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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141210011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914121001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914121001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-10
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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lichkeit weiterer und beträchtlicher ruf» stscher Verluste hin. Die Anlage dieser Opera, kion scheint mehr zu versprechen, al» bisher mitgeteilt werden konnte. Keine Selagerang von Krakau. Der Kriegsberichterstatter des ,.B. T" meldet au» dem österreichisch-ungarischen Kriegspressequartier: Der südliche Teil des Kampfes in Polen nimmt für uns einen günstigen Verlauf. Die anfangs bogenförmig om Krakau formierte russische Front ist in ihren flanke» nach rückwärt» abgedrängt worden. In der Stadt ist der Kanonendonner noch immer stark hörbar. Unsere Flugzeuge und Fessel- kallons sind bei jeder Witterung im Erkundungs dienst tätig; vereinzelt wagen sich russische Flugzeuge über den Festungsrayon. Ein Flieger warf eine Bombe auf die Stadt, die das Dach eine» Hauses in der Iosephstraße durchschlug, ohne Men schen zu verletzen. Die Dorfbewohner der Um gegend ahmen das Beispiel der Soldaten nach, indem sie sich familienweise in Erdhöhlen ein graben und dort das Ende des Bombardements abwarten. vle Aurückwerfung -er Nüssen in Ungarn. Budapest, 9. Dezember. Laut Meldungen, die an hiesigen amtlichen Stellen cmgelaufcn sind, ist der abermalige Vorstoss der Bussen im Komitat Zeinpli» mißglückt. Sie sind auf ihrem Marsche nach dem Süden von unseren Truppen aufgehalten und z u r ü ck g e w o r f e n worden. Verfolgt von unseren Kräften, bewerkstelligten sie ihren Rückzug und sind bereits bis hart an dle galizische Grenze zurückgcdrängl. Auch im Komitat Sa ros ist ihrem Vordringen Einhalt getan. Im Grenzjaum des Ko- mitats Bereg zeigten sich gestern unbedeutende russische Kräfte, denen unsere Truppen sofort mit vollem Erfolg entgegentraten, so daß sie sich nach dem ersten Treffen unverzüglich über d.e Grenze zurück- zogen. Der amtlich bereits mitgetcilte Einbruchs versuch in das Komitat Maramaros wurde bei Tornya abgewiesen. Rußland lehnt die Weihnachts-Waffenruhe ab. Rom, 9. Dezember. „Giornale d'Italia" schreibt: Was die amtlich nicht bestätigte Nachricht betrifft, wonach der Vatikan die Initiative ergriffen habe, um die Regierungen der kriegführenden Staaten zur Bewilligung einer Waffenruhe während des Weihnachtsfestes zu veranlassen, so hat es den Anschein, dasz sich der Vatikan mit einer einfachen Sondierung der Meinungen begnügt hat. Ander- seits steht fest, daß die r u s s i s ch e Regierung auf eine offizielle Anfrage hin, auf Grund eines Gutachtens des Heiligen Synods, eine ablehnende Antwort erteilt habe. Zwei öfferreichijche Proklamationen an die Serben. Budapest, S. Dezember. Das österreichifch-unga- rische Armeekommando in Serbien hat zwei Pro klamationen erlassen. Nach der ersten ist do» Waffentragrn streng verboten. Alle "Waffen und Munition sind dem nächsten Militär kommando abzuliefern. Di« zweite Proklamation ordnet an. daß mit Rücksicht auf den Umstand, daß sich serbische Soldaten in Zivilkleidung unter die zurückkehrendc Bewohnerschaft gemischt und auf österreichisch-ungarische Soldaten geschossen haben, jeder waffenfähige Serbe von 16 bis 60 Jahren sich verpflichtet, sich beim nächsten M ili - tärkommando zu melden, widrigenfalls er mit dem Tode bestraft wird. vom Surenaufssan-. London. 