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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141209011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914120901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914120901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-09
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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1Sl4. nie er, nicht lnder» hätte esen worden n versuchten 0er Reichs- gegen den al» es den sowie hin- insoweit an sem Antrag heute dar Dezember, ierin Anna nsvergehens dützung der lernte hier leid Unter- at ihm die ke gestohlen, sbruchs und c Nerjagung r u s st r a f c raten ver öden ihr aut ht. Dezember. Zwei An- edenen Ver geben den Sielaff, utschen Ver- unächst war ,rs Gr., die ihren über- gründe lag': uo esse seine r Rechtsoei- nr Termine haben, auf eine Zucht- ne Lüge be uch noch ein ssion berog. ,in der S.sich absucht vor- ierhandlung rtschuldigen, Darstellung von der ruptung der en Honorar Wegen der s Schöffen non >echs ungsan « om 3. Juli, eines Haus- )igt worden : N bei ihm :n. Darüber N. an, er ;r Wohnung Tätlichkeiten wischen Tür v schlug ihn den Hand- ist und drei litzhandlung S. zu einer nar Ge tt. 15 T >rst i. d. rohe 51, ndauer. ifmann. N 10 T. Emilie .Seller- usstr. 4, cöszdon. ltmars- 7, 5 I. t, Anna Lützner 15 L. » Nartha. 10, lM . Hilde ndenau. 8T.» U-eodor, ^rotten- 1 1 M. raugotr er, zur- önefeld, I 5M. > Albin, oldat d. arf,Tor- Z. 8 M. Franz zurzeit iohanne »erstädt, lislaw, k. 2S T. a Elsa Wehs-, >tr. 58, kühnast, le geb. ßmann- r. 23T. Albert, rdwehr- nburger ! Ockert, w. gew. Seller- tr. 129, I Faust, ne geb. öneseld 0M.4T. llichard, MMwoch. 9. veremder l914. Nr. 624. Morsen-Llusgave. Seur ?. Letp-tgrr Lagrdtatt. Kunst- Wissenschaft und (Unterhaltung Strln-bergs „Scheiterhaufen". iErster literarischer Abend im Schau- spielhaus am 8. Dezember 1914.) Naturgrausamkeit ist es, an der Strindberg mit «uckender Seele leidet und die er immer wieder mit schmerzenden Händen zur Horm bildet, das tatsächlich Unbeugsame, das keine Versöhnung kennt außer in der Güte einer über die Erdcndmge sich schwingenden dichterischen Erkenntnis. Es ist dämmergraucs Land, in das der Dichter führt, ohne Sonncnbuck, eine Ein öde, und wir «Hauen in lockende Tiefen, Irrlichter flimmern und nur am Ende klingt ein Glockenton der Erlösung auf in dieser Erdcnnot. Aber im Geiste Schopenhauers ist diese Erlösung begrifien und heißt Erkenntnis, Abtötung des urtriebhajten Willens, Tod und Friede. Es ist nicht die warme, blut schaffende Sonne des Morgens, die hier auffteigt, sondern eine Mitternachtssonne, die einen gcisterhait großen und erschreckenden Glanz in das Duntel wirft. Der „Scheiterhaufen" schließt sich im Wesen der Handlung an den „Vater" an. Im „Vater" erleben wir, wie die Frau in ihrer Luft nach Macht den Gatten bewußt-unbewußt in den Tod peiingt. Hier erfahren wir die kämpfenden Qualen einer Frau, die gemordet hat. Die>e Mutter, die ihren Mann vernichtete, die Sohn und Tochter frieren und hun gern und geistig und körperlich verkrüppeln ließ, isi keine Verbrecherin im Sinne des Herkommens. Der Dichter erkannte sie als eine Traumwandlerin. die ohne Bewußtsein für Gut und Löse sich »elbst ioigt, ihrem elementaren Lebenstricbe, der die Vernichtung des Nicht-Ichs bedeutet und bedeuten muß. Erst in dem Augenblicke, als der Sohn sie zu bewußter Er kenntnis weckt, in diesem Augenblicke verliert sie die Hülle des Dämmernden: non dem einströmenden Lichte als schuldig getroffen, lucht sie sühnenden Tod. ..Ach lese in den Gerichtsverhandlungen von großen Verbrechern, die nicht erklären können, wie cs zu ging . . . und glaubten recht zu handeln, bis sic ent deckt wurden und erwachten'. Ast es nicht ein Traum, sicher ist es ein Schlaf!" so bekennt der Sohn in einem erhellten Augenblicke, und das ist ein Großes an Strindberg, daß gerade dieser Sohn, gegen den die Mutter frevelte, die zum Schinerz Erwachende mit «einem Mltleidcn umfängt, der bewußte Mann, der Trieb und Forderung zu scheiden weiß. Auf die Frage der Mutter: „Warum konnte man mich nicht iriiher wecken?" tröstet der Sohn: „Was niemand konnte, war wohl unmöglich! Und wenn cs unmög lich war, so konntest du kaum dafür!" War es im „Vater" vor allem die Gattin, die Strindberg in einer grauiamen Uebersteigerung der Natur, in einer erbarmungslosen Beleuchtung ent schleierte, so ist es hier die Mutter, deren Seele er in einer tragischen Groteske unter geschlissene Gläser stellt. Die Fabel vom Pttikan, der sein Herzblut für di« Zungen dahingibt, das Symbol der Mutterliebe, will Strindberg entlarven. Wir glauben nicht an die Mutter, die denselben Mann, durch Lessen Buhl schaft sie ihren Gatten allmählich mordete, dann, um rein zu scheinen, ihrer verkümmerten Tochter ver mählt. Aber Strindberg zwingt uns, an sie zu glauben. Und dies, weil die seelischen Beziehungen, >o wmig sic an dem Leben der Gewohnheit gemessen werden dürfen, innerhalb des Dramas gewissermaßen mathematisch wahr sind! Es ist kein Leben, aber doch Natur^ die das Leben in steigernden Spiege lungen aufsängt. Strindbergs Darstellung der Frau, wie wir sie aus Dramen wie „Vater", „Totentanz", „Wetter leuchten" in Abwandlungen kennen, ist mit dem schlagenden Worte des Weiberhasses keineswegs er schöpft. Seine Anschauung der Frau, deren innere Beziehung zu Nietzsä-e sich aufdrüngt, wurzelt in ein.'r im Grunde metaphysischen Erkenntnis, und seine Dramen sind jchmerzgevorene Erzeugnisse der Kämpfe des Dichters um dies«. Das Verstehen der unerbittlichen Naturbeziehuiizcn in jener krampf haften Ueoersteig.'rung, zu der Strindberg sich in grausamer Folgerichtigkeit zwang, wird im Herzen eines höheren Menschentums möglich. Das Verhält nis von Mann und Frau, wie es der Dichter faßt, ge mahnt in mancher Hinsicht an die Polaritätstheorie Schellings, der den Mann unter dem Symbole des Lichts, die Frau unter dem Symbol.' der Schwere sah: der Mann in seiner Richtung zum Geistigen himmel aufsuchend, die Frau gebunden und bindend an die Schwerkraft des Irdischen. Rur daß eben bei Strind- berg dieses Wesen der Frau bis zur letzten Verzerrung hinaufgetrieben ist! Die Dinge sind so, wie wir sie erleben aus den Bedingungen unseres Zchs. Und so sah Goethes freier Blick .'ine blühende, leuchtend« Landschaft, wo Strindberg das gleiche Bild durch grellfarbiges Glas in einem hünenhaften Schimmer erblickt«. Goethes harmonische Seele fand in dem Erdenwesvn des Weib lichen das Symbol