten Dr. Flinzer, Sohn des Lehrers emer. Flinzer der Kriegsfreiwillige Gefreite im Feldartillerie-Regiment 75 Georg Ebeling, Vorstandsmitglied des Bürgerveretns Halle-Nord (sein jüngerer Bruder erhielt die gleiche Auszeich- ^reltag, 11. Dezember 1914. nung vor 14 Tagen unter gleichzeitiger Beförderung zum Vtzewachtmeister, der Vater erwarb sich 1870/71 das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse), sämtlich aus Halle, der Leutnant der Reserve Berthold Eng ler, Depositenkassenvorsteher der Commerz- und Diskonto-Bank in Berlin, der Bürgermeister Dr. Schweikert aus Baden-Baden, der Sohn des Oberbürgermeisters von Baden-Baden, Fahnenjunker Riesel, der Osfizierstellvertreter Kand. jur. Ru dolf Bergemann aus Berlin (unter gleich zeitiger Beförderung zum Leutnant). Zürs vaterlan- gefallen. Wie aus den Familiennachrichten der vorliegen den Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starben den Heldentod fürs Vaterland: der Oberleutnant d. L. Dr. Curt Dittrich, Eerichtsassejsor,, und der Leutnant der Reserve und Kompanieführer im Infanterie-Regiment 105 Dr. jur. Max Th, Heymann, Rechtsanwalt. Ehre ihrem Andenken! weitere Mel-ungen. In Budapest sind die Höchstpreise in Kraft getreten. In Weizen und Roggen wurden einige Waggons gehandelt. Das Reutersche Büro meldet aus Tokio: Das japanische Budget rechnet mit einer Aus gabe in Höhe von 55600000 Pfund Sterling. Der Rückgang der Einnahmen um 8100 000 Pfund legt ihm die Notwendigkeit einer Verminde rung der Ausgaben für innere Zwecke auf. * Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Pri sengerichtsordnung. Danach wird ein Prisen gericht erster Instanz in Pola und ein Oberpri'en- aericht als zweite Instanz in Wien ani Sitze des Kricgsministeriums eingesetzt. * Ein Irade des Sultans ruft die türkische Kammer für den 14. Dezember zusammen. Vas Hindenburgfihe „Vakuum'. Die Einnahme von Lodz durch die deutschen Truppen hat die Möglichkeit eines allgemeinen Rückzuges der Russen auf ihre Festungslinie War schau-Iwangorod nähergerückt, zumal da auch ihr linker südlicher Flügel als bedroht ersck>eint. Unter diesen Umständen gewinnt ein Artikel an Gewicht und Aktualität, den Dr. N. Hennig-Berlin in der „Frankfurter Zeitung" unter der Urberschrist „Die Bedeutung der Eisenbahnen für dis Entscheidungskämpfe in Polen" veröffentlicht. Er läßt den Zusammenhang zwischen dem großen strategischen Rückzug der Verbündeten und ihrem neuen Vorstoß erkennen und gibt ein interessantes Bild von d.'n als wahrscheinlich gelten den Absichten der deutschen Heeresleitung, wie von Mitteln, die ihren Erfolg sichern sollen. In dem Artikel wird n. a. ausgefllhrt: „Mit knappen, nüchternen Worten hat es Hin denburg ausgesprochen, daß der einzige Zweck des Offensivstoßes bis ins Herz von Polen die Zerstörung der nach Warschau führenden Eisenbahnen war, die denn auch gründlich besorgt wurde. Eine Belage rung und Eroberung Warschau» und Iwangorod» war bisher nie in Aussicht genommen; „wäre trotz dem infolge eines glücklichen Zufalls bei Gelegen heit des Erscheinens der verbündeten Heere vor den Toren Warschaus die starke Festung in unsere Hände gefallen, so hätten wir nicht nein gesagt, aber ge rechnet haben wir nicht darauf und auch nichts getan, um einen solchen Erfolg herbeizuführen". Das Zer stören der Bahnen und Wege war das nächstliegende und wichtigste Ziel des Vorstoßes, und dieses Ziel ist in d.