9. Dezember. Nach einer Reuter-Mel dung aus Pretoria sind auf einem Streiszuge Bothas bei Reih insgesamt etwa 820 Burrn gefangengenommen worden. „Noch unsicher" — also: unwahr! Pretoria, 9. Dezember. Amtlich wird gemeldet: Es ist noch uns icher (!), ob General Beyers, der Führer der Buren in Transvaal, der nach einer Iohannisburger Meldung von einer Kugel getroffen worden ist. den Tod gesunden hat. Während eines scharfen Gefechts am Ufer des Vaal-Flusses ver suchte Beyers mit einigen anderen, den Vaal zu über schreiten. Sie wurden beschossen und man sah, wie Beyers vom Pferde fiel und stromabwärts getrieben wurde. Er verschwand bald darauf im Wasser. Erweiterte englische Vorsichtsmaßregeln. Rotterdam, g. Dezember. Die englische Regierung hat die für die Ostküstc angeordnetc Löschung der Leuchtseuer auch auf die Südküste bis zur Insel Wight ausgedehnt s„D. T") französische Versöhnungsversuche an -en Vatikan. Kopenhagen, 9. Dezember. „Politiken" meldet aus Parts: In gewissen französiichen Kreijcn wurde >eit Krtegsdeginn erne energtswe Propaganda entfaltet, um eine Annäherung zwischen Frankreichund dem Vatikan herbeizusiihren. Bourget macht in einem langen Artikel aus die Notwendigkeit auimerksam, mit dem Vatikan al» Zwischenglied ein katholisches Protektoratüber den Orrent auszuüven ldas Pro.ekiorat Frank- reich» über die Katholiken hat die Türkei soeben enogültig beseitigt) >ow«e auch den an der Front stehenden Soldaten religiösen Beistand zu gewahren, da ein aroner Teil des französischen Heere« gläubig katholisch sei. Bourget unterstützt die Eeiuche fran- zösiicher Familien an die Regierung, daß die Regie rung anordnen solle, daß in allen Kirchen Gebete für Frankreich abgehalten werden. sL. A.) Schwe-ksche» Ausfuhrverbot. Stockholm, g. Dezember. Gestern ist rin Aus fuhrverbot für gewebte Wolldecken, vegeta- bile Gerbstoffe sowie all« Extrakte von Gerb stoffen erlösten worden. Das Ausfuhrverbot tritt hrute in Kraft. Herr von flotow. «Z Berlin, 9. Dezember. fDrahtb «richt unserer Berl. Redaktion.) Herr v. Flotow soll zunächst bekanntlich nach Sudrtalien Sehen Di« „Kreuzzeitung" bringt au» diesem An laß folgend« mrseren Lesern,nm Teil bekannte Per sonalien in Erinnerung: Die Gattin de» Bot schafters, Marie o. Flotow, geb. Prinzestin Schachowskoy, hält sich seit Beginn de» Krieges in Stockholm auf. Frau o. Flotow war in erster Ehe mit dem Grafen Theodor Keller oerh«.ratet, der als russischer Generalleutnant und Komman deur des 2. sibirischen Armeekorps 1904 im Krieg« gegen Japan fiel. E.n Sohn erster Ehe der Frau v. Flotow, Graf Alexander Keller, ist mit einer Tochter des ruisischcn Generalleutnants und Hosjägermcisters Skariatine verheiratet und steht als Leutnant des Regiment» der Theoaliers- Garde der Zarinmutter Maria Feodorowna gegen Deutschland im Felde. Unbe-enkliche Rückkehr nach Ostpreußen. Königsberg i. Pr., 8. Dezember. Der Landes hauptmann gibt bekannt, daß di« Rückkehr der ostpreußischen Flüchtlinge in d.e Krei,« Allen- stein, Osterode und Rössel jetzt unbedenk lich ist. Nach Orten der genannten Krei.e können jetzt Freifahrtcheine erteilt werden. s„B. T") Kein verkauf -er vampser -er hapag an fimer.ka. Hamburg, 9. Dezember. lEig. Drahtber.) D.'r Gen^rald.rektor der Hamburg-Am«rUa-Linie, Ballin, erklärt zu der Meldung der ,^Times" aus Washington, nach der es in der Absicht der amerikanischen Regierung liegen