höherer Sehnsucht. Strindbergs Ich in innerer Zwietracht spürte nur das irdisch Ried.'rziehende. und im Üvelbe fand er den Brenn punkt menschlicher Zerrissenheit. Der Scheiterhaufen glimmt in diesem Drama schon lange, bevor die physische Feuersbrunst ausbricht. Aber als die Flammen Hochaufschlagen, lodert aus dem läuternden Flammentod der erquickende Duft reinigender Erkenntnis auf. Der mitleidcnde Dichter sucht Klänge des Verstehens und Verzeihens. Sohn und Tochter erfüllen im Rauch, aber ihnen dämmert aus den Qualen des Toves die seelische Befreiung von ihrem verkümmerten Dasein entgegen. Der Dichter hat hier Urtöne gefunden. Ueberyaupt die Dichtung! Strindberg Hal rllcs mit Atem belebt. Da flattern Gardinen gcspensterhaft Im Nachtwind, da schlagen harte Türen und greifen geisterhaft in die Seele, da spricht die Bewegung des Schaukclstuhls die Sprache der Totcnwelt. Hier ist das, was bei Ibsen mehr Geist blieb, mitwirkender und mit klingender Körper geworden. Das ist die Aufgabe der Spielleitung, eine Szene zu schassen, in der Wort und Klang, Färb: und Gegenstand incinanderwirkt zu jener seelischen Ganz heit, die das Größte an Strindbergs Dichtung ist. Otto Kroß hat dies erfüllt. Der Raum atmete «ine stickende Dumpfheit, und di: Gestalten irrten blttchwangig durch jein Bangen. Ein« wild« Nacht weht« wimmernd in die Szene. Die Mutter wurde non Olga Wirth in dec Furcht ihres Gewissens und in dem zähen Triebwillen angefaßt. Ihre Au gen hatten jenen geisternden Blick der Traumwand lerin, der sie erklärt. Das Gejagte ihres treibenden Unfriedens sprach aus den jäh>n Bewegungen ihrer raubtierhast geschmeidigen Gestalt und aus dem firbernden Ton, der hin und wieder sich zu stahl hartem Klang zurückfinden konnte. Von di«ser Darstellerin darf das Schauspielhaus viel erwarten. Neben ihr stand Otto Groß als Sohn. Auch er verirrte sich nirgends in nackten Naturalismus, sondern bei aller Wahrheit, mit der er di« Er scheinungen d:r Zerrüttung und Trunksucht wieder- gab. klang das sehnsuchtg-.'quälte Suchen nach Erlösung aus seinem Ton. Sein Spiel war jene restlose Ein heit, die ich an seinem Gabriel Schilling noch ver mißte. Stella David war die Tochter, herb, mit bitterer Stimme schonungslos hingestellt, eine l:bcnde Anklage gegen die Mutter. Edgar Klitsch gab d«n Eidam; breit, hart, rücksichtslos. Die Gestalt ist vom Dichter nicht so scharf abgerissen, wie die übrigen. Jedenfalls bl.übt die gestrige Urausführung ein hohes Verdienst des Schauspielhauses. Strindbergs Dichtung ist dem Weltringen draußen fremd, und sir ist nicht geschaffen, jetzt Herzen anzusachm oder zu trösten. Aber denen, die für Stunden einmal wieder ganz dem Geist« und der Sette gehören wollten, hat sie viel gegeben. ttr. Idieckriest Lobroestt. Leipzig. 