-r Tat so gründlich wie möglich erreicht wor den. . . . Hindenburgs Absicht bei srinem Rückzug von Atzrischau—Iwangorod bis zur Grenze ging offensichtlich dahin, das russische Millionenheer in möglichst großem Umfang in den seiner spärlichen Bahnen nun ganz beraubten und daher vollständig «isenbahnlos gemachten Raum zwischen Lodz und Krakau hineinzuziehen. Der strategische Rückzug wirkte also militärisch etwa so, wie bei einer Wasser- jpritze das Herauszi.'hen des Griffes, da» künstlich ein Vakuum schafft und dadurch das einströmendc Wasser aufsaugt. Nachdem der „leere Raum" sich hinreichend mit Russen gefüllt hatte, kam die Saug- Der zweite Vorwurf, den man, wie gesagt, gegen Deutschland erhebt, ist der Bruch der Neutra lität Belgien», der, leider, vom deutschen Reichs kanzler, offen zugegeben worden ist. Eine derartige Offenherzigkeit würde von englischen Staatsmännern niemals begangen worden sein, England wird nie mals ein begangenes Unrecht zugeben. Der Ausspruch des Kanzlers: „Ein Vertrag ist nur ein ^tiick Papier", ist hier in englisch fvniv u »map c,t sinsior) bereits historisch geworden und ist durch alle Zeitungen gegangen, um immer von neuem zitiert zu werden. Er sprach sich in den günstigsten Ausdrücken über Deutschland lind Deutschlands Lage aus, ließ sich nbrr natürlich nicht auf .-ine g.-nau«re Bekanntgabe seiner Meinung in dem europäischen Konflikt «in. Er meinte nur. daß sehr viel zür und gegen jede der be teiligten Nationen gesagt werden könne, und schloß mit den gewichtigen Wort.»: „'Was den Ursprung des Krieges anbUangt. so bin ich überzeugt, daß Deutschland. England und Frankreich alles getan imben, um den Krieg zu vermeiden." so scheint es also. daß. während man hier beliebt, allgemein Deutschland für den schuldigen Teil zu halten, er dieser Münung nicht ist. Ich muß annehman, daß die deutsche Regierung schon damals wußte, daß Frankreich und Belgien selbst bereit» die Neutralität gebrochen hatten, al» die Deutschen einmarschierten. Natürlich sind jetzt viel mehr Belege dafür be kannt. und Dr. Dernburg teilt nn» in seinem letzten Artikel 14 Z»m. Okt 11) mit. daß 200 Fran zosen tn Namur gefunde» wurden und daß schon am :ro. Juli französische Kanonen in Lüttich waren, wo sie dann mit französischen Offizieren und Soldaten von den Deutschen genommen wurden, daß zwei ver wundete, nach Deutschland gebrachte Franzosen aus Namur zugaben, daß sie »um 4S. französischen Linien regiment gehörten und sich bereits am 30. Juli tn Namur befanden, und in der „Eoening Pos?' vom lo. Oktober findet sich der Brief einer Dame aus Boston, in dem sie ihren Verwandten in Boston er zählt, daß jie am 30. Juli in Ostende gegenwärtig gewesen sei, wie englische Truppen gelandet wurden. Alle diese Tatsachen werden später ohne Zweifel unantastbar bewiesen werden; es ist damit festgestellt, daß zunächst Belgien selbst, dann Frankreich und Eng land und an vierter Stelle erst Deutschland die bel gisch« Neutralität brach. Die in den Archiven des bel gischen Generalstabs gefundenen Dokumente fügen weitere Beweise zu den obigen hinzu. Trotz alledem muß ich zugcben. daß in Folge der irreführenden Be richte der englisch-amerikanischen Zeitungen die Mehr zahl der Amerikaner immer noch den Bruch der Neutralität durch Deutschland für das größte Ver brechen hält, sich auch immer wieder darauf berufend, der deutsche Reichskanzler habe das ja selbst zuge gebe». Ich entschuldige die Amerikaner aus den oben an geführten Gründen; was mir jedoch geradezu