soll, dem Kongreß ein Gesetz vorzulcgcn, das den Präsidenten ermäch tigt, die deutschen, in New Pork liegen den Schisse für Amerika aufzu kaufen, solg.ndes: Die Hamburg - Amerika - Linie beabsichtigt nicht, ihre hochwertigen Pasjagierchisfe, die für die Kriezsdauer in New Port und anderen ameri kanischen Häsen liegen, zu verkaufen. Sie hat alle daraus bezüglichen Angebote zurückgewie- s c n. Die Direktion der Hamburg-Amerika-Lini«. gez. Ballin. Seschlagnahmt. Di« zweite Ausgabe der „Norddeutschen Allgemeinen Zertung« vom Dienstag und die Morgenausgabe der „Kreuzzeitung" vom Mittwoch sind polizeilich beschlagnahmt worden. Eherne Kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen: der Oberleutnant der Landwehr Arno Merkel, Fabrikbesitzer aus Mylau sunrer gleichzeit.ger Be förderung zum Hauptmann), der Oslizielstellve.treter Ludwig Lincke aus Blauen. Beamter der Filiale der Plauener Bank in Reichenbach ser wurde gleich zeitig mit der Friedrich-August-Medaille in Silber ausgezeichnet), der Office.stelloertreter Otto Landmann, der Unteroffizier der Reserve Her mann Degenkolb, oerde aus Plauen, der Sergeant Bruno Helm. Sohn des Privatmanns Hermann Helm in Oberpirk bei Plauen, der Unter offizier der Reserve Karl Fritzsch aus Oersnitz, der Unteroffizier Max Zieaner aus Schöneck, der Maat und Beamt« der Sächsischen Bank Bern hard Kühn und der Unteroffizier Otto Roth aus Reichenbach, der Reservist Paul Meier aus Rebesgrün ser wurde gleichzeitig zum Gefreiten be fördert), der Gefreite der Re.erve Pc ul Galle aus Untergrochlitz, der Unteroffizier der Reserve Gulsbcsltzer Robert Taubert aus Nitschareuth, die Brüder Franklin und Louis Rudolph, Söhne der Witwe Rudorph aus Plothen, der Unteroffizier der Landwehr Kurt Pilz aus Eibenstock, der Fähnrich Kurt von Larisch aus Schneeberg, der Lssizientellvertreter im Re- serve-Jnfanterie-Regiment 2 Martin Rauner, Sohn des Tiefbau-Ii-genieus Rauner in Greiz; der Rittmeister und Kommandeur einer Fuhr- parkkolonne Rudolf Sonntag aus Gera; der Offizierstelloertreter Oskar Worts und ^berjäaer Max Iurgitza, beide aus Greiz: der > dat lm Reserve-Futzartillerie-Regiment 18 Otto Jülich, sein Bruder, Unteroffizier im Infanterie-Regiment Nr. 172 Max Jülich, beide aus Jena; der Oberst von Keszycki, sl. Klasse), Vorsitzender des Herrenfahrerkl'ibc und Trabrennoereins Martendorf; der bekannte frühere Rennreiter Oberleutnant Frhr. v. Reitzenstein. Führer eines Reseroe-Insan- terie-Regiments ll. Klasse); der Offizierstelloertreter bei der Fuhrparkkolonne 2 der 4. bayr. Ersatzdtvision Heinrich Küster, Sohn des Gutsbesitzers Küster in Wölpe bei Hannover: der Leutnant in der Ma- schinengewehr-^oteilung 8 Otto Martin von Schwerin, sein Bruder, der Leutnant im Grena- dier-Regiment 2 Richard von Schwerin, Söhne des Landrats von Schwerin in Srnsburg in Ostpreußen; der Fähnrich und Offizierstelloertreter im Füsilier-Regiment OOFriedrich Carl Praeto» rius, der am 9. September in Frankreich schwer verwundet wurde und danach in französische Ge fangenschaft geriet ser erbielt gleichzeitig das Groh, herzoglich Mecklenburgische Verdienstkreuz): der Feld webel im Infanterie-Regiment 48 Pärsch sl. Kl.), zurzeit verwundet in Cöthen; der Leutnant der Res. in einem Infanterie-Regiment Dem ml er. Regle- rungsbaumeister in der Zehlendorfer Gemeind-ver» waltuna: die Brüder. Leutnants der Reserve Ru dolf und Hans Leppin. Söhne des Kaiserlichen Rechnungsratev Leppin in Charlottenburg. fürs vaterlan- gefallen. Wie aus den Familiennachrichten der vorliegen den Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starben den Heldentod fv^ Vaterland: der Gefreite der Landwehr im Reserve-Jnfanterie-Regiment 218 Carl Otto, erster Reisender der Firma Reinhold Saupe, der Kriegsfreiwillige in einem rheini chen Infanterie-Regiment Joseph Schmitz. Angestell ter der Firma F. B. Eulitz, G. m. b. H. Der Neue Leipziger Sckwimmoerein widmet ^emem Kameraden und Iugendältesten, dem Einj.