8. Dezember. * Anstellungsgajtspiel von H. Türschmann als Hero. (Grillparzers „Des Meeres und der Liebe Wellen" am 8. Dezember 1911). Daß Fräulein Türschmann den Zauber jugendlich lieblicher Er scheinung mitbringt und über natürlich runde Gesten verfügt, reicht nicht hin, um ihre Anstellung zu befür worten. Ich sah die Generalprobe ebenso wie einen Teil der gestrigen Vorstellung. Beides verglichen, hatte man den Eindruck, daß die Rolle bei ihr bereits bis zu jenem Zustand erstarrt ist, in dem eine orga nische, vom Augenblick eingegebene Weiterbildung kaum mehr denkbar ist. Alles wirkte wohleinstudiert, und von einem ernstlich drängenden dramatischen Ta lente war nicht eben viel zu spüren. Daß jemand in der Aufregung des Probegastjpiels sich überstürzt oder vor vorübergehenden Unebenheiten ntcht sicher ist, dürfte niemals übelgenommen werden, wohl aber, wenn eine Rolle in derartig blutleerer Eintönigkeit hingeschleppt wird. Nirgends ein Aufleuchten eines unmittelbaren Temperaments, alles wohlabgewogene Rezitation. Entwicklung verhieß die Darstellung jedenfalls nicht. Fraulein Türschmann mag ein« lyrische oder rezitattv« Anlage haben: ein schau spielerisches Talent im reinen Sinne ist sie nicht. Ein so erdfrisch gewachsenes Klärchen, wie wir unlängst von Fräulein Arens sahen, möchte ich ihr nicht zu trauen. Es ist aber leichter, ungebundene Ursprüng lichkeit zu bilden als ursprüngliche Gebundenheit, vr. 8. * Schilleroerein (Literarische Gesellschaft) zu Leip zig E. V. Der 15. Vaterländische Abend in der Acberthalle, der letzte vor Weihnachten, bringt am nächsten Sonnabend zwei kurze Vorträge. Den ersten hält Herr Geheimrat Prof. Dr. Richard Schmidt, der Herausgeber der Zeitschrift „Für Politik", ülwr den französischen Volksgeist, und darauf spricht Herr Prof. Dr. Georg Wrtkowjki über den deutschen Volks geist vor hundert Jahren und in der Gegenwart. Zwischen beiden Vorträgen wird der Kgl. Schau spieler Hans Mühlhofer aus Berlin, der in Leipzig von seiner Wirksamkeit am Schauspielhaus hier in hohem Ansehen steht, ein« Anzahl auserleiencr Dich tungen sprechen. — Karten sind in der Linckeschen Buchhandlung, Burgstraße 1—5, zu den bekannten billigen Preisen zu haben. * Kursus für häusliche Krankenpflege. Seit dem 2. November findet rn dec Hochschule für Frauen ein Kurs für häusliche Krankenpflege statt. Es werden sieben Wochen hindurch (mit Aus nahme der Donnerstag« und Sonntage) in der Zeit von 5—7 Uhr Parteiungen über Krankenpflege, Bau und Funktionen des menschlichen Körpers, Er- näylungslehre, Enlstehung und Bekampsung von Jnfekttonskrantheiten, Chemuche Fragen aus der Geiundhettsleh.e und Krankenpflege, Reichsgesund- heiisgest'tzgebung und lozial« Versicherung und Tech nik der Krankenpflege sowie praktische Ilebungen am Bett abgehalten. Die Beteiligung an dem Kurs ist eine außergewöhnlich rege, was in der gegen wärtigen Zeit nicht anders zu erwarten ist, wo säst jede deutscyc Frau den Wunsch yat, in der Kraulen pflege gründlicher ausgebildet zu werden, und wo so viele von ihnen vor die Notwendigkeit gestellt sind, in ihrem Hause Kranke zu pflegen. Da bereits mehrfach Erkundigungen wegen eines zweiten Kursus stattgefunden haben, werden di« Damen, die daran Intereye haben, gebeten, sich in ein« in der Hoch- >chul-Kanzl«i (Königstraße 20) ausliegende Liste bis zum 19. Dezember unverbindlich einzusihreiben. " Theaterchronit. Der berühmte italienische Schau spieler Ermete 'Rovelli Hai die Absicht, aus Ge sundheitsrücksichten von der Bühne, auf der er so viele Triumphe gefeiert hat, Abschied zu nehmen. In den ersten Monaten des nächsten Jahres will er dann die Leitung einer großen italienischen Theater- gesellichaft übernehmen. — Das Stadttheater