wider lich erscheint, ist die Heuchelei Englands, das sich als Beschützer der Moral und der Verträge vor der Welt präsentiert und dabei doch gerade in diesen Sachen ein Sündenregister wie kein anderes Land, ja vielleicht wie alle anderen Länder zusammen nicht, aufzuwcisen hat. Ein weiterer Grund für die Abneigung der Amerikaner gegen Deutichland sind die fortwährenden Berichte über deutsche Grau samkeiten und die Zerstörungen, die sich die deutschen Truppen zuschulden kommen lassen sollen. Indessen werden diese Berichte von weniger Wir- kuna, je mehr Gegenberichre über dies« Sachen ein laufen, von Deutsche», vor allem aber von Ameri kanern und selbst von Engländern. Wir Deutsche wissen, daß die Berichte von Deutsch land wahr sind, das genügt jedoch nicht, um auch die Amerikaner z« überzeugen Es war von großem Wert, daß kürzlich drei oder vier Zeitungslorrtipondenten eine lange Depesche schickten, in der sic gegen die Berichte über deutsche Grausamkeiten protestierten, jedoch di» Zeltungen hier erklärten das damit, daß jene Berichterstatter ge wissermaßen Gefangene der deutjchen Armee wären und so gezwungen worden seien, jene Depesche zu senden. Dann kam der Bericht per Brief mit dem Berichterstatter James O'Donacll-Donnett van der „Chicago Tribüne", der ausführlich berich tete; der Name des Mannes zeigt sicher, daß er nicht von deutscher Abkunft ist. Er beschrieb sein Verweilen bei der deutschen Armee, Besuche in deutschen Hospitälern usw., un andere Korrespondenten berichteten mit ihm an ihre Zeitungen. So war von London nach hier gemeldet worden, daß 40 K rankenschwestern von den Deutschen vergewaltigt worden seien und daß sich die eine der selben in England befinde; einer der Bericht erstatter suchte me letzte Quelle dieser Nachricht auf und wurde an eine andere verwiefen, von dieser an eine dritte und vierte und schließlich gelangte er an den Ursprung der Nachricht: es war gesagt worden, den Pflegerinnen seien die Hände abgeschnitten wor den nach allen möglichen Schandtaten; die Pflegerin erzählte dem Korrespondenten selbst, die Spiritus lampe sei umgesallen, sic habe sich dabei die Finger verbrannt, und . . . das sei alles. Wie ich es erzähle, so war es in den englischen Zeitungen be richtet. Unterm 2.». September brachten die „Times", ebenso wie alle anderen hiesigen Zeitungen, daß Kapt. W. I. Roberts vom Dampfer „New Pork", der soeben ankam, erzählt, daß ein hübsches blonde» bel- gische» Mädchen von sechs Jahren bei seiner Frau sei und daß de», Kinde beide Hände abgehackt wären von deutschen Soldaten. Am 27. September, also zwei Tage später, hatte ein Berichterstatter die Frau in Liverpool ausgesucht, und es wurde berichtet, baß die Fran die Geschichte absolut verneine und erklärte, sic bade allerdings ein neunjähriges belgisches Mädchen bei sich ausgenommen, das sich jedoch ... bei bester Gesundheit befinde. Ein weiterer schwerer Vorwurf wird hier den Deutsche» aus der Zerstörung Louvains (Löwen) gemacht Es ist jetzt längst erwiesen, daß die Stadt nur teilweise zersrört ist, und dia „Lrxnin, Post" vom 13. Oktober veröffentlicht »inen Artikel au» einer deutschen Zeitung, worin die deutsche Regierung offiziell die Verhältnisse in Louoain und anderen Orten darlegt. Zunächst sind sämtliche Kunftfchiitze einschließlich goldener Gefäß» erhalten und in Sich«« b»it. und di» chtadt selbst ist nur -u «in»m N»ii«ir Teil zerstört.
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