-Kriegsfreiwilligcn im Infanterie-Regiment 106 Erich Schmidt einen Nachruf. Ehr« ihrem Andenken! Vekterr Mrl-ungeu. * D« König von Baoernhalam Mittwoch den vreuhtschen Gesandten v Treutler in Audienz empfangen. * Der Herzog von Aoarna, d«r italienische Botschafter in Wien, wird dorthin in den nächsten Tagen au» Rom zurückkehren. * Amtlich wird gemeldet: Der Oberbefehls haber in den Marken hat durch Bekanntmachung vom heutigen Tage die Höch st preise für den Aletnverkauf von Sversekartoffeln für daS ganze Wirtschaftsgebiet Groß-Berlins einhettlim aus 3,7S Mark für den Zentner, für beste Sorten auf 4 Mark festgesetzt. Die An ordnung tritt am 1ü. Dezember in -rast. * Die Strafkammer in Köln verurteilte den Schneider Escher zu zwei Jahren Ge fängnis und vierWochen -ast, weil er al» angebliche» Mitglied des Roten Kreuzes mit falschen Papieren zahlreiche Leute zu Bei. trägen für das Rote Kreuz veranlasst hatte, die er dann für sich verwandte. wie -ie Franzosen -ie Wahrheit erfahre«. In einem Brief eines Hamburger Leutnants an seine Eltern vom 28. November, der in den „Hamb. Rachr." abgedruckt ist, hecht e»: Wir biedern uns jetzt so sacht« mit den Franzosen an: unsere Kompanie schickte den Franzoien durch eine Patrouille nachts eine Zeitung und einen Brief, in dem in tadellosem Französisch stand: „Wir werden Ihnen, wenn es Ihnen recht ist, jeden Morgen um 10 Uhr die Etappenzeitung (ofsiztelle Notizen des G. H. Bur.) hinlegen." Wir erhielten in tadellosem Deutsch, ebenfalls nachte, di« Antwort, es wäre ihnen lieb. Sie fügten drei Zigarren sirr unsere Patrouille bei und die neueste sranzösisu-e Zeitung — Ie pstit karisien. — So gemeine Lügen habe ich nie gece.m. Der Mantel des Ka.jers sec erbeutet, groge Siege der Russen u,w. usw. So geht es nun jeden Tag hin und her, und zwar genau um 10 Uhr, während der übrigen Zeit schießen sie feste, und wir auch. Um 10 aber ist Friede. Wir winken mtt einem uechen Zettel, legen ihn in die Mitte zwischen uns und dem Feind. Dann kommen zwer Franzosen, winken mit dem Käppi, holen das Slyriftstück ab und legen ihre Gaben dort nieder. Diese holen wir dann w eder ad. Wie Ihr wißt, verläuft unser Leben hier ziemlich eintönig, heute aber ist etwas geschehen, das ich doch erzählen will. Einer meiner Leute, em gewandter, sehr schneidiger und umsichtiger Lanbwehrmann, zog Drähte vor unseren Posten. Plötzlich sah er aus dem etwa 80 Meter entfernten Graben jechzehnJran- zojen austauchen. Als er jchregen wollte, w nkren sie ihm, er solle nur näher kommen. Unser Landwehrmann legte das Gewehr fort und ging zu ihnen hin. Als zwei Franzosen ihm entgegenkamen, wollte er sein Seitengewehr ziehen, die Franzmänner hoben nun di« Hände hoch, um ihre fricdl.che Absicht zu bekunden und klopften ihm dann sreundjchastlich auf die Schulter. Der Wehrmann versteht gut Fran zösisch. Es entspann sich eine längere Unterhaltung. Sie erzählten ihm, sre hätten keinen Spatz mehr am Krieg, sie seien schon zu ost be logen und glaubten unseren