rn Metz hat am 1. d. M. seine Spielzeit mit einem vaterländischen Abend begonnen. Der Abend, der in drei Teile „181L", „Das Eiserne Kreuz" und „Deutsches Lied" gegliedert war, brachte Orchesterdarbietungen, Kesangsvorträae, Rezi.cktionen uno Männerchöre, die vom Metzer Männergesangverein gesungen wurden. - Aus Hambürg wird berichtet. Das Deutsche -chau- sptelhaus wird im Januar uno Februar des nächsten Jahres zwei Werke zeitgenössischer Dichter zur Urauf führung vringen. „Die Hochzeit des Adrian Brouwers" von Eduard Stucken und das in Preußen von der Zensur verbotene Schauspiel „Fried- rich, Kronprinz von Preußen" von Emil Ludwig.— Aus Straßburg wird gemeldet: Der Gemeinde rat beschloß, das 2 t ad t thea te r am 1. Januar 1915 in beschränktem Umfang wiederzueröffnen. * Die deutschen Schauspieler in Kriegozeiten. Erst 100 Bühnen Deutschlands haben seit Ausbruch des Krieges ihr Spiel wieder ausgenommen, bet vier Bühnen ist oie Wiederaufnahme noch unbe stimmt und l07 haben ihre Vertrage mit den Kirnst- lern inzwischen gelöst, wollen also ihre Pforten in der Kriegszeit nicht öffnen. Auch elf deutsche Theater im Ausland müßen notgedrungen feiern. Aus dieser von der „Sozialen Praxis" ver öffentlichten Zusammenstellung geht hervor, daß das sonst schon vielfach sprichwörtliche Schau,pielerelend sich in diesen letzten Monaten noch gewaltig verschärft hat, 7200 Schauspieler sind brotlos geworden. Für .M)0 von ihnen bedeutete die Einberufung zur Fahne oder die Stelluna als Kriegsfreiwilliger di« RettunS au» der Not. Weitere 100o baden — vor allen in den Großstädten — Unterschlupf in anderen Be rufen gesunden, sieht man doch in Berlin jetzt so manchen Tragöden als Zeitungsverkäufer sein Brot verdienen. N00 Bühnenmitglieder müssen aber durch die Unterstützung ihrer Mitmenschen, deren Seele sie früher in Freude und Schmerz klingen ließen, wegen völliger Berdienstlofigkeit über Wasser gehalten werden. * vom Hamburgischen Kolonialiastitut. Nach dem soeben erschienenen Bericht sind die am Hamburgischen Kolonialinstitut neugeschaffenen drei neuen Pro- fessuren bereits besetzt. Die Professur für Sprache und Kultur Japan» wurde dem bisherigen ordent lichen Professor für vergleichende Sprachwissenschaft und deutsche Literatur an der kaiserlich Japanischen Universitär in Tokio Dr. Karl Florenz (geb. >865 zu Erfurt) übertragen. In die Professur für Geschichte und Kultur Rußlands wurde der bisherige Assistent am Seminar für osteuropäische Geschichte der Universität B e r l i n Dr. Richard Salomon geb. 1881 zu Berlin) berufen. Die Professur für Kultur uno Geschichte Indiens ist dem bisherigen ord. Professor der Indologie an der Universität Ehristtania Dr. Sten Konow (geb. 1867 zu Süt-Aurdal. Valdres, Norwegen) übertragen. Allen drei neuen Professuren wurden Seminare bei gegeben. * Arzneimittelnot in England. In England haben die Preissteigerungen auf dem Arzneimittel- martte einen großen Umfang angenommen, so daß zur unentgeltlichen Verteilung von Medikamenten und Verbandmitteln der sich auf 2 000 000.^ be laufende Prince of Wales'Fonds verwendet wird. Infolge des Eingreifens der Türkei in den Krieg ist besonders das Opium knapp geworden, das nur in ganz ungenügender Qualität und Quantität aus Persien geliefert wird, aus dem aber bald die Zufuhr gleichfalls aushören wird. " Dr.-Ing. tu «. Karl Benz. Die Karlsruher Hoch schule verlieh dem Ingenieur Karl Benzin Mann heim in Anerkennung seiner hervorragenden Per- dienste um die Entwicklung der Verbrennungskraft maschinen und des Automobilwesens die Würde eines Doktor-Ingenreurs ehrenhalber. * Geh. Neg.-Nat Professor Dr. Julius Meeren ist am Sonnabend im 88. Lebensjahre in Dresden ge storben. Geheimer Rat Weeren kam 1879 als Lehrer für Hüttenkunde an die Gewerbeakademie nach Berlin und wurde 1884 Professor und Vorsteher des von ihm neugegründeten Laboratoriums für Metallurgie in der Abteilung für Chemie an der Technischen Hochschule zu Eharlottcnburg. Weeren zählte zu den beliebtesten Lehrern der Hochschule und ist auch vielfach literarisch hcrvorgetretcn. Am 1. Oktober 1906 trat er in den Ruhestand. Zwei söyne des Verstorbenen sind der Geh. Regierungsrai I. Weeren im Patentamt und der Hütteningenieur F. Weeren, Besitzer des von dem Verstorbenen be gründeten Eilenwerkes in Neukölln. Die Einäscherung findet in Dresden statt. * Starrkrampf-Behandlung mit ultraviolettem Licht. In der .^eldärztlichen Beilage" der „Mün chener Medizinischen Wochenschrift" finden wir eine tuize Mitteilung über Strahlentherapie bei Starr krampf (Tetanus», die zwei Acrzte am 17. November im Aerztlichen Verein in Hamburg gemacht Haden. Beide Herren, Dr. Iacobsthal und Tamm, fanden bei ihren Untersuchungen die Erreger des Tetanus überaus empfindlich gegen die kuriwelligen ultravioletten Lichtstrahlen, «ie haben daher mit Tetanus infizierte Wunden solchen Lichtstrahlen aus gesetzt, wodurch es ihnen in einer ganzen Anzahl von Fällen gelang, die Tetanusbazillen vollständig abzu töten. Sie benutzten dazu in einigen Fällen die Strahlen der künstlichen H ö h e n s o n n e. die während V« bis Stunden bei 25 em Abstand unter Abdeckung der Umgebung sehr gut vertragen wurden. In anderen Fällen wurde die Kromayersche Quarz lampe benutzt. Es ist das eine besondere Konstruk tion der Quecksilberdampflampe, die oft, aber mit Unrecht als eine amerikanische Erfindung (Cooper- Hewitt-Lampe-bezeichnet wird. Der elektrische Licht bogen, der beim Uebergang des Stromes zwischen Queckfilberelettroden entstein, ist vielmeyr bereits im Jahre 1912 von dem deunchen Physiler Dr. Arons studiert und die auf ihm beruhende Quecksilberdampf lampe in der Deutschen Physikalischen Geselhchatt vorgefühlt worden. Dieser Lichtboden ist besonders reich an starken ultravioletten Lichtstrahlen. Vie üeutsGe Art. 23s Ein Roman aus unseren großen Tagen von Paul Burg. Sie sahen Elena fern vorübergehen, die der Oma zuwinktc. Auch die junge Frau war ans ihren (Gängen. Sie wollte noch eine junge Wöch nerin besuchen, die dem Frauendienstc jetzt erst gemeldet war. Selig lag die junge Mutter in den Kissen. Elena setzte nch zu ihr und fragte ihr herzlich alle ihre Wünsche und Sorgen ab. Es klopfte. Ein fremder Mann trat in die Stube. Er stellte sich als Stadtrat vor. „Mein Mann ist in den Krieg, und die. Steuern. . ." Die Fran in den Kissen schlug beschämt die Augen nieder. „Beste Frau, davon ist gar keine Rede." ,/Ia, was führt Sie denn her?" „Ich... ich will mich selber überzeugen, ob es allen Soldatenfrauen