Berichten mehr als ihren eigenen. Für die Wahrheit der Un- seligen wäre der beste Beweis der, dah wir immer noch in ihrem Lande wären. S>e litten außerdem noch sehr darunter, datz sie von den Ihrigen, die hinter unserer Front wären, gar keine Nachrichten erhielten. Weiter er zählten sie, datz ihre Verluste ziemlich be deutend wären, namentlich durch unsere Gra naten. Unser Landwehrmann sagte nichts, gab ihnen berm Abschied Zigarren, erhielt dafür Tabak, dann großes Händeschütteln — sie sagten sich Lebe wohl und derFriede war vorüber. Die Llutfelöer -er parasnica. Mitrowitz, 23. November. U. Das ist die Parasnica. Ein Totenfeld, durch furcht mit in-, über- und durchcinanderlaufenden Erüven und Deckungen, übersät mit Granatsrtzen, Schrapnellhülsen und — "ttdatengräbern . Um vier Uhr, da es >chon zu dunkeln begann, traten wir unsere Wanderung an. Leider kamen wir nicht weit, di« Nacht war chneller als wir. Eine Stellung konnten wir noch genauer besichtigen. Dann ward cs finster. Mit unseren Laternen taste ten wir uns einen Weg über das schweigende Toten feld, springend, kletternd, rutschend über die wirr und irr sich kreuzenden Gräben. Preßten uns dann durch das Dickicht zurück auf die Straße. Gespenstisch streckten die schönen Eichen ihre zerschossenen Aeste gegen den dunklen Himmel — da stolperte einer über einen Grabhügel, dort einer Und still, totenstill das Gelände. Kein Laut hörbar — wo vor kurzer Zeit die Geschütze brüllten, di« Gewehre knatterten, die Verwundeten stöhnten — der ganze Höllenlärm des erbitterten Kampfes raste. Jetzt zertretene Felder, zerbrochene Bäume, Gräber. Das ist die Parasnica. Schweigend wandern wir zur Straß« zurück, klettoen den Damm hinauf und waten durch den Kot nach Crnadara hinüber. Unvergeßlich mutz jedem von uns dieser Nachtmarsch im serbischen Lande sein, in dieser Totenstille über diesem Totenfeld. Matte Lichter funkeln auf. Die Wagen. Man setzt sich hin, wo man Platz hat. Einer macht einen Witz — aber nicht einmal er selbst lacht darüber. Crnabara — hier und da Lichter über den Häusern. Die Wagen schwenken in einen großen, dunklen Hof. Ein Hund bellt. Die vorausgejchiaten Kameraden sind da; sie haben zwei Zimmer Heizen lasten, mit Stroh gefüllt. Man haut sich hin, irgend wo steckt im Rucksack noch ein Stück Salami. Das wird verspeist. Einer von uns kocht Tee, wartet uns anlecrn auf — die Zigarren werden angebrannt. Die frohe Stimmung schlüpft in den warmen Raum. Man streckt sich behaglich aus, plaudert, lacht, bis einer nach dem andern verstummt. Draußen vor dem Fenster schallt wie aus weiter Ferne der gleichmäßige Tritt des Wachtpostens. Am nächsten Morgen Schirre. Man schlürft ein paar Tropfen heißen Kaffees und bricht auf. Wieder zurück zur Parasnica. Eigentlich lautet unsere Marschrichtung anders, aber da» wenige, was mir am vorhergehenden Abend gesehen, treibt un, wieder dorthin zurück. Nach Norden zu nehmen wir den Weg. Hoher eine gottserbärmliche Straße holpern unsere Wagen, daß uns die Knochen im Leibe tanzen. Diese Straße könnte auch in Galizien sein, so voll ist sie mit Lochern und Gruben, io tief ist ihr Kot. Steckt auch ein au» zehn Automobilen bestehender Train bi» an die Ohren in dem gesegneten serbischen Morast. Die Bedienungsmannschait hat den Kampf mit dem Dreck einstweilen aufgegeben, am Feld daneben ein schöne» Feuer angezündet, brät sich Speck und wartet auf die Honved« au» Crnabara. die sie h:rau»ziehen sollen. Wir verlosten die Wagen und tauchen