gut geht in der Stadt, meine Beste. Sind Sie denn krank; Sic liegen ja zu Bett? Was fehlt Ihnen denn?" fragte er mit wachsender Teilnahme. „Diese Nacht habe ich einen kleinen Jungen gekriegt!" strahlte ihr schmales Gesicht selig auf. „Ach, da wird sich mein Mann freuen; der hat sich immer so sehr einen Jungen gewünscht. Daß er nun auch gerade wcgmußte! Wollen Sie ihm schreiben, für mich? — Tas wäre lieb von Ihnen. Die Adresse liegt da in der Kommode zn oberst." lieber das Bett hinüber sah der Stadtrat Elena groß und mahnend an. Sie las in seinen Augen eine große, stumme Qual. Sah, wie er sich zur Fröhlichkeit zwang und der Frau ein Goldstück auf die Bettdecke legte. „Das Schreiben hat noch Zelt, Mama. Jetzt haben Sie selber erst einen wunderschönen Blu menstrauß verdient. Ja, wenn ist, das hätte ahnen können! Aber Pate darf ich doch werden; — Nicht? — Na ja, dann tun Sie sich nur Gutes an, kräftige Wochensuppen...!" verabschiedete er sich Als Elena das Haus verließ, sah sie ihn auf der Straße warten. „Frau von Jagemann! Die ersten Wochen darf diese Kran von niemandem besucht werden, als von ganz zuverlässigen, taktvollen Damen des Frauendienstes." Er wich ihrem forschenden Blicke aus. „Ich kam, dieser Fran die Nachricht zn briu- gen, das; ihr Mann gefallen ist. Das vermag ich nicht." Ihr brauste cs m den Ohren, tanzte die Straße vor den Augen einen wilden Tanz. Gren zenloser Jammer schrie in ihrer Seele. „Schon Gefallene?" stammelte sie. „Ja, es ist eine Schlacht gewesen. Wir haben viel Verluste hehabt." Bekümmert gingen sie beide ihres Weges. 6. Tie alte Exzellenz musterte die stattliche Versammlung der Wvhlfahrtsdamen. So zahl reich waren sie erschienen, das; man in dein großen Speisezimmer keinen Schritt mehr hatte tun können. Tic Borstandsdamen drängten sich nm den Tisch, und die Helferinnen standen Schul ter an Schulter bei den Fenstern. „Meine Damen, es sind bereits tapsere Sol daten aus unserer Stadt gefallen. Meine Enkel tochter hat eine Frau besucht, die so glücklich ivar, ihrem Manne einen Knaben schenken zu kön nen. Und hinter der Tür stand schon der Bote: Dein Mann ist tot!" Ohne auf die Ausrufe des Erschreckens und Bedauerns in dem Frauenkrcisc zn achten, fuhr sie fort: „Niemand kann diese Tränen trocknen, aber wir wollen alles, alles tun, meine Damen, was in unser« Kräften steht, den größten Schmerz zn lindern Hier, nehmen Sie den Orden meines seligen ersten Mannes zum Einschmelzen, und geben Sie jener armen Fran den ungekürzten Gold -und EdelsteiN'vert!" Es funkelte von Gold und Pracht in dein aufspringenden Kästchen. Wie Tränen weich schimmerten im Hellen Tageslicht die Diamanten. „Bitte, das auch!" trat vom Fenster her > eine junge Fran an den Tisch. Legte einen ' funkelnden Brillantring neben das Kästchen. „Wenn wir unsere Trauringe ... Ta ist viel Gold. . .!" „Za, Gold gab ich für Eisen!" ries eine Helle Stimme in den Kreis der opferwilligen Frauen. Ta legte Prinzessin Bathildis ihren Bleistift hart auf den Tisch und blickte die alte Erzellenz fragend an. „Bitte sehr, Durchlaucht!" „Nicht zu eilig, meine Damen! Immer mit Maßen! Hch bin tue Leyte unter Ihnen, die ver kennen möchte, daß unsere Zeit groß und gewal tig, ja eisern ist, und furchtbare Opfer von uns fordert, die wir heute noch gar nicht ermessen, ja kaum ahnen können. Die wir aber alle zn bringen bereit sind. Glauben Sie ja nicht, mein« Damen, daß ich das leugnen möchte. Aber ich darf Sie doch auch bitten, die rechte Pietät walten zn lassen und nicht heute zur Liebhaberei herab zuwürdigen, was in einer so furchtbaren Zeit wie 1813 grausames Gesetz gewesen ist. Ja, da mals gab man sein Gold hin nnd nahm Eisen dafür, weil kein Gold mehr da war. Soweit sind wir aber beute noch nicht, meine sehr verehrten Damen! Wir haben alle, Sie alle noch Gold und Goldeswert genug hinter sich, den Sie ein. setzen können und einsehen wollen. Kür das Vaterland! Tie goldenen Trauringe lassen Sie aber noch am Finger. Das sind Zeugen, die uns heilig sein müssen! Und wir sind auch noch nicht so weit, daß wir, lvie unsere Urgroßmütter, das Haar auf dem Kopfe hingcben, weil wir von allem Geben müssen an einen erpresserischen Feind, wie Na poleon es war, ganz nackt nnd bloß geworden wären. Ta war der Eisenring am Finger em Ehrenzeichen wie das Eiserne Kreuz aus des Kriegers Brust. Aber heute, meine Dame», netz, men Sie mir das, bitte, nicht übel: Heute wäre cs eine Spielerei, ein Schöntun mit der Groß mütigkeit. Und da- wollen wir doch gewiß alle vermeiden, nicht ivahr? Wir wollen mu unfern Gaben kein großes Geschrei machen, cs auch nicht unter die Leute tragen, wie das leider so Mode geworden ist, denn, glauben Sie mir, meine Damen: nur heim liche und herzliche Mildtätigkeit tnt dem Be schenkten wohl. Wer aber mit einer großen Ge- bärde gibt, der verletzt mehr, als er lindert. Almosen schmecken immer bitter. Ha, und schenken wir denn? Nein, wir opfern unfern Pflichtteil an das Vaterland, wir zahlen unsere Schuld an die Angehörigen, unsere kleine Steuer an tue .^iiiterblicvcncn jener Helden, die für unS kämpfen, bluten und sterben. Gäben wir auch gleich alles hin, ivas wir haben, jo könnten wir doch niemals gutmachen, ivas icne für unS vollbrachten. Sie sterben ja für uns!" Leuchtenden Blickes stand die junge Prin- zesfin im Kreise der Frauen. Und sie jubelten ihr alle zu, wortreich und beweglich, wie Frauen sind. Mit lauten Klmgelschlägen verschaffte sich die alte Exzellenz endlich Nutze. „T'e ersten Schlachten find geschlagen, meine Damen. Wir werden also auch bald Verwundete haben. Ter Staatsministcr hat Mitteilen lassen, daß auch Leichtverwundete vielfach in ihre Hei mat und Garnison zurücktransporticrt werden sollen. !Ich brauche wohl nicht erst zu sagen, daß wir den Verwundeten alle Liebe und Sorg falt angedeihen lassen wollen, die wir für un sere Söhne, unsere Männer nnd Brüder übrig hätten, lägen sie verwundet und krank. Noch sind keine Schlachtenbcrichte ausge. geben, aber es ist ivoyl zweifellos, daß auch verwundere Feinde in unfern Händen und in unserer Pflege sein werden. Meine Damen, ivem eine Wunde blutet, dec ist uns anvertraut zur Pflege, ob Freund oder Femd. Verhätscheln, auf- fressen vor Liebe wollen wir freilich unsere Feinde nicht; wir wissen ja nicht, wie unsere Ver wundeten ui Franzoseiihändcn behandelt werden. Aber die Fremden sollen bei uns auch nicht ungerecht zurückgesetzt werden (Fortsetzung In der «-endauoga-e.7
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