wieder in da» Grabenlabyrinth d«r Parasnica unter. Uns zur Linken breitet sich dann plötzlich «in breit.»», grau» aelbe» Master — di« Drina. di« sich etwa» weiter unterhalb in di« Save ergießt. Luch hier alle« so trostlos. Ein zerschossenes, dann nledergebranntes Wirtshaus, die Schounen zusammengebrochen. d«r Backofen zerschlagen — und immer wieder die Schützengräben, di« Sapp«n — di« Hundert« und Hunderte von serbischen und österreichischen Schrap nell», diese blitzblank, jene r«t lackiert. Und Tau sende von Patronenhülsen — sogar türkisch« Mauser- Patronen, di« sich die Sorbe» noch vom Balkankriege für un» aufgehoben haben. Sprung um Sprung. So kommen wir vorwärts bi, an die Straße, die unsere Pionier« von der Kriegsbrücke an der Drinamündung nach Ernabara gebaut haben. Auch eine Feldbahn »st angelegt word«n, die nach Serbisch-Raca hiniiberfübrt, und reges, geschäftiges Leben herrscht an diesem Fleck der Parasnica. Arbeiterablrliungen sind dabei, di« Gräben und Löcher auszufüllen. Andere dämmen die neugemachte Straße fest auf, damit sie nicht gleich wieder in das Nichts d:s grundlosen Morastes zurück sinke. Für Fuhrwerke ist sie noch nicht benutzbar, und e, sind daher etwa 200 Mann Honved damit beschäf tigt. drei, vier der großen Automobilungetüme über die Felder zu schleppen. Durch ein kleines Gehölz durch, in dem kein Baum mehr heil und unversehrt ist, marschieren wir der großen Brücke zu. Da stehen wir nun an dem historischen Punkt, an dem die drei Länder Serbien, Bosnien und Slawonien Zusammenstößen und wo die Drina in die Save fließt. Von serbischem Boden schauen wir hinüber nach Bosnien, und weiter die Save hinauf nach Slawo nien, von wo der Kirchturm von Raca winkt. Zur Rechten aus der Saveinsel erhebt sich das alte Raca- kastell, in dem dre Türken einst Hunyadt gefangen hielten. Melancholisch die ganze Landschaft mit den ^e^n trugen ^a,,e^i, nnr den zerstörten Hütten, den oebrorenen Bäumen. Hier war am erbittertsten gekämpft worden. Zweimal hatten wir den Uebergang versucht, immer mußten wir wieder aufs andere Ufer zurück. Bis es endlich Anfang Oktober dem 73. Infanterieregiment gelang, sich an der Böschung sestzud.'ißen. Anfang Oktober ging man zur Lfienjive Uber, kam aber wie gesagt nicht vom Ufer weg. Erst als das 37. Infanterieregiment bei Raonje einen Teil des Dammes erobert hatte, und die Silben gezwungen waren, sich in die etwas weiter zurückliegenden Ver- teidigungsstellsn zurückzuziehen, um der ihrem rechten Flügel drohenden Umklammerung zu entgehen, konnten sich auch die Dreiundsi.'bziger ein paar hundert Schritt weiter vorfchieben, zum Teil in die von den Serben verlassenen Stellungen hinein. So fort wurde dann hinter ihnen die große, halbperma- nente Kriegsbrücke über die Drina und etwas ober halb eine zweite über die Save gebaut, keine an. genehme Arbeit, wenn der kaum 700 bis 800 Schritt davon eingenistete Gegner seine Schrapnells kerüber- fchickt. Zum Glück machte sich auch hier dir Wirkung unserer Artillerie immer fühlbarer und brachte eine serbische Batterie nach der andern zum Schweigen. Am 29. Oktober war der Artilleriekampf am hef tigsten und endete mit dem Sirge der Oesterreicher. Der Gegner war fetzt bereits derart erschüttert, datz nr^n aus se.ue -chanzrn für den nächsten Tag festsetzen konnte. Sieben Uhr früh war d^ Stunde und das Zeichen die Sprengung einer großen Mine durch unsere Sappeure. Programmäßig ver lief die Sache. Gegen 1 Uhr morgens begannen unsere Geschütze ein mörderisches Feuer, aber die Serben, die sich trotz ihres Schreckens bereits daran gewöhnt hatten, vermuteten darin keine besondere Einleitung zu einem größeren Kampf. Daß wir stürmen würden, daran dachten sie schon gar nicht. Aber in unseren Stellungen war alles fertig. Die Soldaten hatten sich Stufen in die Erabenwand ge macht, um schneller herauszukommen, und standen auf ihrem Posten, das Gewehr in der Faust. Unaufhör lich heulten die Granaten über die Köpfe weg — schnell trinkt man noch den Frühstücksschwarzrn — vielleicht ist es der letzte, allerletzte —, raucht eine Zigarettr. Sieben Uhr! Mit ungeheurem Krach fliegt die von dem blutjungen Sappeurleutnant Fill ange- zündete Mine auf. Wie ein Mann verstummen die Geschütze — einen Augenblick Totenstille. — Dann brechen sie über die Brustwehr heraus! Mit Hurra und Hoch hinüber zu den Snben! Hinein in ihre Gräben! Der Kolben und das Bajonett be ginnen ihre Blutarbeit. Die Serben waren so überrascht, daß sie an gar keinen Widerstand dachten. Zwei ihrer Offiziere wurden gesangengenommen, während sie sich wuschen und rasierten. In wilder Flucht strömten die Silben zurück. Nur ein Ob?rst wollte sie, mit dein Revolver in der Faust, zurückhalten — er wird überrannt, springt auf, wirft eine Handgranate gegen unsere Leute, schießt seinen Revolver Ker und ist im nächsten Augenblick zufammengehauen. Aber die Sieger haben den Tapferen doch geehrt. Nach dem Kampf hoben sie sein« Leiche aus dem Berge der Toten heraus und begruben sie unter ein:m schönen, alten Baume. Einen Hügel wölbten sie über dem Grab dieses braven Soldaten und setzten ihm ein sauber und sorgfältig geschnitztes Kreuz zu Häupten. Darauf las ich die Inschrift, die mit sichtbarer Zlcht- samkeit darauf gemalt war: Hier ruhet ein tapferer serbischer Offizier, beerdigt von Soldaten des k. u. k. 73. Infanterie- Regiments. Ein paar Worte nur, nüchtern beinah in ihrer Schlichtheit, und doch merkte ich, als ich sie g »lesen, daß ich unbewußt die Kappe dabei abgenommen. Don ihren Leuten hatten die Sieger nicht viel zu begraben. Vier Tote und vier Verwundete waren ihr ganzer Verlust. Aber 600 serbisch« Leichen lagen in den erobrrtcn serbischen Stellungen. Am linken Flügel waren oie Elfer vorgebrochen, waren in einem Schwung tausend Schritt über den Damm hinaus oorgebraust. Kein Halten mehr gab's bei den Serben. — Uns gehörte die Parasnica — offen lag der Weg nach Serbien hinein! Dort, wo die Dreiundsiebzigcr ihren großen Sieg erfochten, machten wir Miltagsrast. Brieten uns am Feuer ein Stück Speck, tranken den letzten Tropfen Kaffe.' und fuhren heim Spät am Abend kamen wrr an. alle betäubt, erfüllt von diesem wunderbaren Er lebnis, das Parasnica heißt. — Ich wünschte, sie bliebc so, wie sie ist. So verwüstet, zerschossen, blutgedüngt, ein bleibendes Denkmal für die Helden, dk auf ihr gekämpft. Denn Helden waren sie beide — Sieger wie Besiegte. Ernst Klein, Kriegsberichterstatter. Neu! Vöol Aus vielfache Anregung aus dem Felde lie fern wir zum Versand als Liebesgabe '/-» Flasche Odol in einer hübschen Metall-Feld- Dole, die fix und fertig als Feldpostbrief sloPfg. Porto) verpackt, in allen Apotheken, Drogengeschä'ten, Parfümerien Usw. zum Original-PrciL von 85 Pfg.*) zu haben ist. *) Die Metall-Feld-Dos« wird während de« Feld- zuge» kostenfrei geliefert. Der leichteren Mitsührung wegen Haden wir die halbe Flasch« Äst stzr diesen Zweck gewählt.
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